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Antirassistische WirtschaftsbosseDemokratie als Nice-to-have

Simon Poelchau
Kommentar von Simon Poelchau

Ein Video mit leeren Supermarkt-Regalen zeigt, wie es wäre, wenn die AfD das Sagen hätte. Das wirtschaftliche Argument gegen Rassismus ist fragwürdig.

Wäre schon blöd, wenn es keine Schokolade mehr im Supermarkt gäbe, sondern nur noch Bier und „Deutschländer“-Würstchen Foto: Schöning/imago

J etzt kann es endlich mal gut sein. Seit Tagen ist das Internet voll damit, wie toll Edeka ist. Das alles wegen eines sechs Jahre alten auf Instagram wiederverwerteten Werbevideos mit leeren Supermarkt-Regalen, die zeigen sollen, wie es wäre, wenn die AfD das Sagen hätte. „Wir lieben Vielfalt und stehen auf gegen Rechts“, ist die Message. Schön und gut. Aber das ganze Antifa-Washing der Wirtschaft beginnt wirklich zu nerven.

Seit der Correctiv-Recherche stehen Manager und Lobbybosse vor Journalisten Schlange, um ihren Take zu bringen, wie wichtig Vielfalt und wie gefährlich die AfD sei. Um nur zwei Beispiele zu nennen: „Ich will kein Land, in dem es darauf ankommt, wo deine Großeltern geboren sind, ob du in diesem Land willkommen bist oder nicht“, sagte dieser Tage der Chef des Industrieverbandes BDI, Siegfried Russwurm. „Wir müssen laut und deutlich sagen: Hass und Ausgrenzung haben bei uns keinen Platz“, erklärte Siemens-Energy-Chef Christian Bruch.

Bitte nicht falsch verstehen: Es ist erstmal gut, wenn Ver­tre­te­r*in­nen von Unternehmen und Wirtschaftsverbänden klare Worte gegen die AfD finden. Es ist besser, sie treten ein für Toleranz und Vielfalt, als dass sie es nicht tun. Ihre Statements sind sicherlich auch ehrlich und ernst gemeint. Sie sind auch nicht neu. Als Alice Weidel im Mai 2018 im Bundestag von „Kopftuchmädchen“ und „Messermännern“ sprach, twitterte der damalige Siemens-Chef Joe Kaeser: „Lieber ‚Kopftuch-Mädel‘ als ‚Bund Deutscher Mädel‘. Frau Weidel schadet mit ihrem Nationalismus dem Ansehen unseres Landes in der Welt. Da, wo die Haupt-Quelle des deutschen Wohlstands liegt.“

Bloßer Opportunismus der Wirtschaft

Die Wirtschaftsbosse wissen: Ein Wahlsieg der AfD würde dem Standort Deutschland massiv schaden. Kaum eine Ökonomie profitiert von einer offenen Weltwirtschaft so sehr wie die exportorientierte deutsche Wirtschaft. Für sie wäre ein Dexit, ein Austritt Deutschlands aus der EU, wie ihn die AfD will, pures Gift. Und vor allem: Im Jahr 2022 lebten in Deutschland laut Statistischem Bundesamt 20,2 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte. Das ist fast ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Würden die Massenabschiebungsfantasien der neuen Nazis Wirklichkeit, würden den Unternehmen Millionen an Arbeitskräften fehlen.

Und genau hier liegt das Problem, wenn sich Wirtschaftsbosse gegen die AfD aussprechen: Es bekommt schnell eine utilitaristische Wendung, dass Rassismus und Faschismus falsch seien, – vornehmlich – weil sie dem Wirtschaftsstandort Deutschland schaden. So fallen auch mal Sätze zur AfD wie jener von der Präsidentin des Autoverbandes VDA, Hildegard Müller: „Das ist nicht nur eine Bedrohung für unsere Demokratie, es ist eine Bedrohung für unseren Standort.“ Nach dem Motto: Demokratie ist nice to have, aber erstmal kommt die Wirtschaft. Als ob Rassismus und Faschismus nicht an und für sich scheiße sind – egal wie gut oder schlecht sie für die Unternehmen sind.

Das Argument wird auch nicht besser, wenn Ökonomen wie der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, auf eine historische Verbindung zwischen Demokratie und Kapitalismus verweisen: „Demokratie und Marktwirtschaft entsprangen historisch denselben Wurzeln am Beginn der europäischen Moderne vor über 200 Jahren, auf Dauer können sie auch nur gemeinsam gedeihen“, sagte Hüther. Leider fallen einem da von den Sklavenschiffen nach Amerika, über Kinderarbeit in Manchester bis zu Rana Plaza genügend Beispiele ein, dass die Geschichte des Kapitalismus alles andere als humanistisch ist.

Eine Bitte also ans Edeka-Social-Media-Team: Bitte überlegt euch genau, wie und wann ihr was auf Instagram postet. Kleiner Tipp: Vielleicht räumt ihr mal nicht nur im Werbeclip die Regale leer, um ein Zeichen gegen Rechts zu setzen, sondern tatsächlich auch in euren Filialen. Das würde euch zwar einen Teil eures Umsatzes und Profits kosten. Dafür würdet ihr dann aber auch zu recht gefeiert.

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Simon Poelchau
Redakteur
ist für Ökonomie im taz-Ressort Wirtschaft und Umwelt zuständig.
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37 Kommentare

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  • Man muss sich überhaupt nicht wundern, warum es keine ernstzunehmende politische linke Kraft im Land mehr gibt. Der Drang zu Spaltung, Selbstgerechtigkeit und Besserwissertum scheint immer größer zu sein als gesellschaftlicher Gemeinschaftssinn und jeder notwendige Pragmatismus.



    Wie glaubt man denn, dem Rechtsruck in der Bevölkerung und dem Aufstieg der AfD zeitnah beikommen zu können, ohne dabei Bürgerliche, Konservative und Wirtschaft mit ins Boot zu lassen?



    Demokratie bedeuted Haltung zu haben und trotzdem Konsens zu können. Das haben die Demos eindrucksvoll gezeigt. Das Verharren in elitären Blasen hilft absolut niemanden.



    Und btw. würden mir auch jede Menge Beispiele einfallen, wo Sozialismus "alles Andere als humanistisch" war.

  • Schade. Dieser Kommentar ist leider völlig daneben. Er spaltet die Debatte in gute und schlechte Antifaschisten wo es keine Notwendigkeit gibt. Wir Alle in Deutschland. Egal welcher Herkunft profitieren vom Wohlstand der sich Durch unsere Wirtschaft ergibt. Es ist gut zu wissen wenn die Wirtschaftsverbände auf der Seite der Demokratie und Vielfalt stehen. Laut dem liberalen Vordenker Karl-Hermann Flach neigt der pure Kapitalismus zum Faschismus zu verfallen. Jedoch lässt sich das mit einer demokratischen Gesellschaft die sich im sozialen Ausgleich bemüht entgegen wirken. Das hat die FDP leider aktuell nicht mehr auf dem Schirm. Einseitiger Verzicht von Edeka und leere Verkausregale nutzen da nichts. Der Autor sollte lernen: Gemeinsam können wir die weitere Spaltung der Gesellschaft aufhalten. Der Kommentar spaltet.

  • Die Unterscheidung zwischen richtigem und falschem, zwischen gutem und schlechtem Antirassismus ist in der jetzigen Situation ziemlicher Luxus und dient letztlich der moralischen Selbstaufwertung des Autors und derjenigen, die ihm vorbehaltlos beipflichten. Haltet Euch meinetwegen für die einzig wahren Antirassisten. Ich finde eine möglichst breite antirassistische Front aber viel wichtiger und wirkungsvoller als - schlimmstenfalls - deren Atomisierung in antirassistische Submilieus oder gar Sekten, die die moralische Integrität ihrer Haltung gegenseitig in Frage stellen und sich gegenseitig delegitimieren. Darüber freut sich nur die AfD.

  • Die Wirtschaft lässt sich mit Zwangsarbeitern später leicht beruhigen. Hat ja schon mal geklappt.

  • Das ist eine wirklich "schicke" Begründung gegen Rassismuss: Unsere Regale wären leer! Anti-Rassimus - der sich aus dem Nutzen des anderen erklärt, erscheint mir doch recht fragwürdig. Na hallo ...

    Die Regale wären heute grundsätzlich leer - wenn sich alle Gesellschaften nur noch auf die eigene Leistung verlassen müssten. Da braucht's nicht mal Rassismus.

    Es mag ja naiv klingen, aber der Mensch hat Geltung, weil er MENSCH ist - und nicht aufgrund von Rasse, die es wohl bei Tieren gibt, aber eben nicht bei Menschen. Und selbst für Tiere ändert sich das Bewusstsein hin zur Tatsache, dass sie empfindende Geschöpfe sind - und eben als solche zu behandeln. Was leider leichter gesagt, als getan.

  • Auf eines können sich die Rechten und die Konservativen verlassen: sollbald es ein gemeinsames Thema gibt, fangen die Linken an, sich zu zerfleischen.



    Ich finde, das gezeigte Bild über die leeren Regale total gut. Und nicht in jeder Aktion kann ein Thema zu Gänze komplett beleuchtet werden.



    Aber wo bliebe dann der bittersüße Zwist.

  • Natürlich sind Rassismus und Faschismus an und für sich scheiße – egal wie gut oder schlecht sie für die Unternehmen sind. Aber es gibt auch Menschen, denen das egal ist, Hauptsache die Kohle stimmt. Wollen wir auf die verzichten und den Rechten überlassen?

  • Wenn es der Wirtschaft schlecht geht, geht es auch dem Staat und dem Bürger schlecht. Darauf hinzuweisen ist völlig legitim.

  • Wirtschaft ist biegsam. So Macher, der heute noch aus ökonomischen Gründen gegen die AfD ist, schließt sich dann bei Bedarf der Björn Höcke Spende der deutschen Wirtschaft an. Hatten wir schon mal...

  • Kaum nimmt eine „gegen Rechts“ Bewegung zu, fängt kurz nach der Startlinie bereits der Streit an, wer weniger „reinen Herzens“ ist.

  • ich stimme nicht zu: Ich finde, dass es gerade die Aufgabe von Vertretern der Wirtschaft ist, den wirtschaftlichen Aspekt der Gefahr durch die AfD besonders herauszuheben. Schuster, bleib bei deinen Leisten!

  • Was mich nicht minder nervt, ist diese ständige Rumgekrittel von links an an sich guten Sachen. Erst neulich der Kollege Kühn hier in der TAZ, dass die Proteste nicht weit genug gehen würden und jetzt hier warum denn die Aussagen aus der Wirtschaft Antifa-Washing (!) sein. Die Aussage, dass die AfD nicht nur die eine Bedrohung für die Demokratie sondern auch für den Standort ist, ist doch vollkommen richtig; sowohl in Bezug auf den ersten Teil als auch auf den zweiten. Warum kann man das nicht einfach so stehenlassen und als willkommene und eindeutige Positionierung der Wirtschaft begrüßen, sondern muss sofort die schlechtestmögliche Interpretation vornehmen und auf dieser Annahme etwas implizieren und dann kritisieren, was so gar nicht gesagt wurde? Das ist ebenso schäbig wie moralinsauer dass ich frage ob man es dem Kommentator überhaupt jemals wird recht machen können.

  • Ich kann die Kritik des Autor nicht nachvollziehen. Unser Sozialstaat ist auf Wachstum angewiesen, da sonst die ganzen (Sozial-)Ausgaben nicht mehr bezahlt werden können. Bund und Länder streiten ja auch immer wieder über die Finanzierung. Die Kommunen jammern über klamme Kassen. Alles hängt von einem vollen Steuersäckl ab, sonst droht gesellschaftlicher Unmut. Das die Wirtschaft hier auf die Notwendigkeit der Zuwanderung verweist, ist doch keine Anbiederei, sondern realistisch. Der wirtschaftliche Aufstieg nach 1945, hat unseren liberalen Rechtsstaat für die Menschen attraktiv gemacht nach dem Motto "Das System bringt Wohlstand, ist also erfolgreich, ergo ist es auch gut". Aus rein ideellen Gründen wurde die BRD nicht gefestigt (auch wenn das natürlich schön wäre gewesen wäre).

  • Die Kritik ist völlig fehl am Platze und blauäugig: Es gibt nämlich viele sehr kapitalstarke Unternehmer wie von Finck und Degussa, welche die AfD mit Millionen füttern, weil ein funktionierendes demokratisches Europa, der Binnenmarkt mit festen Standards und unproblematische Sozialsysteme einschließlich des Mindestlohns gerade nicht in ihrem Interesse liegen, sondern sie in einem Putin- oder Orban-System viel höhere Spekulations- und Monopolgewinne einfahren könnten. Probleme lösen diese Menschen nämlich nicht mit dem EuGH, sondern mit Bestechung. Es ist der Mittelstand, der unter solchen Brexiteers in Deutschland massiv leiden würde. Und es ist gut, dass er sich lautstark jetzt wehrt, wo es noch geht.

    • @hedele:

      Einzelpersonen, mit Nähe zur Macht profitieren immer von Isolationsmus und Nationalismus. Aber die großen Player, auch ausländische, der deutschen Wirtschaft sind Kapitalgesellschaften mit Shareholder-Value orientierten Managern. Die haben keinen Bock auf Volatilität und genau das bringt populistische Politik.

  • "Es bekommt schnell eine utilitaristische Wendung, dass Rassismus und Faschismus falsch seien, – vornehmlich – weil sie dem Wirtschaftsstandort Deutschland schaden."

    Genau mit diesem Argument trommeln aber auch die AFD und die BILD unentwegt gegen die Ampel, insbesondere gegen die Grünen.

    Warum nicht den Spieß umdrehen?

    • @Suryo:

      Seltsame Zeiten, dass wir uns mal einig sind :-).



      Viele Menschen sind Protestwähler, emotional aus einer grundlegenden Unzufriedenheit. Da anzusetzen (Du hast dann zwar protestiert, macht es aber eher schlimmer) mag Sinn machen.

  • Welcher Vollidiot würde es "feiern", wenn er vor unnötig leeren Regalen steht?



    Mich würde so eine Symbolaktion anwidern und es wäre mein letzter Besuch in diesem Laden.

    Und seien wir ehrlich, einen Tag nach der Machtübernahme würde Edeka plakatieren: "Hier kauft Deutschland!" oder "Stolz auf unsere deutschen Produkte!".

    • @Fabian Wetzel:

      Sehr gut - beides.

  • Es ist ein positiver Trend, gegen Rechts zu sein.



    Dass Unternehmen und UnternehmerInnen auch wirtschaftliche Argumente gegen Faschismus anführen, ist doch gut.



    Jedes zusätzliche Argument ist eine neue Chance, Irgendwen zu überzeugen.



    Dieses "Haar in der Suppe suchen" erinnert mich an jahrelange Vegetarier Diskussionen : " Bist Du jetzt Vegetarier wegen der Tierquälerei, oder wegen dem Klima"?



    Tja, für mich hat jedes Argument gezählt und tut es weiterhin.



    Jedes Argument gegen Rechts ist ein Gewinn.



    Die Intention des Artikels bleibt schleierhaft, da,



    wie im Artikel selbst erwähnt, Niemand die Diskussion monokausal führt.



    Wer eine Brandmauer gegen Rechts will, sollte die Position nicht exklusiv besitzen wollen sondern inklusiv argumentieren. Da kann man/frau auch einfach mal mit einem CDU Wähler oder einer Firmenchefin einer Meinung sein.

  • Kommt mir wie das typisch christliche 'man muss nicht nur Gutes tun, sondern es auch wirklich meinen' vor

    Im Gegensatz zum Judentum, das eine Gesetzesreligion ist, mystisch, die "Liebe zu Jesus" liegt allem zu Grunde.

    Wenn es also vielleicht dann doch nicht schmerzen muss, um "gut" zu sein (noch so ein christlicher Topos), Edeka seine Regale nicht in Echt leerräumen muss, um glaub(!)würdig zu sein, genügt vielleicht, wenn sich alle an die Gesetze halten und so beurteilt wird, wie "hilfreich" Aktionen sind, alles andere muss geradezu zu Heuchelei führen (die Forderung nach Moralität solcher Handelsriesen in so einem Kontext knüpft übrigens unterschwellig auch an ein altes antisemitisches Vorurteil über die Juden an, das im Kern christlich ist: ihre angebliche Profitgier)

    Erik Marquardt, dieser EU-Abgeordnete von den Grünen, dessen Idealismus und Engagement wirklich niewand bestreiten kann, reagiert aktuell in einer Instagram-Story auf die Meldung "Prognose für 2049: Hunderttausende Pflegekräfte zu wenig" und schreibt: "Ich hätte ja den Vorschlag, dann potentielle Pflegekräfte nicht mehr im Mittelmeer ertrinken zu lassen" - auch verwerflich?

    Und als Nächstes wird auch nicht mehr thematisiert, wie die Umsetzung der wirtschaftspolitischen Vorstellungen der AfD denen schaden würde, deren Interessen sie zu vertreten vorgibt?

    Diese ganzen Wirtschaftsvertreter würden sicher heucheln, wenn sie so täten, als hätten sie primär moralische Beweggründe (kommt einem auch historisch gesehen bekannt vor): wenn der gemeinsame Kampf der Demokrat*innen gegen Rechtsextremismus effektiv sein soll, wäre es vielleicht besser, keinen Wettbewerb der lautersten Motive daraus zu machen - es klingt ja an allen Enden und Ecken schon an, wie unwohl sich viele dabei fühlen, ausgerechnet mit "jenen" an einem Strang zu ziehen, womöglich sogar für "die" gehalten zu werden: das "Geheimnis" der Demokratie heißt aber "Mehrheiten".

    Und die findet wan wohl eher nicht per Heiligkeitswettbewerb.

  • Die Positionierung finde ich erstmal gut, auch wenn sie ziemlich holzschnittartig daher kommt. Wenn es hilft jemanden zu überzeugen auch gut. Ansonsten kann man das ja für sich selbst einordnen.



    Mir ist aber auch klar, dass dort auch Eigeninteresse hinter steht und auch dass, wie man an der Nazizeit sehen kann, die Wirtschaft auch im größten politischen und militärischen Chaos prima Geschäfte machen kann und auch nach einem scheinbar totalen Zusammenbruch anschliessend wieder munter weiter Geld machen kann. Daher finde ich es momentan schon mal beruhigender, wenn sich die Wirtschaft nicht auf die Seite der AgD stellt.

  • Wie schon Brecht erkannt hat: Erst kommt das Fressen und dann die Moral.



    Einen Menschen, der wirtschaftlich abgehängt ist, und innerhalb eines freien Rechtsstaates schlechter zurandekommt als in der Diktatur, in der er groß geworden ist (auch wenn es nur die trügende Erinnerung ist) wird nicht bereit sein, die Demokratie zu verteidigen, wenn er überzeugt ist, dass die Faschisten ihm ein besseres Auskommen sichern können.



    Dieser Wählergruppe zu zeigen, dass es mit den Blauen nur noch schlimmer werden wird, ist keine allzu schlechte Strategie im Kampf für die Demokratie, auch wenn die Beweggründe moralisch fragwürdig sind. (Es gäbe aber bessere Argumente als die künstlich geleerten Regale)

  • "Das wirtschaftliche Argument gegen Rassismus ist fragwürdig."

    Es ist nun mal so ziemlich das einzige Argument das Wirtschaftsleute haben.

    Wichtiger als zu beklagen dass es *gesamtgesellschaftlich* nicht reicht, ist, scheint mir, zu schauen, wer es unaufgefordert bringt, und wer dahingetragen werden muss, und wer völlig schweigt.

    Denn letzten Endes ist "die Wirtschaft" das, woher auch die AfD ihre Gelder bezieht. Und auch im Fall der AfD ist es keinesfalls nur die schweizer oder russische oder ungarische oder sonsteine externe Wirtschaft.

  • Das heißt im Umkehrschluss: Wenn Neofaschisten volle Regale schaffen, dann sind sie attraktiv.

    Jetzt brauchen die rechten Kameraden das nur noch glaubhaft zu versichern und fertig ist die Wahlhilfe deutscher Industrieller für die extreme Rechte.

    Ist es politische inkompetenz? Ist historische Anamnese, die vergisst, wie oft Industrielle schon dem Faschismus zur Macht verholfen und den Parlamentarismus ausgeknockt haben?

    Das mag in Deutschland zur Zeit nicht der Wunsch der Wirtschaft sein. Aber es können ja auch wieder andere Zeiten kommen.

    • @Uns Uwe:

      Sorry, Amnesie, nicht Anamnese. :-)

      • @Uns Uwe:

        :-)

  • Naja, was schlecht ist, ist auch für die Wirtschaft schlecht, das ist eine Binsenweisheit.

    Was ich mir wünschen würde: Eine Art Signalstreik. An einem einzigen Tag sollten einfach alle mit Migrationshintergrund mal nicht arbeiten. Ihre Geschäfte nicht öffnen, nicht zur Arbeit gehen, einfach mal nix tun und damit demonstrieren, was Deutschland ohne sie wäre. Das würde keinem gefallen, garantiert...

    • @Mustardman:

      15 Jahre alt und weitgehend übersehen, weil damals nur "linke Spinner" das Problem erkannten: www.youtube.com/watch?v=cYJcfhxMkrQ

      Bisschen schnulzig, aber dabei schön plakativ mitten inne Fresse rin.

  • Das Argument, die afd sei schlecht, weil es der Wirtschaft schadet, halte ich für höchst problematisch. Aus meiner Sicht ist das nicht der Grund um gegen die afd zu sein, eher ein Beiwerk, aber auch in der allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung dürfte dieses Argument eher das Gegenteil bewirken...

    • @nutzer:

      So als Ossi; falls, nur falls, dann werden auch die nach der Eierversorgung (Rußland) oder dem Zwiebelpreis (Türkei/Indien) gefragt. Kann ganz banal auch Bratwurst sein weil die Schlachthof- und Landwirtschaftsmitarbeiter*innen aus dem EU-Ausland fehlen.

    • @nutzer:

      Volle Zustimmung.



      Das kann nach hinten losgehen.



      Der Logik des Nareatives zu Folge dürfte das rechte Ungarn im Vergleich zum liberalen Deutschland in Bezug auf Eirtschaftswachstum und Investitionen nur verlieren.



      Nur wie sieht die Wirklichkeitaus?



      Achtung vor falschen Argumenten.

      • @Demokrat:

        Und wenn man den Zustand der ungarischen Wirtschaft an einer Sache festmachen kann (außer der offiziellen Inflationsrate, die EU-Spitze ist, während sich unsere in der OECD noch im besten Drittel befindet - man glaubts nicht aber isso), dann an Folgendem:

        Von einem "Hungexit", "Maygyexit" oä ist nicht ernsthaft die Rede. Egal wie sehr Orbán krakeelt und die EU mit Verbalinjurien überzieht.

        Ungarn ist nahezu ein EU-Binnenland; die einzigen Nicht-EU-Grenzen sind zur Ukraine (60 km) und Serbien (110 km).

        Vor einem Ausstieg aus dem EU-Binnenmarkt scheint Orbán echt Angst zu haben. Sonst würde man diese Drohung in seiner rhetorischen Waffenkiste finden.

        • @Ajuga:

          Also richtig wad sie sagen. Mir und auch hier bei den meisten hier im forum ist die vielschichtigkeit klar.



          Die AFD wird trotzdem aufführen:



          Guck nach Ungsrn, die haben mehr Wachstum.



          Und wird es sein,was verhängt.



          Aber was weiss ich schon

  • Mich überzeugt das Argument nicht, dass die AfD dem Wirtschaftsstandort massiv schaden würde - das ist weder in den USA, Polen, Ungarn oder sonst einem europäischen Land passiert, wo rechtsextreme Parteien etwas zu sagen haben.

    Es gibt genug Gründe, die AfD nicht zu wählen. Übertriebe Prognosen von leeren Supermarkt-Regalen finde ich aber nicht hilfreich.

    • @gyakusou:

      Recherchieren Sie das doch nochmal, was die Entwicklung genannter Staaten angeht.

    • @gyakusou:

      Es ist aber massiv im UK passiert, wo die konservative Regierungspartei zwei, drei extrem rechte Positionen adoptiert hat. Und ob die US-Wirtschaft unter irgend einem anderen Präsidenten als Trump genauso unter Corona etc. gelitten hätte, kann niemand wissen. Der Aufschwung kam jedenfalls erst unter Biden.