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Putin und der UkrainekonfliktNerven wie ein Mungo

Kommentar von Inna Hartwich

Was Russlands Präsident will, weiß niemand genau. In seinem Taktieren aber orientiert er sich erkennbar an seinem Lieblingsautor Rudyard Kipling.

Was er will, weiß niemand genau: Der russische Präsident Putin Foto: Sergei Karpukhin/Itar-Tass/imago

B etrachten wir es mal literarisch und nehmen Rudyard Kiplings „Dschungelbuch“ zur Hand. Der Nobelpreisträger war auch ein Meister des Imperialismus – keine sehr moderne Lektüre. Und doch lohnt ein Blick in die Erzählungen des Briten, der über Mogli, Baghira und Balu schrieb. Denn hier lässt sich etwas lernen über einen anderen Meister des Imperialismus: Wladimir Putin.

Was er will, weiß niemand genau. Sicher ist, dass er bewusst mit dem Feuer spielt und seine Erpressungsversuche gegen den Westen nicht so schnell aufgeben wird. Auf Signale der Entspannung folgen umso schärfere Forderungen an die USA und die Nato. Raketenstarts wechseln sich mit Diplomatie ab. Putin telefoniert mit Frankreichs Präsidenten und dem deutschen Kanzler – beide hatte er durch vermeintliche Zusagen der Deeskalation schon letzte Woche gefoppt.

Moskau testet buchstäblich die Grenzen aus, auf Kosten der Ukraine. Eine zynische Inszenierung. Putin geht es um reine Geopolitik, bei der der eigene Machtanspruch zur Not auch mit militärischen Mitteln durchgesetzt wird. Wladislaw Surkow, Putins einstiger Chefunterhändler beim Minsker Abkommen, auf dem der Kremlherr in diesen Tagen so sehr beharrt, schreibt in einem scharfen Kommentar, dass Russland die Schmach, die dem Land im Diktat-Frieden von Brest-Litowsk durch das deutsche Kaiserreich zugefügt worden sei, nicht hinnehmen werde. In diesen Grenzen zu bleiben, sei obszön. Surkow spricht von angewandter Geopolitik, Putin betreibt sie. Und da wären wir wieder bei Kipling.

Putin zählt den Briten zu seinen Lieblingsautoren und zitiert gern aus seinen Stücken, vor allem, wenn er seinen vermeintlichen Gegner lächerlich machen will. Die USA sind für ihn Shir Khan, der Tiger, um den Europa scharwenzelt wie die Hyänen. Durch Kiplings Roman „Kim“ fand der Begriff „Great Game“, der den historischen Konflikt zwischen Großbritannien und Russland um die Vorherrschaft in Zentralasien beschreibt, größere Verbreitung. Mit seinen Plänen einer neuen Sicherheitsarchitektur in Europa betreibt Moskau eine Art New Great Game.

Auch die jüngste Operation in der Ostukraine trägt angeblich einen Namen, die auf Kiplings Erzählung verweist: „Der Wurf des Mungos“. Der Mungo Rikki-Tikki-Tavi aus dem „Dschungelbuch“ gilt als Beschützer der Menschheit. Der Angriff dieses Raubtiers funktioniert folgendermaßen: Es versucht, die Schlange mit fingierten Attacken erst mürbe zu machen – um sie dann mit einem echten Angriff niederzustrecken. Dieses Spiel mit den Nerven beherrscht auch Putin.

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37 Kommentare

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  • Jetzt fehlt nur noch der Einfluss Wagners: Walkürenritt!

  • Genau.



    Nur das eine, nur eine kleine Bedingung, mehr ist es nicht. Dann ist für immer Frieden.



    Klar, auch die Ukraine müsste wollen, dass Russland über ihre Bündnispartner bestimmt, obwohl sie seit Langem ein unabhängiger Staat ist. Aber hey, ihr wisst ja, wenn sie sich zieren, wollen sie es in Wahrheit auch.

    • @Annette Thomas:

      Es ist natürlich nicht schön, wenn ein großes Land über ein kleineres bestimmen möchte: Ich finde es zum Beispiel blöd, dass die USA uns die Pipeline kaputt sanktionieren, weil mir Gas immer noch lieber als Atom ist: Die Solaruzellen auf meinem Dach reichen leider nicht für Deutschland und im ganzen Städtchen sehe ich leider auch kaum bestückte Dächer :-(

      Du siehst, auf Ironie kann man auch mit Ironie antworten und beides klingt irgendwie richtig ;)

      Die Realität ist aber nunmal, dass kein Staat über alles einfach selbst entscheiden kann - Was würden wir denn sagen, wenn sich diverse Rohstoffnationen dazu entscheiden, einfach ihre fossilen Brennstoffe selber zu verfeuern. Damit kann man eine Wirtschaft auch gut am Laufen halten: Billigenenergie.

      Wir haben die Ukraine jahrelang in ihrer Anti-Minsk Haltung unterstützt. Die führenden Personen dort haben offen erklärt, dass sie das Abkommen nicht umsetzen wollen - Es waren fast 7 Jahre Zeit, ein Autonomiestatut für den Osten zu erarbeiten und dafür mit den Rebellen/Terroristen/Marionetten (ich bin da ganz flexibel) zu verhandeln. Ich höre immer, man soll nicht über die Ukraine reden, sondern auch mit ihr - das gleiche gilt auch für die Separatisten und wurde aber von Kiev kategorisch ausgeschlossen. Die Schuld nur einer Seite zuzuweisen ist falsch.

    • @Annette Thomas:

      "Die Ukraine...seit Langem ein unabhängiger Staat..." (Annette Thomas)



      Die Ukraine erklärte sich am 1. Dezember 1991 für unabhängig. Wenn das für Sie ein längerer Zeitraum ist, dann mag sich das vielleicht aus Ihrem vermutlich jugendlichen Alter erklären. Vor einem historischen Gesamtüberblick stellt sich das eher anders dar.



      Aber egal - Fakt ist halt auch dass diese Unabhängigkeit eher bloß nomineller Natur ist. In Wirklichkeit hängt die Ukraine seit dieser Zeit durchgängig am Tropf der USA und Europas (insbesondere Deutschlands). Unabhängigkeit stelle ich mir irgendwie anders vor.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @LittleRedRooster:

        1917 ist schon lange und dann haben die Russen in den 30'iger Jahren bis zu 7 Millionen Ukrainer umgebracht.



        Da möchte man sicherlich nicht mehr mit einem Vertreter des Regimes zusammenleben, Herr Putin ist gemeint, dass diesen Volkermord organisiert hat.

  • Wenn die NATO und perspektivisch die EU immer nähre an die Grenzen Russlands rückt, dann muss Russland reagieren.

    Da die Ukraine die Handelswege und die Wettbewerbsfähigkeit Russlands massiv beeinflussen kann, dazu noch die strategische Ausgangslage verändert wird, ist es klar, dass Putin versucht, durch einen Konflikt die Ukraine zu 'knacken'.

    Er muss versuchen, die Ukraine von der NATO abzuhalten und er muss privilegierte Beziehungen mit diesem Land haben.

    Alles andere wirkt sich negativ aus und könnte noch ein Präzedenzfall für andere Staaten sein, dass es möglich ist, sich aus Russland zuverabschieden.

    Eigentlich ist Russland dafür gar nicht so aggressiv, aber es geht natürlich nicht, ohne den militärischen Konflikt und vor allem die öffentliche Zuschaustellung der militärischen Fähigkeiten.

    Tatsächlich wäre Russland nicht gut beraten, einzumarschieren oder zu bombardieren. Es ist mehr das Säbelrasseln und der Druck, der Putin nützt und das gelingt ihm auch ganz gut.

    Die Frage ist aber, was er langfristig bewirkt oder erreicht.

    Da sieht es nicht gut aus. Mit dem Ende des Ost-Blocks ist der russische Einfluss geringer geworden, die NATO ist im Osten, zum Beispiel in Polen - und Weißrussland ist nicht gerade ein Vorführmodell für Politik und Wirtschaft. Die wirtschaftliche Schwäche ist denn auch nicht weit und sollte die Ukraine zu einem 'feindlichen' Land werden, dass für den russichen Handel und Transithandel schwierig ist, erzeugt es hohe Kosten und verändert die Terms of Trade Russlands für Jahrzehnte.

    Ähnlich verhält es sich mit dem Export von Gas und Öl, wenn immer mehr Elektrofahrzeuge hergestellt werden, könnte der Preis langfristig niedrig sein und bleiben, dann entfiele noch eine hohe Einahme Putins.

    Insofern ist Geostrategie m.M. das Ziel nur es ist fraglich, ob es so hinhaut.

    Kann Russland seine Interessen so durhsetzen?

    Ich glaube nicht wirklich, momentan zu einem Teil vielleicht.

    • @Andreas_2020:

      Andere ex-Sowjetstaaten ist es in den letzten 30 Jahren gelungen ihre Wirtschaft zu diversifizieren, dass Russland eine von Korruption geplagte Oligarchie geblieben ist deren Ökonomie komplett von Öl und Gas abhängig ist, ist wohl kaum dem Westen anzulasten, sondern dürfte seine Ursache vor allem in innenpolitischen Bedingungen haben.

      • @Ingo Bernable:

        Und wie viele dieser ex-Sowjetstaaten haben massive Unterstützung aus der EU erhalten. Und meines Wissens hat die Ukraine auch nicht den Weg in die Unabhängigkeit geschafft, sondern ist stark abhängig von den EU- und USA-Unterstützungen.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Die Motivation Putins? Als KGB Mann ist er als erstes krankhaft misstrauisch. Zweitens liebt er die Vernebelung.



    Und dann ist ihm durch das Geeiere um Nordstream2 und den Wahlerfolg der Grünen klar geworden, dass das russische Geschäftsmodell gefährdet ist.



    Durch den Einmarsch kommt er aus Lieferverträgen heraus und kann die Rohstoffe nach China liefern, Ehe die Chinesen vollständig auf Kohle, Atom und Erneuerbare umstellen.



    Die Kosten dieser Rocharde kann er nun dem Volk als Kriegskosten verkaufen.

  • "Was Russlands Präsident will, weiß niemand"

    Doch. Es wissen eigentlich alle: Keine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine.

  • "Dieses Spiel mit den Nerven beherrscht auch Putin."



    Fragt sich nur wie lange Europa und USA mitspielen. Aus Spiel wird dann schnell Ernst: Abkopplung russischer Banken von Dollar und Pfund. Ausschluss aus Swift. Das wäre das Ende der russischen Wirtschaft und das Ende Putins. Mal schauen wie stark die Nerven des fachistoiden russischen Diktators sind.

  • Ja, stimmt soweit. Aber ersetze bei Geopolitik Macht durch Sicherheitsinteressen, dann wird es richtiger.



    So lange die NATO die Mitgliedschaft der Ukraine nicht ausschließt- übrigens eine Idee von Bush junior- wird Russland sich bedroht fühlen.



    Wie lange fliegt denn eine Atomrakete von der Ukraine nach Moskau? Wie schnell kann eine Invasion St. Petersburg erreichen?



    Und wer denkt, der Westen würde das nicht tun: Serbien, Libyen, Irak.



    Fröhlicher Regime-Change, wenn es passt.

    • @Kartöfellchen:

      Momentan sieht es doch eher so aus, dass die großrussischen Nationalisten sich scheibenweise die Ukraine einverleiben obwohl (oder gerade weil?) diese nicht in der NATO ist.

      Oder drastischer: die russischen Nationalisten schlagen ihren Nachbarn die Fresse blau weil niemand garantiert, diesem nicht zu helfen, wenn ihm die Fresse blau geschlagen wird.

      • @Rudolf Fissner:

        "... schlagen ihren Nachbarn die Fresse blau weil niemand garantiert, diesem nicht zu helfen..." (R.Fissner)



        Kannn es sein dass Sie hier mal kurz über eine doppelte Verneinung gestolpert sind?



        Egal: Sie haben schon recht mit den russischen Nationalisten. Allerdings haben Sie vergessen zu erwähnen mit wem die sich da nun rumprügeln: nämlich mit ukrainischen Nationalisten.



        Wenn ich mir da jetzt aussuchen soll wer mir denn da nun lieber wäre, dann verzichte ich auf Beide dankend.

        • @LittleRedRooster:

          Nö nix gestolpert. Das st die Schlägerlogik Putins. Der marschiert in die Ukraine ein auch wenn die Ukraine nicht in der Nato ist und will gleichzeitig Garantien, dass er dabei nicht gestört wird.

    • @Kartöfellchen:

      "Wie lange fliegt denn eine Atomrakete von der Ukraine nach Moskau?"



      Diese Frage ist schlicht irrelevant, weil allen Seiten vollkommen klar ist, dass einer Atomrakete viele tausend weitere folgen würden mit dem Ergebnis der mutual annihilation. Einen vom Westen initiierten regime change braucht Putin also wirklich nicht zu fürchten.



      Wobei ich schon die Frage aufwerfen würde ob es nicht grundsätzlich legitim und wünschenswert ist Typen wie Hussein, der die eigene Bevölkerung mit Giftgas angriff, Milosevic, ein Völkermörder der uA an ethnischen Säuberungen und Deportationen beteiligt war, oder Gaddafi, der nicht nur hinter dem Lockerbie-Anschlag steckte, sondern auch antisemitische Pogrome zu verantworten hatte, von der Macht zu entfernen, notfalls eben auch mit Gewalt. Wenn man also kritisiert, dass der Westen hier intervenierte, wird man in der Konsequenz auch die Frage beantworten müssen ob es demnach richtig war, dass die UN-Blauhelme die beim Massaker von Srebrenica zugegen waren dem tatenlos zusahen.

    • @Kartöfellchen:

      Wie lange braucht eine Rakete von dem russischen, strategischen Atom U Boot„Fürst Wladimir“ (K-549) der Borei-A-Klasse, vielleicht in der Ostsee?



      Abgesehen davon, das ein Boot ausreicht um Europa auszulöschen können natürlich auch taktische Atomsprengköpfe eingesetzt werden.



      Die strategischen U- Boote erscheinen immer gar nicht, wenn es wiedermal um eine Rakete von der Ukraine nach Moskau geht.

      • @Ringelnatz1:

        Wohin können wir demnächst noch auswandern?

        • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

          Wenn ich mir, die wirre Rede von Putin vor Augen führe, sage ich die PHP(stabil)!(Selber gefertigt!)



          Lawi, Freibeuter, der muß noch einmal aus der Provinz raus und nach Börlin.



          Dann schauen wir dem Sonnenaufgang entgegen.

          • @Ringelnatz1:

            Richtung Sonnenaufgang ist ja gerade nicht so einladend...

            • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

              Altersfatalismus!



              Gilt nicht für Kinder, Enkel, Urenkel...



              (Exfrauen!)

    • @Kartöfellchen:

      es geht doch nicht darum, ob der Westen das auch tut oder nicht. Der NATO Beitritt der Ukraine ist eine 1A Nebelgranate, einfach dazu da eine Einigung zu verunmöglichen. Und sollte es dennoch klappen, würden Die Russan das auch nicht ablehnen...



      Nur weil der Westen schlechte Sachen macht, heißt das noch lange nicht das Russland ein Unschluldslamm ist... das sich nur verteidigen muß...



      Der Tanz des Mungo funktioniert anscheindend schon ganz gut..

  • Oh je. Wie wärs statt dessen mal mit Journalismus und einer wirklichen Analyse. Sowas zu Beispiel:

    www.imi-online.de/...usslands-reaktion/

    • @Lee Ma:

      Weil Polen in die NATO aufgenommen wurde, ist eine russische Invasion der Ukraine gerechtfertigt?



      Der IMI-Artikel krankt schon daran, dass er die Welt im Wesentlichen in der Logik antagonistischer Blöcke argumentiert, der Logik des Kalten Krieges also; der aber ist seit über 30 Jahren Geschichte.



      Weiter kritisiert er "die Stationierung von vier NATO-Bataillonen à etwa 1.000 bis 1.500 SoldatInnen in den drei baltischen Staaten und Polen". Wow, vier- bis sechstausend SoldatInnen sind also die Bedrohung Russlands, die noch dazu einen massiven Truppenaufmarsch an der ukrainischen Grenze rechtfertigen? Dass diese Truppen dorthin abkommandiert wurden weil sich Polen und Balten sich zunehmend bedroht sehen. Was die IMI hier treibt ist eine zynische Täter-Opfer-Umkehr.



      Also vielleicht doch besser nochmal die Fakten checken:



      russlandverstehen....ung-russland-nato/

      • @Ingo Bernable:

        "Weil Polen in die NATO aufgenommen wurde, ist eine russische Invasion der Ukraine gerechtfertigt?" - kann mich nicht entsinnen, das behauptet zu haben.

        Und im übrigen finde ich, dass mehr kalter Krieg als momentan in der Welt schon lange nicht mehr war.

        Russland hat Sicherheitsinteressen, dem Westen waren sie egal, der Westen hat Russland in den 2+4 Verträgen mündlich zugesichert, sich nicht weiter nach Osten auszubreiten, er hat es dennoch in vielen Schritte gemacht und jetzt und schon bei der Krim wundern sich alle, dass ein kalter Krieger wie Putin da nicht einfach tatenlos zusieht. Ja, die Ukraine zahlt den Preis dafür, hätte sie aber nicht müssen, wenn es die fatale Fehleinschätzung des Westens bezüglich der Nato-Osterweiterung nicht gegeben hätte.

        Das mir die Politik von Ost und West nicht gefällt hat doch damit nichts zu tun, ich bin ja nicht im Kalten Krieg.

        Mir wäre auch lieber, wir würden in Europa eine Politik betrieben - und damit meine ich Ost wie West, die auf Entspannung ausgerichtet wäre.

        Was mich an dem Kommentar nervt ist, dass mit Mogli und Co. argumentiert wird, statt mal wirklich zu analysieren, wie es passieren konnte, dass wir in Europa in so eine Sicherheitskrise gekommen sind.

        Als nächstes wird dann mit den Teletubbies argumentiert.

        Es geht aber um knallharte Interessenspolitik von Ost und West und da ist der Westen (USA) kein Deut besser.

        Was mich auch aufregt ist dieses "Wir sind die Guten" - nein, sind wir nicht.

        Die Idee, den kalten Krieg wieder aufleben zu lassen, hatten nicht die Russen zuerst. Aber die lassen sich eben auch nicht die Butter vom Brot nehmen - siehe Krim. Mit umgekehrten Vorzeichen hätten das die USA auch nie gemacht.

        Das bedeutet nicht, dass ich gut finde, was auf der Krim geschehen ist. Und es bedeutet auch nicht, dass ich Putin toll finde.

        Frieden in Europa gibt es nur mit den Russen oder gar nicht. Die Situation jetzt ist das Ergebnis fataler Fehleinschätzungen des Westens.

        • @Lee Ma:

          "der Westen hat Russland in den 2+4 Verträgen mündlich zugesichert, sich nicht weiter nach Osten auszubreiten"



          Dabei ging es um die Stationierung von NATO-Truppen und Atomwaffen auf dem Gebiet der neuen Bundesländer und zwar in einem Szenario, dass von einem Fortbestehen der UdSSR ausging. Diese Versprechen galten also auch etwa gegenüber Polen und dem Baltikum. Genau diese Länder sind nun aber aus eigenem Interesse der NATO beigetreten und wünschen die Truppenpräsenz. Demgegenüber war Russland in die NATO-Osterweiterung einbezogen und hat dieser zugestimmt. Was damals verhandelt wurde ist in der NATO-Russland-Grundakte niedergelegt. Dass Putin sich daran nicht mehr erinnern kann und heute anderes behauptet ist nicht dem Westen anzulasten.

        • @Lee Ma:

          "Russland hat Sicherheitsinteressen...."

          Nein, hat es nicht. Höchstens die, die bis zur eigenen Landesgrenze gehen, so wie bei jedem anderen Staat auf dieser Welt auch.

          "Frieden in Europa gibt es nur mit den Russen oder gar nicht. Die Situation jetzt ist das Ergebnis fataler Fehleinschätzungen des Westens."

          Nein, es ist die Folge eines anmaßenden Verhaltens Putins, der der Meinung ist das seine "Sicherheitsinteressen" in der Größenordnung des ehemaligen Warschauer Pakts zu definieren sind.

          • @Tom Tailor:

            Die Sicherheitsinteressen der USA gehen sogar bis auf die andere Seite des Globus - das ist anmaßend. Sich als Großmacht sein unmittelbares Umfeld für sich selbst sicher zu halten ist zwar nicht völkerrechtlich ok, aber evtl. sogar verständlich. Jedes Land agiert nuneinmal so, dass es für sein Volk das Maximum herausholt. Wenn wir das anachronistisch finden, dann dürfen wir auch selbst nicht so handeln - Wir tun es aber und auch wir nutzen alle Mittel, die uns zur Verfügung stehen - manche im Westen mehr, manche etwas weniger.

          • @Tom Tailor:

            ""Russland hat Sicherheitsinteressen...."

            Nein, hat es nicht. Höchstens die, die bis zur eigenen Landesgrenze gehen, so wie bei jedem anderen Staat auf dieser Welt auch."

            Genau, bis zur Landesgrenze. Hat Peter Struck auch so gesehen: „Unsere Sicherheit wird nicht nur, aber auch am Hindukusch verteidigt“.

            Aber bei den Russen ist das sicherlich (sic!) was anderes. Bin gespannt auf Ihre Begründung.

            • @Yossarian:

              Ich kann mich nicht entsinnen, das deutsche Truppen in Afghanistan den Auftrag hatten, einen Teil des Landes militärisch abzuspalten um dort ein Referendum zu erzwingen, bzw. afghanische Territorien, die sich unabhängig erklären, vor der regulären afghanischen Armee zu beschützen.

              • @Tom Tailor:

                Ging es nicht um Sicherheitsinteressen? Die offenbar nicht an den Landesgrenzen festzumachen sind? Was haben denn da Ihre Ausführungen mit zu tun? Außer einem Punkt: "Deutsche Truppen in Afghanistan". Und Sie beschweren sich über russische Truppen in der Ukraine oder sonstwo?

                • @Yossarian:

                  Die deutschen Truppen in Afghanistan hatten den Auftrag, das Land zu stabilisieren (woran sie aus verschiedenen Gruenden, die ich hier jetzt nicht aufzählen moechte, gescheitert sind). Die russischen Truppen haben den Auftrag, die "Volksrepubliken", die Russland jetzt als "selbstständige Staaten" anerkennt, aus dem Staatsverband der Ukraine herauszuloesen. Dreimal dürften Sie raten, was jetzt mit dem Donbass passiert. Als kleiner Tipp hier die folgende Aussage Putins vor 8 Jahren über die Krim: www.deutschlandfun...ger-staat-100.html



                  Wenn Sie den Unterschied nicht erkennen, ist Ihnen wohl nicht mehr zu helfen...

        • @Lee Ma:

          danke, eigentlich wollte ich sinngemäß etwas ähnliches schreiben.

      • @Ingo Bernable:

        Soso, "zynische Täter-Opfer-Umkehr". Und dann kommen Sie ausgerechnet mit den Russenfresser Fücks, dessen LibMod sogar die taz als NATO-Uboot erkannt hat.



        taz.de/Gruene-Ex-P...ink-Tank/!5463620/

        • @Yossarian:

          Tja, Sie haben wohl recht: Fuecks ist schuld, nicht Putin... ; )

    • @Lee Ma:

      Gelesen. Gute Analyse. Ganz ohne Mungos.

  • Leider hat das was Schlüssiges.



    Balou hilft nicht weiter...