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Merz und die AfDDeutschland ist ein bisschen österreichischer geworden

Anna Lehmann
Kommentar von Anna Lehmann

Wenn sich Liberale mit Rechtsextremen verbünden, steht es nicht gut um die Demokratie. Auch Grüne und SPD tragen Schuld an der Verrohung der Debatte.

Nicht nur das Plakat, auch die politische Kultur in Deutschland ist beschädigt, dank Friedrich Merz Foto: Boris Roessler/dpa

W as diese Woche im Bundestag los war, verdient in mehrfacher Hinsicht das Attribut „historisch“. Eine konservative, mittige Partei hat erstmals seit 1933 im Berliner Reichstagsgebäude wieder Mehrheiten mit den extrem Rechten gesucht und gefunden. Eine ehemalige Bundeskanzlerin nahm dies zum Anlass ihren Nachfolger zurechtzuweisen und damit aktiv in den Wahlkampf einzugreifen. Das war beispiellos.

Und eine völkische Partei, wie die AfD hat erfolgreich demonstriert, wie man beim Kernthema Migration, zunächst die Meinungsführerschaft übernimmt und dann politische Vorschläge mehrheitsfähig macht, die rassistisch konnotiert und rechtswidrig sind. Der parlamentarische Geschäftsführer der AfD, Bernd Baumann hat es (leider) gut in Worte gefasst: „Jetzt beginnt was Neues, und das führen wir an“.

Nein, noch ist es nicht so weit. Das Zustrombegrenzungsgesetz der Union fand trotz AfD-Stimmen keine Mehreit im Bundestag, anders als der Unionsantrag am Mittwoch. Aber, Deutschland ist in dieser Woche ein bisschen mehr wie Österreich, wie Argentinien und die USA geworden. Länder, in denen sich das libertäre Lager mit der extrem Rechten verbündet hat, um ihre Besitzstände vor dem Staat zu schützen. Länder in denen Kompromisse nicht mehr in der Mitte der Gesellschaft gesucht und gefunden werden, in denen der Kompromiss an sich verpönt ist und die Kettensäge, das Recht des Stärkeren, gefeiert wird.

Daran trägt Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz den größten Anteil. Er hat sich als Trumpdarsteller aufgespielt und dabei beängstigend viel Trottelpotenzial offenbart. Er hat der AfD Triumphszenen beschert, zerlegt die CDU und beschädigt die politische Kultur. Wohin soll das führen, wenn man anderen Fraktionen die eigenen Anträge vor den Latz knallt mit den Worten: „Da sind keine Kompromisse mehr möglich“?

Überzogene Panik

Man stelle sich mal vor, wie Tarifverhandlungen oder Sorgerechtsstreitigkeiten aussehen würden, wenn alle Parteien nach dieser Friss-oder-stirb-Maxime verfahren würden? Es ist schmerzhaft, aber nicht überraschend, dass trotz stundenlanger Gespräche zwischen den Fraktionen in letzter Minute und tumultartiger Szenen am Freitag im Bundestag kein Kompromiss über den Unionsentwurf zur Begrenzung der Zuwanderung gefunden wurde.

SPD und Grüne wollten sich von Merz zurecht nicht erpressen lassen. Denn was hieße das für künftige Koalitionsgespräche, etwa über die richtige Steuerpolitik: Entweder Union pur oder wir machen es mit der AfD? Trotzdem sind auch SPD und Grüne nicht schuldlos an der Verrohung der Debatte. Sie haben zugelassen, dass über die richtige Asylpolitik nur noch in Schlagworten wie Abschiebung und Begrenzung gestritten wird. Es geht längst nicht mehr darum, wie Asyl­be­wer­be­r:in­nen besser integriert werden können.

Vom Tisch sind Vorschläge zu einer sofortigen Integration in den Arbeitsmarkt, gekürzt wurde an der psychosozialen Versorgung und beim BAMF. Die ehemalige Ampel hat eine Asylrechtsverschärfung, nach der anderen beschlossen – Bezahlkarten, längeren Abschiebegewahrsam, Grenzkontrollen, Zurückweisungen. Und hat damit sogar Erfolg. Die Zahl der Asylanträge ist im vergangen Jahr um 30 Prozent gesunken, mehr Menschen wurden abgeschoben.

Doch das Starren darauf wie man Aylsuchende fern hält und los wird, hat solche grausigen und verstörenden Taten wie in Aschaffenburg und Magdeburg eben nicht verhindert. Da ist die Versuchung groß zu sagen: Jetzt muss aber wirklich was geschehen. Ob Deutschland sicherer und friedlicher wird, wenn man, wie die Union alle Asylsuchenden unter Generalverdacht stellt und ausschließlich Gesetze beschließen will, die ihre Integration weiter erschweren, etwa den Familiennachzug abschafft, darf bezweifelt werden.

Neue Ideen für die Migrationspolitik

Klar ist aber auch: Eine Wende in der Asyl- und Migrationspolitik ist nötig. Diese muss vorausschauender und besser koordiniert sein. Es gibt dazu Vorschläge aus der Fachwelt. Die Hilfsorganisation International Rescue Comitee regt an humanitäre Aufnahmeprogramme auszubauen, was auch Unionspolitiker wie Thorsten Frei in einem anderen Debattenzeialter mal richtig fanden. Naika Foroutan vom Progressiven Zentrum, einem SPD-nahen Thinktank schlägt ein Migrationsministerium vor, welches das Zuständigkeitswirrwarr bündeln soll.

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Es wäre gut, solche und andere Vorschläge zu diskutieren. Dazu muss man aber zur sachlichen Debatte zurückkehren und wieder aufeinander zugehen. Das gilt für alle demokratischen Parteien vor allem aber gilt es für CDU und CSU. Sie muss sich aus der Umarmung durch die AfD lösen. Denn diese Umarmung erstickt nicht nur die Union.

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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60 Kommentare

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  • Die autoritäre CDU - mit Merz voran hat versucht, mit der rassistischen AfD im Hintergrund, von unseren demokratischen Parteien - auf übelste autoritäre Art und Weise - eine Zustimmung für ihr - von der AfD abgekupfertes Papier aus dem Jahr 2024, leicht überarbeitet, zu erzwingen. Dieses Unverhalten zeigt was wir mit einer CDU als Kanzlerpartei zu erwarten gehabt hätten.



    Ein absolutes NoGo !

  • Seh ich alles ganz genauso, aber am meisten sorgt mich die deutsche Bevölkerung, über die all dieser politische Unrat ausgeschüttet wird, ohne Rücksicht auf Verluste. Merz, Linnemann, Dobrindt, Söder, Lindner, Dürr sind eine Schande für unser Land. Aber der entnervte, überforderte, fehlinformierte und ängstliche Bürger erkennt es nicht mehr oder vielleicht doch?! Ich hoffe, dass die Demos gegen Rechts zunehmen, anwachsen und diesen Egoshootern zeigen, was sie von ihrem Theater halten.

  • Nicht nur österreichischer.



    Herr Bundeskanzler hält den Bundestag für einen Ort für Spielsüchtige.



    www.tagesschau.de/...view-merz-100.html



    Kein Wunder, dass wir auch damit nicht weiterkommen.

  • Die "Presseschau" heute ist für den Kandidaten Merz ein einziges Desaster, der Affektvorbehalt wurde erneut adressiert. Die verpassten Chancen werden aufgerechnet. Impulsivität ist keine wirkliche Führungseigenschaft für jemanden, der Richtlinienkompetenz verkörpern will.

    Jetzt die gescheiterte Regierung in der Verantwortung für diese schlechte Performance des Bundestages durch die Vorstöße des Kanzlerkandidaten der Union zu sehen, ist mehr als gewagt.

  • "Die Grister, die ich rief..."



    Danke für die Meinungsbildung.



    Unter Merz betrachte ich die CDU nicht mehr als Partei der Mitte, die es noch unter Frau Merkel war.



    Es war Merz, der die CDU " konservativer" ausrichten wollte. Nun ist sie soweit nach Rechts gerückt, dass gesetzeswidrige Anträge gestellt werden und Mehrheiten mit Rechtsextremen eingegangen werden.



    Merz Behauptung, "nicht mit der "afd" zusammen zu arbeiten", ist irreal und ein Zeichen von Hilflosigkeit. Der Kanzlerkandidat wollte Stärke zeigen und wurde statt dessen zum Spielball des Dramas, das er selbst inszenierte.



    Merz hat klar unter Beweis gestellt, dass er unfähig ist, demokratische Mehrheiten zu schmieden.



    Ein Konsens ist das Gegenteil von Erpressung, die er versuchte.



    Die CDU agiert in Ihrer Gesamtheit nicht besser. So wurde die Bundesaußenministerin der "Lüge" bezichtigt, eine Wortwahl aus dem ganz rechten Lager.



    Auch wenn das Ergebnis erleichtert, GEGEN den Antrag hat KEINER aus dem CDU Lager gestimmt. Die Mehrheit gegen den Antrag kamen durch Enthaltungen und "Abwesenheit" zu Stande.



    Attentate werden nicht an der Grenze verhindert, sondern mit besser ausgestatteteter Polizei im Inland.

  • Wie las ich kürzlich: Die Konservativen schon einmal die Steigbügelhalter der Ultrarechten. Nämlich 1933. Ob das stimmt? Ich war nicht dabei und muss mich aufs hören-sagen verlassen.



    Wer jedoch nach dieser Merz-schen Nummer bei der Bundestagswahl CDU wählt und diesen Möchtegerne zum Kanzler macht, der wird sich wahrscheinlich eines Tages diesen Vorwurf gefallen lassen müssen. Merz ist damit m.E. Unwählbaren geworden. Zumal sein Antrag unausgegoren war und keines unserer Probleme gelöst hätte.

    • @intergo:

      Wenn Sie nur Dinge annehmen, wenn Sie dabei waren… zweifeln Sie wohl auch am Holocaust… Das ist genau der Ductus von Rechten

  • "Sie haben zugelassen, dass über die richtige Asylpolitik nur noch in Schlagworten wie Abschiebung und Begrenzung gestritten wird."

    Vor allem haben weder sie noch die Presse oder irgendwelche anderen PolitikerInnen darüber geredet, ob die Basis dieser ganzen Giftdebatte, nicht vielleicht eine einzige große Lüge ist. Die Asylanten sind nicht das große Problem und die deutsche Bevölkerung muss nicht befürchten, dass man an jeder Ecke von einem Messer-Asylanten angegriffen wird. -> Kriminalstatistik!

    Man greift sich ein paar Einzelfälle aus 2000 Tötungsdelikten jährlich in Deutschland heraus, die von Asylanten begangen wurden (aber nichts mit Asyl zu tun haben), um rassistische menschenverachtende Politik damit durchzusetzen. Alle reden über Asyl und nicht über die echten Probleme dieses Landes.

    Gut gemacht, Merz. Du hast es geschafft, der AfD die Plattform zu bieten, die sie liebt! Und es wird ihr weiter Aufwind verschaffen.



    Die Diskussion, ob man mit der AfD abstimmt, ist Blödsinn. Der Punkt ist, dass die CDU AfD Politik durchsetzen will, aber über den Inhalt dieses Gesetzes regt sich niemand auf. Die Linken natürlich, aber sind keiner. Mehr als traurig!

  • "Wir müssen die Vergangenheit hitler uns lassen."



    (Knarf Rellöm)

  • "beim Kernthema Migration" auch die Autorin dieses Kommentar lässt verleiten, aus Migration ein "Kernthema" zu machen. Die zwei Kernthemen unseres Jahrhunderts sind die Entstehung einer neuen Oligarchie von Superreichen und der Klimawandel. Migration ist allenfalls sein Seitenefffekt.



    Solange über Mirgation heißt gestritten wird bleibt keine Zeit für die anderen beiden tatsächlichen Probleme. Und in beiden Fällen ist es die gleiche Gruppe die davon provitiert.

  • Ein etwas nüchterner Blick auf die tatsächlichen Zustände wäre für ein Großteil der Bevölkerung empfehlenswert.

    In Deutschland lebten Stand Juni 2024 3,3 Millionen Schutzsuchende plus 1,1 Millionen Ukrainer.

    Die Nettozuwanderung ging im dritten Jahr hintereinander zurück und betrug 2023 lediglich 663.000 Personen.

    Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat errechnet, dass es für konstante Erwerbsquoten jährlich eine Zuwanderung von 400.000 Personen bedarf alleine für den Arbeitsmarkt.

    Das bedeutet, die Migranten die bereits in Deutschland leben sind wahrscheinlich die einzige Chance um die Strukturen in Deutschland aufrechtzuerhalten. Beginnend ab dem Jahr 2030.

    Daher können die derzeitigen Diskussionen durchaus als "verkehrte Welt" bezeichnet werden.

    Die Deutschen wären zudem gut beraten, die Nase nicht mehr ganz so hoch zu tragen, denn die Hochqualifizierten werden aus dem Ausland nicht in Scharen nach Deutschland kommen. Das hat mit den Steuern und Abgaben zu tun, teils auch mit der Mentalität, aber am meisten mit der sehr schwierigen Sprache. Davon können meine Frau und ich als Britin/Norweger ein Lied singen.

    Quelle BAMF, Statistisches Bundesamt

    • @Sam Spade:

      Unsere Sprache hier ist schon mal nicht Englisch, Französisch oder Spanisch, was teils für Ausländer schon frühe Fremdsprache oder gar Unterrichts- oder Muttersprache war. In Nord- und Osteuropa mag Deutsch vorkommen, sonst kaum. Die letzten Feinheiten des Deutschen sind dabei immer noch so komplex, dass es selbst klassische Deutsche kaum hinbekommen. Aber doch, es geht auch.

      Willkommenskultur ... das wäre wohl leider Überforderung, das hat bei den Menschen aus den Ostgebieten schon nicht hingehauen und bei den folgenden Gruppen auch nicht so recht: "Tonio Schiavo". Die Mehrheitsgesellschaft strengt sich zumindest an, hoffe ich, das auch mal länger als ein euphorisches Jahr zu erzielen. - Schön, dass Sie zwei da sind!

      Gute Infrastruktur, gute Verwaltung braucht dabei auch Ressourcen. Die Steuerlast ist dafür eher niedrig. Sie und die Soziallast ist nur falsch verteilt, nämlich vor allem auf die Arbeitenden von arm bis mittelreich. Da muss schon aus Gerechtigkeit und gefühlter Gerechtigkeit wohl mehr auch wieder von den großlippigen Großerben und Nur-Habenden beigetragen werden.

    • @Sam Spade:

      Ein nüchternern Blick mit einer genau so nüchternen Diskussion wäre bei diesem Thema hundertprozentig hilfreich.

      Die Nettozuwanderung ist in den letzten Jahren im wesentlichen nicht gesunken, weil die Behörden die irreguläre Zuwanderung besser kontrollieren können und die Ausgewiesenen auch wirklich ausreisen.

      Sie ist in erster Linie gesunken, schlicht weil weniger kommen. Das würde sich vermutlich auch wieder ändern.

      Der Vorwurf der Rechten lautet, dass die Regierung keine Handlungsmacht hat, nicht bestmmen kann, wer kommt.

      Nüchtern betrachtet trifft das durchaus zu.

      Studien besagen, dass bis zum Ende des Jahrhunderts nur noch weltweit 12 Länder ein Bevölkerungswachstum haben werden.

      Weiterhin auf Wachstumsideologie zu setzen, wird langfristig nicht funktionieren.

      Nachhaltige Ressourcennutzung geht anders.

      Man muss sich mit einer sinkenden Bevölkerungszahl auseinandersetzen.

      Die Syrer haben mit 60 % eine vergleichsweise gute Erwerbsquote.

      Damit sich Einwanderung finanziell trägt, müsste sie noch etwas höher liegen.

      Wirtschaftlich ist Migration noch immer ein Zuschussgeschäft.

      Das herkunftsabhängige Bildungssystem macht in der nächsten Generation wenig besser.

    • @Sam Spade:

      Das hat mit den Steuern und Abgaben Zu tun…

      Aber warum sind diese so hoch? Hauptgrund ist der Sozialstaat, der kaum auf Eigenverantwortung setzt. Und jetzt muss man sich überlegen, in welchem Staat würde man als gute qualifizierter auswandern. In einem Staat, der einem alles bezahlt, obwohl man das nicht braucht? Oder ein Staat, in dem wir Abgabenlast niedrig ist, man aber wenig Unterstützung bekommt. Und welches Land würde man wählen, wenn man nicht gut qualifiziert ist?

      • @Strolch:

        Der Sozialstaat ist teuer, weil Arbeitseinkommen (zugunsten von Kapitaleinkommen) überproportional belastet werden, weil zu wenige Menschen einzahlen (Beamt*innen, Freiberufler*innen); weil es eine demographische Krise gibt (Stellen bleiben unbesetzt, während Zuwanderung abgelehnt wird), weil es eine Betreuungskrise gibt (die Menschen, überproportional oft Frauen, in die Teilzeit zwingt), weil der Staat dank Schuldenbremse zu wenig investiert, weil die Löhne niedrig sind (höhere Löhne könnten gezahlt werden, wenn der Staat die Wirtschaft durch ein dauerhaft hohes Auftragsniveau besser stützen würde), weil Menschen Sozialleistungen wie aufstockendes Bürgergeld oder Wohngeld in Anspruch nehmen müssen (auch wegen des Dauerkotaus vor der Vermieter*innenklasse) - deshalb ist der Sozialstaat teurer als er sein müsste.

    • @Sam Spade:

      Wenn man mit aggregierten Zahlen argumentiert, übersieht man aber leicht, dass die positiven und die negativen Effekte sehr unterschiedlich verteilt sind. Gewiss ist Zuwanderung dem Wirtschaftswachstum und damit langfristig der Lebensqualität dienlich. Mittelfristig aber erzeugt sie Knappheit an Wohnraum und öffentlichen Ressourcen, und das vor allem dort, wo die Leute eh nicht viel haben. Ich halte deshalb nicht viel von abstrakt einwanderungsfreundlichen Thesen, die die Verteilungsfrage außen vor lassen. Wenn man entschieden immigrationsfreundlich ist, sollte man m.E. konkrete und lokale Antworten auf die sich daraus ergebenden Probleme haben.



      .



      Die wabernde Einwanderungsfeindlichkeit in D hat m.E. auch damit zu tun, dass die praktische Bewältigung der Kommunalpolitik überlassen wird, die damit mangels Ressourcen einfach überfordert ist.

      • @Kohlrabi:

        Die Zustände auf dem Wohnungsmarkt in den Ballungsräumen sind ja den Spekulationen der Investoren, den Rückgang des sozialen Wohnungsbaus und der Zunahme von Singlehaushalten mit relativ großen Wohnflächen zu verdanken. Diese Marktsituation ließe sich ja begradigen.

        Durch den hohen Anteil an Erwerbstätigen im Home Office Bereich boomt seit einigen Jahren in den größeren Städten Norwegens der Rückbau von Bürogebäuden in Wohneinheiten. Davon ist z. B. hierzulande wenig die Rede.

        Zudem gibt es in Deutschland einen Bestand von 2 Millionen leerstehenden Wohnungen. Was alleine in Hinblick auf die Obdachlosigkeit schon ein Skandal ist.

        Es braucht hierzulande einfach einen Motivationsschub der auf ein Ziel in der Zukunft ausgerichtet ist und die Erkenntnis, dass in diesem Land vieles zu langsam läuft bzw zu lange dauert bis mit der Umsetzung überhaupt erst begonnen wird.

        Mein ganz persönlicher Eindruck ist, das sich hierzulande kaum jemand Gedanken darüber macht, wo seine Region, seine Stadt oder auch nur sein Stadtteil in zehn Jahren stehen oder aussehen soll.

        Könnte auch daran liegen, dass der Deutsche indirekt meist davon ausgeht, das es irgendeine externe Stelle schon richten wird

    • @Sam Spade:

      Man könnte hinzufügen, dass die Kriminalstatistik der Tötungsdelikte seit vielen Jahren rückläufig ist - trotz Asylanten-"Zustroms". Das Wort ist schon reine Volksverhetzung.



      Es soll nur die ausländerfeindliche rassistische Politik der CDU durchgesetzt werden und es soll von den echten Problemen abgelenkt werden, für die die CDU keine Lösungen hat.

    • @Sam Spade:

      Ich stimme Ihnen zu.



      Dass aber Menschen aus dem Ausland wegen der Steuern und Abgaben hierzulande nicht zu uns kommen wollen wird es aber nicht sein, denn diese sind im europäischen Vergleich nicht die höchsten. Auch die Sprache ist eher nicht der Hinderungsgrund. Abschreckend wirkt vor allem die Willkommenskultur und unser Willen, Zugezogenen vernünftig zu integrieren. Hierbei allerdings spielt die umfangrecihe Bürokratie, die Bearbeitungszeiten auf den Ämtern, und der öffentliche Diskurs bezüglich Migration eine entscheidende Rolle.



      Und es spielen persönliche Erfahrungen jedes Einzelnen eine Rolle. Die Vorbehalte Menschen mit Migrationshntergrund betreffend sind bei denen am höchsten, die noch nie mit diesen Menschen in Kontakt kamen. Das muss ich aus eigenem Erleben immer wieder feststellen.

      • @hechtmaus:

        Meine Erfahrungen mit eher jungen und eher nicht hochqualifizierten Zugewanderten/Geflüchteten bestätigen im Wesentlichen die Ausführungen von Sam Spade:



        - Sprache: ein Albtraum für viele



        - Bürokratie: zu langsam und zu unübersichtlich und mindestens abweisend, wenn nicht "feindlich" (was an Ihren Punkt anschließt)



        - Steuern: zu hoch für das, was viele der jungen Menschen, die da kommen, sich vorstellen. Sie wollen schnell viel Geld verdienen, um es nach Hause zu schicken und sind sich auch oft gar nicht sicher, ob sie nicht nach 10 oder 15 Jahren zurück- oder weiterziehen. [Auch hier sieht man die verheerenden Folgen der Tatsache, dass in Deutschland Arbeitseinkommen übermäßig stark belastet werden, während Kapitaleinkommen und Nutznießer*innen von Steuerschlupflöchern geschont werden]



        Sie haben aber auch Recht: es wird sehr genau registriert, dass in Deutschland Migrant*innen viel zu oft mit Ablehnung und Unterstellungen begegnet wird und das wirkt nicht integrationsfördernd.



        Wir haben nur die Zugewanderten, die wir eben haben, und müssen uns umso stärker um ihre erfolgreiche Integration kümmern, denn sie werden dringend gebraucht.

      • @hechtmaus:

        "denn diese sind im europäischen Vergleich nicht die höchsten"

        Stimmt, die Zweithöchsten und das nicht nur in Europa sondern unter den Industrieländern weltweit. Nur Belgien liegt noch vor Deutschland.

        In diesem Sinne verweise ich sie auf die OECD Studie 2024. Die Studie hat dabei Vergleiche mit 38 ihrer Mitgliedstaaten angestellt.

        Dieser Vizetitel wird Deutschland übrigens schon seit vielen Jahren verliehen.

        Ein Beispiel: Die durchschnittliche Abgabenlast an Steuern und Sozialversicherungsbeiträgenbeträgt in Deutschland für einen Single Haushalt 47,9%. Der Durchschnittswert unter den übrigen Staaten lag bei 34,8%.

        "Auch die Sprache ist eher nicht der Hinderungsgrund"

        Worauf basiert ihre Erkenntnis? Hatten sie Deutsch als Fremdsprache?



        Meine Frau ist Kardiologin, die könnte ihnen darüber Auskunft geben, was im Rahmen des Approbationserteilungsverfahrens hinsichtlich der Fachsprachenprüfung alles an Deutschkenntnissen erforderlich ist.

        • @Sam Spade:

          Danke für diese informativen Beiträge.



          Viele wissen nicht, wie es an der "Basis" aussieht.



          Aber meine Erfahrung: Im medizinischen Bereich ist es ohne die Zuwanderung, erst recht bei "Re-Migration" bald zappenduster.



          Viele KollegInnen können auch woanders arbeiten, vielsprachig und hochkompetent im Fachwissen.

  • "Vom Tisch sind Vorschläge zu einer sofortigen Integration in den Arbeitsmarkt, gekürzt wurde an der psychosozialen Versorgung und beim BAMF. " Und damit werden den kommenden mordenden Überfällen der Boden bereitet!



    Denn sie wissen was sie tun?

  • Ich höre immer 'Verrohung der Debatte' und frage mich, wie im Setup repräsentativer Demokratien der Sprung von Wahlkampf zur Kompromissbildung gelingen soll? Per Schaukampfkampf, vorgetäuschte Liebe oder ist alles nur Theater?

    Die junge BRD als Debatten zwischen Adenauer, Kanzler der Alliierten, und SPD, Landesverrätern, noch regelmäßig zu Tumulten im Bundestag führten, begraben unter dem Wohlstandsspeck des Wirtschaftswunders, erleben fröhliche Wiederkehr, weil in Krisenzeiten die Verteilungskämpfe wieder härter werden.

    Repräsentative Demokratien basieren auf dem Wettbewerb um Mehrheiten zwischen Parteien. Dieser besteht immer, denn nach der Wahl ist vor der nächsten Wahl; mit reeller Chance auf ein Anschlussmandat. Da sind Durchsetzungsvermögen, Versprechungen, Finten und Tricks gefragt. Repräsentative Demokratie heißt Streit und kennt nur Gewinner und Verlierer.

    Die attische Urdemokratie zwang per Los bestimmte Bürger für begrenzte Zeit geteilte Verantwortung für die gesamte Polis zu übernehmen. Da wurde weniger gestritten, als gemeinsam beraten, denn die Ausgelosten bekamen nur selten eine Chance direkt mitzubestimmen. Wer diese Chance verschenkte, wurde 'Idiot' genannt.

  • Schmierentheater



    Den ganzen Tag saß ich vorm Fernseher und habe in Phoenix die Debatte verfolgt. Nun weiß ich, wen ich sicher nicht wählen werde, und zwar alle Beteiligten dieser miesen, erbärmlichen Ego-Show. Alle Parteien haben der Demokratie einen Bärendienst erwiesen, weil die Mitte nicht mehr miteinander reden kann. Aber ich weiß nicht mehr, wen ich sonst noch wählen könnte.

    • @Hans Dampf:

      Mmh, so ziemlich alle sagen öffentlich, dass sie ja miteinander reden wollten, und es gab die Pausen auch dafür. Dass es inhaltliche Unterschiede gab, dafür ist das Parlament ja auch genau da, würden manche jetzt sagen.



      Um zur Abwechslung in die Geburtsunterstützer-Rolle zu schlüpfen:



      Was ist Ihnen besonders wichtig bei Programmen, Handeln, Personen? Wie hätte eine "ideale" Partei konzipiert, gehandelt, Personen ausgewählt? Und wo würden Sie am ehesten Abstriche machen, wo nicht? Kann es auch eine Partei sein, die mutmaßlich nicht ins Parlament kommt, oder eher eine, die auch ein Mandat erhält, von SSW bis ...?

    • @Hans Dampf:

      Sprich sie wählen bewusst Faschisten, die nichts können Rassismus und Fake News in die Welt zu setzen und schieben die Veranwortung dafür den demokratischen Parteien zu , anstatt ihr eigene Haltung mal zu hinterfragen ?

    • @Hans Dampf:

      Außer den Linken.

    • @Hans Dampf:

      Ich stimme zu. Ich überlege VOLT zu wählen. Die sind zumindest Europäisch.

  • Das ist einfach nur noch Irre - die Mitte unserer Parteienlandschaft ist komplett handlungsunfähig

  • Da hat der Merz am Ende völlig unnützerweise mit Faschisten gekuschelt.

    Wer mit Wölfen heult, die offen von Remigration träumen hat unter Demokraten nichts verloren.

  • Ich warte den 23. Februar ab und dann schauen wir mal, ob wir hier noch ein bisschen mehr Österreich bekommen. Ich fürchte ja. Lese ja auch immer wieder Bild, Welt etc. (man sollte ja nicht nur in der linken Blase unterwegs sein) und dort die eindeutigen Schuldzuweisungen an Grüne und SPD. Schlagzeile Bild: Sie machen Politik gegen den Willen des Volkes - zu sehen sind Baerbock und Scholz.... und Bild wird von mehr Leuten gelesen als die TAZ. Ich befürchte Schlimmes für den 23. Februar.....

  • Bin mir nicht sicher. Kann schon sein, dass Merz gerade noch rechtzeitig vor der Wahl sein "Trottelpotenzial" aufgezeigt hat. Worauf doch viele gehofft haben, mich eingeschlossen.



    .



    Wenn er aber die Wahl unbeschadet übersteht und die CDU trotzdem über 30% bringt - gut möglich, dass die "Madman-Strategie" dann noch aufgeht und ihm Freiraum in künftigen Konstellationen gibt. Die Frage ist aber, ob die in der CDU repräsentierten Kapitalfraktionen schon so desperado-mäßig drauf sind, dass sie im Bund eine erratische Regierung mit potenziell wechselnden Mehrheiten hinnehmen. Vermute eher das Gegenteil, aber wer weiß ...

  • "Klar ist aber auch: Eine Wende in der Asyl- und Migrationspolitik ist nötig." Wieso das denn?



    Übrigens: Erst vor wenigen Monaten hat das Statistische Bundesamt festgestellt, dass in Deutschland 1,4 Millionen weniger Menschen leben als zuvor angenommen.

  • "Ob Deutschland sicherer und friedlicher wird, wenn man, wie die Union alle Asylsuchenden unter Generalverdacht stellt..."

    Sicher nicht.

    Migration gab es immer. Vietnam. Afghanistan 1980. Die Balkankriege vor 30 Jahren. Aber ich kann als älterer Bürger nur feststellen, dass ich vor 2010 mir keinerlei Gedanken darum gemacht habe, ob ich einen Weihnachtsmarkt aufsuche oder wie ich mich abends/nachts durch die Innenstadt von Nürnberg oder München bewege. Ich habe im Zug auch nicht darüber nachgedacht, wo ich mich hinsetze, dass ich nicht mit dem Rücken zur Abteiltür sitze, dass ich mir überlege, wo ein Fluchtweg ist oder wie ich mich schützen kann.

    All dies ging mir niemals durch den Kopf.

    Ich kann mich auch nicht an Ermahnungen meiner Eltern erinnern, mich doch nachts nach dem Feiern nicht durch bestimmte Stadtteile oder Parks zu bewegen, so wie ich es heute mit meinen Kindern tue.

    Es hat sich etwas geändert in Deutschland. Und das hat leider etwas mit der Migration seit ca 1,5 Jahrzehnten zu tun. Das kann man gerne schönreden, relativieren und sonstwie zu ignorieren versuchen.

    "Wann beginnen Sie zu handeln?" Michael Kyrath an Frau Geywitz am 30.01.2025

  • Das "Migrationsproblem" ist kein Problem. Es wird herbei geredet...



    Es gibt zu wenig Geld? Warum hat man den Soli nicht umgewidmet?



    Es gibt zu wenig Wohnungen? Warum baut der Staat nicht? Warum nimmt man die Gesellschaft nicht mehr in die Pflicht zwecks private Unterbringung? Ist allemal besser als diese unerträglichen Sammelunterkünfte.



    Zu wenig Kita-/Schulplätze? Werdet kreativ, Anerkennung ausländischer Abschlüsse z.b. Notfalls reine Kitas/Schulklassen in Fremdsprache. Bei genügend Wille wäre das alles machbar

    • @OpenBorders:

      mehr Wohnungen baut man nicht, weil die Baufirmen dann keine Traumrenditen mehr bekommen

  • Helge Braun, Monika Grütters, Thomas Heilmann, Roderich Kiesewetter, Yvonne Magwas, Martin Plum, Antje Tillmann, Astrid Timmermann-Fechter, Marco Wanderwitz, Sabine Weiss, Annette Widmann-Mauz, Elisabeth Winkelmeier-Becker (alle Union). Vielen Dank für wenigstens eine Enthaltung!



    Bei der FDP setzten sich u.a. Johannes Vogel und Marco Buschmann von Lindners Kurs mit einer Nichtteilnahme ab (was auf eine rasche Lösung nach der Wahl hoffen lässt).

  • Vor drei Monaten hätte ich eine Regierungsbeteiligung der AfD für sehr unwahrscheinlich gehalten. Jetzt gehe ich von einer schwarz-braunen Koalition nach dem 23. Februar aus. Eventuell wird es nur zum Vizekanzler für Merz reichen, weil die AfD an der Union vorbeiziehen wird. Die Rechten werden das Original wählen und nicht die Kopie.

  • Die Springerpresse versucht es übrigens jetzt schon umzuframen. Bleiben wir sachlich und finden wir nach diesem vielleicht letzten Merz-Fehler im Amt des Vorsitzenden wieder zum gemeinsamen Dialog der Demokraten.

    • @Janix:

      Den Chef stürzen? Das ging schon 1989 bei Kohl u.a. unter Beteiligung der ihn als Kanzler und Freund damals stützenden Banker und der (Finanz-)Wirtschaft schief.



      /



      www.spiegel.de/pol...-0000-000013507081

  • Ich stimme Frau Lehmann zu, muss aber feststellen, dass hier in Vorpommern die CDU keine "mittige" Partei ist, sondern in Kommunen längst gemeinsam mit der AfD abstimmt und persönliche Freundschaften mit dem AfD-Personal gepflegt werden. Ich wurde mal dazu erzogen, zu denjenigen, die Faschismus und Rechtsextremismus propagieren, immer auf Abstand zu gehen (meine Eltern wurden Anfang der 1930er Jahre geboren). Für die CDU hier trifft das nicht zu.

    • @Adrast:

      Die AFD ist in Mecklenburg-Vorpommern ist längst Volkspartei, liegt jetzt bei 30 Prozent ohne dass die Parteien der Mitte dem etwas entgegenzusetzen haben.



      CDU und AFD stimmten z. B. beim Bürgergeld in Schwerin zusammen. Folge: Arbeitspflicht für Bürgergeldempfänger in Schwerin, wo die Brandmauer zwischen CDU und AFD längst gefallen ist, wie auch in vielen kleineren Kommunen, wo CDU und AFD prima zusammenarbeiten.



      Spiegel TV fing mit zynischer Wonne die Aussage einer Bürgergeldempfängerin mit einem 175-Euro-Monatsjob bei der Schweriner Tafel ein, die kräftig nach unten trat: sollen doch Bürgergeldempfänger Parks säubern und Papier von der Straße aufsammeln!



      Dass faschistische marktradikale Gift dringt längst in alle Poren der Gesellschaft, z. B. bei vielen gut Situierten, die Grüne, SPD, CDU und Staat im Namen der Freiheit verdammen.



      Eine ehemalige Bild-Journalistin empfieht Armen doch Sonderangebote zu vergleichen damit sie über die Runden kommen.



      Die Springerpresse drischt für eine Zusammenarbeit von CDU und AFD in der Migrationspolitik auf Kirchen, Journalisten und Demonstranten ein.

      Zeit, dass wie 1968 wieder Demos vor dem Springer-Hochhaus in Berlin stattfinden!

  • Erfreulicherweise hat dieser Tag nicht so braun geendet wie der Mittwoch.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Helge Braun hat als einer von 12 Nichtwahl praktiziert, das auch.

  • Richtig, es muss aufgehört werden, Hysterie und Ängste zu verbreiten. Zurück zur sachlichen Auseinandersetzung und Bewertung von Themen. Dann bemerkt man auch bei der Migration, dass deren Problemhaftigkeit aufgebauscht und unterstellt ist.

    • @Ciro:

      Die Migration war zu keinem Zeitpunkt ein Problem. Die Springer Medien haben das Thema die letzten 10 Jahre hochgehalten und nun eskaliert es. Traurig

      • @OpenBorders:

        "Die Migration war zu keinem Zeitpunkt ein Problem."



        Na ja, unproblematisch war sie zwischenzeitlich ja nun auch nicht. Wir erinnern uns durchaus noch an überbesetzte Turnhallen und dergleichen.



        Aber Probleme löst man, indem man sie angeht. Das ist nicht dasselbe wie sie aufzubauschen oder für politische Spielchen zu missbrauchen (ausdrücklich ohne Schuldzuweisung hier).

      • @OpenBorders:

        Stimme ich 100% zu. Ich beobachte die Berichterstattung in allen Medien seit geraumer Zeit genau und Springer Medien sind mittlerweile rechts an der CDU vorbeigezogen. Headlines sind immer negativ gegen Grün, SPD und Linke. Promis werden nur noch aus dem CDU Lager befragt, AfD wird überhaupt nicht mehr kritisiert, eher hofiert. Die FDP wird nur erwähnt wenn sie gegen Grün schiessen.



        Es existiert dort kein Rest eines neutralen Journalismus mehr.



        Erschreckend und auch ein großer Faktor des Afd Erfolgs, die Missstimmung im Land wird hier künstlich erzeugt und hochgehalten sogar teils mit Lügen.

  • Es ist aber auch eine Crux: eine Mehrheit der Bevölkerung ist für eine Änderung der Migrationspolitik. Lt. aktuellen Umfragen befürwortet eine Mehrheit den von Merz eingebrachten Antrag vom Mittwoch. Allerdings lehnt eine ebenso große Mehrheit ab, dass es nur dank der Stimmen der AfD durchgehen konnte. Sprich eine Mehrheit hätte sich gewünscht, dass SPD und Grüne mitgehen. Verständlich, dass SPD und Grüne sich nicht von Merz erpressen lassen wollen, dessen Kopf-durch-die-Wand auftreten ist doch eher dumm. Allerdings machen sich SPD und Grüne auch einen sehr schlanken Fuß: Sie verweigern sich Merz und damit auch einen Mehrheitswillen letztlich aus parteitaktischen Gründen; können Sie doch jetzt wider besseren Willens der CDU Koalitionsabsichten mit der AfD unterstelle; irgendwie auch schäbig in meinen Augen. Das Migrationsthema und die damit einhergehende Überforderung hat die AfD groß gemacht; es ist also richtig diese Thema anzugehen wenn die AfD dauerhaft zurückgedrängt werden soll. Merz Vorstoß war ein (ungeschickter) Schritt in diese Richtung, SPD und Grüne haben ihn wissentlich auflaufen lassen um sich jetzt aufzuspielen. So wird das nichts mit der Zurückdränung der AfD.

    • @Fran Zose:

      "Eine Mehrheit der Bevölkerung" hier war auch mal für die Todesstrafe, diese ist trotzdem aus gutem Grund nicht eingeführt worden.



      Dazu ein Wort welches Franz-Josef Strauß (den ich übrigens nie mochte) mal verwendet hat: "Vox populi, vox Rindvieh."



      Das soll jetzt kein Appell für die Abschaffung der Demokratie sein, sondern ein Argument für die parlamentarische Demokratie. Aber dazu sollten vernünftige Leute im Parlament sitzen, die den Mut haben, dem Volk auch mal zu erklären warum sie nicht immer genau so abstimmen, wie die Mehrheit der Bevölkerung es gerade will. Vielleicht stellt sich dann heraus, dass die Menschen doch keine Rindviecher sind.

    • @Fran Zose:

      "Die Mehrheit der Bevölkerung ist für eine Änderung der Migrationspolitik".... weil der Bevölkerung seit 10 Jahren von AfD und Springer- Presse täglich eingebläut wird, wie Scheiße "Migranten" sind.



      Bei aller Empathie mit den Opfern in diesem Zusammenhang, ist die Wahrheit, dass weltweit - so auch in der BRD - die Kriminalitätsrate seit den 1990-ger Jahren kontinuierlich sinkt auch die Mordrate. Quelle: Statista, Weltbank etc

      • @maria2:

        Es hilft nicht, Wähler nur als manipulierte Masse zu sehen.

        Von Linke bis SPD und viele linksliberale Journalisten "erzählen " den Leuten, wie wichtig und nett Migranten sind.

        Sinkende Kriminalitätsraten ändert nichts daran, dass der Anteil Nichtdeutscher immer noch signifikant überproportional ist.

        Gilt für Kriminalität allgemein, gilt für bestimmte Delikte.

        Soziologische Begründungen werden nur als Schönreden aufgefasst.

        Nun interessiert mich die Kriminalitätsrate realistischerweise wenig, wenn einer mit einem Messer vor mir steht.

        Menschen sind so nicht strukturiert.

        Einzelfälle bleiben Einzelfälle, so lange Menschen das Gefühl haben, das System hat jemand im Griff.

        Im Flugverkehr beispielsweise.

        Einzelfälle werden zu strukturellen Problemen, sobald die Menschen den Eindruck gewinnen, es fehle Kontrolle.

        Niedrige Zahlen sind dann nur noch Zufall.

        Das nimmt einem aber die Angst nicht.

        Je nach politischer Vorliebe wird da gern unterschiedlich argumentiert.

    • @Fran Zose:

      "Das Migrationsthema und die damit einhergehende Überforderung hat die AfD groß gemacht; es ist also richtig diese Thema anzugehen"

      Sie fallen hier auf einen reinen Placebo - Effekt rein. Das Thema ist kein Thema. Es wurde gesetzt und als Aufhänger benutzt. Suche dir einen Sündenbock und deine Probleme fühlen sich nicht mehr ganz so arg an.

      Wenn im Inland etwas geändert werden muss, dann das Asylverfahren im Schnitt nicht mehr 8 Monate (BAMF 2024) und mit Verfahren durch die Instanzen 17 Monate dauern.

      Gleiches gilt für Integrationsmassnahmen wie Sprach- und Förderkurse. Wartezeiten je Bundesland 3-18 Monate. Dazu bürokratische Verfahren hinsichtlich einer Arbeitserlaubnis oder Anerkennung von Abschlüssen.

      Und um den Zustrom besser regulieren zu können sind gemeinsame EU Maßnahmen, wie die Durchführung von Asylverfahren an den Aussengrenzen, produktiver, als rechtswidrige Grenzkontrollen oder unbefristete Abschiebehaft.

      Wenn die CDU in dieser Hinsicht etwas sinnvolles tun will, dann sollte sie eine Lösung dafür finden, dass sichere Herkunftsländer ihre Bürger auch wieder zurück nehmen. Daran scheitert es nämlich meistens.

      • @Sam Spade:

        "Durchführung von Asylverfahren an den Aussengrenzen" - daran krankt doch das System: die fehlende Solidarität Deutschlands mit den Ländern an der EU-Außengrenze. Wenn die Asylverfahren dort stattfinden sollen, muss sehr viel Geld fließen, um in Griechenland, Italien, Polen, Malta usw. effektive und menschenrechtskonforme Asylentscheidungen zu treffen (hier geht es um personelle und bauliche Infrastrukturen) - und dann muss Deutschland eben auch einen (gemessen an Bevölkerung und Wirtschaftskraft) großen Anteil der Geflüchteten aufnehmen - und noch einen Bonus dazu, denn vom Asylverfahren, samt Unterbringung bleibt man ja (Gnade der Geographie) verschont.

    • @Fran Zose:

      " eine Mehrheit der Bevölkerung ist für eine Änderung der Migrationspolitik"



      Ich spreche jetzt dem Wähler leider etwas Bewusstsein ab, aber: einer Mehrheit der Bevölkerung wurde erfolgreich suggeriert, dass ein bestimmtes Problemfeld die entscheidende Frage des Landes ist (was in diesem Ausmaß ganz sicher nicht stimmt) und deshalb eine Änderung der Migrationspolitik erforderlich sei. Dass Letzteres bereits recht deutlich geschehen ist (auch erkennbar an den tatsächlichen Zahlen), wird verschwiegen. Und genau an diesen zwei Punkten liegt die Bösartigkeit.



      "Das Migrationsthema und die damit einhergehende Überforderung hat die AfD groß gemacht; es ist also richtig diese Thema anzugehen wenn die AfD dauerhaft zurückgedrängt werden soll."



      Grundsätzlich stimmt das. Wenn man aber einfach das Lied der AfD spielt, macht man sie groß, nicht klein.

    • @Fran Zose:

      Liebe Fr. Zose,



      Mitgefühl und Empathie für die Opfer von Flucht und Vertreibung muss der Leitfaden werden in der Migtationsdebatte, denn wenn man mit den Wölfen heult wird man.Irgendwann einer von ihnen. ( Ich meine jetzt eher die Werwölfe, nicht jene in unseren Wälder, die dank der EVP und mit den ihnen verbundenen Rechtspopulisten im Europapsrlament wieder bejagt werden dürfen)

  • Durch diese unsägliche Asyldebatte wurde die Demokratie beschädigt und allein die AfD gestärkt. Die Aussage von Merz, dass das eine gute Woche für den Parlamentarismus gewesen sei halte ich für abwegig. Warten wir den 23.2. ab.

  • Ein Merzgefallener. Er hätte nur sein Gewinnerthema Wirtschaft spielen müssen und die Ruhe bewahren, statt sich von Söder und der Springerpresse treiben lassen. Aber wenn er das nicht mal kann, kann er dann Kanzler?



    Ja, zeigen wir nicht nur auf ihn. Auch Rot und Grün müssen achtgeben, letztlich auch im Wahlkampf differenzierend zu bleiben.



    Aber ein Anschlussproblem hat Merz - die Union wird ihn wahrscheinlich nach der Wahl opfern (müssen).

    • @Janix:

      Es wäre schön wenn SPD und Grüne einfach ihr Konzept einer Lösung zu dem Thema ausbreiten, da große Teile der Bevölkerung eine Lösung sehen wollen, danach sollten sie sich wieder schnellsten auf die wichtigen Themen konzentrieren und die AfD nur bei Lügen mit kurzen Argumenten widerlegen, sie ansonsten nicht in den Vordergrund heben, auch negative ‚Werbung‘ hilft den Rechtspopulisten.