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Queere und der Nahost-KonfliktSolidarität, wo auch immer

Kommentar von Jannik Grimmbacher

Über Queere, die sich mit der Zivilbevölkerung im Gazastreifen solidarisieren, ergießt sich Häme. Doch jede Person sollte ihre Meinung äußern dürfen.

Aktivisten bei einer Performance „Queers for Palestine“, Berlin Foto: Carsten Koall/dpa

D ie Häme, die sich über queere Menschen ergießt, wenn sie sich mit der Zivilbevölkerung im Gazastreifen solidarisieren, ist eine Schande. Im Nachklang der inter­nationalistischen Pride-Parade in Berlin, bei der es unter anderem die Demo­blöcke Queers for Palestine und Jewish Bloc gab, lassen sich Zeitungen in schadenfrohen Artikeln über den angeblichen Widerspruch zwischen queerer Identität und dem Engagement gegen den Nahostkonflikt aus.

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu bewegten propalästinensische Demos bei seinem Besuch in Washington sogar, den Spruch „Gays for Palestine“ mit „Chicken for KFC“ gleichzusetzen. Teile des US-Senats klatschten dafür Beifall. Natürlich ist der Gazastreifen kein sicherer Ort für queere Menschen. Doch wenn sie für Palästina auf die Straße gehen, heißt das nicht, dass sie dort leben wollen, sondern dass sie die Sichtbarkeit, die sie beispielsweise am CSD genießen, nutzen, um auf das Massensterben im Gazastreifen hinzuweisen.

Die Zahl der Toten liegt mittlerweile bei knapp 40.000, über die Hälfte der bislang identifizierten Leichen waren Frauen und Kinder. Ein Ende dieser grausamen Tragödie ist nicht abzusehen. Das sollte niemanden kalt lassen. Egal ob queer, nicht- oder anti-queer. Queeren Menschen das Recht abzusprechen, sich kritisch zum Nahostkonflikt zu positionieren, ist genauso absurd, als würde man sagen, Queere dürfen sich nicht für soziale Gerechtigkeit einsetzen.

Oder generell jeder marginalisierten Gruppe zu verbieten, Solidarität für eine andere marginalisierte Gruppe auszusprechen. Das Schlimmste daran ist die absolute Pietätlosigkeit und Schadenfreude. In Gedankenexperimenten werden schwule oder transsexuelle Menschen nach Gaza geschickt. Den Gipfel bildet Netanjahus Aussage selbst. „Chicken“ werden für KFC geschlachtet. Die Aussage impliziert, dass Schwule im Gaza­streifen getötet werden. Netanjahu sollte noch mal nachschlagen, wer gerade für den Tod Zehntausender Menschen dort verantwortlich ist.

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71 Kommentare

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    Die Moderation

  • Machen wir uns doch mal ehrlich: diese ganzen Solidaritätsbekundungen und dieses ganze Partei ergreife verschiedener Gruppen aus den USA und Europa für eine der beiden Seiten bringt genau garnichts. Es interessiert weder die Hamas noch Israel was hier irgendwelche Gruppen von sich geben und es hat auch keinen Einfluss auf die Situation, hier kann nur von Seiten der Politik Druck aufgebaut werden und auch dieser Einfluss ist beschränkt.....reicht es nicht dass dort unten Krieg und Gewalt herrscht, müssen wir uns deswegen jetzt auch alle gegenseitig bekämpfen? ständig dieses "aber die Hamas hat ja...." aber Israel hat ja.....", als ob das irgendwelche Gräueltaten rechtfertigen würde

  • „Chicken for KFC“

    Netanjahu sollte mal auf den rechten Flügel seiner Regierung schauen. Da sitzen Minister, die in ihrer Stellung zu LSBTIQ+ nahe an der Hamas sind.

    Im übrigen ist es ein Kennzeichen freier Gesellschaften, dass Meinungen nicht vorgeschrieben werden. Und natürlich dürfen LSBTIQ+ genau so eigene Positionen vertreten, wie alle anderen Menschen.

    PS: Freiheit für Palästina bedeutet nicht, Palästina unter der Hamas. Die Gleichsetzung von Hamas und Palästina ist eine Verdrehung.

  • Es wäre gut, wenn das Thema Antisemitismus, Unterstützung der Hamas jetzt nicht nur an Queers festgemacht würde - angesichts des unendlichen Leids in Gaza hat es ja auch etwas Nobles, gerade nicht die eigenenen Interessen zu vertreten, wenn wan sich für die Menschen dort einsetzt.

    • @ke1ner:

      Danke !!!!!!!!

  • "Den Gipfel bildet Netanjahus Aussage selbst. „Chicken“ werden für KFC geschlachtet. Die Aussage impliziert, dass Schwule im Gaza­streifen getötet werden."



    Und, ist dem so oder nicht?



    Jetzt mal ab von den Kriegstoten, werden/wurden Schwule im Gazastreifen getötet, weil sie schwul sind?



    Die Antwort ist ja. Insofern ist die angeprangerte Implikation von Netanjahus schlicht Fakt. Und für diese Erkenntnis muss ich Netanjahu nicht mal mögen.

    • @Encantado:

      "Jetzt mal ab von den Kriegstoten, ..."

      Man stirbt im Gaza als Schwuler vor allem durch israelische Bomben weil man Palästinenser ist. Aber vielleicht ist selbst dass egal. Man stirbt dort als Mensch, weil man im Weg ist. Das Menschenleben hat bei den israelischen Bombardierungen keinen Wert mehr.

  • "Netanjahu sollte noch mal nachschlagen, wer gerade für den Tod Zehntausender Menschen dort verantwortlich ist."



    Nein das sollte der Autor dieses Artikels, denn die Antwort lautet klipp und klar die Hamas.



    Es ist diese ewige Täter-Opfer-Umkehr im linken Milieu wenn es um Israel geht 🙄



    Israel wird seit Jahrzehnten von der Hamas permanent angegriffen. Was glaubt denn der Autor warum Israel seinen Iron Dome hat? Diesen weltweit fortschrittlichsten Raketenabwehrschild der wahnwitzige Summen an Geld bisher verschlungen hat und ohne Milliardenhilfen der USA für Israel nicht zu finanzieren wäre...



    Die zivilen Opfer im Gazastreifen sind furchtbar - gleichwohl darf man nie vergessen das es GENAU DIESE Menschen waren, die jubelnd durch die Straßen tanzten als die Hamas ihren blutigen Massenmord in Isreal begangen haben.



    Diese Menschlichkeit die sie jetzt von Israel einfordern hätten sie mal zeigen sollen als die Hamas diesen Wahnsinn begonnen hat - denn machen wir uns nichts vor, ohne tatkräftige Mithilfe der Zivilbevölkerung könnte die Hamas ihr bestialisches Treiben nicht praktizieren. Die Hamas operiert grundsätzlich aus zivilen Gebäuden heraus, versteckt sich unter Krankenhäuser, etc

    • @Farang:

      "gleichwohl darf man nie vergessen das es GENAU DIESE Menschen waren, die jubelnd durch die Straßen tanzten als die Hamas ihren blutigen Massenmord in Isreal begangen haben."

      Das stimmt schlicht nicht. Drei Viertel der Bevölkerung waren negatib zur Hamas eingestellt vor dem Hamas Terror.

      Das Bild vom kriegslüsternden Palästinenser ist wie in jedem Krieg ein Meme der Angreifer.

      Das macht die Hamas so und das machen die Apologeten der israelischen Tötungen der Zivilbevölkerung genau so.

    • @Farang:

      Dem ist nichts hinzuzufügen.

  • "queers for palastine" würde jeder Mensch für Persiflage halten oder für einen Ausschnitt aus einem Monty Python Film. Dass das ernst gemeint ist und auch noch von anderen queers bejubelt wird, zeigt, dass Dummheit tatsächlich grenzenlos ist und auch nicht vor queers oder anderen Randgruppen halt macht.

  • Das ist keine Häme, sondern ratloses Unverständnis, mit welchen Schlächtern und Menschenverächtern sich bedrohte und marginalisierte Gruppen neuerdings bevorzugt solidarisieren. Das ist ein Unterschied.

    • @tazziragazzi:

      DIE Palästinenser sind Schlächter und Menschenverächter? Vergreifen Sie sich da micht in der Wortwahl?

      • @Francesco:

        Das ist eben so ein Ding mit der Wahrnehmung von Labels: Da geht ein Premierminister von fragwürdiger Charakterstärke hin und verhöhnt ganz speziell Menschen, die unter dem generellen Label "Queers for Palestine" Israel zum Teufel wünschen, der tödlich queerfeindlichen Hamas das Wort reden und deren Taten verharmlosen oder ignorieren. Daraufhin schreien Alle auf, die sich zwar nicht mit der Hamas solidarisieren, aber auch das Label in Anspruch nehmen, münzen den Rant des Premierministers (und Alles was auch sonst noch wer über die Hamas-Solidarisierer sagt) auf sich und ihre Solidarität mit der geschundenen Zivilbevölkerung (bzw. was jemand über die Hamas und ihre Hilfstruppen in Gaza sagt, auf die gesamte Bevölkerung).

        Im Marketing spricht man bei solchen Aussagekonflikten von "Markenverwässerung", und es wird grundsätzlich als Bringschuld des Verwenders eines Labels gesehen, sie zu verhindern. Dazu sind aber offenbar die "Queers for Palestine" nicht bereit. Sie erwarten augenscheinlich vom Publikum, dass es ihr Label so sieht, wie sie es gesehen haben wollen.

        Muss ich erwähnen, dass die Sichtweise der Marketingexperten die praxisnähere ist?

      • @Francesco:

        Mit den Schlächtern und Menschenverächtern hat der Kommentator die Hamas gemeint, eine Pauschalisierung ist im Kommentar nicht vorhanden.

  • "Die Aussage impliziert, dass Schwule im Gaza­streifen getötet werden." Ja, völlig korrekt. Ich sehe hier auch keine These zum Gegenteil.



    Und selbstredend können auch queere Menschen Empathie für Zivilisten in Gaza aufbringen; niemand behauptet das Gegenteil. Es wirkt nur etwas merkwürdig, dies speziell unter der Gruppenidentität "queer" zu tun. Jede queere Person ist ja auch ganz normaler Bürger eines Landes. Oder Student. Oder Rentner. Spielt keine Rolle. Aber würden die selben Schilder vor Ort im Gaza Streifen gehisst werden, könnte man guten Gewissens davon ausgehen, dass die Schildträger gelyncht werden.

    • @Ashenvale:

      das trifft den Nagel auf den Kopf.

  • "Netanjahu sollte noch mal nachschlagen, wer gerade für den Tod Zehntausender Menschen dort verantwortlich ist."



    Ich hab's nachgeschlagen: Die Terrororganisation Hamas ist dafür verantwortlich.

    • @Jakob Maximilian:

      Verantwortlich ist der am Abzug.

  • Es liegt einfach an der vollkommen durchpolarisierten Debatte, zumindest in sich irgendwie als "links" oder "progressiv" verstehenden Kreisen. Wer sich mit Palästina solidarisiert ist dem entsprechenden Framing nach automatisch für die Hamas, und wer sich mit Israel solidarisiert, ist automatisch für das In-Schutt-und-Asche legen Gazas. Differenzierte Stimmen gibt es kaum, und wenn doch, kommen sie mangels Schrillheit kaum zum Tragen bzw. werden von beiden Seiten zerfleischt. Die politische Linke in Deutschland sollte sich einfach selbst verbuddeln...

  • „Netanjahu sollte noch mal nachschlagen, wer gerade für den Tod Zehntausender Menschen dort verantwortlich ist.“

    In diesem Satz ist die problematische Logik des Artikels noch mal pointiert zusammengefasst. Ich vermute mal, dass Jannik Grimmbacher tatsächlich nicht sieht, dass jede halbwegs akzeptable Antwort auf diese Frage an irgendeiner Stelle das Wort „Hamas“ enthalten muss.



    Nicht nur hat die Hamas die Eskalation mit dem Pogrom vom 7. Oktober ausgelöst, sie versteckt sich auch noch inmitten der Zivilbevölkerung, um Zeitungsartikel zu evozieren, die Israel einseitig die Schuld an den toten Zivilisten zuschreiben. Dass man einfach die Geiseln freilassen könnte, wird dabei ebenfalls komplett ignoriert.



    Diese völlig einseitige Zurechnung der Verantwortung, die man in großen Teilen der Linken findet, ist so schon erschreckend genug. Wenn sich allerdings queers, die in Gaza von der Hamas verfolgt würden, mit jener Terrorgruppe solidarisieren, ist das einfach nur noch absurd. Und eben das hat Jan Feddersen mit Recht kritisiert. Dieses Problem wird hier einfach umschifft, indem der Autor suggeriert es ginge lediglich darum „sich kritisch zum Nahostkonflikt zu positionieren“.

    • @Taugenichts:

      "Jetzt mal ab von den Kriegstoten, werden/wurden Schwule im Gazastreifen getötet, weil sie schwul sind?"



      Im Gazastreifen galt hingegen Abschnitt 152(2) der Verordnung 74 des Strafgesetzbuches aus britischer Mandatszeit von 1936, der für einvernehmliche homosexuelle Handlungen eine Strafe von bis zu zehn Jahren Haft vorsah.



      www.amnesty.de/inf...rt/palaestina-2020

  • Wenn quere Menschen, wie Judith Butler, die Hamas als Befreiungsorganisation bezeichnen, dann darf man schon am logischen Denkvermögen dieser Personen zweifeln.

    • @Ignaz Wrobel:

      Das Denken ist eben über das schnöde logisch hinausgewachsen und beim ideologisch angekommen.

  • Anders als der Autor behauptet, hat NIEMAND den Queers "verboten", oder "das Recht abgesprochen", sich zu äußern.



    Die schlichte Wahrheit ist, dass es in einer Demokratie jedem freisteht, sich zu Aktionen / Verhalten von anderen zu äußern. Ob es sich dabei um Pegida, die selbsternannten "Querdenker" oder Queers handelt, ist dabei völlig irrelevant.

  • "Die Aussage impliziert, dass Schwule im Gaza­streifen getötet werden."

    Den Satz verstehe ich nicht. Will der Autor sagen, dass es nicht so ist?

  • "... wenn sie sich mit der Zivilbevölkerung im Gazastreifen solidarisieren, ist eine Schande."

    Häme ist meiner Meinung nach unschön und unangemessen. Mich macht deren Parteinahme eher ratlos und traurig.



    Ich hätte so gerne gesehen, dass sich diese Menschen mit den Geiseln solidarisieren.

    Weshalb niemand (?) auf seine Plakate unter oder über "Palästina free" noch "Hostages free" dazu schreibt oder "Palästina and hostages free", wundert mich ohnehin. Das ist aus meiner Sicht so naheliegend, dass es wohl Absicht ist, es nicht zu tun.

    • @*Sabine*:

      Bei jeder Demo, bei der ich Menschen aus der queeren oder linken Community, Pali Fahnen und Pali Tücher habe schwenken oder tragen sehen, habe ich freundlich gefragt, ob sie hier für Palästina demonstrieren und wenn das bejaht wurde, wo denn die Plakate für die Freilassung der israelischen Geiseln sind, die könnte ich gar nicht entdecken. JEDESMAL wurde ich daraufhin beschimpft und bedroht. Lässt sich festhalten: um Menschlichkeit geht diesen Leuten nicht. Dass sie selbst als Linke oder Queere im Gazastreifen ebenfalls von der Hamas oder auch von der palästinensischen Zivilbevölkerung umgebracht werden würden, scheint sie nicht zu stören. Das ist wahrscheinlich zu viel Realität in der Antiimp-Blase. Mit solchen Feinheiten des eigenen Überlebens kann man sich da nicht beschäftigen. Und schon gar nicht mit den abgeschlachteten linken Kibbuzim oder Holocaust-Überlebenden, das sind ja alles Zionisten, die bekämpft werden müssen. Obwohl diese Kibbuzim sich stets für den Frieden eingesetzt haben, bejubelt man ihren Tod und brüllt die Parolen der Hamas. Und da soll man als linker queerer Mensch keinen Brechreiz bekommen? Sorry, Freunde, den Gegenwind habt ihr euch redlich verdient.

    • @*Sabine*:

      Letzter Absatz: Stimmt, ich bin aber sicher das auch das im Interesse dieser Menschen ist und wir können ja hier leider nicht alle Plakate sehen.



      Die Menschen die dort protestieren wollen ja auch einen Ende des Krieges, was ja auch mit der Freilassung der Geiseln verbunden wäre.



      Diesen Menschen zu unterstellen, sie seien auf der Straße um eine Terrororganisation zu unterstützen ist widerlich.



      Wenn ich nochmal darauf hinweisen darf: ich bin kein "Hamasunterstützer". Ich bin auf der Seite von den Zivilisten auf BEIDEN Seiten. Frieden kann es nur geben, wenn auch den Palästinensern Rechte zugesprochen werden. Nur so können auch jüdische Menschen dort in Frieden leben. Die Menschen. die das ablehnen nenne ich antisemitisch, denn sie verhindern auch den Frieden der jüdischen Menschen.



      Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie diese dritte Variante (auf der Seite der Zivilisten) zukünftig in Ihre Kommentare mit einbeziehen.

      • @Des247:

        Sicher unterstützen nicht alle der Demonstranten die Hamas. Aber sie lassen die relevanten Teile der Demonstrationen gewähren, die Hamas-Dreiecke zeigen und antisemitische Parolen brüllen. Das können Sie in Berlin jeden Tag erleben:



        www.youtube.com/c/J%C3%BCdischesForum

        Und auf der Demonstration in Washington gegen Netanjahu wurden auf ein zentrales Denkmal groß die Parolen "Hamas is coming" und "AZAB" (All Zionists are bastards) geschrieben.

      • @Des247:

        „Wenn ich nochmal darauf hinweisen darf: (…) Frieden kann es nur geben…“

        Wenn ich nochmal darauf hinweisen darf:

        Dass es gerade in Gaza keinen Frieden gibt, liegt am schlimmsten Pogrom an jüdischen Menschen seit der Shoah, und das ist ganz allein die Schuld der Hamas.

    • @*Sabine*:

      Danke, damit haben Sie alles wesentliche gesagt!!

  • Danke.

  • Klar darf jeder seine Meinung sagen - er muss dann halt auch den Gegenwind aushalten. Dummheit darf schon kritisiert werden.

    • @Lars Sommer:

      Gegenwind ja. Aber nicht Beschimpfung und Häme.

      • @Francesco:

        Beschimpfungen und Häme sind seid dem 7. 10. 23 von der propalestinensischen Seite massiv geäußert worden, habe ich selbst in sozialen Netzwerken erlebt. Die Debatte zum Thema Nahostkonflikt ist allerdings bereits seit Jahren in der Linken vergiftet.

    • @Lars Sommer:

      Macht er doch?

  • Wieder die gute alte passiv-aggressive Gleichsetzung von Meinungsfreiheit mit Widerredefreiheit. Zum Mitschreiben: JEDER hat das Recht, Blödsinn zu verzapfen. Es ist kein Redeverbot, wenn jemand ihn (hämisch oder wie auch immer) darauf hinweist, dass es Blödsinn ist.

    Und wenn sich diejenigen "Queers for Palestine", die aus welchen Gründen auch immer meinen, ihre Solidarität durch radikalislamistische und/oder terroristische Symbolik kommunizieren zu müssen, widerspruchslos von Jenen in ihre Reihen aufgenommen werden, die da vielleicht etwas geschickter differenzieren, dann GIBT es eben Widerrede. Netanjahu braucht solche Munition, wie die Hamas tote Frauen und Kinder (egal auf welcher Seite) braucht. Wenn man ihm wirklich das Handwerk legen will, sollte man aufhören, sie so brav zu liefern.

    • @Normalo:

      Wo ist z.B die Symbolik des roten Dreiecks definiert. Hier in der taz geisterten zu Beginn der Debatte darum Interpretationen herum, die behaupten, dass man damit auf die roten Dreiecke der Nazis Bezug nehmen würde.

      Soll heißen. Man kann nicht immer wilden Interpretationen hinterherlaufen. Die kommen immer und sind im populistischen Diskurs auch beabsichtigt (wer keine Argumente mehr hat benutzt Unterstellungen)

      Leider gehen den Populistischen noch viel zu viele auf den Leim.



      Das lenkt ab vom Wesentlichen.

      Wenn jemand mit dem roten Dreieck auf die zehntausende an Zivilisten hinweisen will, die durch die israelischen Angriffe umgekommen sind, dann respektiere ich das genauso wie jede Aktion, die der Opfer der Hamas gedenkt.

      Die Forderung, dass Gedenken mittels Symbolen sein zu lassen ist mir völlig verständlich.

    • @Normalo:

      👍👍👍👍👍

    • @Normalo:

      Vielen Dank für diese offensichtlich immer wieder nötige Klarstellung.

  • Empathie mit den Palästinensern ist ja grundsätzlich vollkommen in Ordnung.

    Es geht aber schon um das WIE. Und wenn Sympathie mit Terroristen bekundet wird oder diese zumindest verharmlost werden, wenn naives Schwarz-Weiß-Denken an den Tag gelegt wird, Grenzen zum Antisemitismus überschritten werden und Andersdenkende bedroht werden usw. - dann kann man das kritisieren.

    • @gyakusou:

      Gilt das auch, wenn die Gewalt der israelischen Streitkräfte verharmlost wird? Wenn den Palästinensern pauschal ihre Menschlichkeit abgesprochen wird? Wenn ihnen ihr Selbstbestimmungsrecht abgesprochen wird?

      • @Francesco:

        Niemand tut das in Deutschland. Aber die Palästinenser in Gaza haben ihr Selbstbestimmungsrecht dazu benutzt, um 2006 Hamas zu wählen. Die Konsequenzen daraus waren schon damals absehbar. Dummheit wird immer bestraft, Niedertracht nur selten.

  • Das ist inzwischen der X-te Beitrag dazu. Alles nur Berliner Blase, interessiert außerhalb keine Sau.

    In Richtung des Autors bzw. der TAZ frage ich mich, ob es nicht andere, wichtigere oder interessantere Themen in der Stadt gibt. Man muss nicht jeden Käse kommentieren.

  • Widersprüche im Denken der anderen bieten immer eine günstige Gelegenheit, sich über die anderen zu erheben und die eigene Stringenz von Denken und Argumentation herauszustellen. Das ist einfach.



    Schwierig ist, den anderen die Konsequenzen ihrer Widersprüche vor Augen zu führen und sie dazu zu bewegen, nicht dabei stehen zu bleiben, sondern weiter- und darüber hinauszudenken.



    Noch schwieriger ist, dies nicht vom hohen Ross der ethischen / kognitiven / ideologischen etc. Überlegenheit zu tun, sondern auf Augenhöhe.



    Denn: am allerschwierigsten ist, die eigenen Widersprüche zu erkennen und -- Schritt für Schritt -- darüber hinauszuwachsen.

    • @mats:

      Da sagense was.



      Extrem schwierig ist es weiterhin, sich nicht von der eigenen Wut, Frustration und Verängstigung fernsteuern zu lassen.

  • "Doch jede Person sollte ihre Meinung äußern dürfen."

    Richtig. Und gleichzeitig muss man damit rechnen, dass darauf mit einer entgegengesetzten Meinung reagiert wird.

  • „Oder generell jeder marginalisierten Gruppe zu verbieten, Solidarität für eine andere marginalisierte Gruppe auszusprechen.“

    Sorry, als Angehöriger einer marginalisierten Gruppe nehme ich mir heraus, die Angehörigen derselben Gruppe zu hinterfragen, wenn sie so tun, als seien sie nicht trotz, sondern WEIL ihres Merkmales für eine Organisation, die sie WEGEN dieses Merkmales verfolgen und umbringen würde.

    Denn nichts anderes impliziert „Queers for Palestine“: sie seien für Palästina, WEIL sie queer sind. Und das ist absurd, Punkt. Das mag in irgendwelchen abstrakten Theoriegebäuden hinkommen, im wahren Leben ist es absurd.

    Sie können gerne sagen, dass sie sich einfach als Menschen solidarisieren. Aber wenn sie so tun, als seien sie gerade als Queers ganz besonders verpflichtet dazu, dann möchte ich eine Erklärung verlangen und meine Meinung sagen dürfen. Denn ich sehe mich als queerer Mensch nun mal außerstande, „Yallah Intifada!“ zu brüllen, rote Dreiecke zu tragen und so zu tun, als sei das Problem palästinensischer LGBT-Verfolgung die Schuld Israels.

    • @Suryo:

      "... so zu tun, als sei das Problem palästinensischer LGBT-Verfolgung die Schuld Israels."

      Wo, wann & wie?

      Ich denke, sie tun so.

    • @Suryo:

      Sorry, das weil sollte natürlich wegen heißen.

  • Sorry, aber der Autor schreibt am Thema vorbei. Natürlich dürfen sich queere Menschen wie alle Menschen sonst solidarisch mit der Zivilbevölkerung in Gaza zeigen; niemand hat irgendwo etwas Gegenteiliges behauptet außer dem Autor selbst. Aber auch für queere Menschen gilt wie für alle anderen auch, dass sie sich daran messen lassen in welcher Form sie es tun. Marschieren sie bei Veranstaltungen die von hamasnahen Organisationen veranstaltet werden und bei denen in erster Linie Israel und den Juden das Existenzrecht abgesprochen wird, dann diskreditieren sie sich vollkommen und und müssen sich zurecht diese Vorhaltungen anhören da sie offensichtlich jeden moralischen Kompass verloren haben.

  • Es ist typisch für die Taz in wenigen Tagen zwei konträre Artikel zu einem Thema zu schreiben. Das kann man unter Meinungsvielfalt verstehen, oder aber auch als Meinungs“Gefälligkeit“.



    Der Preis ist - insbesondere in diesem Fall - die Glaubwürdigkeit.

    • @1Pythagoras:

      "Meinungs“Gefälligkeit“. Nennen es nur die, die Meinungpluralität nicht ertragen können

      Danke taz für Meinungsvielfalt und kritisches Denken

    • @1Pythagoras:

      Hilfreich für Lesende sind durchaus die Kategorien, die die taz bereitwillig obendrüber schreibt, so wie hier "Kommentar". Oh, da bekundet also einer aus der Redaktion seine Meinung zu einem Thema, morgen dann eine andere, sowas ist halt auch ein Zeichen freier Presse. Gelegentlich, hab ich mir sagen lassen, gönnen Redaktionen sich sogar Gastkommentare, die völlig quer zur groben Blattlinie liegen, einfach um der Diskussion willen. Sachen gibt's da, die gibt es in "alternativen Medien" gar nicht, ach sach bloß!

      P.S. So n rechtwinkliges Dreieck lässt sich auch besser berechnen, wenn man es von verschiedenen Katheten aus betrachtet ;)

    • @1Pythagoras:

      Tja, und jetzt sitzt du da und weißt nicht, was du denken sollst? Ich selber finde gerade diesen offenen/öffentlichen Meuinungsstreit toll.

    • @1Pythagoras:

      Dass unterschiedliche Journalisten unterschiedliche Meinungen haben können überfordert Sie offenbar.

      Eine Zeitung muss einem nicht die richtige Meinung vorkauen...dafür gibt es Parteiblätter.

    • @1Pythagoras:

      Sie hielten also ein ideologisch stringent gefärbtes Einpeitscherblatt mit null Platz für die Gegenmeinung bzw. deren Argumente für "glaubwürdiger"?

      Interessanter Standpunkt. Ich dachte, das wäre eher die Domäne von Trump & Co....

    • @1Pythagoras:

      Sehen Sie, für mich macht das gerade guten Journalismus aus.

      Ich möchte informiert werden, meine Meinung bilde ich mir selbst.

      Gerne auch anhand entgegengesetzter Kommentare.

      Für mein Dafürhalten tendiert die Taz manchmal noch zu sehr zum Meinungsvorkauen.

      Zeitungen, die sich im betreuten Denken probieren, nerven mich an.

    • @1Pythagoras:

      Eine Tageszeitung ist kein Parteiblatt, das sich durch Linientreue auszeichnen muss; es ist - nicht nur in der taz - üblich, dass gerade zu kontroversen Themen verschiedene Meinungen veröffentlicht werden. Das spricht für die taz und ehrlich gesagt schadet es auch denen, die sich schon festgelegt haben, nicht, sich auch einmal die Gegenposition anzuhören.

      • @O.F.:

        Danke Auf den Punkt

      • @O.F.:

        Dito und Danke!

    • @1Pythagoras:

      Ich finde das sehr gut.

  • Ich glaube kaum, dass Schilder wie "Flintifada" oder das benutzen von Zeichen der Hamas wie das rote Dreieck auf die leidende Bevölkerung im Gazastreifen hinweisen wollen.



    "Natürlich ist der Gazastreifen kein sicherer Ort für queere Menschen. Doch wenn sie für Palästina auf die Straße gehen, heißt das nicht, dass sie dort leben wollen"



    Wollen sie wegen der Hamas dort nicht leben?



    "Queeren Menschen das Recht abzusprechen, sich kritisch zum Nahostkonflikt zu positionieren"



    Tut doch keiner, aber wer mit derart markigen Parolen demonstriert darf sich auch gerne ein paar Fragen stellen lassen. Kritik an einer geäußerten Position zu äußern bedeutet nicht, jemandem das Wort zu verbieten. Diese Umdeutung scheint mir auf etwas polemische Art ablenken zu wollen.

  • Ja, Netanjahus Joke impliziert, dass Schwule im Gazastreifen von der Hamas getötet werden.

    Deshalb ist die Solidarität so absurd.

    • @rero:

      Nein, deshalb ist der Joke absurd.

      • @Francesco:

        Humor ist immer Geschmackssache.

        Ich habe im Familienkreis jemanden, der Stolz darauf ist, Nazi zu sein und wegen seiner Behinderung unter den Nazis vermutlich euthanasiert worden wäre.

        Dieser Joke ist exakt mein Humor.

        Das Sein bestimmt eben auch den Humor.

  • Es ist sicher nicht die Solidarisierung mit unschuldigen Opfern, die übel aufstösst, sondern die teils offene Solidarisierung mit der Hamas und ihre Taten. Und die ist tatsächlich für Queere mehr als nur ein Widerspruch.

  • Würden sich die Queeren einfach für den Schutz und das Leben der Zivilisten in Gaza einsetzen, kein Problem.

    So einfach ist es aber leider nicht. Die positiven Bezugnahmen zur Hamas in Wort und Bild sind nicht zu übersehen. Ja, sogar in Österreich. Ein Demonstrant trägt das Hamas-Dreieck auf der nackten Brust versehen mit den Buchstaben "qaf", also dem Namen der Kassam-Brigaden. Auf so etwas muss man ja erstmal kommen.

    www.derstandard.at...-der-pride-in-wien

    Israelsolidarische Queers werden, wie bei der Spendenparty im Möbel Olfe in Kreuzberg bedrängt und bedroht. Das konnte man auch in dieser Zeitung lesen.

    Ihre Ikone, Judith Butler sagte es »Karikatur, dass Frauen, Schwule, Lesben und trans Menschen in Palästina nicht frei und offen leben«. Und machte sich so selbst zur Karikatur.

    Eine scharfe und gründliche Analyse dieser "Solidarität" hat Dirk Saathoff in der Jungele World vorgenommen:

    jungle.world/artik...-stockholm-syndrom

    • @Jim Hawkins:

      Es gibt in "Queers for Palestine" auch andere Stimmen.



      www.them.us/story/...estine-saed-atshan



      Etwas weniger Skandalisierung und mehr Differenzierung würde der Sache gut tun.

      • @mats:

        Jetzt habe ich also die eine andere Stimme vernommen.

        Mit etwas Gehirnakrobatik bekommt man natürlich den Zusammenhang von Antiimperialismus, der ja für sich schon ein Problem darstellt, mit dem Kampf um die Rechte queeren Lebens zusammen.

        Die Straße denkt nicht so kompliziert. Sie schreit ihren Hass einfach heraus.