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Kritik an jüdischer AutorinWer ist hier marginalisiert?

Erica Zingher
Kommentar von Erica Zingher

Deborah Feldman polemisiert gegen jüdische Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion. Sie selbst ist eine viel gehörte Stimme der jüdischen Community.

Deborah Feldman am 1. November in der Sendung von Markus Lanz Foto: Teutopress/imago

S eit dem 7. Oktober ist die US-amerikanisch-deutsche Autorin Deborah Feldman ein gern gesehener Gast in deutschen Talkshows. Die Aussteigerin der ultraorthodoxen Satmarer-Sekte, die seit zehn Jahren in Berlin lebt, erzählt dort von ihrem persönlichen Erleben als Jüdin („Ich fühle mich bedroht“); Berichte, die viele andere Juden (und Nichtjuden) irritieren, weil die Realität wenig hergibt, was ihr Gefühl bestätigt.

Feldman behauptet, man dürfe in Deutschland „nur auf eine bestimmte Art und Weise über Israel sprechen“, nämlich positiv über die Pläne der rechten israelischen Regierung. Im Guardian behauptet sie in einem viel zitierten Gastbeitrag, wer die deutsche Reaktion auf den Angriff der Hamas kritisiere, werde marginalisiert. Das schrieb eine, die seit anderthalb Monaten nichts als ungeteilte öffentliche Aufmerksamkeit für genau diese Kritik erhält. Unerwähnt lässt Feldman auch die unzähligen seit dem 7. Oktober veröffentlichten offenen Briefe, die ihr zustimmen.

Dass Feldman in einer verkehrten, kontrafaktischen Realität zu leben scheint, bewies sie einmal mehr im Interview mit dem niederländischen Medium NRC. Darin sprach sie nicht nur verächtlich über den Großteil der in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden, nämlich über diejenigen, die in den 1990er Jahren aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion eingewandert sind, sondern unterstellte ihnen Privilegien, „Macht und Einfluss“.

Und sie sprach ihnen ab, wirklich jüdisch zu sein: Feldman fühle sich nicht vertreten von Deutschen, „die eigentlich aus der Sowjetunion kommen und vom Judentum gar keine Ahnung haben, sich aber hier als Juden positionieren mussten, weil sie nur wegen ihres Jüdischseins einen Pass bekommen haben“.

Unsichtbarkeiten jüdischer Realität

Deutsche aus der Sowjetunion, die von Judentum keine Ahnung haben sollen, aber einen Pass bekommen haben, hä? Eine, die vorgibt, die jüdische Gegenwart genau zu analysieren, offenbart, dass sie keine Ahnung hat.

Jüdinnen und Juden, die in den 90er Jahren über das sogenannte Kontingentflüchtlingsgesetz nach Deutschland einwanderten, waren keine Deutschen. Feldman meint vermutlich sogenannte Russlanddeutsche, die ungefähr zur selben Zeit aus der ehemaligen Sowjetunion einwanderten. Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Einreise unterschieden sich bei beiden Gruppen fundamental.

Ein großer Teil jüdischer Realität in Deutschland lässt sich wie folgt herunterbrechen: Plattenbau, Altersarmut, Kriegserfahrung, Abwertung von Lebenserfahrung. Mehr als 93 Prozent der jüdischen Zugewanderten sind auf Grundsicherung im Alter angewiesen. Die meisten Älteren der ehemals Zugewanderten sind zwar top ausgebildet, arbeiten zum Großteil aber weit unter ihren Qualifikationen.

Einen deutschen Pass gab es, wie von Feldman behauptet, für die ehemals „jüdischen Kontingentflüchtlinge“ nicht als Einreisegeschenk. Dieser konnte erst nach Ablauf einer bestimmten Zeitspanne beantragt werden. Knapp die Hälfte der Jüdinnen und Juden in Deutschland – ehemals jüdische Zugewanderte – hat ukrainische Wurzeln. Der russische Angriffskrieg ist für sie sehr nah. All diese Juden machen zwar den Großteil der jüdischen Gemeinschaft heute aus, erleben seit Beginn ihrer Einwanderung vor über 30 Jahren aber, im Gegensatz zu Feldman, tatsächlich Marginalisierung – auf sozialer wie ökonomischer Ebene.

Rassistischer Mediendiskurs

Feldman knüpft mit ihren Aussagen übrigens an den rassistischen Diskurs der 90er Jahre an. Die „jüdischen Kontingentflüchtlinge“, hieß es damals, seien ja gar keine „echten“ Juden und hätten sich ihre Papiere zur Einreise nur erschlichen. Dahinter stecke die „Russenmafia“, so las man es in zahlreichen Medien.

Jüdische Zugewanderte wurden mit Russlanddeutschen in einen Topf geworfen und pauschal als Russen abgestempelt – ganz unabhängig von ihrer tatsächlichen Herkunft.

Feldmans Aussagen zeugen von Ignoranz und Überheblichkeit. Sie entlarvt sich selbst, wenn sie von Marginalisierung spricht, sich aber nicht zu schade dafür ist, für ihre eigene politische Agenda die vulnerabelsten Juden in diesem Land anzugreifen. Wer einen Streitraum innerhalb der jüdischen Community fordert, kann nicht 90 Prozent ihrer Mitglieder mal eben für nicht jüdisch erklären.

Dass Feldman in Talkshows und Zeitungen hofiert wird, ihrem individuellen Erleben so viel Platz eingeräumt wird, lässt ihre Position wie eine Mehrheitsmeinung aussehen. Jüdisches Leben findet aber vor allem fernab einer bequemen Berliner Blase, wie sie sich Feldman geschaffen hat, statt. Bei Fakten wie diesen zu bleiben, wäre ein erster Schritt, um miteinander streiten zu können.

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Erica Zingher
Autorin und Kolumnistin
Beschäftigt sich mit Antisemitismus, jüdischem Leben, postsowjetischer Migration sowie Osteuropa und Israel. Kolumnistin der "Grauzone" bei tazzwei. Beobachtet antidemokratische Bewegungen beim Verein democ. Axel-Springer-Preis für jungen Journalismus 2021, Kategorie Silber. Freie Podcasterin und Moderatorin.
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66 Kommentare

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  • Ich finde Frau Feldmanns Äußerungen sehr befremdlich. Zum einen: wie kann eine gebildete Frau wie sie " Russlanddeutsche" mit "jüdischen Kontigentsflüchtlingen" verwechseln? Die meisten Russlanddeutschen sind evangelischen Glaubens.



    Zum anderen: die jüdischen Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion durften ja oft ihren Glauben nicht ausleben. Und ob einer nun gläubig ist oder nicht, ist egal. Vielmals reicht es ja schon, einen Davidstern zu tragen. Haben jemals echte Antisemiten danach gefragt, ob einer gläubig ist oder nicht. Jüdische Menschen brauchen unseren Schutz, ob sie zu Israel stehen, ob sie religiös sind....egal! Diskriminierung sollte keinen Platz haben in unserer Gesellschaft.

    • @Czernowitz 1980:

      Die Verwechslung ist nur eine Interpretation der Autorin.

      Das kann Feldman auch anders gemeint haben.

      Zudem muss man davon ausgehen, dass Frau Feldman Jüdischsein anders definiert als Antisemiten oder Deutsche mit Nazivorfahren.

  • Konstruktive Ergänzung zu dem Artikel von Zingher, der definitiv nicht gegen die taz Netiquette verstößt oder



    passt das nicht in's Narrativ von Zingher und den taz Moderatoren, dann gibt es noch genügend Alternativmedien.

    Der ehemalige taz Autor Arno Luik:



    "...Und damit sind „wir“ bei einem wirklichen Problem: Diskursunfähigkeit. Diskussionsunfähigkeit bei zu vielen Journalisten. Sie sind gewohnt, bei ihren Interviews als Stichwortgeber zu agieren, sie sind gefangen in ihrer Blase für ihre Blase, oft unfähig zur inhaltlichen, kritischen Auseinandersetzung..."

    Dieses Problem hat auch die taz.

    .D.Feldman 2023 bei Lanz:

    "Ich habe neulich die Worte von Margot Friedländer in Ihrer Zeitung (es geht um die Süddeutsche Zeitung) gelesen, wo sie gesagt hat: ‚Es ist ein Fehler, auf die Begriffe der Vergangenheit zurückzugreifen, wenn wir über die Gegenwart reden‘. Ich bin der festen Überzeugung, dass es nur eine einzige legitime Lehre aus dem Holocaust gibt und das ist die absolute bedingungslose Verteidigung der Menschenrechte für alle. Punkt.

    Wer den Holocaust instrumentalisieren will, um weitere Gewalt zu rechtfertigen, hat seine eigene Menschlichkeit verwirkt. (..) Ich werde es nicht erlauben, dass der Hass dieser Menschen, dass der Hass dieses Journalisten, der darüber fantasieren möchte, wie ich in Gaza als Geißel gefangen bin, mich zu einem Menschen macht, der hasst. Ich werde ihn nicht hassen, ich werde die Palästinenser nicht hassen. (…)

    Ich bin entsetzt darüber, dass Juden hier im Prinzip nur als Juden gelten, wenn sie das rechtskonservative Vorhaben der israelischen Regierung darstellen. Ich bin entsetzt, wie wir behandelt werden dürfen. Ich erinnere noch einmal an den Journalisten, der diese Äußerungen von sich gegeben hat, arbeitet für eine staatlich finanzierte Zeitung. Sie schützen die Juden in diesem Land selektiv. Sie erlauben, dass Menschen mit palästinensischer Herkunft, die tolerante und friedliebende Ansichten haben, nicht zu Wort kommen …“

    • @Bu-Be:

      Was die Feldman bei Lanz gesagt hat, ist wohl allgemein bekannt. Man kann davon ja halten was man will.

      Allerdings tut sie jetzt genau das, was sie anderen vorwirft. SIE entscheidet jetzt, wer die Juden sind. Das ist doch das absurde.

  • Den Punkt mit dem Unwissen über Herkunft und Pässe würde ich mal bestreiten. Wenn sie, wie zitiert, sagt: „die eigentlich aus der Sowjetunion kommen und vom Judentum gar keine Ahnung haben, sich aber hier als Juden positionieren mussten, weil sie nur wegen ihres Jüdischseins einen Pass bekommen haben“, dann behauptet sie keine deutsche Herkunft und keine sofortige Pass-Schenkung. Aber nun haben sie ja den Pass und sind damit Deutsche. Und dass für viele das Jüdischsein nicht mit Ausübung der Religion, sondern mit evtl. Diskriminierung und dann mit der Möglichkeit zur Ausreise verbunden war, ist nicht ganz zu leugnen.

    Dass in Deutschland "Israelkritik" schwierig ist, ist auch wahr.

    Die Sache mit Privilegien, Macht und Einfluss ist eher rätselhaft. Eine Amerikanerin, die Bestsellerautorin ist, hat doch eine einflussreiche Stimme.

  • Frau Feldman ist innerhalb der Jewish Community sehr umstritten - zu Recht. Sie polarisiert, hetzt und spielt das Opfer.

    • @Elena Levi:

      Wer im Glashaus sitzt.......



      Sehr geehrte Frau Levi,



      Ihre Beiträge hier im Forum sind oft selbst recht polarisierend und ob Ihre Äußerungen beispielsweise über die Grünen, nüchterne Sachkritik oder wütende Hetze sind, lässt sich ebenfalls fragen.



      Welches Ihrer ad personam Argumente fälllt nicht auf die meisten Ihrer eigenen öffentlichen Äußerungen zurück?

    • @Elena Levi:

      Weil sie die rechtsextreme Regierung Netanjahu kritisiert?

      • @Rinaldo:

        Nein, nicht wegen Ihrer Kritik an der derzeitigen isr. Regierung, sondern weil sie behauptet, israelkritische Juden würden in D marginalsiert werden. Lesen Sie doch ihre inflationären Interviews und Artikel, die jeden Tag irgendwo erscheinen und den Eindruck erwecken, sie hätte eine lohnenswerte Marktlücke entdeckt. Sie wird nicht umsonst als Nachfolgerin von Fabian Wolff bezeichnet. Sie fühlt sich bedroht von jedem und allem, der ihr widerspricht. Ihre Israel-Aversion ist das Produkt ihrer Sozialisierung. Fakt ist, dass DF keine repräsentative Stimme der jüdischen Gemeinschaft ist.

  • Im „Spiegel Online-Spitzengespräch“ antwortet Deborah Feldman auf Markus Feldenkirchens Frage “Fühlen Sie sich als Jüdin sicher dieser Tage in Deutschland?“ Folgendes: „Ich fühle mich als Jüdin, die Israel kritisiert, bedroht. Meistens von anderen Juden und von deutschen Konvertiten und von Deutschen, die so tun, als wären die Juden, und von Deutschen, die behaupten sie wären Antisemitismusbeauftragte“ (ab min 01:37).



    Deborah Feldman fühlt sich also vor allem von anderen Juden bedroht und dies aufgrund des Umstands, dass es sich bei ihr um eine jüdische Antizionistin handelt. Darüber hinaus konstruiert Feldman ein Bild des öffentlichen Diskurses, in dem Positionen wie ihre unerwünscht sind und unterdrückt werden.



    Dieses Bild ist so dermaßen schief, dass man durchaus zu einer ähnlichen Einschätzung wie Erica Zingher gelangen kann, dass nämlich – um einmal den Begriff der Psychoanalyse zu verwenden- der Mechanismus der „Realitätsprüfung“ bei Feldman in irgendeiner Weise beschädigt zu sein scheint. Der Antisemitismus hat gegenwärtig ein Ausmaß erreicht, das einen fassungslos macht, und ich bezweifle doch sehr, dass es eine größere Bedrohung für jüdisches Leben gibt als jenen Antisemitismus. Das wird ungeachtet ihres subjektiven Empfindens auch für Deborah Feldman gelten.



    Die Demoskopie über die Ansichten der in der Diaspora lebenden Jüdinnen und Juden zeigt übrigens, dass die meisten von ihnen israelsolidarisch sind. Demgegenüber scheinen mir jüdische Antizionisten im deutschen Nahost-Diskurs doch krass überrepräsentiert zu sein.



    Es gibt eine gewaltige Nachfrage nach Positionen wie denen, die Feldman vertritt, weil sie all jenen Fantasten, die behaupten, dass man Israel nicht kritisieren dürfe, als Sprachrohr dient, und kaum etwas der antisemitischen Schuldabwehr des deutschen Michels derart zugutekommen dürfte wie die Behauptung, dass Juden vor allem andere Juden zu fürchten hätten.

    • @Taugenichts:

      ich liebe unvolltändige zitate!

      • @christine rölke-sommer:

        anschließe mich - Sie stoppten beim scrolling mein kopfschüttelndes Lachen

      • @christine rölke-sommer:

        Feldmann sagt "meistens" damit ist Ihr ablenkendes Argument schon wiederlegt, Richtlinien finden Sie auf jeder Uni Homepage. Da wird Ihnen geholfen-

        • @BluesBrothers:

          Sie haben die fortsetzung unterschlagen!



          "ich fühle mich von rechtsextremen bedroht, ich fühle mich oft von der polizei bedroht, ich fühle mich von der AfD bedroht, ich fühle mich dadurch bedroht, dass die bundesregierung zur zeit auf linie mit der AfD ist."



          nun wäre zu fragen, welche situationen sie mit 'meistens' meint. ich nehme mal an, dass sie nicht sagen wollte, die bundesregierung oder die AfD oder die polizei bestünde meistens aus juden und deutschen konvertiten. usw. oder sind Sie anderer meinung?

          • @christine rölke-sommer:

            Nein insoweit sind wir einig. Ich bezog das meistens wohl wie Sie (?) auf die direkt danach Aufgezählten. Die Fortsetzung habe ich nicht unterschlagen sondern wollte eben auf diese Rangfolge hinaus. Ich habe die Zielrichtung Ihres Zitats wohl missverstanden. Asche - Haupt.

            • @BluesBrothers:

              Alter - Still got the blues -

              Joana Feroh Sternwasser - Yiddish Blues Vom Schtetl bis New York - Papirossn



              www.youtube.com/wa...lkZGlzY2ggYmx1ZXMg

              unterm—— & immer Giora Feidman erinnern - “Wenn du Klezmer zu mir gesagt hättest - hätte ich dir eine runtergehauen!“ - irgendwo in seinen liner notes - zu der einst nicht gelittenen Musik der Verlierer! - 🙀🥳 - 🎻🪈🎹 -



              trikont.de/produkt...pilations/klezmer/



              &



              de.wikipedia.org/wiki/Giora_Feidman



              “„Deutschland ist meine Heimat, überhaupt keine Frage. Ja, ja, ja. Ich bin Jude, aber wenn ich spiele, bin ich Musiker. Sie und ich, wir waren nicht beteiligt am Desaster der Vergangenheit. Warum sollten wir dafür büßen? Wir übernehmen die Verantwortung, wir arbeiten zusammen.“



              – Giora Feidman - Quel homme -



              &



              (ps anschließe mich - 🎷 🎺 et al. - in aller Bescheidenheit;)

  • Was Deborah Feldmann im Guardian u. a. schreibt, sollte das Folgende hier nicht unerwähnt bleiben:



    Die Menschen, die am 7. Oktober auf schreckliche Weise ermordet und geschändet wurden, gehörten dem linksgerichteten, säkularen Teil der israelischen Gesellschaft an; viele von ihnen waren Aktivisten für ein fri



    edliches Zusammenleben. Ihr militärischer Schutz wurde zugunsten radikaler Siedler im Westjordanland eingebüßt , von denen viele militante Fundamentalisten sind. Für viele liberale Israelis hat sich das staatliche Sicherheitsversprechen für alle Juden inzwischen als selektiv und an Bedingungen geknüpft entlarvt.

    www.theguardian.co...e-israel-tv-debate

    • @Joachim Petrick:

      @Joachim Petrick

      Diese Kritik am Versagen der Regierung wurde bereits in den ersten Tagen geäußert, ich hatte diese Problembeschreibung (Schutz der radikalen Siedler im Westjordanland und Fehlen des Militärs im Süden Israels) von einem Israeli gehört, der in der Tagesschau befragt wurde.

      Es ist sehr zu hoffen, dass dieses Versagen der Regierung sowie die gesamte Politik der rechten Regierungen der letzten Jahre nach Abschluss der Kampfhandlungen in Israel aufgearbeitet wird.

    • @Joachim Petrick:

      Vielleicht sollte man eher auf die Täter schauen als auf die, die nicht genug Schutz geboten haben. Die Täter haben kein Interesse an Frieden - und sie haben sehr wahrscheinlich genau deshalb besonders Leute gemordet, die eine Perspektive für Frieden gewünscht haben. Wie ja auch offen kommuniziert wurde, dass man unzufrieden war, dass verschiedene Staaten sich Israel angenähert hatten, auch das sollten beendet werden.

      • @Dr. McSchreck:

        Genau das ist Deborah Feldmanns Punkt mit Blick auf rechtsextreme Benjamin Netanjahu Regierung, die völkerrechtswidrig jüdische Siedler im Westjordanlandverstärkt schützt durch Abzug von Israels Sicherheitskräften im völkerrechtlich anerkannt jüdischem Stammland nahe Gazastreifen, dadurch Friedensprozess seit gescheitertem Oslo Abkommen 1993, Ermordung damaligen Ministerpräsidenten Jitzchak Rabin 1995 durch jüdischen Rechtextremisten sabotiert

  • Es ist in Deutschland wie auch in weiten Teilen der westlichen Welt ein bewährtes Erfolgsrezept, wenn jemand zwei Dinge miteinander vereint: Erstens das Vertreten antizionistischer und/oder strukturell antisemitischer Positionen, und zweitens, Jüd:in zu sein.

    Das ist, wie bei Feldman zu beobachten, ein verlässlicher Türöffner, der sowohl breite Medienresonanz als auch Publikumsgunst verschaft. Sehr bezeichnend die überschwänglichen Reaktionen auf die Auftritte bei Lanz:



    Unter den entsprechenden Videos werden Kommentare mehrtausendfach geliket, in denen es heißt, man habe "hemmungslos geweint" angesichts der Worte von Feldman.

    Eine Jüdin, die nicht nur Israel die Leviten liest, sondern gleich noch dem Zentralrat der Juden und der kompletten jüdischen Community in Europa mit - kann es eine schöne Bestätigung geben für all diejenigen, die schon immer fanden, dass Israel genozidal unterwegs ist? Die schon immer fanden, dass Gaza ein großes Konzentrationslager ist und dass die Juden anscheinend "nichts aus Auschwitz gelernt" haben? Die schon immer bedauerten, dass deutsche Regierungen aufgrund des "Schuldkults" Marionetten Israels sind, es nicht wagend, Josef Schuster die Stirn zu bieten? Wie dankbar ist man da den Debbie Feldmans dieser Welt, die das aussprechen, was man selber schon immer sagen wollte.

    Nicht Feldman ist das Problem. Jede:r hat das Recht auf Narzissmus, unsinnige Haltungen und seltsame Schlussfolgerungen aus der eigenen Biografie. Schwierig wird es, wenn diese völlig jenseits ihrer Relevanz innerhalb der jüdischen Community hochgejazzt werden. Und das erkennbar aus dem einzigen Grund, Befindlichkeiten nichtjüdischer Deutscher zu bedienen. Man fragt sich, wie lange und wie unkritisch das noch stattfinden soll, im Kontext antisemitischer Massenaufmärsche mitten in Europa und unfassbaren Vorfällen an Universitäten. Dieser Artikel, der auch die unfassbare rassistische Komponente der Denke Feldmans beleuchtet, ist da ein echter Lichtblick. Danke dafür.

    • @hypnos:

      Genau. Ich schließe mich an.

  • Es ist wichtig, die Tabus zu benennen: Auch bei uns gibt es ein Problem mit 'Sibiriendeutschen' , die in der Hoffnung, hierzulande ein besseres Leben führen zu können, eingewandert sind und von denen viele von der Rechten instrumentalisiert werden. Das Gleiche passiert in Israel, insbesondere wenn sich die -völkerrechtswidrig- ins Westjordanland geholten 'Siedler' bewaffnen dürfen, um Palästinenser abzuwehren. Es ist doch kein Zufall, wenn Netanjahu ausgerechnet vor dem so grausamen siebten Oktober das Militär im Westjordanland verstärken mußte, um es der Hamas an der Gaza-Front mit ihrem terroristischen Angriff



    leichter zu machen. Das Ganze ist ein übles Spiel mit der Hoffnung von Einwanderern auf Verbesserung ihre Lage.

  • (1) Ich habe den zugegebenermaßen sehr zugespitzten Artikel im Guardian anders gelesen. Da geht es darum, dass Frau Feldmanns Positionen (wie die vieler Juden in Deutschland) nicht als legitimer Ausdruck von jüdischer Perspektivenvielfalt verstanden werden, sondern von jüdischen Körperschaften (Zentralrat), von pro-israelischen Lobbyorganisationen (Deutsch-Israelische Gesellschaft [no libel intended - ich weiß nicht wie ich die Organisation nennen soll]), von jüdischen Medien (Jüdische Allgemeine) und von den Verkünder*innen der staatsoffiziellen Position mit einem krassen Kritiküberschuss bedacht werden.



    (2) Soso, "Berliner Blase" also? Jetzt mal ehrlich: wir können nicht Rechtspopulismus kritisieren, wenn wir seine Sprache benutzen (Metropolenkritik, "Raumschiff Brüssel", vielleicht sogar "Kosmopoliten" - das wäre dann eine ultimativ-grausame Ironie!)



    (3) Die Autorin des Meinungsbeitrags spart in ihrer Publikationshistorie auch nich gerade mit ihrem "persönlichen Erleben".

  • Verwirrend. Beweis für Schein, Faszinierend.

    "Dass Feldman in einer verkehrten, kontrafaktischen Realität zu leben scheint, bewies sie einmal mehr"...

  • Auf mich wirkt es so, als würde Frau Feldman sich durch die Abwertung anderer selbst aufwerten wollen. Das finde ich vulgär und in gewisser Weise menschenfeindlich.

    Außerdem verstehe ich das auch als Diskriminierung und wundere mich darüber, dass sie damit so relativ einfach durchkommt.

    Kurzum, für mich ist sie eine Wichtigtuerin.

  • Frau Feldman lebt seit 10 Jahren in Berlin und hat wenig Kontakte zur deutschen jüdischen Gemeinschaft. Sie erfasst auch ganz offensichtlich deren Komplexität nicht und ist aus meiner Sicht allein deshalb in keiner Weise Expertin für "jüdisches Leben" in Deutschland. Sie tritt in den letzten Wochen wirklich sehr herablassend und übergriffig gegenüber anderen Jüdinnen und Juden auf. Schlimm ist allerdings auch, dass die deutschen Medien so wenig auf ausgewogene Berichterstattung achten und dankbar Frau Feldman hofieren, die ununterbrochen sogenannte "Israelkritik" zementieren darf (bei geleichzeitigem dauerjammern über angebliches Zensiertwerden). Aus meiner Sicht ist Frau Feldman nochimmer stark vom Gedankengut ihrer fundamentalistischen Herkunftsgemeinde, den Sartmarern, beeinflußt, die ja extrem israelfeindlich und antizionistisch ist. Dass sie das immer wieder öffentlich verlautbaren darf ist eine schwer erträgliche Zumutung.

  • Ich habe vor einigen Jahren mal eine Veranstaltung mit dem mitlerweile verstorbenen Rabbi W. Wolff mitgemacht.



    de.wikipedia.org/w...m_Wolff_(Rabbiner)

    Er hatte, wahrscheinlich auch aufgrund seines sehr hohen Alters, eine politisch sehr unkorrekte Meinung über den Zustand des jüdischen Lebens in Deutschland: "Es gibt praktisch keins!". Die Juden in Deutschland seien weitüberwiegend einfach nur Russen bzw. Ukrainer, die sich über das Jüdischsein eine Zuwanderung nach Deutschland "erschlichen" haben und nur pro forma in den jüdischen Gemeinden seien. Sie lebten seiner Meinung nach in ständiger Angst vor Entlarvung und würden daher den Kontakt in der Gemeinde auf das allernötigste beschränken...

    Das klassische westeuropäische Judentum, so wie er es aus seiner Jugend bzw. aus seiner Zeit in London kannte, gäbe es in Deutschland nicht (mehr).

    Ich persönlich habe aber den Eindruck dass seit dem, gerade in Berlin, eine israelisch bzw. stärker an den USA ausgerichtete jüdische Bevölkerung entstanden ist.

    • @Chris McZott:

      Was der charmante Rabbi W. Wolff meinte, das deutsche Judentum, wie er es kennengelernt hatte, existiert so nicht mehr. Das ist sicher so. Das die Kontingentflüchtlinge aus einer religiösen Wüste kamen und der Staat sein Bestes getan hatte, ihnen die Religion auszutreiben, stimmt auch. Allerdings hat sie auch dort die Mehrheitsgesellschaft daran erinnert, dass sie/ihre Ehepartner Juden waren. Sie und der Zentralrat haben Erstaunliches geleistet, das war Rabbi Wolff wohl nicht klar.

    • @Chris McZott:

      Entlarvung von was und mit welcher Konsequenz?

      • @BluesBrothers:

        - keine (echten) Juden zu sein

        - Vielleicht rückwirkend das Aufenthaltrecht in Deutschland bzw. zu verlieren? Haft? Geldstrafe? Im Ausland bzw. migrantischen Communitys kursieren ja alle möglichen Gerüchte über den deutschen Staat...

        • @Chris McZott:

          Danke für die Erläuterung. Ich finde (wohl nicht anders wie Sie) aber schon diese echt/unecht Unterscheidung in einem religiösen Kontext nicht zu treffen. Die geschilderte Sorge wäre aber reichlich absurd, was ja nicht bedeutet, dass es diese nicht geben mag.

  • Danke, Frau Zingher, für Ihre immer wieder interessanten und klaren Beiträge!

  • „ Sie selbst ist eine viel gehörte Stimme der jüdischen Community.“

    Woran macht die Autorin Ihre Aussage fest? Genau so wenig kann Ihre Ausführungen im 2. Absatz Ihres Artikels nachvollziehen!

    Für mich ist Frau Feldmann in der jüdischen Community eine absolute Außenseiterin!

  • Frau Feldmann benutzt das Wort Menschenrechte!

    Für mich persönlich nimmt dieses Wort die zentrale Stellung in meiner Lebenseinstellung ein! Dazu brauche ich keine Ausführungen von irgendwelchen Personen!

    Das wir in unserer gemeinsamen Zivilgesellschaft die Menschenrechte sekündlich mit Stiefeln treten, zeigt dieser Artikel sehr eindrucksvoll! Wie soziale Ungerechtigkeit in Deutschland funktioniert, beschreibt die Autorin an konkreten Beispielen!

    Wir als Zivilgesellschaft haben seit dem 8.5.45 halt absolut nichts aus unserer Geschichte gelernt! Auch der moralische Zeigefinger der Autorin ist blutüberströmt! Eine gewaltfreie Kommunikation sieht für mich anders aus! Eine Journalistin sollte schon wissen, wie Kommunikation miteinander funktioniert! Ein aufklärendes Gespräch mit Frau Feldmann hätte ein erster Ansatz des Miteinander Redens sein können!

  • Eine Tragik: so viele Projektionen, so viel projizieren auf andere, ohne sie zu kennen. Das findet die ganze Zeit statt, füllt den Inhalt von Ressentiments und kränkt die falsch Beschuldigten, die sich der Zuschreibungen schwer erwehren können.

  • Danke für Ihre Richtigstellung Frau Zingher

  • Als etliche Jahre für Flüchtlingsrecht etc zuständiger sage mal so:



    May be. Daß Deborah Feldmann tatsächlich Begrifflichkeiten durcheinander wirft! But.



    “Ab 1991 hatten Juden aus der Sowjetunion und Menschen mit jüdischen Vorfahren aus deren Nachfolgestaaten die Möglichkeit, als Kontingentflüchtlinge nach Deutschland einzureisen. Damit wurde die im Frühling 1990 in der DDR auf Initiative des Zentralen Runden Tisches geschaffene Einreisemöglichkeit für sowjetische Jüdinnen und Juden in bundesdeutsches Recht überführt. Grundlage hierfür war ein Beschluss der Innenministerkonferenz, der das HumHAG anwendete (Gesetz über Maßnahmen für im Rahmen humanitärer Hilfsaktionen aufgenommene Flüchtlinge). Seit 2005 …außer Kraft.…“



    Nach Angaben des Bundesverwaltungsamtes und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge sind zwischen 1991 und 2004 insgesamt 219.604 jüdische Zuwanderer nach Deutschland gekommen. Im Jahr 2004 wanderten 11.208 jüdische Zuwanderer zu, womit sich der abnehmende Trend weiter fortsetzte. Zum Vergleich: Im oben genannten Zeitraum sind rund 1,9 Millionen Spätaussiedler aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion in die Bundesrepublik eingewandert.“



    &



    “Ausgerechnet Deutschland!.



    Die jüdische Migrationswelle der 90er-Jahre aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion führte, auch wenn sie zahlenmäßig klein gewesen ist, zu einer Zäsur im jüdischen Leben der Bundesrepublik.



    Von Jochanan Shelliem | 15.03.2010



    www.deutschlandfun...utschland-100.html



    &



    “Soziologin über jüdische Einwanderung: "Will Deutschland keine Migranten?"



    Früher emigrierten tausende Juden aus dem Osten nach Deutschland - 2007 kamen nur noch 14. Jemand wie Wladimir Kaminer hätte heute kaum Chancen, so die Soziologin Irene Runge“



    taz.de/Soziologin-...anderung/!5183503/



    Zum neuen Freund der Tochter meiner Cousine:



    “Du bist aber kein Jude?!“ “Nein. Ich hatte gelernt, was der Rabbi hören wollte!“



    “Wir selektieren nicht!“ Ignatz Bubitz - trocken.

  • Vielen Dank für die kritischen Worte.

  • Natürlich hat Deborah Feldman durch die Netflixserie "Unorthodox" einen hohen Bekanntheitsgrad (good for her).



    Und natürlich ist ihre Geschichte und Erfahrung eine ganz andere als die Ihre.

    Aber ich verstehe Ihren Zorn nicht. Im Grunde sagt Feldman doch fast das Gleiche wie Sie über Deutschland, im konkreten Fall, daß man die Kontingentflüchtlinge nicht ihrerselbst wegen, sondern als Feigenblatt für die deutsche Schuld eingeladen hat. Daß aller deutscher Zugang zum Judentum pathologisch ist und letztlich immer über diese Schuld funktioniert und Sie ja gar nicht das Recht haben, anders zu sein, als man es von Ihnen erwartet.



    Vielleicht hätten Sie sich sogar einiges zu sagen?!

    • @Deutschfranzose:

      "Aber ich verstehe Ihren Zorn nicht."

      Wirklich nicht? Haben Sie den verlinkten Guardian Artikel gelsesen?

      "Some of the hostages held by Hamas have German citizenship, so when I asked a politician from Germany’s governing coalition what the government’s position was on those people, I was shocked when his response, in private, was: Das sind doch keine reinen Deutschen, which translates to: well, those aren’t pure Germans. He didn’t choose from a host of perfectly acceptable terms to refer to Germans with dual citizenship, he didn’t even use adjectives such as richtige or echte to refer to them not being full or proper Germans – instead, he used the old Nazi term to differentiate between Aryans and non-Aryans." ( www.theguardian.co...e-israel-tv-debate )

      Allein das ist schon en Hammer!

      • @Rudolf Fissner:

        Sie verstehen da irgendetwas anders als ich. Finden Sie das, was sie da zitiert, nicht schockierend?

        Im Übrigen, in Frankreich ist es, obwohl die jüdische Gemeinde hier viel verankerter und in die Gesellschaft integrierter ist, als die jüdische Gemeinschaft in Deutschland, genau dasselbe:



        Bei praktisch jeder Geiselnahme der vergangenen Jahrzehnte wurde fast abendlich am Ende der Nachrichten an die Namen der Geiseln erinnert, diesmal, kein Wort, obwohl es über zwanzig sind. Zwar sagt es niemand laut, aber die doppelte Staatsbürgerschaft bedeutet für die Gesellschaft, daß diese Menschen irgendwie weniger französisch sind als andere, jedenfalls wenn sie im Ausland leben. Nur hat Frankreich keine Vergangenheit mit dem Wort "rein", das war schon extrem peinlich.

        Ich würde vermuten, daß Feldman sowohl den Deutschen als auch den deutschen Juden bittere Wahrheiten sagt ... die die eben nicht gerne hören.

        • @Deutschfranzose:

          "... sowohl den Deutschen als auch den deutschen Juden..." Merken Sie was?

        • @Deutschfranzose:

          "Finden Sie das, was sie da zitiert, nicht schockierend?"

          ??? ähm ja. Schrieb ich doch.

    • @Deutschfranzose:

      Nein, sie stellt eine Behauptung auf, die jeder Grundlage entbehrt. Das Deutschland "den Juden" oder irgendwelchen Juden alles aus Schuldkomplexen hinterherwirft oder das jemals getan hat, ist einfach unwahr.

      Zudem spielt sich Frau Feldman als Instanz auf die entscheidet, wer Jude ist: „die eigentlich aus der Sowjetunion kommen und vom Judentum gar keine Ahnung haben..." damit tut sie am Ende das, was sie Robert Habeck bei Lanz vorgeworfen hat (Projektion ick hör dir trapsen).

      • @Paul Meier:

        Och, wenn Sie das letzte Buch von Feldman lesen, da liefert sie recht deutlich die Grundlagen für ihre Behauptung.

        Frau Feldman nimmt einfach die Halacha als Maßstab.

        Da muss sie sich nicht "aufspielen".

        Die Halacha ist strenger als das deutsche Recht, das war schon in den 90ern bekannt.

  • "Deutsche aus der Sowjetunion, die von Judentum keine Ahnung haben sollen,



    aber einen Pass bekommen haben, hä? Eine, die vorgibt, die jüdische



    Gegenwart genau zu analysieren, offenbart, wie es wirklich um sie steht:



    Feldman hat keine Ahnung, wovon sie spricht."

    In der Sowjetunion war die Ausübung von organisierter Religion verboten,



    davon waren auch die jüdischen Sowjetbürger betroffen. Auch das Sprechen



    des Jiddischen und das Leben der eigenen Kultur wurde diskriminiert. Ich



    erinnere mich an eine Aussage meiner Mutter, wie peinlich es für sie



    als Jugendliche war, als meine Oma in aller Öffentlichkeit Jiddisch



    gesprochen hatte; ein Resultat der sowjetischen Indoktrination. Auch



    für die Autorin ist die Entwurzelung der Juden hinter dem Eisernen



    Vorhang nicht unbekannt, so schreibt sie in dem Artikel über ihre



    Familiengeschichte: "Die meisten russischen Jüdinnen und Juden lebten



    säkular, hatten wenig Bezug zum Judentum".

    Ich frage mich, ob die Autorin krampfhaft versucht Frau Feldmann als



    ahnungslos und heuchlerisch darzustellen?

    • @brutus137:

      Inzwischen gibt es ja Kommentare von betroffenen Personen. Vielleicht lesen Sie die einfach, um zu erkennen, warum die Äußerungen unangemessen und diskreditierend sind.

    • @brutus137:

      Jüdischsein ist selbst nach jüdischer Tradition keine Frage der Praxis, sondern der Abstammung. Insofern liegt Frau Zingher vollkommen richtig und Frau Feldman falsch.

      • @LesMankov:

        Nur der Abstammung mütterlicherseits!

      • @LesMankov:

        Nuja, Tradition macht noch keine für Jeden auch subjektiv empfindbare Wahrheit. Ehrlicherweise muss man schon auch gläubig dieser Tradition anhängen, um das strikt so zu sehen. Die Abstammung allein OHNE diese Überzeugung macht allenfalls in der Fremdwahrnehmung einen Juden.

        Gänzlich undogmatisch betrachtet ist dagegen jemand, der von Juden abstammt, einfach ein Mensch wie jeder andere, der sich nach Belieben einer Religionsgemeinschaft zugehörig fühlen kann oder auch nicht. Erst der (spezifisch jüdische) Glaube daran, nur aufgrund seiner Abstammung Jude zu sein (und sein zu können), macht ihn auch subjektiv zu einem solchen. Dass dies in der Vergangeneit auch von Antisemiten so gehandhabt und gegen Menschen jüdischer Abstammung verwendet wurde, ändert nichts daran.

        Jemand kann also abstammen von wem auch immer - wenn er selbst nicht den entsprechenden Glauben an die Bedeutung seiner Abstammung hat, ist die Berufung auf sie aus seiner Sicht(!) zunächst mal eine Fassade. Real ist allenfalls, dass ANDERE diese Abstammung als bedeutsam behandeln und positiv oder negativ sanktionieren. Das KANN dann ein utilitaristischer Grund sein, sich nach außen den Schuh auch anzuziehen, selbst wenn einem das innere Verständnis und das Bewusstsein einer abstammungsbedingten Gruppenzugehörigkeit fehlt.

  • Hallo, ich fand Deborah eigentlich ganz toll, ihren Roman habe ich verschlungen, die Serie auch. Auch bei dem Auftritt bei Lanz fand ich sie sehr authentisch und emotional. Obwohl meine Herkunft ganz anders ist als ihre, ist es für mich selbstverständlich mich mit ihr als Frau und als Jüdin zu solidarisieren. Das, was ich da jetzt lesen musste ( habe mir extra den Artikel übersetzten lassen aus dem Niederländischen, blieb mir die Spucke weg. Ich hoffte zuerst, es wäre ein Übersetzungfehler, aber offensichtlich hat sie doch tatsächlich gesagt, dass wir Postsowjetjuden hier irgendwelche Privilegien und sogar einen Pass hinterhergeschmiessen bekommen hätten. Ich weiß nicht, ob ich jetzt lachen oder weinen soll, aber da wir in der Community einen ziemlich schrägen Sinn für Humor pflegen, lache ich liebe drüber. Das is allerdings bitteres Lachen…Wenn ich so meine Auswanderung mit meiner Mutter und 4 karierten polnischen Taschen in den Neunzigern und die folgenden Jahre Revue passieren lasse, dann würde ich wirklich gerne wissen, mit wem die gute uns da verwechselt hat. Das letztes Mal hatte ich diesen Bulshit übrigens von einem Spätaussiedler gehört, der mal mir gegenüber ( er wusste von meinem Hintergrund nichts,) eine Hasstirade zum Thema „diese Juden überall , die Vorteile und Macht hätten“… abgelassen hat. Ich würde wirklich gerne wissen, was das für Vorteile sein sollen🤷🏻‍♀. Den Pass bekamen wir natürlich nicht! Ok, wir haben es letztendlich geschafft, zumindest die meisten, die im Kinder- und Jugendlichenalter gekommen sind, haben studiert und sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Für die Elterngeneration war die Situation schon ganz anders. Die Ost-Diplome wurden damals nicht anerkannt und meine 40+ Jährige Mutter musste nach über 20 Jahre Berufserfahrung in Vorschul- und Grundschulpädagogik, komplett neu anfangen. Für sie war es sehr schwer und nach über 20 Jahren Vollzeit Schufterei in der Pflege, reicht es nicht mal für eine anständige Rente…

  • Danke. Ein sehr treffender Kommentar. Meine Frau ist Jüdin aus Russland - sie hatte das Glück, als Kontingentflüchtling einzuwandern und ein zweits Studium zu absolvieren. Die Staatsbürgerschaft bekam sie nach 8 Jahren. Richtig ist auch, dass viele Juden extrem gut ausgebildet kamen, aber älter waren und keinen Anschluss mehr fanden. Sie gehen Berufen nach, die nicht der Qualifikation entsprechen - Frau FEldman muss immer noch in der kleinen Welt ihrer Sekte verhaftet sein, um so wenig zu wissen.

  • Angesichts ihrer persönlichen Geschichte habe ich das vollste Verständnis, wenn Dvorah Feldman dem, auch gemäßigten, orthodoxen Judentum gegenüber kaum objektiv, neutral und sachlich bleiben kann. Ihre Ansichten teile ich nicht und man darf und soll sie kritisieren. Auch das muß allerdings sachlich bleiben und insbesondere, wer starke Worte wie "Ignoranz und Überheblichkeit" gebraucht, sollte selbst bei den Tatsachen bleiben.



    "Deutsche, die eigentlich aus der Sowjetunion kommen und vom Judentum gar keine Ahnung haben, sich aber hier als Juden positionieren mussten, weil sie nur wegen ihres Jüdischseins einen Pass bekommen haben" lautet der beanstandete Satz. (1) Es sind Deutsche mit einem deutschen Paß. Von einem von der Autorin herbeiphantasierten "Einreisegeschenk" ohne Wartezeit steht da nichts. Jetzt und heute sind sie deutsch. (2) Es waren und sind eben gerade keine Rußlanddeutschen. Genau deshalb war es, wie völlig korrekt gesagt, das Judentum, mit dem die Einreise erlangt werden konnte. (3) Natürlich haben Menschen nach Jahrzehnten in einem totalitären, aggressiv atheistischen Land "keine Ahnung" von der angestammten Religion, egal welche.



    Fast jedes Jahr gibt es zu Ostern und Pfingsten Straßenbefragungen zum Inhalt der Feste. Das atemberaubende Unwissen stammt aus einem Land ohne Verfolgung und mit staatlichem Religionsunterricht. Warum sollte man dasselbe bei Juden verschweigen? Nur bleiben diese Menschen den Kirchen in der Regel fern. Für das Leben der jüdischen Gemeinden, der wichtigsten Anlaufstelle im fremden Land, stellte ihre große Zahl sehr wohl ein erhebliches Problem dar, ein Problem, das diese mit Bravour und großem Erfolg weitestgehend gemeistert haben. Was also bleibt am Ende von dem hochmütigen Versuch, Frau Feldman niederzumachen?

    • @Axel Berger:

      Hm. Zu (2): die Einreise geschah bei einem Teil der Kontingentflüchtlinge durch einen jüdischen (Groß)Elternteil, sprich: nicht das Judentum, sondern der Verwandschaftsgrad hat ihnen die Einreise ermöglicht.



      Wie Sie richtg schreiben, haben die j. Gemeinden die Situation mit Erfolg bewältigt. Allerdings sind diejenigen, die es wirklich mit Bravour gemeistert haben, die Kontingentflüchtlinge selbst. Sie tragen heute die jüdische Gemeinschaft in Deutschland. Darum sind Aussagen, wie "keine Ahnung haben" - Frau Feldman urteilt damit auch über Rabbiner und Gemeindevorstände - mMn unwissend und arrogant, das sehe ich wie Frau Zingher.

      • @Henriette Bimmelbahn:

        Im Judentum sind Religion und Verwandschaft über die Abstammung aber eng miteinander verzahnt.

        • @White_Chocobo:

          Mir ist nicht ganz klar, was Sie meinen?

          • @Henriette Bimmelbahn:

            Er meint wohl, dass jemand automatisch jüdisch ist, wenn er/sie/div. (mütterlicherseits) jüdischer Abstammung ist und nicht als Erwachsene/r eine andere Religion angenommen hat. Es ist aber auch möglich, zum Judentum zu konvertieren, wenn auch das Judentum nicht aktiv missioniert.

            • @Volker Scheunert:

              Das stimmt schon, aber, wie Sie richtig schreiben, gilt die "Automatik" nur für die mütterliche Linie. Die staatlichen russischen Behörden hatten andere Kriterien, Ergebnis war, dass ca. 50% der Eingereisten keine Juden waren, oder Juden, die an einer jüdischen Identifikation kein Interesse haben/hatten. Diejenigen, die heute 90% der Gemeinden stellen sind ja gerade Menschen, die sich bewußt dafür entschieden haben und sich dafür einiges religiöse Instrumentarium erarbeiten mussten, das ihnen so nicht zur Verfügung gestanden hatte. Das haben sie bravurös gemeistert und inzwischen in vielen Bereichen Verantwortung übernommen. Eben darum ist es doch so anmaßend und unverschämt sie verächtlich zu machen.

  • Ich verstehe nicht ganz, warum ihre Herkunft als amerikanisch-deutsch beschrieben wird. Laut den Biografischen Daten ist D.Feldman eine amerikanische Jüdin, der es einfach nicht gefällt, das ihre Weltsicht in Deutschland nur eine von vielen möglichen ist und deshalb beginnt sowjetische Juden zu diskreditieren. Sicher haben in religiöser Hinsicht sowjetische Juden viel an gelebter Tradition im säkularen Kommunismus verloren, das macht sie nicht schlechter, Frau Feldman!

  • Ich habe sie bei Lanz gesehen. Mein Eibdruck von dieser Frau hat mich also nicht getäuscht.



    Isie wirkte auf mich nicht glaubwürdiig.

  • Sie war bereits in der "Sendung" des Spiegels mit G.Gysi eine wirkliche Zumutung.

    Gegen Ende des Gesprächs dort wurde ganz sichtbar wie Überheblich und Ich-Bezogen sie spricht, und das dies ihre einzige Perspektive zu sein scheint.

    Ich hatte vorher noch nichts von ihr gehört. Muss jetzt aber zugeben, dass ich doch etwas schmunzeln musste, als ich vor dem googeln geraten habe, dass sie entweder Autobiografisch schreibt, oder Sachbücher. Und mit beidem richtig lag.



    Vielleicht sollte sie mal ein Buch aus der Perspektive der "Anderen" schreiben. Nur so ein Gedanke.

  • Also, wenn die einen Juden sagen "diese sogenannten Juden da sind einfach nur Fundamentalisten, die meine Religion in Misskredit bringen", und die anderen Juden sagen "diese sogenannten Juden da sind einfach nur Säkularisierte, die meine Religion in Misskredit bringen", dann muss ich als Linker überhaupt nicht lange nachdenken, auf wessen Seite meine Sympathien sind.

    • @Ajuga:

      meine sind bei niemandem, der glaubt, die Wahrheit für sich gepachtet zu haben und anderen die Zugehörigkeit abspricht.

  • Danke ,sehr spannend. Die Ausfälle gegen die "Russen" hatte ich noch gar nicht mitbekommen.