Mehr Corona-Infektionen: Trend geht wieder nach oben
Laut Robert-Koch-Institut ist die Reproduktionszahl von 0,8 am Freitag auf etwa 1,1 gestiegen. Man werde diese Entwicklung ganz genau beobachten.
Berlin afp | Die Corona-Pandemie in Deutschland gewinnt möglicherweise wieder an Dynamik: Die Reproduktionszahl stieg auf einen Wert von mehr als eins, wie das Robert-Koch-Institut am Samstag in seinem täglichen Lagebericht zur Corona-Pandemie mitteilte. Die Experten schätzen den Wert demnach auf 1,10.
Am Freitag war sie vom RKi noch auf 0,83 geschätzt worden. Die Reproduktionszahl gibt an, wie viele Menschen ein Infizierter während seiner Erkrankung mit einem Erreger ansteckt.
Das RKI warnte, angesichts statistischer Schwankungen, die durch die gegenwärtig relativ geringe Zahl von Infizierten noch verstärkt würden, lasse sich allerdings nicht sagen, „ob sich der während der letzten Wochen sinkende Trend der Neuinfektionen weiter fortsetzt oder es zu einem Wiederanstieg der Fallzahlen kommt“.
Der Anstieg der geschätzten Reproduktionszahl mache es aber in jedem Fall „erforderlich, die Entwicklung in den nächsten Tagen sehr aufmerksam zu beobachten“.
7.369 Infizierte verstorben
In Deutschland wurden laut RKI mittlerweile 168.551 Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus nachgewiesen. Rund 143.300 der Betroffenen sind demnach bereits genesen, 7.369 Infizierte starben.
Bund und Länder haben am Mittwoch weitreichende Lockerungen der Corona-Auflagen angekündigt, die je nach Bundesland unterschiedlich umfangreich und schnell in Kraft treten. Einigen Menschen geht dies nicht weit genug. So fanden am Samstag in mehreren deutschen Städten Demonstrationen gegen die Corona-Auflagen statt.
Leser*innenkommentare
Stephan Herrmann
Es ist gut, beides zu berichten: es sieht schlecht aus, aber die Zahlen sind noch nicht zuverlässig.
Vielleicht ist dies genau der Moment, wo mal für drei Tage alle still sein sollten, um einen klaren Kopf zu bekommen, und zwar für anstehende Entscheidungen über neue Einschränkungen - oder den Bau weiterer Coronakrankenhäuser.
Rolf B.
Der Anstieg der Neuinfektionen seit drei Tagen ist kein Zufall, denn die erste Lockerungswelle ist 14 Tage her. Jetzt sehen wir die Folgen. Bevor weitere Schritte erfolgen, hätte eine genaue Analyse der ersten Lockerungswelle erfolgen müssen. Jetzt kommt die zweite Lockerungswelle, die man durchaus auch als Lockerungsorgie bezeichnen kann. Der Damm ist gebrochen. Risikogruppen sind jetzt in besonderer Weise gefährdet, wenn der R-Wert jetzt schon wieder >1 ist. Das, was Herr Palmer so brutal formulierte, wird jetzt Realität. Das Leben eines Teils der Bevölkerung wird den wirtschaftlichen Interessen untergeordnet. Nur spricht das niemand mehr aus.
Monika Frommel
@Rolf B. Es wird mehr getestet, also steigen die Zahlen im Hellfeld, egal ob sich im Dunkelfeld etwas verändert hat. Das Virus verbreitet sich eben - das ist sein Programm. Deutschland kann nicht die Ökonomie in Grund und Boden rammen in der trügerischen Hoffnung, dass dies noch Wirkungen zeigen könnte. Wenn die Leute diszipliniert bleiben, ist das gut, besser geht's nun mal nicht.
Rolf B.
@Monika Frommel Natürlich geht es besser. Und zwar für alle. Intelligenz vorausgesetzt.
Hätte man noch 2-3 Wochen die Zahl der Neuinfektionen gesenkt auf einen R-Wert von ca. 0,3, dann wäre eine Lockerung deutlich entspannter möglich gewesen. Denn dann wären auch die Kapazitäten der Gesundheitsämter hoch genug gewesen, um Neuinfektionen nachverfolgen und eingrenzen zu können.
Die zweite Welle infolge einer Lockerungsorgie trifft die Ökonomie und damit die Menschen deutlich härter. Das haben wir dann nicht den "Spinnern" zu verdanken, die überall demonstrieren, sondern den Laschets dieser Republik, die mit den Warnungen der Virologen nichts mehr am Hut haben.
Hartz
Und jetzt kommen noch mehr Lockerungen...