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Bildungsbohème in der LinksparteiLinke Folklore

Kommentar von

Gunnar Hinck

Die Mitglieder der Linkspartei sind urban und akademisch. Für diejenigen, die sich für mehr als Gaza und Rassimus-Themen interessieren, wird es eng.

Ein Wahlhelfer der Linken verteil Werbematerial vor dem Bahnhof Rathaus Neukölln in Berlin am 19. Januar 2025 Foto: Emmanuele Contini/imago

E s ist löblich, dass die Linkspartei in einer Umfrage mit vielen Detailpunkten herausfinden wollte, wer eigentlich ihre Mitglieder sind, woher sie kommen, was ihnen wichtig ist – seit dem Wiederaufstieg der Partei hat sich ihre Mitgliederzahl mehr als verdoppelt. Immerhin 11.500 Mitglieder nahmen an der Umfrage teil und damit gut ein Zehntel, das ist viel für Umfragen.

Erste Erkenntnis, wenngleich nicht besonders überraschend: Jedes fünfte Neumitglied studiert. Die Linke ist mit einem Durchschnittsalter von knapp 39 Jahren eine junge Partei, davon kann die SPD nur träumen.

Die zweite und dritte Erkenntnis, und da wird es schon interessanter: Großstädter gibt es bei der Linken mehr als Kleinstädter und Dörfler. Überrepräsentiert sind ebenfalls Berufe, die man als links-postmateriell einstufen kann: Solche, die im Bildungs-, Kultur- und Medienbereich arbeiten, finden sich bei der Linken deutlich häufiger als im Bevölkerungsdurchschnitt. Hingegen sind Handwerker, Industriearbeiterinnen und Paketausträger rar in der Partei.

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Die neue Linke ist mehr als zu alten Zeiten eine Partei der urbanen Bildungs- und Kulturbohème. Das ist aus der Binnensicht der Partei völlig okay – sie ist damit ja erfolgreich –, für das Parteiensystem insgesamt ist es aber eine bedenkliche Entwicklung: Solche, die mit Hingabe darüber diskutieren, wie genozidal nun der Krieg in Gaza und ob Friedrich Merz ein Rassist ist, haben mit der Linken, den Grünen und Teilen der SPD (Jusos) gleich drei Plattformen. Solche aber, die lieber über den Mindestlohn oder die Zukunft der Rente und Lösungen aus linker Sicht debattieren wollen, sind eindeutig in der Defensive.

Was auch bedenklich ist: Mit dem Trio SPD (längst zur Beamtenpartei geworden), Grüne und (neuer) Linke agieren gleich drei Parteien, bei denen der berüchtigte Linkspaternalismus grassiert: Wir Akademiker wissen am besten, was für die Unterprivilegierten gut ist.

Dem Parteiprogramm der Linken ist übrigens Bertolt Brechts Gedicht „Fragen eines lesendes Arbeiters“ vorangestellt. Das ist nur noch Folklore, eine leere Pathosformel.

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ist Redakteur im taz-Ressort Meinung.
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63 Kommentare

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  • So, um das voran klar zu machen:



    Schulabbrecher und Dienstleistungsangellter hier. Ich hab mich massiv aufgeregt, schon nach der kurzen Zusammenfassung unter der Überschrift und mich nur überwunden, diesen unnötigen, an den Haaren herbeigezogenen Schwachsinn zu lesen um mich dann auch guten Gewissens darüber auslassen zu können.



    Erstens hat die Linkspartei ein vielfältiges, progressives Programm von Steuer- und Bildungs- über Sozial- und Umweltpolitik, das sehr viel seriöser daher kommt, als die leeren Versprechen der Union und ihrer extremistischen Abspaltungen AfD und Werteunion und des sterbenden, neoliberalen Anhängsels.



    Außerdem sind Akademiker*innen in den anderen Parteien deutlich stärker überrepräsentiert, während in der Linkspartei Sozialarbeiter*innen, Handwerker*innen und Dienstleister*innen nicht nur gelegentlich als Feigenblatt vorgeführt werden, sondern sowohl nach außen wie auch nach innen wirksame und verantwortungsvolle, wichtige Positionen innehaben.



    Die kommunistischen Reflexe und Traditionen kann ich außerdem in ihrem Handeln längst nicht mehr finden.



    Stattdessen nutzen sie ihre beschränkten parlamentarischen Potenziale maximal aus und erreichen reale Erfolge.

  • ...daher wählen die, die sich nicht repräsentiert fühlen, dann eben andere Parteien, die ihnen das Gefühl geben, für sie da zu sein. Ob das so stimmt, wäre die zweite Frage, aber sie täuschen es wenigstens besser vor.

    Frau Wagenknecht bzw. die AfD wären vorrangig zu nennen....

  • Naja die Linkspartei teilt wohl das Schicksal der taz und des ÖR oder andersrum.



    Eine kleine, privilegierte Oberschicht will dem „kleinen Mann“ erklären was er denken und wollen soll.



    Mindestlohn ist da perfektes Beispiel, er wird ihm von der Oberschicht zugestanden. Der kleine Mann will ihn aber nicht, er will nach Leistung bezahlt werden.

  • Ist das jetzt die neue Linie bei der taz, sich den Schuh anzuziehen, den die rechtskonservative und die ganz rechte Ecke (und natürlich Frau Wagenknecht) den Linken (gemeint ist nicht nur die Partei gleichen Namens) hinhält? Das Narrativ von dern Blase, in der sich die elitären Linken angeblich abgekapselt haben nachzubeten als Strategie zur Herstellung einer imaginierten Mitte? Von Herrn Unfried sind wir es ja gewohnt, aber nun ziehen der Autor dieses Artikels und an anderer Stelle Bernward Janzing nach.



    Was ist das? Linke Selbstzerfleischung? Draufhauen auf alles, was progressiv ist als letztes Mittel gegen die Rechten? Was bezwecken sie damit? Sogenannte besorgte Bürger*innen zurück auf den demokratischen Pfad locken?



    Natürlich gibt es unter den sich als progressiv verstehenden Linken auch solche, die abgedriftet sind, das aber gleich allen zu unterstellen, finde ich grob vereinfachend.

  • "Dem Parteiprogramm der Linken ist übrigens Bertolt Brechts Gedicht „Fragen eines lesendes Arbeiters“ vorangestellt."

    Lol.

    • @rero:

      In der Gegenwart doch eine sehr schöne Metapher



      & Berthold Brecht als Leitlinie, jeden Tag ein paar Zeilen von ihm und Du hast den Tag schon zum Freunde gewonnen.



      Der Weg ist das Ziel, ein Leben für alle Menschen in Harmonie, Liebe, Freundschaft, mit Geist, geistige Kraft, Energie und Willenskraft Werte zu finden, über das Materielle hinaus. Nur dann stellt sich Zufriedenheit in den Menschen ein und Frieden wird für alle Geschöpfe möglich.



      Dazu muss brutales, neoliberales Gedankengut aus vielen Köpfen noch eliminiert werden. Der Kampf geht weiter...

  • Seit der Bundestagswahl sind SPD, Grüne und Linke zusammen stabil bei 36-37 Prozent. Verschiebungen in den Umfragen gibt es seither nur innerhalb dieses Lagers.



    Noch 2005 hatte dieses Lager zusammen 51 Prozent, dennoch hat die SPD lieber Angela Merkel zur Kanzlerschaft verholfen als ein linkes Bündnis zu versuchen.



    Seither ging es für die SPD selbst steil bergab, und auch das linke Lager bekam zusammen nie mehr als 45 Prozent, die letzte Bundestagswahl war mit 36,8 Prozent der Tiefpunkt.

    Gunnar Hinck bringt es klar auf den Punkt:



    Wenn die drei Parteien nur noch um die Wähler innerhalb der eigenen Blase konkurrieren, werden sie niemals mehrheitsfähig.

    • @Don Geraldo:

      Die SPD ist aber mit der klaren Ansage in die Wahl gegangen, dass es keine Koalition mit der Linken geben würde - sonst wären ihre Stimmen sicher auch deutlich geringer ausgefallen.



      Und ob sich ein Wortbruch danach bezahlt gemacht hätte, kann man ja mal in Hessen erfragen, wo eine Frau Ypsilanti das mal versucht hatte.

  • Ein etwas zu knapp geratene, aber inhaltlich richtige Beobachtung.

    Für einige Menschen sind Themen wie Mietwucher, Mindestlohn, Arbeiter/innen-rechte usw überlebenswichtig oder zumindest alltagsbestimmend.

    Die persönliche Relevanz dieser Themen lässt mit steigendem Einkommen selbstverständlich nach und dann kann sich anderen Themenbereichen gewidmet werden. Damit gehören die urbane Schicht des akademischen Bildungsbürgertums zwar lange noch nicht zu den Reichen, aber es reicht eben für zweimal Urlaub im Jahr, die schöne Altbauwohnung in der Genossenschaft und Einkäufe bei Alnatura.

    Ob nun " Friday for future, Rettet die Wale" oder die Auseinandersetzung mit dem Nahostkonflikt- das sind alles Themen die an der persönlichen Lebensrealität vieler Menschen vorbeigehen

  • Warum nur hat sich Die Linke so weiter von uns Arbeiter*innen entfernt?

    • @casio:

      Die Linke wollte sich, wenn ich es richtig weiß, für "die Schwächsten" engagieren und das sind deren Meinung nach, nehme ich an, heutzutage nicht mehr die Arbeiter*innen, sondern andere Bevölkerungsgruppen.

      Salopp ausgedrückt, die Arbeiter*innen sind in der "Opferhierarchie" weiter nach unten gerutscht.

  • Will die LINKE überhaupt noch Arbeiterpartei sein? Wenn ja, muss sie sich fragen warum sie es nicht ist, sprich bei Arbeitern auf gar keinen grünen Zweig kommt. Den Vorwurf eine Akademiker oder sogar Elitenpartei zu sein muss sie sich bei dem Ergebnis jedenfalls gefallen lassen. Der trendige, woke, junge Wähler sieht scheinbar besser als der Bauarbeiter Mitte 40 aus. Ist auch ok, dann braucht es halt eine andere Arbeiterpartei, zur Zeit scheint ja die AfD dieses Vakuum zu füllen, eine andere Partei wäre mir lieber.

    • @JSch:

      Berechtigte Frage, meines Erachtens klar mit Nein zu beantworten. Dier von der Linkspartei (wohl inzwischen allein) vertreten "kein-Mensch-ist-illegal"-Ansatz kommt jedenfalls bei den Arbeitern gar nicht gut an.

    • @JSch:

      Zustimmung. Leider scheint das generell bei Parteien links von CDU zu sein. Politik...oder eher Geschrei für Bevölkerungsminderheiten. Die seit Jahren schuftende Bevölkerung sucht sich anderw Leute. Leider auch die Falschen. Aber wo wäre eine Alternative.

  • "Solche aber, die lieber über den Mindestlohn oder die Zukunft der Rente und Lösungen aus linker Sicht debattieren wollen, sind eindeutig in der Defensive.[...]



    Das ist nur noch Folklore, eine leere Pathosformel."

    Seltsam, ich dachte bis gerade, dass die Linke einen Mindestlohn von 15 € fordert, und für eine Erhöhung des Rentenniveaus eintritt.



    Ich glaube Folklore geht anders.

    • @Kaboom:

      Die Folklore fängt da an, wo Ideen postuliert werden, wie man die Forderungen umsetzen möchte...

  • Der Vorwurf kommt ja immer, nicht nur bei der Linken: zu viele Städter, zu viele Akademiker, zu viele Juristen, zu viele Männer.

    Der Paketausfahrer will nach einer anstrengenden Schicht vielleicht nicht auf die Sitzung des Ortsvereins, die Mutter mit drei Kindern hat keine Zeit für den Landesparteitag uswusf.

    Man kann nur schwer vorgeben, wer sich bitte bei einer Partei zur Mitarbeit oder als Mitglied melden darf, manche haben da sicher strukturell Vorteile, materiell und zeitlich. Die Parteien müssen dennoch versuchen, auch über die üblichen Milieus hinaus auch Leute zu gewinnen. Darüber hinaus kann vielleicht auch ein Jurist ordentliche Gedanken zur Landwirtschaftspolitik haben, warum soll ein Lehrer nicht auch Ahnung von Wirtschaftspolitik haben?



    Für die Linke ist wichtig, konkret zu bleiben, Angebote für das Hier und Jetzt, für die Menschen. Abgehobene Diskussionen in der linken Blase, gerne auch mit Selbstzerfleischung, führen hinaus aus den Parlamenten. Die Vor-BSW-Zeit sollte da Mahnung genug sein.

    • @FtznFrtz:

      "Darüber hinaus kann vielleicht auch ein Jurist ordentliche Gedanken zur Landwirtschaftspolitik haben, warum soll ein Lehrer nicht auch Ahnung von Wirtschaftspolitik haben?"



      Sagen wir mal so, es gibt sicher Ausnahmen, aber die Regel ist das nicht. Man diskutiert mit seinen Bekannten ein Thema, aber durch den homogenen Bekanntenkreis, ist es doch nur eine kleine Blase.

      Wie soll ein Jurist in der Linkspartei auch nur annähernd ein Gefühl für Landwirtschaft haben, die weiter als der Bioladen vor Ort reicht?



      Und Lehrer ist ja mal ein krasses Beispiel für (im fast 100% der Fälle) für ganz weit weg von Wirtschaft. Wenn über Generationen das sichere Beamtengehalt kommt und man sich wegen Studiums jedem selbstständigen Handwerker überlegen fühlt, kann man, nein darf man eigentlich nichts zur Wirtschaftspolitik beisteuern.

      Ausnahmen bestätigen die Regel!

    • @FtznFrtz:

      Komisch nur das sich grade diese Gruppen den eher rechten Parteien wiederfinden und dort wesentlich aktiver sind.



      Das ist kein Zeitproblem, diese Personengruppen fühlen sich eben nicht mehr von den Linken Parteien vertreten.



      Unter der Weltrettung machen es die Linken ja auch kaum noch, denn alles andere interessiert eben diese Akademiker Großstadtblase nicht.

  • Kein Wunder, dass die AfD die meisten Arbeiter und Beschäftigten mit einfachen Tätigkeiten anzieht - darunter viele junge Männer. Diese fühlen sich offensichtlich weder durch CDU, SPD, FDP, den Grünen und der Linken vertreten. Die AfD als neue Arbeiterpartei - ganz schon gruselig!

    • @Il_Leopardo:

      Bei den Männern kommt ja dazu, dass sie in Teilen das linken Milieus geradezu mit Verachtung behandelt werden, gerade wieder der offene Brief an Merz, dass das Problem "die Männer" seien. Ein ehrlicher junger Mann, der fair mit anderen Menschen umgeht und keine Frauen belästigt, fühlt sich davon nicht gerade "abgeholt".

  • Toll, dass alle Kommentare einstimmig den Artikel zerreißen :)

    Deutschland und die EU sind stark wirtschaftlich und militärisch hochverflochten mit Israel gleichzeitig befindet sich hier die größte Europäische Diaspora Palestinas. Die Genozidfrage hat also eine gewisse relevanz...

    Auch ich habe sehr lange keine Linken Politiker mehr über Gendern und Rassismus reden hören (ohne das deutliche Verbesserung zu den Themen eingetreten wäre)

    Gerade Reichinnek und Aken arbeiten im Mindset der 90er Linken, das müsste dem Autor entsprechen.

  • selten konnte ich einem Kommentar (und ich würde mich selber als Linken bezeichnen) so uneingeschränkte zustimmen!

    Der wachsende Erfolg der AfD liegt genau daran, dass solche Minderheiten die einer bestimmten privilegierten Schicht aus größeren Städten entstammen und deren Berufe ist nur deshalb gibt, weil wir eine extrem wohlhabende Gesellschaft sind, weit überproportional, laut und stark in den Medien den Diskurs bestimmen

    Wer heute im Schichtbetrieb in der Automobilindustrie arbeitet und um seinen Arbeitsplatz Angst hat und sich fragt, wie er seine Familie ernähren können und wie er sein Haus abbezahlen kann für den sind die typischen Diskussionen, die in dieser Blase geführt werden, nur noch frustrierend



    Der benötigt eine linke Politik, aber eben nicht diese linke

    • @Paul Rabe:

      Es gibt ja heute auch einen (nicht kommentierbaren) Artikel zur Klimaschützer-Szene und deren kurzen Erfolg. Das geht in die gleiche Richtung - wenn eine Milieu von Kindern aus eher bis sehr wohlhabenden Elternhäusern im TV erzählt, wenn die Braunkohle-Arbeitsplätze wegfallen, dann ist es eben so, die gab es eh schon viel zu lange, dann weiß man jedenfalls, in welchen Regionen sie damit nicht nur keine Unterstützung haben werden, sondern regelrecht Hass auf sich ziehen.



      Gleiches gilt für Leute, die sich auf Straßen kleben und der Taxifahrer oder Pflegedienst muss unbezahlte Überstunden machen.

  • Sehr gut getroffen. Bildungsboheme, schöner könnte man es nicht ausdrücken. In Berlin wird es im nächsten Jahr vielleicht reichen.

    • @Wilfried Bergmann:

      Es sei Berlin gegönnt - seit der Wende waren da knapp 20 Jahre rot-rot oder R2G an der Macht...



      Eigentlich müssten da nur noch Fahrräder fahren, S- und U-Bahn perfekt ausgebaut sein, erschwingliche Mieten für jedermann und die Gehwege und Parks so sauber sein, dass man barfuß frohen Mutes umherspazieren könnte...



      Stattdessen herrscht extremer Wohnungsnotstand, die Schulen sind noch maroder als im Rest vom Land, Kitaplätze sind ein Lotteriespiel, Drogen- und Alkoholkranke lungern vor fast jedem U-Bahnhof, die Öffis (BVG) sind pleite/exorbitant verschuldet und Dreck, Müll und ständig verstopfte Straßen zieren das Stadtbild.



      Nicht falsch verstehen, die Union macht auch wenig besser, dass aber Die Linke oder ein linkes Bündnis zu sozialer Gerechtigkeit und einer Utopie voller Regenbogeneinhörnern führt - diese Idee sehe ich am Beispiel Berlin hinreichend widerlegt.

  • Bedenklich finde ich das Niveau hier. Der Kommentar bedient sich alten Klischees und Stereotypen und glaubt diese an einer Umfrage bewiesen zu sehen.



    Und das entgegen der Realität der parlamentarischen Arbeit, die die Linke derzeit führt. Entgegen auch der Realität auf dem Boden, wo mehr über Mietwucher, Pflege, Soziales und Arbeit gesprochen wird als Weltpolitik.



    Die Bodenständigkeit der Linken heutzutage ist etwas das Grüne und SPD sich nur wünschen. Denn es sind diese Parteien die sich von der Realität immer weiter entfernen, die Kulturkämpfe, angezettelt von den Rechten, austragen und am Ende den Arbeitern nix bieten.

    • @Dustparticle:

      "Der Kommentar bedient sich alten Klischees und Stereotypen und glaubt diese an einer Umfrage bewiesen zu sehen."

      Ich war mir angesichts mancher Kommentare auch nicht sicher, ob ich vielleicht bei der Welt oder einem BSW Portal gelandet bin.

    • @Dustparticle:

      Als Wagenknecht noch Teil der Linken war, waren die (lächerlichen) Vorwürfe gegenüber der Partei der alte rechte Schmonzes über Woke und Gendern.



      Nun ist der Vorwurf, dass Leute mit überdurchschnittlicher Bildung kein Interesse an den Problemen von "Otto Normalverbraucher" hätten.



      Nuja, irgendwas ist ja immer, nicht?

    • @Dustparticle:

      Ich stimme ihnen zu 100% zu!

  • tldr: Die Linke ist *als einzige* keine willfährige Dienerin der Reichen.

    Das zentrale - und hier im Artikel scheinbar übersehene - Element der Linken ist die Erkenntnis, dass die Ausbeutung der Armen durch die Reichen der kleinste gemeinsame Nenner aller gegenwärtiger Krisen ist.

    Ob im Inland bei der Sozial- und Gesundheitspolitik, der Diskrepanz zwischen Rüstungsausgaben und zivilgesellschaftlichen Investitionen, dem auf empfundener Gerechtigkeit aufbauenden Zusammenhalt der Gesellschaft oder den notwendigen Bedingungen für gelingende Klima- und Umweltschutzmaßnahmen (d.h. auch hier soziale Gerechtigkeit); sowie international die elitär- imperialistische Komponente von kriegerischen Konflikten und ihren Profiteuren,



    usw. usf.

    Überall hängt die Entscheidung zwischen Humanismus und Ausbeutung letztendlich daran, ob man gewillt ist, weiter das Spiel der Umverteilung von unten nach oben zu spielen.

    Oder ob man, wie es die Linke als einzige politische Kraft anvisiert, endlich die notwendige Umverteilung von ganz oben hin zur Mitte und nach unten anstrebt, weil nur so all die großen Krisen der Gegenwart bewältigbar sind.

    Das ist das wahre Alleinstellungsmerkmal der Linken.

    • @Dr. M.:

      "international die elitär- imperialistische Komponente"



      Mit einer solchen Wortwahl vertreiben oder schrecken Sie aber einen gewaltigen Anteil potentieller Unterstützer ab. Nicht jeder, der mit den Linken nicht unbedingt konträr steht, hat Abitur oder einen akademischen Bildungsgrad und möchte auch von Revolutionsgedanken und massiven Umwälzungen verschont bleiben.

    • @Dr. M.:

      Stimmt.

  • Ich würde ja sogar noch dabei mitgehen, dass die führenden Politiker der Linkspartei sich auch in der heutigen Zeit hauptsächlich mit Empörungskultur Richtung Merz etc. versuchen zu profilieren und die Genderdebatte für wichtiger erachtet wird, als ein nachhaltiges Rentenkonzept. Aber das ausgerechnet die TAZ sich darüber echauffiert ist doch wohl eher Satire. In den letzten Tagen gab es genau EIN bestimmendes Thema: Nämlich die "Stadtbilddebatte", zu der inzwischen in dieser Zeitung nun wirklich JEDER mal zu Wort kommen durfte und wahrscheinlich auch der letzte Praktikant einen Kommentar hierzu verfassen konnte. Es ist die Entscheidung der Redaktion, WEN man zu Wort kommen lässt und WELCHE Fragen man stellt, bzw. welche Inhalte man in einem Interview zum Thema macht. Könnte man mal drüber nachdenken...

    • @MarsiFuckinMoto:

      Die einzigen die obsessiv übers Gendern reden sind Union und AfD.

      • @8 Ahau:

        Gott sei Dank redet heute kaum noch wer über das Gendern. Die zig Mails, wie ich eine gendergerechte Mail zu verfassen habe, kamen ganz gewiss nicht von der AFD.

    • @MarsiFuckinMoto:

      10/10

  • Bestimmt ist es berechtigt, über die veränderte Mitgliederstruktur zu sprechen und darauf hinzuweisen, dass klassische soziale Fragen – Löhne, Renten, Umverteilung, öffentliche Daseinsvorsorge – in den Hintergrund geraten könnten.

    Gleichzeitig ist es ganz schön verkürzt, komplexe Klassenlagen auf vermeintlich homogene Milieus und Lebensstile zu reduzieren („die woken Städter vs. die richtig arbeitenden Menschen auf dem Land?“ - ziemlich alter Stiefel.)

    Mit dieser Argumentation läuft man nur in Gefahr die reale Prekarität vieler (gerade junger) Menschen in den Städten zu unterschätzen und produziert letztlich nur neue Trennlinien innerhalb der Linken, anstatt gemeinsame Interessen sichtbar zu machen. ( z.B. die sehr prekären Löhne oder oft überhaupt nicht vorhandene Altersvorsorge u.a. in der zitierten Kultur- und Medienbranche)

    Die letzten Jahre haben doch eigentlich gezeigt, dass linke Politik dort erfolgreich war, wo die zentralen, ökonomischen Kernthemen wieder in den Vordergrund gestellt wurden: die Fragen nach Wohnraum, Verteilung, Macht, Produktionsverhältnisse, Eigentum etc.



    Alles zentrale Interessen der lohnabhängigen Klasse - in der Stadt wie auf dem Land.

  • Das wäre ja jetzt Aufgabe der Linke, was zu tun, und vielleicht mal jemanden der vom Land oder aus der Arbeiterschaft stammt dort versucht anzuknüpfen und Ortsvereine zu gründen. Bei letzten Bundestagswahlkampf haben bei und aif dem Land ein paar von der Linkspartei auch einen Stand vor dem einzigen verbliebenen Supermarkt aufgebaut, der fand viel Zuspruch, vor allem bei jungen Leuten, da sollte man anknüpfen, vor allem weil man sich ja auch gut digital und unbürokratisch organisieren kann. Da gibt es z.b. bei uns ein kostenlos verteiltes Gemeindeblättchen, (auch online) da kann man als politische Vereinigung kostenfrei lange Artikel einbringen und so auch die erreichen, die nicht in Internet und sozialen Medien unterwegs sind.

    • @Axel Schäfer:

      Ich fürchte nur, Die Linke wird sich mit den Ergebnissen ihrer Mitgliederbefragung zufrieden geben.



      Schließlich zielte ihre Kampagne im Bundestagswahlkampf genau auf das Klientel ab, das sie erfolgreich hinzugewinnen konnte. 8% auf Bundesebene sind so gesehen schon ein zufrieden stellendes Ergebnis, man kann sich damit mit reiner linker Weste in der Fundamentalopposition einrichten und so bequem in seiner großstädtischen Berlin-Neuköllner Blase bleiben.



      Mitte-Links-Mehrheiten im Bund (und in den meisten Bundesländern außer den drei Stadtstaaten) sind leider in unerreichbarer Ferne, SPD und Grüne aus linker Sicht ohnehin des Teufels.



      Was soll man sich da auf den Dorfplatz stellen, sich von den AfD‘lern bedrohen lassen, um am Ende doch keinen Blumentopf zu gewinnen?

      • @Abdurchdiemitte:

        Ob genügend Zuspruch da ist und ob man den nutzen könnte zeigt sich doch nur vor Ort, da muss man schon rausgehen und mit den Leuten reden. Es gibt ja auch noch Gegenden, wo die AgD nur nachts raus kommt. Bei uns haben die zwar erschreckend viele Stimmen, fast wie im Durchschnitt im Westen bekommen, aber offen aufgetreten ist von denen noch keiner. Das sollte man ausnutzen, bevor die Räume besetzt werden.

  • Und es ist bedenklich, fast gefährlich für die Demokratie!



    Wer links nicht über die Probleme einfacher Menschen redet, wird scharf rechts überholt. Diese Typen kapern dann solche Themen für sich ( um auf Bauernfang zu gehen....)

    • @Andreas Horn:

      "wird scharf rechts überholt" ist dabei kein mögliche Zukunft sondern bereits Realität, Vor allem bei Arbeitslosen und Arbeiter findet die AfD besonders viel Anklang.

    • @Andreas Horn:

      Bauernfang ist gemein. Man wählt halt die, die einem etwas versprechen. Ob sie es halten ist eine andere Frage unabhänig ob es die Linke oder die AfD oder irgendwas dazwischen ist.



      Schön wäre es, wenn Wahlversprechen einklagbar wären. Dann wären auch absurde Koalitionen zwischen, wir senken die Steuern, wir erhöhen die Steuern, rum.

  • Worauf fußt die Kritik? Auf Themen die Die Linke in durchzubringen versucht wohl nicht. Klima, vor allem Mieten und soziale Gerechtigkeit sind da doch sehr präsent. Und: Aktionen wie die App mit der Stromabrechnungen geprüft werden, die ziemlich großflächige Befragung an Haustüren was den Leuten auf der Seele drückt etc. exkludieren doch niemanden, im Gegenteil. Nachvollziehbare Aktionen, klare Sprache.

    • @Warim Wilke:

      Ehrlich noch nie was von gehört. Klingt aber fast wählenswert. Aber wo wurden solch großflächige Befragungen denn gemacht? Gut situierte Siedlung? Wahrscheinlich. Mal wieder.

    • @Warim Wilke:

      Die Befragungen sollte man dann auch dort machen, wo die Linke nicht so präsent ist, denn der Strauß der Themen, die die Klientel in der Stadt drückt, dürfte hinreichend bekannt sein, da sollte man sehen, wie man das thematisch ergänzen sollte um mehr Wähler anzusprechen. Man kann dann zeigen, dass man Pragmatik kann.

  • >SPD (längst zur Beamtenpartei geworden), Grüne und (neuer) Linke<

    Genau das ist das Problem. Wer geht heute noch in die Politik? Gläubige - an was auch immer - in die Linke. Dass cdu/spd/grüne-Funktionäre noch an den Mist glauben den sie verzapfen, nehme ich ihnen nicht ab. Bei denen geht es Selbstversorgung bis hin zur Korruption: Spahn-Masken, Baerbock-UNjob/Stylistin, Scholz-Cumex.

    Man hat den Eindruck, die sehen alle, dass der Dampfer gegen den Eisblock fährt - wollen aber solange es noch geht party machen. Es ist eh nichts mehr zu ändern.

    • @A. Müllermilch:

      Komisch, dass in Ihrer Aufzählung die AfD nicht auftaucht. Dabei haben die so viele Skandale, da würden die 1200 Zeichen hier nicht für ausreichen.

  • Brecht war bekanntlich Unternehmersohn und Salonkommunist. Dennoch brachte er mit seinen sprachlichen Fähigkeiten so manche Klassen-Ungerechtigkeit auf den Punkt wie wenige andere.



    Tut die Linke das denn gerade nicht? Worauf fußt Hincks vorgetragene Sorge?

    Über die Mindestrente technisch diskutieren kann die Linke auch, obwohl das eigentlich die Domäne der SPD sein sollte.

    • @Janix:

      Eigentlich müssten ALLE über die Mindestrente, besser: über eine nachhaltige, soziale Sicherheit garantierende Rentenreform reden, zumindest die demokratischen Parteien müssten es tun - statt darüber, wie man Migranten am effektivsten abschiebt und der AfD hinterherzuhecheln.



      Leider hat im Bundestagswahlkampf ausschließlich Die Linke die sozialen Themen glaubwürdig angesprochen - weshalb sie von mir bei dieser Wahl auch den „Zuschlag“ bekommen hat, obwohl ich nicht gerade hundertprozentig überzeugt war.



      Die Niederländer haben es uns gerade vorgemacht, wie man den Durchmarsch von Rechts stoppt. Dort hieß es unisono von konservativ-christlich bis LinksGroen: keiner will mit Wilders!

    • @Janix:

      Das Problem sind nicht die vielen Punkte. Das Problem ist, dass jene Personengruppen, die einst die Linkspartei wählten - Arbeiter, Arbeitslose, Ostdeutsche - nun die AfD wählen und die Linkspartei mit ihren Punkten nur bei der Wählerschaft der Grünen und der SPD punktet.

      • @Rudolf Fissner:

        Die Ostdeutschen gingen viel früher verloren. Dass Arbeiter und Arbeitslose massiv gegen ihre eigenen ökonomischen Interessen stimmen, wenn sie die asozialste Partei, die ADis, im Parlament wählen, und für ihre Interessen, wenn sie die sozialste wählen, die Linken o.ä., ist unverändert. Die Linken wurden halt in der Regierung für Kürzungen 'erfolgreich' verantwortlich gemacht, die der allgemeine neoliberale Unfug verursachte. Da die oberen Schichten der SPD teils das Soziale geistig aufgaben, entstand die Wahlenthaltungswoge.



        Um Verbindendes zu finden: Die Linken müssten als Protestpartei die 20+ % holen, nicht jene merkwürdigen Altburschis.

        Die BSW-Methode, national zu spielen und damit die Grundüberzeugung der internationalen Klassensolidarität zu schlachten, scheint aber auch nicht so verfangen zu haben.

  • Echt jetzt? Da verdoppelt die LINKE ihre Mitglieder, macht einen großen Sprung ins BuParlament...



    Ich erinnere noch eine Zeit, da wurde die LINKE in er der taz schon mal vorsorglich beerdigt.



    Mal so gesehen, wenn euch doch diese "Arbeiter"-Themen fehlen, dann berichtet doch einfach mal regelmäßig-wöchentlich darüber und packt die Probleme zudem in euren Bundestalk. Immer nur den Besuch der Medien-Klugscheißer-Schule raushängen lassen, ist nicht zielführend für die 4. Gewalt im Staat...

    • @#protest:

      Und der Autor versucht jetzt, die runterzudrücken mit seinen haltlosen Behauptungen. Bei Leuten, die sich mit den Themen der Linken - die nun wahrlich nicht der Merz'sche Rassismus und Gaza sind - so gar nicht beschäftigen, mag das verfangen.

      Die Aussagen des Autors sind so fundiert wie eine Behauptung, die cdU hätte ja gar keine anderen Themen als Miete und Infrastrukturausbau. Die hat sie nämlich höchstens am Rande.

  • Hat der Autor in den letzten 5 Jahren mehr über die Linkspartei zur Kenntnis genommen als die von ihm zitierte Mitgliederstatistik? Es ist mir wirklich schleierhaft, wo diese krassen Fehlwahrnehmungen herkommen. Die Linke hat ihren Wahlkampf hauptsächlich mit dem Mietenthema bestritten und sie hat soziale Ungleichheit thematisiert, u.a. mit der Abschaffung von Milliardären, und hängt sich in jeden Streik mit rein, wenn sie willkommen ist. Reichinnek hat kürzlich Jens Spahn dazu gebracht, sich für eine echte Erbschaftssteuer auszusprechen.



    Gunnar Hinck scheint in einer ganz anderen Welt zu leben.

  • Gerade erst gestern gab es in der Taz eine sehr präzise Kritik der Bürgergeld-„Reformen“ der linken abgeordneten Cansins Köktürk, eine eh. Sozialarbeiterin. Kaum eine andere Partei (außer gelegentlich die Grünen) sind gerade so laut in der Kritik der klassistischen Politik von rot-grün wie die Linke.

    • @caramelcookie:

      Oops vertippt, meinte rot-schwarz. Wenn man so auf dem Handy schreibt…

  • Anstatt aus den überrepräsentierten Milieus auf die angeblichen Inhalte zu schließen, könnte man ja auch mal in den tatsächlich geführten Wahlkampf schauen und/oder das Wahlprogramm lesen. Es stimmt einfach nicht, dass es „nur“ um Rassismus und Linkspaternalismus ginge. Das ist der alte Wagenknecht-Vorwurf, der aber schon zu ihrer Zeit überholt war. Zur Zeit beschäftigt sich die Partei fast obsessiv mit Mieten und Wohnen, auch ansonsten geht es ständig um soziale Ungleichheit. Es ist schon hart, wie sehr der Kommentar an der Realität vorbeigeht.

  • "Überrepräsentiert sind ebenfalls Berufe, die man als links-postmateriell einstufen kann"

    Also besonders Berufsgruppen die ihr Einkommen besonders häufig aus Steuermitteln und Fördertöpfen bezieht. Und die Gruppe die die nächsten Jahren durch KI die neue Bürgergeldschicht sein wird. Die möchten wohl ihre Transferleistungen aus den anderen Teilen der Bevölkerung langfristig politisch absichern.

  • Etwas naseweis, der Text. Man weiß das in der Partei sehr wohl, und das mit dem Paternalismus ist eine olle Kamelle und stimmt längst nicht mehr.

    • @Birne Helene:

      Auf den Punkt getroffen!

    • @Birne Helene:

      Top!