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Elon Musk torpediert HaushaltseinigungSchützt die Demokratien vor den Superreichen!

Kommentar von Ferry Batzoglou

Milliardäre wie Elon Musk können sich politischen Einfluss kaufen – siehe USA, siehe Großbritannien. Ihr Vermögen nur zu besteuern, reicht nicht.

New York, USA, 27 November: Donald Trump und Elon Musk schauen sich gemeinsam einen Boxkampf an Foto: Adam Hunger/ap/dpa

D er designierte US-Präsident Donald Trump ist noch nicht einmal im Amt, da torpediert er unverblümt die Verabschiedung eines Übergangshaushalts im Kongress – und es droht „Shutdown“. Die Steilvorlage dafür lieferte Elon Musk. Jeder, der für dieses „unverschämte Ausgabengesetz“ stimme, verdiene es, abgewählt zu werden, ätzte Musk auf seiner Plattform X. Musk hat 270 Millionen US-Dollar dafür gespendet, damit Trump abermals ins Weiße Haus einziehen kann. Fortan soll und will Musk den USA und vor allem Trump zeigen, wo Staatsausgaben maximal zu kürzen sind.

Nach Musks Geld lechzt jetzt auch ein anderer Rechtsaußen: Nigel ­Farage in Großbritannien. Ein glühender Brexit-Fan und übler Hetzer gegen Migranten, der in London bei den jüngsten Wahlen mit seiner Partei Reform UK 14 Prozent der Stimmen errang. Am Montag habe er bei einem Treffen mit Musk in Trumps Residenz in Florida „über die Finanzierung seiner Partei verhandelt“, schwärmte der Brite: Musk „will uns helfen“. Womit? Klar, mit Geld. Laut Medienberichten könnte sich die Musk-Spende auf schwindelerregende 100 Millionen US-Dollar belaufen. Mit der üppigen Kapitalspritze will Farage – wie Musk ein Busenfreund von Trump – beim Urnengang 2029 die verhasste Labour-Regierung aus dem Amt jagen. Die jüngste US-Wahl lässt grüßen.

Das Geld kann Musk, der reichste Mensch der Welt, aus der Portokasse bezahlen. Sein Vermögen ist nach der Trump-Wahl auf 464 Milliarden US-Dollar in die Höhe geschnellt. Die 25 reichsten Menschen der Welt verfügen zusammen über ein Vermögen von 3,38 Billionen US-Dollar. Schluss damit! Kein Mensch verdient es, so viel Vermögen zu haben. Es reicht nicht mehr, passive Einkommen wie Gewinne aus Aktien, Fonds oder Mieteinnahmen stärker zu besteuern. Eine Obergrenze für das Gesamtvermögen der Superreichen muss her, selbst 100 Millionen Euro reichen locker noch für deren Enkelkinder. Für die westlichen Demokratien sind die Spenden von Superreichen – egal von wem sie stammen – der Super-GAU. Die Demokratien müssen sich vor demokratisch nicht legitimiertem Einfluss schützen. Dringend.

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KORRESPONDENT ATHEN
1967 in Weiden in der Oberpfalz (Bayern) geboren, in der Südpfalz (Rheinland-Pfalz) aufgewachsen, Abitur in Baden-Württemberg. Grundstudium der Rechtswissenschaft in Heidelberg sowie Studium der Politikwissenschaft, Philosophie und Geschichte in Köln. Brach 1994 im Alter von knapp 27 Jahren die Zelte in Deutschland ab. Lebt seither in Athen. Redakteur für Wirtschaft und Sport in der deutschsprachigen "Athener Zeitung" (Anfang September 1999 bis Ende März 2002), anschließend Korrespondent für deutschsprachige Medien. Länderschwerpunkt Griechenland und Zypern. Henri Nannen Preis 2012 in der Kategorie Dokumentation.
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14 Kommentare

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  • Würde sagen: Ja unbedingt.

    Nur halt leider schwer umzusetzen. Zum einen hat Musk dieses Vermögen nicht - es wird aus dem fiktiven Börsenwert seines Unternehmens berechnet. Ob Tesla & co wirklich so viel wert sind und ob ihm jemals jemand alle Anteile abkaufen würde bleibt abzuwarten.

    Auch wenn ich Pro-Milliardärssteuer bin und denke, dass niemand allein so viel Geld oder Macht haben sollte: Der Artikel ist reines preaching-to-the-converted mit vlllig unrealistischen Vorschläge .

    Sinnvoller wäre es zB Spenden an Politiker und Parteien zu reduzieren oder an Konzepten wie Bürgerräten zu arbeiten.

  • 1. Parteispenden aif 1000€/Person begrenzen.



    2. Doch- die Steuergesetzgebung ist der Schlüssel. Was geändert werden muss, wisst ihr selber.

  • Ähh, das ist doch eher andersrum viel einfacher: wenn Demokratien sich vor dem Geldeinfluss von Milliardären schützen wollen, dann müssen Demokratien entsprechende Spendengesetze, also Verbote, Limits... o.ä. definieren und gesetzlich verankern.

  • Da hilft nur enteignen. Aber das wird nicht passieren. Die Politik hängt zu tief mit drin und die Mittelschicht reagiert durch Abstiegsängste mit Besitzstandswahrung und freundet sich mit libertären und rechten Gedankengut an. Die Superreichen werden wir erst los wenn die Wirtschaft global kollabiert und sich Vermögen in Luft auflösen. Bis dahin werden wir sehen wie Demokratien zunehmend autoritärer werden. Der Klimawandel wird das seine dazu beitragen.

  • Es wäre schon ein guter Anfang wenn es eine Vermögensteuer gäbe, dafür müsste man nämlich die Höhe der Vermögen erstmal offiziell feststellen.

  • Ich empfehle zu diesem Thema ausdrücklich das sehr informative und zugleich gut lesbare Buch „Limitarismus. Warum Reichtum begrenzt werden muss“ von Ingrid Robeyns. Robeyns stellt alle Aspekte dar, welche gesellschaftlichen Schäden (ökonomisch, ökologisch, politisch) durch Superreiche angerichtet werden.

  • Da stimme ich vollkommen mit überein, nur - in Amerika was an deren Demokratie verbessern oder ändern zu wollen ... das seh ich nirgends. Und hier? Man schau sich nur mal das Wahlprogramm der AFD an und vergleiche es mit der sozialen Situation der Wähler. Da paßt nichts zusammen. Politisches Bewußtsein ist auch hierzulande ein Glücksfall.

  • Spendenberechtigt sollten nur Wahlberechtigte Personen sein. Die Spendenobergrenze könnte z.B. bei 50000 EUR im Jahr liegen. Das gleiche sollte für alle partei oder politiknahen Organisationen gelten. Firmen, Oligarchen, amerikanische Milliardäre können ja für Sielmann oder Wildtierstiftung oder Streuobstwiesen, Heimatvereine spenden.

  • Ich frage mich nur, wie soll wer in einem demokratischen Rechtsstaat einer Privatperson einfach mal das Vermögen kürzen? Zumal das Geld bei Milliardären nicht, wie bei Onkel Dagobert im Geldspeicher liegt, sondern meist nur in Aktien oder Firmenanteilen vorhanden ist.

  • Wo der Autor recht hat, hat er recht….



    Leider wird es sehr schwer sein, die Forderung umzusetzen.

  • Gute Idee! Und wie soll man das umsetzen? Wie will man die bereits erkauft Macht zurückbekommen? Es ist ja hierzulande schon schwer, die Einflüsse der "armen kleinen Familienunternehmen" als die sich unsere Superreichen gerne tarnen aufzudecken, geschweige denn zu verhindern.



    Was wären mögliche Mechanismen und Maßnahmen?

  • ... obwohl überfällig, wird so etwas erst nach irgend einem — wie immer gearteten — Supergau passieren.



    Die Gier selbst irgendwie an die "Fleischtöpfe zu kommen ist einfach zu groß.



    Das psychopathische Verhalten solcher Personen wird immer mehr zur Normalität.

    Gruß Fritz

  • Der politische Philosoph Michael Walzer, vor vielen Jahrzehnten: Die Sphären sollten sich besser nicht überschneiden, etwa Reichtum und politische Macht.



    Wenn wir nicht spätrömische Reichtums-Dekadenz haben wollen, sollten wir das beherzigen, und das heißt kräftig gegentreten und auch gegenwählen.

  • Einfach mal eine Partei nennen, die das unterstützt