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Neue Studie über FemizideGekränkte Männer, tote Frauen

Kommentar von

Amelie Sittenauer

Es sind Partner oder Ex-Partner, die Frauen umbringen. Es ist keine Zeit, darauf zu warten, dass Männer sich ändern. Es muss jetzt etwas passieren.

Protest gegen sexualisierte Gewalt und Femizide anlässlich des Frauentags am 08.03.25 in Berlin Foto: bildgehege/imago

M änner töten in Deutschland jährlich Hunderte Frauen, weil sie Frauen sind. In vielen Fällen würgen oder schlagen sie sie davor, verletzten sie psychisch und physisch. Eine neue Studie der Uni Tübingen und des Kriminologischen Instituts Niedersachsens zeigt, dass der überwiegende Teil dieser Femizide in Paarbeziehungen passiert. Meist töten Männer ihre (Ex-)Partnerinnen, weil sie eifersüchtig sind oder eine Trennung befürchten.

Die kanadische Autorin Margaret Atwood hat dieses Ungleichgewicht einmal so beschrieben: „Männer haben Angst, dass Frauen sie auslachen. Frauen haben Angst, dass Männer sie umbringen.“ Frauen verlieren ihr Leben, weil sich Männer gekränkt fühlen. Das ist perfide Realität. Es muss endlich etwas passieren.

Zum einen braucht es viel mehr Prävention. Denn Frauen können nicht darauf warten, dass Männer sich ändern. Frauen erleben heute Gewalt. Sämtliche Forderungen liegen seit Langem auf dem Tisch, diese müssen umgesetzt werden. Deutschland ist völkerrechtlich verpflichtet, 21.000 Frauenhausplätze vorzuhalten, davon existieren jedoch nur etwa 7.000 bis 8.000 – das ist ein Skandal. Denn die Studie zeigt auch: Jede vierte Frau, die einen Platz im Frauenhaus suchte, hatte Probleme, unterzukommen.

Außerdem braucht es viel mehr Beratungsangebote. Po­li­zis­t:in­nen müssen besser geschult werden. Nicht einmal die Hälfte der getöteten Frauen hatte sich vor dem Femizid an die Polizei gewandt, selbst wenn bereits Gewalt in der Beziehung passierte. Das muss ein Weckruf sein – die Zugangsmöglichkeiten und die Hemmschwelle, sich an die Polizei zu wenden, müssen viel niedriger werden.

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Lange Liste

Die Liste ließe sich weiterführen: Die elektronische Fußfessel, langfristige, gesetzlich gesicherte Finanzierung von Beratungsstellen, die Förderung von Mehrsprachigkeit im Gewaltschutz, die ausreichende Finanzierung der Täterarbeit, weitere wissenschaftliche Aufarbeitung von Femiziden. Auch eine Strafrechtsreform der Tötungsdelikte und eine Reform des Sorge- und Umgangsrechts schlagen Straf­recht­le­r:in­nen vor.

Vor allem aber muss sich zwischen Menschen etwas ändern. Denn Frauen können zwar nicht darauf warten, dass Männer sich ändern – aber ändern müssen sie sich trotzdem. Die strukturelle geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen liegt einem viel weiter verbreiteten Sexismus zugrunde. Wenn männliche Identität nach wie vor auf patriarchalen Vorstellungen beruht, auf der Idee, dominant zu sein und stark und Frauen sowieso überlegen, ist das eine verdammt wacklige Identität. Und Frauen werden schnell eine Bedrohung für die patriarchalen Machtansprüche.

Männer müssen diese Muster verlernen. Sie müssen sich und anderen erlauben, verletzlich zu sein, Freundschaften zu führen, in Therapie zu gehen, Kränkungen zu ertragen, sich um andere zu sorgen, echte Verbindungen auf Augenhöhe zu führen. Nur dann hören sie vielleicht irgendwann auf, für Frauen im schlimmsten Fall eine Lebensgefahr zu sein.

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28 Kommentare

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  • "Männer müssen diese Muster verlernen. Sie müssen sich und anderen erlauben, verletzlich zu sein, Freundschaften zu führen, in Therapie zu gehen, Kränkungen zu ertragen, sich um andere zu sorgen, echte Verbindungen auf Augenhöhe zu führen."

    Alles richtig, aber ich sehe ein paar Probleme, von denen das größte sicherlich ist, das jene Männer, die diese Message brauchen, sie nicht lesen bzw. sich nicht zu Herzen nehmen werden. Denn wie sehr man an Stereotype gebunden ist, hängt meiner Erfahrung nach nicht nur am individuellen Charakter, sondern auch sehr am sozialen Milieu. Und ich kann mich gut an diverse soziale Milieus erinnern, zu denen ich Kontakt hatte, in denen Männer und Frauen gleichermaßen das Orientieren an bestimmten Geschlechterrollen sozial erzwingen. Wer da nicht mitzieht, ist dann schnell der "Sonderling", der irgendwie "komisch" ist und geächtet wird. Ich glaube, das Verlernen negativer Verhaltensmuster ist keine rein männliche, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, für die z.B. der Schutz vor Gewalt in der Kindheit und Jugend sowie der Zugang zu möglichst diversen sozialen Milieus entscheidend sind.

  • Weißer Ring, Ärzteblatt und Wiki meinen: Partnergewalt gibt es auch gegen Männer, das Thema wird aber mehr tabuisiert, weswegen die Dunkelziffer größer ist. Vielleicht sollte man hier mit dem Therapieren ansetzen. Und Schutzräume schaffen...

  • Ja, alles richtig! Männer müssen lernen, Männer müssen diszipliniert werden, wenn sie nicht tun, leider müssen Frauen geschützt werden. Aber doch, ja, es muss in der Erziehung einfach mehr Bewusstsein für die Problematik vorhanden sein. Ich habe einen prügelnden Vater gehabt (war damals nicht so furchtbar ungewöhnlich) und natürlich war mein erster Ehemann ein Abziehbild davon. Erst als ich spürte, jetzt meint er wirklich dich, und jetzt wird es gefährlich, bin ich schlagartig zu einer Freundin gezogen und habe mich danach unsichtbar gemacht. Seitdem stelle ich immer wieder fest, dass schon kleine Jungs mit Begeisterung zum Macho erzogen werden. Das die Mama, die Oma und die Tante begeistert sind, wenn der kleine Kerl sein vermeintliches Recht mit Körpereinsatz verteidigt. Wenn einem kleinen Jungen beim Verreisen des Vaters gesagt wird, er sei jetzt der Mann im Haus und müsse für Ordnung sorgen. Und ähnliche Vorkommnisse. Wann wollen wir endlich anfangen, auch Jungs zu Menschen zu erziehen? Der Ansatz mit entsprechenden Unterrichtsfächern in der Schule ist vielleicht der Erfolg versprechendste.

    • @Stinepizza :

      Ich denke, das Thema aks Unterrichtsfach kommt vuel zu spät und auf der faldchen Ebene.

      Bis dahin haben die Jungs bereits mehrere Jahre Abwertung von Mutter, Oma und Tante erfahren, wenn sie sich "unmännlich" verhalten.

      Außerdem kann ein Unterrichtsfach nur in erster Linie auf der rationalen Ebene Kinder ansprechen.

      Das wird nicht reichen.

      Dass es nicht ok ist, seine Partnerin zu schlagen oder umzubringen, weiß bis 18 jeder Mann.

      Die Bildung scheint da nicht zu versagen.

  • Ein interessanter Beitrag zur Diskussion ist die norwegische Fernsehserie "Toxic Tom". Interessante Einblicke in die "Gefühlslage der armen, geschundenen Männerseele (Ironie aus!). Es ist die Odyssee eines "starken" Mannes, nämlich Tom, vom Verfolger zum Verfolgten. Am Ende hat das eigentliche Opfer, eine Fernsehmoderatorin Mitleid mit dem "Häufchen Elend".

  • Und täglich grüßt das Murmeltier! Also entweder ist die Analyse der Ursachen falsch oder aber die abgeleiteten Maßnahmen werden nicht korrekt umgesetzt. Aber interessiert das bei diesem ideologisch aufgeladenem Thema irgendjemanden? Wohl eher nein.

    • @Nachtsonne:

      Aber man kann sich so wunderbar auf der richtigen Seite fühlen.

    • @Nachtsonne:

      „Also entweder ist die Analyse der Ursachen falsch oder aber die abgeleiteten Maßnahmen werden nicht korrekt umgesetzt.“

      Inwiefern ist die Analyse falsch und was wären Ihrer Ansicht nach die richtigen Maßnahmen?

  • Danke, treffender vor allem in den letzten 2 Absätzen kann man es nicht betiteln. Denn bei allen Frauenhäusern (& hätten sie Mio. Plätze) oder (überlegt wurden) Frauenabteile in U- & S-Bahnen, Gewaltschutzgesetzen, Fußfesseln… all das ist lediglich Symptombekämpfung. Das Patriarchat ist toxisch geworden, wo es ein männliches Selbstverständnis ist, sich einfach mal jeden Dreck überall erlauben zu dürfen, das Patriarchat ist existenzbedrohlich geworden wo Mio. Frauen aufgrund Ungleichstellung, Ignoranz der Care Arbeit, Gender Pay Gap usw & usf ökonomisch keine Chance auf Autonomie haben & das Patriarchat ist tödlich geworden, wo ein täterschützendes System Männer entlastet & strukturelles victimblaming tausende Frauen zu Mitschuldigen machen. Es müssen Maßnahmen getroffen werden, bis Männer erlernt haben, wofür sie sich halten: Die Krone der Schöpfung zu sein geht mit Verantwortung einher. Nicht Frauen gehören „weggeschützt“ sondern Männer diszipliniert & vielleicht trifft man sie da, wo es wehtut: empfindliche Strafzahlung zu Gunsten frauenschützender Projekte bei jedem kleinsten Vergehen (zB. catcalling) . Die heiße Herdplatte hat noch jeden gelehrt, sich nicht drauf zu setzen.

    • @Lou Andreas-Salomé:

      Irgendwie lebe ich in einer anderen Reakität als Sie.

      Patriarchat ist nicht erst toxisch geworden.

      Es ist heute in vielen Gesellschaften moderater als früher.

      Auch im Patriarchat dürfwn Männer sich nicht alles erlauben.

      Verletzbarkeit, Angst, starke Empathie oder gar Schwulsein dürfen sich Männer beispielsweise in Patriarchaten keinesfalls leisten.

      Für sowas wird mann auch ggf. umgebracht.

      Ökonomische Autonomie ist für Frauen im Patriarchat selten vorgesehen.

      Wenn wir über Gender Pay Gap in Deutschland reden, ist das geradezu Feminismus für viele heutige Gesellschaften und such im Verhältnis zu früher.

      Dass Männer als Krone der Schöpfung Verantwortung tragen müssen, ist genau die Vorstellung der Patriarchen und deren Sprösslinge.

      Aus ihrer Sicht tun die genau das.

      Die Kunst ist, ihnen beizubringen, dass Frauen für sich selbst Verantwortung tragen.

      Wenn Männer bereit sind, aus falsch verstandener Verantwortung für die Familie ihre Schwester umzubringen und dafür ins Gefängnis zu gehen, wird sie eine Strafzahlung kaum schrecken.

  • Schwierig ... Es gibt nicht nur trotz Istanbul Konvention viel zu wenig Frauenhausplätze, es besteht zugleich ein dramatischer Mangel an bezahlbaren Wohnungen. Sprich die wenigen Plätze werden kaum wieder frei, weil Frauen mit niedrigem Einkommen nicht als Mieterinnen in Betracht gezogen werden ... Einige ziehen sie aus existenziellen ökonomischem Zwang zum Täter zurück. Blindstelle fast aller Artikel zum Thema - ohne einen regulierten Wohnungsmarkt, ohne eigene Grundsicherung auch für arbeitslose (Ehe) Partnerinnen gibt es keine neue Freiheit für die Opfer. Insofern @GoJoRow ihr Ansatz hat viel positives. Leider, nur bleibt die Bedrohungslage in dem Fall physisch existenziell bestehen, wenn der Täter genau weiss an welchem Ort das Opfer lebt.

    Der emanzipatorische Ausblick des Artikels mag sich partiell für junge Männer der gehobenen Mittelschicht und wenige Überzeugte einlösen lassen. Auf's Ganze sehe ich da schwarz. In einer Konkurrenz basierten Gesellschaft die zukünftig wieder 'kriegstüchtig' sein soll unrealistisch ... Wer heute noch stark ist, kann morgen schon Schwäche fühlen und tritt dann dahin wo er unten sehen möchte.

  • Die Sachlage mit den Frauenhäusern ist deutlich komplexer als dargestellt. Von allen Opfern von (Ex-)Partnern (n=108) haben 12 versucht in einem Frauenhaus unterzukommen, zwei fanden keinen Platz, eine bekam nicht direkt Platz für ihre Kinder. Diese drei Frauen bekamen also de facto keinen Platz in einem Frauenhaus und wurden ermordet. Die anderen neun bekamen einen Platz in einem Frauenhaus und wurden dennoch ermordet. Eine gute Werbung für Frauenhäuser ist das nun weiß Gott nicht.

    Das diese Negativauswahl eine deutliche Limitierung der Aussagekraft darstellt wird in der Studie auch explizit hervorgehoben.



    Wenn es nach mir ginge wären die 21.000 Plätze morgen da, man sollte sich allerdings keine Illusionen dazu machen was für eine Wirkung diese Maßnahme entfalten wird. Das gilt auch für die anderen Maßnahmen, wer die Istanbul-Konvention einmal gelesen hat der weiß das Deutschland den erheblichsten Teil der (meist sehr abstrakten) Anforderungen längst erfüllt. Mit einem Beharren auf der Umsetzung der Konvention hat man zwar ein klares Ziel aber eines bei dem auch klar ist das das Potenzial der Wirkung stark begrenzt ist.

  • Hallo Frau Sittenauer,

    Vielen Dank für Ihren Kommentar

    Als Mit-Adressat würde ich gerne folgendes Anmerken: ich glaube Ihre Forderung geht zu weit und greift zu kurz.

    Zum einen halte ich die Dämonisierung von Dominanz für vereinfacht. Als von anderen als dominant beschriebener Mann: Ich empfinde die Ausübung von Gruppenmacht oder biologisch-hormoneller Kraftüberlegenheit als Ausdruck maximaler Wurstigkeit (ich versuche hier Kraftausdrücke zu vermeiden). Wenn eine Trennung oder ein neuer Macker der Expartnerin einen zu Gewalt motiviert, hat man meiner Meinung nach keine Selbstachtung.

    Leider kenne ich auch Fälle von Männern, die sich verletzlich zeigen und zur Therapie gehen, die man mal daran erinnern musste, dass es Grenzen gibt. Von verbalen Entgleisungen bis zur körperlichen Gewalt.

    Ich glaube, dass wir uns als Gesellschaft ehrlich machen und aufeinander aufpassen müssen. Es muss klar sein: Gewalt gegen Frauen wird nicht akzeptiert! Und wer das nicht akzeptiert, wird korrigiert - von der gesellschaftlichen Ächtung bis zum Strafrecht. Und das muss ganz vorne im Alltag ansetzen. Wir Männer müssen viel mehr eingreifen, wenn Männer Frauen einschüchtern oder bedrohen.

  • Fast jeder Femizid kündigt sich an durch eine lange Vorgeschichte aus fehlender Achtung, Drohungen, Misshandlungen bis hin zu gescheiterten Mordversuchen. Es ist ein eklatantes Versagen der Politik, dass es keine besseren Schutzmaßnahmen für gefährdete Frauen gibt und diese nicht ausreichend finanziert werden.

    Auch juristisch muss ein Umdenken stattfinden. Dass eine voran gegangene Trennung noch immer strafmildernd berücksichtigt wird, da die Tat im Affekt geschehen sein soll aus Wut, Kränkung oder Verzweiflung, ist nicht hinnehmbar. Genauso dass ein Mann der seine (Ex)-Frau mit Benzin anzündet noch strafbefreiend vom versuchten Mord zurück treten kann, weil er die Sache trotz körperlicher Überlegenheit nicht mit den Händen zu Ende bringt.

    Die Tötung einer Expartnerin als Tötung einer Frau weil sie eine Frau ist zu charakterisieren finde ich schwierig. Der eigentliche Grund liegt ja darin, dass 99% aller schweren Gewalttaten von Männern begangen werden und 95% der Männer heterosexuell sind. Die Tötungen direkt auf das Patriarchat zurück zu führen erscheint mir ebenfalls schwierig, solange von 20 Millionen patriachal denkenden Männer "nur" zweihundert einen Femizid begehen.

    • @Myra13:

      Hinsichtlich des juristischen Umdenkens muss ich Ihnen jedenfalls teilweise widersprechen. Auch eine Affekttötung kann selbstverständlich den Tatbestand des Mordes erfüllen. Bei Tötungen im Kontext von Beziehungen ist regelmäßig an sonstige niedere Beweggründe zu denken. Diese sind regelmäßig bei Ehrenmorden oder Morden aus gekränkter Ehre im Sinne von "Wenn ich dich nicht haben darf, dann soll dich keiner haben (..)" verwirklicht. Anders schaut es aus, wenn sich die Tötung im Rahmen eines Streits oder einer länger andauernden Auseinandersetzung geschieht. Dann wird man häufig keinen sonstigen niederen Beweggrund haben, da dieser sehr vereinfacht formuliert vorliegt, "(...)wenn der Beweggrund so verwerflich ist, dass die Motivation des Täters unter keinen Umständen mehr nachvollziehbar ist". Diese Situation hat man bei Taten im Kontext von Sorgerrechtsstreitigkeiten uws. häufig nicht. Das Problem liegt also nicht, bei einer falschen Milde ggü. den Tätern, sondern in der Formulierung des Mordparagraphen.

  • "Männer müssen diese Muster verlernen."

    Na dann mal los.

    Jeder Mann hat eine Mutter.

    Auch im Hardcore-Patriarchat.

    Wenn der mit 17 seine erste Freundin stalkt oder bedroht, ist eigentlich zu spät.

    Patriarchat kriegt man früher eingeimpft.

    • @rero:

      "Jeder Mann hat eine Mutter."

      Was soll uns dieser Satz sagen? Die Mütter sind Schuld?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Es geht nicht um Schuldzuweisung, sondern dass auch Frauen im Patriachat Verhaltensweisen aufnehmen, die das Patriachat perpetuieren.

    • @rero:

      Ah, das "Aber die Mütter tragen auch Verantwortung!" - Argument. Was ist so schwer daran zu verstehen, dass Frauen eben auch im Patriarchat aufwachsen und vom Säuglingsalter an von diesem System geprägt werden? Es kann sich nur was verändern, wenn eine kritische Masse an Männern sich an ihre Mitmänner wendet und Veränderungen einfordert. Das kann aber nur was werden, wenn sich mehr Männer ihrer Privilege bewusst werden, und einsehen, dassder Wandel von IHNEN ausgehen muss. Auch zu ihren Gunsten: Toxische Männlichkeit in Gestalt des Patriarchats schadet allen, Frauen und Männern und allen dazwischen und außerhalb.

      Ganz wichtig im Umfeld dieser Zeitung: Das ist eben so gar kein Rechts-Links-Ding. Die Misogynie, das Mackertum und das gnadenlose Ausnutzen der eigenen Privilegien sind auch unter sich als Links verstehenden Männern lähmend allgegenwärtig, ganz aktuell zu sehen bei der Linken Ikone Konstantin Wecker. Der vergiesst jetzt Krokodilstränen über seine "moralischen Ausrutscher" und gibt seiner Alkoholsucht die Schuld, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass er auch einfach nur als Macker in einer Mackerwelt gehandelt hat.

      Check. Your. Privileges.

    • @rero:

      „Patriarchat kriegt man früher eingeimpft.“

      Yepp, auch die Mütter… oder was wollen Sie sagen?

  • Muss, muss, müsste, müsste. Es wird sich aber nix ändern

  • Es ist ja eine Binsenwahrheit, aber ich wiederhole sie gerne nochmal: Männer, die Gewalt ausüben, sind nicht stark, sondern schwache Hanseln, die versuchen, über die Ausübung von Gewalt ihre fragile männliche Identität etwas "aufzupeppen".

    • @Il_Leopardo:

      Einer der stärksten Risikofaktoren dafür, gewalttätig gegenüber der eigenen Familie zu werden, sind eigene Gewalttaten in der Kindheit und Jugend. Das Schlagen der eigenen Familie ist dabei oft ein Muster, das man bereits in der Kindheit selbst zu Hause erlebt hat. Oft liegt eine empfundene Ohnmacht und Hilflosigkeit bei tatsächlicher körperlicher Überlegenheit vor, was eine sehr gefährliche Mischung ist, insbesondere, wenn man selbst keine gewaltfreien Mittel zur Konfliktlösung gelernt hat, weil sie einem keiner vorgelebt hat.

  • Ich vermisse bei dieser sich ewig wiederholenden Diskussion mit den ewig gleichen Vorschlägen Folgendes:

    Bislang versuchen wir vergeblich, Opfer und potentielle Opfer zu schützen. Frauenhäuser, dass es so etwas überhaupt gibt!

    Was wurde aus „Wer schlägt, der geht“?

    Wir brauchen Männerhäuser für Gewalttäter. Damit die TÄTER eingeschränkt leben, als Konsequenz ihres Verhaltens. Kann man ja abstufen, individuell, mit Fußfesseln oder nur begleiteter Ausgang usw.

    Wenn man bei Rennmäusen eine dabei hat, die eine andere aggressiv zerbeißt, dann nützt es nichts, das Opfer raus zu nehmen. Der Aggressor sucht such dann das nächste Opfer. Man muss die Ursache des Problems raus nehmen!

    Die Gewalttäter, die körperlich unterlegene Menschen quälen und verletzen, die müssen wir aussondern. Die dürfen dann schrittweise beweisen, dass man Ihnen wieder etwas vertrauen kann, weil sie dazu gelernt haben, um Freiheiten wieder zu erlangen.

    Das ganze System bisher steht auf dem Kopf.

    Das Recht muss dem Unrecht nicht weichen, das haben wir so festgelegt. Aber in der Praxis leben wir es schon so lange umgekehrt, dass das irgendwie alle normal finden.

    • @GoJoRow:

      "Wir brauchen Männerhäuser für Gewalttäter. Damit die TÄTER eingeschränkt leben, als Konsequenz ihres Verhaltens. Kann man ja abstufen, individuell, mit Fußfesseln oder nur begleiteter Ausgang usw."



      Ich gratuliere, Sie haben gerade das Konzept eines Gefängnisses erfunden. Ich fürchte, das Patent dafür ist vermutlich leider bereits vergeben.

    • @GoJoRow:

      Diese Einrichtungen nennen sich JVA. Wenn jemand seine Partnerin oder seinen Partner physisch oder psychisch misshandelt, dann ist das Kind schon in den Brunnen gefallen.

    • @GoJoRow:

      Was sie vorschlagen kann nur der Anfang sein, jede Form von Machtmissbrauch durch Gewalt jeglicher Art sollte geächtet werden. Der physischen Gewalt geht oft genug psychische Gewalt (leider auf den ersten Blick nicht sichtbar) voraus.



      Der Weg dahin wäre wäre aus meiner Sicht relativ einfach, nämlich das Schulfach "Gewaltfreie Kommunikation" ab der 1. Klasse einzuführen.

    • @GoJoRow:

      Wichtiger Punkt, aber leider in einer Welt von langsamer Justiz und ordentlichen Prozessen nicht ausreichend. Frauen brauchen den Schutz von so etwas wie Frauenhäusern in der Zeit zwischen Tat und Urteil. Außerdem sollte es im besten Fall überhaupt nicht zur Tat kommen, sondern Hilfe für Frauen geben, die vorher den Absprung von so einem Typen finden.

      Nichtsdestotrotz stimme ich Ihnen zu, dass viel zu wenig Konsequenzen im Raum stehen, insbesondere mit der „Familiendrama“-Verniedlichung von Gewalt.

      Ergänzend kann man noch darauf hinweisen, dass Frauenhäuser nur so hilfreich sind, wie Frauen unabhängig vom Mann. Man hört immer wieder, dass Frauen aus finanziellen Nöten zurück zum gewalttätigen Partner gehen. Und hier wird die Verfügbarkeit von Kitaplätzen, Ganztagsschulen und finanzieller Hilfe für Alleinerziehende bzw. Anerkennung von Care-Arbeit in der Sozialversicherung von links-sozialer Politik zur existenziellen Vorsorge.