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Nahostkonflikt in der LiteraturLiterarischer Israel-Boykott

Rund 1.000 Autoren und Verlagsleute fordern, israelische Kulturinstitutionen zu boykottieren, darunter auch die irische Schriftstellerin Sally Rooney.

Die irische Schriftstellerin Sally Rooney lehnte es ab, die Übersetzung ihres vorletzten Buches ins Hebräische an einen israelischen Verlag zu geben Foto: Ullstein/dpa

Berlin taz | Mehr als 1.000 Schriftsteller und Verlagsmitarbeiter, vor allem aus Großbritannien, haben einen offenen Brief unterzeichnet, in dem sie sich verpflichten, israelische Kulturinstitutio­nen zu boykottieren, die „sich an der Unterdrückung der Palästinenser mitschuldig machen oder stille Beobachter geblieben sind“. Das berichtet der britische Guardian. Zu den bekanntesten Unterzeichnern des Aufrufs gehören Sally Rooney, Arundhati Roy und Rachel Kushner. Sie wollen nicht mit israelischen Verlegern, Festivals, Literaturagenturen und Publikationen zusammenarbeiten, die „an der Verletzung palästinensischer Rechte beteiligt sind“, „diskriminierende Richtlinien und Praktiken“ anwenden oder sich der „Schönfärberei und Rechtfertigung der israelischen Besatzung, Apartheid oder des Völkermords“ schuldig machten.

Institutionen, die die „unveräußerlichen Rechte des palästinensischen Volkes, wie sie im Völkerrecht verankert sind“, nie öffentlich anerkannt hätten, würden ebenfalls boykottiert. Die Kampagne wurde vom Palästina-Literaturfestival (auch bekannt als PalFest) organisiert. Das Festival veranstaltet jährlich in Städten im Westjordanland ein Festival mit kostenlosen öffentlichen Veranstaltungen. Andere Gruppen haben sich dem Aufruf angeschlossen.

Die irische Autorin Sally Rooney („Normal People“ und „Intermezzo“) lehnte es 2021 ab, die Rechte für die hebräische Übersetzung ihres dritten Romans „Beautiful World, Where Are You“ an einen israelischen Verlag zu verkaufen. Auch Arundhati Roy und die US-Autorin Rachel Kushner sind lautstarke Kritiker Israels. Als Roy Anfang des Monats den Pinter-Preis des PEN-Clubs entgegennahm, nutzte sie ihre Rede, um über Gaza zu sprechen, und kündigte an, ihr Preisgeld an den Palästinensischen Kinderhilfsfonds zu spenden.

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67 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Kein Problem gewisse britische Autor:innen und Verlage zu boykottieren, wenn ich das böse Gefühl habe, die sind chronisch antisemitisch.

    Und ziehe in dem Fall kluge deutsche Schriftsteller:innen vor, die hier eindeutig mehr Durchblick haben:

    Die Literaturnobelpreisträgerin Hertha Müller:

    Herta Müller, Stockholm: Ich kann mir die Welt ohne Israel nicht vorstellen (Originalrede)



    zeitung.faz.net/fa...ellen/1033593.html

    in leicht abgeänderter Übersetzung:



    Herta Müller: Der Krieg hat nicht in Gaza begonnen



    19. Juni 2024



    www.audiatur-onlin...-in-gaza-begonnen/

    Wiener Rede, wo sie mit dem Arik-Brauer-Publizistikpreis ausgezeichnet wurde. Exquisit wie sie da den Mullah-Mind analysiert.



    »Das Wort ›Märtyrer‹ verachtet das Leben schlechthin«



    www.juedische-allg...leben-schlechthin/

    Eine eigene Liga: Ferdinand von Schirach:



    "Wahrheit und Wirklichkeit"



    www.welt.de/debatt...-Wirklichkeit.html

    • @shantivanille:

      Und was hat jetzt der islamistische Märtyrerkult - den ja kein ernstzunehmender Mensch außer dessen eigenen Anhängern gutheißen kann - mit dem literarischen Israel-Boykott einer irischen Schriftstellerin zu tun?



      Ich habe schon in einem anderen Post geschrieben, dass ich solche Boykottaufrufe für politisch falsch halte - wenn Sie wollen, kann ich die auch als erbärmlich bezeichnen - , aber den Nachweis, dass es sich in DIESEM Fall um Antisemitismus handelt, müssen Sie erst erbringen.



      Verstehen kann ich sehr wohl, dass die Debatte um Antisemitismus hierzulande anders geführt wird als etwa in Irland - schließlich ist Deutschland das Täterland, was man nicht vergessen sollte.

  • Als Irin müsste sie die Veröffentlichung ihrer Werke in der „Kolonialsprache Englisch“ doch eigentlich ablehnen, oder?

  • "Institutionen, die die „unveräußerlichen Rechte des palästinensischen Volkes, wie sie im Völkerrecht verankert sind“, nie öffentlich anerkannt hätten, würden ebenfalls boykottiert."

    Schon etwas heftig, finde ich. Zumal man bedenken sollte, dass - einzigartig im Völkerrecht - selbst den Nachkommen in x'ter Generation von Männern (ja, nur Männern), die 1948 zu Flüchtlingen wurden, der Flüchtlingsstatus vererbt wird - inklusive eines sogenannten "Rechts auf Rückkehr" in Gebiete, die seitdem völkerrechtlich legitim Israel sind, und die diese Enkel und Urenkel niemals gesehen haben.

    Aus 750000 sind 5 Millionen palästinensische "Geflüchtete" geworden. Würde man diese in die Orte ihrer Vorfahren "zurückkehren" lassen, gäbe es kein Israel mehr als den jüdischen Staat, der es aus gutem Grund ist. Davon abgesehen - man stelle sich vor, die Enkel von aus Ostpreußen geflohenen oder vertriebenen Deutschen beharren darauf, "ihre" Heimat wiederzubekommen... wäre die Reaktion von links genauso?? Nein.

    Wenn man also alle Institutionen boycottiert, die nicht explizit das vermeintliche "Recht" auf Rückkehr unterstützen, dann grenzt das an Erpressung: Erkennt etwas nicht-anerkennbares an oder...

    • @HarryIX:

      Ein Recht auf Rückkehr gibt es im internationalen Recht nicht.

      Weder im Völkerrecht noch in den Genfer Konventionen.

      Auch Artikel 1 der Konvention enthält keine Nachfolgerregelung.

      Ebenfalls stellt Artikel 12, Absatz 4 der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" 1948, kein Rückkehrrecht dar, auch wenn in diesem Artikel sinngemäß steht "Niemand darf willkürlich das Recht entzogen werden, in sein eigenes Land einzureisen.“

      Oftmals wird ein Rückkehrrecht auch aus der UN Resolution 194 von 1948 abgeleitet. Ein Rechtsanspruch lässt sich alleine schon aus der Tatsache nicht ableiten, da Resolutionen im engeren Sinne nichts anderes als eine Empfehlung und daher rechtlich nicht bindend sind.

      Das es sich beim Text in Artikel 11 lediglich um eine "kann" Bestimmung handelt, lässt sich im Original schon an der Empfehlung im Konjunktiv "should be permitted“ ersehen. Ebenso wird ein explizites "Recht auf Rückkehr" in der gesamten Resolution an keiner Stelle erwähnt.

      Wer Boykottaufrufe mit Forderungen dieser Art tätigt, wendet lediglich die Definitionen der UNRWA an, gilt auch für das Nachfolgerecht, kann sich dabei aber nicht ruhigen Gewissens auf internationales Recht berufen.

    • @HarryIX:

      Das Gegenfestival zum PALfest forderte:

      Den Boykott von allen Institutionen welche nicht proaktiv das Existenzrecht Israels & der jüdischen Menschen in Israel, im Levant, in Palästina, in den Staaten von denen diese vertrieben waren, u.a. Iran, fordern.

      Sie wollen nicht mit sog. pal. Verlegern, Festivals, Literaturagenturen & Publikationen zusammenarbeiten, die „an der Verletzung jüdischer,pal. Rechte beteiligt sind“, „diskriminierende Richtlinien & Praktiken“ anwenden oder sich der „Schönfärberei & Rechtfertigung der Hamas Besatzung, des 7. Oktobers, Verschleppung, Apartheid oder des Völkermords“ schuldig machten.

      Institutionen, die die „unveräußerlichen Rechte des jüdischen Volkes, aus Völkerrecht & Völkerbund“, nie öffentlich anerkannt hätten, würden ebenfalls boykottiert.

      Dadurch wird auch ein öffentliches Bekenntnis zu den Rechten von Schwulen, Minderheiten, Atheist*innen, Frauen, nach Völkerrecht & Beschlüssen der UN gefordert.

      Ebenso solche für eine friedliche Lösung & Rückkehrrecht der jüdischen Menschen und gegen die genozidalen Taten von Hamas und Co am 7. Oktober.

      Ein Sprecher sagte "es ist falsch von den Palästinensern öffentliche Bekenntnisse zu fordern"

  • Solche Boykotte werden sich böse rächen spätestens dann wenn die Personen/Institutionen/Verlage die zu solchen Boykotts aufgerufen haben auf einmal an denn Pranger stehen.



    Übrigens sind solche Boykotts eine art von Zensur/Diskriminierung/ Mundtot machen.

  • BDS lässt grüßen. Gefühlte moralische Überlegenheit bei praktizierter selektiver Ignoranz ist bei aktivistisch agierenden gerne auch linken Intellektuellen ja keine Seltenheit. Aber warum sollen nicht auch Intellektuelle viel Pech beim Denken haben. Offenem Streit und dem demokratischen Diskurs stellen sich diese Leute selten und deren Empathie ist meist auch nur selektiv. Dabei wäre genau das das Gebot der Stunde. Statt dessen wird boykottiert, vermeintliche "Feinde" markiert und dämonisiert. Aber wehe, sie trifft selbst das, was sie selbst gegenüber anderen fordern. Es ist intellektuell und menschlich armselig. Ein konstruktiver Beitrag zu einer friedlicheren Welt ist das nun wirklich nicht.

    • @DC Fix:

      Hervorragend formuliert, was auch ich denke. Vielen Dank dafür! Ich schließe mich Ihnen an.

  • Angesichts der Ruchlosigkeit israelischer Politik müssen da noch Boykotte ganz anderer Bedeutung und Größenordnung her.



    (Um den beliebtesten Einwand gleich vorweg zu nehmen: Hinsichtlich der palästinensischen Wirtschaft gibt es nicht viel zu boykottieren....)



    Es muss für Israel eine !hohen! Preis haben, mit den Menschenrechtsverletzungen, dem Ignorieren von Völker- und Kriegsrecht, den Angriffen auf UN-Institutionen, usw, fortzufahren.



    Und diese Sanktionen müssen stehen, bis die 2-Staaten-Lösung steht. Notfalls so lange, wie Sanktionen gegen Kuba oder Nordkorea Bestand haben.

    • @Monomi:

      „Angesichts der Ruchlosigkeit israelischer Politik müssen da noch Boykotte ganz anderer Größenordnung und Bedeutung her.“



      Also, auch ohne Ihnen gegenüber gleich ins Antisemitismus-Horn tuten zu wollen, bekomme ich bei solchen Boykottaufrufen grundsätzlich immer erhebliche Bauschmerzen - ein Grund, weshalb ich ich mich von jedweder Israel-Kritik a la BDS entschieden distanziere.



      Sie dürfen nicht vergessen, dass wir diese Diskussion hier in Deutschland im Kontext der Tätervolk-Implikation führen - da verbieten sich Boykottaufrufe gegen Israel m.E. von selbst. Aus der irischen, südafrikanischen, indischen etc. Perspektive kann man das möglicherweise alles unbefangener diskutieren, von deren Boden ging schließlich nicht der Holocaust aus.



      Abgesehen davon mal ganz pragmatisch: wir sehen doch in anderen Zusammenhängen, was für überaus stumpfe Waffen Boykotte und Sanktionen In der internationalen Politik tatsächlich sind. Was versprechen Sie sich konkret davon mit Blick auf eine Änderung der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern?

    • @Monomi:

      Sie können getrost davon ausgehen, dass eine überwältigende Mehrheit der Kubaner und Nordkoreaner viel dafür geben würden, wenn es in ihren Ländern politische, ökonomische und rechtliche Verhältnis geben würde wie in Israel.



      Oder einfach nur genug Strom für Lampen und Kühlschrank da wäre...

      • @Vigoleis:

        Ja, richtig, Verhältnisse wie IN Israel. HIER geht es aber um die völkerrechtswidrige Okkupation palästinensischen Territoriums und die Implementierung apartheid-ähnlicher Strukturen in den besetzten Gebieten. Dass das den Palästinensern nicht gefällt, müssen Sie denen schon zugestehen.



        Auch wenn die noch Strom für Lampen und Kühlschränke bekommen, mit Wasser für die Felderbewirtschaftung wird’s schon schwieriger - das nämlich wird von den jüdischen Siedlern gnadenlos abgeleitet. Und KEIN Gericht in Israel wird für die Rechte palästinensischer Bauern und Landbesitzer einstehen.

  • Wenigstens der materielle Schaden für sie wird sich in Grenzen halten, da der Kreis ihrer hebräischsprachigen Leser ohnehin schon sehr klein sein dürfte.

  • Mir scheint die Lösung sollte dann doch einfach sein, verstärkt mit jenen israelischen Institutionen zusammenzuarbeiten, die die Rechte der Palästinenser anerkennen. Damit erübrigt sich auch der Boykott.

    • @Core Persephone:

      Das wäre ein Weg, allerdings erzählte mir eine befreundete Wissenschaftlerin, dass in ihrem Seminar kritische Arbeit zu Unterdrückungspraktiken in Gaza in den Augen von einer Gruppe Studierender als Unterstützung der wörtlich "zion. Entity" zu sehen wären, man also nur Machtausübung israelischer Parteien anschauen dürfe um sich nicht schuldig zu machen.

      Dem liegt selbstredend ein verkürztes Verständnis von Marxismus, "Antikolonialismus" und Machtanalyse zu Grunde.

      Sollte diese Meinung jedoch wirkmächtig sein, dann wäre ein Verlag der nicht parteiisch ist nach wie vor zu boykottiert. Wie die Praxis aussehen wird muss sich zeigen, aber ich glaube, da der Zentralrat der Juden in Deutschland auch schon als Feind markiert worden ist, es auch viele Organe und Menschen treffen wird die auf dem demokratischen Spektrum liegen und für Menschenrechte eintreten.

      Ein öffentlicher Boykott gegen den ungezügelten Terrorismus den wir von den mächtigen organisierten Parteien in Gaza gesehen habe wurde ja in Deutschland von pal. Aktivist*innen abgewiesen.

    • @Core Persephone:

      Schön wär's.



      Aber wir, dh Deutschland, oder auch die EU, können jahrzehntelang mit jenen israelischen Institutionen zusammen arbeiten- ohne dass das irgendeine Änderung herbeizuführen helfen würde.



      Denn im heutigen Israel haben ebendiese Institutionen so gut wie keine Macht. Die ist in den Händen von Netanjahu-Unterstützern. Und die machen einfach weiter - Zusammenarbeit mit den anderen hin oder her.

  • Wenn die USA den Internationalen Strafgerichtshof daran hindern, sein Mandat auszuüben, die Richter des Gerichtshofs bedroht werden und der Westen einen Völkermord zulässt, bleibt ein Boykott eines der letzten friedlichen Mittel, um Veränderungen zu bewirken. Der akademische Boykott Südafrikas umfasste eine Reihe von Maßnahmen gegen südafrikanische akademische Institutionen und Wissenschaftler, die in den 1960er Jahren auf Ersuchen des Afrikanischen Nationalkongresses initiiert wurden, um internationalen Druck auf das Apartheidregime auszuüben. Boykotte sind ein friedliches Mittel des Protests. Als die Menschen Südafrika boykottierten, boykottierten sie die Weißen nicht, weil sie Weiße waren, sondern weil sie das indigene Volk auf grausame Weise unterdrückten. Dasselbe gilt für Israel.

    • @Kat Blanche:

      Der Vergleich hinkt ganz gewaltig. In Südafrika hatte man es mit einem Regime zu tun, in Israel mit einer in Teilen rechtsextremen Regierung.

      Ein Boykott, z. B. in Form der Nichtveröffentlichung von Literatur, betrifft in dieser Hinsicht alle Israelis und bedeutet quasi Sippenhaft. Das Volk ist aber der falsche Ansprechpartner.

      Und der Beigeschmack des Antisemitismus kommt noch obendrauf, wenn dieser Boykott einzig auf Israel beschränkt ist.

      Da böten sich noch ganz andere Länder an. Nur hinsichtlich dieser Länder nehme ich keine Boykottaufrufe war, sehe auch keine UN Resolutionen am laufenden Bande etc.

      Da darf auch die Frage erlaubt sein, warum Israel in dieser Hinsicht, nicht nur in der Öffentlichkeit, eine negative Sonderrolle eingeräumt wird und zwar nicht erst seit Netanjahus Amtsantritt.

      • @Sam Spade:

        Aus Sicht der Palästinenser im WJL (und demnächst vielleicht in Gaza) handelt es sich ebenso um ein Regime und zwar um ein Besatzungsregime, das keinesfalls demokratischen Standards entspricht und von den gesagt werden kann, dass es durchaus apartheid-ähnliche Züge aufweist. Und die Schritte zur Annexion des Gebietes werden von der israelischen Regierung im Windschatten des Krieges gegen die Hamas und die Hisbollah konsequent vorangetrieben.



        Und nein, es ist nicht bloß dieser Regierung aus Nationalreligiösen und Rechtsextremisten, die diese Politik betreibt, es waren auch die gemäßigteren Vorgängerregierungen. Und da Israel eine parlamentarische Demokratie ist - was von mir jedenfalls nicht bestritten wird, ich kritisiere lediglich den Besatzungsstatus und die Siedlungspolitik im palästinensischen Territorium -, gab und gibt es für diese Politik auch Mehrheiten in der Knesset, die wiederum von einer Mehrheit der israelischen Bevölkerung getragen werden.



        Hier die „bösen“ Siedlernationalisten und rechten Regierungsparteien, dort die „gute“ (säkulare, liberale) israelische Mehrheitsgesellschaft - so einfach kann man es sich mit der Analyse auch nicht machen.

      • @Sam Spade:

        In einer Demokratie -die Israel ja angeblich sein soll- kann "das Volk" niemals der falsche Ansprechpartner für Veränderungen sein.



        Man kann darüber streiten, ob es der beste, schnellste oder effizienteste Weg ist, die Veränderungen anzustoßen. Aber falsch kann allenfalls sein, nur dieses eine Mittel zu wählen.

    • @Kat Blanche:

      1:1 würde ich es nicht gleichsetzen wollen, in beide Richtungen.



      Südafrikas herrschende Kreise waren auch, pragmatisch gesehen, leichter unter Druck zu setzen und weniger ideologisch als heutige Likud- und Siedler-Aktivisten, die sogar mit Dauerkrieg und Vertreibungsfantasien spielen.

      Und auch da hat man Nadine Gordimer & andere weiter wertgeschätzt. Die differenzierte Aktion, wie z.B. hier beschrieben, dürfte wirksamer sein als ein kompletter Boykott gegen alle.

  • Sichtbar wird in Rooneys Entscheidung also ein Doppelstandard. Bislang ist von keinem anderen Land, dem Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden, die Rede, in dem ihr dritter Roman lieber nicht veröffentlicht werden soll. Rooneys Entscheidung ist deswegen anti-israelisch und kein politisches Mittel im Kampf für eine gerechtere Welt – die sich doch auch ihre Prot­­ago­nis­t:in­nen stets wünschen.

    • @Tauros:

      Moment, ihr Buch durfte auf Grund der Besatzung doch auch weder in der Türkei, in Syrien, im Iran, in Russland, in Armenien, Marokko, noch im Jemen oder den Vereinigten Staaten erscheinen?!

    • @Tauros:

      Marokko sollte sie ergänzen. Genauso frech völkerrechtswidrig in der Westsahara.



      Wenngleich, ohne die Nachbarn auch noch zu überziehen.

      Gegen das derzeitige konkrete Handeln des Staates Israels unter Netanyahu zu sein können Sie persönlich gerne nennen, wie sie wollen. Ich nenne es werteorientiert.



      Ob der Schritt zum Ziel führt, darüber lässt sich streiten

    • @Tauros:

      Dieses Argument ist nachvollziehbar und man kann die irische Schriftstellerin Rooney dafür zurecht kritisieren. Wenigstens haben Sie den Kampfbegriff Antisemitismus in diesem Zusammenhang nicht fallen lassen, denn DAS ist dieser fragwürdige literarische Boykott gewiss nicht.

      • @Abdurchdiemitte:

        Das wäre durchaus die Frage, denn mir fallen wenige Gründe ein, warum man ausgerechnet Israel als einziges Land wählt, wo man diesen anderen Standard anlegt?

        Ich würde behaupten, dass er russische Überfall auf die Ukraine oder die Unterdrückung von Opposition und Minderheiten im Iran oder China (wobei der Iran ja auch systematisch Angriffe auf Israel unterstützt) mindestens in gleicher Weise einen "Boykott" rechtfertigen würden.

        • @Dr. McSchreck:

          Gott sei Dank ist in dieser Kommentarfunktion quasi „aktenkundig“, dass ich generell Sanktionen und Boykotte gegen andere Staaten für eine relativ stumpfe Waffe halte😉 - es hat halt mehr Symbolcharakter und klärt Standpunkte.



          Das gilt auch gegenüber Israel und natürlich gibt es noch andere Argumente, Boykottaufrufe gegen diesen Staat oder gegen israelische Bürger, Institutionen, Unternehmen etc. nicht nur abzulehnen, sondern sie auch scharf zu verurteilen.

  • "...in dem sie sich verpflichten, israelische Kulturinstitutio­nen zu boykottieren, die (...) stille Beobachter geblieben sind."



    Das nenne ich mal Frontenbildung. Wenn also jemand angesichts sowohl der Komplexität des Ganzen als auch der hart-militaristischen Fronten beschließt, lieber nichts als das Falsche zu sagen, ist also ebenfalls Feind.



    Sehr friedliebend und kompromißbereit.

    • @Encantado:

      Denken Sie nicht, dass man sich als israelische Institution nicht eine Meinung bilden könnte?

      Was denken Sie denn was ein Genozid ist, dass Sie hier irgendwas von Frontenbildung reden?

      • @Harmo-Nie:

        "Was denken Sie denn was ein Genozid ist, dass Sie hier irgendwas von Frontenbildung reden?"



        Na, auf welcher Seite der intellektuellen Frontlinie Sie sich eingegraben haben, wird schon mal deutlich.

  • Übersetzung: Wir möchten nur mit Juden zu tun haben, die ihr eigenes Land genauso hassen und verachten, wie wir es tun.

    • @Jim Hawkins:

      Hä?! Juden, die sich gegen die Kriegsverbrechen der Rechtsextremen in der israelischen Regierung vorgehen "hassen ihr Land" Gehen da gerade mit ihnen die Pferde durch?

    • @Jim Hawkins:

      Sagt der Antideutsche.



      Ansonsten: Das eigene Land ist Israel für die Bürger und Bewohner Israels, aber nicht für andere Juden.

      • @Francesco:

        Ich nehme mal an als Linker sind Sie pro Migration und für Kein Mensch ist illegal. In Israel gilt das dann aber nicht und Ethnonationalismus wird dann akzeptabel?

      • @Francesco:

        Das sagen Sie, wird aber weltweit, auch in Deutschland oft anders gesehen.



        Oder werden hier nur Israelis körperlich angegangen?

    • @Jim Hawkins:

      Ob das so ist, weiß ich nicht. Aber ich frage mich, ob diese Gruppe von Literaten an andere Staaten auch so strenge Maßstäbe anlegen.

      Vermutlich ein wenig "kindisch", aber ich boykottiere einfach zurück. Das eine Buch von Arundhati Roy, das ich besitze, ist bereits entfernt. Die nächsten Tage durchstöbere ich meine Bücherregale nach weiteren Antisemiten.

      Mal unter uns. ;-) Es wäre doch angenehm, wenn diese Gruppe von Literaten so konsequent wäre und alles, was durch die wissenschaftliche Arbeit, auch jüdischer/israelischer Menschen, entwickelt werden konnte, beispielsweise im Bereich Medizin, verzichten würde. ;-)

      • @*Sabine*:

        Mir fällt es auch schwer, die Kunstproduktion von Menschen zu genießen, die derartige Positionen vertreten.

        Ich kann weder unbefangen die großartige Musik von Cat Power hören, noch die Filme von Ken Loach genießen.

        Was lernt uns das?

        Künstlerinnen oder Künstler, so sympathisch sie auch sonst sein mögen, müssen nicht unbedingt besonders reflektiert sein.

    • @Jim Hawkins:

      Analyse: was für ein reflexhafter, aber unreflektierter Kommentar.

      Es es kann ja auch keinen einzigen anderen vorstellbaren Grund geben (außer natürlich Antisemitismus, geht immer), der die angesprochenen Personen zu ihren Entscheidungen gebracht hat.

      • @EffeJoSiebenZwo:

        Wenn der Boykott nur auf ein Land beschränkt ist und dieses trägt den Namen Israel.



        Dann ein klares Nein als Antwort zu ihrem Kommentar.

        • @Sam Spade:

          Dann leben Sie womöglich in einer sehr, sehr informationsdichten Filterblase 🤷🏻‍♂️

          • @EffeJoSiebenZwo:

            Dabnn brechen Sie die Blase doch auf. Was sind denn die (möglichen) Gründe sich gerade Israel vorzuknöpfen und nicht (auch) einen der anderen Staaten die ähnlich handeln?

    • @Jim Hawkins:

      Stimme der Übersetzung zu. Ich befürchte aber, dass "ihr eigenes Land" noch treffender durch "(andere) Juden" ersetzt werden kann

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    Der Antisemitismus hat Tausende Gesichter.

    In ihrer dubiosen Eile, Israel möglichst medienträchtig anzuprangern, ignorieren sie die Tatsache, dass der Aufruf zum Boycott auch gemäßigte und arabisch-israelische Stimmen mit in Sippenhaft nimmt und sie somit international zum Schweigen bringt.

    • @Michaela Dudley:

      Zum Schweigen gebracht und in Sippenhaft genommen wurden die 40.000 von der rechtsextremen israelischen Regierung getöteten Palästinenser. Diese Kriegsverbrechen haben nichts mit dem Judentum zu tun und dagegen aufzustehen ist kein Antisemitismus.

      • @Rudolf Fissner:

        Und keiner der 40.000 hat auch nur einmal eine Waffe in der Handgehabt um Israelis zu töten? Alles nur zivile Opfer?

    • @Michaela Dudley:

      "Eile"? Nach mehr als einem Jahr Bombardement des Gaza und der Wiederholung des Terrors wie er sich im Libanon abzeichnet. Nach 17000 toten Kindern schreiben Sie von "Eile" ... und "möglichst niederträchtig anprangern" ??

    • @Michaela Dudley:

      War das ein Grund gegen den Boycott Südafrikas?

    • @Michaela Dudley:

      "Medienträchtig" passt, "niederträchtig" meiner Meinung nach ebenso.

      • @*Sabine*:

        "Niederträchtig" ist ehrabschneidend. Bisher habe Ihren Diskussionsstil besser eingeschätzt.

        • @Francesco:

          Diese Bewertung kann ich nicht nachvollziehen. "Niederträchtig" empfinde ich in diesem Zusammenhang nicht als "ehrabschneidend" sondern als durchaus berechtigt. Besonders diese Passage aus M.Dudleys Kommentar: "...ignorieren sie die Tatsache, dass der Aufruf zum Boycott auch gemäßigte und arabisch-israelische Stimmen mit in Sippenhaft nimmt und sie somit international zum Schweigen bringt." der ich voll und ganz zustimme zeigt für mich auf, dass man das Handeln der Autor*innen als "niederträchtig" benennen kann.

  • Mehreres zugleich:

    Das könnte und sollte man auf z.B. Marokko ausdehnen, das die Westsahara auch schon sehr lange widerrechtlich besetzt und ausbeutet.

    Wie der Artikel zum Glück nachholt, geht es nicht um unterschiedslos alle israelischen Verlage etc., das wäre ja auch komplett unverhältnismäßig und unfair gegenüber vielen progressiven Israelis, die für einen gerechten Frieden in einem oder zwei Staaten sind.



    Es geht um "nicht mit israelischen Verlegern, Festivals, Literaturagenturen und Publikationen zusammenarbeiten, die „an der Verletzung palästinensischer Rechte beteiligt sind“, „diskriminierende Richtlinien und Praktiken“ anwenden oder sich der „Schönfärberei und Rechtfertigung der israelischen Besatzung, Apartheid oder des Völkermords“ schuldig machten."



    Das kann man selbst teilen oder nicht, doch es ist eine deutlich differenziertere und nachvollziehbarere Position als es der Titel hier suggeriert.

    • @Janix:

      Whataboutism at it's very best....

    • @Janix:

      Die Position stellen Sie verfälscht dar; "Institutionen, die die „unveräußerlichen Rechte des palästinensischen Volkes, wie sie im Völkerrecht verankert sind“, nie öffentlich anerkannt hätten, würden ebenfalls boykottiert." Der Umfang ist also deutlich weiter, als Sie es hier suggerieren.

    • @Janix:

      "...eine deutlich differenziertere und nachvollziehbarere Position als es der Titel hier suggeriert."



      Es geht auch gegen Parteien, die sich schlicht zurückgehalten haben. Das würde ich entgegen Ihrer Aussage doch für eine deutlich undifferenziertere Position halten, die nur schwarz und weiß kennt.

  • Okay.

    Dann kommen sicherlich sehr bald auch Aufrufe zum Boykott chinesischer Kulturinstitutionen wegen des Genozids an den Uighuren, zum Boykott indischer Kulturinstitutionen wegen der Diskriminierung von Muslimen und Christen, zum Boykott aller iranischen Kulturinstitutionen generell sowie zum Boykott aller Kulturinstitutionen der arabischen Welt, die das Pogrom vom 7. Oktober 2023 "nie öffentlich verurteilt" haben.

    ODER?

    • @Suryo:

      Das Naheliegenste wäre ein Boycott türkischer Universitäten und Institutionen, bis die Türkei einen Kurdenstaat ermöglicht. ihre Aggression gegen die Kurden beendet und den Völkermord von 1915 anerkannt hat.

    • @Suryo:

      Und noch mehr Whataboutism...

      • @Monomi:

        Whataboutism wäre, wenn ich etwas ganz anderes, nicht vergleichbares, ins Felde führte, zB darauf hinwiese, dass Rooney sich nicht für den Schutz der Wale einsetze oder dafür, dass in ihrer Heimat Irland nicht weiter Moore zur Brennstoffgewinnung zerstört werden.

        Hier geht es darum, dass Kulturinstitutionen, die sich nicht explizit gegen Menschenrechtsverstöße positionieren, boykottiert werden sollen. Warum aber gilt das offenbar ausschließlich für israelische Institutionen? Warum ist da der Boykott notwendig und legitim, woanders aber nicht? Was macht Israel so ganz anders?

    • @Suryo:

      Ich frage mich, ob all die Leute, die immer auf das Schicksal der Uighuren hinweisen, sich wirklich dafür interessieren.

      • @Francesco:

        Ich persönlich schon. Die Frage ist, warum mich die Palästinenser viel mehr interessieren sollten?

    • @Suryo:

      Sie bemängeln also den Mangel an Boykott-Aurufen?

      • @Moritz Pierwoss:

        Ich bemängele, dass Israel - siehe BDS - seit Jahren Ziel von Boykotten ist, aber es nichts annähernd vergleichbares gibt bei anderen Ländern. Würden Rooney und Roy sich weigern, mit chinesischen Institutionen oder arabischen Institutionen zusammenzuarbeiten? Nein. Sie würden natürlich Gründe finden, warum das etwas gaaaaanz anderes ist.

      • @Moritz Pierwoss:

        Er prangert Antisemitismus an.

      • @Moritz Pierwoss:

        "Sie bemängeln also den Mangel an Boykott-Aurufen?"



        Ohne dem Kommententen vorgreifen zu wollen: der Mangel besteht nicht grundsätzlich, sondern an den im Verhältnis doch recht wenigen NICHT antiisraelischen Boykottaufrufen.

        • @Encantado:

          Wer hindert Sie daran Boykottaufrufe gegen China, Russland, oder wen auch sonst noch zu starten? Wenn Sie das, mit einer vernünftigen Begründung, tun und sich dann mit Relativierungen und whataboutism a la "aber was ist mit Israel", oder "Sie sind doch russophob" herumschlagen müssen entwickeln Sie möglicherweise ein Verständnis für die Unsinnigkeit dieser Art von Argumentation.