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Premierminister Lecornu tritt zurückFrankreich ist reif für eine Revolution

Rudolf Balmer

Kommentar von

Rudolf Balmer

Macron ist verantwortlich für das Regierungschaos in Paris. Allein sein Rücktritt würde das Problem aber nicht lösen, es braucht einen Systemwandel.

Die Augen richten sich auf Präsident Macron. Was hat er nun vor? Foto: Jean-Christophe Verhaegen/reuters

E s war bloß ein Intermezzo: Noch bevor der von Präsident Emmanuel Macron ernannte Premierminister Sébastien Lecornu die Liste seiner zukünftigen Regierungsmitglieder vervollständigen konnte, war er bereits zum Rücktritt gezwungen. Das ist nichts anderes als das Eingeständnis seines Versagens. Es war ihm nicht gelungen, in fast vierwöchigen Verhandlungen vor und hinter den Kulissen eine Art informelle Koalition zu bilden.

Kaum hatte er die wichtigsten Ministerposten vergeben, wollten sich die konservativen Regierungspartner auch schon verabschieden. Mehrere prominente Sprecher der Partei Les Républicains, unter ihnen der bisherige und erneut nominierte Innenminister Bruno Retailleau, kritisierten Lecornus „Casting“ für eine Regierung. Offenbar hatten die Konservativen ein größeres Stück vom Kuchen erwartet. Oder aber sie wollen nicht mitverantwortlich gemacht werden für das absehbare politische Desaster einer weiteren ohnmächtigen Regierung. Kapitän Lecornu wollte nicht allein auf dem sinkenden Schiff bleiben.

Ein evidentes Scheitern ist die missglückte Regierungsbildung auch für den eigentlichen „Drahtzieher“, Präsident Macron. Er hat sich und dem Land ja diese vertrackte politische Situation mit der letzten Auflösung der Nationalversammlung im Juni 2024 eingebrockt. Aus den Neuwahlen sind drei Blöcke hervorgegangen, die zu keiner Koalition fähig sind und sich stattdessen gegenseitig blockieren. Lecornu kann für seinen Misserfolg nicht einmal kritisiert werden.

Neuwahlen reichen nicht aus

Die Augen richten sich auf Präsident Macron. Was hat er nun vor? Hatte er mit dieser Krisensituation gerechnet? War das eventuell Teil eines machiavellistischen Kalküls? Denn in dieser außergewöhnlichen Notsituation verfügt er laut der Verfassung über zusätzliche, eines Autokraten würdige Machtbefugnisse. In beiden Fällen kann der Unmut der Bevölkerung gegenüber der Staatsführung nur noch wachsen. In den Demonstrationen ertönt immer lauter der Ruf nach Macrons Absetzung. Auch bei den etablierten Parteien von links und rechts – und neuerdings sogar aus konservativen Kreisen – wird nun der Rücktritt des Staatspräsidenten als Befreiungsschlag aus der Krise erwogen.

Wie es dann weitergehen soll, ist offen. Weder parlamentarische Neuwahlen noch die eventuelle Wahl eines anderen Präsidenten oder einer Präsidentin könnten voraussichtlich die Bedingungen für einen wirklichen Neubeginn schaffen. Dafür wäre eine tiefgreifende Systemänderung erforderlich. Frankreich ist reif für eine politische Revolution. Lecornu hatte in seiner Antrittsrede von einem nötigen „Bruch“ gesprochen, dann aber weder den Mut noch die Mittel gehabt, über den Status quo hinauszugehen. Sein Rücktritt war folgerichtig, hilft aber zu gar nichts.

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Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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75 Kommentare

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  • Es gibt für Macron keinen Weg, er will einfach die Parti Socialiste (PS) vorführen und in die Kette zwingen, die sollen die Stimmen besorgen und einen Haushalt möglich machen, doch die PS spielt einfach nicht mit. Die Folge ist Chaos und Macron bewegt sich immer noch nicht.



    Ich kann mich nur wundern, weil verhandelt wird immer wieder, aber es kommt dabei nichts raus. Macron scheint in ein präsidialles Totalsystem zu wechseln, er ignoriert die Nationalversammlung und probiert immer wieder das Gleiche, ohne freilich zu neuen Ergebnissen zu gelangen.



    Insofern kann man jetzt warten, bis es richtig knallt. Die Gelbwesten sind ja bereits mal gegen Macron auf die Barrikaden gezogen und eine Protestwelle angeführt. Jetzt sind die Rechtsextremen sehr stark geworden und die Linke hat sich rekonstituiert und ist konfliktfähig geworden. Insofern könnte die Revolution kommen, aber sie kann auch vom rechten Rand kommen. Marine Le Pen hält sich momentan ja eher zurück, das muss nicht immer so bleiben.

  • Heiliger Bimbam...



    --



    „Weh, wenn sich in dem Schoß der Städte



    Der Feuerzunder still gehäuft,



    Das Volk, zerreißend seine Kette,



    Zur Eigenhilfe schrecklich greift!



    Da zerret an der Glocken Strängen



    Der Aufruhr, daß sie heulend schallt



    Und, nur geweiht zu Friedensklängen,



    Die Losung anstimmt zur Gewalt.



    --



    Freiheit und Gleichheit! hört man schallen,



    Der ruhge Bürger greift zur Wehr,



    Die Straßen füllen sich, die Hallen,



    Und Würgerbanden ziehn umher,



    Das werden Weiber zu Hyänen



    Und treiben mit Entsetzen Scherz,



    Noch zuckend, mit des Panthers Zähnen,



    Zerreißen sie des Feindes Herz.



    Nichts Heiliges ist mehr, es lösen



    Sich alle Bande frommer Scheu,



    Der Gute räumt den Platz dem Bösen,



    Und alle Laster walten frei.



    Gefährlich ist's, den Leu zu wecken,



    Verderblich ist des Tigers Zahn,



    Jedoch der schrecklichste der Schrecken,



    Das ist der Mensch in seinem Wahn."



    (aus „Das Lied von der Glocke", F. Schiller



    - mit Blick auf die Französische Revolution )

  • Der Ausspruch, dass die Revolution ihre Kinder frisst, wird einem französischen Revolutionär im Angesicht der Guillotine zugeschrieben (1793). Georg Büchner hat ihn seinem Revolutionshelden Danton in den Mund gelegt (1835).



    Wie viele wissen heute noch über die 'deutsche Revolution' (1919) Bescheid?



    Über die 'russische' (1917)? Und über die 'französische'? Von den Revolutionen und folgenden Konterrevolutionen weltweit ganz zu schweigen.



    Im Grunde haben wir keine Ahnung von dem, was da auf uns zukommt. (Und ich glaube nicht, dass wir uns vor der nächsten globalen Katastrophe werden "retten" können. Denn wir - wir in Europa und im europäisch kolonisierten Amerika - haben uns nach zwei 'europäischen' (!) ("Welt"-) Kriegen noch nicht einmal darauf verständigt, was wir eigentlich unter der 'Demo-kratie' verstehen wollen: eine parlamentarische, eine präsidiale, eine föderative... oder gar eine 'illiberale'?



    Europa hat sich dysfunktional aufgestellt und Konstitutionen gegeben, die sich jetzt als handlungsunfähig erweisen - aber keiner will es wirklich wahrhaben und selbstzerstörerische nationalistische Tendenzen sind überall auf dem Sprung zur Macht.



    Altmodisch gesagt: Gnade uns Gott!

    • @Auweiowei:

      Ja, da haben Sie Recht. Im Westen ist man sich nicht im Klaren, was eine Demokratie eigentlich sein soll.



      Dabei ist das gar nicht so schwer. Demokratie heißt „Herrschaft des Volkes“. Aber da schlecht ein ganzes Volk ins Bundeskanzleramt einziehen kann, werden Parteien, Politiker, Präsidenten gewählt und die sagen dann: „Wir agieren nun stellvertretend für das Volk“.



      Das Problem ist, sie agieren in vielen Fällen nicht im Interesse der allgemeinen Bevölkerung. Sondern im Interesse der Wirtschaft und der reichsten Personen und vielleicht noch bestimmter Gruppen, die ihnen nahestehen.



      Aber mehr als 50% der Bevölkerung, in Deutschland in den letzten Jahren sogar 70-85% der Menschen, sind unzufrieden.



      Damit sich dies ändert, muss in die Verfassung aufgenommen werden, dass es Ziel der Regierung sein muss, mindestens 70-80% mit ihrer Politik zufriedenzustellen. Und eine Regierung, die das über längere Zeit nicht macht oder nicht schafft, sollte wieder abberufen werden. Denn sonst wird sie Gesellschaft und Demokratie immer weiter zerstören.

  • Bezeichnend ist, dass eine Revolution gefordert wird ohne mitzuteilen, was dann kommen soll.

    Ja, dieses vollkommen undurchsichtige Konstrukt aus Präsident, Regierung und Parlament erscheint merkwürdig. Nur das eigentliche Problem ist doch, dass die französischen Bürger stets und ständig jede notwendige Reform mit ihren Streiks bereits im Kern ersticken.

    Das würde sich auch nach einer Revolution kaum ändern. Eine Revolution würde nicht Neues bringen.

    • @DiMa:

      Was nach der Revolution kommt, ist offen, eine rechtsextreme Revolution ist in Frankreich - leider - auch eine Möglichkeit, die mir jetzt schon Angst macht. Andererseits hat Frankreich immer wieder Zustände großer Spannungen ausgehalten. Momentan hat Macron noch Möglichkeiten, die könnten aber verschwinden, wenn das so weiter geht. Dann wäre auch ein Bürgerkrieg zwischen dem Staat, den Linken und den Rechten durchaus ein Szenario.

    • @DiMa:

      Die französischen Bürger verhindern notwendige Reformen.



      Also bestimmen nicht die Bürger über die Notwendigkeit von Reformen oder den Inhalt von Reformen?



      Das ist das Gegenteil von Demokratie.



      Das ist das Gegenteil eines repräsentativen Regierungssystems. Denn wer soll den Repräsentiert werden, wenn nicht die Bürger?



      Die repräsentierenden Abgeordneten, die Regierung und der Präsident werden doch nicht von den Bürgern gewählt, damit sie etwas machen, dass gegen die Interessen der Bürger ist.



      Sie sollen doch eine Lösung finden, die den Interessen der Bürger entspricht oder doch nahe kommt.



      Und schon gar keine Lösungen, die fremden Interessen dienen, wie dem unbekannten Investor, der alles besser weis und kann und sich irgendwo in der Welt aufhält und morgen wo anders.

  • Interessant aber es fehlt eine wichtige Information: die Republicains stellten fast die Hälfte der Minister, hatten aber in der letzten Wahl nur 8% der Stimmen gewonnen und sogar ziemlich verloren. Melenchon ist sicher auch kolitionsunvereinbar, aber eine Öffnung zur linken hin wurde nie versucht. Revolution ? Zuerst sicher der Mentalität, des von oben regierens, aber leider sehr unwahrscheinlich

    • @Jo Lang:

      Ja, das ist auch mein Eindruck. Er hat gar nicht in der linken Mitte gesucht, und wenn, dann nicht den richtigen Ton gefunden. Lecornu hat den Mitte - rechts Koalitionspartnern die eigene Einstellung vorgeworfen und ich würde sagen , er hat sogar geglaubt was er behauptet hat. Das ist die Mentalität der Selbstverliebtheit genau wie bei der missglückten Parlamentswahl, die die vorangegangene knappe Mehrheit als Unreife der Wähler verstanden hat. Eine Art Eitelkeit, die sich bekanntermaßen hartnäckig hält.

    • @Jo Lang:

      Melanchon kann auch koalieren, er war mal ziemlich brav in der Parti Socialist (PS) und Les Republicains formulieren vor allem neoliberale Sparideen, während Mrd. Euro in sinnlosen Löchern versickern und eine Fabrik nach der nächsten schließt. In Frankreich ist das Wirtschaftsmodell gerade sehr ins Wanken geraten und darauf mit Sparsamkeit für die Bürger zu antworten, ist definitiv eher den Konflikt anheizend, als deeskalierend, aber anscheinend ist der große Knall wohl mitkalkuliert. Wirkt auf mich langsam so.

      • @Andreas_2020:

        "aber anscheinend ist der große Knall wohl mitkalkuliert. Wirkt auf mich langsam so." Nehmen wir an, es ist Theater, wer hätte was davon ? 3.300 Mrd. Schulden sind ca. 150 Mrd. Zinsen, würde aber mehr durch die Herabstufung der Kreditwürdigkeit, das könnte die Absicht sein. Hat nicht irgendwer an den griechischen Schulden gut verdient? Sozialausgaben reduzieren ist volkswirtschaftlich sinnlos. Das Geld bleibt im Land. Ausgenommen die Rendite aus diesen Ausgaben ist nicht so wie durch die Zinsen. Könnte sein, z.B. werfen Discounter keine besondere Rendite ab.

  • Ja wissen die Franzosen etwa nicht, dass man jegliche Probleme dadurch löst, dass man Geld von unten nach oben umverteilt.



    Erst wenn die Reichen so viel Geld haben, dass sie ihr Kleingeld im Winter zum streuen der Straßen verwenden können, erst dann ist die Gesellschaft gerecht ;-)

  • Macron war Investmentbanker. Merz war Blackrocker.



    Beide werden NIEMALS einen Finger krümmen, die Staatsfinanzen auf Kosten ihrer "Förderer" und Brüder im Geiste sanieren.



    Aber indem man bei Sozialem, Bürgergeld, Arbeitslosengeld, Bildung, Rente... spart, wird man kein Gleichgewicht im Haushalt erreichen. Schon gar nicht wird man damit "Sondervermögen" bezahlen können. Das einzige, was man erreicht, ist das Heer der Unzufriedenen zu vergrößern.



    Macron zeigt uns, was uns mit Merz noch blüht. (Wenn Merz sich überhaupt lange hält.)



    Ein schwacher Staat mit einer machtlosen Demokratie.



    Die Reichen werden damit kein Problem haben. Das hatten sie nie.

    • @Nansen:

      Da haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen. In Frankreich und Deutschland und vielen anderen westlichen Demokratien verstehen die führenden Politiker und Regierungen ihre Aufgabe vor allem darin, optimale Bedingungen für die Wirtschaft zu schaffen und d.h. auch optimale Bedingungen dafür zu schaffen, dass möglichst viel Geld von den ärmeren zu den reicheren fließt. Das geht solange gut, solange die ärmeren trotzdem noch halbwegs zufrieden mit ihrem Leben sind. Aber irgendwann kommt der Punkt, wo dies nicht mehr der Fall ist, wo so viele so unzufrieden sind und sogar so viel Angst davor haben, dass es in Zukunft immer schlimmer wird, dass sie das Spiel nicht mehr mitspielen wollen. Dann fangen sie an, radikale Parteien zu wählen, um dieses Dpiel kaputt zu machen, in der Hoffnung, dass etwas anderes dann für sie besser ist. So haben viele Argentinier sogar jemanden wie Milei gewählt.

      Der einzige Ausweg ist, diese Welt wieder gerechter zu machen. Eine Welt, in der die 500 Reichsten Deutschen von 2020-2024 ihr Vermögen um 500 Mrd. € steigern, die ärmeren 50% aber bestenfalls mit 0 herauskommen, viele aber sogar mit Verlust, wird auf Dauer nicht überleben.

  • In Frankreich wurde der Verfassungsparagraf 49.3 über den zuletzt Bayrou fiel - auch von Macron-Vorgängern häufig eingesetzt und ähnelt den Dekreten des orange-bösen Clowns im Oral Office.



    Macron hat den 49.3 genutzt - nicht zuletzt um die mehrfach angestoßene Rentenreform (im vierten Anlauf) mit diesem "notständigen" Paragrafen durchzuboxen.



    In ARTE-Magazinen war nach der Wahl-Blamage von 2024 sehr treuherzig zu hören, dass Franzosen Kompromisse nicht gewohnt seien und es bestimmt sehr anstrengend und schwer würde. Same procedure.







    Eine Frage, die u.U. Verfassungsrechtler beantworten könnten: gesetzt Le Pen stolpert nicht über ihre Prozesse - stände noch immer der RN-Nachwuchs (Bardella) bereit. Bei der unauflöslichen Zerstrittenheit im Land wäre der RN kaum zu verhindern. Hieße: die Hand am „roten Atom-Knopf“ und das Mittel des 49.3.







    Daraus die Frage -> wäre es möglich VOR einer solchen Machtergreifung den 49.3 mittels des 49.3 abzuschaffen (um dem RN diese Dekret-Maschine zu entziehen)? Bietet die 5.Republik diese Möglichkeit? Bei gleichzeitiger Inkaufnahme eines Misstrauensvotums?







    www.conseil-consti...vom-4-oktober-1958

    • @stattlichundfeist:

      Die Le Pen-Familie hat sich noch nicht im Putschen versucht, aber für die Zukunft ist das nicht unbedingt ausgeschlossen. Tatsächlich ängstigt die RN nicht mehr allzuviele Franzosen, selbst im Norden, wo die KP manchmal noch stark war, agiert diese Partei zielorientiert und setzt sich durch. Viele >Franzosen ignorieren die vielen Skandale, Gerichtsurteile und sogar Haftstrafen gegen RN-Politiker, selbst Marine Le Pen hat sich in Brüssel ziemlich extrem aufgeführt und wurde dann nach m.Auffassung viel zumild verurteilt. Das ist inzwischen in Frankreich wie in Deutschland so, dass die RN und die AfD von ihren Wählern nicht nach deren Legalverhalten beurteilt werden, ob da mal ein Gesetz überschritten wird .... Halb so wild.

    • @stattlichundfeist:

      Danke für den Hinweis . 49.3 lautet : "Der Premierminister kann nach Beratung des Ministerrates vor der Nationalversammlung die politische Verantwortung der Regierung für die Abstimmung über einen Haushaltsgesetzentwurf oder einen Gesetzentwurf zur Finanzierung der Sozialversicherung übernehmen. In diesem Falle gilt dieser Entwurf als angenommen, wenn nicht innerhalb der darauffolgenden vierundzwanzig Stunden ein Misstrauensantrag eingebracht und unter den im vorangegangenen Absatz genannten Bedingungen angenommen wird. Einmal pro Sitzungsperiode kann der Premierminister auf dieses Verfahren auch bei einem anderen Gesetzentwurf oder Gesetzesvorschlag zurückgreifen.." Das ist für (mich) Nichtjuristen zu schwer. Vielleicht das Problem, dass in der Verfassung Fragen des Haushalts und der Sozialversicherung mit Vorschriften zum Rücktritt der Regierung verbunden sind. Das gehört nach meinem Verständnis eigentlich getrennt. Danke für den Hinweis. Das ist alles undurchsichtig.

  • Frankreich ist in der Sackgasse. Im Land der klugen Köpfe, scheint man sie nicht mehr zu benutzen. Jean Paul Sartre, Simone de Beauvoir, Albert Camus, Victor Hugo... Der nächste Roman über "Die Elenden" wird kommen, denn das Elend wird sich verschärfen. Alles Denken ist vorhanden, aber was nützt es, wenn der Egoismus den Ton angibt. Nichts !

  • "tiefgreifende Systemänderung..." und "politische Revolution."

    Sind Herrn Balmer nach dem Raushauen dieser Begriffe die Ideen ausgegangen? Müssen die Leser/innen jetzt selbst interpretieren, was er gemeint haben könnte?

    Witzig, einen Kommentar zu schreiben und dann beim entscheidenen Punkt einfach aufzuhören. :-)

  • Frankreich ist eine Vorschau auf uns. Wir gehen den selben Weg. Verschuldung immer weiter erhöhen bis zur Handlungs- und Reformunfähigkeit.

    Wir müssen uns nicht einbilden, dass es mit der heutigen Methodik der Allparteien-Antirechtskoalition dauerhaft gelänge, die Macht zu sichern.



    Antworten müssen schon her. Und nicht nur Narrative, die erklären, dass die Probleme, die Mehrheiten in der Bevölkerung zunehmend sehen, nicht existierten, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

    Die Linke in D muss den Mut haben, Themen anzusprechen und dafür Lösungen zu präsentieren, die sie eigentlich gern ignorieren oder negieren möchte, -zum Beispiel negative Nebenwirkungen der unkontrollierten Migration der letzten 10 Jahre.

    Sie muss den Rechten auf Augenhöhe begegnen und sich nicht hinter Brandmauern verstecken. Diskurse führen und nicht den Gegner für unwürdig erklären, an diesen teilnehmen zu dürfen.



    Intelligentere Analysen und Lösungen erweisen sich nur im direkten Vergleich. So, wie’s jetzt ist, kann dieser aber kaum stattfinden.

    So laufen wir in ein Frankreich, -ohne Not.

    • @Hungerboomer:

      Wenn es eine unkontrollierte Migration gegeben hätte, dann würde es keine Zäune u.ä. zwischen EU-Staaten und nicht EU-Staaten geben und die Türkei, Tunesien und Libyen würden keine EU-Gelder für die Inhaftierung und Vertreibung von Flüchtlingen bekommen und es würde nicht schon seit Jahren Erfolgsmeldungen über die Zahl der ausgewiesene, rückgeführten und ertrunken Menschen geben.



      Laut Statistischem Bundesamt werden bis 2035 19,5 Millionen Menschen in Deutschland das Arbeitsleben verlassen und 12,5 Millionen Menschen werden in das Arbeitsleben eintreten, sofern die Zuwanderung bleibt, wie sie ist.



      Zuwanderung oder arbeiten 70 oder mehr Jahre?

      • @Ralf:

        Ich hab nix gegen Zuwanderung, schon gar nicht in den Arbeitsmarkt, das wäre wirklich wünschenswert. Ich arbeite seit fast 45 Jahren in einer Branche, die ohne nicht überleben könnte. Mein Betrieb hat derzeit 39 Nationalitäten, und das ist echt bereichernd, wenn auch manchmal etwas anstrengend.

        Trotzdem sollte man auch die negativen Begleiterscheinungen, wie importierten Antisemitismus, ebenfalls verbreiteten Sozialleistungsmissbrauch, Entstehen von Parallelgesellschaften, Forderungen nach Kalifat und Scharia, etc., ernst nehmen.

        Und „arbeiten bis 70“? Das kommt sowieso, Blackrock und Reiche sei Dank, für alle. Egal, wieviel Integration wir noch betreiben. Das Kapital wird nie satt.

    • @Hungerboomer:

      Diese Linke, die du ansprichst, gibt es bereits. Sie sind auf Augenhöhe mit der AfD, obwohl diese boykottiert gehört. Sie ist auch kritisch in Sachen Migration. Der Name der Partei: BSW. Ihre Wirkung: Randpartei.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Natürlich Randpartei! Warum?



        - Personenkult gab es in der DDR schon genug.



        - Newcomer-Partei. Wie lange hat es zum Beispiel gedauert, bis die Grünen mitspielen durften?



        - Links und Migrationskritisch passt einfach nicht, wäre auch nicht meine Position. Was allerdings in einer Demokratie dennoch nicht gleichzeitig legitimiert, jeden diesbezüglichen Diskurs zu stigmatisieren, so lange eine große Bevölkerungsgruppe darin ein Problem für sich sieht.



        - „Boykottieren“ klingt immer toll und ach so kämpferisch. Ist aber eigentlich dumm und bequem. Die AgD kommt damit in eine bequeme Opferrolle, und die Zahl derer, die anhand offener Diskurse erkennt, wie dämlich deren Ansätze sind, wird nicht größer. Mit Arroganz überzeugt man niemand. „Haltung“ ist zur Zeit nur ein anderes Wort für „von oben herab“. Mit denen gehört hart öffentlich diskutiert, bis der Arzt kommt. Ob das etlichen Linken passt oder nicht, ist m.E. irrelevant, denn die muss man nicht mehr gewinnen und überzeugen oder zumindest ins Zweifeln bringen.

  • Schuld sind nach Meinung des PM die Parteien. ( "Sie führen sich auf, als hätte jeder von Ihnen die absolute Mehrheit, ich aber habe den Kompromiss gewählt" ). Olivier Faure (Parti socialiste) meinte aber, das neue Kabinett sei ein " album Panini du gouvernement Sarkozy/Fillon » au complet", also ein Sammelalbum mit Abziehbildern einer ziemlich früher gescheiterten Regierung. Das stimmt, es war kein Kompromiss, der PM hat es nur sich selbst geglaubt. Der Unterschied : die Vertreter der Parteien wurden gewählt, der PM ernannt. Also : man muss auf (fast) alle zugehen in dieser Lage, nicht nur auf die Altbekannten.

    Warum interessiert uns dieses Desaster?

    Macron war gewählt worden als das kleinere Übel.

    ...und wir dürfen hier mitreden .

  • Ich habe Eindruck, es herrscht etwas Verwirrung über den Begriff Revolution.

    Eine richtige Revolution ist nicht das Herumdoktern an den Institutionen oder ein Umbau der Fassade. Eine Revolution ist ein vollständiger Umsturz der Verhältnisse einschließlich eines Umsturzes der Besitzverhältnisse.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Die Überschrift hat mich auch verwirrt.



      /



      "Das bekannte Sprichwort „Die Revolution frisst ihre Kinder“ wird häufig im Kontext der Französischen Revolution von 1789 zitiert. Es illustriert, dass oft die Initiatoren von Revolutionen am Ende selbst die Leidtragenden dieser Umwälzungen sind. Die Französische Revolution markierte einen wichtigen Wendepunkt in der Geschichte Europas und der Welt im Ganzen und hatte weitreichende Auswirkungen auf die politischen und sozialen Entwicklungen in den folgenden Jahren."



      Quelle



      neckar-kurier.de/f...risst-ihre-kinder/



      /



      Auch ein anderer Titel kam mir in den Sinn:



      "Die Revolution entlässt ihre Kinder"



      Ein Buch von Wolfgang Leonhard



      b. buchkurz.com dazu



      "Die Revolution entlässt ihre Kinder" bietet einen einzigartigen Einblick in den Stalinismus und die politischen Ereignisse dieser Zeit. Leonhard beschreibt eindringlich die Brutalität und Unterdrückung des Regimes unter Stalin, aber auch die Hoffnung und den Idealismus vieler junger Kommunisten, die an eine bessere Welt glaubten. Seine Erzählung ist geprägt von persönlichen Erlebnissen und auch von politischen Einsichten, die einen tiefen Einblick in die Ideologien..."

  • Der Systemwandel heißt le Pen und Rassemblement National



    Und ich fürchte dieser Systemwandel wird schneller kommen als uns recht ist. Rutscht Frankreich auch nach ultra-rechts sehe ich schwarz für die EU.

  • "Frankreich ist reif für eine Revolution""



    Was heißt das? Welche Revolution? Wenn jetzt gewählt würde, wären die Rechtsradikalen an der Macht. Das wäre ein tolle Revolution.

    • @Stumm Roland:

      Deshalb wird ja bei einer Revolution auch nicht gewählt 😉

  • Wie soll eine Revolution aber funktionieren? Die Französinnen und Franzosen und alle, die ihnen nahe stehen, wissen selbst ja nicht genau, was sie eigentlich wollen, nur, was sie nicht wollen. Dummerweise stehen sich alle beim Nicht-Wollen auch wieder diametral gegenüber. Es zeichnet sich auch nicht im Mindesten ab, dass es später irgendwie klarer wird, wenn denn erstmal die Barrikaden stehen.

  • Und trotzdem hätte ich als Franzose wohl immer noch mehr Vertrauen in den Staat als ich es hier in Deutschland habe.



    Das liegt an u.a. an einer anderen Meldung aus Frankreich von vor ein paar Tagen. Nämlich, was mit ihren Politikern passiert wenn sie schwarze Koffer aus ominösen Quellen annehmen...



    Das war signifikant anders als bei uns, und entsprechend schaut man auf sie auch signifikant anders.

  • "Frankreich ist reif für eine politische Revolution."



    Ja, und die Nationale Front, pardon Front National (oder wie sie sich mittlerweile nennen) steht schon bereit.

  • Rien ne vas plus! Diese komplett verfahrene Situation wird zu einem "g'mähts Wiesla" für die populistischen Parteien, sollte es zu Neuwahlen kommen, wie bereits gefordert. Und Macron hat diesen Zustand - wie im Artikel erwähnt - in seiner Hybris regelrecht herbeigeführt. Möglicherweise hat er mit dieser Vorgehensweise sein Haupt unter das politische Fallbeil gelegt.

    Frankreich angeschlagen, Tschechien mit Rechtsdrall, Ungarn rechtsgedreht, Polen auch, Deutschland teilweise an der Abbruchkante: Ich weiß nicht, woher der europäische Spirit, der Zusammenhalt - auch gegenüber den Kriegsmächten - noch herkommen sollen.

    • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

      Jahrelang Französisch gelernt und auch gute Noten gehabt, und nun vertippe ich mich. Natürlich muss es "Rien ne va plus" heißen.

  • Machen wir uns nichts vor. Die Französische wie auch die deutsche Gesellschaft sind nicht bereit, die Last der Demographie zu tragen. Bleiben Verschuldung und Umverteilung, denen aber in einer globalisierten Welt Grenzen gesetzt sind.

    • @Eckhard Hanseat52:

      Die Last der Demographie betrifft auch andere Länder. Die können das ebenfalls nicht. Es wird eine längere Diskussion um mehr Umverteilung.

  • Frankreich braucht eine politische Strukturreform, vor allem aber eine Renaissance der Parteien der Mitte, die Macron (warum auch immer) nahezu vollständig durch seinen Personenkult zerstört hat, neben der in westlichen Demokratien üblichen Polarisierung mit einem Aufstieg des Rechtextremismus.

  • Revolutionen bringen erstmal nichts außer Instabilität.

    Eigentlich sollten ja demokratische Institutionen so reformfähig sein, dass man keine Umstürze mehr braucht.

    Vielleicht sollte Europa Ziele definieren und gleichzeitig mit den jahrtausendealten Schwächen lernen zu leben.

    Europa ist vielstimmig und Entscheidungswege langsam, die Bürokratie ist lähmend und tötet Eigeninitiative, Frankreich (und Deutschland) waren immer schon 20, 30 Jahre hinter der "Höhe der Zeit".

    Aus Schwächen können auch Stärken werden:

    Potentiell alle mitnehmen in einer demokratischen Gesellschaft.

    Fehler Anderer vermeiden, weil man eben etwas hinterherhinkt in der Entwicklung.

    Eine sorgfältige Schnecke sein.

  • Eine Möglichkeit, zu einer radikal neuen Politik zu kommen, wäre eine etwas andere Schuldenbremse. Wenn der Haushalt zu mehr als 3% nicht gedeckt ist, muss der Test durch eine Vermögensabgabe bei all denen reingeholt werden, die Vermögen haben mit einer Freigrenze von 10 Mio. €.



    Dadurch müsste Frankreich wohl ca 70 Mrd. € durch eine Vermögensabgabe hereinholen. In Deutschland besitzen die 3900 Personen, die mehr als 100 Mio € besitzen, insgesamt mehr als 3300 Mrd. €. D.h. Wenn man diese Vermögensabgabe nur für diese einzieht, bräuchte man 2%. Ein stabiler Staat sollte auch diesen 3900 Personen dies 2% wert sein. Und wenn man nicht nur die Personen nimmt, die mehr als 100 Mio. Besitzen, sondern alle, die mehr als 10 Mio besitzen, so sind dies sogar wesentlich weniger als 2%, vermutlich weniger als 1%. Wie gesagt, dass sollte ein stabiler Staat auch den Reichen wert sein.

    • @EchteDemokratieWäreSoSchön:

      Ob die Superreichen so weit denken?

      • @aujau:

        So weit denken tun sie vermutlich nicht.



        Die Hoffnung ist, dass sie es zumindest sehen, sobald die Katastrophe ganz nah ist.

    • @EchteDemokratieWäreSoSchön:

      Richtig, ich möchte noch ergänzen das die Reichsten in den letzten 4 Jahren zu ihrem Vermögen nochmal ca. 66 Mrd. $



      erhöht haben. Weltweit waren es sogar 3,6 Billionen $.



      Geld wäre da.

      • @Captain Hornblower:

        Ist nur in einer globalisierten Welt nicht greifbar.

  • Wann hat schon je eine Revolution für eine „tiefgreifende Systemveränderung“ gesorgt?

    Systeme sind Strukturen, in denen einzelne Komponenten in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehen und bestimmten Zwecken dienen (siehe Wikipedia). In menschlichen Gesellschaften sind es die sogenannten Machtverhältnisse, die über die Anordnung der Einzelkomponenten (Individuen, Institutionen, Unternehmen, Armeen, Parlamente etc.) entscheiden - und darüber, welchen Zwecken sie dienen.

    Macht ist die Fähigkeit, auf das Denken und Verhalten anderer so einzuwirken, dass diese sich fremden Ansichten oder Wünschen unterordnen (Wiki). Macht einerseits bedingt also Ohnmacht andererseits. Damit setzt sie eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur voraus - und Verhältnisse, unter denen diese Struktur sich entfalten und wirken kann.

    Sämtliche Revolutionen der Weltgeschichte haben Namen geändert. Macht und Ohnmacht standen nie zur Debatte. Dabei ist Ohnmacht Voraussetzung für Machtmissbrauch.

    (Auch) Macrons Persönlichkeit lässt ihn sich aus Egoismus an die Macht klammern. Frankreichs Gesellschaft hat dem nichts (mehr) entgegenzusetzen. Sie suhlt sich in ihrer Ohnmacht. Man gönnt sich ja sonst nichts… 🤷

    • @zitterbacke:

      „Wann hat schon je eine Revolution für eine „tiefgreifende Systemveränderung“ gesorgt?“

      Also die Französiche Revolution von 1789 hat schon für eine tiefgreifende Systemveränderung gesorgt.



      Fragen Sie den damaligen König, die Königin und viele Adelige und die Kirche,

      • @EchteDemokratieWäreSoSchön:

        Nach wenigen Jahren kam dann der gekrönte Napoleon, der effektiv mehr Macht in einer Hand konzentrierte als irgendein König Louis.

    • @zitterbacke:

      "Wann hat schon je eine Revolution für eine „tiefgreifende Systemveränderung“ gesorgt?"

      Also Frankreich hat damit gute, wenn auch für manche schmerzliche Erfahrungen gemacht.

  • Tja, so ist das, wenn Konservative mit ihrer Ideologie ganz offensichtlich die Realität nicht mehr erklären und gleich gar nicht organisieren können.



    Sie widerlegen sich selbst- vollumfänglich!

    • @alteropi:

      Ja, da nähern sie sich den Linken an.

      Im Hintergrund stehen dann die Rechten und freuen sich.

      Sie brauchen nicht mal mehr bessere Ideen.

      Sie müssen einfach sich selbst zerlegt haben.

      • @rero:

        ",,, nicht selbst zerlegt haben. "

  • Unregierbare Länder drohen hier im westlichen Europa. Resultat verfehlter Sozialpolitik im weitest möglichen Sinn. Resultat: Vollkommen enttäuschte Wähler, auf beiden Seiten des Mitte-Spektrums, mit dem Resultat, dass beide Ränder sich weiter und kräftiger ausdehnen als es gesund wäre, zumindest wenn man stabile Demokratien haben möchte.

    • @Tom Farmer:

      Das Problem ist nicht in erster Linie zu viel Sozialpolitik. Selbst wenn man 5 Mrd. € bei, Bürgergeld sparen könnte, würde das nicht viel helfen. Aber die 200 Mrd. wegen Steuererleichterung für die Reichsten, Steuerhinterziehung von den Reichsten und Steuervermeidung von den größten Unternehmen, würden enorm viel helfen und die ganze Sache wieder ins Gleichgewicht bringen.

  • "Frankreich ist reif für eine Revolution."

    Unbedingt.

    Allein der zunehmende Antisemitismus dort ist unerträglich. Ich würde mich dem als »Nazijäger« bekannten Historiker Serge Klarsfeld anschließen, der sich im Fall einer Wahl zwischen der Rassemblement National (RN) und den Linkspopulisten "ohne Zögern" für RN entschiede.

    Der großartige Pascal Bruckner spricht längst von einer "Entzivilisierung des Landes". Und "Frankreich als krankem Mann Europas": www.nzz.ch/feuille...eformen-ld.1743285

    www.spiegel.de/aus...-9cd1-8f515a6fe020

    Dazu auch:



    www.n-tv.de/politi...ticle25073523.html

    • @shantivanille:

      Antisemitismus mit RN zu lösen ? Das auch noch verkaufen zu wollen ? Bruckner, diesen alten Rassisten, als großartig bezeichnen? Wie man hier im Lande so sagt, " tu as fumé la moquette!"

    • @shantivanille:

      Es wundert mich nicht, dass Sie eine rechtsextreme Partei wählen würden - und vielleicht erklärt das auch, warum Sie sich die Revolution, von der in dem Artikel die Rede ist, nur auf Aufstand gegen religiöse Minderheiten vorstellen können.

  • Natürlich ist Macrons Versuch, selbstherrlich gegen die Bevölkerung seine Vorstellungen von Politik durchzusetzen, das Problem.

    Es gibt also nur zwei sinnvolle Wege. Entweder er akzeptiert endlich das Ergebnis der Parlamentswahl, wozu er aber wahrscheinlich nicht fähig ist oder er tritt zurück. Das wird er aber wahrscheinlich auch nicht machen.

    Also wird es darauf hinaus laufen, dass in Frankreich tatsächlich eine Revolution ausbricht. Die wird aber nichts so lassen, wie es war.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Meinen sie eine linke Regierung mit einem Drittel der Abgeordneten sei in irgendeiner Weise handlungsfähiger?

      • @Nisse:

        Die "Linken" hatten ja mit moderaten Kräften einen Regierungsvorschlag gemacht. Es sollte eine andere Politik geben, die lt. Umfragen von einer großen Mehrheit auch gewünscht wird. Aber Macron hält an einer Politik fest, die fast keine Unterstützung hat. Natürlich stürzt dann jede Regierung, die er zusammenbastelt.

  • Ja, Frankreich benötigt eine radikale Neuausrichtung. Aber ich hoffe, es geht auch ohne Revolution, zumindest ohne Revolution wie 1789, als König, Königin und viele andere geköpft wurden und viel Blut auf den Straßen floss.



    Aber wie 1789 das Ende der Herrschaft von König und Adel einläutete und die Bürger auf mehr Teilhabe und Gerechtigkeit pochten, so wollen heute die ärmeren 50-70% mehr Teilhabe und Gerechtigkeit. Die größten Unternehmen und reichsten Personen haben dafür gesorgt, dass die Gesellschaft zu ihren Gunsten eingerichtet wurde. Dadurch haben alleine die reichsten 500 Deutschen von 2020-2024 ihr Vermögen um 500 Mrd. € vergrößert (von 600 Mrd. auf 1100 Mrd. laut Manager Magazin). Während die meisten der 50-70% ärmsten froh waren, überhaupt irgendwie über die Runden gekommen zu sein. Und die Regierung ihre Löcher nur noch mit Schulden gestopft bekommt. So wird keine Gesellschaft auf Dauer überleben. Auch Macron hat es als seine Hauptaufgabe angesehen, dass die Reichsten immer reicher werden dürfen und ihnen nichts genommen wird. Wenn sich dies nun ändert (und das muss sich ändern), wird es ihnen immer noch sehr viel besser gehen, als König, Königin und Adel 1789.

  • Frankreich ist zu alt, zu verschuldet und zu bürokratisch um sich noch aus eigen Kraft zu reformieren, genau wie Deutschland. Alle Parteien mit Chancen auf den Chefsessel sind reaktionär und glauben das der Status quo irgendwie gerettet werden kann mit Mitteln aus der Vergangenheit.

    • @Machiavelli:

      Die Reformen übernimmt dann China?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Sollte china neuer globaler Hegemon werden dann ja.

        • @Machiavelli:

          Sollten wir uns dann nicht doch lieber selbst anstrengen und mal über eine Revolution nachdenken?

          Auch wenn China natürlich nicht globaler Hegemon wird, weil ein solcher sich nicht wirklich etablieren kann. Dazu ist die Erde zu groß. Globaler Hegemon zu werden, ist ein alter Traum machtgieriger Eliten. Aber eben ein Traum.

    • @Machiavelli:

      "Alle Parteien mit Chancen auf den Chefsessel sind reaktionär und glauben das der Status quo irgendwie gerettet werden kann mit Mitteln aus der Vergangenheit."



      Leider wahr. Und das verfügbare Personal für die Chefsessel wird immer schlechter — intellektuell, moralisch und menschlich sowieso.

    • @Machiavelli:

      ... um sich noch aus eigen Kraft zu reformieren ..



      Was heißt das, hoffen Sie vieleicht, dass Donald Trump das erledigt?

      • @Stumm Roland:

        Donald Trump ist doch das gleiche nur in den USA. Reaktionäre Politik.

    • @Machiavelli:

      Was wäre die Konsequenz und wer sollte denn Frankreich und Deutschland reformieren oder meinen Sie wir lösen uns ins Nichts auf?

      • @Axel Schäfer:

        Die Geschichte ist voll von gescheiterten Staaten, die hören nicht auf zu existieren die dämmern halt vor sich hin bis eine neue Macht neue Verhältnisse schafft meist ein Eroberer von außen.

  • Ich stimme dem Kommentar vollumfänglich zu und trotzdem widerspricht es mir Frankreich eine 'Revolution' zu wünschen.



    Erstens weil der Ausgang mehr als unklar ist, zweitens weil es, wie im Kommentar ja genannt, nicht nur neuer Gesichter, sondern einer gänzlichen Neuordnung des französischen Apparats bedürfte und drittens, weil diese 'Revolution' Frankreich auf Jahre innenpolitisch binden und außenpolitisch schwächen würde - und dass, bei aller berechtigter Kritik an Macron und seinen Machterhaltungsspielchen, weder Frankreich noch die Welt gerade braucht.



    Frankreich hat enorme Geldprobleme, Frankreich hat eine überalterte Energieversorgung, auf die aber nicht nur sie selbst, sondern auch wir im Winter elementar angewiesen sind und - am allerwichtigsten - Frankreich ist die einzige Atommacht in der EU und somit die einzige verbindliche Rückversicherung gegen Putins Allmachtsphantasien bezüglich Europa.



    Die USA sind gänzlich unberechenbar unter Trump und Großbritannien hält zwar Europa bezüglich Putin weiterhin treu die Stange, aber dennoch kochen die im Zweifel ihr eigenes Süppchen.



    Ohne anderweitige atomare Abschreckung ist ein funktionierendes Frankreich für Europa elementar.

    • @Saskia Brehn:

      Zur Kampfkraft des französischen Militärs: im Frühjahr 2022 war auch in Frankreich eine Art Selbstvergewisserung unterwegs -> eine rasch gezogene Erhebung ergab, dass die Grande Nation mit ihrem martialischen Gepränge - ähnlich angegriffen wie die Ukraine - nur zwei bis drei Wochen durchhalten könnte (1940 lässt grüßen).

    • @Saskia Brehn:

      Sie widersprechen sich doch selbst. Frankreich funktioniert derzeit nicht wirklich, gleichzeitig verweisen Sie darauf, dass Frankreich doch funktionieren müsse, um militärisch gegen Russland eingreifen zu können (wie genau? Soll eine Atomkrieg geführt werden?).



      Dass Frankreich seine Probleme angehen müsste, dürfte unstrittig sein, hierzu muss allerdings der politische Patt aufgelöst werden. Da mag es sicher sinnvoll sein, über die politischen Prozesse und Strukturen nachzudenken.



      Auffällig ist aber, dass den westlichen Demokratien mehr und mehr die Demokraten auszugehen drohen. Wer wie Rechtsextreme und leider auch manche Linke den politischen Konkurrent als Feind betrachtet, mauert sich in der Kompromisslosigkeit ein, am Ende kommt es zur Blockade, die ja der große "Beweis" für das Nichtfunktionieren der Demokratie ist. Vor allem, wenn die politische Mitte zu schwach für eigene Mehrheiten ist. Mit der Folge, dass der Ruf nach dem starken Mann (oder in Frankreich nach der starken Frau) noch lauter erschallt. Deprimierend...

      • @FtznFrtz:

        "Sie widersprechen sich doch selbst. Frankreich funktioniert derzeit nicht wirklich, gleichzeitig verweisen Sie darauf, dass Frankreich doch funktionieren müsse, um militärisch gegen Russland eingreifen zu können"



        Nunja, Macron hat aktuell relativ autokratische Befugnisse. Es gibt ja durchaus die Theorie, dass er sich bewusst von Krise zu Krise hangelt, weil er in diesen Übergangsphasen mit besonderen Befugnissen ausgestattet ist.



        ---



        "Soll eine Atomkrieg geführt werden?"



        Wenn Putin angreift, dann natürlich. Wofür hat man sonst Atomwaffen?



        Der Besitz von Atomwaffen ist natürlich zuallererst ein Abschreckungsmittel, aber wenn man kategorisch deren Einsatz ausschließt, dann verliert man diesen extrem Trumpf. Dann ist ihr Besitz auch eine Absurdität.



        Waffen sind dazu da im Ernstfall auch benutzt zu werden - und gerade Atomwaffen sind extrem kostenintensiv was Wartung und Bereitstellung der steten Einsatzbereitschaft angeht...



        Sie zu haben ohne die Absicht sie auch einzusetzen im Fall der Fälle wäre irrational.

        • @Saskia Brehn:

          Aha….Sie halten einen Atomkrieg also für führbar? Schließlich kosten die Dinger ja Unterhaltung, also im Zweifel mal schön das Knöpfchen drücken.



          Kann ich nicht ernst nehmen, Sie wissen ja gar nicht, was Sie da sagen.



          Macron hangelt sich als autoritärer Präsident von Krise zu Krise? Selbst wenn das stimmen würde: was hätte er davon? Nach dieser Amtszeit ist ohnehin Schluss.



          Sorry, aber Sie überzeugen mich mitnichten.

  • Seit der Ohrfeige für die Linken letztes Jahr, ist Macrons Ende absehbar. Bei all deren Schwächen, sie derart zu ignorieren konnte nur schiefgehen. Hoffen wir, dass die Rechtsextremen nicht weiter davon profitieren