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Laufzeitverlängerung der AtomkraftwerkeDurchaus eine geschickte Lösung

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Laufzeitverlängerung nur, wenn es gar nicht anders geht: Habecks Stresstest-Schlussfolgerung stellt niemanden wirklich zufrieden. Trotzdem ist sie klug.

Robert Habeck versucht, mit seinem AKW-Kompromiss der Sündenbock-Rolle zu entkommen Foto: Michele Tantussi/rtr

E s war keine angenehme Ausgangsposition für Robert Habeck: Auf der einen Seite lauerten die oppositionelle Union und der Koalitionspartner FDP darauf, dem grünen Wirtschaftsminister die Verantwortung für sämtliche Versorgungsengpässe im Winter geben zu können, wenn er eine Laufzeitverlängerung für die deutschen Atomkraftwerke ablehnt. Auf der anderen Seite drohte ein massiver Konflikt mit Umweltverbänden und Teilen der eigenen Parteibasis, wenn er die AKWs länger als bis zum Jahresende am Netz lässt.

Und der verschärfte Stresstest, der klären sollte, ob eine Laufzeitverlängerung erforderlich ist, um Versorgungsprobleme im nächsten Winter zu verhindern, war dabei keine wirkliche Hilfe. Der hat zum einen gezeigt, dass in Süddeutschland der Strom im Winter kurzzeitig tatsächlich knapp werden kann, wenn viele ungünstige Annahmen – AKW-Ausfälle in Frankreich, Niedrigwasser, Gasmangel und stark steigender Stromverbrauch – zusammenkommen. Zum anderen wurde deutlich, dass ein Weiterbetrieb der beiden süddeutschen Reaktoren daran nur sehr wenig ändern würde – aber ein bisschen was eben schon.

Habeck hat sich in dieser Situation für einen Kompromiss entschieden: Er will abwarten, ob das Extremszenario aus dem Stresstest tatsächlich eintritt. Nur dann sollen Isar 2 und Neckarwestheim II weiterlaufen dürfen, und auch das nur maximal bis zum Ende der Heizperiode im April. Anderenfalls ist auch dort wie geplant zum Jahresende Schluss.

Wirklich zufrieden ist mit dieser Lösung niemand: Atomkraftgegner sehen schon die Möglichkeit einer streng befristeten Laufzeitverlängerung als bösen Verrat an. Union und FDP sind dagegen empört, dass die AKWs nicht auf jeden Fall am Netz bleiben. Zudem verursacht der Plan Kosten und Aufwand, selbst wenn am Ende gar kein zusätzlicher Strom erzeugt wird.

Die Entscheidung ist der beste Ausweg

Trotzdem ist die Entscheidung vermutich der beste Ausweg aus dem Dilemma. Habeck zeigt, dass er bereit ist, wichtige Positionen seiner Partei zu räumen, wenn es wirklich nötig ist – aber eben nur dann.

Natürlich werden Populisten aller Art trotzdem versuchen, den Grünen die Schuld für sämtliche Energie-Probleme der nächsten Monate zuzuschieben. Doch das fällt ihnen nun zumindest nicht mehr ganz so leicht.

Und die Anti-Atom-Bewegung ist allein wegen der unwahrscheinlichen Möglichkeit etwas längerer Laufzeiten empört. Doch auch dafür gibt es wenig Grund. Denn während Habeck einen Weiterbetrieb der AKWs für wenige Monate zumindest für möglich hält, hat er zugleich klar gemacht: Nach Ende des nächsten Winters ist Atomkraft in Deutschland definitiv Geschichte.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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55 Kommentare

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  • Derzeit ist Pragmatismus wichtiger als Populismus.

  • Einverstanden. Ich kann das Gezeter und Gejammer in diesem Land kaum noch ertragen. In einer ernsten Krise ist oberstes Gebot pragmatische Lösungen zu finden. Und ein Wirtschaftsminister vertritt halt nicht nur die Basis der eigenen Partei, er muss auch bereit sein, Kompromisse zu schließen, die im Erntsfall nötig sein könnten. Und dieser Kompromiss ist weit näher am Ausstieg, als an den Forderungen der Atomkraftbefürworter.

    Die Fehler, die diesen Kompromiss notwendig machen, wurden in der Vergangenheit gemacht.

    • @Deep South:

      Ich bin ebenfalls einverstanden und kann das Gejammer und Gezetere von Merz, Lindner & Konsorten ebenfalls nicht nachvollziehen. Wann wenn nicht jetzt sollten wir endlich mal anfangen, unseren exorbitant hohen Energieverbrauch einzuschränken?

      Als jemand, der Harrisburg, Tschernobyl und Fukushima live und in Farbe miterlebt hat muss ich nicht noch die Kernschmelze von Saporischschja miterleben. Das Thema der seit über 50 Jahren ungeklärten Entsorgung wird ebenso ausgeblendet wie die Neubeschaffung von Kernbrennstoff (am günstigsten aus russischer Produktion). Ende April 23 reicht vollkommen.

      Schaltet die ganzen unnötigen Werbedisplays und andere Luxusilluminationen einfach ab!

      • @Grenzgänger:

        Ich mag weder das Gejammer der grünen Basis, nioch das der Atomkarftbefürworter. Das isnd alles Menschen, die nur ihre eigene Agenda im Kopf haben und nicht bereit sind, kleinste Kompromisse in einer schweren Krise zu machen.

        Ich bin auch für das Ende der Atomkraft, ich will auch keine neuen Brennelemente und auch keinen kjahrelangen Weiterbetrieb. Aber ich kann diesen Kompromiss ertragen, mit Blick auf die Gesamtsituation.

        Der Notfallplan für 4 Monate Streckbetrieb ist ein Witz dagegen, das in Europa weiterhin über 100 Atomreaktoren am Netz hängen.

        Und was Saporischja mit dem deutschen Atomausstieg zu tun hat, müsstest du mir schon mal erklären, wenns denn um eine sachliche Diskussionsgrundlage geht.

  • "Habeck zeigt, dass er bereit ist, wichtige Positionen seiner Partei zu räumen, wenn es wirklich nötig ist"

    Na ja, er tut so. In Wahrheit drückt er sich nur darum, _jetzt_ eine konkrete Entscheidung zu treffen. So wird man sich im Winter darüber streiten, ob bzw. wann genau das "Extremszenario" eingetreten sein wird. Und falls ja, müssen die Betreiber von jetzt auf gleich springen, ohne vorher wirklich planen zu können. Bei jeglichen Holprigkeiten können die Grünen dann sagen: "Seht ihr? Läuft nicht. Haben wir doch gleich gesagt!" Das ist das einzig clevere, das ich an dieser Entscheidung finden kann.

    • @Fairchild670:

      "So wird man sich im Winter darüber streiten, ob bzw. wann genau das "Extremszenario" eingetreten sein wird."

      Nein, das wird in der Studie genau definiert: Frankreich kauft den Ökostrommarkt leer weil seine eigenen AKW reihenweise mit Defekten ausfallen, die großen Flüsse führen weiterhin Niedrigwasser, und beim Gaspreis keine Entspannung. Und dazu ein Rekordwinter.



      Jeder einzelne Faktor (bis auf den Gaspreis, evtl) ist schon mal extrem unwahrscheinlich. Zusammengenommen stellen sie eine Situation dar, die es noch nie gab, und die ziemlich unrealistisch ist.

      Das gibt einen Eindruck, wie sicher sich Habeck war, als er die Studie in Auftrag gab. Das ist kein "Stresstest", das ist ein Katastrophenszenario - ein Zusammenbruch der Strom- und Wärmeversorgung für Dutzende Millionen Menschen.

      "Und falls ja, müssen die Betreiber von jetzt auf gleich springen, ohne vorher wirklich planen zu können."

      Nein, das wäre ohne die Studie der Fall gewesen. Jetzt MÜSSEN die Betreiber planen.

      Hier, zum selber lesen: www.bmwk.de/Redakt...ublicationFile&v=8

      Ich verstehe auch nicht, wie man ertnsthaft schreiben kann, "wichtige Positionen seiner Partei zu räumen, wenn es wirklich nötig ist". Die Studie zeigt ganz klar, dass die Meiler in einer "normalen" Krise nicht gebraucht werden. Und die Bedingungen, unter denen sie gebraucht werden könnten - es ist eine Situation, in der Menschen zu Zehntausenden erfrieren würden -, sind so extrem, dass sie über allen Parteipositionen stehen würden.

      Es ist ungefähr so absurd, als würden Aliens die Erde angreifen, und man würde der Linkspartei vorwerfen, dass sie auf einmal Seit' an Seite mit den USA steht.

      • @Ajuga:

        "Nein, das wird in der Studie genau definiert"

        Fair enough. Aber glauben Sie wirklich, mit Prinzipienreiterei nach dem Motto "aber im Stresstest..." wird sich jede Diskussion abwürgen lassen wenn die Bevölkerung sich im Winter hinreichend gestresst fühlt?

        "Jetzt MÜSSEN die Betreiber planen."

        Aber was genau? Die von Ihnen zitierte Quelle empfiehlt lediglich, man solle die "Verfügbarkeit der Kernkraftwerke ermöglichen". Wie das gehen soll und wie unproblematisch das ist, kann ich aus Mangel an Fachwissen leider nicht einschätzen. Es würde mich aber wundern, wenn ein Ausstieg zum Jahresende oder ein Streckbetrieb bis Apirl 2023 nicht leichter planbar gewesen wären.

        Um es auf den Punkt zu bringen: ein klares Ja oder Neien zum Streckbetrieb hätte mich weniger gestört als dieses Rumgeeiere.

      • @Ajuga:

        "Ich verstehe auch nicht, wie man ertnsthaft schreiben kann, "wichtige Positionen seiner Partei zu räumen, wenn es wirklich nötig ist".

        Wenn die Position der Partei ist, nie - unter keinen Umständen und ohne Hintertürchen - über eine Laufzeitverlängerung der Meiler auch nur nachzudenken, dann IST es eine Räumung dieser Position, ein Planszenario aufzustellen, in dem definitv verlängert WÜRDE. Das klingt jetzt sehr spitz, aber Atomkraft ist nunmal auch das Kryptonit der Grünen. Da kuschen an der Basis die Realos noch vor den Fundis.

        • @Normalo:

          Theoretisch haben Sie natürlich recht. Aber ich halte es für fraglich, ob der Schritt von "nie - unter keinen Umständen" zu "im nahezu ausgeschlossenen Fall, vielleicht ein Bisschen" abseits der grünen Basis überhaupt als Bewegung wahrgenommen werden kann. Aus meiner Perspektive stehen Habeck und die Grünen noch immer genau da, wo sie vorher standen, nur vielleicht etwas windschnittiger.

          • @Fairchild670:

            Wir haben es hier mit einem politischen Ziel von - für die Grünen - überragendem symbolischen Wert zu tun. Realistisch betrachtet hätte eine - auch mehrjährige - Laufzeitverlängerung der paar verbliebenen Meiler für das allgemeine Lebensrisiko hätte in etwa so viel Wirkung wie der sprichwörtliche Sack Reis in China. Auch die Probleme mit dem Atommüll werden effektiv keinen Deut lösbarer dadurch, dass man sich den marginalen Zuwachs durch so eine Verlängerung spart.

            Aber auf der Symbolebene geht es um den innersten Kernbereich grüner Glaubwürdigkeit. Der festgemauerte Atomausstieg ist die rote Linie, die grüne Politik nicht herschenken darf. Da ist "Windschnittigkeit" genau NICHT, was die Prinzipienreiter von ihren Frontleuten wünschen.

  • 0G
    04405 (Profil gelöscht)

    Ich werde sicher nicht die Hoch-Risiko-Technologie Kernkraft vermissen. Ein Blick nach Japan reicht um zu verstehen, was die Folgen sind, wenn es doch mal schiefgeht. Endlager gibt's auch keine.

    Die aktuelle Diskussion setzt aber die falschen Prioritäten. Wenn "wir" "irgendwie" die nächsten zwei Jahre überlebt haben, kann man immer noch die AKWs abschalten. Bei aktuell 6% Anteil Kernkraft im Energiemix werden die dann auch wirklich nicht mehr gebraucht.

  • Nun ja, das nennt sich wohl Realpolitik. Für Fehler, Versäumnisse, Versagen und Ignoranz der politisch Verantwortlichen in der Vergangenheit, wird derjenige verantwortlich gemacht, der aktuell in Verantwortung steht. Dass Parteien ihr eigenes Süppchen kochen, zueinander in Konkurrenz stehen, dem politischen Gegner (auch in einer Koalition) das Schwarze unter dem Fingernagel nicht gönnen, ist so neu auch nicht.



    Politische Verantwortung für das Gemeinwesen hat sich immer dann erschöpft, wenn nach dem feststehenden Wahlergebnis einer Wahl, der nächsten Wahltermin in den parteipolitischen Blick genommen wurde.



    Noch sind wir in dem Jahr, in dem sich "Grenzen des Wachstums" zum 50sten Mal jährt. Darin wurden auch drei Szenarien beschrieben, mit deren Eintreten wir zu heute zu kämpfen haben.



    Zwei Aspekte sind dabei bemerkenswert: FDP, CDU, CSU und SPD gehen heute vom Worstcase-Szenario aus, das sie bei "Grenzen des Wachstums" ignoriert und bestritten haben. Ihr Motiv ist nicht, einen Blackout zu verhindern, sondern die Grünen vorzuführen und ihnen die Verantwortung für eigene Fehler und Ignoranz zuzuweisen. Es ist rein parteipolitisches Kalkül und kleinkarierte Vereinsmeierei, jenseits gesamtgesellschaftlicher Verantwortung. Und es dokumentiert eindrücklich, dass sie nicht gewillt sind, ihre Mythen vom technologischen Fortschritt, menschlichem Erfindergeist und unbegrenztem Wachstum aufzugeben, um „Wachstum, Wohlstand und Beschäftigung“ zu sichern, auch wenn dafür unsere Lebensgrundlagen ruiniert werden.

    Der zweite Aspekt: Die Regierungsgrünen haben sich den Mythen angeschlossen. Konzepte für ein anderes Wirtschaften, neue Arbeitszeitmodelle, soziale Sicherungssystem und ein solidarisches Gemeinwesen für eine sich dramatisch verändernde Gegenwart und Zukunft? Fehlanzeige! Im Moment wird auch nur der Versuch unternommen, den Status quo zu sichern und ein Weiter-so zu gewährleisten. Die nächsten Wahlen stehen an. Für den Erfolg, wenn nötig auch mit Atomstrom? Nein danke!

  • 2G
    27814 (Profil gelöscht)

    Politisch kann es derzeit klug erscheinen, technisch und ökonomisch eher unausgegoren. Der Betriebsmodi als Reserve ist bei den AKWs eigentlich nicht vorgesehen, aber soll jetzt umgesetzt werden. Dafür muss man dann zusätzliches Netzentgeld zahlen ohne als Gegenleistung regulär Strom zu bekommen.

    Es steht zu befürchten, dass der Verlauf ähnlich wie bei der Gaspreisumlage wird und Habecks sich weiter verzettelt.

  • Ob es wirklich klug ist Grundlastkraftwerke vom Netz zu nehmen wird sich noch herausstellen.



    Und dann ein viertel Jahr als Notfallreserve zu betiteln ist doch Wahnsinn. Das muss dann genau so bezahlt werden als lieferten sie Strom.

    • @Der Cleo Patra:

      ...ABER sie liefern in der Zeit nicht nur keinen Strom sondern auch keinen zusätzlichen Atomabfall, und ihre Reaktorkerne sind abgeschaltet und daher "unkritisch", sollte was passieren. Aus Sicht der Atomkraftgegner ist das der im Vergleich zu den Kosten wichtigere Punkt.

  • Wenn man drei Ziele ansieht:

    * Versorgungssicherheit



    * niedrige Strompreise



    * Klimaschutz

    dann ist Habecks Vorschlag dreimal falsch.

    Er produziert hohe Strompreise und hohen CO2 Ausstoß weil er Gas- und Kohle-Kraftwerke gegenüber AKW bevorzugt.

    Die Versorgungssicherheit wäre auch nur mit laufenden AKWs besser, die im Bereich 30%-100% schnell geregelt werden, aber nicht mit komplett heruntergefahrenen Kraftwerken die mehrere Stunden bis Tage brauchen um anzufahren.

    Das einzige was Habeck im Kopf hat ist, den Ball für die grüne Basis flach halten für die Wahl in Niedersachsen. Scheitert hoffentlich.

    • @Descartes:

      "Die Versorgungssicherheit wäre auch nur mit laufenden AKWs besser,"

      Ach ja? Und wo kommt das Uran bzw. die Brennstäbe her?



      Und wie "sicher" AKW sind bei der Versorgung kann man sich derzeit gut in Frankreich anschaun.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    "Der Philosoph, der tritt herein



    Und beweist Euch, es müßt' so sein:



    Das Erst' wär' so, das Zweite so,



    Und drum das Dritt' und Vierte so,



    Und wenn das Erst' und Zweit' nicht wär',



    Das Dritt' und Viert' wär' nimmermehr.



    Das preisen die Schüler aller Orten,



    Sind aber keine Weber geworden.



    Wer will was Lebendigs erkennen und beschreiben,



    Sucht erst den Geist heraus zu treiben,



    Dann hat er die Teile in seiner Hand,



    Fehlt leider! nur das geistige Band."



    (Goethe - Faust I)

  • Wenn wir jetzt in Frankreich das Halleluja der Atomkraft erleben, die uns ja auch untergejubelt wurde und ein 'Minister' Habeck immer noch nicht verstanden hat, dass er nicht den Konzernen, sondern der Mehrheit seiner Wähler*innen, denen die Abhängigkeit vom Gas, Strom und eben Atom untergejubelt wurde von zwielichtigen Profitgangstern, dann wird es allerhöchste Zeit, sich von dieser Form des Parlamentarismus, bei den Konzerninteressen vor der Überlebensfähigkeit auf diesem Planeten gehen, zu verabschieden. Viel zu lange haben wir uns bestechen lassen von den Annehmlichkeiten, die eigentlich vor Allem von einer Minderheit genutzt werden konnten, bestechen lassen. Und dann gab es noch als die die allergrößte demagogische Meisterleistung die Neiddebatte eines Herrn Lindner, der sogar ohne dafür bezahlen zu müssen, die christliche Kirche für seine Überheblichkeiten mit einbezieht.



    Schluß damit, Maske runter, Robert, Du weisst nicht, was Du tust, wenn Du jetzt die uns gern in Anhängigkeit haltenden Energieriesen retten und weiter machen lassen willst. Wir müssen uns die Energie vom Munde absparen und das bitte nur von unten und wenn wir dafür Wärmehallen einrichten müssen und über die Tafel von unten unseren Lebensunterhalt selbst organisieren. Spätestens mit Habeck zeigt sich: Politik und der dahinter stehende Kapitalismus ist nicht in der Lage, alle gleichermassen zu versorgen, im Gegenteil, die Klimakatastrophe zerstört unsere Lebensbedingungen. Und da gibt es überhaupt kein 'weiter so', schon gar nicht mit den Weltrettern einer grünen Partei.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Dietmar Rauter:

      Halali luja

  • Was wir aktuell erleben ist das Erbe von 16 Jahren Nichtstun in Sachen Energiewende unter der Herrschaft von Angela Merkel.

    Merkel hat einerseits den Ausbau der erneuerbaren Energien massiv gebremst, andererseits aber auch immer mehr konventionelle Kraftwerke vom Netz genommen. Damit die Energiewende aber funktionieren kann, braucht es gut skalierbare Energiespeicher für die sog. Dunkelflaute. Oder wenn man sich von der Energiewende verabschieden will, wieder mehr konventionelle Kraftwerke.

    Im Sommer funktionieren die Erneuerbaren Energieträger bei uns ganz gut; es gibt mehr Strom als wir brauchen.

    Anders ist es im Winter, wenn vor allem Solar weitgehend wegfällt: da müssen andere Kraftwerkstypen diesen Anteil übernehmen. Da der aktuelle Ausbaustand der Windkraft dazu nicht in der Lage ist, tun dies dann die konventionellen Gas- und Kohlekraftwerke. Dazu kommt die Kernkraft.

    Und nun wird es eine ganz simple Angelegenheit: schaltet man reihenweise Kernkraftwerke ab, dann müssen immer mehr die Gas- und Kohlekraftwerke diese Aufgabe im Winter übernehmen.

    Und was ist aktuell so teuer wie nie? Erdgas... das Problem ist also hausgemacht.

    Und auch wenn Kernkraft teuer ist, so ist es dann (leider) auch eine Tatsache, dass jedes noch länger betriebene Kernkraftwerk im Winter helfen wird, den möglichen Verbrauch an Gaskraftwerke einzusparen.

    Wobei momentan unsere Gaskraftwerke massenweise Strom wie nie für Frankreich prodzuzieren, da deren Kraftwerkspark auch marode und ziemlich stillstehend ist. Aber das ist eine andere Geschichte.

    Langer Rede kurzer Sinn: wir ernten nun das Erbe von Merkels Nichtstun; und auch wenn es schmerzt, so kann der Weiterbetrieb der Kernkraftwerke dafür sorgen, dass man im Winter weniger Gas verstromen muss.

  • Die Grünen sind mit ihrer Abkehr von einer Umstellung auf erneuerbare Energien zugunsten von LNG, Kohle und Kernkraft nicht allein.

    Sie werden auch durch die Presse unterstützt, die bislang ebenfalls den Ausstieg aus der Kernkraft vertreten hat.



    Nicht nur die Grünen haben ihre Wurzeln dort.

    Ein konsequenter Kampf gegen den Klimawandel mit Energie-. Verkehrs- und Wärmewende ist nachweislich der beste und schnellste Weg, um sich aus der fossilen Abhängigkeit von unzuverlässigen und aggressiven Diktaturen zu befreien.

    Hier den Grünen Vorwürfe zu machen und Versäumnisse zu beklagen, ist mitnichten Populismus.

    Eher schon der Versuch, berechtige Kritik von vornherein durch ein Framing zu diskreditieren.

    • @neu_mann:

      Energie-, Verkehrs- und Wärmewende können schon deshalb nicht "nachweislich" der beste und schnellste Weg sein, weil es diese Wenden bisher noch nirgendwo gegeben hat. Allenfalls Plausibilität spräche für sie.

  • Das erste Mal in meinem Leben, dass ich eins bin mit der FDP; Historisch ist das.Ich hoffe, die setzen sich durch.



    In Finnland haben sich die dortigen Grünen für AK ausgesprochen.



    In vielen anderen Ländern wird AK nicht so religiös fanatisch betrachtet wie hier.



    Ein Mix aus erneuerbaren Energien und neuen AKW's. Das wärs.

    • @Rasmuss:

      Schauen Sie sich mal die neuesten AKW-Projekte in genau Finnland an. Es würde mich wundern wenn Sie dann immer noch auf FDP-Linie sind

    • @Rasmuss:

      In Finnland gibt es reichlich kühle Seen, und das wird auch auf absehbare Zeit so bleiben.

      In Mitteleuropa hingegen wird man sich mittelfristig entscheiden müssen zwischen neuen AKWs, und Leitungswasser das nicht nach Jauche und faulendem Fisch stinkt. Beides zusammen geht nicht.

    • @Rasmuss:

      Nein, wäre es nicht

  • Durchaus eine geschickte Lösung? Wenn Sie damit meinen, weder die eigene Grünenenbasis noch die Mehrheit der Bundesbürger ( jetzt) zu vergraulen, dann haben Sie vielleicht Recht. Wenn es darum geht, die Energieversorgung für Deutschland sicherzustellen und keine unnötige Angriffsfläche für berechtigte Massenproteste zu bieten, dann war die Entscheidung katastrophal. Eigentlich stellt er seine Parteiinteressen über das Wohl der Bevölkerung, das ist meine Meinung.

    • @Volker Peters:

      Man muß schon eine grüne Partei-



      Brille auf haben, um die Entscheidung als klug zu bezeichnen. Das Risiko



      der AKWs bleibt, der Vorteil, über



      deren Leistung den Strompreis durch



      zusätzliches Angebot zu stabilisieren



      wird genommen. Insgesamt wird



      der Energiestress erhöht.

  • Wie der DLF in den Nachrichten heute um 10 Uhr meldete, wird laut Peskov NordStream 1 nicht wieder liefern.



    Da lob ich mir Habecks Vorgehensweise; für eindimensionale Argumentationen, die ja zuhauf präsentiert werden, ist jetzt wirklich kein Platz mehr.

  • Was ist daran klug ?

    Klug wäre es den Bayern eine Verlängerung anzubieten wenn dort drastisch mehr WKA aufgebaut werden und die Stromtrassen augenblicklich genehmigt werden.



    Von wegen "Verspargelung der Landschaft". Wollen doch mal sehen !!

    • @Bolzkopf:

      Nö - das wäre ja eine echte Laufzeitverlängerung.

      Was wir jetzt haben, ist ein Herunterfahren wie geplant - man kann eine nukleare Kettenreaktion nicht einfach so für beendet erklären, und nach dem, was allgemein als "Abschaltung" bezeichnet wird, aber nur deren *Vorbereitung*, kann man ein AKW noch viele Monate lang (mindestens ca ein halbes Jahr) innerhalb weniger Tage wieder hochfahren. Wenn es schnell gehen soll, innerhalb von 1-2 Tagen, siehe Saporischia.

      Der *reale* Unterschied zur Vorkriegsplanung ist insofern lediglich, dass die Reaktoren erst im April physisch vom Netz getrennt werden, statt bereits am 1. Januar. Aber das ist Pillepalle. Würde der worst case - flächendeckende Blackouts im Januar/Februar, und eine unmittelbar bevorstehende "Kälterevolte" - eintreten, wären die Reaktoren innerhalb einer halben Woche wieder hochgefahren und am Netz. Egal was irgendwer irgendwann beschlossen hat.

      Die Überschrift des Artikels ist insofern irreführend. "Laufzeitverlägerung" ist es eben *nicht*, denn das würde voraussetzen, dass der Regelbetrieb ununterbrochen weiterläuft, dass neue Brennstäbe bestellt werden, usw.

      Aber genau das ist nicht der Fall.

      Mit Habecks Plan ist nicht nur eine Laufzeitverlängerung ausgeschlossen. sogar der Streckbetrieb auf die *so oder so existierende* allerletzte Notoption zusammengestutzt.

      Lindner tobt. Balsam für meine Seele!

  • Atomausstieg ist sowieso ein Holzweg klomatechnisch

    • @Vincent Braun:

      Es gibt ja noch mehr Kriterien als "klimatechnisch".



      Wer das rein so sieht blendet, mal wieder, andere wichtige Argumente aus und betrachtet nur ein beliebig kleines Fenster.

      Der Atomausstieg wurde NICHT nur von den Grünen beschlossen, wer das sagt, lügt (ganz einfach!).

      Atomkraftwerke brauchen Uran - und wo kommt das her?



      Und am Ende der Geschichte steht ein Abbau, da im Bereich 20 Jahre braucht und weiteren Strahlungsmüll verursacht.

      • @Mitch Miller:

        Warum betonen Sie das der Atomausstieg nicht von den Grünen beschlossen wurde? Wollen sie damit indirekt andeuten der Ausstieg ist ein Fehler und man könnte es den Grünen (deren pure Existenz quasi auf Atomenergiegegnerschaft beruht) ankreiden?

    • @Vincent Braun:

      Sehe ich genauso.

    • @Vincent Braun:

      Einziger "Vorteil": kaum CO2



      Nachteile:



      1) Hochrisiko-Strom



      2) Unendliche Endlagerungskosten.



      3) Atombomben nur über AKW möglich.



      4) Nicht Klimawandeltauglich, müssen bei Hitze und Niedrigwasser abgeschaltet oder gedrosselt werden, siehe Frankreich.

      Der Atomausstieg ist logisch, Sicherheitstechnisch und wirtschaftlich richtig.

      Dass man jetzt in dieser Krise die AKW noch ein paar Jahre Online lässt, finde ich trotzdem richtig.

    • @Vincent Braun:

      weil die Endlagerung ja vollkomen sicher ist?

      • @nolongerquiet:

        Wer hier falsch schreibt soll bitte erklären wo der Sinn ist, AKWs abzuschalten und dafür Gas / Kohle (=CO2) kaufen zu lassen. Von mir aus Atomausstieg. Aber bitte erst, wenn die letzten fossilen Energien weg sind. Bin gespannt auf die Argumente gegen Atom und für Kohle/Gas. Und alles gleichzeitig abschalten geht noch nicht.



        Und nein, die Endlagerung ist nicht gelöst. Die von CO2 aber erst recht nicht. Und die Auswirkungen von CO2 sind global, der Atommüll ein lokales Problem.

      • @nolongerquiet:

        Jein. In den Kraftwerken der nächsten Generation werden sie den Atommüll als Treibstoff verwernden können. Was übrig bleibt sind Abfälle welche noch ca. 100 - 150 Jahre strahlen. Damit entfällt das langfristige Lagerproblem und wird händelbar. Riesige auf Jahrtausende angelegte Stollen werden damit obsolet.

        • @Alfred Sauer:

          Zukunftstechnologien, die uns irgendwann mal vielleicht retten, sind FDP-Denke an den unendlichen Fortschritt.

          Irgendwelche Risiken und Nachwirkungen werden hier sicher auch, wie eigentlich immer, ausgeblendet.



          Und vermutlich auch die Kosten: wenn die AKW schon den teuersten Strom liefern, die Sonne aber eigentlich kostenfrei, dann können mordsaufwändige Kernkraftwerke kaum billig sein.

        • @Alfred Sauer:

          Die sog. "Kraftwerke der nächsten Generation" sind allesamt bisher nur Ideen und Theorien, von denen noch nicht mal ein Prototyp gebaut wurde, um es in der Praxis zu testen.

          Von daher wäre ich mit solchen weitreichenden Aussagen verdammt vorsichtig...

  • "Nach Ende des nächsten Winters ist Atomkraft in Deutschland definitiv Geschichte "

    Warum nur fehlt mir der Glaube an ihren Worten. Vielleicht weil die Grünen schon wieder genau das Gegenteil dessen machen, was sie den Wählern versprochen haben?

    "Natürlich werden Populisten aller Art trotzdem versuchen, den Grünen die Schuld für sämtliche Energie-Probleme der nächsten Monate zuzuschieben."

    Ich finde das nicht die gute Art des Journalismus, wenn man Kritiker schon präventiv als Populisten abstempelt. Die Energiepolitik der Grünen hat klare Schwächen, auch wenn sie für die aktuelle Krise nicht alleine verantwortlich gemacht werden können.



    So dürfen die privaten PV-Anlagen noch immer nur maximal 70% ihrer möglichen Leistung ins Netz einspielen, was man über Nacht via Gesetz ändern könnte. Wir brauchen jede kWh sauberen Strom um Gas zur Verstromung zu vermeiden.

    • 2G
      27814 (Profil gelöscht)
      @Rudi Hamm:

      Für potentielle Strommangellagen im Winter wird ein Aufheben der 70%-Grenze gar nichts bringen, da Solaranlagen dann nie in diesen Bereich kommen. Eine Aufhebung hat für die Versorgungssicherheit keinerlei Relevanz, weil die Grenze eben nur zum Tragen kommt, wenn viel PV eingespeist wird.

      • @27814 (Profil gelöscht):

        Jetzt heute laufen gerade trotz Sonne die Gaskraftwerke um die Stromlücke in Frankreich zu stopfen. Das meinte ich mit den 70%. Um einen möglichen Mehrverdienst geht es mir hierbei gar nicht, meinetwegen kann alles über 70% auch umsonst geholt werden.

    • @Rudi Hamm:

      Ihre privaten PV Anlagen liefern aber nicht immer Strom. Ist Sonnen und Wolkenbedingt.

  • Ich glaube es muss an der Frage gearbeitet werden was denn damit erreicht werden soll. Niedrigere Strompreise für die Verbraucher oder allein Versorgungssicherheit. Wenn Strompreise gemeint sind springt Habeck zu kurz.

    • @Tom Farmer:

      Niedrige Strompreise mit Atomstrom?



      Ihnen ist schon klar, dass die Stromerzeugung mit AKWs die Teuerste überhaupt ist, oder?



      Der billigste Strom ist der, der gar nicht verbraucht wird. Unser größtes Potenzial ist die Minderung des Verbrauchs. Die erreichen Sie aber nicht mit Preissenkungen.



      Wohin uns die vermeintlich unendliche Verfügbarkeit von vermeintlich günstiger Energie geführt hat, sehen wir doch jetzt.



      Wir sind Junkies!

      • @Life is Life:

        Eine Minderung des Verbrauchs bei Privathaushalten bewirkt Reduktionen des Gesamtverbrauchs von

      • @Life is Life:

        Die letzten Wochen scheinen an Ihnen vorbeigegangen zu sein.



        Gaspreis? Strom aus Gaskraftwerken? Exorbitante Preise für Strom wenn Gaskraftwerke angeschmissen werden müssen?

        • @Tom Farmer:

          Nö, das weiß ich schon.



          Und dass die konstruierte Preisfindung hier völlig aus dem Ruder läuft ist mir auch klar.



          Das muss und soll ja auch korrigiert werden.



          Aber darüber hinaus muss es weiterhin Preisanreize zum Stromsparen geben, sonst wird das nix. Hat ja in den letzten Jahrzehnten auch nicht geklappt.



          Was passiert, wenn man die Stromerzeugung durch massive staatliche Subventionen für den Verbraucher vermeintlich billig hält, haben wir ja anschaulich über Jahrzehnte am Beispiel Atomkraft gesehen. Das Märchen von der billigen Kernenergie hält sich ja weiterhin hartnäckig.



          Sie glauben ja offensichtlich auch, dass Strom aus Atomkraftwerken billiger ist als der aus Gaskraftwerken.



          Halten Sie die Betreiber von Atomkraftwerken eigentlich für blöd? Die wollen aus guten Gründen gar keinen Atomstrom mehr liefern - weil er zu teuer ist!

          • @Life is Life:

            Preisanreize zum Strom sparen -



            Klingt gerade zu zynisch, wenn



            durch die Preisexplosion bei



            Energiekonzern von 200-300 %



            sicher der Großteil der deutschen



            Haushalte Verzicht existentiell ist,



            um überhaupt einigermaßen über die



            Runden zu kommen.

          • @Life is Life:

            Sie argumentieren nicht logisch. Der allergrößte Anreiz Strom zu sparen ist stets ein exorbitant hoher Preis. KWh fünf Euro und Stromverbrauch sinkt. Wollen Sie das?



            Andererseits wollen Stromkonzerne kein Atomstrom verkaufen weil der zu teuer ist? Im aktuellen Merit Order Prinzip wäre das dann doch eine Cash cow wenn die Politik das will.



            Fazit: Wir müssen die Entscheidungshierachie festlegen: wann ist was zu befürchten: Unbezahlbar Preise oder Stromnetzzusammenbrüche? Dann was wir gegen was der beiden wie und wie lange machen wollen.

          • @Life is Life:

            Die aktuelle Preisexplosion ist kein Preisanreiz, sondern eine Verhinderung der Energiewende.



            Wo ist denn der Preisanreiz auf Elektro umzuschwenken, wenn Elektro ebenso unkalkulierbar steigt? Die gestiegenen Umrüstungskosten sind obendrein auch nicht förderlich..