Mehr Schutz mit FFP2-Masken: Für Bartträger ungeeignet
Wenn Bund und Länder beraten, messen sie den schnabelförmigen Masken viel Bedeutung zu. Auf Menschen mit Bart kommt jedoch etwas zu.
Kurz nach Ausbruch der Pandemie im vorigen Frühjahr waren diese Masken in Deutschland noch Mangelware und deswegen dem Pflege- und medizinischen Personal vorbehalten. Inzwischen gibt es jedoch sehr viel mehr davon. Auch aus Furcht vor der wahrscheinlich ansteckenderen Virusvariante aus Großbritannien planen Bund und Länder am Dienstag, das Tragen dieser Maske in Geschäften, Bussen und Bahnen zur Pflicht zu machen. In Bayern gilt diese Maskenpflicht bereits.
Aus infektiologischer Sicht ist das sinnvoll. „Die FFP2-Maske ist, wenn sie korrekt getragen wird, das effizienteste Mittel, um sich selbst und andere Menschen vor Viren im öffentlichen Raum zu schützen“, erklärte zuletzt der Aerosolforscher des Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung in Leipzig, Alfred Wiedensohler, gegenüber der Funke-Gruppe. Die bislang von den meisten genutzten Alltags- oder OP-Masken seien nur ein „Spuckschutz“. Sie schützten den Träger selbst nicht – und andere Menschen nur eingeschränkt. Mit einer FFP2-Masken-Pflicht könnte Deutschland die Kontrolle über die Pandemie zurückbekommen, so der Experte.
Ein Problem: Anders als Alltagsmasken sollten FFP2-Masken nicht wiederverwendet werden, da die Filterwirkung nach 8-stündiger Nutzung verpufft. Waschen geht nicht. Da gehen sie kaputt. Sie sollten daher ausgetauscht werden. Da das aber ins Geld geht – rund 5 Euro kosten sie pro Stück – benutzen viele Menschen sie trotzdem mehrfach.
Finanzielle Hilfe vom Bund
Forscher der Hochschule Münster haben untersucht, bei welchen Bedingungen diese Masken doch mehrfach verwendet können. Einer ihrer Tipps: nach eintägiger Nutzung sie anschließend eine Woche lang an einen Haken hängen. In dieser Zeit verlieren auf den Masken befindliche Viren ihre Infektiosität. Für einen geschlossenen Kreislauf sind demnach 7 Masken pro Person notwendig. Wichtig: Küche oder Bad eignen sich nicht zum Aufhängen. Dort ist die Raumluft in der Regel zu feucht.
Der Bund will Menschen aus Risikogruppen bei der Beschaffung von FFP2-Masken finanziell entgegenkommen. 34,1 Millionen statt der bislang vorgesehenen 27 Millionen Bürger sollen in diesen Tagen Gutscheine für 12 FFP2-Masken zugesandt bekommen. Vorgesehen ist ein Eigenanteil von 2 Euro für je 6 Masken.
Bartträgern wird das wenig helfen. Bei ihnen verfehlt die FFP2-Maske ihre Wirkung, denn die Luft kann beim Ein- und Ausatmen ungefiltert an den Seiten vorbeiströmen. Sollte die FFP2-Masken-Pflicht bundesweit kommen, bleibt Betroffenen beim Gang zum Supermarkt daher nur eins: Bart ab.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren