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Naturkosmetik und AnthroposophieWeleda kommt mir nicht ins Haus

Weleda wirbt damit, der Welt Gutes zu tun. Doch wer genau hinsieht, findet raus, dass Weleda weder besonders ehrlich noch menschenfreundlich ist.

Eine Kindheit ohne den Geruch von Weleda ist möglich Foto: Antonio Gravante/imago

M eine Kindheit riecht nach Weleda-Produkten. Und was hab ich den Schlehensirup geliebt. Vielleicht auch, weil es bei uns keine Limo gab. Die Sonnencreme roch nach Campingurlaub am Meer. Ich glaube, es war LSF6. Die „grüne Creme“ gibt es heute noch unverändert und sie riecht beruhigend nach Umsorgtwerden.

Als Studentin habe ich mich gefreut, als die Duschgels auf den Markt kamen. Ja, teuer. Aber ich hatte ein gutes Gefühl dabei, mein Geld vermeintlich in eine bessere Welt zu investieren.

Einmal war ich bei der Hautärztin. Sie wies mich darauf hin, dass Calendula Allergien auslösen könne und ätherische Öle im Allgemeinen nicht so gut für die Haut seien. Ich war ungläubig. Ich dachte, sie hat bestimmt keine Ahnung, und ging nie wieder hin. Meine Babys schmierte ich weiterhin überzeugt mit Weleda-Cremes ein.

Ich habe mich sogar mal bei Weleda beworben. Der „ganzheitliche Ansatz“. Die schönen Gärten. Das Gemeinwohl im Blick … Weleda sah schön aus und roch gut. What’s not to like?

Inzwischen kommen mir Weleda-Produkte nicht mehr ins Haus – denn bei genauerer Recherche wurde es unbequem. Weleda ist eine Aktiengesellschaft. Und alle Erwerber_innen von stimmberechtigten Aktien müssen Mitglieder der „Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft“ sein! Zudem spendete Weleda 2019 laut dem Magazin Ecoreporter zwar 2,6 Millionen Euro, davon gingen allerdings 2,2 Millionen an das anthroposophische Goetheanum, dessen Träger wiederum jene „Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft“ ist. Mit jedem Weleda-Produkt, das ich kaufte, gab ich also mein Geld gleich auf mehreren Wegen den Anthroposophen. Und je kritischer ich die Anthroposophie sah, desto weniger wohl fühlte ich mich damit.

Auch historisch sieht es anders aus, als ich dachte: So gab es neben dem KZ Dachau einen „Kräutergarten“, der vom Arbeitskommando „Plantage“ bewirtschaftet wurde und in dem mindestens 800 Menschen ihren Tod fanden. Geleitet wurde er ab 1941 von den langjährigen Weleda-Gärtnern Franz Lippert und Erich Werner, die den Rang von SS-Schützen hatten. Die ehemalige Goetheanum-Gärtnerin Martha Künzel waltete als Zivilangestellte der SS ab 1942 als Leiterin der biologisch-dynamischen Versuchsabteilung. Außerdem testete der Dachauer KZ-Arzt, Massenmörder und ehemalige Waldorfschüler Sigmund Rascher den Weleda-Wind-und-Wetter-Balsam bei Unterkühlungsversuchen an KZ-Häftlingen.

Weleda sagt, sie habe von den Versuchen nichts gewusst. Die benötigten Inhaltsstoffe, die zu Kriegszeiten schwer erhältlich waren, bekam sie jedoch teils direkt aus SS-Beständen. Und Weleda machte laut internen Kalkulationen zwischen 1933 und 1943 gute Geschäfte, durchaus auch mit SS und Wehrmacht. Das Umsatzvolumen stieg um 250 Prozent.

Weder aktuell noch historisch war meine Annahme, dass Weleda ein besonders ehrliches und menschenfreundliches Unternehmen wäre, korrekt. Um meine langjährigen Weleda-Produkte zu ersetzen, beschäftigte ich mich nun zum ersten Mal ernsthaft mit Inhaltsstoffen von Kosmetika – und die Hautärztin damals hatte recht.

Meine Creme kommt nun ohne ätherische Öle aus, meine Zahncreme ist fluoridiert und meine Kinder wachsen ohne den Geruch von Weleda auf. Dafür hatten sie noch nie einen Sonnenbrand, weil chemischer LSF50 rockt.

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62 Kommentare

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  • Nazis, Anthros, Weleda und Waldorfschulen alle in einen Topf, ist wohl etwas zu allgemein. Aber war trotzdem interessant zu lesen.

  • Alle Jahre wieder.

    Mir egal. Das Zeug riecht gut, hat eine angenehme Textur und tut der Haut gut.

    Anthroposophie ist selbstredend Schwachsinn, aber den Widerspruch halte ich aus.

    Wer reinen Herzens ist, der schmiere sich Nivea auf die Haut.

  • [...] Beitrag entfernt. Kritik, Anregungen oder Fragen zur Moderation bitte an kommune@taz.de. Vielen Dank! Die Moderation

  • Mich überzeugen Weleda Produkte schon seit Jahren! Meine Haut und ich lieben sie.



    Was den Hintergrund, sprich die Anthroposophie, angeht, kann man gerne geteilter Meinung sein. Das tut der Qualität letztendlich jedoch keinen Abbruch.



    Was nun die Verbrechen in der Vergangenheit angeht, nun, das ist eine andere böse Sache. Es war eine sehr schlimme Zeit, die viele Grausamkeiten beinhaltet... Das auch die Firma Weleda sich an Foltertaten beteiligte, nun ja, dies verabscheue ich absolut!!!



    Was mich allerdings dazu veranlasst, weiterhin auf Weleda Produkte zu greifen? Der Krieg hatte einige böse Gestalten hervorgebracht; in der Gegenwart aber immer noch eine ganze Firma dafür verantwortlich zu machen, halte ich für sehr bedenklich! Ich denke, alle, der jetzigen Vorsitzenden der Firma, stehen für Frieden und Humanität ein!

    • @Astrid Kihm:

      " Der Krieg hatte einige böse Gestalten hervorgebracht; in der Gegenwart aber immer noch eine ganze Firma dafür verantwortlich zu machen, halte ich für sehr bedenklich!"

      --> Alexander Gauland und Björn Höcke laufen grade Schauer der Erleichterung über den Rücken. Endlich setzt sich die Auffassung vom "Fliegenschiss" und dem "Ende des Schuldkultes" auch bei Linken durch. Jedenfalls solange es zur eigenen Ideologie passt.

      Tatsächlich ist die Anthroposophie und (fast) alle ihrer Apologeten rechtsnational (bis heute) durchsetzt. Es fängt bei den Kleinsten in der Waldorf-Schule an, geht über die biologisch-dynamische Ernährung (demeter, etc.) und bis hinein in die Körperpflege (Weleda) und "Arzneimittel" (DHU).

      Von diesem braunen Gedankengut hat sich kein einziges Unternehmen jemals auch nur im Ansatz diskutiert. Teilweise unterstützt man die "Alte Germanische Heilkunst" bis heute.

      Das ganze Salbadern über Frieden und Humanität steht daher (bis heute) unter dem Gedanken: Am deutschen Wesen soll die Welt genesen und ist (bis heute) astrein mindestens rechtsnational.

      Es ist ihr gutes Recht, dass Ihnen diese Einstellung egal ist. Aber versuchen Sie nicht die Täterfirma Weleda (und die dahinterstehende DHU) in Schutz zu nehmen.

      • @Kriebs:

        Ich schliesse mich dem Kommentar von Frau Kihm an.



        Demeteranbau in die rechte Ecke zu rücken, ebenso wie DHU zeugt schon von einem seltsamen Denken!

  • Hat nicht direkt mit dem Thema zu tun, aber es passt irgendwie trotzdem: Ich liebe die Zahnpastafirma, die ihre Zahncreme in drei verschiedenen Sorten herstellt: Mit Fluorid, ohne Fluorid und Homöopathiverträglich.



    Letztere ist einen Euro teurer und enthält Fluorid. So macht man es richtig!

  • Vielleicht sollte man der Vollständigkeit halber aber auch erwähnen, dass sich Weleda auf verschiedenen Ebenen dieser Geschichte stellt, u.a. auf der eigenen Firmenwebsite: www.weleda.de/wele...chen-1933-und-1945. Ob man das, was Weleda schreibt und tut für hinreichend hält, das mag jede*r selbst entscheiden.

  • Also, ich denke schon, dass Demeter-Produkte was die Sorgfalt der Produktion angeht gewiss eine hohe Qualität darstellt.

    Aber dieser esoterische Überbau, der Einkauf einer Weltanschauung und auch diese okkulten oder auch rassenkundlichen Ideologeme gehen einfach nicht für mich.

    Und in der Abwegung ist dieser ideologische Teil ist nicht von der Gesamtqualität des Erzeugnisses nicht abgekoppelt.

    So als ob jemand eigentlich das perfekte Bier gebraut hätte, aber leider irgendwie auf die Idee kam es mit einem Tropfen Quersilber zu "veredeln"

    Ihre Kritik an der Weidehaltung teile ich im Übrigen. Und auch hier schlägt die ideologische Vorschrift die empathische Weiterentwicklung

  • Ich stimme zu, dass es eine Schande ist, wie wenige Unternehmen/Staaten/Menschen (mit Macht) sich der Verantwortung stellen, die Ehrlichkeit, Menschlichkeit und Aufrichtigkeit verlangen würden.

    Ich stimme manchen Kritikpunkten des Artikels zu und finde es immer wichtig kritisch zu bleiben. Sei es bei anthroposophischen Kreisen oder gewaltbereiten/-verherrlichenden/-normalisierenden Menschen (links und rechts). Waldorf-bashing ist leider zu easy und mir zu unausgereift. Bringt klicks, bringt pro/contra. Hilft aber wenig beim Angehen dieser Probleme.

    Die Aussage à la: "Yippie ki-yay: Chemie auf meiner Haut olé!" teile ich nicht.

    Wenn ein Mensch wirklich auf die eigene Gesundheit achten will: schaut euch die Inhaltsstoffe an - beim Essen, bei Kosmetik, bei Lacken/Farben/Stoffen..



    Mein Arzt sagte mal: "Wenn Sie es ernst nehmen wollen: schmieren Sie sich nichts auf die Haut, was Sie nicht auch essen würden."



    Olivenöl als Hautcreme im Winter - BEI BEDARF find ich super! Im Sommer hilft mir: langsam angehen mit der Sonne und gute Ernährung + viel Trinken. So einfach, eigentlich.

    • @JingleBells:

      >>Mein Arzt sagte mal: "Wenn Sie es ernst nehmen wollen: schmieren Sie sich nichts auf die Haut, was Sie nicht auch essen würden."

    • @JingleBells:

      herzlichen Dank! Sie bringen es auf den Punkt.

      So sehr ich die taz liebe, manche Artikel lassen einen fassungslos zurück ob der ausgedrückten Naivität.



      Der letzte solche Brummer war ein Loblied auf die Margarine vor vielleicht einem Jahr.

    • @JingleBells:

      Gutes Essen und Trinken hilft leider nicht gegen Sonnenbrand. Und wenn Sie, so wie ich, einen Job haben, der überwiegend im Freien stattfindet, können Sie es mit der Sonne auch nicht "langsam angehen lassen."

  • Die Biographie von "Doktor" Rascher hat es echt in sich.

    "[E]in amüsanter Plauderer, geistig ungeheuer regsam, Musikliebhaber und Frauen gegenüber Kavalier", aus einem Steinerianerhaushalt der ersten Stunde, aber eben - wie Mengele - ein soziopathischer Blender, dessen "Doktorarbeit" durch systematische Fälschung der Versuchsdaten zustandekam, wie auch der Großteil seines "wissenschaftlichen" Werks. Auswertbar sind allein seine Menschenversuche über Erfrieren und Sauerstoffmangel - teilweise, denn auch hier ermordete er KZ-Häftlinge aus reiner Lust am Quälen und Töten von hilflosen Menschen.

    Seine Frau war ein ähnliches Kaliber, Trickbetrügerin und zwanghafte Kidnapperin von Kleinkindern.

    Wie kaputt müssen Menschen sein, dass selbst Heinrich Himmler einen Moralischen kriegte - wozu er nicht wirklich in der Lage war, aber alles hat Grenzen - und die Raschers hinrichten ließ?



    Oder um es mit dem "Meister" Steiner zu sagen: hier haben wir es mit echten Lichtseelen zu tun, die mit beiden Hirnhälften felsenfest auf dem soliden Fundament der Akasha-Chronik stehen.



    Oder auf umgangssprachlichem Deutsch: "total verstrahlt, diese Nazi-Baste."

    Hat Weleda eigentlich jemals Entschädigung an ihre Opfer bzw deren Angehörige zahlen müssen?

  • Ein Fussbett wie in den Birkenstock latschen ist bei Orthopädien nicht weniger umstrittenen 😉

  • Ich hätte nur gerne mehr über die Auseinandersetzung Weledas mit der NS-Vergangenheit gehört. Das Firmenarchiv ist laut Weleda ja wohl bereits schon länger geöffnet für Wissenschaftler.

    Statt einer Auseinandersetzung mit der persönlichen Pflegeproduktauswahl hätte ich mir mehr Ergebnisse aus solchen wissenschaftlichen Untersuchungen gewünscht.

    "weil chemischer LSF50 rockt." ist mir eine zu platte Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit.

    • @Rudolf Fissner:

      Stimme zu, etwas kurz gegriffen. Lieber die anderen rodukte z. B. von Logona zu der Dante, die zu l‘oreal gehören? Calendula ist doch als Heilpflanze untersucht und anerkannt. Bin seit Jahrzehnten mit weleda Produkten sehr zufrieden, auch mit der anthroposophischen kindermedizin.



      Die NS Vergangenheit sollte aufgearbeitet werden. Außer den genannten Spenden gibt es viele Projekte, die unterstützt werden, z. B. Sekem.



      Wer weiß, welche Firmen die afd, und andere zweifelhafte Vereine unterstützen?



      Niemand muss die Anthroposophie gut finden, um die Produkte zu benutzen.

  • Und wie immer 🥚j🥚j🥚 - tazis Liebling Otto I. von Schily zu Weleda - mittenmang dabei!



    “Prophet im Gehrock -



    Am 27. Februar 2011 ist der 150. Geburtstag von Rudolf Steiner. Aus diesem Anlass plant das Goetheanum im schweizerischen Dornach eine große Feier, sogar Otto Schily hat sich als Redner angesagt. Und ausgerechnet im Jubiläumsjahr muss die Anthroposophische Gesellschaft ihren Jahresetat von 21 Millionen Franken um über vier Millionen reduzieren, ist das Goetheanum „eigentlich pleite“, wie es in der neuesten Ausgabe der anthroposophischen Pädagogikzeitschrift „Erziehungskunst“ heißt. Der Prozentsatz der ehemaligen Waldorfschüler, die ihr Verhältnis zur Anthroposophie als „praktizierend/engagiert“ bezeichnen, ist in den letzten drei Jahrzehnten von 17 auf 7,2 Prozent zurückgegangen, das Lager der Indifferenten und Kritiker auf über 60 Prozent angewachsen. Gleichzeitig sind die Waldorfschulen erfolgreicher als je zuvor, über 1000 gibt es weltweit inzwischen. Die anthroposophische Weleda AG, eine in über 50 Ländern tätige Unternehmensgruppe, ist heute der drittgrößte Hersteller von Babypflege-Produkten in Deutschland und Marktführer bei Naturkosmetik in Europa, während wohl nur die wenigsten Käufer dieser Produkte eine deutliche Vorstellung von den Grundlagen der anthroposophischen Geisteswissenschaft haben, die bei der Gründung des Unternehmens Pate stand. Ganz offensichtlich hat sich da etwas auseinanderentwickelt.

    Seit 1997 gibt es das 1000-Seiten- Werk von Christoph Lindenberg über Rudolf Steiner, das sich im Untertitel Biografie nennt, aber eher eine Hagiografie ist. Auf der anderen Seite gibt es die Abrechnungsliteratur, deren Autoren die grundsätzliche Ablehnung der Anthroposophie und allem, was daraus hervorgegangen ist, die Feder führt. Da ist es gut, dass pünktlich zum Jubiläum zwei neue Bücher erschienen sind, die einen differenzierten Zugang zum Thema bieten.…



    www.tagesspiegel.d...hrock-4553653.html

    kurz - na lesens selbst

  • Annette Hauschild , Autor*in ,

    ja, mir erging es ähnlich. Meine Mutter kannte Weleda seit langem und stieg in ihren Ökojahren in den 80ern allmählich darauf um. Ich liebte den Duft der Handcreme. Das Massageöl mit Johanniskraut mach ich mir jetzt selbst. Ich wußte bisher nur, dass die Firma "irgendwas mit Rudolf Steiner" zu tun hat, hab aber nicht weiter nachgeforscht. Danke, Kollegin, Du hast mir die Augen geöffnet. Hat Weleda eigentlich die damaligen KZ-Arbeiter wenigstens entschädigt?

    • @Annette Hauschild:

      1. Rolf Steiner war der Hauptgründer der Firma Weleda, hatte dort aber keine offiziellen Leitungs- oder Führungsfunktionen inne. Er war wohl der Spiritus Rektor der Firma, aber weder der Geschäftsführer noch der Vorstandsvorsitzende.



      2. Weleda beteiligt sich an der Finanzierung der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft", die sich der Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter*innen widmet. Nach eigenen Angaben hat Weleda nie Zwangsarbeiter in seinen Betrieben beschäftigt oder in KZ für sich arbeiten lassen. Die beiden ehemaligen Weleda-Mitarbeiter, die in der SS im KZ ihren Dienst Taten, hatten zum Zeitpunkt ihrer Tätigkeit im KZ keinerlei Verbindungen mehr mit ihrem ehemaligen Arbeitgeber, so die Firma Weleda.

  • Kritik hin oder her (was ich eh nicht beurteilen kann), Weleda After Shave Balsam tut sehr gut.

  • Danke für die Info. Werde mich zukünftig nach anderen Produkten umsehen.

    • @aujau:

      Wenn sich Weleda jetzt auflösen würde, irgend eine andere Firma würde die Fabriken aus dem Nachlass aufkaufen - die gleichen Menschen produzieren dann in den gleichen Hallen das gleiche Produkt, nur mit einem anderen Namen - das würden sie dann kaufen?

  • Ehrliches Bemühen



    um einen ethisch-moralisch einwandfreien Lebenswandel in allen Ehren: wer aufrichtig an sich hinauf und hinab schaut, auf gängiges Schuhwerk statt Holzpantine oder Strohwickel, auf Kosmetik und Shampoo auf Haut und Haar, dann in den Kühlschrank und zur Arznei und zum Urlaubsort… niemand hätte lange Bestand vor den gestrengen ökologischen und anderen Regeln heutiger correctness, so dass es billig ist, sich jeden Tag aufs neue heraus zu suchen, wo denn ein Makel zu finden ist und wo nicht rain forest certified drauf steht, schon gar nicht den gängigen Lifestyle-Drogen, den Verkehrsmittel unserer Idole, üblen Vorfahren oder nicht lebensnotwendigen Hobbys.



    Selbst im Baumwollzelt im eigenen Gemüsegarten wär ein unbemakeltes und unbemäkeltes Dasein unmöglich!

    Aber natürlich sind diese Schönheitsflecken des Lebens ein unerschöpflicher Quell der Anklage einer sicher gutmeinenden besseren Gesellschaft.

    • @Allesheuchler:

      Sie haben insofern recht, als es bei dieser umfassenden Unmöglichkeit als einzige Reaktion die durchs Dorf getriebenen Säue gibt.



      Und mit jeder neuen Sau wird eine alte vergessen, weil auf irgendein Unternehmen muss man ja umsteigen.

      Nur die zwischen ihren Zeilen stehende Schlussfolgerung, dass deswegen die ganze Anklagerei auch ganz wegfallen könnte, die gehe ich nicht mit.



      Die schiere Unmenge an Schuld, die produzierende Unternehmen in den verschiedensten Bereichen von Historie bis aktueller Philosophie auf sich laden, lässt mich nicht vergessen, dass es diese Schuld gibt, sondern mich fragen, ob das ganze System so noch bestandsfähig ist.

    • @Allesheuchler:

      Tun Sie doch was Sie wollen aber nerven Sie doch bitte nicht diejenigen, die Missstände kritisch durchleuchten. Ihre moralische Wertung darüber interessiert wohl niemanden

    • @Allesheuchler:

      Schonn klar - alles Heuchler - wa.

      Jau. Dem reinen is alles rein.



      Nur sind manche halt - Rainer! Woll

  • Eine ehrliche Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit steht jedem Unternehmen in D gut zu Gesicht.

    • @Grauton:

      Stimmt. Aber irgendwo muss man ja anfangen.

  • "...weil chemischer LSF50 rockt"?

    Mir scheint, die Autorin hat einfach mal ihren Enthusiasmus umgepolt. Chemische Filter sind per se gesundheitsschädlich, können ebenso Allergien auslösen und das Hormonsystem stören. Es ist eine Vorteil/Nachteil Abwägung. Sie sind riskant, aber vielleicht nicht so riskant wie ein Sonnenbrand. Zudem schädigen chemische Stoffe (wie Octocrylen) nachweislich Biotope wie Korallenriffe, nachzulesen hier in der TAZ, und wandeln sich in krebserregende Stoffe (Benzophenon) um.

    Aber wie gesagt, eine reine Nutzen-Risiko-Abwägung. Die Nazivergangenheit eines Unternehmens vs Risko von chemischen Stoffen in Produkten, die Umwelt und eigenen Körper belasten, ist eine Frage, die wohl nicht so leicht zu beantworten ist. Am besten wäre es natürlich, es gibt noch mehr Alternativen.

    Aber es "rockt" ja auch so...

    • @peanuts:

      Es gibt auch Sonnenschutzmittel mit hohem LSF ohne Octocrylen. Und, wie bei allen, ist es eine Abwägung: Definitive, irreversible Hautschädigung durch "Bräune" oder Sonnenbrand vs. evtl. Allergie respektive Hormonbeeinflussung.

      Das Problem bei Weleda ist - wie bei Sonett et al. - der anthroposophische, vulgo



      esoterische Überbau, verbunden mit der reinen Behauptung, irgendwie "natürlich" sei stets besser als irgendwie "künstlich", ohne tatsächlichen Nachweis - aber zu oft Apothekenpreisen und dann auch noch in der ressourcenfressenden Metalltube



      Nö, dann lieber keine Steiner-Kosmetik, weder von Weleda noch von Hauschka.

    • @peanuts:

      Beispielsweise ein Mützchen und ein Hemdchen.



      Textiler LSF ist auch nicht übel ...

      • @Tetra Mint:

        Und das Gesicht und die Hände?Oder lassen Sie Ihre Kinder sommers wie winters mit Handschuhen in den Sandkasten?



        Der übrigens auf allzuvielen Spielplätzen nunmal in der prallen Sonne steht. Nicht jeder kann sich seine Sandkiste da hin stellen, wo zur richtigen Zeit Schatten ist.

      • @Tetra Mint:

        sehr gut.

  • Ist das eine der drei Firmen, die letztes Jahr mit dem Nachhaltigkeitspreis des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller ausgezeichnet wurde?

    Ein paar Infos, die über den Artikeltext hinausgehen:

    www.wikiwand.com/d...leda_(Unternehmen)

    wp.fuw.ch/newstick...ltigkeitspreis-des

    Habe mich vor einigen Jahren, als ich etwa Geld nachhaltig anlegen wollte, für Weleda interessiert, weil ich deren Produkte gut finde und selbst seit langem nutze und zudem auf eine gute Kursentwicklung hoffte. "Leider" gehen deren Gewinne hauptsächlich in anthroposophische Krankenhäuser und in das Goetheanum bei Basel, welches man unbedingt mal besuchen sollte. Außerdem für Nicht-Anthroposophen nicht kaufbar. Leider.

    Die Aktie war lange im Aufwind, musste seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine doch so manche Federn lassen.

  • Also zuerst mal: Äterische Öle sind in ihrer REINFORM schädlich bzw. reizend für die Haut (steht auch meistens drauf), in verdünnter Form jedoch nicht und hier können sie auch durchaus positive Effekte auf die Haut haben, soviel schonmal zu dem Käse Weleda würde einem wissentlich hautschädigende Produkte andrehen, selten so einen Humbug gelesen.



    Und dann noch:



    Das Jahr 1941 aufzuführen um damit Weleda eine Menschenfeindlichkeit in der heutigen Gegenwart vorzuwerfen halte ich für absolut zusammenkonstruiert.

    Die Verbindung zum anthroposophischen Goetheanum kann man jetzt kritisch finden oder nicht, sie reicht allerdings vorne und hinten nicht aus um Weleda irgendetwas Schlechtes anzudichten.

    • @PartyChampignons:

      Danke. Sehe ich ähnlich.

      Irgendwelche Anthroposophen sollten wirklich nicht das Problem sein, da gibt's echt schlimmeres, ich sag nur FDP.

    • @PartyChampignons:

      Nun, ich dachte auch erst 'Pff na und, damals haben viele Firmen vom KZ-Zwangsarbeitssystem profitiert', allerdings haben BMW, Krupp und wie sie alle heißen wohl kein so peinliches Heile-Welt-alle-haben-sich-lieb-Image produziert.

    • @PartyChampignons:

      Ätherisches Öl ist im übrigen auch nicht gleich ätherisches Öl und Haut ist auch nicht gleich Haut.

      Dennoch: nicht jedes Kosmetikunternehmen kann von sich behaupten, seine Produkte von Massenmördern an KZ-Häftlingen getestet zu haben.

  • Liebe taz-Radaktion,



    ist das folgende Zitat nicht miese, unterschwellige, populistische Stimmungsmache unterhalb jeder Gürtellinie gegen Waldorfschüler?



    "Außerdem testete der Dachauer KZ-Arzt, Massenmörder und ehemalige Waldorfschüler [...]"



    Also soll das hier ernstaft eine Gleichstellung von Waldorfschülern mit Massenmördern und Nazis sein? Oder warum werden Waldorfschüler mit in diese Aufzählung aufgenommen?



    Muss das sein?

    • @Mzungu20:

      Es ging daraum aufzuzeigen, dass Waldorfschüler eben nicht automatisch bessere Menschen sind, wie die anthroposophische Lehre einem weismachen will.

    • @Mzungu20:

      Sie stellt nicht gleich; sie bringt nur Zusammenhänge auf den Punkt.



      Und das ist auch gut so!

    • @Mzungu20:

      Der KZ-Arzt war ehemaliger Waldorfschüler - und Massenmörder, der Tests von Weledaprodukten an Häftlingen durchführte. Eine Beschreibung dieses Menschen ist das, mehr nicht. Andere ehemalige Waldorfschüler kommen in der Aufzählung nicht vor, die sich nur auf Rascher bezieht.

    • @Mzungu20:

      Die Autorin selbst war Waldorfschülerin, wie man ihren früheren Artikeln entnehmen kann.

  • Vielen Dank für den wichtigen Artikel.







    Dem ist fast nichts zuzufügen, ausser dass mineralische Sonnencreme auch rockt (und gewässerfreundlich ist) und es heutzutage ja Gott sei dank auch nicht-anthroposophische Naturkosmetik und nicht-anthroposophische Bio-Produkte im Allgemeinen gibt.

    Nicht die Natur-Romantik per se ist schlecht, sondern die Verquikung dieser mit so komisch okkulten Lehren wie der Anthroposophie und damit einhergehend auch den ihr eingeschriebenen Rassismen (Stichwort: Wurzelrassenlehre)







    Und in ihrer extremen Auslegung a la Querdenker ist die Naturromantik natürlich auch nicht so knorrke.

    Wie auch immer:



    als überzeugter Bio- und FairTrade-Konsument meide ich doch ziemlich konsequent die fast immer anthroposophisch angehauchten Bioläden und kaufe dann lieber Bio im normalen Supermarkt.

    "Demeter" ist für mich übrigens das krasse Gegenteil eines Qualitätssiegels.



    Bioland ist historisch auch nicht ganz unbelastet (völkische Bauern u.a., und ich kann mir vorstellen, dass das in gewissen Regionen wieder auflebt gerade)

    Naturland dagegen immer gerne (gibt´s auch außerhalb von Bioläden)

    Was würde ich mich freuen, wenn es endlich Bioläden ohne Esoterik gäbe...

    • @Oliver Tiegel:

      Ich möchte noch ganz allgemein zu meinem Kommentar ergänzen, denn es gibt ja z.B. in der grünen Partei da schon auch sehr hart ausgetragene Kämpfe - im Prinzip Generationenkonflikte.

      Nun, ich sehe nicht nur die Esoterik ziemlich kritisch, sondern auch den zeitgenössischen Vulgär-Szientismus/Vulgär-Positivismus, dieses Technik-Erlösungs-Evangelium als vermeintliche Antwort darauf.

      Das ist nur das andere Extrem und Ausdruck eines Tunnel-Blicks einer mittlerweile sehr MINT-dominierten Gesellschaft.

      Im Prinzip ist meine Haltung von der Frankfurter Schule inspiriert: Keine Metaphysik des dummen Kerls, aber auch kein blinder Fortschrittsglaube.

    • @Oliver Tiegel:

      Bioland hat aus der Vergangenheit gelernt: www.ueber-bio.de/a...hten-auge-wachsam/

      Und bezüglich Demeter und Bioläden halte ich es genauso.

      • @Residuum:

        Herzlichen Dank für den Link. Erfreuliches Interview und Gott sei dank aktuell.

    • @Oliver Tiegel:

      Demeter gehört sicher zu den besseren Bioprodukten,

      Das einzige was mir bei Demeter nicht gefällt ist die mangelhafte Weidehaltung.

      Und Anbindehaltung geht gar nicht. Anbindehaltung ist Folter für die Tiere.

      • @shantivanille:

        Also, ich denke schon, dass Demeter-Produkte was die Sorgfalt der Produktion angeht gewiss eine hohe Qualität darstellt.

        Aber dieser esoterische Überbau, der Einkauf einer Weltanschauung und auch diese okkulten oder auch rassenkundlichen Ideologeme gehen einfach nicht für mich.

        Und in der Abwegung ist dieser ideologische Teil ist nicht von der Gesamtqualität des Erzeugnisses nicht abgekoppelt.

        So als ob jemand eigentlich das perfekte Bier gebraut hätte, aber leider irgendwie auf die Idee kam es mit einem Tropfen Quersilber zu "veredeln"

        Ihre Kritik an der Weidehaltung teile ich im Übrigen. Und auch hier schlägt die ideologische Vorschrift die empathische WeiterentwicklungAlso, ich denke schon, dass Demeter-Produkte was die Sorgfalt der Produktion angeht gewiss eine hohe Qualität darstellt.

        Aber dieser esoterische Überbau, der Einkauf einer Weltanschauung und auch diese okkulten oder auch rassenkundlichen Ideologeme gehen einfach nicht für mich.

        Und in der Abwegung ist dieser ideologische Teil ist nicht von der Gesamtqualität des Erzeugnisses nicht abgekoppelt.

        So als ob jemand eigentlich das perfekte Bier gebraut hätte, aber leider irgendwie auf die Idee kam es mit einem Tropfen Quersilber zu "veredeln"

        Ihre Kritik an der Weidehaltung teile ich im Übrigen. Und auch hier schlägt die ideologische Vorschrift die empathische Weiterentwicklung

  • Wieviele Mitarbeiter der späteren großen Chemiefirmen waren an den Verbrechen im Dritten Reich beteiligt?



    Wenn die Autorin konsequent ist, meidet sie ab jetzt auch alle Produkte von diesen Firmen. Leider gilt dann aber gerade nicht mehr "weil chemischer LSF50 rockt."

    • @Werner2:

      Völlig richtig! - Wenn Sie welche kennen, meiden Sie die auch.



      Aber "die anderen haben auch mitgemacht" war noch nie eine gute Entschuldigung...

      • @Oliver Korn-Choodee:

        Bitte einma die Nachfolgefirmen der IG Farben recherchieren sowie all der anderen beteiligten Firmen im Dritten Reich und dann beschreiben, wie man diese heute alle boykotieren möchte. Vielleicht indem man keine deutschen Waren mehr kauft und sich auf Öko-Siegel aus Frankreich verlässt?



        Das ist dann natürlich alles sehr nachhaltig für unsere Arbeitsplätze, Steuern, Schulen, etc

      • @Oliver Korn-Choodee:

        Aber "die anderen haben auch mitgemacht" war noch nie eine gute Entschuldigung...

        Das ist richtig, wenn man aber den anderen aber über den Kopf streichelt, während man den einen schimpft, wirkt das halt nicht aufrichtig…

        • @Strolch:

          Der Punkt ist aber der, dass die Nachfolgefirmen erstens nicht mit einem besonders hohen ethischen Anspruch werben (und sich diesen auch bezahlen lassen) und zweitens einer Ideologie abgeschworen haben die etwas mit Rassenkunde zu tun hat. Und letzteres weiß man bei der Anthroposophie leider nicht immer so genau. Will nicht über einzelne ökobewegte und engagierte Individuen urteilen, aber mindestens ein Geschmäckle hat das schon. Ist nicht immer ganz transparent das alles.

  • Interessanter Artikel. Auch heute noch, oder vielleicht wieder?, fällt es manchen Unternehmen schwer sich mit ihrer NS Vergangenheit auseinander zu setzen.

  • Weleda macht nicht nur in Anthroposophie sondern auch Homöopathie und ist auch von diesem Aspekt her problematisch.

    • @K2BBQ:

      ...und ist auch markt- und erfolgsorientiert in Ausrichtungsfragen:



      taz.de/Neue-Chefin-bei-Weleda/!5953121/



      "Müller hatte Anfang November 2017 den Chefinnenposten bei Douglas übernommen und war im vergangenen Jahr in den Aufsichtsrat der Parfümeriekette gewechselt. Davor war sie Marketing-Vorstand bei Opel gewesen. Weleda hatte im vergangenen Jahr einen operativen Verlust von 3,3 Millionen Euro gemacht, der Umsatz ging um 2,6 Prozent zurück, wie das Handelsblatt schrieb. Ganz ohne Druck zur Wirtschaftlichkeit wird es auch bei Weleda für die 54-jährige Managerin Müller nicht gehen."

    • @K2BBQ:

      Definitiv! Ja.

    • @K2BBQ:

      Sehr richtig!