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14.10.2023 , 02:00 Uhr
"... muss es ja eine andere gegen."
Nein, ich sehe nicht, dass der Autor der Meinung sei, es gäbe jetzt eine kurzfristige Lösung. Er schreibt davon, dass es *keine* militärische Lösung gibt, und solange geschossen wird, gibt es auch keine friedliche Lösung.
Was "danach" geschieht, weiss keiner, u.a. weil keiner weiss, wer dann noch lebt.
Merke: nicht jeder der um Verständnis der Situation bemüht ist, hat bereits ein Patentrezept im Ärmel. Soll er deshalb schweigen?
zum Beitrag13.04.2023 , 19:08 Uhr
"Sie könnten aber schuld sein."
Prima, lasst uns alles verbieten, was zur Staubildung zum falschen Zeitpunkt beitragen *könnte*.
Wenn ich richtig verstehe, hieße das, jede Befahrung der betreffenden Straßen mit KFZ wäre zu untersagen.
Genau genommen, braucht's ja noch nicht mal den Umweg über den Stau: jedes KFZ auf Berliner Straßen *könnte* ja den Tod eines schwächeren Verkehrsteilnehmers direkt verursachen.
Machen wir uns nichts vor: manche fatalen Unfällen entstehen durch die Verquickung mehrerer Zufälle, die einzeln gesehen unscheinbar sind.
Um die Zahl der Verkehrstoten zu senken, hilft am meisten, die *häuftigsten* Ursachen zu verhindern. Ich glaube diese Ursachen sind hinlänglich bekannt.
Geht es überhaupt darum, dass weniger Menschen im Verkehr sterben?
zum Beitrag21.04.2022 , 00:24 Uhr
Da die Lösungen, die ansonsten auf dem Tisch liegen, allesamt sehr bescheiden sind, klar: wir sollten NATÜRLICH überlegen, ob es nicht schlauere Strategien gibt, als zurückzuschießen.
Auch sollte das Nachdenken über nicht-militärische Mittel vielleicht nicht in den Kategorien der militärischen Auseinandersetzung stattfinden. Kann es wirklich darum gehen, Panzer gewaltfrei aufzuhalten? Marschflugkörper?
Ich fänd's ja viel charmanter, wenn ein scheinbar erfolgreicher Angriff am Ende effektlos verpufft.
Hätte man nur schon viel früher überlegen und einüben müssen. In diesem Sinne halte ich die vorgeschlagene Finanzierung von 1 Mrd. für die Entwicklung gewaltfreier Methoden für den ersten guten Vorschlag in dieser Situation.
zum Beitrag10.04.2022 , 14:23 Uhr
"Man wird wenig Verständnis für eine Debatte finden, ob die USA womöglich noch andere Motive als die Verteidigung der ukrainischen Souveränität haben"
Ja, natürlich gehört das Weltbild, dass die USA immer auf der richtigen Seite stehen auf den Müll ("with God on our side"). Gilt für jeden Staat.
Wovor ich nur Angst habe, ist die Tendenz, mit dem Hinweis auf "industrielle Interessen" oder dergl. die gesamte Politik eines Landes zu diskreditieren.
In einem nicht-autoritären Staat ist doch das tatsächliche Handeln das Ergebnis von diversen unterschiedlichen Interessen, oder?
Viel spannender, als die Frage, welcher Staat nun "im Recht" sei, finde ich die Frage, wie man den Einfluss menschenverachtender Interessen (ob industriell, militärisch oder welcher Art auch immer) VERRINGERN kann.
Solange wir das nicht angehen, bleibt es doch bei Rechthaberei und dem Wettbewerb, welcher Seite schlimmere Motive nachgewiesen werden können. Und das hilft keinem.
zum Beitrag10.04.2022 , 14:00 Uhr
"Ich nehme an, die Electricity Map, die tagesaktuell den CO2-Ausstoß farblich darstellt, muss sich irren."
Hat sich die EU-Taxonomie schon so tief eingebrannt, dass jetzt Atomkraft als nachhaltig eingestuft wird? In der taz??
Außerdem muss ich farbenblind sein, ich sehe auf der Karte Deutschland in einem Gelbton, der im Vergleich gar nicht soo schlecht da steht, und um Länder mit höherem Anteil erneuerbarer Energien zu finden, muss man schon suchen (gut Norwegen muss man nicht suchen, das weiß man).
Kurz: Frankreich als leuchtendes Vorbild der Energiepolitik hinzustellen finde ich doch arg kurzsichtig.
Aber ich vergaß natürlich, das Habeck für die Energiepolitik der letzten 20 Jahre verantwortlich ist.
zum Beitrag07.04.2022 , 14:26 Uhr
Das ist jetzt sicherlich furchtbar naiv, aber ich versuch mal eine Antwort:
Es überrascht mich nicht, dass es unter 8 Mrd. Artgenossen bei gegebener Diversität eine "ausreichende" Anzahl von Männern gibt, deren Machtgeilheit über jegliche Rationalität erhaben ist.
Was mich erschreckt, ist, dass diese Gruppe tatsächlich mächtige Positionen einnehmen kann (Putin als Schuhputzer würde wenig stören).
Letztere Frage ist aber mehr als eine Charakterfrage, sondern eher die Systemfrage: Offenbar tendieren Menschen dazu, sich so zu organisieren, dass machtgeile Männer im *Kampf* um mächtige Positionen im Vorteil sind.
Welche Eigenschaften des Systems sind es, die dazu führen? Gäbe es andere Systeme, die dieses Problem nicht (weniger) haben?
Vogel- oder Fischschwärme haben das Problem nicht, sind aber nicht auf Millarden Individuen übertragbar (?).
Jede Hierarchie hingegen fördert Durchsetzungsstarke.
Der Mensch, individuell (oft) so, so schlau, ist als Population in globalem Maßstab in der Sackgasse. Spricht der zutiefst resignierte Pessimist, der so gerne eines besseren belehrt werden würde. Konjunktiv.
zum Beitrag23.03.2022 , 17:08 Uhr
Oh ja, gerne.
Vorschlag:
(1) taz.de/Experimente...enschaft/!5834234/
(2) akzeptieren, dass sowohl Kooperation ALS AUCH Konfrontation als Strategie gegen "Erpresser" versagen
(3) nachdenken
...
zum Beitrag23.03.2022 , 15:01 Uhr
"Russland akzeptiert für Gas nur Rubel"
Shit, hat er den Artikel von Ulrike Herrmann gelesen - taz.de/Debatte-um-...eboykotte/!5839853 ?
zum Beitrag26.02.2022 , 14:51 Uhr
"Von daher muss es sicherlich auch von unserer Seite ein Nachdenken geben."
Ich wünsche mir, das wir uns für dieses Nachdenken, die erforderliche Zeit nehmen. Klar, politische, wirtschaftliche, militärische Entscheidungsträger müssen jetzt reagieren, aber die Zivilbevölkerung hat diesen Zeitdruck nicht.
In allen empörten Kommentaren hier und anderswo habe ich noch nichts gelesen, was mich überzeugt, dass es diesen Krieg mit Sicherheit verhindert hätte, nichts.
Oder hätten wir die Ukraine kurzerhand soweit aufrüsten sollen, dass sie Russland militärisch ebenbürtig ist? (von welchem Geld?) (mit welcher Gewissheit, dass sich diese Waffen dann nicht irgendwann später gegen uns wenden?)
Oder hätten wir die Ukraine über Nacht in die NATO aufnehmen sollen? (und damit einen bereits aktiven Konflikt nachträglich in einen Konflikt zwischen Atommächten umwandeln?)
Diese "Optionen" mögen willkürlich klingen, aber so waffenstarr, skrupellos und durchtrieben Putin ist, ich wäre sehr, sehr vorsichtig, zu behaupten, ich wüsste, mit welcher Strategie er kontrolliert werden könnte.
Auch wäre ich vorsichtig damit, "idealistisch" als Schimpfwort zu benutzen. Spielen nicht "Ideen" eine zentrale Rolle? Die Ideologie, dass die UdSSR wieder in ihren alten Grenzen auferstehen sollte? Das Narrativ, dass in der Ukraine eine Junta ein Genozid verübt? Der Krieg über die Berichterstattung und Interpretation der Ereignisse?
Im Krieg stirbt die Wahrheit zuerst. Wieviel war schon verloren, als wir "zugelassen" haben, dass in Russland die Pressefreiheit stirbt? Hätten wir die Mittel (und das Recht?) gehabt, dies zu verhindern?
Nachdenken gelingt am besten, wenn man die Lösung nicht schon vorher weiß.
zum Beitrag23.02.2022 , 09:58 Uhr
"... ungefähr 700 Gigawattstunden im Jahr – also 700 Tausend Kilowattstunden."
öh, und ich dachte immer 1000 kilo sind 1 Mega (sind 0,001 Giga).
zum Beitrag12.01.2022 , 21:58 Uhr
Falls dies ein Plädoyer für Filibuster war, welchen Sinn sehen Sie denn in diesem Konzept?
Steht dahinter die Auffassung "lieber gar keine Entscheidung als eine, gegen den Widerstand einer Minderheit"? Wie bleibt das Parlament dann handlungsfähig? Oder ist das gar nicht die Absicht? Soll tatsächlich jeder Bundesstaat, jeder Senator Vetorecht haben? Mit welcher Begründung?
zum Beitrag04.01.2022 , 19:53 Uhr
"eine dritte Impfung [schützt] zu 90 Prozent vor einer Einweisung in eine Klinik."
"Bei einem Booster sinkt das Risiko einer Hospitalisierung im Vergleich zu Ungeimpften gar um mehr 85 Prozent."
Wenn die Zahlen in beiden Sätzen korrekt sind, könnte ich etwas Hilfe gebrauchen, worin der semantische Unterschied beider Aussagen liegt.
Da Prozente ja relative Zahlen sind, wüsste ich gerne, welches die 100 Prozent sind, von denen der erste Satz für 90% Entwarnung gibt. Ist vielleicht bei einer der Zahlen auch das Ansteckungsrisiko verrechnet, oder geht es um das Risiko derer, die bereits positiv getestet wurden (Vorsicht: bedingte Wahrscheinlichkeiten)?
Oder liegt dem ganzen die Argumentation zu Grunde, dass "90 Prozent" zweifelsfrei "mehr [als] 85 Prozent" sind?? Warum dann nicht "mehr als 50 Prozent" schreiben, wär ja auch noch korrekt ;p
Mag alles kleinkariert wirken, aber wir haben schon viel zu oft Zahlen verglichen, deren genaue Bedeutung wir nicht wussten / verstanden.
zum Beitrag21.12.2021 , 21:58 Uhr
"Und da sagt uns das Occam'sche Sparsamkeitsprinzip: Wenn's eine naheliegendere Erklärung gibt, nimmt die!"
In naturwissenschaftlichen Fragen finde ich Occams Razor sehr hilfreich, aber in dieser Frage schneidet man sich damit glaub ich leicht in's eigene Fleisch.
Steckt doch hinter manchem verwirrten Gedanken schlicht der Wunsch, eine einfache, angenehme Erklärung zu finden, d.h. der verwirrte Gedanke ist selbst Ergebnis eines Sparsamkeitsprinzipes.
Ich glaube nicht, dass Vereinfachung in Fragen des Miteinanders eine gute Methode ist.
zum Beitrag20.12.2021 , 17:43 Uhr
"Insofern sollten Sie immer nur das letztes Mittel sein ..."
Was ist denn der Punkt, ab dem letzte Mittel eingesetzt werden sollen?
Ich gewinne zunehmend den Eindruck, wer "letztes Mittel" sagt, meint eigentlich: "dazu darf es NIEMALS kommen, komme was wolle".
Kategorisches Ausschließen ist aber m.E. keine Lösung sondern eben Teil des Problems.
zum Beitrag27.11.2021 , 15:08 Uhr
Guter Ansatzpunkt! Ich schätze, weder Rationalismus noch Ganzheitlichkeit kann allein die Welt zum Glück führen.
Wenn nun die aktuelle Krankheit darin besteht, dass die Anhänger beider Strömungen nicht mehr miteinander reden können, wird uns in Zukunft der Ganzheitlichkeitsgedanke bitter fehlen, da er für die Mehrheit der Bevölkerung nun als "Querdenken" (Verschwörungsgeschwurbel, choose your term) gebrandmarkt ist.
Wir brauchen die Vielfalt der Denkmöglichkeiten, und wechselseitige Kritik. Und wir brauchen eine viel bessere Abwägung, welcher Ansatz ZU WELCHER FRAGE angemessene Antworten liefern kann.
Akutes Lungenversagen behandelt man nicht mit Globuli. Marktgesetze bekommen eine Pandemie auch nicht in den Griff.
Selbst innerhalb des rationalen Lagers, muss noch schärfer zwischen Kategorien unterschieden werden: ein Risiko z.B. um FAKTOR 8 zu reduzieren, bezwingt eine EXPONENTIELLE Kurve nicht, es schafft nur ein paar (wenige) Wochen Aufschub.
Auch: die Sequenzierung von Viren erklärt nicht, welche Veränderungen im globalen Ökosystem das Auftreten von Pandemien begünstigen.
Etc. pp.
Jede Frage braucht ihre eigene(n) Methodik(en), und der neu aufgerissene Graben quer (sic) durch die Bevölkerung verkleinert den Werkzeugkasten auf beiden Seiten. Das ist das gesellschaftliche LONG-COVID.
zum Beitrag19.11.2021 , 14:31 Uhr
Was noch fehlt in der Problembeschreibung: bei wem zwischen Infektion und Hospitalisierung mehr als eine Woche liegt, der wird systematisch NIEMALS im aktuellen Wert erfasst, und das schon ganz ohne Meldeverzug, weil der Tag der Infektion Auschlag gibt, nicht der Tag der Hospitalisierung.
Siehe: www.mdr.de/nachric...ntergrund-100.html
zum Beitrag17.11.2021 , 20:43 Uhr
"sowohl als auch" - Klaro, eine Impfkampagne z.B. kann nur gelingen, wenn sie gut organisiert ist, UND wenn auch alle hingehen. Einseitige Schuldzuweisung (egal welche Richtung) bringt uns nicht weiter.
Der Begriff "Verschwörungstheorie" ist doch schon halbwegs ausgebürgert :) Ich denke, "-erzählungen" trifft es ganz gut, und ist auch schon üblich. Oder zur Not auch "-mythen".
zum Beitrag11.11.2021 , 14:35 Uhr
"trillions" sind Billionen, wenn man genau argumentieren will (10 hoch 12). Was sind "trillionen"?
zum Beitrag08.11.2021 , 21:34 Uhr
"Der Senat hatte diesem Gesetzestext, der Milliardeninvestitionen in Straßen, Brücken, Tunnel, Wasserleitungen und das Breitbandinternet vorsieht, bereits im August zugestimmt. Biden muss es nun noch durch seine Unterschrift in Kraft setzen."
???
zum Beitrag27.09.2021 , 23:58 Uhr
Am Tag nach der Bundestagswahl kehre ich hierher zurück und fürchte: ja, wir haben umsonst gelitten. Die Wahl kam zu spät, der Impuls, grundsätzliches zu ändern, ist verflogen.
zum Beitrag20.09.2021 , 17:05 Uhr
Starkes Statement!
zum Beitrag27.03.2021 , 12:26 Uhr
Ja, "viele Köche" trifft ein Kernproblem: um eine Krise zu bewältigen, wäre es klasse, eine Strategie zu haben und diese auch umzusetzen. Z.B. No-COVID (a la Australien and friends) oder No-Lockdown (frei nach Schweden) oder Germany First (z.B. bei der Beschaffung von Impfdosen, frei nach USA/GB). Jede dieser Strategien hat ihre Vorteile, zumindest für einige.
Was in Deutschland stattfindet ist das Gegenteil von Strategie: Kompromis. Und so sehr wir doch eigentlich lernen wollen, dass Politik in einem bunten Land von Kompromissen lebt, genau so hilflos scheint ein Kompromiskurs in der Krise.
Es scheint, wir müssen dies erstmal zu akzeptieren lernen: Deutschland ist hilflos - und das mein ich nicht als Untergangspatriotismus, denn auch in dieser Hilflosigkeit sind wir nur mittelmäßig.
Als Ersatz für "Strategie" wird übrigens eher nach "Perspektiven" gerufen, was aber eigentlich nur meint: Augen zu und alles wieder auf. Auch das ist alles andere als eine langfristig wirksame Strategie.
zum Beitrag06.03.2021 , 21:44 Uhr
Ich wünsche mir auch, dass der Lockdown sofort(!) aufhöre - ich weiß aber, dass es grob unvernünftig wäre, diesem Wunsch nachzukommen. "Wünschen" ist etwas anderes als "für richtig Halten".
Das ist übrigens auch ein Plädoyer gegen simple Meinungsumfragen, bei denen jeder denkende Mensch eigentlich viel differenzierter antworten möchte, als der Fragebogen es erlaubt.
zum Beitrag06.03.2021 , 21:26 Uhr
"Die bizarre, weil illusionäre Zero-Covid-Politik..."
Was genau ist so bizarr daran, dass Länder wie Neuseeland, Australien etc. nur noch in Ausnahmefällen Lockdown-Maßnahmen verhängen müssen, um mit wesentlich weniger Einbußen als wir durch die Krise zu kommen?
"Leben mit dem Virus" bedeutet mit höchster Wahrscheinlichkeit, dass es sich weiter exponentiell verbreitet (das ist nunmal seine Natur). Und wieder ist das fiese: das sieht am Anfang ganz langsam und ungefährlich aus, bis es zu spät ist.
In einem stimme ich allerdings zu: es wird viel zu viel über Details diskutiert, und viel zu wenig über die Strategie.
Ich vermute, die aktuelle "Strategie" ist nicht das Ergebnis einer bewussten Entscheidung, sondern das Ergebnis von Rumwurschteln, und es möglichst vielen recht machen wollen.
zum Beitrag04.03.2021 , 22:55 Uhr
Ist das alles so Bauch-gesteuert, wie es aussieht?
Verwendet die Politik irgendwo Modellrechnungen, die besagen, wie viele Infektionen wir uns dadurch "leisten" können, dass ja die Ältesten bereits geimpft sind?
Gibt's irgendwelche direkten Abwägungen, inwiefern das Testen (angenommen es liefe wie geplant) die fehlende Nachverfolgen durch die Gesundheitsämter (die ja wahrscheinlich ähnlich überlastet sind, wie zu Beginn des Lockdown) aufwiegen könnte?
Gibt es irgendwelche Pläne, wie wir die dritte Welle - jetzt mit B1.1.7 - stoppen wollen, wenn sie erstmal richtig in Gang ist?
Und Überlegungen wie viel DAS dann kosten wird?
Gibt es irgendwelche Indizien, dass beim aktuellen Kurs die Notbremse (100) nicht bereits im März ausgelöst wird?
Oder glauben die, dass Lockerungen bewirken, dass die Zahlen wieder sinken?? Naja, eine Zahl wird dadurch sinken: die der Bundesbürger.
zum Beitrag06.02.2021 , 15:08 Uhr
"eine 30 mal ansteckendere Virusvariante"
Ups, die Rede ist von 30% ansteckender. Das ist in meiner Mathematik nicht mal 30, sondern mal 1,3 (100% + 30%).
Trotzdem sollte dieser Unterschied natürlich eingerechnet werden!
Eine andere Zahl, die derzeit ziemlich untergeht: die Anzahl der aktuell Infizierten. Meine persönliche Prognose (basierend auf öffentlichen Zahlen und ein bisschen Mathematik) besagt, dass wir in diesem Aspekt (im Gegensatz zur Inzidenz) für die nächsten 4 Wochen noch deutlich über dem Höchststand vom Frühjahr 2020 bleiben. Merke: das ist das "Reservoir" an Menschen, die bei Lockerungen wieder anfangen würden, das Virus zu verbreiten.
Ja, Zero-Covid klingt nach einer Strategie, die langfristig deutlich(!) weniger Schaden anrichten würde. Unter dem Vorbehalt, dass in Europa die Grundvoraussetzung anders sind, als z.B. in Neuseeland und Australien.
zum Beitrag13.12.2020 , 22:55 Uhr
Ich würde präzisieren: wenige werden der Wissenschaft absprechen, dass sie Dinge ERKLÄREN kann. Aber wenn sie PROGNOSEN liefert, die düsterer sind, als das, was wir jetzt mit eigenen Augen sehen, dann schauen viele eben lieber weg, leider! "Ach, wird schon nicht so schlimm kommen!"
Im Frühjahr war viel die Rede davon "auf Sicht" zu fahren. Das reicht aber nicht, wir müssen uns in diesem Nebel endlich trauen "nach Instrumenten" zu fliegen, nach den Instrumenten der wissenschaftlichen Prognose, die uns sichtbar machen, was das bloße Auge noch nicht sieht!
Solange das nicht gelingt, MÜSSEN viele Menschen sterben um die Notwendigkeit in die Köpfe zu bekommen. Und sobald das nachlässt, ist schnell wieder alles vergessen. Tragisch.
zum Beitrag25.11.2020 , 23:25 Uhr
"Der Tod gehört in der Regel zum Leben."
Das klingt ja fasst so, als bräuchten wir keine Ärzte, da die doch nur den natürlichen Tod hinauszögern. Das können Sie nicht meinen.
"@Jim Hawkins Cool bleiben..."
Ich denke es gibt einen Zwischenweg zwischen (Herzens)Kälte und Panik. Wollen wir in Empathie nennen? Ich denke um sowas geht es in dieser Spalte.
zum Beitrag25.11.2020 , 23:08 Uhr
Ich denke beides ist sinnvoll: einzelne Gesichter zu zeigen, und die große Zahl zu veranschlaulichen und im Bewusstsein zu halten. Eins ohne das andere würde verharmlosen.
Als Steinmeier im September eine Gedenkstunde vorschlug taz.de/Trauern-um-Coronatote/!5712507 war er wohl eher der Meinung, es sei noch nicht an der Zeit?
Als die USA die 100000 erreichten, war das in der New York Times nicht zu übersehen.
Zur Analogie Flugzeugabsturz: vielleicht sollten wir mit der Gedenkstunde nicht bis "danach" warten, sondern z.B. für jeweils weitere 1000 Tote eine Gedenkveranstaltung machen.
zum Beitrag22.11.2020 , 23:38 Uhr
Die Regung kann ich nachvollziehen, aber hätte Deutschland dann nicht bald eine lange Grenze zu einer wieder erstarkenden russischen Großmacht? Wäre das nicht auch ein bisschen "ungemütlich"?
Wie so häufig in der Diplomatie der Konflikt zwischen "Klare Kante" und "im Gespräch bleiben".
zum Beitrag21.11.2020 , 01:31 Uhr
Angenommen, man könnte pauschal sagen, dass BDS böse sei, wie sähe denn im Gegensatz dazu eine "gute" Bewegung aus, die den Palästinensern zu ihrem Recht verhilft?
zum Beitrag17.11.2020 , 00:26 Uhr
War das jetzt eine Antwort auf das Interview mit Bettina Jarasch?
zum Beitrag08.11.2020 , 23:42 Uhr
Ja, lasst uns jetzt diskutieren, streiten, mit welchen selektiven Maßnahmen, die dritte Welle im Keim erstickt werden kann.
Für die zweite Welle sehe ich nicht, dass wir noch über den Luxus verschiedener Optionen verfügen. Das Virus wartet nicht, bis wir uns geeinigt haben.
zum Beitrag31.10.2020 , 23:35 Uhr
"Die Frage ist doch aber, wie hätten Sie es denn gern?"
Diese Frage kann gar nicht oft genug gestellt werden.
Haben Sie noch die Kraft, auf eine Antwort zu hoffen?
"Ich kenne jede Menge Leute, die im Prinzip mit den Einschränkungen einverstanden sind. Nur nicht mit der und der und der. Also mit allen, die sie selbst betreffen."
Sind das dieselben Leute, die sagen, der Staat sollte weniger verbieten, die vernünftigen Bürger würden schon von selbst verantwortungsvoll handeln?
Wird hatten eine Chance, verantwortungsvolles Handeln unter Beweis zu stellen - diese Chance haben wir gründlich in den Sand gesetzt. WIR. Too late to cry.
Wer schenkt diesem Land ne Portion Solidarität, dass wir wieder anfangen das Problem gemeinsam anzugehen, statt gegeneinander?
zum Beitrag28.10.2020 , 22:36 Uhr
JEDE einschränkende Maßnahme wird von einem Teil der Bevölkerung als "blinder Aktionismus" empfunden.
Und wenn z.B. auch Gassen et al nach der Evidenz fragen, und selber keine Maßnahmen benennen, die evident zielführend sind, dann ist's an der Zeit, zuzugeben: wir haben aktuell keinen besseren Plan. Keiner hat den.
"Zielgenau" ist kaputt, seit die Infektionszahlen die Gesundheitsämter überfordern. Too late to cry.
zum Beitrag24.10.2020 , 13:42 Uhr
Es ist eine Frage der Perspektive.
Vor Gericht landen Einzelfälle. Eine recht beschränkte Perspektive.
Regierende haben eine Gesamtverantwortung. Sie müssen zum Wohle der Allgemeinheit deutliche Einschränkungen durchsetzen. Das die bisherigen Maßnahmen bei weitem nicht mehr reichen, ist mehr als offensichtlich.
Das Gericht bezieht sich darauf, dass nicht nachgewiesen werden konnte, dass von Gaststätten viele Infektionen ausgehen. Weder konnte das Ausbleiben von Infektionen nachgewiesen werden (zu viele Infektionsquellen werden gar nicht erkannt), noch berücksichtigt die Entscheidung, dass die Sperrstunde (hoffentlich) das Verhalten der Leute grundsätzlich beeinflusst. Nochmal: die Wissenschaft hat bestimmt NICHT BEWIESEN, dass Sperrstunden DAS FALSCHE MITTEL sind. Das kann sie bei der aktuellen Versuchsanordnung gar nicht.
Ich kann jede:n Regierende:n verstehen, die/der hier allmählich verzweifelt. Natürlich wird jede Einschränkung von Einzelnen beanstandet. Wenn die Konsequenz ist, dass man die Hälfte der beschlossenen Maßnahmen wieder zurücknehmen muss, dann sehe ich keinen Trotz am Werk, wenn Lockdown als letze, einzige Option übrigbleibt.
Ich seh hier ne Menge Sankt-Florian-Prinzip am wirken.
Wer das konfliktfreie, unumstrittene Mittel hat, die Pandemie zu stoppen, werfe den ersten Stein.
zum Beitrag20.10.2020 , 20:31 Uhr
Nicht vergessen: wir beobachten immer das Ergebnis der Vergangenheit, die Konsequenzen dessen was vielleicht vor 2 Wochen geschah.
Zu den Parties: Egal, wer oder was uns die aktuellen Infektionszahlen beschert hat, wenn die Nachverfolgung zahlenmäßig nicht mehr hinterher kommt, kann man die ursprüngliche Ursache noch so gründlich ausschalten, das ändert dann kurzfristig auch nicht mehr viel im Geschehen. Also Vorsicht mit Umkehrschlüssen!
Andererseits klang Müllers Ratlosigkeit im Radio eher so, als bezog sie sich auf diejenigen, die immer noch nicht kooperativ mithelfen, das Ding unter Kontrolle zu bringen. Ob er da an gerichtlich gekippte Maßnahmen dachte? Oder an Maskenmuffel? Das hab ich nicht gehört.
zum Beitrag20.10.2020 , 19:59 Uhr
Viele kluge Gedanken.
"Das gesamtwirtschaftliche Wachstum der letzten Zeit von max. 2% in "guten" Jahren spricht praktisch keine Rolle [...] in 10 oder 15 Jahren".
(zugegeben etwas sinnentstellend gekürzt, aber):
Kleine Kopfrechenübung: wieviel ist 15 Jahre 2%-iges Wachstum?
Wie lange dauert Wachstum um 100% bei jährlich 2%?
--- spoiler alert ---
Japp, die Verdopplungszahl lautet: 35.
Ich sag ja nur.
zum Beitrag20.10.2020 , 19:40 Uhr
Sie meinen, das goldene Kalb "Wachstum" liegt eh schon auf dem Sterbebett? Ich wäre der letzte, das zu bedauern :)
Ich fragte mich nur, wer sich eigentlich noch an den Club of Rome erinnert. Mann, ist das lange her...
Bleibt nur ein weiteres Lieblingsthema anzusprechen: wie MESSEN wir eigentlich "Wachstum"? Etwa per Brutalunsozialprodukt, oder vielleicht gar per Gemeinwohlbilanz? Letztere könnte vielleicht sogar noch eine ganze Weile wachsen, schadlos, versteht sich: de.wikipedia.org/w...wohl-%C3%96konomie
zum Beitrag20.10.2020 , 19:06 Uhr
"... Das liege dem RKI zufolge aber auch daran, dass Infektionen in Bus und Bahn nur schwer nachzuweisen seien."
Liegt da vielleicht der Hase dieser Statistik im Pfeffer?
Was als Infektionsquelle angesehen wird, basiert doch zuallererst auf den Aussagen des Infizierten. Wenn er sagt: "in der Familie", oder "im Büro", findet man dort u.U. weitere Infizierte, und verwechselt dann vielleicht Ursache und Wirkung.
Wer kann schon (außer per App) benennen, mit wem er in Bus oder Bahn zusammen saß, so dass man dies als Infektionsquelle identifizieren kann?
Da die RKI-Untersuchung aber nur erkannte Ausbrüche betrifft, also Situationen, wo bekannt ist, dass sich mehrere Leute im selben Umfeld infiziert haben, ist sie möglicherweise auf dem Auge "Verkehr" weitgehend blind. Schließlich sind überhaupt nur 27% der Infektionen einem Ausbruch zugeordnet.
Das sagt nicht, dass Öffis gefährlich sind, aber das Gegenteil scheint es nach meiner Interpretation genau so wenig zu zeigen.
zum Beitrag19.10.2020 , 00:54 Uhr
So scheitert alles daran, das grünes Wachstum nicht funktioniert?
Vielleicht wäre es an der Zeit einen Club zu gründen, der seinen Bericht veröffentlicht unter dem Titel "Grenzen des Wachstums". Rom wäre doch eine schöne Kulisse dafür.
Aber, um über etwas so Abwegiges nachzudenken, ist die Lage wohl noch nicht dringlich genug.
Oder konnte uns ein Virus eventuell für die Gefahren exponentiellen Wachstums sensibilisieren?
zum Beitrag18.10.2020 , 18:33 Uhr
"Kann man das alleine durch patriarchale Strukturen erklären?"
Natürlich lässt sich das Problem nicht allein durch einen Faktor erklären. Mindestens das Kastensystem spielt eine zentrale Rolle, klar. Und die ewigen Kämpfe zwischen Religionsgruppen. Und die Bereitschaft von Bevölkerungsgruppen gegen andere Gewalt auszuüben.
Aber vielleicht ist doch was daran, dass ein Durchbrechen patriarchaler Strukturen und Traditionen zentral ist und auch auf anderen Feldern mehr Gerechtigkeit möglich macht. Ich sage bewusst "möglich", weil der Weg zu einem Ende der Gewalt in Indien mit Sicherheit lang und beschwerlich ist.
--
Wer mag diese Sophie Roy sein, sie ist nicht zufällig mit Arundathi Roy verwand?
zum Beitrag18.10.2020 , 13:50 Uhr
"Herdenimmunität zu erreichen, die Schweden bereits erreicht hat."
Quelle?
Zahlen der WHO, z.B., zeigen einen erneuten Anstieg der Neuinfektionen, der der Vermutung von Herdenimmunität widerspricht: covid19.who.int/region/euro/country/se
zum Beitrag18.10.2020 , 13:39 Uhr
Ja!
Ich denke, es wäre höchste Zeit, einen Konsens darüber zu finden, welche Art von Risikomanagement wir wollen, d.h. wie viel uns derzeit das Vorsorgeprinzip bedeutet, und damit: wo liegt die Beweislast? Und zwar jetzt aktuell, bezogen auf die heutige Situation und bezogen darauf, was wir statistisch für die nächsten Wochen erwarten müssen.
(A): Freiheit ist die Norm, vor jeder Einschränkung muss deren Wirksamkeit bewiesen werden.
Oder:
(B): Jede Maßnahme ist legitim, es sei denn, es kann gezeigt werden, dass der Verzicht auf diese Maßnahme kein relevantes Risiko erzeugt.
Im Sommer hatten wir den Luxus uns sehr in der Nähe von (A) zu bewegen. Aber wenn jetzt ein Irrtum in der Risikoeinschätzung bedeutet, dass wir ev. in 2 Wochen feststellen, dass wir die Kontrolle über das Geschehen komplett verloren haben, also (fast) alle Freiheiten eingeschränkt werden müssen (2. Lockdown), dann sehe ich uns doch sehr, sehr nah an dem Modell (B).
In meinen Augen sollte dieser Konsens auch beinhalten, bis zu welchem Maße Ungleichbehandlung legitim ist, um (weithaus) Schlimmeres zu verhindern. Mit anderen Worten: es geht nicht darum, eine 100% gerechte Lösung zu finden (die gibt es nicht), sondern die Ungerechtigkeit klug zu minimieren, oder: "gerecht zu verteilen". DAS ist m.E. die schwierige Frage dieser Zeit.
zum Beitrag18.10.2020 , 12:55 Uhr
Da stell ich mich mal ganz dumm: wo sehen Sie Anzeichen, dass sich irgend jemand NICHT an Zahlen des RKI orientiert?
Zwei Anmerkungen zur Spezifität:
Ich lese beim RKI "Aufgrund des Funktionsprinzips von PCR-Testen und hohen Qualitätsanforderungen liegt die analytische Spezifität bei korrekter Durchführung und Bewertung bei nahezu 100 %" (Bulletin 35|2020). Woher genau kommt die Zahl 99%?
Schauen Sie bitte nochmal darauf, was die Grundmenge ist, auf die diese Prozentzahl bezogen ist. Ich würde vermuten, dass 99% Spezifität bedeutet: von 100% POSITIVEN Testergebnissen sind (mindestens) 99% zutreffend. Da kommen ganz andere Zahlen bei heraus, als Ihre "990 falsch positiv getesteten Personen". Aber ohne Ihre Quelle kann ich meine Vermutung nicht überprüfen.
Unberücksichtigt bleibt zudem die Frage, ob die falsch positiven Ergebnisse nicht eventuell durch eine ähnliche Zahl falsch negativer Ergebnisse aufgewogen wird - statistisch gesehen.
Ich kann aus all dem nur folgern: die "Messfehler" durch PCR sind statistisch und erst recht politisch irrelevant.
Beim RKI klingt das so (selbe Quelle): "Bei korrekter Durchführung der Teste und fachkundiger Beurteilung der Ergebnisse gehen wir dem-nach von einer sehr geringen Zahl falsch positiver Befunde aus, die die Einschätzung der Lage nicht verfälscht."
zum Beitrag17.10.2020 , 13:06 Uhr
... und das, wo doch die Betonung auf "Mit" liegt ...
zum Beitrag12.10.2020 , 22:39 Uhr
"Das Problem ist, dass man ... nicht mit ... in Einklang bringen KANN."
Zu beweisen, dass eine Lösung unmöglich ist, ist bekanntlich einer der schwierigeren Übungen.
Wir könnten jetzt lange herum rechnen, mit welchen Parametern die Rechnung am Ende doch aufginge, mathematisch gesehen.
Aber höre ich heraus, dass es ihnen um die grundsätzliche Frage geht, ob Politik von Parteien oder Personen ausgeübt werden sollte. Das Grundgesetz erwähnt Parteien, lässt aber erstaunlich viel Spielraum, welche Rolle sie genau in der Demokratie spielen.
Da gibt es also viele interessante Fragen zu diskutieren (dann aber auch: Wie verschafft man einer überregionalen Minderheit Gehör? Wer ist die Partei?), aber ich glaube nicht, dass viele Leute die Frage Partei oder Person aktuell als "das Problem" einstufen.
zum Beitrag09.10.2020 , 23:56 Uhr
Na, dann lassen Sie mal die Katze aus dem Sack: was ist denn das Problem?
zum Beitrag08.10.2020 , 16:46 Uhr
Was ist daran unklar?
CDU/CSU haben kein Interesse daran, sich dem Verhältnis der abgegebenen Stimmen zu beugen, wenn sie von Zweitstimmen überverhältnismäßig profitieren können. Die aktuelle Regierungsmacht zu nutzen, um sich für die nächsten Wahlen einen Vorteil zu verschaffen, dafür ist "parteipolitische Spielchen" noch viel zu harmlos formuliert.
Wie teuer eine Demokratie ein schlechtes Wahlrecht zu stehen bekommt, kriegen wir ja regelmäßig von den USA vorgeführt.
zum Beitrag08.10.2020 , 16:18 Uhr
Gesucht: Privatperson, die die Statue gut sichtbar in ihren Vorgarten stellt! Zentrale Lage bevorzugt.
zum Beitrag07.10.2020 , 14:57 Uhr
"Wenn ich es richtig verstehe ist doch aktuell mit das größte Problem, dass Arbeitgeber:innen nicht bereit sind, ihre Angestellten in Selbstisolation zu schicken, wenn sie nur einen Verdacht haben, sich infiziert zu haben, aber nicht getestet sind. "
Welche Branchen / Arbeitgeber sind das? Wer übt da Zwang aus?
zum Beitrag01.10.2020 , 01:49 Uhr
"Der Appell an die "Eigenverantwortung" hat uns in die aktuelle Situation gebracht. Der Schutz der Bevölkerung vor Naturkatastrophen ist eine hoheitliche Kernaufgabe ..."
Klar, einen klugen Pandemieplan auszuarbeiten, und sich auch daran zu halten (z.B. Bevorratung von Schutzausrüstung inkl. Masken) ist eine hoheitliche Aufgabe, die in der Vergangenheit vernachlässigt wurde. Und ohne ein staatliches Gesundheitssystem sähen wir alt aus.
Dennoch gibt es in einer Viruspandemie einen ganz entscheidenden Faktor, den der Staat nur eingeschränkt steuern kann: es ist nun mal das Verhalten der Bevölkerung, das über die Ausbreitung des Virus entscheidet.
In dieser Situation hat jeder Mensch und jede Institution ihre Aufgaben. Mit dem Finger auf andere zeigen nützt hier nichts.
zum Beitrag20.09.2020 , 02:29 Uhr
Das traurige ist, wie sehr wir uns daran gewöhnt haben, dass der Kapitalismus entscheidet, was eine:r "verdient".
Ist die eine Arbeitsleistung wirklich 10mal, 100mal, 1000mal mehr Wert als die andere? Wertvoll für wen? Für die Gesellschaft? Was ist der Maßstab für diese Wert-Schätzung? Es ist kein menschlicher Maßstab, der auf solche Unterschiede kommen kann.
Naja, die Million wäre vielleicht gerechtfertigt, wenn eine:r Corona weghexen kann, oder Trump, oder beide :)
zum Beitrag19.09.2020 , 15:30 Uhr
Gibt's die Pressekonferenz noch irgendwo online?
zum Beitrag19.09.2020 , 15:26 Uhr
Vielleicht finden sie es ja sympathisch, dass auch einem Präsidenten schwierige Worte manchmal einfach nicht einfallen. Dann fühlt man sich doch gleich viel besser, oder?
zum Beitrag17.09.2020 , 13:45 Uhr
Soweit ich verstehe, ist "Sars-CoV-2" trotz fortlaufender Mutationen eine hinreichend kohärente Gruppe, dass ein Impfstoff tatsächlich einen ausreichend hohen Schutz bewirken kann (niemand redet von 100%), um diese Gruppe von Viren tatsächlich auszurotten, nämlich dann, wenn sie nicht mehr genügend infizierbare Menschen finden, um sich fortzupflanzen.
Die langfristige Mutation aller (Corona) Viren ist ein ganz anderes Thema, das uns nur sagt, es kann jederzeit wieder eine ähnliche Pandemie geben. Das wäre dann aber eben eine neue Pandemie, nicht die Fortsetzung der aktuellen.
Betriebsysteme lassen sich zumindest theoretisch so konstruieren, dass sie faktisch keinen Einbruch zulassen. Jedes update schließt nur Lücken in dem Gesamtkonzept.
In der Biologie scheinen aber Viren und Pandemien zum System dazu zu gehören. Das sind in sofern keine Fehler, die zu reparieren sind.
Insofern würd ich die Parallele zwischen Viren und Viren lieber nicht überstrapazieren. Trotzdem haben Updates und Impfungen eins gemein: sie lassen sich nicht auf einen Placebo-Effekt reduzieren, beide haben eine direkte Wirkung, egal, welche Probleme noch ungelöst bleiben.
zum Beitrag17.09.2020 , 00:01 Uhr
Wo ist das Problem?
Viele haben sich daran gewöhnt, dass Trump die Krise(n) permanent falsch einschätzt.
Dass es für seine Wiederwahl ausreichen könnte, nach all dem Mist in letzter Minute ein einziges Mal Glück zu haben, ist schon eine Meldung wert, oder?
Kommt Trump in diesem Artikel zu gut davon? Bloß weil in einem Teilaspekt die USA mal besser (=schneller) dastehen als die EU?
Ich find's am interessantesten, dass impliziert wird, wenn die USA einen Impfstoff zulassen, dann ist Trump der Held. Was hat er dazu beigetragen?
zum Beitrag11.09.2020 , 23:28 Uhr
Kann "das Leben" schizophren sein? Die Gesellschaft ist voller Widersprüche, so viel steht fest. Und sie verkraftet auch ein kleines bisschen Unvernunft, selbst in der Pandemie. Aber keiner weiß, wie viel sie davon verträgt. Nach fest kommt ab. Den Anflug von Hass kann ich nachvollziehen. Mit Gerechtigkeit hat das alles wenig zu tun. Die Vorstellung "vor dem Virus sind alle Menschen gleich" ist leider falsch.
Nächste Woche besuche ich zum ersten Mal seit Februar ein Konzert -- wie hab ich das vermisst! -- wenn es bis dahin keinen erneuten Lockdown gibt.
zum Beitrag08.09.2020 , 14:45 Uhr
Natürlich muss die StVO der Politik Spielraum bieten, dass sie Schwächere unterstützen darf, da sollte man gar nicht drüber diskutieren müssen. Allerdings gibt ein Verkehrsminister, der die kleinsten Verbesserungen, die ihm versehentlich unterlaufen sind, prompt wieder zurückzieht, nicht wirklich Grund zur Hoffnung auf Besserung.
In beiden Fällen: Gerichte als Garanten des Status-Quo. Veränderung ist illegal. Dann wundert man sich, dass nichts voran geht.
zum Beitrag08.09.2020 , 01:14 Uhr
Ja! Offensichtlicher geht es doch kaum noch!
Ich frag mich nur, warum studierte Leute im Gericht nicht selber drauf kommen, ist das zu einfach für die?
zum Beitrag06.09.2020 , 22:48 Uhr
Dem Vernehmen nach ging die Geschichte noch weiter, ich hörte davon, das die Gekündigte anschließend das Pflegeheim gegen die Drohbriefe verteidigt habe.
Klingt mir so, als wären da noch ein paar relevante Zwischentöne in der Geschichte. Würde mich freuen, wenn die taz da nochmal nach setzen würden.
zum Beitrag05.09.2020 , 14:06 Uhr
Ich sehe, wir werden uns nicht einigen :)
Ich denke, Berlins Charme liegt nicht unerheblich auch daran, dass die Stadt nicht perfekt, nicht nur schön ist.
Nichts gegen Schönheit, aber ich glaube, verletzte Schönheit ist ein ganz besonders starkes Symbol, dass mehr Menschen unmittelbar anspricht, als jeder Hinweis, wo überall schöne Gebäude verschwunden sind. Gebäude, die es nicht mehr gibt, sind nicht besonders anschaulich.
Es geht um Gedenken an Zerstörung, Zerstörung auch und gerade in der Mitte der Stadt. Deshalb ist es gut, dass der hohle Zahn genau da steht, wo er gesehen wird.
zum Beitrag05.09.2020 , 00:06 Uhr
Für Eilige gibt es übrigens inzwischen eine Klarstellung von Drosten auf twitter: twitter.com/c_dros...301749029307645956
Wieder was gelernt: Quarantäne ist nicht das gleiche wie Isolierung.
zum Beitrag04.09.2020 , 23:55 Uhr
Wenn man sich den O-Ton Drosten anhört, versteht man, dass die verkürzte Quarantäne ein zähneknirschendes Zugeständnis wäre, um eine andere Strategie erträglich zu machen: nämlich, dass alle, die potentiell zum selben Quellcluster gehören, wie jemand der gerade positiv getestet wurde, SOFORT und ohne weitere Diskussion in Quarantäne geschickt werden.
Dies stellt einen grundsätzlichen Schwenk der Strategie dar, da weniger darauf geschaut wird, ob der aktuell Infizierte weitere Leute ansteckt, als darauf, wo hat er sich infiziert, und kann daraus abgeleitet werden, wo eventuell ein Superspreading-Event stattfand und aktuell viele andere Teilnehmer das Virus weiter tragen?
Ich bezweifle, dass ohne diese Strategieänderung viele Virologen einer Verkürzung auf 5 Tage zustimmen würden.
Aber dieser Strategieschwenk ist wohl zu kompliziert. Fragt sich, ob die wichtigen Details schon bei den Politikern stecken bleiben, oder ob es erst die Berichterstattung ist, die es auf einen Teilsaspekt verkürzt.
-> www.ndr.de/nachric...oronavirus238.html
zum Beitrag03.09.2020 , 14:12 Uhr
Gedächtnisfaktor nur als Mittel zum Zweck? Allein zum Schutz vor Abriss? Steht der Wert der Kirche selbst höher als der Wert des Gedenkens an den zweiten Weltkrieg?
Prunkvolle Kirchen gibt es viele in der Republik und auch in Berlin.
Eine derartige Ikone des Gedenkens gibt es kaum ein zweites Mal. Kein Europacenter kann die Symbolkraft einer Ruine ersetzen. Vielleicht haben einige Berliner:innen langsam genug davon, aber das Symbol ist ja weit, weit über die Stadtgrenzen hinweg wichtig.
Und ein historisierender Wiederaufbau in der Stadt ist bereits mehr als genug.
zum Beitrag01.09.2020 , 23:13 Uhr
"Der Betonbau daneben an, welcher für heutige Andachten genutzt wird, ist dagegen einfach nur gruselig."
Widerspruch. Wie im Text bereits erwähnt, hat der moderne Kirchraum eine ganz wunderbare Atmosphäre. Ich empfehle, sich dort mal ein gutes Konzert anzuhören.
Neben der Ruine der äußerlich prunkvollen Kirche, ist es ein starkes Zeichen, dass der Neubau nach außen schlicht ist, und seinen eigentlichen Charakter nur innen zeigt.
Rekonstruktion der alten Kirche würde im Übrigen genau das zerstören, was heute ihren einzigartigen Wert ausmacht.
zum Beitrag01.09.2020 , 16:18 Uhr
Sollen wir uns erstmal zum Flanieren in der Friedrichstraße verabreden? :)
zum Beitrag30.08.2020 , 23:53 Uhr
Ich versuche, zu erklären:
(1) Ein Mensch denkt: wenn ich mich infiziere, und drei weitere Anstecke, ist doch nicht schlimm. Wenn dasselbe gleichzeitig die anderen 80 Mio Bundesbürger:innen denken, ist Deutschland in Not, in sehr großer Not. Jede große Zahl von Infektionen, Krankenhauseinlieferungen und Sterbefällen besteht aus ganz vielen einzelnen Ereignissen, jedes mal nur ein Mensch.
Einfach mal einen Zettel an den Spiegel klemmen: "Ich bin mitverantwortlich, dass wir ohne 2. Lockdown durch die Pandemie kommen."
(2) Der Schneeballeffekt findet nicht an einem Ort statt, sondern beschreibt, wie sich die Infektionen multiplizieren, wenn jede:r Infizierte das Virus in seinem eigenen Umfeld mehrfach weitergibt. Und das Risiko ist unter Leuten die Abstand und Masken ablehnen halt drastisch höher, als wenn der/die Infizierte das Virus für sich behält. Aber natürlich stimmt: auch ein überfüllter Wochenmarkt ohne Masken trägt zum Risiko bei. Soll auch nicht sein.
Warum die Geschichte mit den anderen Infektionskrankheiten, die wir auch überlebt haben, nicht mit Sars-CoV-2 vergleichbar ist, wurde nun wirklich oft genug erklärt. Das kann bitte gerade mal jemand anderes machen.
zum Beitrag30.08.2020 , 18:13 Uhr
Vor allem müsste man bei dieser Frage unterscheiden, WIE das internet im home office genutzt wird. E-Mail mit reinen Textnachrichten dürfte da das geringste Übel sein, ganz anders aber, wenn mensch den ganzen Tag in (möglichst hochauflösenden) Videokonferenzen sitzt, vgl. www.berliner-zeitu...ie-umwelt-li.97007
zum Beitrag30.08.2020 , 18:01 Uhr
Was darf, kann oder muss der Staat lernen?
Die Gerichte haben untersagt, dass die Erfahrung des 1. August zu einem Demoverbot führt. Ein unblutiger Fehltritt rechtfertigt also ein Demoverbot noch nicht. Die Veranstalter bekamen eine 2. Chance.
Bei 1.Mai Demos, z.B., hatte die Polizei sehr viel Gelegenheit zu lernen, dass es dabei zu Gewalt kommt. Deshalb tritt sie dort von vorn herein anders auf als bei Corona-Leugnern, die noch keine derartige "Tradition" aufweisen können.
Kritisch ist jetzt, wie die Bilder von Gewalt und Nazisymbolen in Erinnerung bleiben:
Wenn man den Corona-Leugnern durchgehen lässt, das dies alles mit ihnen nichts zu tun hat, dann müssten wir dem selben Zirkus auch nächstes Mal wieder Tor und Tür öffnen.
Nein, dieses Makel muss an der Anti-Corona-Demo kleben bleiben. Dann muss allen Teilnehmern klar werden, was sie da in Wirklichkeit unterstützen, und "der Staat" wird sich nächstes mal erinnern, und anders vorbereitet sein. Bei allem Erinnern an das gestrige Fiasko muss nur sauber getrennt werden: wo geht es um Demoauflagen und deren Einhaltung, wo geht es um Gewalt, verbotene Symbole etc.
Man muss sich also nächstes Mal an Geisels Verbots-Fiasko erinnern ...
zum Beitrag26.08.2020 , 23:49 Uhr
"Die Folge wären [...] weniger Kapazitäten."
Versteh ich was falsch, oder besteht Scheuer darauf, dass Züge stärker ausgelastet sein müssen, als (reservierungsgesteuert) mit 1,5m Abstand möglich?
Hat er sich jemals mit einem Kinobesitzer, einem Konzertveranstalter o.ä. unterhalten? Ist ihm immer noch nicht klar, dass Abstandsregel per Definition eine Einschränkung sind?
Ohne Reservierungspflicht hat kein Reisender die Chance, 1,5m Abstand zu gewährleisten. Vielleicht: ja, aber sicher: niemals. Und das ohne Maskenkontrolle.
Dann bleiben wir doch lieber zuhause, auch wenn die Züge dann nicht nach Scheuers Wünschen ausgelastet sind.
zum Beitrag26.08.2020 , 23:31 Uhr
"... der 1. August hat das Gegenteil bewiesen."
Diesen Beweis kann keiner führen. Wie viele Infektionen innerhalb der 14 Tage nach der Demo auf die Demo inkl. An- und Abreise zurückzuführen sind, kann keiner glaubwürdig sagen. Infizierte blinken bekanntlich nicht, und an keinem Virus klebt ein Etikett auf dem der genaue Übertragungsweg dokumentiert ist.
Ich stimme zu, dass das unmittelbare Risiko einer einzelnen Veranstaltung wahrscheinlich "überschaubar" ist: laut Anzahl der Infektionen am 1. August waren unter 20000 Teilnehmer:innen statistisch vielleicht 2 Infizierte. Deren Reichweite war unter freiem Himmel wahrscheinlich wirklich nicht sehr groß (eher noch auf An- u. Abreise).
Das tückische mit der Statistik ist aber: für jeden einzelnen sind die Zahlen zunächst überschaubar, und "nicht so schlimm", aber mal 80 Millionen gerechnet sind Gesundheitsämter und später Krankenhäuser dann doch überfordert.
Zumal: Selbst wenn die Demo nur 2 weitere Infektionen ausgelöst hat, wenn aber dies gerade Menschen sind, die sich nicht an die Regeln halten wollen, dann ist es gar nicht unwahrscheinlich, dass 2 Infektionen von der Demo der Auslöser für tausende Infektionen ein paar Wochen später sind: Schneeballeffekt. Mehr noch: Schneeballeffekt mit Tarnkappe.
Am schlimmsten wäre vielleicht sogar das Signal: es ist OK sogar unter den Augen der Polizei und in großer Zahl alle Corona-Regeln zu brechen. Nichts ist daran OK.
Nein: keine einzige vermeidbare Infektion ist OK, weil sie potentiell sehr viele weitere Infektionen nach sich zieht!
zum Beitrag26.08.2020 , 22:52 Uhr
Was ist eigentlich aus dem juristischen Nachspiel der vorigen Demo geworden? Wollte der Veranstalter nicht die Polizei nach der Auflösung verklagen, weil sie doch gar nichts dafür könnten, dass die Leute maskenlos demonstrierten, weil das doch die Verantwortung der Polizei gewesen sei, dies durchzusetzen?
Wer sich nicht für Auflagen verantwortlich sieht, will und kann auch nicht zusichern, dass die Auflagen eingehalten werden, kann also auch folglich keine Demo unter Auflagen genehmigt kriegen, oder wie soll das funktionieren?
Sie hatten eine Chance, sich vernünftig zu verhalten.
Idee: wenn die Veranstalter sich nicht um die Maskenpflicht kümmern, könnte man doch die Demonstrant:innen einzeln beaufsichtigen: ein Demonstrant - eine Polizistin - eine Demonstrantin - In Polizist, und wenn die Polizist:innen alle sind, wir der Zug geschlossen. Mehr passen nicht rein :)
Find ich jedenfalls alles sauberer, als die Gesinnungsdiskussion.
zum Beitrag21.08.2020 , 22:23 Uhr
Man kann den Begriff Terrorismus natürlich einfach für alle Gewalttaten benutzen, die vom jeweiligen politischen Gegner ausgeübt werden. Das tun viele. Das gibt nämlich mehr Aufmerksamkeit.
Oder man könnte versuchen, den Begriff inhaltlich zu verwenden.
Wikipedia spricht z.B. von Gewaltakten, "mit denen politische, religiöse oder ideologische Ziele erreicht werden sollen".
Je stärker psychische Probleme und Affekt eine Rolle spielen, umso unwahrscheinlicher ist es, dass dahinter ein zielgerichteter Plan steht.
Je besser ein Täter vernetzt ist, umso eher kann man vermuten, dass die Tat in einem Zusammenhang steht und als Teil einer größeren Strategie verstanden und abgewehrt werden sollte.
Den Verletzten kann es egal sein, wie wir es benennen, aber für die Strategie, ähnliches in Zukunft möglichst zu verhindern, ist die Unterscheidung sicherlich hilfreich.
zum Beitrag21.08.2020 , 21:55 Uhr
Und alle, die nicht zur Klientelblase des Senats gehören, möchten also gar keinen bewohnbaren Planeten? So hab ich das noch nie gesehen.
zum Beitrag18.08.2020 , 15:22 Uhr
Die Modellierung kann nur helfen, zu interpretieren und gegf. zu prognostizieren.
Sie kann es keinem abnehmen, die andere Waagschale zu beurteilen, sprich: wie schlimm ist es, (welche?) Großveranstaltungen abzusagen? Wie schlimm ist es, Kinder nicht in die Schule zu lassen? Und dann gar zwischen beiden Problemen abzuwägen. Mathematisch gesehen ist der Schaden im einen Fall mit dem anderen Fall nicht vergleichbar.
Wissenschaft kann Verständnis fördern. Prioritäten sind das Geschäft der Politik. Beides ist dringend nötig, um Krisen zu bewältigen. Es wäre töricht, wegen der eingeschränkten Aussage auf die Erklärungskraft der Modellierung zu verzichten. Wir müssen alles gemeinsam einsetzen, was uns zur Verfügung steht.
zum Beitrag17.08.2020 , 15:35 Uhr
Volle Zustimmung.
Nur der Punkt mit dem Präzedenzfall stimmt leider trotzdem, da ein Trump sich nicht für diese Unterschiede interessieren wird.
zum Beitrag17.08.2020 , 15:25 Uhr
Nur zur Erinnerung: langfristig entscheidet auch eine kleine Änderung von R über viele Menschenleben.
Trotzdem ist es natürlich gut, sich auf diejenigen Maßnahmen zu konzentrieren, die WAHRSCHEINLICH das beste Kosten/Nutzen-Verhältnis haben.
Nur eben: für exakte, empirische Zahlen fehlt grundsätzlich der Vergleich. Jena war eine sehr hilfreiche Ausnahme, die ja auch in Studien ausgewertet wurde.
Ansonsten sind mathematische Modelle wahrscheinlich das beste verbleibende Mittel, um aus knappen Beobachtungen bestmögliche Interpretationen zu ziehen. Nachteil: die Glaubwürdigkeit solcher Studien, die auf komplexen mathematischen Modellen und jeder Menge Annahmen basieren, kann von Ottonormalverbraucher:in kaum überprüft werden, da sind wir auf Peer-Reviews angewiesen.
zum Beitrag15.08.2020 , 12:55 Uhr
Spannende Perspektive, danke!
Anschlussfrage: wenn Angst haben, das Wackeln der Welt, jetzt also "normaler" ist, können wir aus der langjährigen Erfahrung im Umgang mit Angst vielleicht sogar etwas darüber lernen, wie Menschen mit entgegengesetzten Ängsten miteinander im Gespräch bleiben können, also etwa: diejenigen die sich vor Infektionen, vor einer 2. Welle fürchten, mit denjenigen, die sich vor Einschränkungen ihrer persönlichen Freiheit fürchten, oder sonstwie Angst haben, abgehängt zu werden?
zum Beitrag15.08.2020 , 12:25 Uhr
Und statt der "8%" hatte da EHER "71,8%" stehen sollen, denn:
"Antikörper: Bei 28,2 Prozent der Erwachsenen mit positiven SARS-CoV-2-Test (Eigenangaben im Fragebogen) konnten keine Antikörper nachgewiesen werden;"
Aber auch das ist noch keine exakte Zahle, denn:
"... dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass keine Immunität besteht."
ups?
(selber klicken hilft :) ).
zum Beitrag06.08.2020 , 23:32 Uhr
Mir läuft gerade ein kaltes Kribbeln den Rücken entlang, wenn ich mir ausmale, wie die nächste Demo im Sinne der Freiheit die Abschaffung von Ampeln fordert. Sind ja nicht weniger krasse Einschränkungen als es ein - schluck - Tempolimit wäre.
zum Beitrag04.08.2020 , 01:24 Uhr
"Es gibt keinen Kontrollversuch."
Wie wahr!
zum Beitrag03.08.2020 , 00:08 Uhr
"Wehe, man setzt die 9.000 Corona-Toten mit den 400.000 anderen in diesem Zeitraum in Deutschland gestorbenen in Relation."
Muss man wirklich in jeder Diskussion von vorne anfangen und das Präventionsparadox erklären?
Oder hapert's immer noch am Verständnis für exponentielle Kurven?
Klar gibt es andere Todesursachen, um die sich die Politik dringend kümmern sollte, aber keine davon kann mit attraktiven Verdopplungsraten aufwarten.
zum Beitrag02.08.2020 , 14:56 Uhr
"Es gibt aber keinen Grund, sich Sorgen zu machen."
Noch wissen wir nicht, wie es ausgeht. Neben der Virologie und Epidemiologie ist der entscheidende Faktor, wie Politik und Menschen im Alltag reagieren.
Man könnte demnach das Präventionsparadoxon abwandeln: "wenn zu viele Menschen sich keine Sorgen machen, müssen wir uns große Sorgen machen."
Vielleicht müssen wir lernen, uns Sorgen zu machen, ohne in Panik zu verfallen :) - aber vielleicht meinten Sie ja genau das mit "weiter vorsichtig sein".
zum Beitrag30.07.2020 , 16:04 Uhr
Das mit dem Selbstkostenpreis ist möglicherweise der Pferdefuß: Es ist jedenfalls mehr, als nur die Arbeitsstunden, die bei der Entwicklung eines bestimmten Impfstoffes aufgewendet werden. Was noch? Man muss erstmal das Labor habe, und dazu sehr, sehr qualifizierte Forscher, die in der Lage sind, diese Stoffe überhaupt zu entwickeln. Um hochqualifizierte Forscher genau dann am Start zu haben, wenn die Pandemie ausbricht, muss man sie *vorher* angeworben haben, und vielleicht viele Jahre mit kleineren Aufgaben und gutem Gehalt glücklich machen und halten.
Es wäre in der Tat mal eine sehr, sehr anspruchsvolle Aufgabe, diesen Gesamtaufwand zu beziffern, inklusive all jener Entwicklungen, die entweder erfolglos blieben, oder einfach zu spät, so dass es keine Abnehmer mehr gab.
Ich wüsste nicht, was einen Staat daran hindern sollte, selber Forschungslabore zur Impfstoffentwicklung einzurichten und zu finanzieren, außer: die immensen Kosten, auch zu Zeiten, wo gerade keine Pandemie herrscht.
Alles nicht einfach.
Nur eins geht auf keinen Fall: die Unternehmen erstmal jahrelang durch riskante Investitionen in Vorleistung gehen lassen, und sie dann, wenn sie Erfolg haben, enteignen :)
zum Beitrag30.07.2020 , 00:36 Uhr
Nicht jeder Professor ist Experte für Viren und Pandemien, auch nicht wenn da "Mikrobiologie" draufsteht. Beim SWR liest man, inwiefern er sich außerhalb seines Fachgebietes äußert, und in beiden Fakten-checks kann man nachlesen, wo die Denkfehler seiner Argumentation liegen.
Ihn als Troll zu bezeichnen, schießt vielleicht ein wenig über's Ziel hinaus (dass würde mutwilliges Stören des Diskurses unterstellen), aber auf alle Fälle hat er bereits mehr Aufmerksamkeit bekommen, als er verdient. Weshalb es im allgemeinen Interesse wäre, wenn das Interesse an seinen Äußerungen möglichst schnell abebben würde. Wir haben besseres zu tun.
zum Beitrag28.07.2020 , 13:44 Uhr
Ich weiß nicht, solange die Chance besteht, ein Land wieder 100% virenfrei zu bekommen, ist m.E. ein sehr, sehr hoher Einsatz kurzfristig gerechtfertigt.
An der Wurzel des exponentiellen Wachstums ist Prävention unendlich viel billiger, als wenn die Lawine erstmal zu wandern angefangen hat.
Davon, diese Frage diskutieren zu müssen, sind andere Länder leider weit entfernt. Wir können nur staunend(!) zusehen.
zum Beitrag28.07.2020 , 13:13 Uhr
Don't feed the trolls?
Vielleicht reichen diese links aus:
www.zdf.de/nachric...ck-bhakdi-100.html
www.swr3.de/aktuel...en-corona-100.html
zum Beitrag21.07.2020 , 00:16 Uhr
Nach meinem Empfinden, ist jeder, der eine Maschine bedient, die potentiell Unschuldige tötet, dazu verpflichtet, Sorge zu tragen, dass er NIEMALS über dem gesetzlichen Grenzwert liegt.
Jeder tolerierte Stundenkilometer über'm Limit ist bereits Kulanz. Und wer einmal innerorts bei 71 km/h erwischt wurde, hatte ja schon genug Gelegenheiten, Unheil anzurichten, bei den vielen Malen, wo er/sie nicht erwischt wurde.
Aus Unachtsamkeit mal eben das Risiko um den Faktor 7 zu steigern (s.o.) kann doch kein Kavaliersdelikt sein. Sind uns Menschenleben wirklich so wenig wert?
Vorschlag zu Güte: Vielleicht also eher nach oben differenzieren: bei Wiederholung längeres Fahrverbot.
zum Beitrag14.07.2020 , 15:12 Uhr
Wo das Bild zum Artikel und diesen hübschen Haufen "alter" Telefone zeigt: haben wir uns nicht schon längst dran gewöhnt, diese und andere Gadgets als Schrott zu betrachten, lange bevor das Gerät überhaupt verschlissen ist? Warum isses Schrott? Nur weil der Hersteller keine Software-Updates mehr liefert. Zugegeben: Software für viele Hardware-Versionen zu pflegen kostet, aber wenn Software der Grund wird, Hardware zu verschrotten, dann ist das ganze Problem hausgemacht.
Letztens hab ich doch fast überlegt, ob ich mein Telefon ersetzen sollte, damit ich die Corona-App installieren kann. Verkehrte Welt.
Fazit: wenn man was richtung Langlebigkeit steuern will, müssen Hersteller auch verpflichtet werden, über einen längeren Zeitraum (kostenlos) Software-Updates zu liefern.
zum Beitrag02.06.2020 , 15:28 Uhr
Ja, aber die Geschichte ist noch nicht zu ende. In Europa gibt es nur drei Länder, in denen sich der Virus noch schneller ausbreitet, als in den USA: Russland, Schweden, Polen. Alle anderen europäischen Länder haben die Entwicklung deutlich stärker gebremst oder gar umgekehrt.
Bei derart hohen Zahlen immer noch deutliches Wachstum, darin sind die USA allein. Gefolgt, natürlich, von Brasilien.
zum Beitrag24.05.2020 , 14:34 Uhr
Interessant! Wusst ich nicht, und ist in der Tat fatal. Gates zum Gutmenschen zu stilisieren ist also Quatsch.
Im Sinne des aktuellen Artikels und zur Vermeidung des Pauschalisierens möchte ich präzisieren: gibt es Beispiele, wo seine Spenden an die WHO Schaden anrichten?
zum Beitrag23.05.2020 , 14:16 Uhr
Ich glaube, wir denken manchmal viel zu logisch, und wundern uns, dass wir uns keinen Reim darauf machen können, dass es schlecht sein soll, privates Geld für Zwecke des Gemeinwohls zu spenden.
Ich habe noch keinen Beitrag darüber gelesen, wem Gates DURCH SEINE SPENDEN SCHADET. Vielleicht tut er es sogar, aber wahrscheinlich geht es darum gar nicht.
Ist es nicht viel einfacher dies: Microsoft ist die Reinform des bösen Kapitalismus (auch ich bin sehr froh, 100% microsoftfrei im Netz zu sein :) ). Bill Gates hat sein Geld mit der bösen Microsoft Software verdient. Also ist auch das Geld böse. Mit diesem Geld finanziert Gates die WHO, also ist auch die WHO böse. Die WHO ist für Lockdown-Maßnahmen und Impfungen, also sind auch diese Maßnahmen böse. Für diese Schlussfolgerungen ist Gates so wichtig.
zum Beitrag23.05.2020 , 13:49 Uhr
Es ist doch großartig: diese Stellungnahme stellt es uns frei, wie wir Mirko B. einsortieren wollen:
Mit seiner Medienschelte können wir ihn schnell als Corona-Leugner abstempeln, und noch eine Weile darüber schimpfen.
Mit seiner Kritik an Investitionen an der falschen Stelle ist er doch eigentlich "einer von uns". Lasst uns gemeinsam gegen die Lufthansa-Milliarden und für bessere Arbeitsbedingungen im Gesundheitsweisen demonstrieren!
Und da ist die Krux: weil jetzt in kurzer Zeit viele politische Weichen gestellt werden, müssten nachdenkende Bürger eigentlich fast täglich zu zehntausenden demonstrieren, um zu verhindern, dass wir mit hohem finanziellen Aufwand wieder in altes Fehlverhalten zurück steuern. Selbst die (Verhinderung der) Abwrackprämie ist noch nicht ausgestanden.
Vielleicht bin ich einfach nur neidisch, wie viele Leute da gegen Corona-Einschränkungen protestieren, während wir noch nicht mal für #LeaveNoOneBehind in den Massen protestieren, die dieses Thema verdient. Demo-Neid.
zum Beitrag23.05.2020 , 13:32 Uhr
Ich bin froh, dass durch Artikel wie diesen die Debatte etwas moderater geführt werden kann, es müssen nicht immer gleich alle Kampfbegriffen zum Einsatz kommen.
Bzgl. Wodarg: ja, er wurde "gehört" im Sinne von: seine Aussagen sind in aller Munde, aber anstatt seine Appelle zu "erhören" wurde er für verrückt erklärt. Da war auch die taz bisweilen über's Ziel hinausgeschossen. Es reicht, sich darauf zu verständigen, dass wir mehrheitlich seine Einschätzungen für falsch halten, man muss ihn in keinster Weise diffamieren. Wir schenken im Gehör aber kein Gehorsam.
Ich erinner mich noch, dass ich im März selber sehr gestaunt hab, wie stark der gesellschaftliche Konsens pro Lockdown war. Da finde ich es schon verständlich, dass eine Minderheit, die dies nicht teilt, gegenüber diesem Konsens argwöhnisch wird. Von dort ist es kein großer Schritt, zu vermuten, dass da etwas totgeschwiegen werden soll. Auch wenn diese Vermutung falsch ist.
Konsens ist suspekt - auch wenn er gut begründet ist.
Bzgl. Ländervergleich: "there is no glory in prevention" - das kann nicht oft genug wiederholt werden. Dass Maßnahmen in Deutschland nötig waren, hätte man in dem Sinne nur dadurch BEWEISEN können, dass man sie NICHT ergriffen hätte. Da das Schlimmste hier nicht eingetreten ist, hat die Fantasie leichtes Spiel, Gründe zu finden, warum es vielleicht sowieso nicht so schlimm gekommen wäre.
zum Beitrag23.05.2020 , 13:00 Uhr
Doch, die Verhandlungen sind in vollem Gange. Der Preis, den wir zahlen sind u.a. tief liegende Landstriche, die im Meer verschwinden, landwirtschaftlich Flächen, die Wüste werden, etc. Wenn die Menschheit bereit ist, ihren Lebensraum drastisch einzuschränken, kommt sie kurzfristig noch mit einem hohen CO2 Budget durch. Soll ich sagen: leider?
Will sagen: es geht nicht um alles oder nichts. "Alles" haben wir schon längst verspielt, "nichts" kann eventuell noch verhindert werden. Natürlich zahlen wir für jeden Tag des Zögerns einen horrenden Preis. Und über diesen Preis verhandelt die Natur in der Tat nicht. Da haben Sie recht.
zum Beitrag23.05.2020 , 12:47 Uhr
Dass Reiche von höheren Preisen kaum betroffen sind, hatte ich ja gar nicht in Frage gestellt :)
Aber "Status" beantwortet nicht die Frage, welche Optionen wir haben, das Fliegen zu reduzieren.
Oder wollen Sie sagen, der Status der Reichen ist eine Naturgewalt, gegen die kein Kraut gewachsen ist? Ist "Status" der Punkt an dem jegliche Versuche, das Klima zu retten scheitern MÜSSEN?
Warum aber sollte jemand, der so fatalistisch denkt, noch Zeitung lesen?
zum Beitrag22.05.2020 , 21:14 Uhr
Mal angenommen, wir sind uns einig, dass weniger geflogen werden soll, welche Optionen haben wir?
Höhere Preise? Unfair, weil nur noch Reiche fliegen können.
Ganz verbieten? Schon gerechter, aber wer das vorschlägt ist als "Ökofaschist" politisch tot.
Schlag ich doch gehaltsabhängige (vermögensabhänge?) Preise vor. Bin ich politisch tot, weil sich die Leute finanziell nackig machen müssen.
Ich hab's: Rationierung! Hmm, das könnte ich ja etwas moderner formulieren, und dann sind wir schon fast beim Emissionshandel. Aber lieber nicht freier Handel, sondern jeder kriegte ein festes, nicht übertragbares pro-Kopf CO2 Kontingent.
Wird aber leider diese Woche nix mehr, also wäre es doch wunderbar, wenn Lufthansa jetzt die Milliarden nur bekommt, wenn sie dann kein Kerosin mehr verbrennen. Deal?
PS: Nachts träum ich von einem Volk, das freiwillig weniger fliegt.
zum Beitrag22.05.2020 , 20:55 Uhr
Stimme sehr zu: weniger wäre sehr gut. Aber ehrlich gesagt sehe ich hier auch kaum jemanden, der wirklich und ehrlich das Fliegen *abschaffen* will.
Nur ist es leider ein richtig hartes Brett, das Fliegen auch nur marginal zu reduzieren. Das scheint den deutschen fast so heilig geworden zu sein, wie das Auto.
Aber richtig, deshalb die Geduld zu verlieren, und die komplette Abschaffung zu verlangen, bringt uns nicht weiter.
Aber wie wär's denn wenigstens mit der Abschaffung der Billigflieger :)
zum Beitrag22.05.2020 , 20:17 Uhr
Und ganz nebenbei erfährt man, dass Mitte die Oderberger Straße annektiert hat. Au weia. Naja, waren ja auch alle durch Corona abgelenkt. Da sieht man mal.
zum Beitrag21.05.2020 , 15:42 Uhr
Stimme zu: dies war einer der Punkte im Text, der durchaus eine ernsthafte Debatte verdient.
Vielleicht war es unglücklich, in einem Text derart viele heikle Punkte anzusprechen. Das macht es vielen von uns schwierig, den Text ernst zu nehmen, weil links und rechts andere Punkte stehen, die der eine oder die andere inakzeptabel findet.
Ganzheitlichkeit hin oder her: alle Fragen auf einmal zu erörtern ist vielleicht doch ein bisschen zu viel verlangt.
zum Beitrag21.05.2020 , 14:59 Uhr
Ja, die Experten konnten die Politik nicht zum Lockdown "zwingen", indem sie sagten, dass wäre aufgrund wissenschaftlicher Evidenz die einzige angemessene Maßnahme.
Das sagt noch gar nichts darüber aus, ob es eine bessere Maßnahme gibt.
Es gab jedoch Evidenz, dass Nichtstun nicht akzeptabel war.
Zwischen diesen Polen haben Experten der Politik einen Spielraum aufgezeigt, innerhalb dessen entschieden werden musste.
Nochmal: "keine Evidenz für Maßnahme A" sagt mitnichten, dass Maßnahme A falsch ist.
Es sagt aber wohl aus, dass man die Maßnahme nicht gedankenlos anwenden soll. Es muss also abgewogen werden. Im März war dazu nicht viel Zeit, aber mittlerweile findet dieses Abwägen ja täglich statt.
Mittlerweile ist die Frage doch lange nicht mehr ja-oder-nein, sondern: welche Aspekte verdienen welche Priorität? Das ist der mühsamere Teil der Diskussion. Genau zu dieser differenzierten Debatte ist das Interview EIN wichtiger Beitrag. Wenn wir das Interview auf eine Aussage verkürzen, wäre das ein trauriger Rückschritt.
zum Beitrag21.05.2020 , 14:42 Uhr
Herr Kreuzfeldt hat nur Werte an der Kurve des RKI "vorgelesen", ohne sie selber zu interpretieren.
Mein Punkt ist nur, dass wir als Außenstehende da nicht in letzter Genauigkeit den exakten Tag bestimmen können, an dem ein Ereignis eintrat.
Der zitierte Artikel in Science ist da wesentlich präziser, und anhand jener mathematischer Modelle hätten halt die ersten zwei Maßnahmen die Kurve nur gedämpft, aber nicht - wie erforderlich - umgekehrt.
Dies scheint bislang die gründlichste Analyse zu dieser speziellen Frage zu sein, und damit bis auf weiteres, der beste Anhaltspunkt. Es wurde oft angemahnt, dass die Wirksamkeit der Maßnahmen nicht wissenschaftlich untersucht wird. Hier ist nun eine Untersuchung, die wir sehr wertschätzen sollten.
Lassen Sie mich ergänzen: ich persönlich habe eine gute mathematische Vorbildung, aber im Verleich zur Methodik im Science-Artikel bin auch ich ein Dilettant. Es wäre anmaßend, wenn ich deren Arbeit kritisieren würde. Andererseits weiß ich, dass es genug Wissenschaftler gibt, die diesen Artikel fachkundig und kritisch lesen, und gegebenenfalls darauf reagieren werden. Warten wir's ab.
zum Beitrag21.05.2020 , 00:03 Uhr
Danke, der Artikel spricht mir in vielem aus dem Herzen.
Danke auch für den Science-Link. Dringend nötig zwischen allen Spekulationen was hätte und könnte. Auch wenn ich nur die Hälfte des Science-Artikels verstehe, ist es so wohltuend, diese sachliche und professionell gründliche Erörterung zu lesen.
Vielleicht sollte dazu gesagt werden, das die Autor:innen natürlich nicht konkrete Infektionsereignisse beobachtet haben, sondern mathematische Modelle aufgestellt haben, und diese nach diversen Kriterien mit den gemessenen Daten abgeglichen haben.
Eindrücklich, wie diese Modelle dann Aufschluss über alternative Abläufe geben (untersch. Stärke der Maßnahmen, sowie früherer oder späterer Eingriff): science.sciencemag...b9789/F2.large.jpg Ja, eine Woche früher hätte uns vieles erspart. Alle anderen Alternativen wären verheerend gewesen.
Die zentrale Aussage finde ich dann sehr eindeutig: "The first two interventions thereby mitigated spread of COVID-19 in Germany by drastically reducing the growth rate, but the spread remained exponential." - erst nach der 3. Intervention konnte die Entwicklung wirklich umgekehrt werden. Und diese Umkehrung war lebenswichtig.
Mich würd interessieren, ob es darauf Antworten aus der Wissenschaft gibt. Immerhin war dies schon keine Einzelmeinung, sondern eine Kooperation mehrerer Forschungseinrichtungen.
zum Beitrag20.05.2020 , 23:04 Uhr
Ob 19.3. oder 17.3., so genau lässt sich das glaub ich nicht aus den Daten ablesen. Zum Einen verlaufen all diese Kurven ja etwas unregelmäßig, d.h. da müsste man schon über mehrere Tage bis eine Woche mitteln, um verlässlichere Aussagen zu treffen.
Wenn ich richtig verstehe, ist "Erkrankungsbeginn" auch nicht sehr präzise erfasst.
Die Kurve nach Meldedatum hat dann ihren Höhepunkt auch eher gegen Anfang April.
Die Zahlen von Johns-Hopkins zeigen den Höhepunkt der Neuinfektionen irgendwo in der letzten Märzwoche.
Ja, es gab bereits im März Effekte, aber eine Festlegung auf den genauen Tag der Wende lassen die Daten m.E. nicht zu.
Ab dem Zeitpunkt, auf dem Niveau, wäre ansonsten auch ein nur lineares Wachstum auf Dauer kritisch geworden. Womit wir wieder bei der Strategiefrage sind: Den Virus verdrängen, oder Koexistenz auf längere Sicht?
zum Beitrag20.05.2020 , 20:18 Uhr
"In Relation setzen" halte ich für ein gutes Konzept, denn natürlich geht es um ein Abwägen zwischen widerstreitenden Aspekten.
Allerdings wird die Diskussion dann sehr, sehr komplex. Womit vergleichen? Mit der Spanischen Grippe? Mit dem 1. Weltkrieg? Mit Verkehrstoten? Mit Corona-bedingten Selbstmorden? Hungertod? COVID-19 in Deutschland vs. Italien / USA / Brasilien? In keinem dieser Vergleiche kann völlige Entsprechung hergestellt werden, d.h. jeder der Vergleiche hinkt himmelschreiend, kann also selber nur wieder ein Aspekt unter vielen sein. Aber immerhin.
Jetzt, nachdem die erste Welle abflaut haben wir vielleicht sogar die Zeit, den ein oder anderen Strang dieser Diskussion mit hinreichender Gründlichkeit zu führen. Also?
zum Beitrag20.05.2020 , 19:36 Uhr
Ich wünschte mir, die Diskussion würde auch Wege zur Deeskalation aufzeigen.
Ich vermute mal, dass manche Leute krude Erklärungen wiederholen, nicht weil sie sich für diese Erklärung begeistert, sondern als "Ausrede".
Ich vermute, dass bei einigen schlicht im Vordergrund steht: Ich will nicht durch Corona-Verordnungen eingeschränkt werden. Wenn jetzt gesagt wird, dass diese Verordnungen nötig sind, um die Gefahr des Virus abzuwenden, dann will ich diese Gefahr einfach nicht glauben, oder wenigstens nicht so, wie sie mir erzählt wird.
Hier könnte die Geschichte zuende sein, bis mich jemand auffordert, meine Position zu rechtfertigen. Jetzt stehe ich da: die offensichtliche Erklärung will ich nicht, also suche ich, wer in aller Welt mir eine andere Erklärung bietet, die ich vorschieben kann, um mich über die Gefahr und damit über die Verordnungen hinweg setzen zu können.
Der Verschwörungsmythos als "Notlüge". Als Rationalisierung der Verdrängung dessen, was ich einfach nicht (wahrhaben) will. Damit wäre Immunisierung gegen Kritik nicht ein fataler Nebeneffekt, sondern das eigentliche Ziel.
Das würde uns doch erlauben, an dem Glauben festzuhalten, dass die Mehrheit derer, die "wirres Zeug" nachplappern da gar nicht fanatisch dran glauben. Vielleicht wollen sie nur ganz bestimmt etwas anders NICHT glauben.
Vielleicht gibt es ja auch Prediger, die weniger an ihre eigene Geschichte glauben, als dass sie sich an den Massen von likes aufgeilen.
Gibt es irgendwo in der Richtung Ansätze, wie wir miteinander im Gespräch bleiben können? Ein bisschen Diplomatie, statt ohnmächtige Konfrontation?
zum Beitrag19.05.2020 , 14:27 Uhr
Danke in der Tat für die Links! Beim Nachlesen der Originaltexte können wir uns dann doch ein *etwas* differenzierteres Bild machen. Auch wenn ich vieles darin für abwegig bis gefährlich halte, könnte man ja auch mal auf die Suche gehen, welche Abschnitte vielleicht eher diskussionsfähig sind, als andere.
Ich finde es völlig akzeptabel, zu sagen, dass Viren nicht "böse" sind, sondern Teil der Natur. Wenn Trump das mitsprechen würde, wären wir schon einen großen Schritt weiter.
Wenn er von der Chance schreibt, "unser rastloses Tun in immer größerer Hektik zu reflektieren und zu hinterfragen" ist das doch nicht falsch, ebensowenig wie wenn er schreibt "Das vielgepriesene Brutto-Sozial-Produkt, welches aktuell auf Verschleiß und Verbrauch aufbaut, muss umgepolt werden ...".
Will sagen: der Kampfbegriff "Verschwörungsthesen" polarisiert gegenüber einem Text, den wir auch mit etwas mehr wohlwollen lesen können, sofern wir eher an Diskussion denn an Ausgrenzung interessiert sind.
Interessant finde ich auf der anderen Seite, dass sich in Kritikerkreisen die Schreibweise C- (in C-Zeiten, C-Krise) verbreitet. Der Gänsefüßchenkommentar ist in neuem Kleid auferstanden. Heißt das nun 'das sogenannte Corona-Virus', oder 'das angebliche Virus' ? :)
Offenbar wäre es schon ein zu großes Zugeständnis, "Corona" oder "COVID-19" oder "Sars-CoV-2" auszuschreiben. Oder ist die Schreibweise nur eine Chiffre, damit sich gleichgesinnte erkennen können? So oder so interessant.
zum Beitrag19.05.2020 , 02:59 Uhr
Oben steht: "Es geht ihm nicht um durchaus verständliche Kritik an Teilen der Anti-Corona-Politik. Er stellt entgegen aller Wissenschaft die Gefährlichkeit des hochansteckenden und anders als die Grippe kaum behandelbaren Virus infrage."
Wenn der Herr argumentieren würde, dass bestimmte Maßnahmen nicht angemessen sind, dann hätten wir eine wunderbare politische Debatte. Die sollen wir haben, in aller Pluralität. Mit allen zur Verfügung stehenden Sichtweisen, ja bitte!
Aber wenn er die Gefährlichkeit von Corona anzweifelt, versucht er eine wissenschaftliche Diskussion zu führen, für die weder er, noch taz Redakteure, noch taz Leserinnen im allgemeinen über das nötige fachliche Handwerkszeug verfügen. Das heißt in meinem Wörterbuch Dilettantismus.
Für die epidemologische Einschätzung von COVID-19 gibt es Fach-Journals, wo Fachleute sich gegenseitig kritisch begutachten und zu widerlegen versuchen. Das kann und soll die taz nicht ersetzen. Allenfalls kann und soll eine allgemeine Zeitung darauf aufmerksam machen, wenn in anerkannten Fachzeitschriften Widersprüche aufgedeckt werden, sofern denn den Autor:innen methodisch lauteres Vorgehen bescheinigt wird.
Nur ein Kommentar zur konkreten Argumentation des Herrn Wilhelm, seine Logik geht in Etwa so: weil es nicht so schlimm gekommen ist, wie ursprünglich vorhergesagt wurde, kann der Virus ja nicht so gefährlich sein. Kann er dabei wirklich "übersehen" haben, dass die Vorhersage einer Katastrophe die Politik zu Maßnahmen veranlasst hat, die "fast allen Schaden" abgewendet haben, dass die gezählten Todesfälle nur der winzige Rest sind, von dem was hätte passieren *können*? Sorry, wer solche Denkfehler macht, disqualifiziert sich selbst.
Dass er sich nicht impfen lassen will, ist mir fast egal, sofern er erklären kann, wie er verhindern will, andere anzustecken.
zum Beitrag17.05.2020 , 19:59 Uhr
"Für den Arzt müsse sie sich entschuldigen, sagt Marianne Schmidt."
Gut. Nehmt sie beim Wort. Sie steht in der Pflicht, solche Entgleisungen beim nächsten Mal zu verhindern.
Wahrscheinlich sollte sie auch lieber nicht implizieren, sie hätte ähnlich tiefe Einsichten wie Galileo Galilei.
Wenn dann alles etwas abgekühlt ist, kann man ja schon fast sachlich diskutieren.
zum Beitrag17.05.2020 , 19:33 Uhr
"... die Freiheit, jenseits wissenschaftlicher Plausibilitäten Ideen zu entwickeln."
Nicht jenseits, *innerhalb* des von den Wissenschaften aufgezeigten Handlungsspielraums! Da reden sich die Drostens dieses Landes den Mund fusselig, die Grenze zu ziehen zwischen Erklärung, und Verhersagemodellen auf der einen Seite und politischen Handlungsoptionen auf der anderen Seite.
Es ist richtig, dass es eine Schwelle gibt, wenn man wissenschaftliche Aussagen anzweifeln will. Es macht überhaupt keinen Sinn, wenn Leute diese Zahlen anzweifeln, die nicht verstehen was eine exponentielle Kurve ist, platt gesagt.
Wer da nicht mitreden kann, soll bitteschön akzeptieren, was "die Wissenschaft" an Erklärungen und Prognosen bietet.
Trotzdem kann und sollte man natürlich strategische Debatten führen, z.B.: "Wollen wir die Koexistenz mit dem Virus – oder es eindämmen, um dann wieder aufatmen zu können?"
Siehe: www.deutschlandfun...:article_id=475166
Nicht *ob* R entscheidend ist, steht zur Debatte, sondern *wie* wir gemessene R-Werte auf politische Entscheidungen abbilden. Unter der Maßgabe: bei R-Werten deutlich über 1 nichts zu tun, wäre gefährlicher Quatsch, unabhängig von der politischen Perspektive.
Positives Beispiel aus meiner Sicht: das berliner "Ampelmodell". Man greift Modelle und Zahlen auf, justiert in politischer "Willkür" - im besten Sinne des Wortes - die Schwellwerte und behält immer noch die Freiheit, im Moment zu entscheiden, *welche* Maßnahmen bei gelben / roten Ampeln ergriffen werden. Das ist doch gelebter politischer Handlungsspielraum *mit* nicht *gegen* die Zahlen.
zum Beitrag16.05.2020 , 15:25 Uhr
Ja, Corona stellt diverse Grundsatzfragen mit neuer Dringlichkeit. Eine davon ist: wie konstruiert unsere Gesellschaft ein gemeinsames Verständnis von Wirklichkeit? Geht das überhaupt bei der Anzahl der Paralleluniversen im Netz noch?
Ein sehr gründlicher Beitrag zur Debatte ist www.kinder-versteh...er-als-die-grippe/
Ganz am Schluss des Beitrags könnte die Unterscheidung der "individuelle[n] Perspektive" gegenüber der "bevölkerungsbezogene[n] Perspektive" ein Schlüssel sein: in wieweit ist die unterschiedliche Bewertung der Situation darauf zurückzuführen, dass wir ganz unterschiedliche Fragestellungen erörtern?
In diesem Sinne liegt es _auch_ an "uns", die Fehler in der Diskussion mit denen in Paralleluniversen zu erkennen. Wenn uns das nicht gelingt, kann jede der alternativen Wahrheiten zur gefährlichen Epidemie werden. Also vielleicht: Fokus darauf, welche Frage eigentlich genau diskutiert wird, anstatt anderen nur falsche Antworten vorzuwerfen!
Ich vermute, die fehlerhaften Argumentationsketten sind nur Beiwerk an einer Überzeugung, die auf anderem Wege erlangt wurde. Deshalb nützt es wenig, allein die Argumentationsketten anzuzweifeln. Ja, vieles ist irrational. Dem müssen wir wohl in's Auge sehen.
zum Beitrag15.05.2020 , 18:19 Uhr
Hört, hört. Ein Minister hört auf's Volk. Heißt das, wenn wir 140000 Unterschriften für autofreie Innenstädte zusammenbekommen, wird Scheuer uns den Wunsch erfüllen? Oder für Tempo 100 auf Autobahnen?
zum Beitrag15.05.2020 , 18:08 Uhr
JA!
Und die Kernaussagen sind noch nicht mal auf Gesundheitswissen oder gar Corona beschränkt.
zum Beitrag10.05.2020 , 20:21 Uhr
Klar soll man Messmethoden anzweifeln. Aber selbst der vorgebrachte Zweifel beweist ja nicht, dass die tatsächlich Kurve eine andere war als die gemessene.
Wenn's am Messen liegen soll, hätten ja schon viel früher große Anzahlen von Infizierten existieren müssen. Ich warte noch darauf, dass sie mir erklären, ja, die hätte Bill Gates schon vor vielen Monaten eingeschleust :)
Solange ich keine plausiblere Erklärung sehe, werde ich weiterhin davon ausgehen, das Sars-CoV-2 genau das getan hat, was jeder Virus tut, gegen den es weder Mittel noch Immunität gibt: sich (zunächst) exponentiell ausbreiten.
zum Beitrag10.05.2020 , 15:20 Uhr
Es ist gut, beides zu berichten: es sieht schlecht aus, aber die Zahlen sind noch nicht zuverlässig.
Vielleicht ist dies genau der Moment, wo mal für drei Tage alle still sein sollten, um einen klaren Kopf zu bekommen, und zwar für anstehende Entscheidungen über neue Einschränkungen - oder den Bau weiterer Coronakrankenhäuser.
zum Beitrag10.05.2020 , 14:36 Uhr
Eins ist klar: die große Einigkeit über die Notwendigkeit drastischer Maßnahmen "bröckelt", und viele basteln sich wieder ihre eigene Sicht auf die Dinge.
Es wird oberlehrerhaft klingen, aber ich fürchte, wir sehen u.a. den Graben zwischen denen die die Gefahren exponentieller Entwicklung verstanden haben, und denen die dies entweder nicht begreifen, oder nicht begreifen wollen.
Wenn wir bei neuem Anstieg rechtzeitig gegensteuern wollen, müssen wir uns daran orientieren, wohin die Entwicklung in den nächsten Wochen wahrscheinlich führen wird. Wenn es wieder zu exponentiellem Anstieg kommt (und warum sollte das nicht?), dann können in den 2-3 Wochen, bis eine neue Maßnahme wirkt, sehr viele Menschen sterben.
Das wird natürlich von einigen wieder als Panikmache verstanden, aber ich empfehle nur, sich nochmal die Geschichte mit dem Schachbrett und den Reis- (oder Weizen-)körnern vor Augen zu führen, z.B. hier: de.wikipedia.org/wiki/Sissa_ibn_Dahir
Wenn wir dieses Lernpensum bis jetzt nicht flächendeckend erreicht haben, dann müssen wir uns wohl auf weitere Wellen einstellen müssen, die bei einem höheren Startwert als die erste Welle also auch schlimmer ausfallen werden. Lasst uns weitere Coronakrankenhäuser bauen. Die Zeit ist vielleicht schon knapp.
PS: Gibt es eigentlich schon Informationen, wie genau der Berliner Senat die Obergrenze handhaben will?
zum Beitrag10.05.2020 , 00:59 Uhr
Vorsicht, Aussagen mit "liegt allein an" sind bei COVID-19 sehr gewagt. OK, lassen wir uns mal auf die Vermutung nicht-exponentiellen Wachstums ein. Angenommen die Reproduktionszahl lag nie über 1. Vermuten wir mal, in Deutschland hätte sich etwa am 1.1.2020 der erste infiziert. Bis Ostern wurden ca. 120000 Infizierte gemeldet. Bei R=1 hätte damit jeder Infizierte ca. 75 Sekunden gehabt, um den (einen) nächsten anzustecken. In 75 Sekunden schafft das aber selbst Sars-CoV-2 nicht. Also linear war's nicht. Gegenvorschlag? Quadratisch? Kubisch? Fibonacci? Warum?
Umgekehrt gefragt: gibt es einen logischen Grund, warum vor Einführungen von Beschränkungen das Naturgesetz exponentieller Verbreitung nicht galt?
Ob ich im Stundenrhythmus oder in längeren Abständen messe, ändert doch nichts. Eine exponentielle Kurve sieht in jedem Maßstab gleich aus, auch wenn die Messungen verzögert stattfinden. Das macht es ja gerade so gefährlich.
zum Beitrag08.05.2020 , 14:55 Uhr
Auch wenn vor dem Mai 45 die Mehrheit der Deutschen zu den Tätern gehörten, wo Scham die angemessene Reaktion ist, und andere Opfer waren, die sich für nichts schämen müssen (plus einige Zwischentöne), ist es nicht doch möglich, den 8. Mai gemeinsam zu feiern als den Tag, wo diese Realitäten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sich in großer Erleichterung treffen?
Sich zunächst einfach in dieser Erleichterung begegnen, dass ein grausames Kapitel beendet wurde?
Dann kann die Mehrheit sagen: ja es war unsere Niederlage, aber rückblickend sind wir froh, dass wir darin gestoppt wurden, noch viel, viel mehr Unheil anzurichten. Vielleicht sagt manch einer: wir wurden von uns selbst befreit.
Und weil Scham, wie sie hier besprochen wird, eine ziemlich große Währung ist, die im Alltag nur schwer einsetzbar ist, schlage ich vor, das wir dies aus dem Feiertag mit in den Alltag nehmen: ja, wir alle und jeder einzelne machen Fehler, schlimme, sehr schlimme und weniger schlimme. Lasst uns alle versuchen, nicht erst auf die Befreiung von außen zu warten, sondern von allein und rechtzeitig den Quatsch zu erkennen, und damit aufzuhören. So einfach und so schwer.
Ich wäre neugierig, ob auch Opfer sich diesem gerne anschließen mögen. Verlangen können wir es von ihnen nicht.
zum Beitrag08.05.2020 , 02:04 Uhr
Widerspruch in diesem Punkt: "Es konnte nie tatsächlich ein exponentieller Verlauf beobachtet werden." Für mich sahen dir Kurven im März durchaus wie exponentielles Wachstum aus, auf jeden Fall weit dynamischer als ein linearer Verlauf. Nur hat sich das damals noch im unteren Bereich abgespielt. Hätte man die Kurve des März ungebremst (hypothetisch) fortgesetzt, hätten wir schon vor einiger Zeit die 100% Durchseuchung erreicht.
Will sagen: absolute Zahlen beschreiben die Dynamik nicht ausreichend. Maße der Beschleunigung (wie z.B. die Verdopplungsrate, oder gar deren Veränderungsrate) zeigen viel besser an, wo Gefahr droht. Deshalb ist diese 50 ein zahnloser Tiger. Aber zum Glück(?) hat Ramona Pop das auch schon nachgerechnet: taz.de/Berliner-Se...Auflagen/!5683588/
Ach, und ob Sars-CoV-2 in warmer Witterung beeinträchtigt wird, ist glaub ich auch noch nicht wirklich bekannt, oder?
zum Beitrag07.05.2020 , 01:58 Uhr
Soweit ich rechne, hätte nach diesem Schwellwert Berlin noch kein "relevantes" Corona-Geschehen gehabt, denn beim stärksten Anstieg gab es innerhalb von 7 Tagen "nur" knapp 40 erfasste Neuinfektionen je 100.000.
Na, dann kaufen wir mal Klopapier für die 2. Welle.
zum Beitrag03.05.2020 , 01:47 Uhr
Der Vorbehalt, dass wir die COVID-19-Immunität noch gar nicht genau kennen, ist natürlich relevant, steht ja auch gleich im ersten Absatz. Aber wenn Gesetzgebung so viel Zeit braucht, wär's doch blöd, wenn wir *nach* der wissenschaftlichen Klärung noch anderthalb Monate bräuchten, bis wir die Erkenntnis umsetzen können. Vorausschauende Politik? Ja wo gibt's denn sowas? :)
zum Beitrag03.05.2020 , 01:43 Uhr
Ja, irgendwie wird der Begriff "Diskriminierung" hier in diversen Kommentaren sehr seltsam verwendet.
Unter Diskriminierung verstehen wir doch normalerweise ungerechte Benachteiligung, aber genau diese Benachteiligung haben derzeit *alle*. Einige davon wahrscheinlich ohne guten Grund. Also: gleichen Schaden für alle!? Bringt das eine bessere Welt? Immerhin neidfrei ... autsch.
Sag keiner, dass Krankheiten gerecht sind. Selbst wenn alle in Sippenisolation genommen werden.
Ich kann übrigens in Artikel 3. GG keinen Hinweis auf Virusimmunität finden.
Dahingegen gibt mir Artikel 2 das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Also muss mich der Staat davor schützen, dass potentielle Virusverbreiter frei rumlaufen! :)
zum Beitrag01.05.2020 , 17:24 Uhr
Wenn ich auf dieser Seite ganz nach oben scrolle, sehe ich: "Schwerpunkt Utopie nach Corona" - Utopie.
Da überrascht es mich nicht, wenn jemand meint, dieses oder jenes funktioniere grundsätzlich nicht. Spannender fände ich, konkrete Punkte zu benennen, wo noch Luft nach oben ist, und diesen Luftraum dann zu füllen.
Bei "Germany First" schwingt bei mir mit, das Konzept würde das deutsche Wohl *auf Kosten anderer* verfolgen. Derlei hab ich im BUND-Konzept nicht gefunden. Hab ich da was übersehen?
Thema "Insel": Ist es nicht eine der zentralen Denkaufgaben, Wege zu finden, wie wir uns bewusst in globale Zusammenhänge einordnen und *gleichzeitig* bestimmte lokale Zusammenhänge wieder mehr stärken? Und sei es nur, um bei der nächsten Pandemie nicht auf Masken aus China angewiesen zu sein, sei es nur, um weniger CO2 beim Transport von Lebensmitteln zu verpusten, und sei es nur, um unfairen Handel, Lohndumping etc. zu vermeiden. Wem soll das schaden?
zum Beitrag01.05.2020 , 15:52 Uhr
Ich hinterfrage nur die Logik, gemäß welcher jede Steuer oder Vermögensabgabe zwangsläufig die Wirtschaft abwürgen würde. Welche Kausalität steckt dahinter?
Wenn ein Mensch zur Kasse gebeten wird (um seinen solidarischen Beitrag zur Bewältigung der Krise beizusteuern), der finanziell im Überfluss lebt, welchen Einfluss hat das auf die Wirtschaft?
Im *Extremfall* hätte er 100% dieses Geldes, das ihm nun fehlt, normalerweise zum Wohle der Gemeinschaft/Wirtschaft investiert. Nach der Abgabe wäre es nun die Aufgabe des Staates mit demselben Geld denselben Nutzen zu erzielen. Ein Nullsummenspiel?
Damit der Gemeinschaft etwas verloren geht, müsste der Besteuerte doch überkompensieren, d.h. seine nützlichen Investitionen stärker reduzieren, als es der Abgabe entspricht. Dies Überkompensation klingt für mich nach: "wenn ihr mir an's Geld geht, dann investiere ich eben gar nichts mehr". Um eine solche 'beleidigte' Reaktion zu vermeiden, wären wir also gezwungen, den Reichen bei Laune zu halten.
Unabhängig von der Psychologie sehe ich keinen Grund, warum die Reichtümer im Privatbesitz der Gemeinschaft grundsätzlich mehr nützen, als in der Hand des Staates - immer unter der Voraussetzung, die Abgabe erzeugte beim besteuerten keine Not.
Ich sage nicht, dass diese Abgaben die Aufnahme von Schulden ersetzen können, nur ergänzen.
zum Beitrag30.04.2020 , 22:39 Uhr
Dass Schulden für den Moment *ein* angemessenes Mittel sind, ist plausibel, aber dies klingt doch reichlich pauschal:
"jede Steuererhöhung nach der Krise wird die Wirtschaft abwürgen, auch und trotzdem sie sozial gerecht gestaltet ist."
Heißt das, wir sind auf Gedeih und Verderb auf die gute Laune unserer Superreichen angewiesen? Ist die Gesellschaft in diesem Punkte erpressbar?
Vielleicht wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, diese Zwangsläufigkeit zu hinterfragen. Eine einmalige Vermögensabgabe wäre da doch ein aufschlussreiches Experiment. Dann hätten wir *zwei* Mittel, die wir gemeinsam gegen die Krise einsetzen können.
zum Beitrag30.04.2020 , 20:15 Uhr
Zu dem Thema finde ich auch lesenswert, was der BUND kürzlich unter dem Titel "Investitionen in eine zukunftsfähige Wirtschaft" veröffentlicht hat: www.bund.net/servi...aehige-wirtschaft/
zum Beitrag29.04.2020 , 21:17 Uhr
Wie wär's mit dieser:
Jedes Unternehmen, dass staatliche Hilfe bekommt, muss sich verpflichten, für die nächsten Jahre seine Gemeinwohl-Bilanz zu veröffentlichen.
Aufgrund dieser Bilanz werden die Rückzahlungskonditionen ermittelt.
zum Beitrag28.04.2020 , 13:05 Uhr
Es gibt wohl noch einen weiteren Faktor, der den flächendeckenden Einsatz beschränkt: das smart phone darf nicht zu alt sein. Schaut man auf github.com/DP-3T/d...-android/issues/16 wird zwar versucht, die Anforderungen gering zu halten, aber wer sein smart phone nicht mit jeder Mode austauscht, stellt möglicherweise fest, dass die notwendige Betriebssystemversion auf seinem Gerät gar nicht unterstützt wird. Es wäre die Sache des Geräteherstellers, updates auch alter Modelle zu unterstützen. Wäre zu untersuchen, ob es eventuell sogar eine Korrelation zwischen COVID-19-Risiko und Alter des Telefons gibt: möglicherweise verwenden gerade ältere Mitbürger:innen ihre Geräte länger als Hipster?
Im Vergleich dazu kann man schon fast darüber hinwegsehen, dass iOS und Android natürlich nicht 100% aller smart phones abdecken.
zum Beitrag24.04.2020 , 23:38 Uhr
"Systemrelevanz" ist ein gefährlicher Begriff. Aus allen erwähnten Gründen, und weil er zwingt, eine Ja-Nein-Antwort zu geben, bevor die Frage klar ist.
Zu antworten, "alle sind relevant", heißt, auf die schwächste aller möglichen Fragen zu antworten.
"Kurzfristig" für's "Überleben" "wichtig", ist da schon ein präziseres Kriterium.
Wichtiger als "wichtig", wäre "notwendig". Überlebensnotwendig.
In wieweit geht es dann um's nackte Überleben? Ab wann darf man sich darum sorgen, "in Würde zu überleben"?
In der Zeit der Eindämmung hätte vielleicht noch viel mehr ausgesetzt werden können: Wenn nur noch "überlebensnotwendiges" geschieht, müsste eine ansonsten wohlhabende Gesellschaft doch eigentlich über eine erhebliche Zeit überlebensfähig sein, ohne dass ihr "System" nachhaltigen Schaden nimmt. "Winterschlaf" löst keine Wirtschaftskrise aus. Mietverpflichtungen ohne gleichzeitige Einnahmen allerdings tragen durchaus dazu bei, zum Beispiel. Wenn schon der technische Begriff des "shutdown" benutzt wird, könnte man sich ja wenigstens mal kurz fragen, warum mein Computer keine Krise bekommt, wenn ich ihn in "suspend" versetze und "wieder hochfahre". Technische Begriff entlehnt, aber nicht zuende gedacht?
Aber gerade in der Zeit der allmählichen Lockerung brauchen wir jetzt darüber hinaus Worte, die weniger scharf sind, die das graduelle Urteilen fördern. Wenn auch öffentliche Tätigkeiten wieder erlaubt werden, die nicht überlebensnotwendig sind, kann man sich zum Beispiel fragen, ob ein Konzert "relevanter" ist als SUV-Produktion, etc. Und wenn man dann noch genauer sein will, fragt man sich vielleicht, wodurch "fördern" wir die verschiedenen Ebenen von "Gesundheit", eben auch seelische Gesundheit und soziale Gesundheit?
Sprache kann soviel Hilfestellung geben, hilfreiche Fragen zu stellen, und dabei den Blick auf "wesentliches" lenken. Allein über den Begriff "wesentlich" könnte man lange staunen.
Überlebensnotwendig ist der Anfang
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