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Es gibt wohl noch einen weiteren Faktor, der den flächendeckenden Einsatz beschränkt: das smart phone darf nicht zu alt sein. Schaut man auf github.com/DP-3T/d...-android/issues/16 wird zwar versucht, die Anforderungen gering zu halten, aber wer sein smart phone nicht mit jeder Mode austauscht, stellt möglicherweise fest, dass die notwendige Betriebssystemversion auf seinem Gerät gar nicht unterstützt wird. Es wäre die Sache des Geräteherstellers, updates auch alter Modelle zu unterstützen.
Wäre zu untersuchen, ob es eventuell sogar eine Korrelation zwischen COVID-19-Risiko und Alter des Telefons gibt: möglicherweise verwenden gerade ältere Mitbürger:innen ihre Geräte länger als Hipster?
Im Vergleich dazu kann man schon fast darüber hinwegsehen, dass iOS und Android natürlich nicht 100% aller smart phones abdecken.
Wer hat kein Smartphone?
Jeder der sich nicht ueberwachen lassen will und die Selbstverwanzung ablehnt.
Neben der App in CCC-Variante kommt dann auch die RKI-Variante, mit RKI-Button, der die Kontaktdaten ans RKI frei gibt. Gestern war schon aus der CDU vorgeschlagen worden, für die Nutzung der App einen Steuerbonus zu gewähren. Und heute schlägt der DIHK vor, mit einer App den Zugang zu Fußgängerzonen, Geschäften und Gaststätten zu regeln. Der digitale Imunitätsausweis, mit entsprechenden Zugangs- und Reiseregelungen, ist ebenfalls in der Mache, selbstverständlich nur mit RKI-Freigabe. Nachdem also alle mit Balkonklatschen, Fensterherzen und Maskenbasteln schon ganz gut trainiert sind, Oma und Opa zu schützen, es geht um Leben oder Tod, ggf noch ein Steuergeschenk und etwas gelenkte Freiheit, sollte das Konzept locker durchgehen - es droht ja auch noch die nächste Welle.
Für juristisch interessant halte ich die Frage, wenn jemand freiwillig seine gesammelten Kontaktdaten ans RKI weiterleitet, ob das nicht gegen die Rechte der Geber der Kontaktdaten, der Kontaktierten, verstößt, die ja ggf selbst gar nicht die RKI-Variante nutzen wollen. Die RKI-Variante wird also zum digitalen Blockwart. Klar, niemand muss mit App rumlaufen und sich einem Spion aussetzen, aber s.o. es gäbe schon Einschränkungen ....
Wenns für Whatsapp reicht, dann reichts auch für Corona - App.
Wer hat denn kein Smartphone in Deutschland? Eigentlich doch nur Sektenangehörige und vielleicht Waldorf-Lehrer.
@4813 (Profil gelöscht) Ich zum Beispiel.
Und ich bin weder in einer Sekte, noch Lehrer in einer Waldorfschule.
Zudem bin ich auch noch internet-affin, gerne online, auch unterwegs - nur, ich handhabe das eben anders:
Unterwegs nutze ich einen iPod touch, was ungefähr ein Smartphone ohne Telefonfunktion darstellt - ich bin halt nur online, wenn es irgendwo WLan hat.
Was an meinen üblichen Aufenthaltsorten durchweg der Fall ist, an dem Ende fehlt mir also nichts. Nur unterwegs auf dem Weg von A nach B, da halt nicht (aber da achte ich eher auf den Verkehr und die Umwelt ...)
Dafür spare ich einen Haufen Geld: Angefangen beim Anschaffungspreis, aber viel mehr, weil es keinen Vertrag braucht.
Telefonieren geht mit entsprechenden Apps, kein Problem. Lediglich der SMS-Empfang ist nicht eingerichtet, aber SMS ist ja sowas von antiquiert ...
Siehst du, deine kleinen Vorurteile nutzen genau gar nichts.
@uli moll Ich schrieb auch "eigentlich". Aber mal im Ernst, > 90% haben ein Smartphone in Deutschland.
@4813 (Profil gelöscht) Fehlt nur noch der Hinweis, ich habe ja nichts zu verbergen.
@oderso Wie kommen sie denn da drauf. Aber meine politische Einstellung kennt jeder, meine Finanzen kennt der Staat und meine Bank, meine Gesundheitsdaten hat der Arzt und bestimmt auch viele Andere. Um Software und Datensicherung in Arztpraxen sollte es mal so viel Geschrei geben, wie um die Corona App.
In Umfragen ist die AfD stark wie nie. CDU-Chef Merz beschuldigt die Ampel, Grüne und SPD halten dagegen.
Corona-Tracking in Deutschland: Nur ein Baustein
Die Corona-App allein ist kein Heilsbringer, viele besitzen kein Smartphone. Und wie funktioniert die App überhaupt?
Sieben von zehn Deutschen nutzen ein Smartphone Foto: Ali Hashido/reuters
Seit Wochen befindet sich Deutschland im sozialen Ausnahmezustand. Corona hat das öffentliche Leben fest im Griff, doch der Weg raus aus der Isolation ist völlig unklar. Weil wir im digitalen Zeitalter leben, ist die Hoffnung groß, dass auch virtuelle Waffen helfen, die Pandemie einzudämmen. App und Tracking heißen die Zauberwörter.
Das Gute zuerst: Deutschland und die EU diskutieren über Datenschutz und Privatsphäre – und zwar flächendeckend. Endlich wird über das Sammeln und Speichern von Daten diskutiert, wird versucht verständlich zu machen, was es bedeutet, wenn digitale Techniken Zugriff bekommen auf das Persönlichste, was wir haben: Informationen über unseren Gesundheitszustand, unsere Aufenthaltsorte, unser Leben.
Klar, in kleinen, aber feinen Expert:innenkreisen hatte das Thema immer oberste Priorität. Denn es geht schließlich um elementare Grundrechte, Rechte, die gewahrt werden müssen – wenn sie die Bundesrepublik, wenn sie die Europäische Union ernst nimmt. Nie ging es um Wohlfühlkriterien, um ein Nischenthema von Technik-Freaks, das Unternehmen ins vermeintliche Bürokratie-Chaos stürzt oder politische Veränderungen abwehrt.
Genau diese ausgewiesenen Expert:innen schaffen es nun in die oberste Regierungsetage. Ausgerechnet Gesundheitsminister Jens Spahn – Fan von eHealth, elektronischer Patientenakte, Digitalisierung im Krankenhaus, in der Pflegeeinrichtung und in der Hausarztpraxis – lenkt ein. Und mit ihm das Kanzleramt. Nach enormer Kritik vom Chaos Computer Club, Digital-Auskenner:innen und Verbraucherschützer:innen schwenkt die Bundesregierung von einer zentralen zu einer dezentralen Corona-App um. Die Entscheidung ist ein kleiner Sieg für den Datenschutz. Einstige Kritiker:innen freuen sich überschwänglich über die Kehrtwende.
Zumindest darüber, dass sich das Bewusstsein für den Umgang mit persönlichen Informationen verbessert. Wenn darauf eine echte Auseinandersetzung mit Datensaugern wie Apple, Google oder Facebook folgt, könnte dies weitreichende Folgen für unser digitales Nutzerverhalten haben. Es wäre höchste Zeit: Denn wer Katzenvideos schaut, gibt jedes Mal private Daten preis. Was damit passiert, weiß nur das Unternehmen. Und auch da gibt es Lücken, wie der Fall Cambridge Analytics 2019 zeigte.
Eine Evaluierung der App-Nutzung ist nötig: Was bringen die Ergebnisse – oder sammelt sich nur Datenschrott an?
Welchen Sinn machen solche Apps überhaupt? Virolog:innen klagen seit Monaten darüber, dass ihnen die Datengrundlage fehlt, um das Virus zu erforschen, Verbreitungswege einzuschätzen und damit den politischen Entscheider:innen Empfehlungen für soziale Einschränkungen der Bevölkerung zu geben.
Die Corona-App soll helfen, Kontakte zu Infizierten zu ermitteln. So weit, so gut. Allein diese Informationen reichen jedoch nicht aus, denn Detailrecherchen sind lebensnotwendig. Wo fand die Begegnung statt? Wie groß war der Abstand zu den Infizierten? Schützten sich die Betroffenen mit einer Maske? Wenn ja, mit welcher? Antworten auf diese Fragen liefert die App nicht. Um physisch-persönliche Befragungen kommen die Wissenschaftler:innen nicht herum.
Während in Singapur, Israel, Taiwan, Hongkong oder auch Österreich digitale Techniken munter eingesetzt werden im Kampf gegen Covid-19, dominieren hierzulande noch Strategien, die Forscher:innen wie aus dem Mittelalter vorkommen. Sie schwören auf den digitalen Fortschritt. Der App-Alarm kann aber nur ein Baustein für die Forschung sein. Absolute Voraussetzung müsste eine Evaluierung der App-Nutzung sein, um tatsächlich herauszufinden, was die Ergebnisse bringen oder ob sich nur jede Menge Datenschrott ansammelt.
Erschwerend kommt hinzu: Vorsichtigen Schätzungen zufolge müssten mindestens 60 Prozent der Bevölkerung eine solche App installiert haben, damit auch nur annähernd valide Aussagen getroffen werden können. In Deutschland wären das etwa 50 Millionen Menschen, EU-weit rund 350 Millionen Bürger:innen. Erhebungen von Bitkom oder anderen IT-Verbänden belegen aber, dass nicht annähernd alle ein Smartphone haben, um die App überhaupt zu nutzen.
Diejenigen, die ein solches Gerät besitzen, müssten verstehen, wie die App funktioniert, dass sie andere Smartphones erfasst, die in der Nähe waren, und dann später Nutzer:innen warnt, wenn sie Kontakt mit infizierten Personen hatten. Außerdem sollte klar sein, wo die Daten landen, wann und wie sie wieder gelöscht werden. Auch Antworten auf die Frage, wie sicher die Infrastruktur der Server ist, auf denen die Informationen gespeichert werden, bleiben noch aus.
Trotzdem werden schon Forderungen laut, dass doch bitte jeder und jede die App installiert haben soll – zumindest dann, wenn ein Besuch etwa in öffentlichen Gebäuden ansteht. Kein Zutritt ohne App? Ade, Freiwilligkeit. Sonst ist die Erledigung beim Amt, in der Bibliothek, im Museum schlicht verboten. Auch privatwirtschaftliche Einrichtungen könnten auf den Dreh kommen.
Sozialer Druck steigt
Zugegeben ist das ein gewagter Blick in die Zukunft. Aber was, wenn beim Betreten von Post, Bank oder Supermarkt die App-Abfrage Voraussetzung ist? Schließlich wollen alle den Corona-Lockdown so schnell wie möglich beenden und ihr altes Leben zurück. Wer nicht mitmacht, gefährdet das Leben von Älteren, von kranken Menschen. Der moralische und soziale Druck auf jeden Einzelnen steigt immens. Ängste zu schüren war noch nie ein guter Ratgeber.
Die App allein ist kein Heilsbringer. Nach wochenlangen zähen Debatten um ihren Einsatz liegt nun eine Variante vor, die wenigstens ein bisschen mehr Vertrauen in und Akzeptanz für die Digitalkompetenz der Bundesregierung schafft. Wann sie denn nun kommt, steht allerdings in den Sternen. Die Bundesrepublik ist noch immer digitales Wunderland.
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Schwerpunkt Coronavirus
Kommentar von
Tanja Tricarico
Ressortleiterin Inland
Schreibt seit 2016 für die taz. Themen: Digitalisierung, Datenschutz, Entwicklungszusammenarbeit. Seit Mai 2022 Ressortleiterin Inland, davor Themenchefin im Regie-Ressort.
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