Donald Trump und das Coronavirus: Stümperhaft durch die Pandemie

Die USA beklagen über 200.000 Coronatote – doch Donald Trump streitet lieber mit seiner Gesundheitsbehörde und verbreitet weiter Gerüchte.

Donald Trump im Profil gesehen mit offenem Mund

Trumps Unfähigkeit in der Corona-Krise kostet Menschenleben Foto: Patrick Semansky/ap/dpa

BERLIN taz | Gerade haben die USA die Marke von 200.000 Toten im Zusammenhang mit Covid-19-Erkrankungen überschritten, da bricht Präsident Donald Trump einen neuen Streit mit seiner eigenen Seuchenbekämpfungsbehörde vom Zaun.

Deren Chef, Robert Redfield, hatte am Mittwoch erklärt, es werde vermutlich noch bis Mitte kommenden Jahres dauern, bis tatsächlich ein Impfstoff zur Verfügung stehe. Das stand im direkten Widerspruch zu den jüngsten Behauptungen Trumps. Der hatte mehrfach seine Erwartung geäußert, schon in wenigen Wochen die Bevölkerung mit einem Impfstoff versorgen zu können.

Redfield sagte darüber hinaus, wenn denn ein Impfstoff zugelassen sei, würde der zunächst den verwundbarsten Teilen der Bevölkerung zugutekommen, also den sogenannten Risikogruppen – auch das erzürnte Trump. Redfield habe „einen Fehler gemacht, als er das gesagt hat. Wir sind bereit, sofort einen Großteil der Landes zu versorgen“, sagte Trump, und zwar „viel schneller“.

Und während seine eigene Gesundheitsbehörde immer wieder die Notwendigkeit eines Mund-Nasen-Schutzes zur Eindämmung der Neuinfektionen betont, erklärte Trump am Mittwoch bei einer Bürger*innenversammlung in Pennsylvania, es gebe viele Leute, die keine Maske tragen wollten, und auch das Maskentragen sei nicht immer wirklich gut. Gefragt, warum er immer wieder behauptet habe, dass das Virus einfach verschwinden würde, sagte Trump, das sei ja auch so, auch ohne Impfstoff.

Trump versteht die Herdenmentalität

Auf die erstaunte Nachfrage des Moderators, was er denn damit meine, wollte Trump offenbar von „Herdenimmunität“ sprechen, also jener Theorie, dass ein Virus kaum noch eine Chance habe, wenn 60 bis 80 Prozent einer Bevölkerung eine Infektion hinter sich und Antikörper entwickelt haben. Allerdings fiel Trump das richtige Wort nicht ein: Stattdessen sprach er von einer möglichen „Herdenmentalität“, und als er seinen Fehler bemerkte, sagte er, das sei „herdenentwickelt“.

Abgesehen vom sprachlichen Unvermögen des Präsidenten: Bei einer Bevölkerung von 328 Millionen Menschen müssten zur Erreichung der theoretischen Herdenimmunität mindestens 200 Millionen US-Amerikaner*innen eine Infektion durchlaufen haben – das würde nach Rechnungen der Washington Post mindestens drei Millionen Todesfälle bedeuten. Und die Frage, wie lange eine Immunität nach überstandener Infektion überhaupt anhält, ist unter Expert*innen ebenfalls umstritten.

Damit setzt Trump seinen erratischen Umgang mit der Pandemie fort. Dem Starautoren Bob Woodward hatte er laut einem in dieser Woche erschienen Buch zu Beginn der Pandemie in mehreren Interviews erklärt, er spiele die Gefahr absichtlich herunter, um keine Panik zu erzeugen. Jetzt allerdings behauptet er öffentlich, er habe das nie getan, sondern von Beginn an energisch gewarnt.

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