piwik no script img

Hungerstreik vor dem ReichstagLassen Sie sich erpressen!

Kommentar von Lena Wrba

Gehen die drei Kanz­ler­d­an­di­da­t*in­nen auf die Hungerstreikenden ein, könnten sie einen Präzedenzfall schaffen. Doch es geht um Menschenleben.

Lea Bonasera und Jacob Heinze im Hungerstreik im Berliner Regierungsviertel Foto: Wolfgang Borrs

S eit drei Wochen haben die Hungerstreikenden in Berlin jetzt nichts mehr gegessen. Sie fordern ein ehrliches, öffentliches Gespräch mit den drei Bun­des­kanz­ler­kan­di­da­t*in­nen über ihre Sorgen bezüglich der Klimakrise. Stattfinden soll es noch vor der Wahl. Wenn sie das bekommen, wollen sie wieder anfangen zu essen. An Tag 22 haben sie noch immer keine Zusage für ein solches Gespräch. Was, wenn sie sie nie bekommen? Sie sagen: Dann bleiben wir im Hungerstreik. Unbefristet.

Die drei Kanz­ler­kan­di­da­t*in­nen sind in einer schwierigen Lage. Wenn sie auf die Forderung der Hungerstreikenden eingehen, schaffen sie vielleicht einen Präzedenzfall für diese Form des Protests – machen sich erpressbar. Diese Sorge ist verständlich. Aber sie sollte nicht größer sein als die Sorge um die jungen Menschen, die im Hungerstreik sind.

Es ist vielleicht schwer vorstellbar, dass es wirklich dazu kommt, dass direkt neben dem Bundestag ein Mensch im Hungerstreik stirbt. Und ja, drei Streikende haben nach gesundheitlichen Problemen abgebrochen. Die anderen drohen hingegen, den Streik noch zu verschärfen: Ab Donnerstag wollen sie auch die Aufnahme von Flüssgigkeit einstellen, wenn sie kein Gespräch bekommen. An Tag 22 des Streiks muss man also langsam die Frage zulassen: Was, wenn hier wirklich jemand stirbt?

Die Last, die die Streikenden auf ihren Schultern tragen, ist groß. Da ist diese riesige Angst vor der Klimakrise, vor einer Zukunft in Chaos. Da ist die Angst, im Hungerstreik zu sterben. Und da ist die Verantwortung weiterzumachen. Es geht den Streikenden darum, die Dramatik zu vermitteln, die sie angesichts des Klimawandels verspüren. Dass sie jung sind und eigentlich nicht sterben wollen, heißt nicht, dass sie dafür nicht wirklich den eigenen Tod in Kauf nehmen werden.

Selbst wenn sie letztlich zu der Überzeugung kommen sollten, dass die Aktion fehlgeschlagen ist und sie doch lieber auf Demos weiterkämpfen wollen als zu sterben: Wer sagt, dass nach drei Wochen des öffentlichen Streiks nicht der Druck gewinnt, sich für die Sache und gegen das Leben zu entscheiden?

Frau Baerbock, Herr Laschet, Herr Scholz, nehmen Sie diesen jungen Menschen die Last dieser Entscheidung! Und wenn das heißt, dass Sie sich damit erpressen lassen, dann lassen Sie sich eben erpressen. Wenn Sie die Streikenden schon nicht ernst nehmen, dann seien Sie wenigstens die Erwachsenen hier. Die Streikenden wollen ein Gespräch. Sie haben echte Ängste, echte Sorgen.

Man mag sie übertrieben finden, aber man kann sie deswegen nicht ignorieren. Geben Sie diesen Menschen angesichts der Klimakrise einen Grund, keine Angst mehr zu haben – oder wenigstens etwas weniger verzweifelt zu sein. Sie haben nicht genug in der Hand, um sich darauf zu verlassen, dass sich die Streikenden am Ende noch für ihr Leben entscheiden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

91 Kommentare

 / 
  • Rs fanden bereits drei Trielle statt. Wofür soll en viertes Privattriell da gut sein?

  • "Wenn die jungen Leute nur ahnen könnten, wie schnurzpieb den allermeisten (>3/4) älteren Leuten Nachhaltigkeit und



    Zukunftfähigkeit ist, dann gäbe es echt "dicke Luft"."

    Vorstehende Aussage durfte vor ein paar Jahren nicht veröffentlicht werden in einer anderen überregionalen online-Zeitung.



    Mal schauen, ob es heute hier geht.

    Und das eben wissen etliche junge Menschen und da ist Verzweiflung naheliegend.

  • Naja, wenn diese jungen Menschen Erpresser sind macht das auch Mahatma Gandhi zu einem Erpresser. Meine Anerkennung haben sie jedenfalls, empfinde ich doch ähnliche Angst und Verzweiflung, vor allem aber auch Wut angesichts der Zukunftsaussichten unserer Erde. Allein - mir fehlt der Mut und inzwischen auch der Glaube wirklich etwas verändern zu können den diese jungen Menschen noch haben, und dafür haben sie meinen Respekt.

    • @Ravenlord:

      "Naja, wenn diese jungen Menschen Erpresser sind macht das auch Mahatma Gandhi zu einem Erpresser."

      Man könnte eine fein zisellierte Diskussion führen, ob Gandhis Hungerstreiks deshalb keine Erpressung waren, weil die durch sie erzwungene Teilhabe am politischen Prozess ihm als Inder ansonsten verwehrt gewesen wäre. Er hatte keine demokratischen Mitwirkungsrechte, und auch nicht die demokratischen Rechte seiner Mitbürger zu achten, vor die er sich durch seine spezielle Form der Einflussnahme schob, denn die hatten auch keine.

      Ansonsten aber: JA, NATÜRLICH! Gandhi hat den Briten aber SOWAS VON die Pistole auf die Brust gesetzt, indem er hungerte - noch viel mehr als die Hungerstreikenden in Berlin. Er war schließlich der bekannteste Inder überhaupt und Ikone seiner Landsleute. Hätten die Briten ihn sterben lassen, wäre die Hölle los gewesen.

      Davon abgesehen war es bei Gandhi eben auch eine Form von politischem Signal. Andere Politker haben Vetorechte, der deutsche Kanzler stellt schonmal die Vertrauensfrage. Gandhi hungerte. Und wenn er das tat, wussten alle Beteiligten: Es ist ihm ernst, und sie sollten zuhören, denn was Gandhi ernst war, war gewöhnlich auch ganz Indien ernst.

      Sie werden einsehen, dass die Lage in Berlin gerade nicht so ganz vergleichbar ist...

      • @Normalo:

        Mit Ihrer Gegenrede der Teilhabe als "Inder" am politischen Prozess ändern Sie die objektive Logik voneinander abstrakter Prozesse, wohl um miteinander übereinstimmende Prozesse nicht anerkennen zu müssen? Schlicht ändern Sie das Wording. Sie versuchen das Problem zu verlagern. Hungerstreik hat sich als Mittel des Protests etabliert. Absichtlich zu hungern bleibt stets ein Hungern und subjektiv "absichtsvoll zu hungern". Ghandi war folglich ebenfalls in der Zuschreibung ein Erpresser. Dass wir dies sicherlich gut finden, steht auf anderen subjektiven Blättern, und dass manche Menschen die hier aus klimapolitischen Gründen Hungernden verabscheuen, auf anderen. Da mag Unbehagen vor einer Änderung der Lebensweise eine Rolle spielen.

        • @Gerhard Krause:

          Wer redet von "verabscheuen"?? Ich nicht. Aber ich sehe nur Gandhis Hungerstreiks aufgrund der unterschiedlichen Mitwirkungsmöglichkeiten, die ihm und seinen Mitbürgern im Vergleich zu den heute in Deutschland Streikenden zu Gebote standen, in einem anderen Licht.

          Fakt ist: Jeder Bürger einer Demokratie hat ein Recht darauf, von der Politik als Teil des Souveräns gehört zu werden - aber eben als TEIL des Souveräns, nicht vor allen Anderen. Dafür gibt es Wahlen. Bei denen wird Jeder gleich gehört. Hungerstreiks, mir denen ein Einzelner erzwingen will, dass man mit IHM redet, sind daher objektiv - egal wie man zu dem jeweiligen Ziel steht - darauf gerichtet, am demokratischen Prozess vorbei ein persönliches politisches Privileg zu erzwingen.

          Inwieweit das "Erpressung" ist, kann schon deshalb nur untechnisch diskutieren, weil es hier nicht um Vermögensverfügungen geht. Die Frage ist eher: Steht es *wem auch immer* zu, einen Politiker zur Gewährung solcher Privilegien moralisch derart unter Druck zu setzen? Meine Antwort ist "Nein" - obwohl ich vollstes Verständnis für die Verzweiflung habe, die diese Menschen treibt, und ihnen nichts Böses will. Sie vergreifen sich einfach nur im Mittel und sollten deshalb aus meiner Sicht auch damit nicht durchkommen.

          • @Normalo:

            Nachtrag:

            "Hungerstreik hat sich als Mittel des Protests etabliert."

            Ja, aber das ist die subjektive Sicht der Protestierenden. Ihn als unangemessene Druckausübung zu betrachten und deshalb allenfalls in Extremfällen (wie z. B. Gandhi) darauf einzugehen, ist aus Sicht der "Bestreikten" in der Politik ebenfalls etablierte Praxis.

      • @Normalo:

        Also ich würde zwar sagen, dass Ghandi definitiv weniger Möglichkeiten hatte als ein Bürger in Deutschland. ABER ich glaube jeder muss zugeben, dass der Einfluss von Menschen ohne finanzielles Kapital/ Unterschicht, also Menschen abseits der Reichen und Schönen und Mächtigen, die sich eben nicht wirklich für die Belange der Mehrheit einsetzen, ziemlich gering ist. Wir demonstrieren seit JAHREN und nichts passiert. Ich finde einen Hungerstreik wenigstens humaner als die Wut, die mehr als Sie vermuten spüren, durch Gewalt und Umstürze auszuleben.

        Dass nicht Mal Klimaaktivisten/Kanzlerkandidaten aka Frau Baerbock mit den jungen politisch aktiven Menschen redet macht die Frau für mich zu einem Verräter höchster Stufe. Und Mal ganz ehrlich, wenigstens haben wir noch Menschen unter uns die wenigstens versuchen irgendwas zu tun und nicht nur ihren Solidaritätspost auf Instagram absetzen und dann die Hände in den Schoß legen.

        • @curiouscat:

          Subjektiv Alles nachvollziehbar, aber nur das. Von einem anderen Standpunkt aus betrachtet ist eine Demo - oder auch ein Hungerstreik - eben auch nicht mehr als das, wozu sie gedacht ist: Eine Möglichkeit, seine Meinung publikumswirksam zu äußern und seine Argumente zu verbreiten. Es ist eine Illusion zu glauben, nur weil man selbst dafür demonstriert und noch schwerere Opfer bringt, müsste das zwangsläufig zu Einsicht und entsprechender Handlung bei genügend Anderen und besonders den "Mächtigen" führen.

          Wir haben - auch dieses WE wieder - Wahlen, um, Jeder für sich, den "Mächtigen" ganz verbindlich zu sagen, was wir wollen. Nur zählt da eben jede Stimme nur einmal, und das ist auch - in den Augen der Allermeisten - richtig so, obwohl der Preis dafür, nämlich sich nicht nur damit durchsetzen zu können, dass man den für Alle "richtigen" Standpunkt vertritt, häufig schwer zu schlucken ist.

          Wer meint, jene Mehrheit, die immer wieder NICHT die klare, richtige Politik ins Amt wählt, die wirklich im Interesse der Mehrheit regiert, sei einfach nur manipuliert oder zu dumm, um zu erkennen, was gut für sie ist, macht es sich zu einfach. Am Ende SIND die Dinge, die Menschen motivieren, so zu stimmen, wie sie stimmen, ihre wahren Interessen. Propaganda kann nur begrenzt Motivationsketten aufbrechen. Allenfalls kann sie sie nutzen. Aber das ist für die grundlegenden Änderungen ein stumpfes Schwert, wie schon all Jene erfahren mussten, die versuchten, Menschen mit ihrer Hilfe zu ihrem eigenen Wohl "umzupolen".

          Vor diesem Hintergrund kann ich zwar verstehen, dass sie von der Aktivistin Baerbock enttäuscht sind. Aber vielleicht können Sie auch verstehen, dass ICH es von der Kanzlerkandidatin gewesen wäre, wenn sie hier "der Bewegung die Treue gehalten" hätte. Von der erwarte ich, dass sie ihren Kampf anders führt - nicht mit anderen Inhalten, aber mit anderen Mitteln. Ich kann keine unbeirrbare Aktivistin im Kanzleramt gebrauchen. Und Leute wie ich wählen halt auch.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Könne nicht Angela Merkel vermitteln?

  • Hungerstreik ist eine alte Tradition in der politischen Auseinandersetzung.

    Britische Suffragetten traten vor über hundert Jahren in den Hungerstreik um das Frauenwahlrecht durchzusetzen, Mahatma Gandhi tat dies u.a., um das Blutvergießen zwischen Muslimen und Hindus in Indien zu beenden, aber auch Holger Meins von der RAF oder Bobby Sands von der IRA gingen in den Hungerstreik für bessere Haftbedingungen, wobei ja beide jeweils an den Folgen ihres Hungerstreiks starben.

    Die Frage beim gegenwärtigen Hungerstreik der Klimaaktivistinnen in Berlin ist aber die, ob es überhaupt in der Macht jener Politiker steht, mit denen sie ein Gespräch fordern, nennenswert Einfluss auf die Klimaerwärmung zu nehmen. Denn letzten Endes entscheidet das ja der Wähler.

    • 9G
      97287 (Profil gelöscht)
      @Rojas:

      Der Unterschied bei dem aktuellen Hungerstreikenden ist der, daß sowohl die IRA als auch die RAF, wahllos vorher Menschen abknallten die sie für nicht Existenz berechtigt hielten oder deren Handeln und Meinung nicht Ihren Wünschen entsprach. Am Ende streikten Sie nur für sich, für bessere Haftbedingungen, sozusagen für das tägliche Schnitzel und den Yogi-Tee. Die Genossen waren schlauer und marschierten durch die Institutionen um auch etwas von dem Wohlstand abzubekommen. Bei der Armenspeisung und Tafel findet man sie nicht. Insofern hinkt der Vergleich und die jetzt Hungerstreikenden finden meine Unterstützung.

    • @Rojas:

      Ob es in der Macht des zukünftigen Kanzleramtes liegt, Einfluss zu nehmen? Ist die Frage ernst gemeint?

      • @Arne Babenhauserheide:

        Die Kanzlerin oder der Kanzler, bzw. die Bundesregierung muss ja erst einmal gewählt werden. Und wer Bundeskanzler*in wird, bzw. wie diese Bundesregierung sich dann zusammensetzt, entscheidet bekanntlich der Wähler.



        Von daher wäre es sinnvoller von den Hungerstreikenden, wenn überhaupt ihre Forderungen z.B. direkt an RWE oder ähnliche Konzerne zu richten.

  • Keiner der Kandidaten bricht sich einen ab, wenn er bei den Kids mal reinschaut und sei es nur um diese verantwortungsvoll vor der eigenen Naivität zu bewahren!

    • @insLot:

      Was würde es bringen? Den Streikenden kann ein Beschwichtigungsbesuch nicht ausreichen, ihren Unterstützern im Zweifel auch nicht. Die werden das ganze als billige Foto-Op werten, die Kandidaten dafür hassen und der Streik geht im Zweifel weiter - mit den möglichen schweren Folgen für die Streikenden. Der Rest der Wählerschaft sähe es als Eingeständnis der eigenen Erpressbarkeit und damit der Unfähigkeit, eine Regierung zu führen (Schmidt wird an der Stelle immer der Maßstab sein, an dem deutsche Kanzler gemessen werden).

      Insgesamt also das Muster eines faulen Kompromisses.

    • @insLot:

      Den geistigen Gesundheitszustand von zwei Kids mit Selbstschädigungstendenzen zu prüfen und zu klären, ob hier eventuell eine Selbstgefährdung vorliegt, die eine Zwangseinweisung in die Psychiatrie rechtfertigt, liegt aber auch nicht im Rahmen der Kompetenz unserer Kanzlerkandidaten.

  • Dass diese beiden jungen Menschen mit Selbstschädigung drohen ist zunächst mal ihre eigene Sache und nicht Sache der Kanzlerkandidaten.

    Inwiefern qualifiziert einen die Drohung mit Selbstschädigung als Gesprächspartner?

    Ich sehe keinen der Kandidaten bezüglich der Gesundheit dieser Aktivisten in einer Garantenpflicht, weder in einer moralischen, noch in einer rechtlichen.

    Wenn sie bei der Aktion sterben, dann aufgrund eigener freier Entscheidung.



    Ich sehe da kein moralisches Dilemma und somit auch keine "schwierige Lage" der Kanzlerkandidaten.

  • Die hungerstreikenden Aktivisten sehen aktuell für sich wohl nur diese eine Möglichkeit ein Zeichen gegen die Klimapolitik zu setzen, wohl auch, weil nach deren Einschätzung, andere Aktionen und Widerstände bisher zu keinem wirklichen Ergebnis führten.

    Dabei von einer Erpressung zu sprechen, halte ich aber in diesem Zusammenhang für etwas abwegig, zumal Erpressung meist nur noch eine Möglichkeit des Handels zulässt, hier gibt’s aber m.E. mehrere Alternativen.

    Dennoch lehne ich den Hungerstreik ab. Gegen den Hungerstreik zu sein, heißt aber für mich nicht, den Klimawandel zu leugnen, die FFF Bewegung und auch andere Formen des Protestes nicht zu unterstützen, keine eigenen individuellen Beiträge zur Reduzierung des CO2 Ausstoßes zu tätigen, und so weiter…….

    Deshalb ist für mich der Hungerstreik nicht die letzte Möglichkeit, auf die man zurückgreifen sollte, und als Argument m.E. auch nicht zu befürworten. Indem man sich der Gefahr aussetzt, seine Gesundheit und evtl. sein Leben auf Spiel zu setzen, überzeugt man eigentlich niemanden, außer Gleichgesinnte, die man aber eh nicht mehr überzeugen muss.

    Es gibt leider keine Handlungsmatrix, auf die man zurückgreifen kann, um verantwortliche Politiker von der Notwendigkeit einer neuen effektiven Klimapolitik zu überzeugen bzw. sie dazu zu ‚zwingen‘.

    Aber eine Selbstgefährdung, wie durch einen Hungerstreik, der im schlimmsten Fall kontraproduktiv wirkt, ist die schlechteste aller möglichen Handlungen/ Aktivitäten, abgesehen von dem Leid in den Familien und dem Freundeskreis.

  • Sonst ist doch ein "selbstbestimmtes Leben" immer ein so hohe Gut. Was die Leute da veranstalten ist doch selbstbestimmt. Wenn die meinen, das ganz selbstbestimmt bis zum Ende führen zu müssen ist das doch deren Problem. Das tangiert mich nicht wirklich. Aufhören und weiterhin ein schönes Leben führen ist doch jederzeit ein Option

  • Klar, die jungen Leute haben es selbst in der Hand, wieder zu essen. Sie haben es aber NICHT selbst in der Hand, selbst ihre Zukunft zu retten.

    Dafür brauchen sie die Politik.

    „Ihr habt es selbst in der Hand“ offenbahrt also den Irrsinn der Haltung gegenüber der Klimakrise.

    Die jungen Leute haben es eben NICHT in der Hand, und der Hungerstreik ist ein Symbol dafür, was die Politik seit Jahrzehnten anrichtet.

    Sich hier mit der Mär der Erpressung rausreden zu wollen ist schäbig: Erpresst werden seit Jahrzehnten die Jugendlichen, denen alle Wege verbaut wurden, schnell genug etwas zu erreichen.

    Unterstützen wir Solaranlagen! Von der Politik abgeschossen. Unterstützen wir Windräder! Politisch sabotiert und gerade ein großes Werk geschlossen.

    Werden Politiker dadurch erpressbar? Nur wenn sie ignorieren, *wofür* die jungen Leute hungern, und deswegen alle Aktionen nur an ihrer Form messen und nicht an ihrem Ziel.

    • @Arne Babenhauserheide:

      M.E. haben Sie völlig recht. Leider hat dieses Versagen s.g. konservativer und neoliberaler Politik ein jur. Nachspiel nicht; im Grunde müssten Verantwortliche identifiziert und in Haft genommen werden.

  • Man redet nur von 'erpressung' um einen vorwand für 's nichtstun zu konstruieren. Da kann man dann jede menschliche regung 'abstellen'. Junge, verzweifelte menschen sterben zu lassen wird zur 'rechtsstaatlichen' notwendigkeit. Sie klopfen sich auf die schultern und fühlen sich insgeheim ein wenig wie Helmut Schmidt im sog. deutschen herbst.

    Wie wäre es auch hier mit ein wenig verbaler abrüstung? Wenn die kandidat*innen ganz diskret vorbei schauen.

    • @hinnerk untiedt:

      Im Grunde richtig, was Sie sagen, meine ich. Das Thema Klima soll nicht aufgewertet werden. Und es gibt keine Punkte für SPDCDUCSUFDP dabei zu machen. Rede und Antwort müssten sie dann nämlich stehen, die "feinen Damen und Herren" aus den maßgeblichen Kreisen der Politik, warum Jahrzehnte lang nicht in der erforderlichen Art und Weise reagiert wurde. Das Versagen, zB Angst vor der konsequenten Kommunikation der wiss. Wahrheit, trifft jedoch ebenfalls Grüne Führungskräfte. Es brauchte erst Kinder und Jugendliche. Und auch diese sollten wie üblich vergleichsweise mundtot gemacht werden.

    • @hinnerk untiedt:

      Da ich ein Menschenfreund bin, wünsche ich Ihnen und auch den drei Kandiaten von Herzen, dass Sie sich



      NIE fühlen müssen, wie Schmidt im "Deutschen Herbst". Und verbale Abrüstung ist eigentlich nicht angesagt, wenn man der Drohung gegenübersteht, in genau diese Situation gebracht zu werden - ganz gleich, welche Opfer die Erpresser bereit sind zu bringen, um die Situation herzustellen.

      • @Normalo:

        Das sie ein "menschenfreund" sind darf, nein muss bezweifelt werden. Wieso fühlen sie sich von den hungerstreikenden derart bedroht?

        • @hinnerk untiedt:

          Sofern hinter "NORMALO" seit Jahren die selbe Person steckt, kann ich behaupten, dass es sich um einen schlichten Menschen handelt, dem simple "Werte" wie z.B. das "Sich-definieren-über-materiellen Besitz" u.ä. und feiste Bequemlichkeit erstmal das Wichtigste sind. Und alles was diesen Lebensentwurf stören könnte, wie z.B. konsequenter Klimaschutz, sieht dieser Mensch als Bedrohung, wie circa mind. 50-70% der Menschen in Westeuropa über die über 45 Jahre alt sind.



          Sie wollen in Ruhe ihre Kreuzfahrten, Flüge und faulen PKW-Fahrten machen und jeden Tag Billig-Fleisch konsumieren. Normalo ist nur ein Freund von sich selbst und andere die er als ähnlich wahrnimmt duldet er/sie/es.



          Andersdenkende sind ihm/ihr schlicht egal.

          • @tsitra:

            "Sofern hinter "NORMALO" seit Jahren die selbe Person steckt,..."

            Das tut sie selbstverständlich nicht. Wir sind eine - natürlich leidenschaftlich korrupte - Task Force von ausgebildeten Cyber-Einzelkämpfern (echte Kollektive sind uns zuwider) aus der geheimen "Gordon-Gekko-Akademie für angewandte Kaltherzigkeit", rekrutiert bei den JuLis und der JU und großzügig bezahlt von der INSM. Zur Tarnung tauschen wir regelmäßig untereinander unsere Ralph-Lauren-Cappies aus, damit niemand erkennen kann, wer gerade an der Tastatur sitzt. Und wir fahren alle als Zweitwagen noch einen Porsche, falls der erste gerade mal vom Personal zur Tanke gebracht werden muss...

            :-)

        • @hinnerk untiedt:

          Ich weiß nicht, wie es Ihnen ginge, wenn ein anderer Mensch Sie absichtlich in eine Situation brächte, wo Sie entweder Menschen sterben lassen oder wichtige, für eine Vielzahl Menschenleben relevante Prinzipien verraten müssten. Mir jedenfalls ginge das menschlich an die Substanz. Ich habe im Beruf genug Entscheidungen zu treffen, wo ich Menschen wirtschaftlich über die Klinge springen lassen muss, um anderen den Job zu retten. Wenigstens leben am Ende Alle noch, aber es tut mir trotzdem jedesmal für diese Menschen weh und erzeugt ein Versagensgefühl, jemandem sagen zu müssen, dass man sich notgedrungen gegen seine (gegebenenfalls existenziellen) Interessen entschieden hat.

          Nur weil man sich ein Urteil bilden kann, welches die richtige Entscheidung in so einem Dilemma ist, und sich auch ein Stückweit von der Verantwortung für seine Schaffung freisprechen darf, ist es doch eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Die fällt noch schwerer, weil es nicht um eine eigene "Erkrankung" geht sondern eine, die man Anderen antut. Wer nicht verstehen kann, was an dieser Situation - dann dazu noch eine auf Leben und Tod - für den Entscheider bedrohlich wirkt, der sollte nicht darüber urteilen, ob Andere Menschenfreunde sind oder nicht - milde ausgedrückt.

          • @Normalo:

            Nach ihren umfänglichen nebelwerfereien sei erinnert:



            Man redet nur von 'erpressung' um einen vorwand für 's nichtstun zu konstruieren. Da kann man dann jede menschliche regung 'abstellen'. Junge, verzweifelte menschen sterben zu lassen wird zur 'rechtsstaatlichen' notwendigkeit. Sie klopfen sich auf die schultern und fühlen sich insgeheim ein wenig wie Helmut Schmidt im sog. deutschen herbst.

            Und zu ihrem satz "Wer nicht verstehen kann, was an dieser Situation..." Oh, grosser, weis(s)er Normalo. Wie tief ihr mich erkannt habt. Meine wenigen zeilen und ihr blickt tief in meine seele.

            Ich bin jedenfalls von herzen froh, dass die meisten der jungen menschen sich für 's weiterkämpfen & weiterleben entschieden haben.

            • @hinnerk untiedt:

              "Oh, grosser, weis(s)er Normalo. Wie tief ihr mich erkannt habt. Meine wenigen zeilen und ihr blickt tief in meine seele."

              Sie haben doch die Frage gestellt, was daran bedrohlich sein soll. Ich hätte es halt normaler gefunden, wenn Ihnen das von selbst klar gewesen wäre - zumal Sie sich ja offenbar auch für einen großen Experten und Ferndiagnostiker in Sachen menschenfreundlicher



              Grundeinstellung halten...

              "Ich bin jedenfalls von herzen froh, dass die meisten der jungen menschen sich für 's weiterkämpfen & weiterleben entschieden haben."

              Ich auch.

          • @Normalo:

            Die Erzählung, es würden "Prinzipien", überlebensrelevante, verletzt, ist doch unlogisch, "hermeneutischer" Unsinn. Welche Prinzipien sollen das denn sein?! Das Zuwenden zu diesen für Dritte völlig ungefährlichen Leuten ist mit der Kritik, wenn man so möchte, wie diese Aufmerksamkeit erzeugt wurde objektiv möglich und verhältnismäßig. Eher, Sie müssen natürlich nicht, sehe ich im Nichtbeachten dieser Menschen die Botschaft, dass das Leben (von Mensch und Tier) nicht zählt, wenn es im Ergebnis um Kapitalinteressen geht. Ich wünschte mir, dass die Öffentlichkeit und die Presse dies stärker skandalisieren würden.

            • @Gerhard Krause:

              Das Prinzip, dass die Politik sich nicht erpressen lässt, rettet ultimativ Menschenleben. Denn ließe sie sich erpressen, müsste sie das entweder jedesmal wieder machen (egal was der jeweilige Erpresser will), was katastrophale politische Konsequenzen hätte, oder es müssten Menschen sterben bei späteren Versuchen, eine einmal erfolgreiche Erpressung für die eigenen Zwecke zu duplizieren. Das können weitere Hungerstreiks oder sonstige Selbstschädigungen sein, aber auch Geiselnahmen etc..

              Im Zweifel sind die menschlichen Kosten höher, je öfter man eingeknickt ist, weil jedes einknicken bei entsprechend von ihrer Sache überzeugten Menschen ein überproportionales Maß an gegenteiligeer Überzeugung braucht, um sie von dem Gedanken abzubringen, SIE und IHR Anliegen seien es aber allemal wert, noch ein weiteres Mal umzuknicken. Sie merken es doch hier im Forum: Die meisten, die sich der Forderung aus der Artikelüberschrift anschließen, tun das nicht, weil sie es ok finden, wenn Politik sich erpressen lässt, sondern weil sie auch die Sache der Hungerstreikenden für so wichtig halten, dass man dafür mal die Prinzipien Prinzipien sein lassen könnte.

              Insofern ist aus meiner Sicht die einzig richtige Reaktion auf seo einen Hungerstreik: "Ja, liebe Leute, NATÜRLICH ist mir Klimagerechtigkeit ein Hauptthema. Aber das ist sie auch, ohne dass ich bei Euch den Kotau vor der Gewalt der suizidalen Selbstgewissheit mache. Also mache ich den auch nicht."

              • @Normalo:

                Wenn Sie dieses Prinzip in dem von Ihnen wohl gemeinten Sachverhalt (Hungerstreikende mit Wunsch nach Aussprache vs. ggf. Terrorismus, ggf. Gefangenenfreipressung pp.), dann sollten Sie hoffen, dass sich "Wikivroni" nicht Ihre Doktorarbeit vornimmt, oder zumindest das zweite jur. Staatsexamen zurückgeben. 😉 Herzliche Grüße

                • @Gerhard Krause:

                  Es geht hier nur sehr begrenzt um justiziable Handlungsmaximen. Das Verfassungsrecht lässt der Politik in den meisten Fällen einen Gestaltungsspielraum. Insofern ist nicht jede politische Handlungsweise automatisch nicht verfassungsrechtlich gedeckt, weil sie von einer ausgeurteilt gedeckten Sachlage abweicht. Im Übrigen hat das Verfassungsgericht immer noch einen gehörigen Respekt vor der Eigenverantwortung des Individuums sowie der Einhaltung des demokratischen Prozesses und dürfte wohl bei Selbstgefährdung zur Umgehung des demokratischen Gleichheitsgrundsatzes extrem große Hürden aufbauen, um eine Verhinderungspflicht anzunehmen. Die Kanzloerkandidaten werden hier auch nicht als Teil der Staatsgewalt sondern als politisch handelnde Individuen "in Anspruch genommen". Ob man da überhaupt mit öffentlich-rechtlichen Pflichtenerwägungen kommen kann, ist einigermaßen zweifelhaft. Als unterlassene Hilfeleistung wird man ein Hartbleiben in diesem Fall jedenfalls schwer angeklagt bekommen. Dazu sind die Streikenden nicht hilflos genug.

                  In meinem Posting ging es aber auch eh nicht um Jura sondern die REALEN mittel- und langfristigen Folgen des Umgangs mit jeder Form von persönlicher Druckausübung auf Politiker, dem druckausübenden Meinungsträger Zugang zu politischen Entscheidungsprozessen zu gewähren. Und ja - Hungerstreik und Geiselnahme sind nicht dasselbe, und EIN Hungerstreik, der in einem Nachgeben der Politik endet, wäre an sich kein Problem. Aber wenn einmal klar ist, dass das Konzept funktioniert, wird es Nachahmer geben, die ihre jeweilige Sache für mindestens genauso wichtig halten und daher erst recht meinen, dass die Politik für sie ein offenes Ohr haben müsste, wenn sie mit so einer Aktion auf sich aufmerksam machen und mit ihrem eigenen Tod drohen, sollte man ihrem Willen nicht folgen. Einmal eingerissen, ist diese Mauer nur sehr schwer - und im Extremfall opferreich - wieder aufzubauen.

  • 3G
    32533 (Profil gelöscht)

    Um auch hier ein wenig Sachlichkeit zu ihrem Recht zu verhelfen: seit den Tagen von Max Weber gibt es den Begriff der "Verantwortungsethik".

    Wenn ich als erwachsener Mensch mich zu einer Aktion wie dieser entschließe, so ist dies legitim. Dazu gehört aber auch, die Verantwortung dafür zu übernehmen.

    Verhalten hat Auswirkungen. Nach außen UND NACH INNEN. Die Not, in der sich die Streikenden befinden, ist eine selbst verursachte.

    Eine kleiner Rückgriff auf das Thema Kriegsdienstverweigerung in den Anfängen dieser Republik: Mit einem Hungerstreik bis zum Selbsttod hätte jeder KDVer seinem Anliegen und sich selbst einen Bärendienst erwiesen.

    Ein anderer Aspekt ist die Frage der inneren Konflikte. Auch da hielte ich es für unklug, Suizid als Warnung vor den zukünftigen Bedrohungen einzusetzen.

    • @32533 (Profil gelöscht):

      Die Not ist die Klimakrise. Der Hungerstreik ist ein Symbol dafür.

      Und fatalerweise reagiert die Politik auf den Hungerstreik genau wie auf die Klimakrise: Durch aussitzen und meckern.

      Aber das Klima wird nicht aufgeben. Die Klimakrise bringt Hunger, aber nicht für sich, sondern für Menschen. Und die dann Betroffenen werden nicht vor ihrem Tod abbrechen können.

      Das ist Sachlichkeit, und sie fehlt den Entscheidungen zum Klima seit langem.

    • @32533 (Profil gelöscht):

      Der Punkt ist nachvollziehbar. Für mich steht jedoch dagegen, dass sich der Hungerstreik, den ich nicht als Suizid (vollendetes Handeln) zu sehen vermag, als Form humanen Protestes und solcher Symbolik etabliert hat. Ist ja nun doch schon anders, als das Zünden von Sprengkörpern, oder?

  • Sorry, aber das beste, was den Hungerstreikenden geschehen kann, ist nicht ein Gespräch mit irgendwem, sondern dass sie einsehen, dass die Drohung mit Selbstschädigung kein Mittel demokratischer Politik ist - und wieder anfangen zu essen. Sie sind denkende Menschen; das ist sicher der Grund, warum sie ihre Anliegen für so wichtig halten, sollte aber auch der Grund sein, dass sie den eingeschlagenen Weg zu ihrer Verfolgung auch wieder ad acta legen.

    Und es bleibt eben dabei: Politik darf sich nicht erpressbarer machen, als sie es eh schon ist. Insofern sollte klar sein, dass die Kanzlerkandidaten sich den Schuh, SIE seien für das Schicksal der Hungerstreikenden verantwortlich, nicht anziehen können.

    Es ist auch egal, ob Rechte, Linke, Obere oder Untere, Morgige oder Gestrige auf die Idee kommen könnten, wenn es für Klimagerechtigkeit klappt, klappt es auch für IHR jeweiliges Anliegen: Hungerstreik ist eine im wahrsten Sinne des Wortes ungesunde Protestform. Zu der sollte man NIEMANDEN animieren.

    • @Normalo:

      > "Und es bleibt eben dabei: Politik darf sich nicht erpressbarer machen, als sie es eh schon ist. Insofern sollte klar sein, dass die Kanzlerkandidaten sich den Schuh, SIE seien für das Schicksal der Hungerstreikenden verantwortlich, nicht anziehen können."

      Aber sicher! Die Politiker sind einzig und allein RWE & Co verpflichtet! Wo kämen wir hin, wenn die zugunsten der jungen Leute die Unternehmen verraten, die sie mit Geld zuscheißen!

      • @jox:

        Politiker sind - wenn man mal unterstellt, dass sie nicht total korrupt sind (in welchem Fall die ganze Diskussion hier sich erübrigen würde) - ALLEN Wählern verpflichtet, nicht speziell denen, die Ihnen mit besonders wüsten Drohungen auf die Pelle rücken, was sie sich (oder, je nach Konstelation, Anderen) antun werden.

        Am Ende geht es - das dürften auch die beiden Aktivisten exakt so sehen - um weit mehr als zwei Menschenleben. Und DAS ist der Maßstab, der an politische Entscheidungen zu legen ist, nicht was zwei einzelne Menschen meinen - egal, wie aufopferungsvoll sie sich Gehör verschafft haben.

      • @jox:

        Oh, ich vergaß meine Belege. Sorry, hier sind sie:

        www.youtube.com/watch?v=Ljcz4tA101U

        www.youtube.com/watch?v=3Ya7pEDndgE

        Hauptaussagen:

        1. Die Altparteien, insbesondere die CDU, zerstört mit ihrer Politik bewusst das Klima

        2. Parteien und Abgeordnete bekommen eine riesige Menge Gelder von Firmen ohne erkennbare Gegenleistungen, die letztlich Korruption sind. Insbesondere bei der CDU bekommen reihenweise Abgeordnete Zuwendungen von RWE.

        Nicht sehr tröstend übrigens: Auch die Grünen bekommen mehr und mehr Geld von Firmen. Auch wenn das sicherlich längst nicht das Ausmaß hat wie bei der CDU.

        Also, wenn CDU-Politiker sagen, sie wollen sich nicht ungebührlich von Klimaschützern beeinflussen lassen, wem haben sie sich dann offensichtlich verpflichtet? Hm?

    • 3G
      32533 (Profil gelöscht)
      @Normalo:

      Wohl wahr.

      Hier halte ich politische Fragen für nachrangig. Mehr. siehe meine anderen Erwiderungen zum Thema.

  • Der Umstand, dass Politiker vor der Wahl den Streik als Erpressung bezeichnen, zeigt dreierlei:

    1. Sie behaupten, die Aktion sei nicht angemessen angesichts der Schwere und Tragweite der Klimakrise.

    2. Sie behaupten, es sei nicht absolut dringend, tatsächlich effektiv zu handeln.

    3. Sie sagen, dass ihre Wähler das Problem gerade nicht als so wichtig und dringend ansehen oder ansehen sollten, dass es sie unter Handlungszwang setze.

    Und ich denke, beim dritten Punkt liegt der Hase im Pfeffer. Die Mehrheit der Menschen tut sich immer noch schwer damit, ein Problem zu verstehen, das

    - einerseits bei fehlender angemessener Reaktion droht, unsere Wirtschaft und auch unsere Zivilisation zu zerstören und

    - einerseits seine vollen Auswirkungen erst in Jahrzehnten bis hin zu über 100 Jahren entfaltet

    - und andererseits ein sofortiges, drastisches Umsteuern erfordert.

    Das ist, denke ich, selbst für Menschen mit guter Allgemeinbildung nicht so einfach zu verstehen.

    Die Spitzenpolitiker wissen das - Klimaforscher wie Schellnhuber und James Hansen weisen seit Jahrzehnten auf das Problem hin und Schellnhuber hat schon seit 1995 Frau Dr. Merkel als Umweltministerin direkt beraten. Man kann Schellnhuber auch nicht vorwerfen, dass er da ein Blatt vor den Mund nähme. Nochmal dieses Video von ihm mit den Kipppunkten:

    www.youtube.com/watch?v=sRQMm7joLlg

    Aber die Mehrheit hat das noch nicht realisiert.

    Und hier ist vielleicht eine Schwierigkeit der Aktion: Die Fridays For Future Demos richten sich von vielen informierten Aktivisten an informierte Politiker.

    Die Proteste von Extinction Rebellion richten sich stärker an die Öffentlichkeit, um auf die inzwischen absolute Dringlichkeit einer Reaktion hinzuweisen. In London z.B. war das auch erfolgreich.

    Der Hungerstreik spielt da ein wenig über Bande: Er adressiert die Politik, indem er Druck erzeugen will über die leider noch bei Weitem nicht ausreichend informierte Öffentlichkeit.

    • @jox:

      Um noch mal auf den Punkt zu bringen, warum eine so schnelle und tiefgreifende Reaktion auf das Klimaproblem notwendig ist:

      1. Das Klimaproblem ist, anders als die meisten anderen Umweltprobleme, praktisch irreversibel - man bekommt das CO2 leicht und "billig" in die Atmosphäre rein, aber nicht leicht und billig wieder raus.

      2. In den Ausmaßen, in denen wir Menschen nun die Atmosphäre verändern, wird das Klimasystem instabil. Das ist wie bei einem Organismus, bei dem Organe versagen. Es gibt Dominoeffekte, wo praktisch ein Element nach dem anderen umkippen wird. Und das sehen wir bereits.

      3. Da die Ozeane riesige Mengen Wärme speichern, ist das Klimasystem auch träge. Die schwersten Wirkungen werden erst in vielen Jahrzehnten offensichtlich werden. Gerade deswegen sind die Unwetterkatastrophen wie an der Ahr oder in Zhengzou so verstörend und alramierend: Sie sind *zu schnell*.

      4. Ein effektives Umsteuern erfordert ein grundlegendes Verändern unseres Wirtschaftens. Einiges kann oder muss sofort passieren, wie bei Tempolimits, unnötigem Flugverkehr, oder der Stromerzeugung durch Kohle. Im Fall von z.B. Gebäudeheizungen und Verkehrsinfrastrukturen benötigt das Jahrzehnte. Man muss sich mal rein tun, dass Flughäfen wie der BER praktisch die ultimativen Investitionsruinen sind. Aus diesen Dingern bekommt die Gesellschaft keinen müden Euro an Investition wieder raus. Im Grunde müssen wir die so schnell wie möglich abreißen, um das Schlimmste zu verhindern.

    • @jox:

      Der Vorwurf der Erpressung ist schlicht lächerlich. Vielleicht muss man daran erinnern, dass 1997 Bergarbeiter im Ruhrgebiet streikten und dabei die Autobahn besetzten:

      www.rf-news.de/rot...hr-in-den-revieren

      Und das war natürlich ein politischer Konflikt, aber eben kein Terrorismus.

      Ebenso war z.B. der Hungerstreik des russischen Dissidenten und Friedensnobelpreisträgers Andrei Sacharow ein letztes verbleibendes Mittel im Konflikt. Man kann sich vorstellen, dass der sowjetische Staat das als "Erpressung" bezeichnet haben mag, aber es war eben kein illegitimes Mittel.

      Der Vorwurf der Erpressung mag auch daher kommen, dass im aktuellen Fall viele Kommentatoren irrtümlich meinen, es sei noch viel Zeit, so dass den Protestierenden jede Menge andere Protestformen zur Verfügung stünden. Das ist aber faktisch falsch - nach dem UN Bericht und den IPCC Berichten haben wir noch etwa drei bis fünf Jahre, um ein außer Kontrolle geraten der Klimazerstörung halbwegs sicher zu vermeiden.

      Auch die Kommentare, die auf die Sorge um die Gesundheit der Streikenden abzielen, finde ich wo sie von Seiten von Politikern kommen, völlig fehl am Platz. Sicher, niemand möchte, dass diese jungen Erwachsenen sterben. Aber zum einen setzen diese sich ja gerade dafür ein, dass zahllose andere *nicht* aufgrund von Tatenlosigkeit der Politik sterben müssen.

      Zudem ist es auch so, dass bereits heute Menschen sich umbringen, weil sie aufgrund der ökonomischen Folgen des Klimawandels nicht weiter wissen, etwa Landwirte. Aus dieser Sicht erscheint mir die ausgedrückte Sorge von Seiten der Politik ein wenig zynisch.

      Schließlich ist es auch so, dass es immer wieder überharte Polizeieinsätze gibt gegen Aktivisten, die lediglich zivilen Ungehorsam leisten, zum Teil mit schweren Verletzungen, wie am Hambacher Forst oder bei der IAA in München. Das ist von der Politik ganz klar so gewollt, und kann nur als Repression bezeichnet werden.

  • Wenn ich das richtig verstanden hab, wurde ihnen von allen Dreien Gespräche angeboten. Halt nur nach der Beendigung des Hungerstreiks und nach der Bundestagswahl. Wenn es ihnen wirklich auf die Gespräche ankommt, warum machen sie dann noch weiter?

  • Der Tenor in dieser Kommentarspalte hier geht also in die Richtung, dass man lieber junge Menschen sterben lassen sollte, anstatt mit ihnen einfach zu reden.

    Das ist harter Tobak.

    Und außerdem, dann kommen die Nazis auch noch auf die Idee, einen Hungerstreik zu machen.

    Das ist ja schließlich eine ganz übliche Methode dieser Kreise.

    • @Jim Hawkins:

      Vergessen Sie nicht, dass wir gar nicht wissen, ein wie großer Teil der Kommentare bezahlte Propaganda ist.

      Drei kleine Beispiele hier:

      mail.gen-ethisches...aempftes-wikipedia

      lobbypedia.de/wiki/Burson-marsteller

      www.bund-rvso.de/m...kw-propaganda.html

      Davon sollten sie sich nicht an ihrem Glauben an die Menschheit erschüttern lassen. Ich hatte neulich das Vergnügen, einen Stapel FFF Plakate in Apotheken zu verteilen. Da merkt man schon, dass eine Menge Menschen erheblich hilfsbereiter, wacher und kritischer sind, als die Kommentare hier vermuten lassen. Das Problem beim Klima ist nur, dass echte Informiertheit bisher hinterherhinkt.

      Übrigens ist die Existenz von Propaganda durchaus kein Grund, nicht höflich und sachlich auf Kommentare mit unrichtigen Fakten oder Schlüssen zu antworten. Viele Positionen lassen sich ja recht einfach mit etwas Sachkenntnis widerlegen.

      Also solange es keine reinen Meinungs- und Stimmungsäußerungen sind.

      • 9G
        95820 (Profil gelöscht)
        @jox:

        "Vergessen Sie nicht, dass wir gar nicht wissen, ein wie großer Teil der Kommentare bezahlte Propaganda ist."



        Wer bezahlt Sie eigentlich? (scnr)

    • @Jim Hawkins:

      Der Tenor ist wenn überhaupt, dass besagte junge Menschen es primär selbst in der Hand haben, NICHT zu sterben, und dass es nicht die Aufgabe von Politik ist, so zu agieren, als läge diese Entscheidung nur bei ihr.

      Davon abgesehen könnten es natürlich auch andere als die Nazis sein, die als nächste auf so dumme Ideen kommen. Die Nazis dienen nur als wohlfeiles Gegenbeispiel, weil sich damit linke "Zweck heiligt die Mittel"-Denke aushebeln lässt.

      • @Normalo:

        Und was ist, wenn tatsächlich jemand sterben sollte?

        Sagt man dann: Selbst schuld?

        Es geht hier ja nicht um die RAF und um Helmut Schmidt, sondern um junge Menschen, mögen sie naiv sein, die offensichtlich so verzweifelt sind, dass sie möglicherweise ihren Tod in Kauf nehmen.

        • @Jim Hawkins:

          Naive junge Menschen haben keine Pressezelt, keine professionelle Öffentlichkeitsarbeit und keine Dauerberichterstattung in zahlreichen Medien. Diese jungen Menschen haben ältere Menschen hinter sich - und deren Aufgabe wäre es, sie an die Grenzen des Vernünftigen zu erinnern. Sollte jemand von dieser Gruppe ernsthaft Schaden nehmen, ist nicht eine der 3 Kandidaten schuld, sondern die Planer und Organisatoren der Aktion.

        • @Jim Hawkins:

          "Und was ist, wenn tatsächlich jemand sterben sollte?

          Sagt man dann: ´Selbst schuld´?"

          Ja wer soll denn sonst Schuld sein?

          Machen wir doch mal die Probe auf´s Exempel.

          Ich sage: "Überweise mir jetzt eine Million Euro oder ich springe von einem Hochhaus."



          Du sagst: "Nö... mache ich nicht."



          Ich springe tatsächlich.

          Wer ist nun schuld? Bestimmt Du, weil Du mir die Million nicht gegeben hast.^^

          Da wird doch kein Schuh draus...

        • @Jim Hawkins:

          "Sagt man dann: Selbst schuld?"

          Es wäre jedenfalls ganz objektiv unzutreffend, das anders zu sehen, oder?

          Ich bin halt kein Freund der paternalistischen Herangehensweise, die Entscheidungsfähigkeit des Individuums so weit zu infantilisieren, dass Politik, Gesellschaft etc. quasi allzuständig werden, um die Menschen vor sich selbst zu schützen. Ja, es ist ein Risiko, aber ich vertraue lieber in die Fähigkeit dieser beiden Menschen, noch rechtzeitig zu erkennen, dass sie genug gelitten und Alles erreicht haben, was mit dieser Aktion errechbar war - und diese daher auch nicht bis zum Äußersten durchziehen müssen. Und ja, das Risiko, dass ihnen das NICHT gelingt tragen eben diese beiden Menschen und damit - aus meiner Sicht - die Richtigen.

          Ich frage mal umgekehrt "Was ist, wenn...":

          ...jetzt die Erpressung fruchtet, die Politiker kurz vor dem Exitus der Streikenden doch noch einknicken und daraufhin 500 weitere Menschen für IHRE Anliegen die Nahrungsaufnahme einstellen? Die können dann nicht mehr alle gehört werden, und das merken sie erst, wenn kurz vor dem Exitus immer noch keine Polit-Promis vor ihnen stehen. Die Zahl der Todesopfer dürfte deutlich über 2 liegen. Hätte dann die Politik ihre Verantwortung besser wahrgenommen??

          • @Normalo:

            Es sieht ja jetzt eher danach auch, dass sich die Sache von selbst erledigt.

            Es sei denn, die beiden verbleibenden gehen tatsächlich auch in einen Durstreik.

            Ganz so nassforsch wie Sie kann ich die Sache, denkt man sie bis zu ihrem bitteren Ende, nicht sehen.

            Zum einen ist es immer schlimm, wenn Menschen sterben, zumal so junge, zum anderen wäre dann die Botschaft der Alten an die Jungen:

            "Wir lassen euch eher sterben, als dass wir mit euch reden."

            Auch wenn sich das "ganz objektiv unzutreffend" anhört.

            Es bleibt die Hoffnung, dass es nicht so weit kommt.

            • @Jim Hawkins:

              Aus meiner Sicht wäre es nur der vordergründig menschlichere - ergo der LEICHTERE - Weg, die Situation auf die Frage zu reduzieren "Was muss mensch tun, damit Politiker mit ihnen reden?" und entsprechend zu handeln. So könnte man sein Gewissen beruhigen und ein erfreuliche, volksnahe Message senden - aber leider keinen Staat machen.

              Das ist nunmal so, denn einmal den leichten Weg gegangen, MUSS ich damit rechnen, dass mir meine lieben Mitmenschen die nächste, ähnlich gedrechselte Gabelung auch prompt in den Weg stellen werden. Es geht den meisten um zuviel, als dass sie das auslassen würden. Ergo: Einmal MUSS dann jemand sterben, oder es findet kein Ende.

              Wir wählen und bezahlen Politiker unter anderem genau dafür, dass sie für uns die "dreckigen" Entscheidungen in moralischen Lose-Lose-Situationen treffen. Wer das von vornherein verhindern will, kann nicht von den Politikern das Unmögliche verlangen sondern nur hoffen, dass nicht Menschen solche Situationen mutwillig hervorbringen.

              Ergo: Was Ihre abschließende Hoffnung betrifft, bin ich selbstredend voll bei Ihnen - und ehrlich gesagt auch ganz guten Mutes, dass sie sich erfüllt.

              • @Normalo:

                Neulich habe ich eine Doku über FFF gesehen.

                Die Stars waren drin, aber auch viele andere Aktivistinnen und Aktivisten.

                Sie haben ein Jahr lang gerödelt, gemacht und getan, auf vieles verzichtet, die Schule schleifen lassen und so weiter.

                Sie haben sich mit ganzem Herzen und voller Elan engagiert.

                Sie wurden, zumindest die Prominenz, in Talkshows eingeladen, sprachen hier und dort mit wichtigen und auch unwichtigeren Politikerinnen und Politikern und hatten in ihren reinen und jungen Herzen das starke Gefühl, etwas zu bewegen, etwas erreichen zu können.

                Ein Jahr später, es ging ihnen allmählich die Puste aus, zogen sei ein Resümee.

                Und das war erschütternd. Das Thema war und ist auf der Agenda, das schon, aber dennoch hat sie das starke Gefühl, eigentlich nichts erreicht zu haben.

                Sie wussten jetzt, dass das Gerede der Politiker nicht viel zu bedeuten hat, sie dachten, naiv im guten Sinne, wie sie waren, sie rennen offene Türen ein.

                Vielen dämmerte, dass das alles eine hässliche und hartleibige Sache ist und warfen die Flinte ins Korn.

                Das, was wir da in Sichtweite des Bundeskanzleramtes sehen, ist wohl auch eine Reaktion darauf.

                Verzweifelte junge Leute neigen eben manchmal zu extremen Reaktionen.

                Da könnten uns noch ganz andere Nummern ins Haus stehen.

                • @Jim Hawkins:

                  Ich weiß was Sie meinen, und wenn ich meine, dass Politiker sich nicht erprssen lassen dürfen, dann heißt das nicht, dass sie die Aktion ignorieren können. Tun sie ja hoffentlich auch nicht. Natürlich sind solche Hungerstreiks ein Signal, dass der Druck auf dem Kessel steigt, und da ist die Politik gefragt, mehr zu tun, als die Sache auszusitzen.

                  Nur mein eich mit "die Sache" die Klimaprobllematik und nicht den Hungerstreik. An der etwas zu tun ist nicht dasselbe, wie den Forderungen der Streikenden nachzugeben, nur weil die entschlossen erscheinen, sich selbst die Gesundheit zu ruinieren, um ihre Vorstellungen umzusetzen. Eher sollte man sich, soweit ihre Vorstellungen vernünftig sind, sogar tendenziell auf ANDERE sinnvolle Maßnahmen konzentrieren, bis die von den Streikenden geschaffene Drucksituation vom Tisch ist.

    • @Jim Hawkins:

      Präzedenz ist nun mal Präzedenz.

      Tatsache ist: da wird für einen Klima-Bürgerrat gestreikt.

      1. Es gab gerade erst einen Klima-Bürgerrat.

      2. Ein Klima-Bürgerrat ist keineswegs der absolut einzige Weg, um die Klimakatastrophe aufzuhalten. Mithin ist es nicht ersichtlich, warum man für ihn sterben sollte.

      3. Wenn der Klima-Bürgerrat nun nicht entschiede, wie diese Menschen es wollen - was tun sie dann? Streiken sie noch mal? Und warum dann überhaupt einen Bürgerrat? Da wäre es doch ehrlicher, einen Hungerstreik durchzuführen, um selbst diktatorische Vollmachten zu erhalten und Deutschlands Klimapolitik gleich ganz allein zu exekutieren.

      Sorry, aber all das klappt irgendwie hinten und vorne nicht und scheint nicht wirklich durchdacht.

  • Der Rechtsstaat frisst seine Kinder - egal ob beim Autobahnbau der A49 im Danni, im Hambi, in der Niederlausitz oder ... Ist erst einmal etwas beschlossen, wird es auch durchgezogen - so die Rechtsstaatslogik. Demokratischer Beschluss ist Beschluss. Versuche, dies mittels Blockaden zu verhindern, sind undemokratisch. Auch Hungerstreiks gefallen Rechtsstaatsfans ganz und gar nicht. Rechtsstaatlich muss es sein, auch wenn dadurch die Lebensgrundlagen untergraben werden. Dumm ist bloß, dass mit kaputter Lebensgrundlage auch die Staatsbürger*innen kaputt gehen, die den Rechtsstaat am Leben halten. Damit dürfte dann auch der Rechtsstaat kaputt gehen. Ach, Mensch, Rechtsstaatsfans haben es nicht nicht so leicht. ;-)

    • @Uranus:

      > "Rechtsstaatlich muss es sein, auch wenn dadurch die Lebensgrundlagen untergraben werden"

      Ich bezweifele, dass ein wirklicher Rechtsstaat, wie ihn das Grundgesetz entwarf, die Lebensgrundlage der zukünftigen Generation untergraben darf. Allerdings lässt das ein Fragezeichen, in was für einer Gesellschaft wir eigentlich leben - denn es ist ja klar, dass die Klimazerstörung letztlich nur ganz wenigen Unternehmen und ihren Eigentümern zugute kommt.

      Aber halt, hier darf man nicht weiter denken, sonst würde man womöglich gar am Kapitalismus zweifeln.

      • @jox:

        Da haben Sie nicht Unrecht. Theoretisch und im Ideal wäre es womöglich so. Bloß hat das rein gar nichts mit der Realität zu tun, wie Sie dann ja weiter ausführen. Aber das wird kaum von jenen Rechtsstaatidealist*innen kritisiert oder angemahnt. Noch dazu sind deren favorisierte Mittel zumeist zu langwierig - Klagen, Parteigründung, Wahlen ... sind abhängig von teils konservativen Richter*innen, Parteien werden korrumpiert/konformistisch bzw. drohen dies zu werden usw. - und damit unpassend. Dennoch beharren Sie darauf, was mir in der Folge recht destruktiv erscheint, da so die schnell benötigten, radikalen Lösungen erschwert werden. Deswegen erscheint mir der Begriff "Rechtsstaatfans", abgeleitet von Fanatiker*innen, im Sinne von verblendet, schon zutreffend.

  • Verstehe nicht, warum Annalena, Greta und Luisa sich dem Hungerstreik nicht anschließen. Und hungergegestreikt werden sollte so lange, bis das 1,5 Grad Ziel erreicht wurde, also mindestens bis 2030.

  • Es ist Aufgabe der Eltern und des Umfeldes, die Leute zur Vernunft zu bringen, nicht der 3 Kandidaten. Die haben sich verrannt und offenbar eine völlig falsche Vorstellung von Politik.

  • Idee: Hungerstreik zur Beendigung der Corona-Maßnahmen.

    • @luke5strings:

      Tun Sie sich keinen Zwang an. Ich schlage dann vor für Sie einen Empfang in einem geschlossenen Raum mit vielen Leuten unter 0 G-Bedingungen zu organisieren, die vorher eine Woche kreuz und quer Parties gefeiert haben und Öffis genutzt haben - natürlich ohne Einhaltung von AHA-Regeln ;-)

  • Und wenn dann irgendwelche rechten Vollidioten in den Hungerstreik treten, um ein Gespräch mit der Regierung hinsichtlich der Flüchtlingspolitik zu erzwingen? Ist das dann auch legitim? Muss DA dann nicht auch das Menschenleben vor dem Nachgeben der Erpressung stehen? Man sollte nicht nachgeben, egal wie nobel der Grund sein mag…

    • @Gregor von Niebelschütz:

      Die Politik hat gegenüber Rechten doch bereits ständig nachgegeben. Warum sind bspw. immer wieder Pogrome und Asylverschärfungen möglich? Warum sollten Rechte von ihrer Taktik der Hetze, Angriffe und Einschüchterung - quasi "Schädigung" Anderer - auf Selbstschädigung/tötung ausweichen, wenn ersteres offenbar recht erfolgreich ist?

      • @Uranus:

        Hier geht es doch ums PRINZIP, nicht den Inhalt! Eine wehrhafte Demokratie lässt sich nicht erpressen, egal von wem, egal wegen was.

      • @Uranus:

        Zu den Asylverschärfungen fragen Sie Oskar Lafontaine von der Linkspartei. Er war seinerzeit maßgeblich für den sogenannten Asylkompromiss zuständig.

  • Dieses Gespräch wäre eine einfache menschliche Geste. Wer an vorderster Front die Gesellschaft vertritt, und behauptet, den Ernst der Lage zu verstehen, sollte damit keine Schwierigkeiten haben:



    Die Hungerstreikenden verstärken nur die gestrige Botschaft Antonio Guterrez', des Sekretär der Vereinten Nationen. Sie sagen nichts anderes, auch ihre Forderungen sind demokratisch und pragmatisch.



    Das Einzige, was beim Klimathema eine Erpressung darstellt, ist die objektive Dringlichkeit des Handelns, also die Zeitfrage, die damit zusammenhängt, dass Klimagase akkumulieren und sich erst nach 120 Jahren (etc.) auflösen. In diesen Prozessen gibt es einen point of no return, an dem jegliche menschliche Intervention ihren Einfluss verliert.

    • @Ataraxia:

      Sorry, aber mitgefangen - mitgehangen.



      Nach demokratischen Entscheidungen dann noch eine Extrawurst zu erhungern, heißt doch nur: "Ich habe mehr recht als Ihr."



      Nichts ggn. Hungerstreik, aber diese aktuelle Kontruktion sagt mehr über die jungen Leute, als über die Politik.

  • Schliesse mich dem Aufruf im Artikel an.

  • Und wenn ich im Hungerstreik fordere, daß die drei Kandidaten miteinander Polka auf dem Brandenburger Tor tanzen..... müssen die das dann auch machen, weil es um Menschenleben geht?

    Demokratie sollte sich NIE und unter KEINEN Umständen erpressbar machen.

    • @F. Tee:

      Ist es denn Erpressung? Wo ist die Nötigung, der angedrohte Schaden?



      de.wikipedia.org/wiki/Erpressung

      • RS
        Ria Sauter
        @Uranus:

        Wenn du nicht tust was ich sage, bringe ich mich um.



        Das ist keine Erpressung?

        • @Ria Sauter:

          ... nicht für viele Politiker*innen, so zynisch, wie sie mir im allgemeinen erscheinen. ;-) Die Fahren ihren Zynismus ja einfach weiter. Machen bspw. Wahlkampf mit Programmen, die unkonkret sind bzw. Klimaziele verfehlen.

      • @Uranus:

        Die potentielle Verantwortung für die Gesundheit und die Leben der Streikenden, wie sie dieser Artikel selber anspricht.

  • RS
    Ria Sauter

    Erpressung geht nicht!



    Das ist dann ein Fass ohne Boden!+



    Wenn die Erpressung Erfolg hat, hoffe ich auf eine Aktion der Armutsrentner;innen. Da wäre ich auch dabei.

    • @Ria Sauter:

      Schöne Ironie! ;-D

  • Es ist ja nicht die Bitte nach einem Gespräch.

    aus vorherigen Artikeln:



    " ..verlangen sie die Einsetzung eines Bürgerrats, .."



    "..Die Hungerstreikenden wiesen vergangene Woche das [Gesprächsangebot, einzeln, nicht öffentlich] Angebot zurück..."

    dh absolut keine Kompromissbereitschaft und nicht realisierbare Forderungen durch KandidatInen.

    Das ist, bei aller Notwendigkeit der "Klimawende", kein Mittel in einer Demokratie.

    • @fly:

      Na, dann können wir ja beruhigt zur tagesordnung zurück. Wir sind schliesslich seit langem geübt darin mit den widersprüchen des alltags zurechtzukommen. In almería schuften arbeitssklaven für billiges gemüse, in bangladesch verbrennen textilarbeiter*innen, im mittelmeer ertrinken flüchtende. Warum sollen wir uns von den jungen menschen im spreebogenpark rühren lassen?

      Danke Lena Wrba für den appell an die drei bun­des­kanz­ler­kan­di­da­t*in­nen.

      • @hinnerk untiedt:

        Drücken wir es mal so aus: Das Schicksal der vielen wirklich unschuldig Leidenden sollte jedenfalls allemal wichtiger sein, als die willkürliche Entscheidung von ein paar besonders von ihrer Sache überzeugten Individuen, sich selbst für ihr politisches Anliegen als Geisel zu nehmen.

        WIE wichtig, ist in einer Demokratie primär eine Entscheidung ALLER Wähler - die rein zufällig in ein paar Tagen ansteht. Wenn der Hungerstreik im Hinblick darauf Menschen aufgerüttelt und vielleicht auch hier und da ein Umdenken verursacht hat, dann dürfte das die Sache auch entsprtechend voranbringen. Dafür bedarf es aber nicht des Todes der Streikenden. Das sollten die auch erkennen können.

      • @hinnerk untiedt:

        Es gibt tausend Gründe, für die man in einen Hungerstreik treten kann. Wo soll das aufhören, wenn man einmal damit anfängt? Die Leute brauchen ein Gespräch, ja! Aber mit einer professionellen Hilfe. Anscheinend befinden sie sich in einer psychischen Ausnahmesituation. Das sollte man wirklich erst nehmen.

        Und eine kleiner Hinweis zur Schreibweise:



        Bundeskanzler*innenkandidat*innen.



        Danke! :)

        • @Rübenzahl:

          Wenn schon, dann "Bundeskanzler:inkandita:innen", da nur eine Person zum/zur Kanzler:in gewählt wird!

          Aber, um nicht nur rumzublödeln:

          Danke an Hinnerk und Jox für euer Engagement hier!

        • @Rübenzahl:

          Zu viele Menschen bestreiken schon lange die zwingend nötigen Veränderungen zur Abmilderung des Klimawandels. Ist das auch eine psych. Ausnahmesituation und Bedarf professioneller Hilfe?

        • @Rübenzahl:

          Man merkt, im land hat die rübenkampagne begonnen.

          Statt sich von den jungen menschen vor dem reichstag anrühren zu lassen schwurbeln die aus dunkler erde befreiten rüben von präzedenzfällen und den abertausend anderen. Nach dieser logik ist er richtig das flüchtende im mittelmeer ertrinken. Leider ist dies tatsächlich die haltung der EU.

          • 9G
            95820 (Profil gelöscht)
            @hinnerk untiedt:

            „Nach dieser logik ist er richtig das flüchtende im mittelmeer ertrinken.“



            Gerade bei ihrem großen Engagement hier sollten Sie auf Logik achten. Ertrinkende können sich nicht selbst retten. Hungerstreikende können wieder beginnen zu essen und zu trinken.



            Ich verfolge die Situation in Berlin mittlerweile mit großer Sorge, und ich wiederhole meine Hoffnung, dass eine Person mit Reputation aus dem nicht-politischen Bereich die jungen Menschen zur Beendigung ihrer Aktion bewegen kann. Die Bewegung braucht sie. Lebend.

  • Wenn bei Laschet ein Querdenker die Bühne stürmt, muss man dem zuhören. Is klar.