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Ein Reservist bei einer Schießübung in Nienburg. Ingmar Björn Nolting hat 2022 der Bundeswehr eine Fotoserie gewidmet Foto: Ingmar Björn Nolting/laif

Wenn morgen Krieg wäreWie weit gehst du für Deutschland?

Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine will die Regierung die Bundeswehr verstärken. Aber sind junge Deutsche überhaupt bereit zu kämpfen?

D ie Bundeswehr braucht Personal – und ist angewiesen auf junge Menschen, die bereit sind, Wehrdienst zu leisten. Mit Beginn der „Zeitenwende“ hat die Bundesregierung an­gekündigt, das Militär wieder aufzustocken. Konkret will Verteidigungsminister Boris Pistorius die Armee bis 2031 von derzeit 181.000 auf 203.000 Soldatinnen und Soldaten vergrößern. 2010, bei der Abschaffung der Wehrpflicht, lag die Truppenstärke bei 250.000.

Ab kommendem Jahr soll deshalb ein neues Wehrdienstmodell gelten: Alle 18-Jährigen eines Jahrgangs – Männer und Frauen – erhalten einen Fragebogen der Bundeswehr. Darin sollen sie beantworten, ob sie sich einen Dienst bei den deutschen Streitkräften vorstellen können. Für die jungen Männer soll eine Antwort verpflichtend sein, für die jungen Frauen nicht.

Ob so genug Freiwillige den Weg in die Truppe finden? Daran gibt es innerhalb der Bundeswehr Zweifel. Immerhin Generalinspekteur Carsten Breuer, Deutschlands ranghöchster Soldat, hat sich kürzlich hinter Pistorius’ Modell gestellt und in diesem Zuge gesagt: ­„Unabhängig davon möchte ich an die jungen Menschen in unserem Land appellieren, sich mit einer Frage auseinanderzusetzen: Bin ich bereit, Deutschland zu verteidigen?“

Doch wie sehen die jungen Menschen das? Wir haben sechs von ­ihnen gefragt.

Tillmann Clement, 30 Jahre, Wiesbaden, Theologe

Tillmann Clement Foto: privat

Grundsätzlich kann ich mir vorstellen, bei der Bundeswehr zu arbeiten. Aus meiner Zeit bei der Evangelischen Militärseelsorge weiß ich, wie viele zivile Berufe es dort gibt. In einem solchen Job zu arbeiten, würde mich nicht abschrecken.

Ich glaube allerdings nicht, dass ich geeignet bin, mich in einen Schützengraben zu legen. Allein schon wegen meines Heuschnupfens. Um eine Verteidigung zu organisieren, sind Befehlsketten enorm wichtig – die Fähigkeit, die eigene Autonomie zurückzustellen und sich im Zweifelsfall zu opfern. Ich bin aber ein sehr nachdenklicher Mensch. Wenn mir jemand befiehlt, als erster über eine Brücke zu rennen, würde ich erst mal darüber diskutieren, ob das die beste Entscheidung ist. In Krisensituationen würde ich wohl vor allem im Weg stehen.

Ob ich bereit wäre, auch auf Menschen zu schießen? Da bin ich ambivalent. Einerseits habe ich den Anspruch an mich selbst, im Fall eines Angriffskriegs wehrhaft und widerständig zu sein. Die Art unseres Zusammenlebens – Meinungsfreiheit, die Möglichkeit zu wählen, unsere offene Gesellschaft – ist für mich schützenswert, im Zweifel auch mit Waffen­gewalt.

Es gibt aus meiner Sicht jedoch keinen schuldfreien Krieg. Ein Ver­teidigungskrieg kann zwar moralisch gerechtfertigt sein. Ich denke aber, dass im Krieg Situationen entstehen, die es nur begrenzt zulassen, nach den eigenen Vorstellungen richtig zu handeln. In solchen Situationen lädt man dann viel Schuld auf sich. Ich stelle mir das sehr belastend vor. Im Extremfall wäre ich dennoch bereit, diese Schuld auf mich zu nehmen. Für die Ideale ­unserer Demokratie und für Menschen, die sich selbst nicht schützen können.

Krieg bedeutet Zerstörung, Trennung, Verwundung und im schlimmsten Fall auch Tod. Krieg ist die größte Katastrophe menschlichen Zusammenlebens. Die Bilder aus der Ukraine haben mir die menschlichen Kosten eines Krieges nochmal besonders deutlich vor Augen geführt. Trotzdem bleibt es für mich eine abstrakte Vorstellung, wie ich mich in einer solchen Extremsituation verhalten würde. Wenn es tatsächlich zu einem Krieg in Deutschland kommt, beeinflussen sicherlich noch andere Faktoren meine Entscheidung, ob ich kämpfe oder gehe. Wie würde ich mich beispielsweise verhalten, wenn meine Ehefrau fliehen wollen würde?

Sicherlich gäbe es für mich persönlich bessere Wege, mich an einem Verteidigungskrieg zu beteiligen als den Dienst an der Waffe. Gerade als Theologe könnte ich an anderer Stelle nützlich sein. Zum Beispiel im Lazarett im Gebet mit Verwundeten oder mit einem Gottesdienst den Alltag des Krieges durchbrechen.

Sofie*, 25 Jahre, Hamburg, Studentin und Gruppen­führerin in der Heimatschutzkompanie Hamburg

Sofie Foto: privat

Ja, ich bin bereit, mein Vaterland zu verteidigen. Schließlich habe ich einen Eid geleistet.

Ich bin eine von denjenigen, die von der personalisierten militärgrünen Werbepostkarte gecatcht wurden, die die Bundeswehr an Jugendliche in Deutschland schickt. Zu dem Zeitpunkt wollte ich in die Entwicklungshilfe und hatte mich mit den Aufgaben der Blauhelmsoldaten beschäftigt. Mich hat die Herausforderung gereizt, mich auch mit der militärischen Seite auseinanderzusetzen. Also bin ich nach dem Abitur und einer Auszeit im Ausland zur Bundeswehr gegangen. Direkt nach dem freiwilligen Wehrdienst ging es für mich bei der Reserve weiter.

Ich glaube, meine Reisen haben mich auf diesen Weg gebracht. Ich war immer beeindruckt von den Erlebnissen im Ausland – aber auch immer wieder dankbar, nach Deutschland zurückkommen zu dürfen. Ich bin dankbar, dass Strom und sauberes Trinkwasser Selbstverständlichkeiten sind. Dass wir weniger Mauern und Zäune brauchen und keine Waffe dabeihaben müssen, wenn wir vor die Tür gehen. Ich bin dankbar, dass ich als Frau dieselben Rechte vor dem Gesetz habe. Deshalb finde ich, dass es eine ehrenvolle Aufgabe ist, Deutschland und unsere Grundwerte zu verteidigen.

Eine Gruppe Reservisten hört am Standort Nienburg ihrem Ausbilder zu Foto: Ingmar Björn Nolting/laif

Als ich meinen Wehrdienst begonnen habe, hatten wir noch keinen Krieg in Europa. Leider muss man sich nun damit abfinden, dass es nach wie vor Nationen gibt, die bewaffnete Konflikte suchen, anstatt diplomatisch auf politischer Ebene zu verhandeln. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als uns auch Gedanken über Verteidigung zu machen.

Im Ernstfall würde ich als Reservistin vor allem kritische Infrastruktur sichern und Nato-Partner auf dem Weg an die Front unterstützen. In der Heimatschutzkompanie üben wir, wie etwa Krankenhäuser zu sichern sind, wie man Checkpoints aufbaut, wie man Fahrzeuge kontrolliert und so weiter. Neben meinem Studium der Meeresbiologie bin ich dafür manchmal ein verlängertes Wochenende weg, manchmal die ganze Woche.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Selten entstehen auch mal Diskussionen, wenn ich die Bundeswehr thematisiere. Als beispielsweise die 100 Milliarden Euro Sondervermögen ausgesprochen wurden, habe ich manch kontroverses Gespräch geführt. Doch wenn ich dann von meiner persönlichen Erfahrung erzähle, bekomme ich meist positives Feedback. Meine Freunde und Familie unterstützen mich komplett und sind eher beeindruckt, dass ich mein Studium an der Uni Hamburg und Reserve unter einen Hut bekomme.

Dass ich keine Übung meiner Heimatschutzkompanie verpassen möchte, liegt vor allem an unserem starken Zusammenhalt. Ich schätze es sehr, dass in der Kompanie jeder mit seinen Stärken und Schwächen angenommen wird und wir Teil eines großen Ganzen sind. Auch wenn man privat vielleicht nicht beste Freunde wäre, bedeutet gelebte Kameradschaft, dass wir uns im Notfall immer aufeinander verlassen können. Das finde ich einzigartig in einer Zeit, in der es immer mehr um Selbstverwirklichung und -darstellung geht und die Gemeinschaft oft in den Hintergrund rückt.

* Den Verzicht auf Sofies Nachnamen hat die Bundeswehr zur Bedingung dafür gemacht, dass sie der taz den Kontakt vermittelt hat.

Nele Anslinger, 34 Jahre, Göttingen, Bildungsreferentin für Friedenspädagogik

Nele Anslinger Foto: privat

Mein „Vaterland“ würde ich allein deswegen nicht verteidigen wollen, weil ich vom Konzept des Nationalstaats nicht überzeugt bin. Viele Probleme, die wir aktuell haben, nicht zuletzt die ständigen Diskussionen um Flucht und Migration, sind zum Teil Resultate dieses Konzepts. Erst auf Grundlage eines Nationalstaats ergibt es Sinn, sich nach außen abzugrenzen, nationale Interessen voranzubringen und Migration zu kriminalisieren.

Ich verstehe, dass Menschen das Gebiet, auf dem sie leben, schützen und bewahren wollen. Auch ich habe Angst um meine Lieben. Mich stört jedoch, dass die verteidigungspolitische Debatte entweder mit verengtem Blick geführt wird – oder da, wo sie sich öffnet, rechtspopulistisch vereinnahmt wird. Ich glaube, dass sie so an vielen Leuten vorbeigeht, und finde es gefährlich, wenn diese Leute dann nur bei der AfD und dem BSW fündig werden. Deswegen wünsche ich mir Medien, die ihren Bildungs- und Informationsauftrag wirklich ernst nehmen und umfassender zu diesem Thema berichten als bisher.

Kriege verteidigen nicht die Demokratie, sie höhlen sie aus

Nele Anslinger

So fände ich es zum Beispiel gut, wenn mehr über die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Friedens- und Konfliktforschung berichtet wird. Ich will in der Presse mehr lesen zu Zusammenhängen von Klimawandel, Militär und Umweltschutz, zu Gewalt, insbesondere an Frauen in kriegerischen Konflikten, zu mangelnder Stabilität demokratischer Regierungen in Post-Konflikt-Gebieten.

Kriege verteidigen nicht die Demokratie, sie höhlen sie aus. Wahlen werden abgesagt, Kriegsrecht wird verhängt, das Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung ausgesetzt. Einmal militärisch in einen Krieg eingetreten, haben wir lange über Waffenstillstände und Friedensverträge hinaus mit den Folgen zu tun.

Wenn wir anfangen, uns lokal und regional darüber auszutauschen, was und wer uns eigentlich bedroht, welche Betroffenen wir berücksichtigen müssen, wie wir uns vernetzen können und wer welche Kenntnisse mit einbringen kann, dann bin ich sofort dabei. Aber solche Netzwerke entstehen nicht über Nacht. Menschen müssen analog zu militärischer Verteidigung auch in gewaltfreien Widerstandsmethoden trainiert werden, denn auch diese sind nicht frei von Gefahren.

Deswegen, und auch durch mein Elternsein, würde ich eher meine Sachen packen, statt zur Waffe zu greifen. Ich möchte meine Kinder schützen und ins Leben begleiten. Kinder großzuziehen ist keine rosige Bilderbuchharmonie, es ist harte körperliche, emotionale und geistige Arbeit. Da schickt man diese Kinder doch nicht bei der erstbesten Gelegenheit an die Front, einfach weil man sich nie ernsthaft mit konkreten Alternativen abseits von „Kämpfen oder Aufgeben“ befasst hat!

Mara Richarz, 24 Jahre, Bonn, Studentin der Rechtswissenschaft

Mara Richarz Foto: privat

Meine Verteidigungsbereitschaft hängt zumindest in der Theorie davon ab, wofür Deutschland im Moment des Krieges steht. Für mich sind vor allem unsere Werte verteidigungswürdig – Demokratie, Freiheit und Gleichberechtigung. Auf keinen Fall würde ich kopflos für ein Land in den Krieg ziehen, das meine Werte nicht oder nicht mehr teilt. Der deutschen Nation allein gegenüber empfinde ich keine Verpflichtung. Deshalb könnte ich mir auch vorstellen, im Kriegsfall für eine europäische Armee tätig zu sein. Hauptsache, es werden die richtigen Werte verteidigt.

Ein ebenso wichtiger Grund, mich in der Verteidigung zu engagieren, sind meine Mitmenschen. Besonders nahe fühle ich mich der Gemeinschaft, in der ich aufgewachsen bin: den Menschen im Rheinland. Von einem solchen Gemeinschaftsgefühl lebt auch die Demokratie. Grundsätzlich sinkt meine Einsatzbereitschaft, je weiter das, was ich verteidigen soll, von mir entfernt ist. Damit ich in den Krieg ziehe, müsste er schon wirklich vor meiner Haustür stattfinden. Wenn zum Beispiel ein anderer Natostaat überfallen werden würde, würde ich eher versuchen, aus der Ferne zu unterstützen, als an die Front zu gehen.

Ich denke, für die Front wäre ich absolut ungeeignet. Ganz vorne zu stehen und auf andere zu schießen, das würde überhaupt nicht zu mir passen. Mit Waffen kann ich generell wenig anfangen und weiß auch nicht, ob ich wirklich fähig wäre, eine einzusetzen. Im Verteidigungsfall sehe ich mich am ehesten im Bereich Logistik. Die Versorgung sicherzustellen oder Unterkünfte für Menschen zu organisieren – das wäre mein Ding. Ich würde auch versuchen, medizinisch zu helfen, selbst wenn mir dazu die Ausbildung fehlt.

Ein Bundeswehrsoldat macht während einer Militärübung im Wald bei Munster eine Pause Foto: Ingmar Björn Nolting/laif

In einem militärischen System wie der Bundeswehr zurechtzukommen, würde mir schon sehr schwerfallen. Ich neige zu Diskussionen und hinterfrage alles. Wenn mir ein Befehl überhaupt nicht passt, könnte ich vielleicht gar nicht anders, als darüber zu diskutieren. Allerdings habe ich noch nie Erfahrungen beim Militär gesammelt. Vielleicht wäre ich gerade in der Kriegssituation sehr froh, einfach Ja und Amen sagen zu können und mich den Befehlen zu beugen.

Im Allgemeinen bin ich immer für Abrüstung und dafür, die Zahl der Waffen möglichst gering zu halten. Durch den Krieg gegen die Ukraine hat sich meine Haltung in dieser Frage jedoch ein Stück weit verändert. Wenn ein anderer Staat den Krieg beginnt, funktioniert Abrüstung in der Praxis eben nicht. Deshalb finde ich mittlerweile, dass Deutschland verteidigungsfähiger werden muss. In dieser Frage herrscht auch in meinem Freundeskreis eine große Einigkeit.

Ich würde gerne von mir denken, dass ich natürlich Deutschland verteidigen würde, um unsere Demokratie zu schützen. Ob ich im Ernstfall aber mutig und selbstlos genug dafür wäre, weiß ich nicht. Zumindest versuchen, irgendwie zu helfen, würde ich auf jeden Fall. Sollte aber ein Krieg geführt werden, mit dem ich absolut nicht einverstanden bin, verlasse ich lieber das Land. Auch wenn ich Kinder hätte, würde ich fliehen, ganz sicher! Ich sähe es als meine Pflicht an, für ihre Sicherheit zu sorgen und möglichst jedes Risiko zu vermeiden.

Sem Swinke, 27 Jahre, Heiligkreuzsteinbach in Hessen, Schwimmbadfachmonteur

Sem Swinke Foto: privat

Ich würde Deutschland in einem Kriegsfall nicht verteidigen. Aber das war nicht immer so. Schon in meiner Kindheit wollte ich zur Bundeswehr, irgendwas mit Waffen machen. Die Vorstellung, das Land zu verteidigen, gar in einem Sonderkommando wie dem KSK zu dienen, fand ich aufregend. Über den politischen Hintergrund und die Sinnhaftigkeit dahinter habe ich mir keine Gedanken gemacht. Also bin ich später zur Bundeswehr gegangen, habe mich für zwei Jahre als Soldat und drei weitere Jahre als Reservist verpflichtet.

Regelmäßig gab es Übungen mit anderen Nato­staaten. Es wurde immer vom Ernstfall ausgegangen, es wurden Szenarien möglichst realitätsnah nachgestellt. Das Augenmerk lag dabei auf Action. Uns jungen Männern hat es Spaß gemacht, zu schießen, im Dunkeln mit Nachtsichtgeräten rauszugehen, das war alles geil. Ich war da in so einem Film drin, das habe ich richtig gemerkt. Aber die Fragen, warum wir da jetzt mit dem Panzer durch die Heide fahren und was das im Realfall bedeuten würde, die wurden mit der Zeit für mich immer drängender.

Ein Aha-Moment war für mich, als eine Einheit aus unserer Kompanie von ihrem Afghanistaneinsatz zurückkam. Man merkte ihnen an, dass die Gefechte dort kein Spaß und auch keine Übung mehr waren. Dazu kamen die Folgen des Abzugs. Die Brunnen und Mädchenschulen, deren Bau die Bundeswehr beschützt hat, gibt es heute nicht mehr. Kein Mädchen hat mehr die Möglichkeit, die Schule zu besuchen. Dafür sind Dutzende Soldaten gestorben? Die Soldaten der Bundeswehr, das sind viele junge Männer und Frauen mit Familien. Jeder tote, verletzte oder traumatisierte Soldat bedeutet ein individuelles Schicksal. Darüber wird wenig gesprochen.

Was hat meine Familie davon, wenn ich dann tot bin?

Sem Swinke

Bereut habe ich die Zeit bei der Bundeswehr trotzdem nicht. Der Zusammenhalt unter Kameraden, das war schon echt schön.

Meine Erfahrungen bei der Bundeswehr haben bestimmt auch meinen Blick auf den Ukraine­krieg geprägt. Ich sehe dort ein bloßes Abschlachten von Menschenleben. Die Leute, die den Krieg angefangen haben, werden ihn sicher überleben, denn sie sind in Sicherheit. Aber die Soldaten beider Seiten und die Zivilisten sterben, Familien werden zerrissen. Einen bewaffneten Krieg zu führen, erscheint mir so sinnlos, selbst im Verteidigungsfall.

Ich würde das Land also nicht verteidigen. Auch, weil ich keine Verantwortung als Deutscher, als Bürger oder als ehemaliger Soldat spüre. Im besten Fall würde ich einen Angriff voraussehen können und mit meiner Familie auswandern. Aus meiner Sicht gibt es kein Gut und Böse – das ist der Feind, der kommt zu uns, und wir sind die Guten und verteidigen uns. In einem Krieg gibt es so viele Interessen, etwa Politiker, die nicht meine Meinung vertreten, mich aber dazu zwingen wollen, mein Leben aufs Spiel setzen. Es ist so dumm in der Zeit, in der wir so weit entwickelt sind, noch immer mit Waffen unsere Interessen zu verteidigen.

Eine einzige Ausnahme gibt es, in der ich vielleicht doch zur Waffe greifen würde: Wenn meine Familie irgendwo im Haus säße und der Feind käme. Und andererseits denke ich: Was hat meine Familie davon, wenn ich dann tot bin? Sie können dann stolz sein auf meine heroische Leistung, aber tot bin ich dennoch.

David Scheuing, 35 Jahre, Wendland, Geograf, Friedensaktivist und Redakteur

David Scheuing Foto: privat

Meine Einstellung hat sich nicht geändert: Ich würde das Land nicht mit der Waffe verteidigen. Meine Haltung ist grundlegend pazifistisch, ich engagiere mich antimilitaristisch, der Dienst an der Waffe ist keine Option und nicht vereinbar mit meinem friedenspolitischen Verständnis.

Ich nehme wahr, dass es normaler geworden ist, unkritisch über Krieg, Militär und Rüstung zu sprechen. Auch haben wir meinem Eindruck nach aufgehört, uns als Gesellschaft kritisch mit der Bundeswehr auseinanderzusetzen. Und es wird aktuell viel daran gesetzt, die Bundeswehr wieder attraktiver zu machen.

Das Wort der Stunde dafür ist „Kriegstüchtigkeit“. Das ist schon so ein pervers gut gewähltes Wort! Es erinnert die Bevölkerung an „deutsche Tugenden“, das klingt in den Ohren vieler Menschen wohl direkt gut, sie denken gar nicht weiter darüber nach. Wer tüchtig ist, kann ja nicht falsch liegen. Aber was hier mit Tüchtigkeit verbunden ist, das treibt uns immer weiter in eine militaristische Gesellschaft. Eine, in der alle Fragen von Gemeinschaft, Miteinander und Sicherheit von einem militärischen Verteidigungsgedanken aus beantwortet werden. Das ist enorm unfrei.

Das zeigt sich mit Blick auf die Bundeswehr für mich auf zwei Weisen: Einerseits in der Verknüpfung der Freiheit mit der moralischen Pflicht, für sie zu kämpfen. Dazu passt das starke Bestreben derzeit, die Wehrpflicht zurückholen zu wollen. Die unfreieste Form einer Betätigung, ein Zwangsdienst, soll der Verteidigung der Freiheit dienen.

Ich finde, eine freie Gesellschaft sollte über andere Wege sprechen, Freiheit, Menschenrechte, Gemeinsinn und soziale Institutionen zu schützen und zu erhalten – ohne den Griff zur Waffe. Es wurden bereits gewaltfreie, zivile Alternativen erprobt, wie der Ansatz unbewaffneten Schutzes der Zivilbevölkerung, verkörpert beispielsweise durch die NGO Nonviolent Peaceforce, durch die Revolutionären Nachbarschaftskommittees im Sudan, die auch in Zeiten des Krieges Zivilschutz und Hilfsstrukturen aufrechterhalten, oder auch durch die kolumbianischen Guardias, die mit gewaltfreien Mitteln ihre Lebensweisen gegen die allgegenwärtige Gewalt verteidigen. Methoden der Sozialen Verteidigung und des gewaltfreien Widerstands wie Nichtkooperation, Streiks oder klandestine Vernetzung sollten wir wieder verstärkt diskutieren und Menschenrechtsschutz, ziviler Krisenprävention und Konfliktbearbeitung Priorität einräumen.

Zum Zweiten wird unsere Freiheit mit der militärischen Absicherung des Territoriums verknüpft. Für die Verteidigung des eigenen Landes, so heißt es, brauche es dann Waffen mit Abschreckungspotenzial. Sollten wir nicht den Schutz von Menschen und ihrem Lebensrecht vor die Verteidigung eines Territoriums stellen? Als Geograf frage ich mich dabei, inwiefern territoriales Denken unsere soziale Verantwortung untereinander und füreinander einschränkt.

Als Pazifist empfinde es daher als unsere Aufgabe zu diskutieren, wie man ein gewaltfreies politisches System und die Verteidigung sozialer Institutionen anders denken kann als in einem kriegerischen System mit Grenzen. Kurzum: Der Verteidigungsbegriff darf nicht dem Militär überlassen werden.

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65 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Im Kriegsfall sollte der Staat vorallem 30-50 Jährige einziehen insbesondere solche die arbeitslos sind oder wenig verdienen. Ist hart aber der Staat kann es sich weder demographisch noch finanziell leisten jene zu verheizen die zukünftig noch Kinder kriegen oder solche die den Staat mit ihren Steuern am Leben halten.

  • Was soll diese Frage überhaupt? Ob man/frau bereit ist für D zu kämpfen?



    Die wenigsten weltweit sind tatsächlich bereit, für "ihren" Staat zu töten und zu sterben, wenn man sie vor die Wahl stellt.



    Den "bösen Russen" gibt es genauso wenig, wie den heldenhaften Ukrainer oder feigen, satten Deutschen.



    Die russischen Soldaten werden teilweise mit Geldprämien in den Krieg gelockt oder wurden mit Amnestieversprechen aus Straflagern rekrutiert.



    Nicht wenige Ukrainer versuchen sich dem Kriegsdienst zu entziehen, wenn sie die Mittel dazu besitzen. Deutsche diskutieren über Pazifismus und Bellizismus. Soweit so überraschend.



    Krieg ist in erster Linie eine Folge wirtschaftlicher Interessen. Die dafür sterben sollen, haben davon nichts - außer ihr Opfer zu bringen.



    Falls es in D einen Krieg geben sollte, wird die Diskussion über Pazifismus und Bellizismus beendet und der Staat wird einziehen. Dann wird man/frau hier genauso agieren wie die Ukrainer:innen.



    Die es können, werden sich entziehen. Die es nicht können - und das sind natürlich wie immer die unteren Schichten der Bevölkerung - werden den Preis zahlen.

    • @Nansen:

      Sorry, sollte nicht heißen "Dann wird man/frau hier genauso agieren wie die Ukrainer:innen."



      Sondern "Dann wird man/frau hier genauso agieren wie die die meisten Menschen."

  • Ist schon klar dass die Bundeswehr 18 Jaehrige anschreiben will, die allgemein noch weniger reflektiert sind als die hier versammelten Mitte 20-Mitte 30 Jaehrigen...



    Liest sich so vermutlich besser geht, aber an der eigentlich betroffenen Gruppe komplett vorbei...

  • Die Frage wird vom Individualismus und der Wahl aus diskutiert - die Antworten sind wenig überraschend. Das kommt, weil wir es gewohnt sind, alles vom eigenen Interesse her zu bewerten. Und das kommt daher, dass uns unser Staat, unsere Gesellschaft und die Randbedingungen dieses Paradies ermöglichen. In der Wirklichkeit ist in dem Moment, wo das Paradies angegriffen würde nur noch wenig Raum für persönliche Entscheidungen bzw. werden diese dann "etwas kosten". Deswegen sind die hypothetischen Antworten auf nur abstrakt gestellte Fragen wenig nützlich.

    Doch gehen wir die Sache ganz einfach durch: Unser Gemeinwesen verpflichtet diejenigen, die in ihm leben und von ihm profitieren nicht zuletzt von der Freiheit die sie erleben, etwas dafür zu geben.

    Wer sich dort rar macht kann zu Recht mit Konsequenzen belegt werden und er kann z.B. auf die eine oder andere Weise - im oder nach dem Krieg - aus dem Gemeinwesen ausgeschlossen werden, das er nur nutzniesst. Dies riskiert er zu Recht und sei es für die Reinheit seines Gewissens. Es gibt kein gutes Leben ohne die Bereitschaft, es zu verteidigen.

  • Ich habe noch 18 Monate in der BW gedient und dort von all meinen Kollegen erfahren: In jugendlichem Alter abknallen lassen? Das ist nichts für mich! Dito.

  • Bei einem konventionellen Überraschungsangriff und der dann einsetzenden Massenflucht/-panik und angesichts dessen, dass ich Heimat und Besitz aufgeben müsste, würde ich mich auch schon aus einem Selbsterhaltungstrieb heraus wehren und versuchen meine Familie und mich zu verteidigen. Ob einem in diesem Fall so Dinge wie Vaterland und ähnliches in den Sinn kommen möchte ich bezweifeln, da geht es eher um Selbsterhaltungstrieb unabhängig von den Erfolgsaussichten.

  • Genausowenig wie die Sowjetunion jemals auf den Gedanken kam, die Nato anzugreifen, wird es jemals das der Nato noch viel unterlegenere heutige Russland.

    Spätestens seit der Nato-Aufnahme von Schweden und Finnland hätte Russland im Kriegsfall eine so unendlich lange Kriegsfront, dass niemals ein Angriff gestartet würde.

    Meineserachtens ist das ein völlig unrealitisches Angstszenario für weitere Rüstungsausgaben und Ukraine-Militär-Hilfen.

  • Interessante Ansichten. Jede ist zu respektieren.

    Ich habe noch in der NVA gedient und habe den Militärdienst seinerzeit gehasst vom ersten bis auf den letzten Tag. Er erschien mir auch komplett sinnlos. Heute bin ich zu alt, um noch in Frage zu kommen.

    Grundsätzlich halte ich es für ehrenhaft, dem eigenen Land zur Not auch mit der Waffe zu dienen. Wenn es wirklich Landesverteidigung ist.

    Aber wenn die politische Führung uns in einen Krieg hineinführt, der aus meiner Sicht nichts mit Landesverteidigung zu tun hat, dann muss ich es ablehnen.

    Es gibt also m.E. noch eine Zwischenstufe zwischen Pazifismus und der Bereitschaft zur Landesverteidigung. Eine Ablehnung des Kriegsdienstes nicht aus allgemein weltanschaulichen, sondern aus konkret politischen Motiven.

  • Die einfache Antwort auf die Frage, ob Deutsche bereit sind ihr Land zu verteidigen lautet: Nein, sie sind es nicht. Der in Deutschland lebenden Bevölkerung fehlt die nötige Geschlossenheit und gemeinsame Überzeugung, um die erforderliche Moral und Willensstärke, die für eine Kampfbereitschaft unabdingbar ist, zu gewährleisten. Mehr als überschaubare Militärinterventionen in Krisengebieten, die ausgezeichnet besoldet werden, ist die Bundeswehr materiell wie auch moralisch nicht in der Lage zu leisten. Eine Verteidigung des deutschen Territoriums durch deutsche Soldatinnen und Soldaten, ist undenkbar. Niemand wird dauerhaft bereit sein für eine so große Anzahl an AntimilitaristInnen, FriedensaktivistInnen, NationalstaatkritikerInnen und DemokratiefeindInnen, wie es inzwischenhierzulande gibt, und die im Hinterland nur an ihr eigenes Überleben denken, den Kopf hinzuhalten. Wenn wir den Schutz der USA verlieren, sind wir Russen, Chinesen und sonstigen Imperialisten hoffnungslos ausgeliefert.

  • Ich denke im Ernstfall wird gar nicht gefragt wer sich denn nun gerne verteidigen möchte. Es wird mobilisiert und wer sich weigert geht in den Bau. Dort kann er dann mit Gleichgesinnten seine "Freiheit" genießen.



    Fakt ist, Putin ist ein Faschist, der sich über jegliche Konventionen hinweg setzt, solange dies seine Macht sichert.



    Ja, eine friedliche Welt ohne Waffen und Krieg das wäre was. Aber das bleibt eine Utopie, so lange es Menschen auf diesem Planeten gibt, denn selbst Naturvölker im Amazonasgebiet führen Kriege und das jenseits eines kapitalistischen Wertesystems oder religiöser Verblendung.

    • @Spider J.:

      Naturvölker besitzen auch keine Massenvernichtungswaffen, Panzer, Maschinengewehre und all das.

      Denen fehlt der hohe Grad an Militarisierung.

  • Na mit denen kommen wir nicht weit wenn Deutschlamd angegriffen wird.

  • So, wie alle friedensphilosophischen Debatten in friedlicher Umgebung rein theoretisch sind, ist die Beantwortung der Frage rein spekulativ. Sag niemals: Nie!



    Sollte es, was sich niemand wünscht, doch eintreten, dann stellt sich die Frage noch einmal wieder neu.



    Ich mach es mal praktisch: Patientenverfügung und Organspendeausweis hab ich immer am Mann.

  • Interessante Interviews, man stellt sich unweigerlich die Frage wie der eigene Standpunkt zum Kampfeinsatz ist.

    Im Ernstfall, z.B. bei einem großangelegten Angriff auf das eigene Land, wird einem die Beantwortung aller Gewissensfragen wahrscheinlich abgenommen: Da wird dann jeder ran müssen, ob mit Heuschnupfen oder ohne.

  • "Ich glaube allerdings nicht, dass ich geeignet bin, mich in einen Schützengraben zu legen. Allein schon wegen meines Heuschnupfens...."

    Um ehrlich zu sein, hätte ich hier fast schon aufghört zu lesen. Natürlich muss niemand kämpfen wollen, schon gar nicht gern und auch icht nur für irgendein "Vaterland". Würd ich auch nicht. Jede realistische Alternative würde ich bevorzugen.



    Dass aber bei einem Angriff viel mehr auf dem Spiel steht. Nämlich das Leben und die Freiheit der Nächsten. Derer, die sich nicht wehren können, die nicht abhauen können.Und auch all die Werte, die -bei aller Unvollkommenheit- erkämpft wurden, für die wir als Gesellschaft Tag für Tag im Frieden ringen.



    Das steht auf dem Spiel. Und ich kann nicht genau sagen, ob ich das jetzt als unüberlegt, als egoistisch oder als puren Spott verstehen soll, da seinen Heuschnupfen vorzuschieben.



    Und klar kann man selbst abhauen und irgendwo glücklich seine Kinder großziehen. Aber eben nur solange das noch möglich ist und wenn man bereit ist, diejenigen zurückzulassen, die man nicht mitnehmen kann.

  • Linke sind furchtbar kampferprobt. Für Klimagerechtigkeit, gegen Rechts, für Geschlechtergerechtigkeit, für Freiheit und Frieden. Gegen das Kapital und Krieg.

    Aber alles im Kommentarbereich, eventuell noch bei Demos.

    Sollte es wirklich dazu kommen, geht es nicht um das "Vaterland" oder um das Territorium. Sondern es geht darum, dass man dann die ganzen gesellschaftlichen Ideale vergessen kann.

    Oder auswandern. Um dann von weit weg wieder über Friedenkonzepte zu philosophieren.

    • @fly:

      Heißt? Diejenigen, die nicht heucheln, finden sich in der Mitte oder Rechts? Jetzt hast du es mir aber gegeben!

  • Ich werde es so machen, wie ein Flüchtling: Fliehen.

    Diejenigen, die Flüchtlinge noch als würdevolle Menschen ansehen, werden auch meinen Schritt richtig finden.

    Diejenigen, die Flüchtlinge als Menschen zweiter Klasse ansehen, werden auch mit meiner Flucht nicht zufrieden sein. Schließlich bin ich ein Vaterlandsverräter. Von mir aus.

    • @Troll Eulenspiegel:

      Und die, die weder fliehen noch sich wehren können, den Mördern und Schlächtern überlassen. So sieht Solidarität aus.

  • Für jemanden wie mich, der tatsächlich aus Überzeugung das demokratische Gemeinwesen bei uns oder unseren Nachbarländern wie Polen oder dem Baltikum verteidigte, wäre es eine extreme Erleichterung der Aufgabe, wenn alle die Leute, die entweder mit dem Prinzip Staat nichts anfangen oder lieber friedensaktivistische Ideen ausprobieren möchten, rechtzeitig das Weite suchten und fänden – wo immer sie auch freiere und demokratischere Gesellschaften sehen mögen, die nie von äußeren Aggressoren bedroht werden können.

    • @Markus Wendt:

      Das wären dann so etwa 75 % der Gebildeteren und vermutlich ungefähr 90 % der Unternehmer und Reichen (vllt sogar eher 100%).

      Wenn die nicht mehr da sind, wovon wollen Sie dann in der Zwischenzeit, also wenn gerade kein Krieg ist, leben?

      Wir leben in einem Land in dem es offiziell (gibt es ein Urteil zu) Soldaten als Mörder bezeichnen darf, indem Regelmässig bei Umfragen (schon seit den 60ern) eine Überwältigende Mehrheit alles Kriegerische ablehnt, und die auch Historisch gesehen jeden Grund dazu haben, und die sollen alle gehen?



      Wissen Sie wie das Land dann aussieht?

      Sie sitzen dann noch hier, und ungefähr ~10 Mio ewig Gestrige, und alle anderen sind weg.



      Schöner Traum... :-P

  • Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass wir langsam weichgekocht werden. Zuerst waren es nur Helme, die geliefert werden sollten. Dann nur Defensivwaffen. Plötzlich war von der Panzerhaubitze 2000 die Rede. Panzer selbst niemals. Nur als Ringtausch. Dann doch Panzer, Kampfflugzeuge niemals... Jetzt wird schon mal ausgelotet, wie weit denn die jungen Leut gehen würden, so ganz persönlich...

    • @fleischsalat:

      Gut erkannt Sehe ich genauso

    • @fleischsalat:

      Vielleicht liegt es daran, dass die russische Armee unter Umständen bald testen wird, ob wir wirklich bereit sind, uns gegen deren Morden und Schlachten zu wehren.

  • Spätestens als Campino großspurig behauptete, dass er unter heutigen Gesichtspunkten Wehrdienst geleistet hätte, wusste ich, dass wir verloren sind. Die Wehrpflicht muss wieder eingeführt werden, wer nicht kämpfen will, soll sich sozial engagieren.

  • Im konkreten Angriffsfall, vorallem von Seiten Putins, würde die Verteidigungsbereitschaft sofort in die Höhe schnellen, das hat man in der Ukraine aber auch in den baltischen Staaten beobachten können. Die Frage ist aber eher: Ist der Einzelne verteidigungsbereit und weiß was zu tun ist? Die Verteidigung der Ukraine zeigt ja dass mehr nötig ist als nur ein Griff zur Waffe. Man sollte meiner Meinung nach wieder nur die Wehrpflicht aktivieren sondern langfristiger denken. Ein 18-jähriger weiß ja oft nicht was er beruflich machen wird, die Ausbildung an der Waffe ist da nicht so zielführend wie ein Update alle paar Jahre damit sowohl der Staat als auch das Individuum weiß wo man mit den persönlichen Kentnissen und Talenten gebraucht wird. Hier sollte man dann bis 50 noch Weiterbildungen angeboten bekommen die im Verteidigungsfall von Nutzen sein werden; sei es in den Rettungsdiensten, Erhalt der Infrastruktur oder anderes.

  • Schwierige Sache für Soldaten, die Menschen verteidigen sollen, die erstmal diskutieren wollen oder die eine Verteidigung schon grundsätzlich als sinnlos ansehen.

    • @Wolzow:

      Ja Wolzow. Es gibt tatsächlich die Holds, die über den Sinn des Kampfes nachdenken 😉

  • Es ist wie Putin schon gesagt hat, um Berlin zu eroobern braucht er die freiwillige Feuerwehr von Moskau. Aber danach würde es für alle in Deutschland die sich nicht absetzen konnten richtig interessant werden. Dann hätte man Zeit um zu bereuen. Aber vielleicht sollte man auch mal Anton Hofreiter oder Annalena Baerbock fragen ob sie ihren Kindern empfehlen würden zur Budneswehr zu gehen um unsere Werte zu verteidigen. Dann würde man sehen ob der Fisch tatsächlich vom Kopf her stinkt.

    • @Gerald Müller:

      Bei Kindern einer Baerbock oder eines Hofreiters bin ich mir sicher, dass diese noch am ehesten klar informiert sind über die Ziele und Methoden eines Putin und zu einem entsprechenden begründeten Urteil kommen.

      Der Fisch stinkt da putinfreundlich immer noch von den populistisch Füßen her. Der rechte Fuß heißt AfD und der linke Linkspartei/BSW

    • @Gerald Müller:

      "... Um Berlin zu erobern, braucht er die freiwillige Feuerwehr von Moskau."



      Darf ich Sie daran erinnern, dass Putin es mit Armee plus Soeldnertruppen seit zweieinhalb Jahre kaum einen Schritt vorwärts gekommen ist? Und dass die Ukraine im Gegensatz zu Deutschland kein NATO- Mitglied ist?

      • @Volker Scheunert:

        Es ist glücklicherweise alleine die NATO-Mitgliedschaft, die dem entgegenstünde.

        Die Kampfkraft der Ukraine übersteigt die der Bundeswehr um ein vielfaches. Gar nicht mal so sehr aufgrund des schlechten technischen Zustandes der Truppe.

        Sondern weil die Bundeswehr organisatorisch nicht für Krieg aufgestellt ist (die Deutschen wollen keine funktionale Armee) und zudem weite Teile der Bevölkerung und der Bundeswehr mit Russland sympathisieren.

        Die Deutschen würden nicht kämpfen....sie wollen es nicht und könnten es auch gar nicht.

        Und wenn sie es wollten, würden sie eher mit als gegen Putin kämpfen.

      • @Volker Scheunert:

        Es ist hier aber von Berlin die Rede…und wie kampfbereit die Berliner Bevölkerung ist, da habe ich schon so auch meine Zweifel…

      • @Volker Scheunert:

        Die UA hat jede Menge Soldaten, Kampf-, Kamikaze und Aufklärungsdrohnen, Minen, Artillerie usw. Von all dem hat die Bw praktisch nichts. Und die wissen wofür sie kämpfen und die wollen kämpfen. Wir haben ein paar Berufs-Soldaten, eine Menge Bürokratie, keine Drohnen, ein Dutzend fahrbare Artilleriegeschütze, die schwangerentauglichen Panzer von Ursula und keinen Sinn oder Zweck. Das wird halt so nichts...

  • Ob junge Deutsche Deutschland verteidigen wollen, ist doch gar nicht entscheidend. Sie sind dazu eh zu wenige. Entscheidend ist, wie die Alten sich positionieren - jene Alten, die ja sich ja auch bewusst gegen das Kinderkriegen entschieden haben.

    Wehrfähigkeit ist ein Ergebnis gesamtgesellschaftlicher Solidarität, ein füreinander Einstehen. Und da sieht es, ironischerweise besonders von linker Seite, ganz schlecht für Deutschland aus.

    Würde Putin eine AfD-Diktatur für Deutschland fordern und dies militärisch unterstreichen, die achso antifaschistischen Linken würden ganz schnell kapitulieren, nur um ihren regelmäßigen Balearenurlaub zu sichern.

    Nur die viel gescholtene NATO/USA garantiert die Souveränität der deutschen Rentnerrepublik.

    • @Chris McZott:

      Diese Rentner, über die sie gerade herziehen, haben es geschafft, dass wir 80 Jahre Frieden hatten. Und weil ein einzelnes Land es schwer gegen Russland hat, haben sie eine NATO mit aufgebaut, damit wir heute in Frieden leben können. Ich danke diesen Rentnern.

      • @Rudi Hamm:

        "Wir" hatten Frieden, weil andere Staaten es ermöglicht hatten.

        Einer meiner Onkel (genau dieser Generation) sollte 1968 in die Tschechoslowakei einmarschieren. War alles schon vorbereitet. Es waren keine deutschen Politiker, die das verhindert hatten.

  • Offenbar findet man hier nur noch schwer Menschen, die ihr Leben für ihnen nicht passende Ziele einsetzen wollen. Das ist eine sehr erfreuliche Beobachtung!



    Der Politik und auch den sie unterstützenden Journalisten sollte das zu denken geben. Vielleicht sollten sie ihre Ziele und Handlungen so abändern, dass sie mit den Interessen der Menschen mehr übereinstimmen.

  • Angesichts der Herrschaft transnationaler Konzerne über nationalstaatliche Grenzen hinweg, ist das Konzept der geografischen "Landesverteidigung" nicht mehr aktuell.

    Es kann nur um Soziale Verteidigung von Gesellschaften und Gesellschaftsformen gehen. Hier aber helfen Militär und Rüstungskonzerne nicht weiter.

    Kurz: ich glaube nicht, dass "Deutschland" zu verteidigen ist.

  • Das zu lesen macht wenig Hoffnung. Respekt vor der jungen Frau, die als einzige bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.

  • "Mein „Vaterland“ würde ich allein deswegen nicht verteidigen wollen, weil ich vom Konzept des Nationalstaats nicht überzeugt bin."

    Ach so ist das. Alle Vorzüge, die dieser Nationalstaat seinen Bürgern bietet, mitnehmen, aber das Konzept ablehnen.

    So lässt es sich fein träumen.

    • @Jim Hawkins:

      Das gleiche könnte man auch über Menschen sagen die sich nicht für das Gemeinwohl in die Gesellschaft einbringen und meinen lediglich Steuern zu zahlen reicht.

    • @Jim Hawkins:

      Na ja, das Vaterland wusste es nicht zu verhindern dass 80 Jahre nach dem NS relevante Teile der Bevölkerung sich in ähnliche Verhältnisse zurück sehnen. Sei es in Verkörperung der AFD, der Hamas oder des russischen Autoritarismus.



      Da fällt es schwer den Laden zu verteidigen...

    • @Jim Hawkins:

      Mit Verlaub, welche "Vorzüge, die dieser Nationalstaat seinen Bürgern bietet" meinen Sie denn jetzt konkret?

      • @Grusel:

        Der Sozialstaat (Sozialleistungen aller Art), die Grundrechte, eine unabhängige Justiz, eine abwählbare Regierung, das Gewaltmonopol des Staates (professionelle Täterermittlung, keine Lynchjustiz des Mobs, eigenhändige Rache, Bürgerwehren etc.), das Bereitstellen von Infrastruktur (Strom, Wasser, Verkehr, etc.) und noch viel mehr.



        Was passiert, wenn der Nationalstaat nicht mehr existiert, kann in diversen failed states angeschaut werden.

      • @Grusel:

        Eventuell das Sozialversicherungssystem, Feuerwehr und THW, das Gesundheitssystem, Infrastruktur (Strom, Wasser, Abwasser usw), das Schulsystem, die Exekutive, unabhängige Justiz?

      • @Grusel:

        Na scheinbar -nimmt man mal aktuell den kriegsführenden Aggressor in Europa- muss ja in Russland ja alles in bester Butter sein, dass man keinen Unterschied erkennen kann. Freie Wahlen, Meinungs- und Pressefreiheit, Minderheitenrechte, soziale Absicherung, demokratische Beteiligung, friedliche Koexistenz mit seinen Nachbarn, vergleichsweise sehr niedrige Armutsquote etc. Scheinbar alles selbstverständlich und überall so zu haben.

      • @Grusel:

        Z. B., dass Sie hierzulande nicht auf der Straße verhungern müssen, dass Sie selbst und Ihre Kinder quasi kostenlos zur Schule gehen können, dass wir hier ein - trotz einiger Mängel - immer noch vorbildliches Gesundheitssystem haben, dass wir (auch Sie!) hier Demokratie und Rede- und Pressefreiheit haben, solange es nicht um Volksverhetzung geht, dass Sie im Rahmen der Verfassung Vereine gründen und Demonstrationen organisieren dürfen.



        Alles nicht so wichtig? Grusel!

      • @Grusel:

        Das soziale Netz zum Beispiel`.

      • @Grusel:

        Ich wurde zwar nicht gefragt, aber wie wäre es mit Wahlrecht, kostenloser bis extrem günstiger Bildung, dem Sozialstaat allgemein, der Möglichkeit, im Notfall überall kostenlos Hilfe zu bekommen (Polizei, Feuerwehr, Notarzt), halbwegs akzeptabler gesellschaftlicher Stellung der Frau, staatlich unterstützem Kulturangebot, Mobilität, einem ganzen Katalog an Rechten noch dazu... Noch etwas gefällig oder reicht das schon?

    • @Jim Hawkins:

      Danke. 100% d'accord. Es ist deprimierend, die meisten der obigen Einlassungen zu lesen. So wirken also 80 Jahre ohne Kriegserfahrung. Armes Deutschland, armes Europa. Wir haben keine Chance.

      • @PeterArt:

        Kriegserfahrung?

        Sind wir schon wieder beim Krieg als Jungbrunnen der Nation?

      • @PeterArt:

        Ohne Kriegserfahrung? Die Bundeswehr ist zur Zeit an 17 Auslandseinsätzen beteiligt. Sie war auch in Mali, Sudan, Somalia, Libyen, Afghanistan, Liberia, Zentralafrikanische Republik, Kuwait, Bosnien, Mazedonien, am Horn von Afrika u.s.w.



        Wie sieht es den mit der eigenen Bereitschaft aus?

        • @Andreas J:

          Das war kein Krieg. Keine westliche Armee hat einen echten Krieg geführt, nicht seit die Briten um die Falklandinseln gekämpft haben. Ein echter Krieg ist wenn der Feind einem ebenbürtig ist, wenn man nicht bei Luftwaffe und Artillerie massiv überlegen ist. Afghanistan, Mali das waren im Grunde sehr gewalttätige Polizeieinsätze.

        • @Andreas J:

          Jederzeit.

  • Ich bin richtig schockiert. Manchen scheint es richtig egal zu sein ob in Deutschland Demokratie herrscht oder eine fremde Macht eine Autokratie/Diktatur aufbaut im Ernstfall. Ich denke, diese Leute die interviewt wurden sollten mal nur mal in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv werden damit sie lernen etwas für die Allgemeinheit zu tun und lernen Befehle auszuführen ohne Diskussionen zu veranstalten.

    • @Der Cleo Patra:

      Was tun Sie für die Allgemeinheit?

  • Ich wurde damals mit 17 gemustert und mit frischen 18 sofort eingezogen.



    Ging alles rasend schnell. Statt mir dann eine der wenigen Zivi Stellen zu suchen die es hier gab, wollte ich es dann einfach hinter mich bringen.

    Hab ich auch, und jetzt sag ich: NIE WIEDER!!!

    Nie wieder ziehe ich ne Uniform an, und sollte mir jemals jemand eine Waffe aufzwingen wollen, wird er/sie auch derjenige sein auf die ich sie richte.

    Das sogar für den Fall das die Russen kommen. Dann lern ich Russisch, oder hau ab, aber ich werde nicht gegen die kämpfen!



    Das selbe empfehle ich auch der Jugend und jeden anderen ebenfalls.



    Es ist es nicht wert!

    • @Rikard Dobos:

      Na das ist ja eine großartig positive Haltung zu Krieg und Unterdrückung. Was halten Sie denn eigentlich von den Befreiern Ausschwitzs etc? Offenbar halten Sie von den Kämpfern gegen Diktatur und Ungerechtigkeit so überhaupt gar nichts. Sie können es sich ja offensichtlich leisten, da Sie alle Vorteile des befreiten und heute demokratischen Deutschlands genießen, ohne jemals etwas dafür getan haben zu müssen.

      • @Walter Winzer:

        Ich hab schon erwähnt was ich dann tun werde.



        Je nach Art des Konfliktes, lerne ich entweder Russisch oder hau ab.

        Sind alle so wie ich, gibt es keinen Konflikt, dann lern ich Russisch.

        Wollt ihr euch unbedingt wehren, hau ich halt ab.

        Das ist eben Pazifismus, ohne wenn und aber, egal was passiert.

        Ich wüsste auch nicht wieso ich hier irgendwas verteidigen sollte, was gäbe es denn hier das es wert wäre verteidigt zu werden? Dieser Staat in seiner Struktur, ist er euch so wichtig?



        Euren Arbeitsplatz oder das Einfamilienhaus?



        Was wollt ihr überhaupt verteidigen?

    • @Rikard Dobos:

      "Dann lern ich Russisch oder hau ab" - und Sie glauben tatsächlich, damit loest sich das Problem für Sie und die anderen?

    • @Rikard Dobos:

      Vielleicht sollten Sie den Tipp mal den Überlebenden von Butscha oder Irpin geben. Da konnten die meisten Russisch. Und ihre (zivilen) unbewaffneten Angehörigen wurden dennoch gefoltert, abgeschlachtet oder auch gleich wie Freiwild auf offener Straße erschossen.

      • @Markus Wendt:

        Zur Wahrheit gehört aber auch dass alle kriegführenden Armeen dieser Welt Kriegsverbrechen begehen. Sich einer solchen anzuschließen, schließt dann auch mit ein möglicherweise zum Verbrecher zu werden. Kann man machen, muss man aber nicht.