Preiserhöhungen bei der Bahn: Zeichen der Zeit nicht erkannt
Die Deutsche Bahn erhöht mal wieder ihre Preise. Es ist im Zeichen der Klimakrise ein falscher Schritt – Bahnfahren ist schon jetzt viel zu teuer.
H ätte es noch einen Beweis gebraucht, dass die Verantwortlichen bei der Deutschen Bahn die Zeichen der Zeit nicht erkennen, das ist er: Der Staatskonzern hat angekündigt, dass er zum 12. Dezember die Preise für Tickets, Abos und Bahncards um 2,9 Prozent anheben wird. Nur die Preise für die schwer zu bekommenen Sonderangebote und die in der Coronakrise erwünschte Platzreservierung bleiben konstant.
Die Erhöhung ist das Gegenteil einer vorausschauenden Geschäftspolitik. Daraus spricht eine frappierende Weiter-so-Haltung, die die Klimakrise genauso ignoriert wie die Erfordernisse einer zeitgemäßen Verkehrspolitik.
Bahnfahren ist heute schon viel zu teuer, gerade für Gelegenheits- und Spontanreisende. Genau um diese Gruppe muss das Staatsunternehmen aber kämpfen, wenn die Fahrgastzahlen, wie politisch gewollt, steigen sollen. Die wegen Corona aufs Auto umgestiegenen Fahrgäste werden sicher nicht durch noch höhere Preise zurückgelockt – im Gegenteil. Gerade haben die Nahverkehrsbetriebe gezeigt, was Kundenfeundlichkeit ist: Abonnent:innen konnten ihr Ticket zwei Wochen bundesweit für kostenlose ÖPNV-Fahrten nutzen; mehr als 700.000 haben das genutzt. Auch wenn es nur ein Marketing-Gag war, geht das in die richtige Richtung.
Die Bahn konterkariert solche Ansätze mit ihrer Preispolitik. Dreist ist, dass sie die Preiserhöhung mit Hinweis auf die Inflationsrate von 4,1 Prozent schönredet. Bei den Lohnerhöhungen für die eigenen Beschäftigten spielt die Inflationsrate keine Rolle. Es passt nicht zusammen, die Preise um 2,9 Prozent zu erhöhen, aber den Bahnmitarbeiter:innen ab Dezember nur 1,5 Prozent mehr Lohn zuzugestehen.
Bei den kommenden Koalitionsverhandlungen wird der Staatskonzern sicherlich eine große Rolle spielen. Allerdings ist eine Bahnreform eine komplexe und langfristige Sache; Besserungen werden dauern. Aber die neue Bundesregierung kann schnell ein wichtiges Signal senden: die Preise senken.
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