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Ukrainekrieg entzweit ParteiHamburger Linke will Nato eindämmen

Der Landesverband der Linken Hamburg findet keine gemeinsame Position zu Kriegsursachen. Er recycelt einen Beschluss zu Kriegsvorbereitungen der Nato.

Linke-Mitglieder bei Friedendemo vorm russischen Konsulat. Teile der Partei sehen Schuld anderswo Foto: Jonas Walzberg/dpa

Bremen taz | Die Linke Hamburg zeigt sich bei ihrem Parteitag am Freitagabend beim Thema Ukraine­krieg tief gespalten. Die Positionen innerhalb der zwei Lager variieren; grundsätzlich geht es aber um die Frage: Wer ist für die Eskalation verantwortlich?

Spätestens als der sogenannte „Minimalkonsens“ auf die Tagesordnung kommt, wird es kurios auf dem Parteitag: Um 21:30 Uhr wird darüber abgestimmt, ob im nächsten Schritt darüber abgestimmt werden darf, ob über einen etwas spät eingebrachten Dringlichkeitsantrag noch abgestimmt werden darf.

Der Antrag, um den es geht, führt zusammen, wo die Ersteller sich mit allen anderen einig zu sein hoffen: „Wir fordern den bedingungslosen Rückzug der russischen Truppen aus der Ukraine“, heißt es dort. Und: „Keine politische Entwicklung der letzten Jahre kann diesen menschenverachtenden Angriffskrieg gegen die Ukraine rechtfertigen.“ Als er tatsächlich noch abgestimmt werden darf, zeigt sich: Der versprochene Minimalkonsens ist keiner. 44 Stimmen gibt es dafür, 46 dagegen, und 8 Enthaltungen.

In der Diskussion zuvor sind viele Stimmen zu hören, die Selbstkritik üben, oft nicht nur an der Partei, sondern ganz individuell an den eigenen Glaubenssätzen rund um Putins Ambitionen. Exponierteste Vertreterin dieser Sicht ist Christiane Schneider: Die ehemalige Bürgerschaftsabgeordnete lehnt in ihrer Rede Waffenlieferungen nicht generell ab, sondern fordert nur, das Hauptaugenmerk „auf den Verzicht zum Ersteinsatz von Atomwaffen zu richten“.

Etwa die Hälfte neigt zum Relativieren

Die Mehrheit des „selbstkritischen Lagers“ ist anders und deutlicher antimilitaristisch drauf: Sie lehnt Waffenlieferungen an die Ukraine und eine Aufrüstung in Deutschland strikt ab. Bei der Frage, wer sanktioniert werden darf, ob die Yacht eines Oligarchen Schutz verdient, ist man sich schon eher uneins. Die friedenspolitische Aufgabe der Linken wird von allen betont, ins Spiel gebracht werden Ansätze wie der gewaltfreie Widerstand oder der Verzicht auf eine Nato-Osterweiterung.

In gleicher Stärke zeigen sich aber jene Teile der Partei, die bei der Ursachenforschung den Angriffskrieg in erster Linie relativieren. Gleich die zweite Rednerin stellt die Frage „Ist der Krieg zu verurteilen?“ und gibt sich selbst die Antwort „Absolut. Aber der Weg, den Deutschland einschlägt, ist genau so schlecht.“

Ihr Nachredner folgt mit einem kurzen Verweis auf das autoritäre Regime in Russland und einer umso längeren Analyse der Sünden der Nato. Nicht die Linke, sondern der Westen habe Putin falsch eingeschätzt, meint ein anderer Genosse: „Wenn man sich jemanden so zum Feind macht, dann ist es so, dass jemand irgendwann so reagiert. Dann kann man sich hinterher nicht beschweren“, sagt Jürgen Olschok von der Bezirksfraktion Mitte.

Am Ende kann man sich doch noch auf einen Antrag einigen: Ein Genosse hat die Friedensposition vom Parteitag 2021 herausgekramt, um sich als Partei „dessen selbst zu vergewissern.“ In Punkt 1.1 heißt es dort: Die Linke „tritt offensiv den Kriegsvorbereitungen von USA und Nato gegen China und Russland entgegen“. „Komische Gewichtung“, merkt ein Genosse noch an. Der Antrag geht mit deutlicher Mehrheit durch.

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50 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Die Wahl im Saarland hat es gezeigt. Der durchschnittliche Wähler kann bei der momentanen politische Lage mit dem Ukrainekrieg, die Haltung der Linken nicht mittragen.

    Solange der Krieg in der Ukraine wütet und solange Putins Russland Europa bedroht, bleibt die Bedeutung der NATO hoch bzw. wächst sogar noch.

    Wer das nicht versteht, wird vom Wähler in 2022 zurecht deutlich abgestraft.

    • @IronMaiden:

      Selbst wenn wir die Frage ausblenden, ob es "den Wähler" gibt oder nicht auch der eine oder andere nach einer linken Alternative zur gegenwärtigen informellen GroKo sucht, habe ich gewisse Zweifel daran, dass der Krieg in der Ukraine einen nennenswerten Einfluss auf die Wahlen im Saarland hatte, wo die Umfragewerte schon länger katastophal waren und nach (nicht vor) dem Austritt Lafontaines endgültig eingebrochen sind.

  • Es tut weh, aber die Linke macht sich zur Zeit zur unwählbaren Partei.



    Ein schwerer Verlust für Deutschland.

  • Dabei wäre es doch so einfach: Erst befasst man sich mit dem, was gerade passiert, und verurteilt den Angriffskrieg Russlands ohne Wenn und Aber. So, wie es der im Artikel zitierte "Minimalkonsens"-Antrag sagte. Und dann sagt man was zur NATO-Politik der letzten Jahrzehnte.



    Aber was als Ergebnis des Parteitags tatsächlich rausgekommen ist, erschöpft sich im Recyceln eines früheren Beschlusses über "Kriegsvorbereitungen" der NATO gegen Russland, das gerade einen wirklichen Krieg angefangen hat - und zwar nicht gegen die NATO, sondern gegen die Ukraine, die von der NATO nicht aufgenommen wurde - und gegen China (ja, klar). Die Parteitagsmehrheit scheint in einer anderen Welt zu leben als in der wirklichen. Und sie scheint sich nicht klar darüber zu sein, wie ihre Botschaft außerhalb der Partei verstanden wird. Die Aussage, die rüberkommt, ist,



    1. dass der Landesverband keine Position dazu beziehen will, dass Russland die Ukraine angegriffen hat, sondern lieber den Kopf in den Sand steckt



    und



    2. dass, egal, was irgendwo auf der Welt passiert, sowieso immer nur die NATO schuld ist.

  • Es ist immer traurig mit anzusehen, wenn Jemand so offensichtlich mit einem Weltbild lebt, das nur von verknöcherten Feindbildern zusammengehalten wird.

    • @Normalo:

      Kognitive Dissonanz ist überlebensnotwendig für ein stabiles Selbstbild, wenn es an der Fähigkeit zur Selbstreflexion mangelt.

  • Die Linke hat aus dem Wahlergebnis vom Saarland (2,6%) gelernt: Es geht auch noch deutlicher unter 3%! Zwar ist ein Minus von 10,2% wie im Saarland in Hamburg aktuell nicht drin und die kommende LTW noch weit weg, aber man möchte auch in einem großstädtischen Milieu sicherstellen, dass die "Linke" aufgrund komplett rückständiger und idiotischer außenpolitischer Positionen für jeden denkfähigen Demokraten und solidarischen Europäer unwählbar bleibt.

  • Au weia. In den USA gibt es auch so einige Kandidaten bei den Republikanern und den Medien, die ähnlich argumentieren. Viele vermuten dass die direkt aus Moskau geschmiert werden, Gerüchten zufolge bezahlt der FSB ja durchaus Agenten im Ausland um dort aktiv im Sinne Russlands zu agieren. Ich hätte jetzt gedacht dass die Linke als Ziel zu unbedeutend wäre, aber vielleicht sind das die einzigen die sie bekommen konnten...

    • @hderk:

      Die Hamburger Linkspartei wird dafür ganz bestimmt von niemandem bezahlt. Und die muss man für sowas auch nicht bezahlen. Das machen die ganz von allein, freiwillig und umsonst.

    • @hderk:

      Das wäre ja noch direkt eine Entschuldigung.



      Ich befürchte nur, die sind nicht mal dafür bezahlt, sondern die glauben das wirklich.



      So eine abstruse Mehrheitspositon fände ich noch gruseliger...

    • @hderk:

      Es gibt da noch ein paar AfD-ler

      • @Luftfahrer:

        Die sind leichter käuflich.



        Ist ja eine Egoistentruppe ohne inhaltliche Ziele.



        Warum nicht, wird sich manch einer denken...

  • „Wenn man sich jemanden so zum Feind macht, dann ist es so, dass jemand irgendwann so reagiert. Dann kann man sich hinterher nicht beschweren“, sagt Jürgen Olschok von der Bezirksfraktion Mitte." Womit hat der Westen denn gedroht, wenn überhaupt? Mit Demokratie? Und das reicht als Rechtfertigung für Zerstörung und Tod, ohne Rücksicht auf Verluste? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen (nicht einmal wenn ich mir ganz große Mühe gebe), wie man so etwas wirklich - ich meine wirklich wirklich - denken kann.

    • @Camilla:

      Weil manche Leute sich breiter informieren und denken als nur in den Medien der einen Seite, die stärkste Kritik zur Politik des eigenen Landes kommt ja oft aus den USA selbst, siehe:

      www.youtube.com/watch?v=JrMiSQAGOS4

      Dann noch gewissermaßen das Update nach der Invasion, 7 Jahre später! Wobei ich hier McGoverns Teil und die Kommentare der Anderen am interessantesten finde,



      www.youtube.com/watch?v=ppD_bhWODDc

      Wenn man dann noch Kapazität hat und den folgenden Artikel ließt, muss man konstatieren, dass es zumindest möglich ist, angesichts der US Geschichte der letzten 123 Jahre.



      www.counterpunch.o...s-sickening-farce/

      In conclusio, wer sagt es sei nicht mehr relevant wie und wieso es zum Krieg kam sobald er begonnen hat, wird ihn niemals diplomatisch beenden und hat vor allem aus der Geschichte nichts gelernt.

      • @Pleb:

        Ja, kann man machen, einfach ein paar Links posten und alle für blöd erklären, die sich 75 minütige Videos anschauen um rauszufinden, was sie meinen, und daraus andere Schlüsse ziehen als Sie.

        Ich hab mir die Videos nicht angesehen, am im Wikipediaeintrag zu J.J.Mearsheimer gibt es aber ein Zitat von Adam Tooze, der Mearsheimers Position wohl relativ wohlwollend analysiert hat. Sie istbja auch nicht komplett abwegig, aber eben zutiefst relativistisch. Das bringt Tooze ganz gut auf den Punkt, finde ich:

        "Wahrer Realismus [Mearsheimers Position wird als offensiver Neoliberalimus bezeichnet] ist die endlose Aufgabe, unsere politischen Ziele und die Wege, diese zu erreichen, vernünftig zu bestimmen. Im Ergebnis dessen zum Mittel des Krieges zu greifen, sollte so deutlich verurteilt werden, wie es ein derartiger Schritt verdient. Eine solche Entscheidung darf nicht als eine „logische“ und letztlich auf der Hand liegende Reaktion auf irgendwelche gegebenen Umstände normalisiert werden. Wer immer in politische Entscheidungen involviert ist oder sich darüber öffentlich und wissenschaftlich äußert, ist an diesem Imperativ zu messen."

        • @sàmi2:

          Oh, mein Fehler: Mearsheimers Position wird als offfensiver NeoREALISMUS bezeichnet :-)

  • Bei uns sitzen zwei Putinversteher-Parteien im Bundestag.

    In der Duma, überhaupt im gesamten öffentliochen Leben Russlands, gibt es aber null "Westen-Versteher". Es gibt keine russische Krone-Schmalz, die ighre Landsleute zur kritischen Selbstreflexion aufruft, keine Wagenknecht, die der Regierung erzählt, dass Russland vielleicht auch ein kleines bisschen selbst schuld hat, keine Entsprechung zu Abgeordneten, die nach Russland fliegen und dort dem Staatsrundfunk ehrerbietige Interviews geben.

    Schon das zeigt einen der fundamentalen Unterschiede, die es verbieten, Russland und den Westen in irgendeiner Weise gleichzusetzen.

    • @Suryo:

      Da haben Sie recht.

  • Manche kapieren's nie oder gehören zu Putins Gefolgsleuten, weswegen es besser wäre sie würden die Nähe zu Putin suchen und nach Moskau ziehen.

  • Liebe Linke,

    Ich habe euch von der ersten Stunde gewählt. Weil mich sonst keiner vertritt.



    Ich fand euer letztes Wahlkampfprogramm richtig gut. Eure pazifischen Einstellung auch.



    Ihr verurteilt die Kriege in Südamerika, im Jemen, in Afghanistan. Schön.



    Ihr tretet offensiv dem Krieg Putins gegen die Ukraine entgegen. Nein, macht ihr nicht?



    What's wrong with you?



    Ich bin weg. Mein Vertrauen in euch auch. Für immer.



    Ihr bin jetzt auf avaaz, wo zur Zeit Menschen aus aller Welt, sogar aus der Südsee, diesen Krieg verurteilen, und nebenbei den Aufruf des Dalai Lamas gegen diesen, alle anderen Kriege und langfristig für die Vernichtung von Atomwaffen, unterschreiben.

  • Bin so froh die nicht gewählt zu haben die letzten 8 Jahre! Meine Fresse.

  • Wie gut, dass die Linke keine politischen Entscheidungen treffen kann.

  • Wenn die kognitiven Dissonanzen dieser Partei in diesem demokratischen Entscheid münden, wird Loriot wieder lebendig. - Ha, ha, ich bin ein großer Fan von Real-Satire!

  • Das Problem ist nicht Modrow, Hunko, Wagenknecht und wie sie alle heißen taz.de/Modrows-Rel...nekriegs/!5844232/

    Das Problem großer Teile dieser Partei ist ihr ideologisches Erbe aus DKP- und SED-Zeiten mit faktenresistenten Welt- und Feindbildern.

    • @Schalamow:

      Sehe ich auch so.

      Und es gibt Menschen, die aus Gewohnheit oder wie auch immer, an einen "lieben Gott" glauben.

      Alle diese Menschen sind keine Politiker, weil es für diesen Job keine Berufsausbildung gibt.

      Diesen Zustand kann man nun richtig oder falsch finden.



      Ich fürchte allerdings, dass Menschen ohne weitere Bildung einfach dem folgen, was ihre Eltern gemacht haben.

  • Was würde Putin mit PolitikerInnen machen, die sich derart unterwürfig bei ihm anbiedern wie offenbar einige Mitglieder der Linkspartei es tun? Ich denke, sie wären ihm suspekt und müssten damit rechnen, vorsichtshalber verhaftet zu werden.

  • Die Linke „tritt offensiv den Kriegsvorbereitungen von USA und Nato gegen China und Russland entgegen“

    Besser hätte es Putins Propagandaapparat nicht formulieren können.

    • @Per Nachname:

      Dass gegenwärtig Russland Krieg führt, sollte nicht dazu führen, die militärischen Umtriebe der eigenen Regierungen zu verharmlosen.

      • @O.F.:

        "Dass gegenwärtig Russland Krieg führt, sollte nicht dazu führen, die militärischen Umtriebe der eigenen Regierungen zu verharmlosen."



        Im Kontext des von Russland geführten Krieges ist das durchaus eine seltsame Fokussierung auf bis dato in der Ukraine nicht kriegführende Parteien.

      • @O.F.:

        Der ist gut!

        Eine Diktatur überfällt eine Demokratie, um sie zu zerstören, wir sollten jetzt aber dringend darauf achten, dass sich unsere Regierung nicht zu viele Panzer auf den Hof stellt.

        • @Jim Hawkins:

          Unsere Regierung ist Partner in der Nato welche mehr als 12x mal soviel Kriegsbudget hat als Russland.

          Sich mehr Kriegsspielzeug in den Hof zu stellen ist in etwa so sinnvoll wie eine Portion Nachschlag beim Essen zu holen, schliesslich verhungern ja Kinder in Jemen!

          Die einzigen denen diese Mehrausgaben etwas bringt sind Rüstungsunternehmen und Nationalisten.

          Die Derzeitige Ukrainekrise ist ein rein Diplomatisches versagen der Nato und dessen Mitgliedstaaten. welche als einziges Interesse Vorteilhaften Wirtschaftsbeziehungen In den Vordergrund stellt.

          Wir wissen spätestens seit dem Kaukasus Krieg wozu Putin moralisch fähig ist. Hat uns dass daran gehindert unsere Wirtschaftsinteressen noch mehr zu verflechten ? oder jene Interessen an Wahrung von Menschenrechten zu konditionieren ? haben wir Handelskettengesetze Welche unseren sogenannten demokratischen Grundüberzeugungen widerspiegeln ?

          Solange Menschenverachtende Handlungen in namen unserer Wirtschaftsinteressen weit weg und unbeleuchtet passiert, und dann am besten noch leute mit anderer Hautfarbe und Religion betrifft, ist es unserer Gesellschaft doch scheiss egal. Ob unser Wohlstand auf kosten von Ausbeutung / sklaverei oder Blut-getränkt über Ladentheke gehen.

          "Wandel durch Handel" so die Neo Liberale Glaubensgessinnung welche plötzlich entrüstet und erstaunt darüber ist, dass Ausbeutung und Knechtung durch IMF Schulden nicht die einzige Formen von Gewalt sind derer man sich bedienen kann.

          jetz wo uns dass Blut von Ukrainern um die Zehen fließt sind wir plötzlich moralisch entrüstet und verurteilen Putins handlungen (zurecht) aufs tiefste.

          währenddessen findet in Jemen seit 8 Jahren Krieg statt mit lang anhaltender Hungersnot an welchen bisher über 10000 Kinder getötet wurden.

          Wo bitte sind unsere Sanktionen Saudi Arabia und dessen Handelspartner und Waffenlieferanten?

          • @Morti L:

            Sobald jemand mit Militäretats argumentiert, weiß man, dass es um Agitprop geht, und nicht um eine Diskussion. case closed.

          • @Morti L:

            Kriegen Sie es ernsthaft nicht hin, den imperialistischem Angriffskrieg eines terroristischen Regimes auf ein souveränes und weitgehend demokratisches Nachbarland vorbehaltlos zu verurteilen?

          • @Morti L:

            In Jemen führen Saudi-Arabien und der Iran einen Stellvertreterkrieg, IS und El Qaida sind auch vor Ort. Der Westen unterstützt teilweise die Saudis (eigentlich nur die USA unter Trump), die NATO ist keine Kriegspartei. Die iranisch finanzierten Huthis greifen über Drohnen direkt saudische Ölanlagen und Infrastruktur an, es ist also kein reiner Verteidigungskrieg. Kurz: Es ist kompliziert, man sollte keine Waffen an irgendeine dieser Kriegsparteien liefern, aber man kann es halt auch nicht mit dem russischen Vernichtungskrieg in der Ukraine vergleichen. Was die sich "Pazifisten" in der Linken nennende Putinfreunde stets ausblenden: Der Krieg Putins ist keiner gegen die Nato, den Westen oder faschistoide Drogenabhängige, sondern einer gegen Demokratie im "Brudervolk", nur diese gefährdet seine Diktatur. Ein mit fast drei Vierteln der Stimmen gewählter Präsident, der mit Korruption aufräumt, Freiheiten gewährt und Wohlstand bringt, darf kein Beispiel für geknechtete Russen werden.

          • @Morti L:

            "Wir wissen spätestens seit dem Kaukasus Krieg wozu Putin moralisch fähig ist. Hat uns dass daran gehindert unsere Wirtschaftsinteressen noch mehr zu verflechten ?"

            Sollte ich den Artikel nicht völlig missverstanden haben, geht's gerade um die Linkspartei. Also die Partei, die 2017 - nach der Krim-Annexion! - einen Antrag im Bundestag eingebracht hat unter dem Titel "Entspannung mit Russland – Keine Verlängerung der Sanktionen gegen



            Russland". Antragsteller u.a. Hänsel, Buchholz, Dagdelen, Gysi, Hunko, Korte, Liebich, unterzeichnet von Bartsch und Wagenknecht. Da kann man - neben den üblichen Phrasen ("Eskalationsspirale", "Konfrontationslogik") u.a. lesen: "Die Sanktionen des Westens und die russischen Gegenmaßnahmen schaden massiv der wirtschaftlichen Entwicklung der EU und Russlands, während die USA trotz ihrer treibenden Rolle weniger betroffen sind." dserver.bundestag....19/000/1900095.pdf

          • @Morti L:

            Vor soviel moralischer Selbstgewissheit kann ich eigentlich nur die Segel streichen.

            Ein Hauch von evangelischem Kirchentag.

            Erinnern Sie sich an den Irak-Krieg 2003? Da war halb Europa auf den Beinen, um dagegen zu protestieren.

            Es war also nicht scheißegal.

            Was finden Sie eigentlich an der russischen Diktatur so toll, dass Sie sich für sie so ins Zeug legen?

        • @Jim Hawkins:

          Saudi-Arabien führt u. a. mit Katar (von denen wir jetzt den Kniefall üben) seit 7 Jahren einen blutigen Angriffskrieg gegen den Jemen - mit deutschen, französischen und us-amerikanischen Waffen. Rheinmetall hat eine Niederlassung in Saudi-Arabien eröffnet und die Lieferketten abzukürzen. Warum tackert sich da keiner eine jemenitische Flagge ins Profilbild? Sind die jemenitischen Frauen und Kinder die vom Agressor ermordet werden oder als Kriegsfolge verhungern weniger wert als die ukrainischen?

          Relativieren tun nicht Genoss:innen, die mit Verweis auf die Kriegsverbrechen die Doppelmoral des Westens anprangern, sondern Menschen, die es nicht hören wollen, dass das sterbende jemenitische Kind genauso viel Wert ist, wie das ukrainische.

          • @Marvin Fuchs:

            Vielleicht informieren Sie sich noch mal, was im Jemen passiert.

            Der jemenitische Präsident wird von Saudi-Arabien und Katar gestützt.

            Wer sich eine jeminitische Flagge ins Profilbild tackert, stützt damit auch Saudi-Arabiens Militäreinsatz in diesem Krieg.

          • @Marvin Fuchs:

            Whataboutism.

            Zudem handelt es sich im Jemen um einen vielschichtigen Krieg, in dem niemand unschuldig ist (außer den hungernden Kindern und übrigen unpolitischen Zivilisten). In der Ukraine gibt es genau einen Schuldigen: Russland. Es ist ein blutiger Angriffskrieg. Keine Vielschichtigkeit. Keine Komplexität. Russland böse, Ukraine gut. Ende.

          • @Marvin Fuchs:

            Das ist ja derzeit die Lieblingsmethode.

            Verurteilt jemand diesen Krieg eines antidemokratischen Diktators,



            bekommt er jeden anderen jemals stattgefunden habenden Krieg des Westens aufs Brot geschmiert.

            Was macht das denn besser?

            Außer, dass Putin eben entlastet wird.

            • @Jim Hawkins:

              Und genau deswegen ist es so richtig und wichtig mit Verweis auf die vom freien Westen angerichteten unsanktionierten Verbrechen, auf seine Doppelmoral und Scheinheiligkeit hinzuweisen.

              Ich hab nichts gegen ukrainische Flaggen in den Profilbildern. Aber wo sind die jemenitischen Flaggen, die afghanischen, die libyschen, ...? Ist uns (dem freien Westen) am Ende doch das sterbende ukrainische Kind mehr Wert als das jemenitische?

              "Brutaler Krieg" lese ich überall und denke wehmütig an die "zärtlichen Kriege" zurück, die der moralisch und militärisch überlegene freie Westen führt.

              Ich bin zutiefst gerührt, wie viel Solidarität und Hilfsbereitschaft Geflüchteten entgegenschlägt, wenn sie weiß sind.

              • @Marvin Fuchs:

                Ihre Gleichsetzung ist schlicht abstrus und wird durch ständige Wiederholung auch nicht besser. Keiner der von Ihnen aufgezählten Konflikte ist auch nur ansatzweise mit dem zu vergleichen, was jetzt in der Ukraine passiert. Auf den Gegeneinwand von @Devil's Advocte bezgl. des Jemen sind sie ja bezeichnenderweise nicht eingegangen. Zumindest den Artikel dazu in der taz, der den Konflikt sehr gut erläutert, hätten Sie aber mal zur Kenntnis nehmen können taz.de/Siebter-Jah...enkriegs/!5844219/.



                Aber bloß keine Detaildiskussion, das verwirrt nur und am Ende könnte man ja widerlegt werden!



                Aber manche Linke haben ja keinerlei Bedenken, sich auf die Seite der Taliban, von Saddam Hussein, Milosevic, Gaddafi oder eben Putin zu schlagen, wenn es nur darum geht, ihr Weltbild vom bösen Westen, der bösten Nato, der bösen USA zu bestätigen.

            • 8G
              8190 (Profil gelöscht)
              @Jim Hawkins:

              Hoppla, ich meinte den anderen.

              Zu Ihnen: JEDER und JEDE verurteilt diesen Angriff.

              Da wird auch nichts 'auf's Brot geschmiert' sondern es gibt Meinungen, die, hätte man die beachtet, es möglicherweise anders gelaufen wäre.

              Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass irgendjemand ernsthaft Putin entlasten möchte, indem er zutreffend bemerkt, dass die Deutschen und andere Europäer sich hier in einen Konflikt haben schieben lassen, Zitat "den wir nicht wollen, den wir nicht brauchen und den wir auch nicht gewinnen können".

            • 8G
              8190 (Profil gelöscht)
              @Jim Hawkins:

              Das ist kein Whataboutism. Die massive und breite Abstumpfung, wie 'wir' (sorry) 'uns' an 'unsere' Kriege gewöhnt haben (z.B. 1-2 Mio. Tote im 'war on terror'), hat bei uns eine kognitive Dissonanz erzeugt, dass es eigentlich so schon weh tut.

              Und wir sehen mal wieder: Aha, Putin lügt.

              Wenn dies aber ein anderer langjähriger Lügner feststellt, funktioniert das dann für einige aus dem Publikum nicht. Nicht mit dieser unappetitlichen Vor- bzw. Nebengeschichte. Deswegen soll das ja auch alles ausgeblendet werden.

              Wenn auch das Resultat komplett bekloppt ist (siehe Artikel), verstehen kann man das schon.

              Aber nicht, dass ich hier noch als 'Altlinkenversteher' verunglimpft werde, oder gar Wehrkraftzersetzer, das bin ich natürlich nicht! Gott bewahre!

              • @8190 (Profil gelöscht):

                Es ist aber immerhin ein Unterschied, ob ein Diktator wie Saddam Hussein oder Steinzeit-Islamisten wie die Taliban angegriffen werden oder eine Demokratie.

                Oder ist das auch schon egal?

                Und dieses überbordende Verständnis für die Nöte von Putins Russland kann ich auch nicht nachvollziehen.

                Kommt mir manchmal wie ein antiwestlicher Affekt vor.

                • 8G
                  8190 (Profil gelöscht)
                  @Jim Hawkins:

                  Es ist nach den Regeln des Völkerrechts kein Unterschied, verstehe aber nicht, was Sie damit fragen wollen.

                • @Jim Hawkins:

                  Nein, es ist eben - auch völkerrechtlich - zum Glück kein Unterschied, ob wir in einen souveränen Staat von einem Diktator wie Saddam Hussein oder in einen souveränen Staat von Steinzeit-Islamisten wie die Taliban oder in eine souveräne Demokratie einfallen.

                  Nur weil uns eine Regierung nicht genehm erscheint, haben wir das Recht ihr Land dem Erdboden gleich zu machen? Was ist denn das für eine erbärmliche Logik?

      • @O.F.:

        Dann Mal bitte konkret, was wissen Sie und die Hamburger Linken über Kriegsvorbereitungen der NATO gegen China und Russland?

        • @Ruediger:

          Nach meiner erbärmlichen Logik ist es nicht dasselbe ob man die Sandinisten durch die Contra bekämpfen lässt, Allende stürzt oder eben die Taliban.

          Für Sie muss das wohl Jacke wie Hose sein.

          Ein dreifach Hip, Hip, Hurra auf das Völkerrecht.

          • @Jim Hawkins:

            Hoppla, sorry, war für Marvin Fuchs.