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Tarif-Einigung zwischen Bahn und GDLEs lohnt sich, zu kämpfen

Pascal Beucker
Kommentar von Pascal Beucker

Weniger Arbeit für mehr Geld – der neue Tarifvertrag ist ein wahrer Erfolg für die GDL. Davon sollten sich andere Gewerkschaften ein Scheibchen abschneiden.

Claus Weselsky, Vorsitzender der GDL, spricht bei einer Pressekonferenz über die Einigung mit der Deutschen Bahn im Tarifkonflikt Foto: Carsten Koall/dpa

N ein, eine Liebesbeziehung wird das nicht mehr. Claus Weselsky und Martin Seiler traten am Dienstag getrennt vor die Presse, um ungestört von dem anderen ihre jeweilige Sicht auf den endlich erreichten Kompromiss zu vermitteln. Aber das ist auch völlig egal. Der Bahn- und der Gewerkschaftsvorstand müssen sich nicht mögen. Es reicht, wenn sie es schaffen, sich auf gute Ergebnisse zu verständigen. Und das ist nun nach einer von beiden Seiten heftig geführten und von bösen Tönen begleiteten Tarifauseinandersetzung, die stolze fünf Monate und sechs Streikrunden gedauert hat, doch noch gelungen.

Für die Lok­füh­re­r:in­nen und die Zug­be­glei­te­r:in­nen hat sich ihr Arbeitskampf gelohnt. Der Einstieg in die 35-Stunden-Woche ist gelungen, ab 2029 wird sie für die Schicht­ar­bei­te­r:in­nen zur Regelarbeitszeit – und zwar ohne Lohnverlust. Das ist ohne jeden Zweifel ein riesiger Erfolg.

Zumal es lange so aussah, als sei die Deutsche Bahn zu keinerlei Arbeitszeitverkürzung zu bewegen, weil sie sich mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ja auch bloß auf eine Gehaltserhöhung verständigt hatte. Nun ist es der GDL gelungen, dieses Dogma zu durchbrechen. Dass sie auch noch eine zusätzliche Lohnsteigerung um insgesamt 420 Euro brutto pro Monat rausgeholt hat, sollte der EVG zu denken geben, die sich mit nur 410 Euro zufriedengegeben hatte – ohne Arbeitszeitverkürzung. Es bringt etwas, sich nicht unterkriegen zu lassen und zu kämpfen, lautet die Botschaft des GDL-Abschlusses.

Dass nun die Deutsche Bahn so tut, als hätte sie der GDL unheimlich viel abgerungen, weil der Tarifabschluss auch Abweichungen von der Regelarbeitszeit nach oben bis zu einer 40-Stunden-Woche zulässt, dann soll das der Gesichtswahrung dienen, ist jedoch lächerlich. Wenn Bahnmanager Seiler indessen davon schwärmt, dies gebe den Beschäftigten „den individuellen Freiraum, sich für das zu entscheiden, das am besten zu ihnen und ihrer Lebensphase passt“, dann stimmt das zwar – aber zur Wahrheit gehört, dass die GDL keineswegs eine „stumpfe Arbeitszeitverkürzung“ gefordert hatte, „die allen zwangsweise übergestülpt wird“, wie Seiler insinuiert.

Tatsächlich hat die GDL genau das Modell, das sie jetzt mit der Deutschen Bahn vereinbart hat, bereits zuvor mit 29 kleineren Verkehrsunternehmen abgeschlossen. Diese Flexibilität musste ihr also nicht mehr abgerungen werden. Entscheidend war für die GDL vielmehr das Ziel der 35 Stunden pro Woche als Regelarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich – wovon auch diejenigen etwas haben, die länger arbeiten wollen, weil sich der Arbeitgeber das etwas kosten lassen muss.

Die Kun­d:in­nen der Deutschen Bahn können aufatmen: In den kommenden knapp zwei Jahren werden die Züge nur noch wegen Sonne, Wind, Regen, Schnee und der zahlreichen Großbaustellen verspätet kommen oder ausfallen, nicht mehr wegen eines Streiks der GDL. Der Bahnvorstand sollte sich allerdings schon ein paar Gedanken machen, was er mit seiner allzu lang an den Tag gelegten Hartleibigkeit in dieser Tarifauseinandersetzung den Reisenden zugemutet hat. Auf ihrem Rücken eine renitente Gewerkschaft kleinkriegen zu wollen, war keine gute Idee. Zum Glück ist sie erfolglos geblieben.

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Pascal Beucker
Inlandsredakteur
Jahrgang 1966. Arbeitet seit 2014 als Redakteur im Inlandsressort und gehört dem Parlamentsbüro der taz an. Zuvor fünfzehn Jahre taz-Korrespondent in Nordrhein-Westfalen. Seit 2018 im Vorstand der taz-Genossenschaft. Sein neues Buch "Pazifismus - ein Irrweg?" ist gerade im Kohlhammer Verlag erschienen.
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61 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Und dieser Erfolg wurde sogar möglich, ohne jede Solidarität der Bevölkerung!!!! Die doch immer nur Wut zeigte, und das eigene Vorwärtskommen überbewertete.

  • Jetzt müssen die Bahnkunden gegen die erhöten Preise der Bahn streiken und mehr Service verlangen.

  • Danke, Herr Beucker -- insbesondere, weil Sie der allfälligen medialen Gehirnwäsche entgegentreten "Gewerkschaft -- böse", "ach!, der arme Steuerzahler".

    Ist doch Deutschland doch sonst soooo stolz auf ihr partizipatives Modell. Wenn's mal fnuktioniert, dann jammern alle.

    Warum nur?

  • "Es reicht, wenn sie es schaffen, sich auf gute Ergebnisse zu verständigen." (...)



    "Der Bahnvorstand sollte sich allerdings schon ein paar Gedanken machen, was er mit seiner allzu lang an den Tag gelegten Hartleibigkeit in dieser Tarifauseinandersetzung den Reisenden zugemutet hat."



    /



    Verständlicherweise sehen das nicht alle KundInnen der Bahn so; - der zumeist im Berufsverkehr sehr ungelegene Streik hat durchaus viele wegen der vermeintlichen oder errechneten Maßlosigkeit und kampfbereiten Kompromisslosigkeit verstimmt, auch Arbeitnehmende, die die Inflationsrate in der Projektion derartiger Abschüsse berechnen können. Für die taz hatte Ulrike Herrmann diesen Umstand im ARD-Presseclub zu diesem Thema bereits kürzlich adressiert. Dass Herr Weselsky diesen Erfolg persönlich genießen kann, ist verständlich, die Frage von Frau Slomka im ZDF-Interview nach einem 'Pyrrhus-Sieg' aber auch. Wir werden sehen...



    Von sozialer Partnerschaft war die Rede, das heißt auch verbale Abrüstung in Auseinandersetzungen. Hier geht der Punkt nicht an den im Artikel beglückwünschen "Sieger".

  • Herzlichen Glückwunsch, GDL!

  • Zu schreiben, dass der Bahnvorstand den Reisenden hier Belastungen zugemutet hat, ist schon eine sehr kreative Sichtweise auf die Dinge.

  • Eines der Hauptargumente, zumindest in Interviews von Weselsky war, dass attraktivere Arbeitszeiten und mehr Geld die Bahn als Arbeitgeber attraktiver machen. Soweit also erfüllt!



    Ich freue mich hiermit das Thema Personalmangel bei der Bahn ad acta legen zu können. (Ironie over)

    • @Tom Farmer:

      Überall gibt es Fachkräftemangel. Sogar in Branchen, die die Jugend als attraktiv bewertet. Die Computerspieleindustrie sucht, Mechatroniker werden gesucht, etc.

      Mein Vorschlag: Berufe verbieten, die nachweislich den Untergang der Menschheit fördern. Es freut mich, Autoverkäufer, Hedgefondsmanager und Waffenschmiede bei der Bahn zu sehen.

  • Jetzt bin ich nur mal gespannt, wer der Bahn das bezahlt. Ich vermute mal wieder der bundesdeutsche Steuerzahler. Na dann.

    • @vieldenker:

      DER Steuerzahler zahlt ja auch die Boni der vielen Vorstände.... PS melden Sie ihre wohlfeilen Bedenken eigentlich auch bei der Autobahn AG an?

    • @vieldenker:

      Wer denn sonst? Die Schuldenbremse muss weg. Sonst können wir den Laden dicht machen.

    • @vieldenker:

      Ich kann Ihnen sagen, wer für die miserable Verkehrspolitik zahlt: Das sind bundesdeutsche Pendler:innen wie ich. Das sind u.a. polnische Grenzpendler:innen Das sind die Mitarbeitenden der Bahn.

      Hören Sie auf ab der falschen Stelle zu jammern, bitte.



      Wenn Sie Sorgen um Ihre Steuern haben, fragen Sie die Verantwortlichen mal, warum Sie die Bahn vor die Wand fahren lassen. Aber lassen Sie die in Ruhe, die dafür am wenigsten können.



      Na dann. Danke.

      • @Nansen:

        Ganz genau, danke.

      • @Nansen:

        @Nansen: Ihre Kritik ist an der Bahn ist wohlfeil, wer läßt die Bahn schon mit Absicht " vor die Wand fahren" wie Sie das unterstellen? Zudem führt kein Weg daran vorbei, dass Sie als Pendler:in für diesen Tarifabschluß in Form höherer Preise zahlen werden. IHR finanzielles Wohlergehen ist Herrn Weselsky nämlich völlig egal.

  • Nachdem es in der taz auch Kommentare mit dem Tenor "kein Verständnis für den Streik der GdL" gab, ist das hier ein sehr schöner Artikel zum Thema.

    Vielen Dank!

    • @Stavros:

      Na, dann freuen Sie sich, dass Sie nie von Streiks betroffen sind. Und hoffen Sie, dass es für Sie immer gut ausgeht und nicht irgendwann mal eng wird. Vielleicht streiken ja mal Leute hart, an denen mehr hängt als eventuell nur eine Urlaubsreise.

      • @Vigoleis:

        Manchmal fragt man sich echt, was Leute so labern.

        Sie zum Beispiel. Kennen Sie mich?

        Ich war massivst vom Bahnstreik betroffen, ich fahre täglich 1 Stunde mit der S-Bahn zur Arbeit.

        Trotzdem bringe ich Empathie für diejenigen auf, die den Zug für mich fahren. Und meine Positionierung geschieht unabhängig vom Grad meiner momentanen Unbequemlichkeit.

        Im Falle des Bahnstreiks sah ich die Forderungen der GdL als gerechtfertigt an und die Verantwortung woanders.

        Den Rest können Sie sich denken.

        Und noch ein kleiner Nachdenkanstoß: Wenn alle Politik sich nur aus persönlicher Betroffenheit speist, kommen wir nicht besonders weit.

        • @Stavros:

          Ihnen ein dickes Danke zurück.

  • Jedes Mal nach einem GDL-Streik das gleiche Lied: So geht Streik, da sollten sich die anderen Gewerkschaften mal eine Scheibe davon abschneiden.

    Haben sie bislang nicht gemacht, seit etlichen GDL-Streiks nicht. Sind sie zu doof, um es den Lokführern gleichzutun?

    Nein. Sie haben bloß nicht die Bargaining-Power, die die GDL hat. Erstens hat ein Lokführer-Streik besonders krasse Auswirkungen weit über die Bahn hinaus. Und zweitens kann die Bahn nicht pleite gehen, da es sich um ein Staatsunternehmen handelt - notfalls haftet der Steuerzahler.

    Viele andere Gewerkschaften können gar nicht so rücksichtslos auftreten wie die GDL, und das ist der GDL auch scheißegal.

    • @zmx52:

      Also Bahn und andere systemrelevante



      Bereiche Verstaatlichen. Zurück zur sozialen Marktwirtschaft der 50 ziger.



      Dann hätten wir solche Probleme nicht.



      Dieser Casinokapitalismus richtet das Land und auch die Welt zugrunde. Profit für wenige auf Kosten der Allgemeinheit und der Umwelt funktioniert nicht!

    • @zmx52:

      "Viele andere Gewerkschaften können gar nicht so rücksichtslos auftreten wie die GDL"

      --> Bezweifle ich angesichts der Milliarden-Dividenden, welche die DAX40-Konzerne jedes Jahr ausschütten.

      ABER: Mindestens eine Gewerkschaft könnte exakt genauso rücksichtlos auftreten (Verdi im öffentlichen Dienst). Aber das tut man dort nicht. Lieber lässt man sich für Brotkrumen vom Tisch der Politik auspressen.

      "Nein. Sie haben bloß nicht die Bargaining-Power, die die GDL hat."

      --> Das ist das Argument gegen Arbeitskampf seit 150 Jahren. Und seit 1863 gilt hierzu die Parole: „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will“.

      Weselsky zeigt: Man muss nur wollen und einen richtigen Arbeitskampf anzetteln, führen und man kann ihn am Ende auch gewinnen.

      • @Kriebs:

        Ein weiterer Punkt: Die Bahn kann ihre Arbeitsplätze nicht ins Ausland verlagern. Viele DAX Unternehmen schon.

        • @Strolch:

          Unternehmen können Arbeitsplätze ins Ausland verlagern, das ist richtig. Aber auch hier gilt:

          Auch dieses Argument hat einen langen Bart. Wenn der Standort Deutschland in der Vergangenheit so unattraktiv gewesen wäre, wie immer geraunt wird, hätten die Unternehmen schon längst verlagert. Nun besteht aber insbesondere Standortpolitik aus deutlich mehr als Lohnkosten. Hier spielen auch andere Faktoren, wie Rechtssicherheit, politische Stabilität und nicht zuletzt Ausbildung und Produktivität eine entscheidendere Rolle als ob eine Arbeitsstunde nun 50 Cent mehr oder weniger kostet.

          Was zu einer Vertreibung der Industrie führt lässt sich ja momentan ziemlich gut beobachten: Horrende Energiekosten ohne Perspektive auf Senkung, horrende Bürokratiekosten mit Aussicht auf Verschlimmerung und ein generelles unternehmensfeindliches Politikklima.

          Nichts davon geht von den Arbeitnehmern aus.

          Davon abgesehen: Solange der Gewinn des Unternehmens durch den Arbeitnehmer höher ist als die Lohnkosten, lohnt es sich ihn zu beschäftigen.

    • @zmx52:

      Den Vorwurf der Rücksichtslosigkeit, den Sie gegenüber der GDL erheben, decken Sie mit keinem Argument. Aber ich denke das brauchen Sie auch nicht: Ihr Groll genügt Ihnen.

      Ich arbeite übrigens in einem Bereich, in dem es mit den Steiks nicht so gut läuft, aber wieso ich über die GDL meckern soll, erschließt sich mir nicht.Meiner Meinung nach sind die Leute übrigens nicht so sehr zu doof (das auch manchmal), sie sind einfach zu feige.

    • Pascal Beucker , Autor des Artikels, Inlandsredakteur
      @zmx52:

      So stimmt das aber nicht: Die EVG hätte sogar noch mehr "Bargaining-Power" als die GDL. War bei den EVG-Warnstreiks im vergangenen Jahr gut zu beobachten: Da gab es - anders als bei den GDL-Streiks - nicht einmal einen Notfahrplan. Denn wenn die Stellwerke bestreikt werden, läuft überhaupt nichts mehr. Aber die größere Gewerkschaft hat sich trotzdem mit weniger zufrieden gegeben. Warum auch immer.

      • @Pascal Beucker:

        "ZMX52So stimmt das aber nicht: Die EVG hätte sogar noch mehr "Bargaining-Power" als die GDL."

        Das mag ja sein, aber die EVG ist auch - wie der Engländer sagt - eine "broad church". Die vertritt nicht nur zweieinhalb Berufsgruppen wie die GdL, sondern auch noch den gesamten Rest (das sind übrigens rund 90% der DB-Mitarbeiter. Denen allen mit plakativ Forderungen gerecht zu werden, ist eben deutlich schwieriger, weil die Anteile an Nachtarbeit, Wochenendarbeit, Bereitschaftsdienst und Schichtarbeit über die Berufsgruppen deutlich streuen. Wer beispielsweise mit Mitarbeitern in der Instandhaltung sprechen würde, könnte durchaus auch die Meinung hören, daß der "Schwanzvergleich, wer die bessere Lokführergewerkschaft ist, so langsam zum Kotzen" ist.



        Auch bei den Büromitarbeitern ist man nicht begeistert, dass die von Manfred "Ferrari" Schell (für die Jüngeren: der Vorgänger von Weselsky) losgetretene Debatte über "richtige" und "nicht richtige" Eisenbahner auch durch Wortmeldungen "ihrer" Gewerkschaft EVG am Leben gehalten wurde. Übrigens gerade jene Mitarbeiter, die - ganz ohne bahnspezifische Ausbildung - dafür sorgen, daß die Herren Lokführer ihre Tauglichkeitsnachweise behalten oder am Ende des Monats Geld überwiesen bekommen und erleben, daß etliche Herren vom "fahrenden Volk" nicht mal in der Lage sind, Rückfragen - nicht Beschwerden! - an Kollegen ohne Beleidigungen (teilweise der alleruntersten Schublade) zu formulieren.



        Es soll übrigens schon Lokführer gegeben haben, die freiwillig wieder vom stickigen, sommerlich überhitzten Büro (GdL-Jargon: klimatisierte Plüschetage) in den Führerstand zurückgekehrt sind - wegen der Arbeitsbedingungen.

      • @Pascal Beucker:

        Warum sich die EVG mit weniger zufrieden gegeben hat, weiß ich natürlich auch nicht. Möglicherweise besitzt sie tatsächlich eine ähnlich hohe Bargaining-Power wie die GDL, nutzt sie aber aus unerfindlichen Gründen nicht bis zum Anschlag.

        Ich wollte auf Ihre Behauptung hinaus, andere Gewerkschaften sollten sich von der GDL mal eine Scheibe abschneiden. Doch das können sie schlicht nicht. Das Gros der Gewerkschaften hat die dafür notwendige Bargaining-Power eben nicht, und außerdem müssen sie immer auch darauf achten, das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten. Die Deutsche Bahn kann nicht pleitegehen, andere Unternehmen schon - aus meiner Sicht ein ganz entscheidender Punkt, wenn man verstehen will, warum die GDL (und von mir aus auch die EVG) so erfolgreich ist und viele andere Gewerkschaften an der simplen Aufgabe scheitern, Weselsky zu kopieren.

      • @Pascal Beucker:

        Vielleicht hatte die EVG mehr Verantwortungsbewusstsein für die Staatskasse, als die kleine Spartengewerkschaft? Könnte ja mal sein.

        • @vieldenker:

          Genau das ist doch das Problem. Wieso sollte eine Gewerkschaft (!) Verantwortungsbewusstsein für die Staatskasse haben.

          Wenn die EVG wirklich so denkt, gehört die gesamte Führungsriege ausgetauscht. Gewerkschaften haben einen Zweck und nur einen:

          Die Vertretung der Arbeitnehmerinteressen. Oder um es mit den Worten der Bundeszentrale für politische Bildung zu sagen: "Eine Gewerkschaft ist eine Vereinigung von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen.

          Die Gewerkschaft vertritt die Interessen der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen.



          Die Gewerkschaft verhandelt zum Beispiel mit den Arbeitgebern. Dabei kann es zum Beispiel um den Lohn gehen, um die Urlaubstage, die Pausen oder Fortbildungen" (www.bpb.de/kurz-kn...%20Fortbildungen.).

          Wenn eine Gewerkschaft von diesen Interessen abweicht und andere Interessen in den Blick nimmt, ist das Verrat an den eigenen Mitgliedern (gleichwohl natürlich gern getarnt als "Verantwortung vor XYZ").

        • @vieldenker:

          Eine Gewerkschaft vertritt die Interessen ihrer Mitglieder. Sie ist nicht für die Staatskasse zuständig.

        • @vieldenker:

          Wenn es um mangelndes gesamtgesellschaftliche Verantwortungsbewusstsein geht und sie den Bahnvorstand nicht erwähnen, dann machen Sie ihrem Namen keine Ehre.

          • @pitpit pat:

            Warum? Weil er nicht sofort alle Wünsche der gdl erfüllt hat oder weil er zuviel verdient?

            • @Strolch:

              Nein, der Bahnvorstand bekommt zuviel. Verdienen tut er weit weniger, bei den Fehlleistungen.

          • @pitpit pat:

            Och, zu den desaströsen Selbstbedienern aus dem Bahnvorstand habe ich mich schon geäußert, als die Malusmanager sich einen Boni auf Bundeskosten gegönnt haben. Ändert aber nichts an dem zusätzlichen kapitalen Kostenblock durch Weselskys Blockverführern.

  • Na also, geht doch 👏

  • "In den kommenden knapp zwei Jahren werden die Züge nur noch wegen Sonne, Wind, Regen, Schnee und der zahlreichen Großbaustellen verspätet kommen oder ausfallen"

    Verspätete Übergabe, Verzögerungen im Betriebsablauf, Überschreitung der Höchstarbeitszeit des Zugpersonals, technischer Defekt am Triebwagen, Personen im Gleis, Polizeieinsatz im Zug, Verzögerte Bereitstellung... und viele andere mehr kommen da noch hinzu!

    Davon abgesehen: ein gutes Ergebnis für die Lokomotivführer_innen, ein gutes letztes Gefecht für Herrn Weselsky!

    • @Wurstprofessor:

      "In den kommenden knapp zwei Jahren werden die Züge nur noch wegen Sonne, Wind, Regen, Schnee und der zahlreichen Großbaustellen verspätet kommen oder ausfallen"

      Kleiner Nachtrag, nachdem ich mich vom Lachen über diesen Satz 🤣😂 erholt habe:



      Schon heute fallen regelmäßig Züge wegen Personalmangel (angesichts der Altersstruktur mit steigender Tendenz) aus - und wenn der im Artikel gefeierte Tarifabschluss zu etwas anderem als erhöhten Überstundenvergütungen führen soll, wird sich diese Quote durch den Personalmehrbedarf bei reduzierter Arbeitszeit weiter erhöhen. Verkehrswende wegen Personalmangel abgesagt - und bei den Grünen hat es außer Robert Habeck kaum einer gemerkt.

  • Jetzt bin ich nur mal gespannt, wer der Bahn das bezahlt. Ich vermute mal wieder der bundesdeutsche Steuerzahler. Na dann.

    • @vieldenker:

      Klar, der "doitsche" Steuerzahler... Die Bahn ist ein Wirtschaftsunternehmen und wird die Mehrkosten an ihre Kunden weitergeben.

      • @PeterArt:

        Bahntickets waren noch nie kostendeckend und sind es mit 49 Euro Ticket noch viel weniger.

        • @Strolch:

          Was hat das mit meinem Kommentar zu tun?

      • @PeterArt:

        Echt? Das glaube ich kaum.

      • @PeterArt:

        Die Bahn ist eben kein Wirtschaftsunternehmen sondern staatliche Infrastruktur. Die aktienrechtliche Maskerade ändert nichts daran. Deshalb muss sie genausowenig Profit machen wie Feuerwehr und Polizei, der Profit entsteht an anderer Stelle.

  • Immer eine Frage des Standpunktes. Als Autofahrer sieht man es so, als Lokführer so, als Zugpassagier eben anders, (als Steuerzahler wieder anders).



    Unter dem Strich ist Autofahren wahrscheinlich die beste Alternative. Verspätet ist man da und dort. Im Auto kann ich mir allerdings die Mitfahrer aussuchen und habe immer einen Sitzplatz.

  • Diese Kommentar lese ich gerne von Herrn Beucker, Partei ohne wenn und aber für die Arbeitnehmer Partei ergriffen.



    Uns wenn, Herr Buecker nun beim nächsten mal in der Sendung im mdr etwas



    offensiver in Sachen Streikrecht argumentiert und sich nicht so defensiv verhält, würde das den vielen organisierten Arbeitnehmern noch mehr helfen. Mit Hasenfüßigkeit sind den Verfechtern (CDSU/FDP) des Abbau von Streikrechten nicht beizukommen.



    Es wird Zeit dass die organisierten AN sich auch das Streikrecht z.B. gegen den Rentenskandal zurück erkämpfen. Das Richterrecht von dem Arbeitsrechter Nipperdei



    ist überholt es stammt aus der Nazizeit!



    Die einzigen, die ohne wenn und aber für die soziale Demokratie kämpfen sind m. E. die Gewerkschaften und ihre organisierten Kollegen. Herr Breucker, auf gehts!

  • So sollte Gewerkschaftsarbeit aussehen.

    Herzlichen Glückwunsch!

  • Ich wusste gar nicht, dass wir hier von ab 2029 reden. Bis dahin...fliesst noch viel Wasser die Wupper runter. Wirklich freuen kann man sich da als Arbeitgeber (derjenige, der seine Arbeit verkauft) nicht freuen.

    • @fitzefatze:

      "Wirklich freuen kann man sich da als Arbeitgeber (derjenige, der seine Arbeit verkauft) nicht freuen."

      Genau genommen kauft der "Arbeitgeber" die Arbeitskraft der "Arbeitnehmer". Und der Preis steigt eben, wenn Arbeitskraft knapp ist. So funktioniert nun mal der Markt.

  • Supi, wer zahlt das wohl dann, richtig - die Kunden. Wirklich ausgebeutete Arbeiter, die im Mindestlohn herumkriechen haben keine Lobby, sind nicht organisiert und ersetzbar. Das interessiert niemanden, das wäre auch zu anstrengend.

    • @Lars Sommer:

      "Supi, wer zahlt das wohl dann, richtig - die Kunden."



      Das Gaga-System aus Supersonderpreisen mit Park, äh, Sitzplatzgarantie irgendwann nach Pfingsten und 135 Tacken mit Sonderirgendwas ab 89 Eiern morgen früh von fast hier nach Berlin was mich (theoretisch; hab Dienstwagen) ca 30 Tacken Diesel kostet, meinste?



      Was dann noch der move zu "Mindestentlohnten" allerdings mit gescheiten Löhnen und Arbeitsbedingungen für verantwortungsvolle Tätigkeiten wie Stellwerker*innen, Schaffner-, Reiniger-, "Waggonschubser-, Gleisbauer-, Lokführer-, Mechaniker-, ITler-, Inschenör-, usw. usf. zu tun hat, erschließt sich mir nicht.



      Viel richtig gemacht@GdL und besonderen Respekt an das CDU-Mitglied Claus Weselsky.

  • Vielleicht gibt das dem ein oder anderen Foristen zu denken, der Weselsky "Selbstdarstellung", "Arbeitskampf auf dem Rücken der Beschäftigten" und ähnliches unterstellt hat.

    In meinen Augen: Weselsky ist noch ein echter Gewerkschafter, einer der den Begriff "Arbeitskampf" noch mit Leben füllt. Er hat versprochen, er hat gekämpft und schlussendlich hat er geliefert. Würde mich nicht wundern, wenn die GDL nun ein paar Mitglieder zusätzlich gewinnt.

    Davon können sich eine Menge "Schmuse-Vorsitzende" anderer Gewerkschaften mal echt eine Scheibe abschneiden. Weselsky geht es nicht darum, dass die Öffentlichkeit ihn mag (was hat der Mann in den letzten Monaten von allen Seiten Prügel kassiert), sondern er will, dass seine Mitglieder ihn mögen bzw. hinter ihm stehen.

    Mit diesem Arbeitskampf hat er ein leuchtendes Beispiel abgeliefert, was es heißt für seine Mitglieder zu arbeiten und das Beste rauszuholen. 35-h-Woche und Lohnplus. Das hätte ich - ehrlicherweise - nicht für möglich gehalten. Dazu kann ich nur sagen: Chapeau, Herr Weselsky! Ihre Mitglieder werden es Ihnen danken, denke ich.

  • Wunderschön. Alle können zufrieden sein, bis auf die Bahnkunden, denen zu den üblichen Ausfällen und Verspätungen jetzt auch noch weitere blühen, die durch zusätzlichen Personalmangel verursacht werden. Liebe Leute, vergesst nicht, dass Euer Eisenbahnspiel kein Selbstzweck ist, sondern nur mit zahlenden Kunden (m/w/d) funktioniert.

    • @PeterArt:

      Der zahlende Kunde sollte nicht vergessen, dass er von Menschen mit Rechten befördert wird. Nicht von Leibeigenen.

  • "Dass nun die Deutsche Bahn so tut, als hätte sie der GDL unheimlich viel abgerungen, weil der Tarifabschluss auch Abweichungen von der Regelarbeitszeit nach oben bis zu einer 40-Stunden-Woche zulässt, dann soll das der Gesichtswahrung dienen, ist jedoch lächerlich."



    Ich glaube damit hat die Bahn am Wochenende auch prompt Werbung geschaltet. :-D



    Jetzt müssen sie sich halt bis spätestens 2029 was einfallen lassen, wie sie mehr Personal anziehen. Wenn da noch mehr Verbesserungen der Bedingung für Beschäftigte dabei rausspringen ist das gleich ein doppelter Erfolg der GDL. Und bevor da jemand meckert, auch für Nichtmitglieder der GDL. ;-) Ich bin Mal gespannt was kommt.

    • @Hoehlenmensch:

      Ich finde, die müssen sich was einfallen lassen, wie sie die Erpressermacht der GDL beschneiden. Als Bahnkunde fordere ich dringend Investitonen in Richtung Züge ohne Lokomotivführer. Der Gesetzgeber sollte dringend die Macht von Minigewerkschaften an zentralen Stellhebeln unserer Gesellschaft beschneiden.

      • @Fridolin:

        Die Gewerkschaft würde dafür streiken, dass der Heizer, ich meine Lokführer, doch mit darf. ;)

      • @Fridolin:

        Das mit den Zügen ohne Zugführer ist der feuchte Traum jedes Bahnmanagers, hat aber mit der Realität wenig zu tun.



        Um das hinzubekommen müsste man technisch ein paar Dinge lösen und ich möchte da schonmal teasern, sie brauchen noch nicht mal KI dafür. Das ganze nennt sich Automatisierung. Das muss erstmal für den großen Maßstab entwickelt und getestet werden. Wär ja blöd wenn das irgendwer hinpfuscht und ein ICE räumt den RE auf halber Strecke nach Bergisch oberbühren ab, weil Malte einen schlechten Tag hatte und sich vertippt hat.



        Dann taucht ja auch nicht die ganze Infrastruktur über Nacht auf. Die Technik muss auch gefertigt und installiert werden. Das sind im Moment so 70.000 Kilometer. Auch muss das Schienennetz dafür grundsätzlich in einem gewissen Zustand sein. Also nicht nur was jetzt gerade gemacht werden soll, dass man mit Zugführern wieder in einen halbwegs brauchbaren Zustand kommt. Dafür werden dann vermutlich zusätzliche Gleise notwendig, weil sie zum Beispiel nach Geswindigkeit Netze entkoppeln müssen, weil das sonst technisch nicht zu handeln ist. Den Rattenschwanz mit Ahnwohnerklagen lass ich jetzt Mal weg. Auch gehen z.B. unüberwachte Bahnübergänge nicht mehr. Also außer, Sie wollen in Schrittgeschwindigkeit durchs Land tuckern.



        Das taucht ja auch nicht über Nacht auf. Wenn Sie Glück haben erleben Sie es in Abhängigkeit ihres Alters noch. Das heißt Sie haben dann bis dahin einen Mischbetrieb, der noch ganz eigene Probleme mit sich bringt.



        Das ganze kostet Summen, dagegen sind die Tarifergebnisse Peanuts. Und am Ende muss der Spaß ja auch gewartet werden und die Eingreifen, wenn es ein Problem gibt, wie Herr Fuchs schon bemerkt hat. Und jetzt stellen Sie sich Mal vor, die Leute, die das machen würde eine Gewerkschaft gründen.

      • @Fridolin:

        Klar Züge ohne Lockführer, Stellwerke ohne Mitarbeiter - alles macht die KI zuverfässig und billig - bis ein paar Hecker kommen und alles lahmlegen



        um es dann für ein paar Euro wieder freizuschalten!



        Was so etwas bewirken kann hat man ja schon öfters bewundern können!

      • @Fridolin:

        Meinen Sie damit die FDP?

        Aber Spaß beiseite: Züge ohne Lokführer sind auf Fernstrecken nicht realistisch. Bei der Störanfälligkeit der Fahrzeuge ist Liegen bleiben häufig. Und ich möchte nicht mit hunderten anderen in einem solchen (gerne auch überbelegten) Zug warten müssen, bis jemand kommt, der die Büchse wieder flott macht. Wenn man Lokführer abschaffte, würde man Bordingenieure brauchen.

        • @Helmut Fuchs:

          Und der Lokführer geht mit dem Schraubenschlüssel zum Motor und repariert das Ding?

          • @Strolch:

            Der*die bremst auch erstma ned, wenn die Sonne durch die Bäume komische Schatten wirft oder das Gleisbett schimmert, im Gegensatz zu ner Zukunftsmusik-AI, die erst nochma Daten durchackert und schomma vorsorglich stehenbleibt.