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SPD-Kritik an AufrüstungEin Manifest der Realitätsverweigerung

Einige SPD-Politiker fordern „gemeinsame Sicherheit“ mit Russland. Dem zugrunde liegt eine Fehleinschätzung des mörderischen russischen Regimes.

Derweil die Realität: Tägliche Drohnenangriffe, wie hier in Kyjiw Foto: Gleb Garanich/reuters

D ie nächtlichen russischen Drohnenattacken auf die Ukraine haben einen traurigen Rekord erreicht. Am Montag teilte die ukrainische Luftwaffe mit, Russland habe über Nacht 499 Waffen auf die Ukraine abgefeuert, 479 Drohnen sowie Marschflugkörper und Raketen.

In der Nacht darauf folgte einer der schlimmsten Angriffe auf die ukrainische Hauptstadt seit Beginn der Großinvasion. Es wurden mehrere Wohnhäuser getroffen, der Luftalarm dauerte fünf Stunden an. Man stelle sich vor, nach einer solchen schlaflosen Nacht seinen alltäglichen Verpflichtungen nachkommen zu müssen. Monat für Monat nehmen die nächtlichen Luftangriffe zu, werden Zi­vi­lis­t:in­nen verletzt und sterben. An der Front schreitet derweil die Offensive der russischen Armee voran, die Kämpfe erreichen Sumy und wohl auch die Region Dnipropetrowsk, die bisher verschont geblieben waren.

Wolodymyr Selenskyj bestätigte, dass die Trump-Regierung 20.000 versprochene Antidrohnenraketen statt in die Ukraine nun an US-Truppen in den Nahen Osten schicke. Es sind 20.000 Geschosse, mit denen russische Angriffe auf ukrainische Städte abgewehrt werden können, die jetzt fehlen. Die ukrainische Luftabwehr braucht diese Waffen. Ohne sie wären die ukrainischen Zi­vi­lis­t:in­nen den brutalen nächtlichen Angriffen schutzlos ausgeliefert.

Die Ukraine benötigt in Zeiten der Abkehr der USA mehr denn je entschlossene Unterstützung aus Europa in Form von Waffenlieferungen und hartem Vorgehen gegen Russland. Alles andere versteht der Kreml als Zugeständnis, als Zeichen der Schwäche und Einladung, weiterzumachen. Es ist ein wichtiges Signal, dass Verteidigungsminister Boris Pistorius für weitere Gespräche über Militärhilfe am Donnerstagmorgen in Kyjiw eintraf. Doch überschattet wird sein Besuch von einem zwei Tage zuvor veröffentlichten „Manifest“ seiner SPD-Parteigenossen.

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Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Bei dem mit „Friedenssicherung in Europa durch Verteidigungsfähigkeit, Rüstungskontrolle und Verständigung“ überschriebenen Grundsatzpapier handelt es sich in Wahrheit um ein zynisches Putinversteher-Manifest, das die derzeitige Außen- und Sicherheitspolitik der Bundesregierung und der eigenen Parteispitze infrage stellt. Mehrere mehr oder weniger prominente Parteilinke fordern darin eine „schrittweise Rückkehr zur Entspannung der Beziehungen und einer Zusammenarbeit“, also Appeasement mit Russland, kritisieren „einseitige Schuldzuweisungen“ im Ukrainekrieg, die Stationierung von US-Mittelstreckenraketen und die im Koalitionsvertrag festgesetzte Erhöhung der Militärausgaben.

Das Wort Ukraine kommt im „Manifest“ nur viermal vor, die schrecklichen russischen Luftangriffe, die ukrainische Zi­vi­lis­t:in­nen Nacht für Nacht terrorisieren, schon gar nicht. Es wird zwar eine „möglichst schnelle Beendigung des Tötens und Sterbens in der Ukraine“ gefordert, doch wie das geschehen soll, verrät man nicht.

Stattdessen wird die Ostpolitik Willy Brandts idealisiert im Glauben, Putins Russland ließe sich mit den alten Mitteln mäßigen. „Wandel durch Annäherung“ mag den damaligen Kalten Krieg entspannt haben, trug aber auch dazu bei, autoritäre Regime in Osteuropa zu stabilisieren – und legte den Grundstein für eine Energieabhängigkeit, die später massiv ausgebaut wurde. Die deutschen Gaseinkäufe über Nord Stream ermöglichten es Russland, seine Kriegführung in der Ukraine seit 2014 mitzufinanzieren.

Federführend beim „Manifest“ ist der Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner, der in der vergangenen Legislaturperiode im Parlamentarischen Kontrollgremium saß, das die Arbeit der Geheimdienste überwacht und damit über für die deutsche Sicherheit kritische Informationen verfügt. Erst kürzlich reiste er heimlich zu einem angeblich „privaten“ Treffen mit hochrangigen russischen Vertretern in einem Luxushotel in Baku. Das müsste eigentlich ein Skandal sein, doch die Empörung währte nur kurz. Konsequenzen blieben aus, und zwei Monate später folgt nun dieses Papier.

Kooperation in Cybersicherheit mit einem Cyberaggressor?

Es verhöhnt nicht nur die Menschen in der Ukraine, die darin geäußerten Forderungen würden zudem die Sicherheit Deutschlands und Europas bedrohen. Man müsse „wieder an einer Friedenspolitik mit dem Ziel gemeinsamer Sicherheit arbeiten“, heißt es darin. Und wie stellen sich die Ge­nos­s:in­nen das vor? Unter anderem durch „erste technische Kooperationen etwa im Katastrophenschutz oder der Cybersicherheit sowie die behutsame Wiederaufnahme diplomatischer Kontakte“. Das ist wahrlich absurd, führt doch Russland schon längst einen hybriden Krieg mit Desinformation, Cyberattacken und „Wegwerfagenten“ gegen Deutschland.

Der bisherige BND-Chef Bruno Kahl sagte am Montag im Podcast „Table.Today“, er sei sich sicher und habe dafür auch nachrichtendienstliche Belege, dass die Ukraine „nur ein Schritt auf dem Weg nach Westen“ sei. In Moskau gebe es „Leute, die glauben nicht mehr, dass Artikel 5 der Nato funktioniert. Und sie würden das gerne testen.“ Die einzige Lösung, so Kahl, sei militärische Abschreckung.

In Moskau gibt es Leute, die glauben nicht mehr, dass Artikel 5 funktioniert

Bruno Kahl, Ex-BND-Chef

Das „Manifest“ ist in der Tat ein bitteres Zeugnis der Realitätsverweigerung. Pistorius hat recht, wenn er das benennt und meint, es missbrauche den Wunsch der Menschen nach Frieden.

Es war Putin, der nicht bei den von ihm selbst vorgeschlagenen Verhandlungen in Istanbul erschienen ist. Der Kreml will nämlich überhaupt keinen Frieden, er beansprucht die gesamte Ukraine für sich. Das verheimlicht er ebenso wenig wie seinen Hass auf Europa.

Die Fantasie, Berlin einzunehmen oder alternativ eine Atombombe darauf abzuwerfen, wird immer wieder von russischen Po­li­ti­ke­r:in­nen und Pro­pa­gan­dis­t:in­nen geäußert. Einer neuen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Lewada-Zentrum zufolge werde Deutschland in der Bevölkerung als Hauptfeind wahrgenommen. Si­cher­heits­ex­per­t:in­nen befürchten, dass Russland in den nächsten Jahren weitere Länder angreifen könnte. Polen und die baltischen Staaten stellen sich schon auf das Schlimmste ein.

Wer immer noch nicht verstanden hat, dass Putins imperialistisches Russland dringend gestoppt werden muss und nur zu einem Frieden gezwungen werden kann, der ist nicht einfach nur naiv, sondern schlägt einen brandgefährlichen, russlandapologetischen Kurs vor. Und ein solcher ist nicht nur existenziell bedrohlich für die Ukraine, sondern auch für Deutschland und den Rest des Kontinents.

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103 Kommentare

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  • Was ein Gesabbel im around di e-Kommune



    Artikel •

    “Die UN-Charta ist unmittelbar geltendes Völkerrecht. Sie ist ein internationaler Vertrag, der von Mitgliedstaaten ratifiziert wird und somit für sie rechtlich verbindlich ist. Sie legt die Grundsätze der internationalen Beziehungen fest, einschließlich der souveränen Gleichstellung aller Staaten und des Verbots der Gewaltanwendung.







    Die Friedenspflicht in der UN bezieht sich auf die Verpflichtung der Mitgliedstaaten, ihre Streitigkeiten auf friedliche Weise zu lösen und auf die Verwendung von Gewalt zu verzichten. Sie ist ein zentraler Bestandteil der UN-Charta und soll die internationale Sicherheit und den Weltfrieden gewährleisten.



    Artikel 2(4):



    Alle …sind verpflichtet, in ihren internationalen Beziehungen auf die Androhung oder Anwendung von Gewalt zu verzichten. Dies betrifft sowohl die territoriale Unversehrtheit als auch die politische Unabhängigkeit anderer Staaten.



    Artikel 2(3):



    Mitgliedstaaten sollen ihre Streitigkeiten auf friedliche Weise lösen. Das bedeutet, dass sie alle Mittel der Friedensvermittlung, Schlichtung, Mediation, Untersuchung, Rechtsstreit und anderen friedlichen Verfahren in Anspruch nehmen müssen“

  • Deutschland ist nicht die Ukraine, unsere Realität muss nicht die ihre sein.



    Es ist vielmehr die Aufgabe der Deutschen Politik uns von diesem Schadensbild soweit wie möglich fernzuhalten und unsere Realität positiv zu gestalten,daran erinnern diese SPD Politiker und das richtig und wichtig!

  • Die UdSSR war fast bis zum Ende ein Staat, der seine Einflusszone ausweiten wollte (Afghanistan war der letzte Versuch).



    Ich bin immer wieder überrascht darüber wie wenig Kenntnis über die UdSSR vorherrscht und wie diese im Nachhinein verklärt wird. Anscheinend scheinen lediglich Ältere, u.a. den SPD Manifestunterzeichbern noch bewusst zu sein, dass die UdSSR noch extremer als Russland heute war.



    Man konnte sich mit der UdSSR einigen, weil man zum Glück bereit war zu extremen Zugeständnissen:



    z.B.



    www.arte.tv/de/vid...uer-chruschtschow/



    Zu behaupten, dass es schwieriger wäre sich mit Putin zu einigen als mit den Verbrechern Stalin, Chruschtschow usw zeugt von mangelnden Geschichtskenntnissen.

  • Und bei der Demo gegen die IMK in Bremen konnte ich wieder sehen, wie zwei Wahrnehmungen und Identifikationen aneinander vorbei gehen: Da die Mahnwache mit Ukrainischen Fahnen, die daran erinnern, dass sie einen Abwehrkrieg führen müssen um zu überleben.



    Dort die Kritik an dem Westen und seinen Kriegen, wie eben die Bundesregierung Israels Krieg mit Waffen unterstützt hat.



    Während die Ukraine zu wenig Unterstützung bekommt, und ihr dieses Recht auch ständig abgesprochen wird, bekommt Israel eine Garantie, die es zu Rache, Vernichtung, Expansion und Vertreibung nutzt.



    Ich habe die Schwierigkeit beides zu sehen - und mit Bewegungsmenschen überhaupt gemeinsam im Kontakt zu bleiben.



    Ich hörte gestern wieder: "Die Hamas ist eine Befreiungsbewegung" und lese hier "Asow rechtsextrem" z.B.



    Die universelle Agenda der Rechte der Angegriffenen muss stärker werden als die Herrscher.

  • "Ein Manifest der Realitätsverweigerung"



    Danke, endlich gibt es in der taz mal Raum für etwas mehr Lebensrealität! Stegner, Mützenich und Co wären bei BSW, den Linken oder der AFD deutlich besser aufgehoben - dann hätte SPD sogar eine Zukunftsperspektive!

  • Vielleicht sollten Deutschlands Bürger sich einmal Fragen, warum werden die, und vorallem welche, politischen Unterlassungen, unserer politisch verantwortlichen Politiker seit 1991, in Bezug auf Verhandlungen mit Russland, nicht öffentlich diskutiert. Was haben die EU-Staaten versäumt ? Wurde Russland nicht ädäquat in die geostrategischen Entwicklungen mit einbezogen ?

    • @Alex_der_Wunderer:

      Die Frage ist eher, was man mit einem Russland verhandeln wollte, das zwei jahre nach dem Ende der Sowjetunion deren letzte Reste mit Panzern beschießen ließ und nochmals zwei Jahre später in Tschetschenien einmarschierte, sich nach wieder zwei Jahren mit einem Abkommen zurückzog um dann drei Jahre später wieder dort einzufallen und die Tschetschenen letzlich auslöschte.

      Schröder versuchte währenddessen trotzdem eine Annäherung deren Fortführung darin gipfelte, dass Russland ein Druckmittel gegen Deutschland in der Hand hatte.

      Alldieweil man zwischen Deutschland und Russland sehr genau wusste, dass Russland sich nur durch Stärke auf Abstand halten lassen würde. Die EU Staaten versäumten, auf diese Staaten – die irgendwann auch zu ihnen stießen – zu hören. Teils bis heute herrscht diese russich-koloniale Sichtweise vor, dass hinter der Oder eigentlich gar keine richtigen Staten liegen sondern der russische Vorhof.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Hätte, hätte, Fahradkette... Wir leben im Jetzt, und da hat nicht die Nato Russland angegriffen, sondern Russland (u. a.) die Ukraine. Und es tut dies im Rahmen einer seit deutlich länger als 2014 verfolgten Expansions- und Hegemonialdoktrin, die mit "adäquater Einbeziehung in die geostrategischen Entwicklungen" rein gar nichts zu tun hat.

      War es WIRKLICH ein Fehler, Russland diese Doktrin nach 1991 nicht zuzugestehen? Russland hat es sich doch selbst zuzuschreiben, dass halb Osteuropa stante pede Aufnahmeanträge nach Brüssel ins NAto-Haupquartier schickte, sobald sich der eiserne Griff der Sowjetunion um den Hals ihrer einstigen Vasallen lockerte. Die Beitrittsländer fürchteten genau das, was jetzt der Ukraine passiert: Russland erstarkt wieder und bildet sich ein, ihm stünde die eiserne Klaue zu.

      WER lag da falsch?

  • Kommentar entfernt. Netiquette beachten.

    • @mocking bird:

      Alles, was seit Brandt an europäischer Sicherheitsarchitektur aufgebaut worden ist, hat Putin seit 2014 systematisch zerschlagen. Inklusive des Budapester Memorandums, das die territoriale Integrität der Ukraine garantieren sollte. Nun ausgerechnet Deutschland den Vorwurf zu machen, es gieße Benzin ins Feuer, weil es das überfallene Land unterstützt, ist schon eine reichlich verquere Sicht. Ohne westliche Unterstützung wäre die Ukraine heute russisch. Merkwürdigerweise wird aber aus immer derselben Ecke regelmäßig das angegriffene Land zum Verhandeln aufgefordert. Dass Putin immer und immer wieder deutlich macht, dass er nicht im Traum ans Verhandeln denkt, wird im Paralleluniversum der Stegners, Wagenknechts & Chrupallas dagegen einfach ausgeblendet.



      Übrigens, wo bitte soll die Ukraine "gezündelt" haben?

    • @mocking bird:

      Dort der“ lupenreine Demokrat“ Putin, aus Überzeugung Pazifist und Gewährsmann für Rechtsstaatlichkeit und verständnisvollen und freundschaftlichen Umgang mit der



      Opposition im eigenen Lande, hier die Bande der Kriegstreiber,



      Aggressoren und Zündler.

  • GEGEN den Krieg zu sein, ist also Realitätsverweigerung. Haben Sie noch Glauben an die Menschheit?

    • @Joachim Kappert:

      Wer gegen den Krieg ist muss denjenigen der dafür ist davon abbringen.



      Heißt: die Ukraine derart zu unterstützen, dass Russland für seine Gebietsforderungen nur noch Hohn und Spott erntet.

    • @Joachim Kappert:

      Es ist Realitätsverweigerung, zu glauben, gegen den Krieg zu sein, reiche aus um nicht im Krieg zu enden... Ich habe noch den Glauben an die Menschheit. Allerdings, weil wir die Ukraine unterstützen und weil sie sich nach wie vor wehrt. Mein Glaube an die Menschheit wird allerdings massiv gestört, wenn ich mal ins russische TV reinluge oder dortige Diskurse. Stärken Sie Ihren Realitätssinn un tun Sie es auch!

    • @Joachim Kappert:

      Gegen den Krieg zu sein, beinhaltet nicht wehrlos zu sein. Gegen den Krieg zu sein, beinhaltet nicht vor Kriegstreibern einzuknicken.

    • @Joachim Kappert:

      Nein, Realitätsverweigerung ist die Annahme, dass

      1) Putins Krieg durch westliche Friedfertigkeit beendet werden könne

      2) eine wirksame Absicherung gegen weitere Kriege Putins Kriegstreiberei wäre.

      Und wenn Sie IHREN Glauben an die Menschheit mal überprüfen wollen, rate ich dazu, mal in die Ukraine zu fahren und sich von der grundsätzlichen Friedfertigkeit des Kreml zu überzeugen...

  • Ich stimme dem Tenor des Meinungsbeitrags zu, aber eine Sache stimmt meines Erachtens nach nicht: „schrittweise Rückkehr zur Entspannung der Beziehungen und einer Zusammenarbeit“ muss nicht Appeasement bedeuten. Auf die Natur dieser Schritte und auf den Zeitpunkt kommt es an.

  • Gute Idee das mit der gemeinsamen Sicherheit … wäre es gewesen ca 1995. Die letzte Chance dazu hätte vielleicht noch die Regierung Schröder gehabt … vermutlich schon mit Putins Amtsantritt, allerspätestens aber 2008 war der Zug komplett abgefahren.

    • @O-Weh:

      1995 stand Russland bereits in Tschetschenien und das weiße Haus hatte bereits nach Panzerbeschuss gebrannt.

      Wer wollte konnte damals schon ahnen wo die Reise hingeht wenn Russland dafür belohnt werden würde.

    • @O-Weh:

      Stegner sollte doch schon lange genug im Bundestag sitzen, daß auch sein PC von denjenigenigen gehackt worden sein dürfte, mit denen oder die er jetzt hier anscheinend Cybersicherheit organisieren (lassen) will? de.wikipedia.org/w...eutschen_Bundestag

  • Unter linker Politik verstehe ich eine Rücksichtnahme auf, und wenn nötig auch Unterstützung von schwächeren und benachteiligten Menschen. Da das Manifest bedeutet, dass man die ukrainische Zivilbevölkerung auf dem Altar des russischen Imperialismus opfern will, kann ich die Unterzeichnenden nicht mehr als "Parteilinke" bezeichnen.

    • @Holger_0311:

      Würde Russland im Falle der ukrainischen Kapitulation die Bevölkerung auslöschen oder was meinen Sie mit ihrem "Opfer auf dem Altar des Imperialismus " ?

    • @Holger_0311:

      Und indem Sie sich weigern, Stegner und seine Truppe künftig als "Parteilinke" zu bezeichnen, sind dann alle Probleme gelöst und der "Ehrenschild der deutschen Linken" ist wieder rein?

      Machen Sie es nicht ein wenig zu einfach mit dieser Art von politischer Weißwäsche?

      Erinnert an jene, die immer wieder erklären, wenn Linke antisemitische Gedanken von sich geben, seien sie keine Linken mehr, sondern "rechts".

      Wenn die Linke ihren Ansprüchen genügen und ihre Glaubwürdigkeit behalten oder zurückgewinnen will, muss sie sich mit solchen Leuten in ihren Reihen auseinandersetzen, und sie entweder von ihren wirren Ideen abbringen, oder sie notfalls ganz offiziell und deutlich vom Hof jagen.

      Man kann nicht der CDU vorhalten, welche braunfleckigen Leute sie in ihrem Reihen duldet und vertuscht hat, und entsprechendes Verhalten im eigenen Lager munter unter den Teppich kehren.

  • Sobald es kritische, pazifistisch Stimmen gegen diese krasse Aufrüstung gibt, dreht der Journalismus, inklusive Taz, durch und alles wird als Kreml nah und Putinversteher abgestempelt. Dieser Kommentar ist sehr einseitig geführt und zeigt nicht die progressiven Seiten des Manifests auf. Liebe Taz, dann kann ich ja gleich die FAZ abbonieren....

  • Noch einmal: Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Putin wird nicht ewig an der Macht bleiben. Es mag sein, dass sein Nachfolger (denkt man an Medvedev) nicht besser sein wird. Dennoch: welchen Sinn macht es denn, überhaupt keine Beziehungen, Gespräche zu haben? Die Kritik an dem Manifest ist völlig überzogen, absurd. Warum nimmt man dieses Papier nicht zum Anlass, sachlich über das Thema zu diskutieren. Eine Lösung allein durch Verhandlungen zu finden ist utopisch. Ebenso utopisch und dazu extrem gefährlich ist es, eine Lösung allein militärisch zu suchen oder vorzugaukeln. Eine vernünftige Ausgewogenheit ist die einzige Lösung.

    • @Perkele:

      Russland ist, auch wenn das gerne von der Man-muss-doch-VERHANDELN!(worüber auch immer...)-Fraktion ignoriert wird, ganz klar ein Fall für Teddy-Roosevelt-Diplomatie - "Speak softly and carry a big stick!": Denn wir müssen leider annehmen, dass bis auf Weiteres das erste ohne das letztere wenig fruchtet. Und Westeuropa mangelt es halt im Moment weit mehr an dem dicken Knüppel als an der Fähigkeit oder dem Willen, sanft zu sprechen.

      Wie die Welt aussehen wird, wenn Putins Nachfolger ins Amt gelangt, und ob der einen anderen Kurs anschlägt, ist dabei heute nochmal um ein paar Größenordnungen WENIGER planbar als Donald Trumps Hirnfürze. Von daher klingt es schon irgendwo herzallerliebst, zum Umgang mit diesem Nachfolger jetzt irgendwelche Pflöcke einschlagen zu wollen. Wie man mit Trump eben einen modus vivendi finden muss, den man vielleicht mit seinem Nachfolger dann auch wieder einmottet, wird man auch mit Russland sehen müssen, wie die Karten neu gemischt sind und entsprechend handeln. Aber heute über eine zukünftige Realität zu debattieren, von der man keine blasse Ahnung hat, wie sie tatsächlich aussehen wird, ist Sandkastenspielerei (oder wahlweise Nabelschau) und sonst nix.

      • @Normalo:

        Im Grunde sind unsre Ansichten nicht weit entfernt voneinander. Ich verlange oder erwarte keineswegs handfeste Verhandlungen und schon gar nicht über Szenarien in ein paar Jahren. Was ich aber erwarte -und wahrscheinlich auch die Unterzeichner des Manifestes- das ist eine grundsätzliche Knüpfung von Kontakten, Gesprächen. Das muss nicht zwangsläufig in direkte Verhandlungen münden, aber es kann helfen gegenseitigen Respekt zu schaffen. Das kann doch nicht falsch sein und den Versuch ist es wert.

  • Ich könnte an dieser Stelle viel schreiben, aber vielleicht interessiert es die eine oder ander kommentierende Person einfach nur einmal diesen Clip aus dem russichen Staats-TV anzuschauen.



    Die Quint Essenz ist dass Russland sich vorbehält wen es wann angreift und in *jedem Fall* werden jene in Europa die am Ende übrig bleiben russich lernen müssen:

    www.youtube.com/watch?v=vk5afrMI05I

    Für einige wird es was sie bereits wissen einfach nur bestätigen und andere werden sicherlich erklären die Russen sind total friedlich und fühlen sich nur von uns bedroht und Nuland, Biden und Asow und Brutkastenlüge...

    • @Waagschale:

      Klingt manchmal wie Dieter Nuhr.

  • "Bei dem mit „Friedenssicherung in Europa durch Verteidigungsfähigkeit, Rüstungskontrolle und Verständigung“ überschriebenen Grundsatzpapier handelt es sich in Wahrheit um ein zynisches Putinversteher-Manifest, das die derzeitige Außen- und Sicherheitspolitik der Bundesregierung und der eigenen Parteispitze infrage stellt."

    Ich hab das Manifest auch gelesen und kann nichts dergleichen erkennen. Ich verstehe nicht ganz, wie man Anti-Aufrüstung-Rhetorik so dermaßen emotionalisiert mit einer "Putin-Versteher"-Keule abschmettern kann. Wir sollten einen offenen Diskurs darüber haben, wie viel Aufrüstung hier wirklich notwendig ist. Die Frage ist doch, vor welcher Gefahr soll uns Aufrüstung schützen? Wie im Manifest schon festgehalten, ist das russische Militär jetzt schon den EU Staaten faktisch unterlegen und der Angriff auf die Ukraine hat es weiter geschwächt. Die einzige reale Bedrohung sind und bleiben die Atombomben. Ein direktes Eingreifen der EU/USA in den Konflikt würde die Gefahr deutlich erhöhen, dass sie zum Einsatz kommen und das will doch keiner.

  • Man hätte ja Russland in den 90er oder 00er mit einbinden können, dann wären wir jetzt nicht an so einem Punkt. Aber man hat sich immer nur aufs Nehmen der Rohstoffe beschrankt...

    Leider gibt es auch Global nur noch die Ellbogenmentalität. Sieht man sowohl auf politischer Ebene und sogar immer wieder hier im Kommentarbereich. Die Mehrheit hat leider nicht verstanden, dass es miteinander viel besser gehen würde als gegeneinander.

    • @Micha.Khn:

      Es gab sogar regelmäßig gemeinsame Manöver zwischen Nato und Russland.

      Und das „Nehmen“ des Erdgases hat Russland und insbesondere Putin schwerreich gemacht.

    • @Micha.Khn:

      Russland wurde eingebunden.

  • Die Autorin tut den Unterzeichnern des Manifests mit ihrem "Putinversteher"-Vorwurf Unrecht. Es ist m.E. falsch, die russische Position als eine unabhängige Größe und die russischen Funktionseliten als monolithisch zu betrachten. Wie wird es nach dem Krieg weitergehen? Und nach Putin? Wenn wir nur Konfrontationsbereitschaft signalisieren, werden dort wohl die konfrontativen Kräfte gestärkt. Wenn wir ein Fenster der Kooperation öffnen, haben dort die kooperativen Leute eine Chance. - Dass die Russinnen und Russen nach Jahrzehnten jetzt wieder Deutschland als größte Bedrohung ansehen, finde ich übrigens bestürzend. Ich bin allen dankbar, die das nicht so hinnehmen wollen, sondern die den Dialog suchen (nicht nur mit der Staatsführung, sondern vor allem mit der russischen Gesellschaft), auch wenn sie sich dafür beschimpfen lassen müssen.

    • @Kohlrabi:

      Das ist doch gerade das Problem. Russland ist nicht die UdSSR, in der es eine Art Machtkontrolle und -Verteilung gab und die vor allem an einem stabilen Status quo interessiert war.



      Putins Russland ist ein faschistoides System, das allein seinem persönlichen Machterhalt dient und das gerade kein Interesse an Stabilität hat, sondern ganz im Gegenteil überall aggressiv Instabilität und Chaos stiftet. Das ist hier nicht wie im



      Kalten Krieg, wo man sich pragmatisch annähern konnte, sondern Russland ist eine aggressive, aktive Bedrohung und sieht sich schon längst im Krieg mit uns.



      Natürlich wird Putin nicht ewig leben, aber es ist völlig unklar, was nach seinem Tod passiert.

    • @Kohlrabi:

      Die Frage ist, wann und wieso das Nachkriegszeitalter stattfinden soll, wenn man die Notwendigkeit eines Weges dahin schlicht ausblendet. Zur Erinnerung: Putin hat noch nicht kapituliert, der bombardiert immer noch fröhlich ukrainische Städte. Jede Nacht mehr anstatt weniger. Und seine "Verhandlungsbemühungen" beschränken sich seit Beginn des Krieges darauf, die ausgegebenen Kriegsziele für lau einzufordern. Und das erklärtermaßen, für diejenigen, die seine Befehle an die eigene Armee nicht einzuordnen vermögen. Das einzige, was er noch nicht sagt ist, wo es nach Tschetschenien, Syrien und nunmehr elf Jahren in der Ukraine weitergeht, sollten dafür Kapazitäten frei werden.

      • @dtx:

        „… sollten dafür Kapazitäten frei werden.“



        Sie bringen es exakt auf den Punkt: derzeit sind Russlands Kapazitäten, einen (konventionellen) Krieg zu führen, komplett in der Ukraine gebunden … und dabei ist die russische Kriegsmaschinerie dort nicht einmal besonders erfolgreich, muss sogar herbe Rückschläge verkraften (z.B. Operation Spinnennetz).



        Sofern rechte, putinfreundliche Parteien in Europa nicht flächendeckend das Ruder übernehmen, bestehen gute Chancen, dass der Westen in den nächsten, sagen wir, 10 Jahren den Rüstungswettlauf gegen Russland ökonomisch gewinnen kann (Totrüstungs-Szenario), ohne direkt in diesen Krieg eingreifen zu müssen.



        Dass die Ukraine dabei Federn lassen muss in Form von Territorien, scheint dabei ebenso klar zu sein.



        Aber nur vor dem Hintergrund dieses Szenarios kann ich mir erklären, weshalb die europäische Unterstützung auf dem Level (z.B. keine Taurus-Lieferungen) läuft, auf dem sie eben läuft - für die Ukraine zu wenig zum Leben, zum Sterben zu viel. Aber das Ergebnis ist - zynisch gesprochen - ins westliche Kalkül schon eingepreist.

    • @Kohlrabi:

      "Wie wird es nach dem Krieg weitergehen?"

      Das kommt primär darauf an, wie dieser Krieg eigentlich ENDET. Vorher hilft es wenig, sich ein hübsches Friedensszenario zu erdichten. Denn solange Russland darauf besteht, die Beute seiner Überfälle 2014 und 2022 zu behalten (und sogar noch zu vergrößern), fehlt jegliche Vertrauensbasis zu unterstellen, dass es diese aggressiv-expansive "Sicherheitspolitik" nach dem Krieg aufgeben wollte. Dann ist die einzig rationale Annahme, dass es die Sprache der überlegenen militärischen Stärke versteht und sonst garnichts.

      Dass Putins Angstpropaganda offenbar Deutschland als Hauptziel auserkoren hat, sollte uns in der Tat Sorgen machen, denn so bereitet Russland Angriffe vor: Feind identifizieren, verteufeln, von seinen möglichen Helfern isolieren und dann zuschlagen. Aber auch für die Polen und die Balten, die zwischen Putin und Deutschland im Weg stehen, ist das natürlich keine besonders gute Nachricht. Umso mehr Grund, Bündnisse zu vertiefen und gemeinsame Stärke aufzubauen.

      • @Normalo:

        Bündnisse vertiefen, gemeinsame Stärke aufbauen, einverstanden. Da kommt das Papier der SPD-Linken natürlich zur Unzeit - ich habe mich in diesem Kontext ja schon mal als Rothianer geoutet, ohne Mitglied der SPD zu sein, weil ich schon der Meinung bin, die Parteinahme für die Ukraine müsse innerhalb der SPD offensiver erfolgen und nicht so verdruckst wie beim Ex-Kanzler Scholz. Die Stegners und Mützenichs sind dabei zugegebenermaßen ein definitiver innerparteilicher Hemmschuh.



        Und nein, ein friedenspolitischer Paradigmenwechsel ist auch kein Verrat an Willy Brandts Prinzipien der Entspannungspolitik, wie viele Linksnostalgiker argwöhnen, sondern tragen schlicht der veränderten Weltlage Rechnung.



        Eine „Stärke“ dieses SPD-Manifests möchte ich dennoch hervorheben: es denkt über die Zeit der derzeitigen Konfrontationslogik hinaus … denn das der jetzige Zustand langfristig nicht zu Eier besseren Welt führt, dürfte auch allen klar sein.



        Irgendwann WIRD man wieder mit Russland reden müssen, das ist klar wie Kloßbrühe.

        • @Abdurchdiemitte:

          "...das ist klar wie Kloßbrühe."

          Eben. Es ist so klar und selbstverständlich, dass ich mich weigere, das als visionäre Leistung von Stegner & Co. anzuerkennen. Reden steht - für die Zukunft - VÖLLIG außer Frage. Die Frage ist halt, in welcher Zukunft und mit welchem Russland? Einem, das immer noch dreist und gewaltätig auf anderer Leute Land sitzt und weiter gierig Richtung Westen spingst? Worüber redet man mit dem? Über Vertrauen? Wie das???

          Da habe ich doch das Gefühl, dass dieses Manifest sehr nach Chamberlain duftet: Lasst uns nur schnell irgendeinen Frieden machen, koste es auch die halbe Ukraine , damit wir endlich den Herrn im Kreml besänftigen (und nett über Gerd Schröder und dessen WIRKLICH interessante Karriere plauschen?) können!

          • @Normalo:

            Genau. Mit WELCHEM Russland wollen wir reden? Einige besonders eifrige Foristen haben hierzu ja ein klares Bild vor Augen: Putler. Demzufolge ist auch der Weg vorgezeichnet, was mit Russland zu geschehen habe. Vordergründig mögen sie Recht haben, es hat mit Nazi-Deutschland nach 1945 ja auch einigermaßen geklappt (im Moment - mit 80 Jahren Abstand - sehe ich da nur so einiges bröckeln, aber … anderes Thema).



            Das deutsche Russland-Bild jedenfalls schwankte stets zwischen Russophobie und (gefährlicher) Russland-Romantik … ich meinerseits - und ich vermute, auch Sie - plädiere indes für einen realistischen Blick auf die deutsch-russischen Beziehungen.



            Das bedeute - knallhart formuliert -, dass wir unsere Beziehungen zu Russland nicht davon abhängig machen können, welche Staatsgewalt dort gerade vorherrscht - denn eine liberale Demokratie nach westlichem Vorbild gab es im Kreml nie.



            Zugleich aber muss für alle Zeiten sichergestellt sein, dass es dabei keine deutschen Sonderwege mehr geben darf (von daher NATO und EU!) - die Polen dürfen nicht mehr zittern, wenn Deutschland und Russland sich wieder annähern.

          • @Normalo:

            Gerhard Schröder kam später. 1991, als die Sowjetunion zerfiel und in deren Zuge die Alma Ata Erklärung im Dezember von der TASS veröffentlicht wurde, wurde noch unter Helmut Kohl regiert.

    • @Kohlrabi:

      Es ist schon bezeichnend, dass die vermeintlich Friedensbewegten oft über die Ukraine sprechen (wenn überhaupt) und nicht mit ihr. Zunächst ist es die Ukrainische Bevölkerung, die sich für die Verteidigung gegen einen Angriffskrieger entschieden hat. Es zwingt sie keiner, schon gar nicht das Ausland.

      Ich habe (vor 2014) längere Zeit in der Ukraine gelebt. Auch deshalb fällt es mir schwer, unter "der Ukraine" nur eine geopolitische Variable zu sehen. Es sind Menschen, die in Frieden und Freiheit leben wollen.



      Ich habe nicht wenige getroffen, die noch Angehörige kennen gelernt haben, die unter Stalins Lebensmittelpolitik verhungert sind. Die sagten mir damals schon, dass sie lieber kämpfen als sich noch einmal Russland zu unterwerfen.

      Und dass die Russinnen und Russen wieder Deutschland als größte Bedrohung ansehen, liegt hauptsächlich an der Darstellung Deutschlands durch Russia Today.

  • Das Wichtigste vorweg:



    Die Unterstützung für die Ukraine geht weiter.



    Mit den 1,9 Mrd. Euro, die Pistorius mitbringt, steigen die Fördermittel für die Ukraine überplanmäßig auf 9 Mrd. an.



    Das sind gute Nachrichten, denn die Angriffe auf die Ukraine wurden in der letzten Zeit massiv ausgeweitet.



    Die Abmachung mit der Ukraine gemeinsam Waffen zu entwickeln ist eine echte win win Idee. Denn gerade in Sachen Drohnen besteht bei der Bundeswehr Nachholbedarf.



    Diese Lücke zu schließen und dabei weiter in die Verteidigung der Ukraine zu investieren, klingt nach einem guten Joint Venture.



    Das wird von den Linken in der SPD auch nicht angezweifelt.



    Trotzdem ist von Politikern auch zu erwarten, dass ihre Planung über bloße Reaktion hinaus geht.



    Interessanterweise war die Aufregung nicht besonders groß, als trump zu Friedensverhandlungen aufrief.



    Da schien plötzlich Hoffnung zu keimen.



    Doch die Aufmerksamkeitsspanne trumps ist kurz .Erstmal Militär im eigenen Land einsetzen.



    Wer führt dann Friedensgespräche?



    Ist das Erreichen der größten konventionellen Armee Europas ein Ziel?



    Oder müssen eben auch diplomatische Optionen ausgelotet werden?



    Russland zum Frieden zwingen ist auch unrealistisch.

    • @Philippo1000:

      Zitat: "... Russland zum Frieden zwingen ist auch unrealistisch."

      So richtig ernsthaft hat es halt noch keiner versucht. Wirkliche Sanktionen auf EU-Ebene scheitern regelmäßig an Orban und Fico und eine - an den Realitäten in der Ukraine gemessene - ausreichende Unterstützung an den infolge fortdauernden "Friedensdividendebezugs" überschaubaren Möglichkeiten. Man berauschte sich stattdessen daran, daß die meisten absolut noch weniger gaben als Deutschland. Und duldet derweil Putinsche Propaganda im eigenen Land, gerade so, als ob die Meinungsfreiheit nicht auch (Art. 5 Abs. 2 GG) Grenzen hätte.

  • Da sehe ich keine Realitätsverweigerung. Es fehlt nur eine korrekte Einordnung. Wie auch Selensky zeigt, man muss den Dialog auch dann aufrechterhalten, wenn keine Antwort zu erwarten ist.

    Weiter müssen wir trotzdem auf Frieden setzen. Auch wenn uns die Ereignisse nicht gefallen, dürfen wir mit Rüstung nicht provozieren. Auch darf die eigene Bevölkerung nicht militarisiert werden. Unser Gedanke soll sein:

    Lk 14,31 Oder welcher König wird sich, wenn er auszieht, um mit einem anderen König Krieg zu führen, nicht zuerst hinsetzen und überlegen, ob er imstande ist, mit zehntausend Mann dem entgegenzutreten, der mit zwanzigtausend Mann gegen ihn anrückt?

    Entscheidend ist, die zehntausend Mann werden reichen, zehntausend sind genug, sprich die rund 181.150 Soldatinnen und Soldaten werden Putin abschrecken. Wenn sehr hoch gesteckte Ziele der militärischen Planung nicht erreicht werden, geht alles auch mit weniger. Doch Stegner und Co müssen ebenso einsehen, es muss geplant werden und wir müssen eingestehen, es könnten auch zu wenige sein. Das heißt, virtuell müssen die 203.000 eben doch erreicht werden. Vor allem muss die Ausrüstung für diese Anzahl bereitstehen.

    • @mdarge:

      Die Bundeswehr hat noch nie mit "Rüstung provoziert", auch nicht zu Zeiten als sie noch die doppelte Mannstärke und ausreichendes Material hatte.

    • @mdarge:

      "Auch wenn uns die Ereignisse nicht gefallen, dürfen wir mit Rüstung nicht provozieren."



      Wer eine Provokation sucht, wird sie finden. Und da die Russen offiziell Deutschland bereits als größte Bedrohung ansehen, ist dieser Drops ja nun sowieso gelutscht.

  • Selten konnte ich einem taz Artikel so zu 100% zustimmen. Wenn sich jetzt die SPD in dieser Frage vor dem Parteitag zerlegt, ist die neue Koalition am Ende. Für Deutschland wäre dies verheerend. Den gestrigen Verfassern scheint dies nicht klar, oder es ist Ihnen egal.

    • @Querbeet:

      Wer ist dieses Deutschland von dem Sie reden? Für die Arbeitnehmer wird die jetzige Regierung fatal sein, wie die Angriffe auf den 8 Stunden Tag zeigen. Für Migranten wird diese Regierung fatal sein, wie die Verschärfung der Abschiebungen zeigen.



      Bleiben also nur noch die Reichen 1% in ihrem Deutschland für die dies Fatal ist. Alle anderen werden so oder so leiden.

  • Ich bin dankbar, dass der Pazifismus nicht vergessen wird, ach wenn er gerade anachronistisch scheint -- ist er aber NIE

  • "zynisches Putinversteher-Manifest"

    Der intellektuell-analytische Kompetenzverlust im linken Spektrum schreitet voran.



    Es ist wirklich absurd, Mützenich zu unterstellen, er sei soziologisch naiv und würde die aktuelle Konstellation in der Ukraine falsch einschätzen.



    Die Frage ist doch: Wie kommt man aus der festgefahrenen Situation wieder heraus. Viele der in Deutschland und der Ukraine lebenden jungen Männer haben keine Lust, an der Front zu sterben oder sich zu Krüppeln schießen zu lassen. Wir geraten in einen Kalten Krieg, der Europa über Jahrzehnte in einen Militarisierungsprozess zwingen wird, der wenig Spielraum für Klima, Bildung, Migration usw. zuläßt.



    Kann es sein, dass es Interessengruppen gibt, die diese Entwicklung aus ökonomischen und politisch-strategischen Gründen begrüßen ?



    Nur analytisch Naive glauben wirklich, es gehe in diesem Krieg um die Ukraine. Ja, es geht um die Ukraine, aber nur deshalb, weil über die Ukraine geopolitische Interessen ausgehandelt werden. Ist das klar, wenn muss der Krieg dort anders diskutiert werden. Es muss eine Exitstrategie entwickelt werden, die alle Optionen offen diskutiert. So auch die von Müntefering.

    • @Meinungsäußerung:

      Ich habe schon geschrieben, dass man das SPD-Manifest im Auge behalten muss, es NICHT in Bausch und Bogen verdammen darf. Und die SPD MUSS - so unbequem und nervend es für sie derzeit auch sein mag - diese Diskussion auf ihrem Parteitag führen und nicht der Linken, dem BSW oder der AfD überlassen. Sonst haben wir hierzulande in der Bevölkerung bald überhaupt keine Mehrheit für irgendeine Unterstützung der Ukraine mehr! Da können sich Union und Grüne auf den Kopf stellen.



      Momentan stehen die Zeichen jedoch schlecht für eine echte Entspannungspolitik - das haben wir aber Putin zu verdanken. Es stimmt einfach, was die Kritiker von „Verhandlungen“ auch hier in der taz sagen, man kann es drehen und wenden, wie man will: Putin will keine ernsthaften Friedensverhandlungen auf Augenhöhe!



      Irgendwann, eines Tages, ist der ganze Pulverdampf verflogen, dann MUSS sich an den Verhandlungstisch gesetzt werden - und dann wäre es sicherlich gut, einige sicherheits- und friedenspolitische Konzepte für eine nachhaltige Zukunft Europas in der Schublade zu haben.

    • @Meinungsäußerung:

      Mützenich haben wir zu verdanken, dass wir nicht schon längst Kampfdrohnen haben.

      Was soll das denn bitte sonst sein, wenn nicht naiv?

      Oder anders gesagt: wenn Mützenich nicht naiv ist - ist er dann tatsächlich ein Landesverräter? Anders kann man es doch kaum nennen, wenn jemand absichtlich dem Feind seines Landes nützt.

      Denn natürlich lacht der Kreml über das Manifest und freut sich darüber - weil es ihm nützt.

    • @Meinungsäußerung:

      "Die Frage ist doch: Wie kommt man aus der festgefahrenen Situation wieder heraus."

      Mangels Verhandlungsbereitschaft Russlands kommt man da nur hinaus, indem man die Ukraine solange und so intensiv unterstützt, bis Russland die Kosten dieses Krieges zu hoch werden. Eine Alternative wäre nur eine Kapitulation und dazu ist die Ukraine verständlicherweise nicht bereit. Welche anderen "Optionen" Ihnen da vorschweben, würde mich mal interessieren.

      • @Barrio:

        Aber auch, wenn man in EU und NATO meint, Russland zu Tode rüsten zu können und diese Strategie auch noch über Jahre „durchziehen“ kann, denke ich nicht, dass die Ukraine als „Sieger“ aus diesem Krieg hervorgehen kann. Insofern hat leider der POTUS mit seinen „friedenspolitischen“ Einschätzungen für die Region auf zynische Weise recht.



        Der „Sieg“, den sich Europa erhoffen kann, besteht in der kompletten wirtschaftlichen und militärischen Erschöpfung Russlands am Ende des Tages - und damit einer auf lange Sicht gesicherten Nichtangriffsfähigkeit gegen NATO-Staaten.



        Das Schicksal der Ukraine indes werden wieder Trump und Putin (oder deren Nachfolger) aushandeln.

    • @Meinungsäußerung:

      "es geht um die Ukraine, aber nur deshalb, weil über die Ukraine geopolitische Interessen ausgehandelt werden. Ist das klar, wenn muss der Krieg dort anders diskutiert werden."



      Auch nett. Wir müssen über den Krieg in der Ukraine anders diskutieren, den die Ukrainer ausfechten. Wenn das nicht geopolitisch über die Ukraine hinweg argumentiert ist, weiß ich's nicht.

    • @Meinungsäußerung:

      Es scheint aussichtslos. Die Kriegstreiber haben die absolute Mehrheit.

      • @Joachim Kappert:

        In Russland.

        Sich Russland zu unterwerfen heißt: Russland lernt mal wieder, dass Krieg sich lohnt.

        Also beginnt es den nächsten.

        Was ist daran eigentlich so schwer zu verstehen?

  • Das Manifest mahnt doch berechtigter Weise zu weiteren diplomatische Lösungsansätze an.



    Irgendwie findet man in der internationalen Weltpresse auch echt kaum Mitteilungen zu denn angeblichen fortlaufenden Gesprächsannäherungs-versuchen, seitens des Westen mit Russland.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Der deutsche Diskurs geht mal wieder frei nach dem Motto: "Ich mach' mir die Welt Widdewidde wie sie mir gefällt "

    • @Alex_der_Wunderer:

      Hat in Istanbul ja bisher super geklappt, die "Gesprächsannäherungen" mit dem Aggressor Russland.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Weil diese "Gesprächsannäherungsversuche" wie Glaskauen funktionieren.

  • Dieses Manifest ist eine Anleitung zur Unterwerfung unter der Menschenschlächter Putin, den schlimmsten Kriegstreiber in Europa seit Stalin und Hitler.



    Es ist ernüchternd festzustellen, dass bei uns PolitikerInnen im aktiv sind, die offenbar nur abwägen, ob man sich besser Trump oder Putin unterwirft. Denen offenbar jede Fantasie und der Mut fehlt, für Europa einen eigenen Weg anzustreben.

    • @Zahnow Gregor:

      So kann man nur argumentieren, wenn man eine eurozentrische Perspektive auf die Welt hat. Blicken sie auf die Kriege in Afrika, im Nahen Osten ! Was war in Indochina ? In Vietnam ? Wie viele Algerier sind im Unabhängigkeitskrieg gegen Frankreich gestorben ? Es waren rund 500.000 Menschen. Wie war das in Chile, wo tausende Oppositionelle von Pinchet mit Unterstützung der USA verschleppt, gefoltert wurden ? Und Guantanamo ? Afghanistan ? Schon vergessen ? Aktuell wird Gaza komplett dem Boden gleich gemacht, zehntausende Zivilisten, die dieses Gebiet nicht verlassen können, werden in den Tod gebomt. Man stelle sich vor, Kiew wäre von Putin so zerstört worden ! Wir wären schon längst im Krieg mit ihm.



      Mit Netanjauh reden weiterhin alle. Merz hat ihn sogar nach Deutschland eingeladen, trotz Haftbefehls des internationalen Strafgerichtshof. Putin gilt als Kriegsverbrecher - zurecht und deshalb von Merz auch nicht eingeladen, obgleich er für weniger tote Zivilisten verantwortlich ist als Nentanjahu. Die Welt ist nicht so einfach, wie Sie sich Ihnen darzustellen scheint. Das Schema Gut/Böse taugt vor allem, um sich selbst als "gut" klassifizieren zu können. Die Realität ist komplexer.

      • @Meinungsäußerung:

        Mao und Pol Pot vergessen? Oder zählen die nicht, weil rote Fahnen. Einmarsch der Russen in Afghanistan ,die freundlich Hilfe der Russen im Ostblock, Ungarn, Tschechoslowakei, DDR, blenden Sie selbstverständlich auch aus auch aus

    • @Zahnow Gregor:

      Ich frage mich bei solchen Einlassungen immer wieder, ob ihre Verfasser das Manifest überhaupt gelesen haben (ein kleiner Tipp: von Unterwerfung ist dort gar nicht die Rede); über dessen Inhalt kann und sollte man sich trefflich streiten, nicht grundlos soll es ausdrücklich als Diskussionsgrundlage verstanden werden, aber das setzt eben voraus, dass man Argumente versteht und sachlich widerlegt. Unterstellungen, garniert mit schiefen historischen Vergleichen, sind jedenfalls wenig konstruktiv. Wenn Europa einen eigenen Weg anstreben soll, muss es erst einmal einen finden - das würde aber einen Willen zu Reflexion und Selbstkritik voraussetzen. Davon zu spüren ist leider wenig.

      • @O.F.:

        Europa hat Russland selbst dann noch die Hand hingestreckt, als es schon längst Krieg in der Ukraine führte.



        Ihre Kritik geht mal wieder völlig fehlt und bleibt mal wieder abstrakt, ohne jede Anerkenntnis der Fakten.



        Warum muss sich Russland eigentlich nie selbst kritisieren?

  • Man kann ja sagen: Waffen, Konflikt, Töten, Zerstören sind nötig um schlimmeres abzuwenden.



    Aber nicht so.



    Kein einziger konstruktiver Gedanke, pure Häme, Hass und Wut.



    Wenn es um Fußball geht, dann gerne dieser Stil, das kann ich einordnen.



    Aber wenn es um Krieg geht, ist das ganz klein.



    Ein bisschen Anstand, auch gegenüber den Fahnenflüchtigen.



    Über die Notwendigkeit eines Krieges schreiben aber nur schreiben.



    Die ukrainische Armee nimmt auf. Wenn es jemandem ernst ist.

    • @Schleicher:

      Zitat: "... Die ukrainische Armee ..."

      Mal bitte §109h StGB nachlesen, ob diese Diskussion nicht nur schlechthin "unerwünscht" wäre? Zumal es Fälle gegeben haben soll, in denen das schlichte "ernst meinen" und eine reale Einschätzung der eigenen Fähigkeiten sehr weit auseinander drifteten.

      • @dtx:

        Die Ukrainer können auch nicht selbst darüber entscheiden, ob die "eigenen Fähigkeiten" zum Dienst an der Waffe taugen.



        Das entscheidet die Armee.

    • @Schleicher:

      „Die ukrainische Armee nimmt auf. Wenn es jemandem ernst ist.“

      Aber zwei Sätze vorher noch „Anstand“ in der Kommunikation einfordern…

  • Sagen wir mal so: Dass Deutschland seit 2022 in der russischen Wahrnehmung vom vierten zum größten Feind Russlands aufgestiegen ist, noch vor den USA, GB und Ukraine, kommt nicht von ungefähr.

    Also, ich würde mir schon wünschen, dass von politischer Seite aus manche Forderungen auch mal umgekehrt formuliert würden: Z.B. "Zieht euch aus der Ukraine zurück, dann haben auch die Sanktionen ein Ende". Oder "wir stellen diese Gebiete unter UN-Verwaltung und solange das hält, machen wir mit euch auch wieder Geschäfte". Man muss da auch das lange Spiel spielen können.

    Aber all das hat hier in genauer Entsprechung zur sonstigen politischen und militärischen Ohnmacht immer eine Absolutheit und Unversöhnlichkeit, die tatsächlich jedem Land Angst machen müsste. Kluge Politik läßt dem Gegner immer einen Ausweg, der es beiden Seiten erlaubt, das Gesicht zu wahren, und drängt ihn dann behutsam dorthin.

    Ihn in eine Ecke zu drängen, aus der er nicht wieder herauskommt, ist nie klug. Es sei denn, man will ihn völlig zerstören.

    Von daher: Ja, es gibt hier eine gewisse Kriegstreiberei, die vielen Menschen nicht geheuer ist.

    • @Mustardman:

      "Zieht euch aus der Ukraine zurück, dann haben auch die Sanktionen ein Ende".

      NIEMAND im Westen oder auch in Kyiv hätte ein grundsätzliches Problem mit diesem Satz, würde ich sagen. Nur will halt der Kreml hingegen davon nichts wissen und beharrt auf seiner Lesart, dass Russland ja gar nicht mit seinen Truppen in der Ukraine steht, sondern in frischgebackenen russischen Oblasten...

    • @Mustardman:

      Sie unterstellen, dass Russland insgeheim Frieden will und nur das entsprechende Angebot braucht.

      Und genau das stimmt nicht. Der Putin, den Sie sich erhoffen, existiert nicht.

    • @Mustardman:

      Ja, sehe ich ähnlich. Auch nach diesem Konflikt wird es Russland geben. Es wird sogar gefährlicher sein.

      Man muss also irgendwie einen Umgang finden. Das heißt nicht einzuknicken oder sich allem zu beugen, aber es braucht eine langfristige, realistische Strategie.

    • @Mustardman:

      "Dass Deutschland seit 2022 in der russischen Wahrnehmung vom vierten zum größten Feind Russlands aufgestiegen ist, noch vor den USA, GB und Ukraine, kommt nicht von ungefähr."



      Stimmt. Aktive Propaganda unter Ausnutzung historischer Ereignisse. Mit dem real existierenden Deutschland hat das nichts zu tun.

  • Na ja, da haben sich ein paar Rentner zum parteiphilosophischen Stammtisch getroffen - und die alten Zeiten verklärt. Noch ein Bier für die Alten Herren.

    • @vieldenker:

      Und die jungen sind geil auf Krieg? - oder wie soll ich das verstehen???

  • Danke!

  • Zunächst einmal vorweg: Ich glaube auch, dass wir robuste militärische Abschreckung brauchen, um Europa vor Russland zu schützen.



    Aber selbst dann wird es keine wirkliche "Sicherheitsarchitektur" geben, sondern maximal ein fragiles Gleichgewicht - weil, wie die Autorin selbst schreibt, Russland nicht mehr die semirationale, vorhersehbare Außenpolitik aus sowjetischen Détente-Zeiten betreibt. Und die USA auch nicht.

    D.h. einerseits, dass man den Autor:innen des Friedensmanifests durchaus Naivität unterstellen darf, andererseits, dass auch in einem hochgerüsteten Europa andere Zeiten auf uns zukommen. Unruhigere, gefährlichere.

    Die Urheber:innen des Papiers aber als "zynische Putinversteher" zu verunglimpfen geht gar nicht.

    Erstens ist z.B. Mützenich ein hochethischer, honoriger Mann. Er mag hier irren, aber er ist gewiss kein zynischer Diktatorenfreund, dem die Ukraine egal ist.

    Und zweitens ist das hier eine Demokratie. Wir verteidigen hier das Recht auf genau solche Debatten - egal wie falsch wir sie persönlich finden mögen - und wenn das nicht mehr gelten soll, was wollen wir dann eigentlich verteidigen?

    Sicherlich nicht die Verunglimpfung Andersdenkender.

    • @Stavros:

      Aber ihm ist die Ukraine doch egal. Wie könnte man ansonsten so ein Manifest schreiben und die Ukraine ganze vier Mal erwähnen.

    • @Stavros:

      "kein zynischer Diktatorenfreund, dem die Ukraine egal ist!". Oh doch, da möchte ich unbedingt widersprechen. Grundlage der alten SPD-Ostpolitik war es immer, die absolute Verfügungsgewalt Russlands über die Satelliten rückhaltlos anzuerkennen und sich aus allen Fragen der Beziehungen Moskaus zu den Vasallen raus zu halten. M. ist dementsprechend nicht nur die Ukraine egal (da hat er ja regelmäßig aktiv gegen Waffenlieferungen opponiert), sondern genau so auch die Balten, Polen, etc. - ich bin überzeugt er könnte mit einer Wiederherstellung des alten Ostblocks und der Renaissance der alten SPD-Ostpolitik sehr gut leben.

  • Zitat: "... Die Fantasie, Berlin einzunehmen oder alternativ eine Atombombe darauf abzuwerfen, wird immer wieder von russischen Po­li­ti­ke­r:in­nen und Pro­pa­gan­dis­t:in­nen geäußert. Einer neuen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Lewada-Zentrum zufolge werde Deutschland in der Bevölkerung als Hauptfeind wahrgenommen. ..."

    Etwas als "Fantasie" statt als Wunsch zu bezeichnen, was so oft thematisiert worden sein soll, daß man das nicht mal mehr als ausgesprochen naiver, pazifistisch veranlagter Mensch exzessivem Drogenkonsum zuschreiben kann ... (der erste Gedanke beim Lesen der Einführung des Artikels: Lauterbachs Gras-Gesetz sei doch keine so gute Idee gewesen)

    Medwedew: rp-online.de/polit...rlin_aid-107323203

    Simonjan, Kartapolow, Sobolew und andere: www.br.de/nachrich...auf-berlin,UmVZrud

    Solowjow: www.merkur.de/poli...w-zr-93468909.html

    Und dazu noch Kiseljow: taz.de/Propaganda-...ernsehen/!5852681/

  • Damit wäre auch klar, wer der AfD die Mehrheiten beschafft wenn es irgendwann mal um den EU- und NATO-Austritt geht. Nur bitte: Diese SPD-Splittergruppe ist genauso wenig links wie das Bündnis Sahra-Wladimir.

    • @B. Iotox:

      Mich würde interessieren wann EU und NATO Austritt angeblich aufgehört haben Linke Positionen zu sein.



      Ernst gemeinte Frage vor 20 Jahren waren diese Positionen zumindesten noch konsens in der Linken

  • Absolut klare und richtige Analyse. Dieses sogenannte Manifest ist neben Realitätsverweigerung, Zynismus und der rückratslosen Bereitschaft vor Putin und seinen Fans in die Knie zu gehen von dem verzweifelten Wunsch der SPD Linken irgendwie wieder mal öffentlich zu profilieren.

  • Langfristig gibt es keine Alternative als die "„gemeinsame Sicherheit“ mit Russland". Um zu diesem Schluss zu kommen braucht man kein "Putinversteher" sein.

    Natürlich ist ein Manifest von den "Visionären des Friedens", welches in Zeiten des Krieges veröffentlicht wird, umstritten. Ob kurzfristig ein Frieden erreicht werden kann, halte ich für äußerst fraglich. Nur muss auf lange Sicht ein konsequenter friedenspolitische Weg angestrebt werden, der Weg dahin ist allerdings steinig.

    • @Black & White:

      Jahrelange gemeinsame Manöver der NATO mit Russland haben auch nichts gebracht.

  • Man darf nicht verkennen, dass ein großer Teil der führenden Sozialdemokraten noch mit damals sowjetischer Propaganda sozialisiert wurde, Putin war gerade KGB-Offizier in Deutschland. Und natürlich war es nicht Brandts Entspannungspolitik, sondern das Gleichgewicht des Schreckens, das den Frieden gesichert hat. Putin hat die alte russische Tradition wiederaufleben lassen, seine Nachbarn bei günstig erscheinender Gelegenheit zu überfallen. Ein Erfolg mit seinem Überfall auf die Ukraine würde für ihn die Gelegenheit für einen Überfall auf das Baltikum jedenfalls günstiger erscheinen lassen.

    • @Rene Meinhardt:

      Dass das Gleichgewicht des Schreckens uns mehrfach kurz vor die totale Zerstörung durch einen Atomkrieg gebracht hat scheint Ihnen keine Sorgen zu bereiten.

  • Je mehr man über dieses Pamphlet der Russlandfreunde aus der SPD nachdenkt und je mehr man dann noch über die Reise vom Herrn Stegner und anderen nach Baku liest, desto unglaublicher wird das alles.

    Da treffen sich SPD Mitglieder mit russischen Geheimdienstlern, um die putinschen Narrative zu platzieren und die besagten SPDler machen das prompt.

    Sind diese Menschen eigentlich von allen guten Geistern verlassen? Hat sich noch nicht herumgesprochen, dass Putin komplett auf Krieg umgeschwenkt hat und Hunderttausende Soldaten mobilisiert.

    Glauben die SPDler tatsächlich, dass man mit einem Mann, der zu den selbst vorgeschlagenen Verhandlungen nicht erscheint, irgendwie verhandeln kann?

    Glauben diese Menschen wirklich, also wirklich, dass Putin sie als Verhandlungspartner sieht? Glauben sie das allen Ernstes wirklich?

  • Ach was, sich Russland unterzuordnen hat für alle Länder bisher super funktioniert... ausser natürlich Moldawien (Transnistrien), Georgien (Abchasien, Südossetien) und Armenien (Arzach).

    Aber ab jetzt funktionierts bestimmt! :)

    • @Claudio M.:

      Die Handlungsoptionen auf "besiegen und zerstören" oder "sich unterordnen" zu reduzieren, hilft niemandem weiter. Genau das führt nämlich unweigerlich zu Krieg, wenn man damit nicht irgendwann aufhört.

      • @Mustardman:

        Wer hat gesagt, dass Russland "zerstört" werden muss? Ich habe noch nicht einmal von der Ukraine gehört, dass sie dieses Ziel verfolgt!

        Bitte beenden Sie meine Unwissenheit, indem Sie eine Quelle für diese Aussage nachreichen.

      • @Mustardman:

        Was soll eigentlich Ihrer Ansicht nach Russland tun?

        Wieso sollen ausgerechnet wir, denen das hochaggressive Russland faktisch den Krieg erklärt hat, irgendwas tun?



        Wo bleibt denn nur das geringste Zeichen guten Willens aus Moskau?

      • @Mustardman:

        "Besiegen und zerstören" haben Sie sich ausgedacht. Niemand fordert, Russland zu zerstören, obwohl Russland permanent damit droht, uns zu zerstören.

    • @Claudio M.:

      Na ja, unter seinen vielen Nachbarn gibt es immerhin drei, die Russland/die Sowjetunion noch nie überfallen oder in einen Konflikt hineingezogen hat: Nordkorea, Norwegen und die Mongolei.

    • @Claudio M.:

      Und wenn man dann statt 3 oder 5% der Wirtschaftskraft in die eigene Verteidigung zu investieren zukünftig über diktierte Verrechnungspreise 10% oder mehr an den großen Bruder im wie-auch-immer-genannnten Wirtschaftsraum abführt, wie im ehemaligen Ostblock, dann prosperieren alle, und es bricht der Weltfrieden aus!

      • @TheBox:

        Sorry, falscher Adressat.

      • @TheBox:

        Eine glaubwürdige Abschreckung ist Voraussetzung dafür, dass Russland nach der Ukraine nicht im Baltikum weitermacht. Ihr Zynismus ändert daran nichts.

  • Das Schlimme ist, dass ich die russische Einschätzung zu Artikel 5 teile. Und das nicht nur wegen der politischen Situation in Ungarn und der Slowakei. Sollte Russland sich die baltischen Staate einverleiben, gäbe in in Deutschland mit den Sitzen der üblichen Verdächtigen der AfD, dem BSW und großen Teilen der Linken plus einer dann völlig paralysierten SPD keine Mehrheit für die notwendigen parlamentarische Beschlüsse zur Erfüllung der Bündnisverpflichtung mehr. Aber Stegner und Wagenknecht wären natürlich weiterhin höchst zuversichtlich, dass man auch nach der Besetzung zu einer echten diplomatischen Friedensinitiative kommen kann.