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Ungerechtigkeit in DeutschlandHer mit dem schönen Leben!

Carolina Schwarz
Kommentar von Carolina Schwarz

Die deutsche Wirtschaft schwächelt und die Politik spart. Arme tragen dafür die Kosten, während sich Reiche ein gutes Leben machen. Zeit, eine Gerechtigkeitsdebatte zu führen!

Eine Motor­yacht für 6,3 Millionen Euro, da staunen die Ford-Fahrer Foto: Jochen Tack/imago

D ie Deutschen haben Angst. Vor Konflikten, Kriegen und der Klimakrise. Aber viel mehr noch scheinen sie Angst vor etwas anderem zu haben: Gerechtigkeit. Nur so ist es zu erklären, dass die meisten regelrecht zusammenzucken, wenn sie Wörter hören wie Enteignung, Umverteilung, Erbschaftssteuer.

Der schwer erarbeitete Lohn, das kleine geerbte Haus, das über Generationen aufgebaute Familienunternehmen – die Angst, dass einem etwas weggenommen wird, ist verbreitet. Auch unter den vielen, die von diesen Gerechtigkeitsmaßnahmen profitieren würden.

Denn die Realität in Deutschland sieht folgendermaßen aus: Es herrscht eine große Ungleichheit in der Verteilung von Einkommen und Vermögen. Die Politik befördert dies aktiv mit einer ständigen Umverteilung von unten nach oben. Einige wenige also machen sich ein schönes Leben auf Kosten der vielen.

Das zeigt sich auch aktuell bei den angedrohten Stellenstreichungen in der Industrie und den Haushaltskürzungen in Berlin. Doch anstatt diesen Zustand zu kritisieren, akzeptiert die Masse ihn als Normalzustand. Dabei wäre gerade jetzt – nicht nur angesichts der anstehenden Bundestageswahl – der richtige Zeitpunkt, dieses Normal in Frage zu stellen und eine Gerechtigkeitsdebatte anzustoßen.

4,5 Milliarden Euro für Aktionär_innen

Momentan vergeht kaum eine Woche, in der kein Industrieriese Stellenkürzungen im vierstelligen Bereich ankündigt. Bei VW kriselt es schon länger, Ende Oktober kündigte der Autobauer an, mehrere Werke zu schließen und Zehntausende Mitarbeiter_innen zu entlassen. Auch Gehaltserhöhungen und Boni soll es erst einmal keine mehr geben. Nur verständlich angesichts der prekären Lage des Unternehmens, könnte man meinen.

Doch wie sind die Radikalkürzungen zu rechtfertigen, wenn der Vorstandsvorsitzende Oliver Blume noch immer der bestbezahlte DAX-Manager des Landes ist? Oder wenn sich die Aktionär_innen im vorigen Geschäftsjahr noch 4,5 Milliarden Euro ausgeschüttet haben, während man mit diesem Geld auch die Werke offen lassen könnte?

Auch bei Ford und dem Industriekonzern Thyssen-Krupp wird die Krise auf dem Rücken der Angestellten ausgetragen. 11.000 Stellen sollen in der Stahlsparte bis 2030 gestrichen werden, eine stabile Dividende will der Konzern in diesem Jahr trotz allem auszahlen. Während die Führungsetagen sich also mit beheizten Koi-Teichen, Superyachten und Villen schmücken, bangen Tausende um ihren Job.

Den Abbau dieser Ungerechtigkeit sollte der Staat bei seiner finanziellen Unterstützung der Unternehmen eigentlich zur Bedingung machen. Doch leider ist Deutschland selbst für eine Politik bekannt, bei der diejenigen bekommen, die eh schon haben, während an denen gespart wird, die sich nicht wehren können.

Die Folgen der Kürzungen sollten uns Angst machen

Das zeigt sich auch beim Thema Wohnen. Was eigentlich ein Grundrecht sein sollte, verkommt immer mehr zum Luxusgut. Gerade in Großstädten werden Mieten immer höher, in Berlin haben sie sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Und obwohl über die Hälfte der deutschen Bevölkerung Mieter_innen sind, wird munter weiter Politik für Vermieter_innen gemacht. Dazu ein paar leere Versprechungen von hunderttausenden Neubauten, die weder umgesetzt werden noch bestehende Mieten senken würden.

Diese Form der Politik kommt auch bei den radikalen Sparplänen der Großen Koalition in Berlin zum Tragen. Denn gespart werden soll vor allem in den Bereichen Soziales, Verkehr und Kultur. Und wer wird hier die Einschnitte am härtesten spüren?

Bus- und Bahnfahrer_innen, die künftig kein 29-Euro-Monatsticket mehr kaufen können, während Autobesitzer_innen weiterhin mit ihren Karosserien quasi kostenlos dauerparken dürfen. Arme Menschen, für die der Museumssonntag eine Chance war, am kulturellen Leben der Stadt teilzuhaben.

Jugendliche, denen die Räume und Möglichkeiten genommen werden: Jugendclubs müssen schließen, queere Jugendzentren sind in Gefahr, Jugendtheater können kein neues Programm machen, Teile der Schulsozialarbeit und politischen Bildungsarbeit werden gestrichen. Selbstständige Künstler_innen, die ohnehin prekär arbeiten, müssen noch weniger Aufträge unter sich aufteilen.

Die Folgen dieser Stellenkürzungen und Sparpläne sollten uns Angst machen, nicht die Maßnahmen für mehr Gerechtigkeit. Denn wäre es nicht ein kleiner Preis, wenn ein paar wenige auf Superyachten und beheizte Koi-Teiche verzichten müssten, damit alle den Zugang zu einem schönen Leben haben?

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Carolina Schwarz
Ressortleiterin taz zwei
Ressortleiterin bei taz zwei - dem Ressort für Gesellschaft und Medien. Schreibt hauptsächlich über intersektionalen Feminismus, (digitale) Gewalt gegen Frauen und Popphänomene. Studium der Literatur- und Kulturwisseschaften in Dresden und Berlin. Seit 2017 bei der taz.
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42 Kommentare

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  • "Denn wäre es nicht ein kleiner Preis, wenn ein paar wenige auf Superyachten und beheizte Koi-Teiche verzichten müssten, damit alle den Zugang zu einem schönen Leben haben?"



    Es wäre ein kleiner Preis, wenn das Geld für die Superyachten und Koi-Teiche reichen würde, allen ein schönes Leben zu ermöglichen. Es reicht aber nicht.



    Ungleichheit entsteht nicht nur dadurch, dass Reiche immer reicher werden. Sie wächst auch dann, wenn die arbeitende Mitte eine zunehmende Zahl von Leuten "ganz unten" alimentieren muss.



    Übrigens gehen Dividenden nicht nur an Superreiche, sondern auch an die, die ihre Spargroschen in ETF angelegt haben, um der Inflation zu entfliehen.

  • Zu dem Thema kann man gerne das Buch "Das Ministerium für die Zukunft" von Kim Stanley Robinson lesen.



    Trotz Plattitüden und einigen Schwächen gibt es darin zum Thema "Kapitalismus" und "Gerechtigkeit" einige Ahaeffekte!

  • Ist das jetzt bewußt oder unbewußt, dass man sich in Deutschland schon unter Reich angesprochen fühlt, wenn man Wohneigentum und eine feste Arbeit hat und Angst hat, man müsste vielleicht mehr Lohnsteuer zahlen.



    Unser Problem ist, dass wir seit Jahrzehnten ein zu niedriges Lohnniveau am unteren Rand haben, dass der Mindestlohn nach Jahrzehnten Arbeit in der Sozialhilfe endet und die gesetzliche Höchstrente im Pflegefall nicht mal für den Eigenanteil reichen wird. Auf der anderen Seite die wirklich Reichen, die selbst in jeder Krise ihr Vermögen unabhängig von Wirtschaftswachstum, Inflation etc. erheblich steigern und vor solchen Unbill wie gerechter Besteuerung geschützt werden und von denen der Staat noch nicht mal ansatzweise weiß, wie reich sie sind.

    • @Axel Schäfer:

      Zitat: "Unser Problem ist, dass wir seit Jahrzehnten ein zu niedriges Lohnniveau am unteren Rand haben, dass der Mindestlohn nach Jahrzehnten Arbeit in der Sozialhilfe endet und die gesetzliche Höchstrente im Pflegefall nicht mal für den Eigenanteil reichen wird."

      Na, ja. Das war ja wohl so "politisch gewollt". Vielleicht auch, daß man Leute im Hartz-IV-Bezug insgeheim Vollzeit für die anrechnungsfreien 160 Euro arbeiten lassen dürfe. Wenn diese Privatisierung von Steuermitteln, zu der auch das Einkalkulieren des Aufstockens zählte, unerwünscht gewesen wäre, hätte man es wohl unterbinden wollen.

      Wer, wann auch immer, ins Pflegeheim muß, sieht sich derzeit hier mit einem EEE von rund um die 3.000 Euro konfrontiert. Wenn das Sozialamt nicht oder nicht schnell genug bescheidet, was hin und wieder vorkommt, dürfte das für nahezu alle ehemals angestellten ein Problem werden. Dabei ist der Schritt nur für die verlockend, die das nicht schon mal als Kurzzeit- oder Verhinderungspflege getestet haben. Die sehen ihre Erwartungen dann schnell mit der Realität kollidieren. In chrismon 04/2024 gab es mal einen Bericht von Christine Holch über den Aufenthalt ihrer Mutter. Durchaus lesenswert.

  • Ich weiss nicht, wieviel Koi Teiche es so gibt, aber der Verzicht darauf würde nicht weiterhelfen steht zu befürchten. Ohne florierende Wirtschaft sieht es halt düster aus, weil diese dann zu wenig Geld in unseren Staat pumpt. Die paar Superreichen , denen tatsächlich überproportional viel gehört, vermehrt zu besteuern wäre vielleicht kein Fehler, aber ausreichen würde das nicht. Also doch wieder den Mittestand, der schon die weltweit höchsten Abgaben zahlt, vermehrt besteuern, damit das queere JUZ gerettet wird. Danke.

  • "Das zeigt sich auch aktuell bei den angedrohten Stellenstreichungen in der Industrie und den Haushaltskürzungen in Berlin. Doch anstatt diesen Zustand zu kritisieren, akzeptiert die Masse ihn als Normalzustand. Dabei wäre gerade jetzt – nicht nur angesichts der anstehenden Bundestageswahl – der richtige Zeitpunkt, dieses Normal in Frage zu stellen und eine Gerechtigkeitsdebatte anzustoßen."



    Naja, wir Berliner haben seit der Wende knapp 25 Jahre SPD hinter uns. 17 Jahre war Die Linke mit am Ruder, 7,5 Jahre zuletzt davon sogar unter R2G mit den Grünen.



    Überspitzt gesagt: zwei Jahrzehnte halblinks mit links und ökolinks - und was haben wir davon?



    Horrormieten, Wohnungsnot, völlig überfüllte Schulen - die meisten in einem katastrophalen Zustand, etc...🤷‍♂️



    Also ja, es ist Normalzustand - weil Linke aller Couleur hatten zwei Jahrzehnte das Zepter hier in der Hand und nüchtern betrachtet hat sich Berlin entwickelt wie wenn zwei Jahrzehnte FDP-pur umgesetzt worden ist...



    Fazit für mich: entweder es geht nicht anders - Stichwort "Politik ist der Freiraum den die Wirtschaft ihr lässt"



    (Dieter Hildebrandt Gott hab in selig) oder Linke können es schlicht nicht und sind zu 'blöd'🤷‍♂️

  • Man sollte schon Einkommen (Rente, Lohn/Gehalt) und Vermögen auseinander halten. Wenn ich 1980 einige Krügerrandgoldmünzen gekauft habe, dann sind die heute ein mehrfaches wert. Meine zwei Häuser auf dem Land die etwas Miete einbringen aber immer mal wieder modernisiert und repariert werden müssen sind auch Vermögen.



    Und wohnen verkommt gerade in Städten zum Luxusgut weil zu wenige neue Wohnungen, aus verschiedenen Gründen, gebaut werden. Aber im Grunde nur bei Neuvermietung.

  • Wer über Gerechtigkeit schreibt, sollte sich vielleicht erst einmal klarmachen, welchen Begriff er/sie von Gerechtigkeit hat. Je nachdem fällt die Einschätzung der Situation nämlich anders aus. Jede(r) gleich? Jede(r) nach seiner/ihrer Leistung? Jede(r) nach seinen/ihren Bedürfnissen/Wünschen?

    • @PeterArt:

      Welche Leistungen erbringen Superreiche?

      • @Minelle:

        Das kommt wohl darauf an, wo sie ihr Geld her haben. Manche lösen das Versprechen ein, den die Gesellschaft ihren Vorfahren gegeben hat ("Mach was, und Du darfst die Früchte behalten."), Andere gehen die Risiken ein, die sich die meisten nicht trauen - einschließlich des Regelbruchs. Die allermeisten von ihnen entwickeln und/oder erhalten aber dabei Wertschöpfungsketten, also Strukturen, in denen Andere, die es lieber weniger komplex haben, ihre Schaffenskraft sinnvoll arbeitsteilig entfalten und entsprechend entlohnt bekommen können.

        Man kann sich auf den Standpunkt stellen, dass das zwar nett sei aber nicht verdienstvoll genug, um Superreichtum zu rechtfertigen. Nur ist die harte Wahrheit, dass eine funktionierende, den Wohlstand Aller mehrende Wirtschaft dramatisch viel mehr Leute braucht, die solche Wertschöpfungsketten schaffen wollen, als am Ende superreich werden. Und ohne das bereits erwähnte Versprechen blieben die allermeisten von denen lieber unter dem vermeintlich sicheren Dach der Lohnarbeit und vertrauten auf die Kreativität Anderer.

  • Als Titelbild dieses Artikels ist eine gößere Motorjacht abgebildet.



    Wie man unschwer in den Finanzberichten dieser Werften nachlesen kann, beträgt die Exportquote solcher Firmen über 90%.



    Es sind also überwiegend nicht deutsche sondern ausländische Kunden. Von diesem Geschäft profitieren aber hiesige Arbeitnehmer und der deutsche Fiskus. Wenn wir dieses Geschäft nicht machen, dann kauft der ausländische Kunde seine Schiffe eben beim Wettbewerber in China oder USA.



    Der deutsche Fiskus und unsere Arbeitnehmer schauen in die Röhre.



    Die im Artikel zum Ausdruck gebrachte Denke ist daher ziemlich stark daneben und erinnert doch sehr an Aussagen wie die von Frau Appuhn.

  • Ein Unternehmen hat Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern und auch gegenüber seinen Eigentümern. Die in 2024 ausgezahlte Dividende bezieht sich auf das GJ 2023. In diesem Jahr gab es bei VW selbstvertsändlich auch Gehaltserhöhungen. Ebenso selbstverständlich wird auch eine Dividende gezahlt, wenn Gewinn angefallen ist.



    Wenn das Auszahlen der Dividende falsch sein soll, warum ist die Rückzahlung der Gehaltserhöhungen von 2023 kein Thema in diesem Beitrag?

  • Netter Versuch, aber nicht zielführend.



    Aktionär kann jeder werden. 2.000€ für ein paar dividendenstarke Aktien können viele Menschen aufbringen und damit von Dividenden profitieren. Mit ein bisschen Glück bekommt man von den x Milliarden pro Jahr vielleicht 100€ vor Steuern.



    Wenn ich aber lese "das kleine geerbte Haus, das über Generationen aufgebaute Familienunternehmen", so handelt es sich bei den Profiteuren bereits um eine Minderheit. Die Mehrheit erbt kein Haus und auch kein Familienunternehmen, schon gar nicht in einer Lebensphase, in der man so etwas gut gebrauchen könnte. Die Eltern der meisten Mitbürger wohnten auch zur Miete und waren irgendwo angestellt. Selbst wenn man im Alter von 60+ ein Haus erbt (am besten aus den 60ern mit Energieefizienzklasse G oder H), ist das eher eine Bürde als ein unerwarteter Vermögensschub.



    Obwohl ich als Vermieter unterwegs bin (ja, auch in Berlin!), bin ich für die Beibehaltung und strenge Auslegung von Kappungsgrenze und Mietpreisbremse, denn es sollte nicht sein, dass Mieterhöhungen weit über der Inflation möglich sind. Im Moment geht das noch.



    Jammern und Angst sollte man sich jedoch abgewöhnen: Sie lösen das Problem nicht.

    • @Aurego:

      Der Esel, der sich selbst auffrisst. Typische "FDP vom Tellerwäscher zum Millionär"-Auffassung.

      Ja komisch, warum arbeiten die Leute bei VW eigentlich noch, wenn sie ja stattdessen auch einfach Aktionäre werden könnten? Das wäre klimapolitisch natürlich ein echter Gewinn, denn dann würden keine Autos mehr gebaut werden.

      Die Leute, die das echte Geld scheffeln, haben nicht Aktien für 2000€, sondern haben ihre hart ererbtes Vermögen, das sie nie erarbeiten mussten da reingesteckt. Soviel, wie an ererbtem Geld da drinnen steckt (und nur dann kann man davon auch ein paar ordentliche Yachten von kaufen, kann man mit echter Arbeit nie erwirtschaften.

      Die Dividenden kommen von dem Lohn, den man den echten Produzenten nicht ausbezahlt.

      • @Jalella:

        Dafür zahlen ordentliche Firmen eine Gewinnbeteiligung und haben ein Mitarbeiteraktienprogramm. Ihre etwa nicht?



        Es ist übrigens kein großes Problem, als Mitarbeiter einer großen Firma mit etwas Geduld eine Million Euro zusammenzubekommen. Gerade in den letzten Jahren, also nach der Subprime- und Finanzkrise, ging das dank niedriger Zinsen relativ gut. Man musste dafür allerdings mindestens 600€ pro Monat zurücklegen und sich bei der Geldanlage nicht zu ungeschickt anstellen. Dann schafft man es bis zur Rente.

      • @Jalella:

        Die echten Produzenten können kündigen und ihren eigenen Betrieb starten. Dann gehört alles ihnen. Dann werden sie merken, was das angeblich leistungslose Kapital so alles finanziert im Gegenzug für die Dividende.

      • @Jalella:

        Korrekt & wie heißt es so schön im Ruhrgebiet “Mäzenatentum & Stiftungen sind vorenthaltene Lohnerhöhungen“ •

        • @Lowandorder:

          Und wie sagt der Schwabe: Mäzenatentum ist doppelt gesparte Steuer. Das Geld muss der Staat schon nicht ausgeben und man kann die Spende noch von der Steuer absetzen. 😎

  • Die durchaus sinnvolle Diskussion über die Besteuerung der Superreichen ist kein Ersatz für stringente Haushaltspolitik oder mit Blick auf Berlin für ein „weiter so mit der Verschuldung auf Kosten andere Steuerzahler“.

  • "Oder wenn sich die Aktionär_innen im vorigen Geschäftsjahr noch 4,5 Milliarden Euro ausgeschüttet haben, während man mit diesem Geld auch die Werke offen lassen könnte?"

    Zwei Fehler in einem Satz:



    a) die Dividendenausschüttung erfolgte für das Jahr 2023.



    Für das Jahr 2023 hatte die Gewerkschaft bei VW eine Tariferhöhung von 8,3% ausgehandelt. Wahrscheinlich war selbst bei dem noch ganz passablen Jahr 2023 beides zu hoch. Hier muss man also auch die Gewerkschaft kritisieren.

    b) "... mit dem Geld hätte man die Werke offen lassen können":



    Hier liegt ein grundlegender betriebswirtschaftlicher Irrtum vor, der sich selbst bei unserem Wirtschaftsminister immer wieder zeigt. Der im Jahr 2023 erfolgte Cash Flow hat etwas mit der in 2024 verfügbaren Liquidität bzw. auch dem Eigenkapital zu tun - betrifft also primär die Bilanz.



    Dies hat nichts mit der Profitabilität oder Ertragsstärke zu tun. Unabhängig von der Liquidität muss ein Geschäft profitabel sein - d.h. die variablen und fixen Kosten dürfen nicht höher liegen als der Umsatz welcher sich aus Absatz und erzielbarem Preis zusammensetzt. Dies ist bei VW in Deutschland nicht mehr der Fall - ganz unabhängig von der Liquidität.

    • @Andere Meinung:

      Im Jahre 2019 hatte Herr Habeck dem damaligen VW-Vorstand in einer Talkshow vorgehalten, daß der Fokus auf hochpreisige Elektrofahrzeuge am Markt vorbeigehe, ein Massenhersteller also auch etwas für die Massen herstellen oder sich von VW in PW (für "Premiumwagen") umbenennen müsse.

      VW hat das nicht geglaubt. Aber auch wenn Herr Habeck und seine Partei nun als Prügelknaben der Nation gelten, zeigt sich, daß er Recht behielt. Nur kamen die Probleme noch ein Jahr früher als von ihm vorhergesagt.

    • @Andere Meinung:

      Ja, im Finanztalk macht das sicherlich Sinn. Punkt ist aber trotzdem der, dass über Entlassung von Zehntausenden geredet wird, obwohl der Konzern genug Geld für Dividenden hat, um 120.000 Personen pro Kopf 37.500 Euro auszahlen zu können. Und für die Entlassenen bedeutet sowas Dinge wie bei längerer Arbeitslosigkeit Haus verkaufen zu müssen...

      Und selbst wenn klar wäre, dass ein Werk auch längerfristig nicht rentabel, dann sind 4,5 Milliarden Euro eine Menge an Geld für Modernisierungen usw. (oder ggf. sogar mal etwas Rabatt für was noch auf Lager ist) - nicht nur um die Arbeitsplätze zu sichern, aber eben auch um dem Betrieb einen langfristigen Plan zu geben, bei welchem man eher auf Umsatzsteigerung setzt (inkl. gut für Aktienbewertung), statt alles zu schließen um in den letzten paar Jahren noch so viel Dividenden wie möglich rauszuquetschen.

      Und da finde ich schon, dass es eine sehr relevante Frage ist, ob es alles also im Sinne der Vorstellung von irgendwelchen MBA-Leuten in Richtung "Sozialdarwinismus wie in USA" gehen sollte, wo viele Menschen in ziemlicher Armut leben - oder ob man da eher für bürgerlichen Standard ist, als Fortschritt im Vergleich zum Feudalismus.

      • @David Lejdar:

        Die 4,5 Mrd. mußten in die Entwicklung konkurrenzfähiger Produkte gesteckt werden und nicht in irgendjemandes Taschen. Grüße gehen raus an die Herrschaften der Niedersächsischen Landesregierung, die da im Aufsichtsrat sitzen ...

  • Der Kommentar zeigt schön auf, warum ich bei "Enteignung, Umverteilung, Erbschaftssteuer" zusammenzucke - weil die Linken schon die Fakten offenbar nicht verstehen. Was hat z.B. die Gewinnbeteiligung der Aktionäre für 2023 etwas zu tun mit den Gewinneinbrüchen 2024? Für 2024 werden die Aktionäre am Verlust beteiligt - sie bekommen keine Dividende.

    Und warum sollen die Aktionäre nicht am Gewinn des Gesamtkonzerns Thyssen beteiligt werden, weil eine Sparte Verlust macht?

    Am Ende würde es so laufen: Die Einkommenssteuer wird erhöht, um die versprochenen sozialen Wohltaten zu finanzieren. Und das träfe dann mich.

    • @Peter Rabe:

      Ziitat: "Für 2024 werden die Aktionäre am Verlust beteiligt - sie bekommen keine Dividende."

      Keine Dividende ist glatt Null, eine Verlustbeteiligung wäre dagegen Minus. Zumal Ihre Aussage unter dem Vorbehalt steht, daß das dann auch mal so beschlossen wird. Was unter dem Aspekt, daß die Entwicklung vorhersehbar war, alles andere als ausgemacht ist. Eine Ausschüttung verbietet sich allenfalls, wenn damit Kapitaluntergrenzen unterschritten oder das Unternehmen gar in die Insolvenz getrieben würde.

      • @dtx:

        Bei Aktien erschöpft sich die Verlustbeteiligung am eingesetzten Kapital und der Dividende. Dafür wird auch ein Gewinn nicht einfach durchgereicht.

    • @Peter Rabe:

      Man sollte auch bedenken das Aktien für das Unternehmen ein Kredit von privat Personen ist. Jetzt ist halt hier die Dividende wie der Zinssatz bei einer Bank, nur das er hier nicht festgeschrieben ist sondern kann so oder so ausfallen. Es hat den großen Vorteil für Firmen das sie hier viel flexibler sind als mit einem starren Kredit.

    • @Peter Rabe:

      Sie möchten nichts abgeben, weil Sie hart arbeiten für Ihr Geld.

      Steuern helfen der Infrastruktur.

      Ohne Steuern keine Sanierung von Brücken und Tunnels, keine gepflegten Parks, keine Mittel für Forschung und Bildung, keine Tiergärten, keine Schwimmbäder, keine Züge, keine Müllabfuhr, keine...



      Stoppen Sie mich einfach, wenn ich irgendwas erwähne, das Sie oder die Ihren irgendwann mal brauchen könnten.

      Steuern sind nützlich für alle.

      • @Patricia Winter:

        Dafür zahle ich jetzt schon mehr Einkommensteuer als ich früher brutto verdient habe. Es geht mir auch nicht um Steuern an sich. Es geht darum, dass so getan wird, als hätte man plötzlich einen leicht anzapfbaren Goldtopf gefunden. Und fängt schon mal an zu versprechen, wie er verteilt wird. Dann stellt man fest, dass das nicht geht und holt sich wenigstens einen Teil des Geldes über die erhöhte Einkommenssteuer.

    • @Peter Rabe:

      Der Kapitalismus braucht Arme.

      Wir fürchten die Armut. Wir fürchten die Verachtung, die damit einhergeht. Kapitalistisch kontrollierte Medien befeuern diese Verachtung. Aber auch ohne die soziale Ächtung wäre Armut zum Fürchten. Keine Fortbewegungsmittel außer den eigenen Füßen und mit viel Glück einem klapprigen Fahrrad. Die Miete frisst drei Viertel des Geldes auf. Das letzte Viertel fürs Essen. Jagd nach günstigem, genießbarem Essen. Armut kostet Zeit. Was, wenn ein Gerät kaputt geht? Was, wenn die Miete erhöht wird?

      Die Angst, in diese Zone abzurutschen, treibt diejenigen zur Höchstleistung an, die noch "zurecht kommen". Zumutung als Normalzustand. Verehrung der Superreichen. Wie lange noch? Wer rettet die große Mehrheit der Bevölkerung, die leidet, während einige im Geld schwimmen?

      Wieviel Freude kann eine Person fühlen, die ständig Existenzangst hat?



      Wieviel Freude kann eine Person fühlen, die hilflos ist?



      Wieviel Freude kann eine Person fühlen, die verachtet wird?



      Mehr, als Sie denken. Wieviel Freude fühlen Sie?

    • @Peter Rabe:

      Zucken Sie nur. Ist ihr gutes Recht. Aber in Zeiten von Wohnungsnot und fehlender Finanzierungschance von Immobilienkäufen, Rückgang im Sozialen und der Kultur sind Ihre Zuckungen irrelevant. Ist auch egal wenn Sie glauben, daß die Linken irgendetwas nicht verstehen.

      Tatsache ist: Wir haben massive Probleme. Tatsache ist auch, dass die Reichen immer reicher werden und bislang alle Krisen gewinnbingend für sich genutzt haben.

      Und daher ist es an der Zeit, dass sie viel mehr für das Gemeinwohl tun als bisher. Umsomehr wo ja vielem Firmen während der verschiedenen Krisen (Lehman, Covid, jetzige Krise) durch unsere Steuergelder gerettet wurden und werden. Wann bekommen wir das zurück?

      P.S. Wenn Unternehmen keinen Gewinn machen werden die Anteilseigner nicht an den Verlusten beteiligt, warum auch? Denn eine negative Dividende gibt es nicht. Nur in einem Fall, nämlich wenn sie neues Kapital einbringen müssen würden sie zahlen. Das passiert aber fast nie und ist eine individuelle Entscheidung. Die Gewinne werden natürlich eingestrichen.

    • @Peter Rabe:

      Vielleicht weil das Geld jetzt angeblich fehlt, das sie sich 2023 in die Tasche gesteckt haben? Nebenbei bemerkt für nichts, denn sie haben im Gegensatz zur Belegschaft nichts dafür getan. Leistung muss sich wieder lohnen? Ich lach mich tot.

      Und die Aktionäre werden am Verlust beteiligt? Wieviel zahlen sie denn jetzt für den Verlust? Nichts. Sie bekommen höchtens etwas weniger Gewinn. Für den sie auch wieder nichts getan haben außer in den meisten Fällen ererbtes Geld anzulegen. Echte Leistungsträger.

      Das Schlimme ist, dass sich die Leidtragenden dieses ganzen ungerechten Spiels auch noch immer diesen Unsinn erzählen lassen und weiter die Parteien wählen, die dafür sorgen, dass es immer weiter so geht.

      Die nicht verdienten Gewinne in die Tasche stecken und jetzt, wo es aus eigener Schuld mal schlechter läuft, auf den Staat warten, dass er mit Milliarden aus der Patsche hilft. Den Milliarden, die hauptsächlich die Gearschten und Rausgeworfenen vorher gezahlt haben.

      • @Jalella:

        Wieder keine Argumente. Dass man als Aktionär nicht für die Verluste haftet bezahlt ist der Deal dafür, dass man die Aktie gekauft hat. Das bezahlt man auch mit einer geringeren Rendite.

        Außerdem könnten auch die Arbeitnehmer ihre Erhöhung von 2023 zurück geben. Das bringt sicher mehr.

    • @Peter Rabe:

      Naja, Herr Rabe, Sie haben ja eine sehr romantische Vorstellung von Aktiengesellschaften. Die Dividende ist meistens egal, oft sogar für die Entwicklung des Unternehmens hinderlich. Nach dem Ex-Tag fällt der Aktienkurs i. d. R. um etwas mehr als die Höhe der Dividende. Man könnte die Aktien also einen Tag vor dem Ex-Tag verkaufen und einen Tag danach wieder kaufen, wenn dem nicht hohe Transaktionskosten entgegenstehen. Die Beteiligung am Verlust - um das mal an ThyssenKrupp festzumachen - besteht im langsamen Abbröckeln des Aktienkurses auf ein Sechstel des Wertes, den die Aktie im August 2010 hatte.

      Aber wer noch Aktien von ThyssenKrupp hält, ist meines Mitleides sicher, auch wenn sie seit September wieder etwas gestiegen sind.

      • @Aurego:

        Ich habe keine romantische Vorstellung von AGs. Und keine Illusion, dass die Hoffnung auf eine Wertsteigerung die Hoffnung auf eine Dividende in der Regel übersteigt.

        Dennoch gibt es keinen stichhaltigen Gründe, die rechtlich geschuldete Dividende zu nehmen, um defizitäre Sparten zu erhalten. Abgesehen davon ist das Geld auch schon weg.

        • @Peter Rabe:

          Seit wann ist eine Dividende "rechtlich geschuldet"? Sie wird in der Aktionärsversammlung abgenickt oder eben nicht.



          Man könnte sich ja auch mal fragen, warum bestimmte Sparten defizitär sind und dies korrigieren. Aber oft genug ruht man sich in den Vorständen auf seinen Lorbeeren aus.

          • @Aurego:

            § 58 Abs. 4 AktG. Danach gibt es einen Anspruch auf Dividende. Wenn die Voraussetzungen gegeben sind.

          • @Aurego:

            Die im Vorjahr ausgeschütteten 4,5 Mrd. stehen, das wollte @Peter Rabe sagen, zum Erhalt der zur Schließung vorgesehenen Werke nicht mehr zur Verfügung. Die Autorin hat aber wahrscheinlich im Blick gehabt, daß die Probleme von VW nicht aus heiterem Himmel fielen, sondern hausgemacht waren und mit Ankündigung kamen. Der Beschluß hätte unterbleiben müssen, würde es unter den Aktionären genügend mit Blick auf den Fortbestand des Unternehmens sowie die Verantwortung für die Beschäftigten geben. Zur Erinnerung: wir reden gerade von VW und nicht von Tesla.

  • Familienunternehmen klingt so schön Bäckerei oder Klempnerfirma und nicht nach BMW, Merck, die Oetker-Gruppe,[7] Kärcher, AXA, Bahlsen, Bauerfeind, Brose, Claas, Conrad, die Deutsche Vermögensberatung, Dräger, Festo, Fischerwerke, Haribo, Kienbaum Consultants, Melitta, MERICS, Miele, Schaeffler, Schöffel, Team Neusta, Tengelmann, Thalia, Trumpf, Viessmann, Villeroy & Boch, Vitakraft, Vorwerk, W. Bertelsmann und die Westfalen AG. Die sind alle Mitglieder im Verband "Die Familienunternehmer e. V."

    Es gibt reiche Menschen und es gibt REICHE Menschen: eattherichtextform...1-pixel-wealth/de/

    • @Semon:

      Whow! Jetzt weiß ich noch genauer, warum ich es all meinen Verwandten und Bekannten und erst recht Freunden übel nehme, wenn sie bei Amazon bestellen oder Amazon PRIME abonnieren. amazon bitte meiden! Es geht auch ohne.

    • @Semon:

      👍👍

    • @Semon:

      Ja und dann gibt es auch noch welche, die aufpassen, dass sie nicht in solchen Vereinen sind und auf nicht auf der Forbes Liste erscheinen, die haben teure Anwaltskanzleien, die dies verhindern.