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Habecks Versprecher bei MaischbergerMehr Insolvenzen, mehr Aufregung

Der grüne Wirtschaftsminister verheddert sich in einer Talkshow. Fakt ist: Insolvenzen nehmen zu, eine Bankrottlawine ist das nicht.

Manche Tätigkeiten „werden später vielleicht wieder aufgenommen“, Wirtschaftsminister Habeck

Berlin taz | Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) steht sowieso unter Druck – wegen der teilweise vermurksten Gasumlage, und weil er die Atomkraftwerke nicht am Netz lassen will. Nun hat er sich in der Talksendung von Sandra Maischberger am Dienstagabend auch noch über die Gefahr von Firmenpleiten verplappert.

Habeck versuchte zu erklären, was in einer Bäckerei passiert, wenn die Energiekosten steigen und dadurch die Brötchen teurer werden. Der Betrieb leide dann unter der „Kaufzurückhaltung“ der Kund:innen. Habeck weiter: „Dann sind die nicht insolvent, aber hören vielleicht auf zu verkaufen.“ Das sei doch gleichbedeutend mit Pleite, hakte Maischberger nach.

Der Minister versuchte sich zu retten: Manche Tätigkeiten „werden später vielleicht wieder aufgenommen“. Es folgte Häme im Netz über den vermeintlich ahnungslosen Wirtschaftsminister. Unionsfraktionschef Friedrich Merz machte sich am Mittwoch im Bundestag über Habeck lustig.

Hinter der hellen Aufregung steckt indessen die Frage: Sind wegen der Energieinflation viele Firmen von Insolvenz bedroht, und rollt da eine Bankrottwelle auf uns zu? Am Dienstag meldete etwa der Schuh- und Textilhändler Goertz Insolvenz an. 1.800 Beschäftigte in 160 Filialen sind in Gefahr. Die Geschäftsleitung glaubt allerdings, dass die Firma überlebt. Ähnliches war in der vergangenen Woche vom Toilettenpapier-Produzenten Hakle zu hören.

Trendwende im Insolvenzschutz

Im August lag die Zahl der Firmenpleiten erstmals über den Werten der beiden vergangenen Jahre. Über 700 Personen- und Kapitalgesellschaften mit gut 5.000 Stellen begaben sich unter Insolvenzschutz, wie Steffen Müller vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) berichtet. Der Ökonom hält das für eine „Trendwende“.

Die Gründe liegen in der Energieinflation, aber auch in teureren Vorprodukten, beispielsweise aus China. Weil die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen anhebt, steigen außerdem die Finanzierungskosten der Unternehmen für Investitionen. Hinzu kommen die höheren Ausgaben für Löhne. „Die Insolvenz­zahlen zeigen, dass viele Unternehmen mit dauerhaften Kostensteigerungen rechnen, die ihr Geschäftsmodell unrentabel werden lassen“, erklärt Müller gegenüber der taz. Für die kommenden Monate erwartete er „zunehmende Zahlen“.

Im August lag die Zahl der Firmenpleiten erstmals über den Werten der beiden vergangenen Jahre

Ökonom Klaus-Heiner Röhl vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln sieht es ähnlich: „Zu befürchten ist eine Pleitewelle“, sagt er der taz. Empirische Belege gebe es dafür zurzeit aber noch nicht. Vom Industrieverband BDI heißt es, für ein Drittel der Firmen gehe es um die Existenz.

Auch während der Pandemie war eine Insolvenz-Lawine befürchtet worden, sie kam jedoch nicht. Im Gegenteil: Die Zahl der Bankrotte sank. Der Staat zahlte Unternehmen Kostenzuschüsse in Milliardenhöhe, die wohl auch Pleiten von Betrieben verhinderten.

Habeck: „Wir arbeiten an Unterstützungsprogrammen“

Und nun? „Die Hilfen für Unternehmen, die die Regierung bis jetzt plant, reichen nicht“, sagt Röhl. Aktuell will der Staat gezielt den Unternehmen helfen, die hohe Energiekosten haben und im internationalen Wettbewerb stehen. Die meisten Firmen, etwa Bäckereien, bekommen erst mal nichts. Wobei die künftige Strompreisbremse auch für sie gelten soll – wenn sie eingeführt wird. Grundsätzlich kämen für Firmen dieselben Instrumente in Frage wie für Privathaushalte: eine Deckelung der Gaspreise für bestimmte Mengen und staatliche Zuschüsse für die hohen Energie­kosten.

„Wir arbeiten an Unterstützungsprogrammen für Unternehmen“, sagte Wirtschaftsminister Habeck bei „Maischberger“. Fraglich scheint, ob diese die Größenordnungen von 2020 und 2021 erreichen. Damals packte die Regierung die finanzpolitische „Bazooka“ aus. Hunderte Milliarden Euro will Finanzminister Christian Lindner (FDP) jetzt aber nicht zur Verfügung stellen.

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56 Kommentare

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  • @Lars B.



    Er hätte sich mit Olaf Scholz abstimmen müssen, dass es kein deutsches Ja zur NATO-Mitgliedschaft geben wird, wenn



    es Russland nicht will.



    Der Grund ist: Es kann zu einem Russland-Ukraine-Krieg kommen. Es können Menschen dabei verstümmelt werden. Es könnten Massenvernichtungswaffen eingesetzt werden, es könnten Nuklearunfälle passieren. Es könnte zum Diebstahl westlicher Militärgeheimnisse kommen, die existentiell für die Schlagkraft der NATO sind.



    Die Schäden am Land und an der Genetik können generationenübergreifend sein und ganz Europa und große Teile Eurasiens sind in Gefahr.

    Vieles ist ja auch passiert und manches ist zum Teil nur mit Glück noch bis jetzt verhindert worden.



    Die Ukraine kann in einer neuen Sonderbeziehung zur EU nach dem Vorbild der EU mit der Schweiz darin gestärkt werden ein fairer Rechtsstaat mit Zukunft werden. Die Aufklärung der Maidan-Morde und die Entschädigung der Russen durch Rohstoffdiebstahl und Sabotage an ihren Bodenschätzen ist dabei neben der Bekämpfung der Korruption und der Rechtsstaatlichkeit essentiell.



    Selenskyj hat alle seine Gelder und Einkünfte, Vermögenswerte (siehe Panama-Papers) aufzuführen.



    Außer sein Präsidentengehalt soll er keine weiteren Einkünfte beziehen.

    Diskussionswürdig wäre ob als Schutzgas der leeren, intakten stillgelegten Pipeline Kohlendioxid eingeleitet werden sollte und in der intakten Pipeline das Erdgas.



    Aber nur eine Pipeline soll Erdgas führen. Die andere Pipeline würde nur als Reservezwilling fungieren.

    Perspektivisch könnte man in die eine Pipeline das Kohlendioxid aus Deutschland einspeisen und es in Russland in der Tundra freisetzen, um von der Vegetation neutralisiert zu werden.



    Russland könnte so dreifach profitieren. Es verkauft Erdgas.



    Es profitiert vom CO2-Handel mit Zertifikaten und



    es bekommt Kohlendioxid zur Aufforstung und pflanzenbasieren Rohstoffenergieträgergewinnung



    (schnelle Wiederauffüllung der Lagerstätten).

  • Wer sich über die Regierung aufregt, der sollte sich mal die Alternative vor Augen halten:

    Bundeskanzler: Laschet



    Aussenminister: Heiko Maas



    Wirtschaftsminister: Peter Altmaier

    ..und es ginge so gar noch schlimmer

    • @V M:

      *Lach* Nein Laschet ist gezielt aufgestellt worden um nach Corona bloss nicht in Regierungsverantwortung zu sein. Ein taktisches Manöver sozusagen um den schwarzen Peter loszuwerden. CDU mault jetzt 4 Jahre von der Oppositionsbank und ist bei der nächsten Wahl wieder ganz vorne dabei. Vielleicht ja sogar vor Ablauf der 4 Jahre. Rot/Grün unter Nobel Schröder hat ja auch keine 4 Jahre geschafft.

    • @V M:

      Schon ganz schön weichgekocht im grottigen Parteienstaat. Statt damit zufrieden zu sein, wer am wenigsten nichts richtig auf die Reisebekommt, sollten wir schnellstens über Alternativen nachdenken, soviel Zeit lässt uns der Klimawandel nicht mehr und auch die Ampel bekommt nichts auf die Reihe: Meine Forderung: Bildung einer Notstandsregierung der Fähigsten inkl. Wissenschaft, FFF und SFF und Wahl per Volksentscheid.

  • Hätter er mal nur gelacht wie Laschet 🤪

    • @Rudolf Fissner:

      Minister aller Couleur gehören an die Arbeit und nicht jeden Abend in irgendeine Talkshow . Diese völlig unnötige Medienpresents soll dem deutschem Michel doch nur fälschlicherweise suggerieren er / sie würden an der Politik real teilhaben...

  • In Anbetracht der Tatsache, dass der Klimawandel sich gerade darauf vorbereitet, allen Menschen den Hals umzudrehen, ist es vielleicht gar nicht mal so verkehrt, wenn ein grüner Wirtschaftsminister das klimaschädliche Wirtschaftswachstum etwas "ausbremst". Das wird Habeck aber natürlich nicht machen, denn auch Habeck befindet sich in dem weltweiten "Wirtschaftshamsterrad" und wird versuchen diese ganzen unnützen Firmen mit Steuergeldern zu retten, damit das klimaschädliche Wirtschaftswachstum den Klimawandel weiterhin mit Kohlendioxid versorgen kann. Man hatte ja auch schon während Corona den Touristikkonzern TUI mit über 4 Milliarden Euro Staatshilfe gerettet, damit deren Kreuzfahrtschiffe die Meere und die Atmosphäre weiterhin verpesten können.

    Gerettet werden soll ja auch wieder mal nicht der kleine Bäcker um die Ecke, sondern nur Unternehmen die im internationalen Wettbewerb stehen. Dass eine Bäckerei wichtiger ist als Großkonzern, der oftmals nur "Blödsinn" herstellt, oder sogar ein CO2-Touristikunternehmen, wird den Bürgern aber sicherlich in einigen Jahren endlich bewusst werden. Aber bis dahin spielen wir weiterhin das Monopolyspiel "Wirtschaftswachstum" und retten sinnlose Firmen, weil ein 'Umdenken in der Wirtschaft' - besonders für Politiker, sowie für die Nutznießer dieses kompletten Irrsinns - wohl nicht vorstellbar ist.

    "Vor 50 Jahren ist ein Buch erschienen, in dem Gedanken entwickelt wurden, die heute für viele Menschen geradezu banal klingen - nämlich, dass die Menschheit nicht mehr Ressourcen verbrauchen kann, als da sind. Ein halbes Jahrhundert nach Erscheinen des Buches "Die Grenzen des Wachstums" hat sich am Verbrauch von Energie, Ackerflächen, Rohstoffen aber nichts Grundlegendes geändert." [Quelle: BR-Podcast - 19. Mai 2022]

  • Wirtschaftsminister Habeck macht seine Sache bisher gut.

    Und wenn man bedenkt, was sein Vorgänger alles hat "liegen" lassen,

    und wenn man bedenkt, dass Putins Politik voll darauf abzielt, Deutschland zu schaden,,

    dann macht Habeck seine Sache -- gelinde gesagt --

    sehr gut.

    • @Diogeno:

      Was genau macht er denn so gut?

    • @Diogeno:

      Es gibt jetzt schon viele Menschen in Deutschland, die aufgrund der rasant gestiegenen Energiepreise nicht wissen, wie sie diesen Irrsinn bezahlen sollen. Habek wälzt zusätzlich zu den extrem hohen Gaspreisen per Umlage das weitere Risiko von den Gasunternehmen auf die Gasverbraucher ab. Darunter leiden sowohl Bürger, als auch Industrien. Wenn man jetzt nicht bald darauf reagiert (NS2 öffnen, Sanktionen beenden, kein Kriegsgerät mehr in die Ukraine), dann wird das fatale Folgen für unser Land haben. Die Entlastungspakete sind angesichts der gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten nicht ausreichend und nicht nachhaltig! Das Gas an der Börse gehandelt wird, erscheint im Moment zwingend, da die Tanker ansonsten das Gas nach Fernost liefern. Nur die horrenden Gewinne lassen sie das Gas in größerer Mengen in Europa verkaufen. Das hat doch alles Auswirkungen. Die Regierung doktort an den Symptomen herum, aber macht nichts wirklich, um die Ursachen zu beseitigen. Eine Politikerin, die dass sehr gut erkannt hat ist Sahra Wagenknecht. Siehe auch fb.watch/fpR6rbZ6Nk/

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Diogeno:

      gelinde gefragt: Was hat er bisher gemacht?

      • @95820 (Profil gelöscht):

        gelinde gesagt: berechtigte Frage.

        • @Rudi Hamm:

          anschließe mich - aber Schlickwaaten is in den Dörfern am Rande der preußischen Streusandbüchse ja auch nicht so einfach! Newahr. - 🙀🥳 -



          Also normal nich - wa •

  • Ich vermute mal, dass Habeck ein sehr guter Wirtschaftsminister ist. Eine Vermutung ist es, weil wir keinen Vergleich haben. Seit Jahrzehnten wurde überhaupt keine Wirtschaftspolitik gemacht, die diese Bezeichnung verdient. Spätestens mit Möllemann beginnend war der Wirtschaftsminister nur noch Cheflobbyist der Wirtschaft. Strukturelle Fragen wurden überhaupt nicht aufgegriffen, Regulierung verhindert, überkommene Technologien geschützt und gleichzeitig von kommenden Innovationen gebrabbelt. Jetzt hingegen ist der Klimawandel da und zeitgleich müssen die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine irgendwie abgefangen werden. Habeck steht Problemen gegenüber, wie sie seit Erhard kein Wirtschaftsminister mehr kannte und begegnet dabei einer immer weiter gewachsenen Anspruchshaltung der Bürger. Natürlich drohen Insolvenzen, alles andere wäre ja auch ein Wunder. Dass es aber staatliche Hilfen geben wird ist auch klar und dass, wie schon bei der Corona- Kurzarbeit, manche Unternehmen zeitweise in eine vorrübergehende Untätigkeit gehen werden, kann sich auch jeder Bürger selber denken. Das ständige Gejammere und der Hass auf diejenigen, die richten sollen, was kaum zu richten ist, gehen mir reichlich auf den Senkel.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Sehr richtig!

    • @Benedikt Bräutigam:

      Absolut treffend beschrieben, die Situation! Danke.

  • Die Frage ist doch, wieso Stufe 3 des Gas-Notfallplans noch nicht aktiviert wurde.



    Wir lernen grade, dass z.B. die Produktion von Papierküchentüchern sehr viel Gas verbraucht. Dass es auch ohne geht, weiss zumindest jeder, der älter als 40 ist.



    Alle, die mit hohem Gasverbrauch Dinge produzieren, auf die wir jetzt verzichten können, sollten bis zum Frühjahr in Kurzarbeit gehen.

    • @yul:

      Jupp, danke für den Beitrag! Man sollte das alles reflektieren. Bei uns ist es mittlerweile verboten, länger als fünf Minuten zu Duschen. Auch kann man bei vielen Dingen auf heißes Wasser verzichten. Es sind Dinge die man sich angewöhnt hat, die aber am Ende überflüssig sind, die viel Energie verbrauchen, und am Ende des Tages die Lebensqualität nicht mal signifikant steigern.



      Womit ich mir angesichts mikroplastik vs Energie schwertue: Plastikflasche vs. Mehrwegglas. Oh Mann. Einkaufen mit mir ist oft eine halbe Doktorarbeit… 😣🤣



      (Einweg-Glas verwende ich nur wo alternativlos, also zB bei Speiseöl. Das liegt daran dass ich mich unter anderem beruflich mit Chemie und Additiven beschäftigen darf.🤓)

  • "Empirische Belege fehlen" - ACH? Man schaue sich mal an, wie sich aktuell die Inflation und Energiepreise entwickeln.

    Dann überlege man sich mal, was das mit den Endpreisen macht. Mehr braucht es dazu nicht.

    Große Teile der Wirtschaft klatschen momentan ungebremst gegen eine stehende Wand; und sie werden pleite gehen. e

  • seien wir eherlich, der Habeck kocht ebenfalls mit Wasser und er den Mund ein wenig zu voll genommen, seit er Minister ist, aber Zeit bringt wohl jeder/e zurück auf den Boden der Tatsachen.

  • Ich möchte ja nicht die allgemeine Aufgebrachtheit stören, aber mal im Ernst, was soll der Hype? Das ist doch Dorfklatsch, da hat ein Politiker sich nicht richtig artikuliert oder einen Sachverhalt präzise dargestellt und schon fuchteln alle mit Schaum vor dem Mund. Mein Gott ! Welche Empörung! In einer Krise ist es nun mal oft so, dass die Menschen weniger konsumieren, damit fallen nun mal Unternehmen aus dem Wettbewerb. Die Frage ist ja, ist die "Energiekrise" nicht zu mildern, wenn die Mega-Krisengewinne der Energieunternehmen abgeschöpft oder zu einer Deckelung genutzt werden? Seit der Finanzkrise stolpern wir und die Welt von einer Krise und die andere und ein Zeitalter der knappheit scheint sich anzubahnen. Es bedarf intelligenter, globaler Lösungen, die aber aufgrund der erneuten Teilung in Ost und West wohl nicht (mehr) möglich sind. Aber das hysterische Gelaber von Medien und Bürgern wegen ein paar (harmlosen) Aussagen oder tageweise Berichterstattung über Politiker die mit dem Privatflieger zu einer Hochzeit fliegen sollten die wichtigen Themen diskutiert werden. Der Klatsch von mir aus in der Gala oder auf dem Markt im Dorf.

    • @maestroblanco:

      Fragen wir mal so, was trägt es zur Bewältigung der Klimakriese bei , wenn Politiker sich nicht richtig artikulieren können, wenn Politiker zeigen wollen das sie auch Flugzeuge fliegen und Autofahren können ? Sogar heiraten dürfen und sich dafür sogar noch jemand hergibt...

  • Was soll das Geschwurbel? NATÜRLICH wird es deutlich mehr Insolvenzen geben. Die COVID-Maßnahmen waren so drastisch, dass sich etliches an "walking dead" aufgestaut hat, die in den vergangenen Jahren ganz natürlich pleite gegangen wären - aber nicht antragspflichtig waren oder sich durch Geldspritzen über Wasser halten konnten. Hinzukommt, dass viele dieser Bonbönchen nur geliehen sind und allmählich zurückgezahlt werden müssen: Unternehmen stellen ihre Bilanzen auf und stellen fest, dass sie zwar (noch) liquide aber überschuldet sind. Und die Dämpfer durch den Ukrainekrieg - sowohl durch steigende Kosten alsauch gebremste Nachfrage der Verbraucher - verhindern eine realistische Aussicht, das in absehbarer Zeit zu ändern.

    Das Ergebnis wird eine Marktbereinigung in vielen Branchen sein müssen. Ob die als "Welle" kommt, ist vor allem eine Frage des poltischen Willens. Unter Merkel wurden mindestens drei als unvermeidlich eingeschätzte Pleitewellen mit sehr viel Geld so eingeebnet, dass gefühlt am Ende die einzige Marktbereinigung bei den Insolvenzverwaltern stattfand. Es ist aber fraglich, wie lange das gesund ist. Arbeitsplätze, die nur hoch subventioniert erhalten werden können, sind volkswirtsdchaftlich letztlich Verlustgeschäfte. Sie verbrennen (Steuer-)Geld, das anderswo fehlt, wo man etwas Neues aufbauen könnte.

    • @Normalo:

      Jupp. Verhindert auch rechtzeitiges Umschulen. ZB Handwerk, dass über drohende Insolvenz klagt, vs Handwerk, welches über Fachkräftemangel klagt. Ist doch normal dass man sich der Wirtschaft anpassen muss. Ich bin Akademiker und notgedrungen nicht in dem Fach tätig, dass ich studiert habe. Geht aber man hat ja seine „soft Skills“. Ein MINT-Kollege ist bei einer Versicherung gelandet. Noch krasser als bei mir. Also…

  • Was Habeck bei Maischberger gesagt hat, ist richtig, sagt DIW-Chef Marcel Fratzscher und gibt Robert Habeck und seinen Insolvenz-Äußerungen Rückendeckung. "Man könnte lediglich kritisieren, dass er nicht über die staatlichen Maßnahmen gesprochen hat, die in solchen Fällen greifen. Aber es ist bei dieser gegenwärtigen Unsicherheit eher klug, dies nicht zu tun", schrieb Fratzscher.

  • Jeder kann ja schreiben was er will… was ich hier wie bei den meisten Kritikern vermisse, ist ein konkreter Gegenvorschlag. Dass jeder mehr will ist klar, aber kein Konzept. De facto gibt es nur unzureichende Kompromisse da wir aufgrund internationaler Verkettungen durch den Moskau-Hitlerverschnitt mit seinen Mörderfreunden um die Welt herum in einer extremen, nicht dagewesenen Krise sitzen. Historisch durch appeasement wie anno dazumal verursacht. Das müssen wir jetzt ausbaden. Da hilft nichts. Habeck kippt etwas Badeessenz dazu. Mehr geht nicht.

  • Habeck verhält sich wie ein Blender. Sein ständiges Begehren cool oder bodenständig zu wirken, um Leute besser verarschen zu können, nervt

    Merkel konnte wenigstens Konflikte vom Ende her denken und ging harten inhaltlichen Konflikt aus dem Weg..



    Habeck hat den Zeitpunkt Kriegsvorbeugung zu betreiben, verpasst und muss eine Niederlage gegen Putin erst durchdeklinieren. Er tut häufig nicht das für das Land und die Welt Richtige, sondern das für ihn selbst Beste. Sein Karrieretrieb ist größer als sein "Landdienungskönnen.".

    • @Maiki:

      Sie werfen ihm vor Karriere machen zu wollen?



      Nun ... geschenkt, ...



      wenn er weiter so gute Politik macht (im Vergleich zu seinen Vorgängern), soll er doch Karriere machen!?

    • @Maiki:

      Wovon schreiben Sie hier? Ihnen ist aber schon klar, dass Habeck Wirtschaftsminister in Deutschland ist und nicht der Lenker der westlichen Welt, s. Kriegsvorbeugung? Welchen Einfluß hätte er Ihrer fachkundigen Meinung nach denn auf den Krieg in der Ukraine zur Verhinderung wahrnehmen sollen/können? Bitte um eine sachliche Antwort. Danke!

  • Das eigentliche Problem ist doch ein anderes. Da wird eine von 2 grünen Keimzellen, der Klimaschutz, einfach ignoriert. Da sitzt man ziemlich in der Patsche. Zumal mehr grüner Strom ohne eigene Speicherkapazitäten nicht funktioniert. Ist halt unbequem, wenn die Realität vermeintliche Wahrheiten widerlegt. Da kommt jeder in Erklärungsnot.

  • "Die Gründe liegen in der Energieinflation, aber auch in teureren Vorprodukten, beispielsweise aus China."

    Ein sehr wichtiger Grund wird hier ausgelassen, und wenig später nachgeliefert:

    "Auch während der Pandemie war eine Insolvenz-Lawine befürchtet worden, sie kam jedoch nicht. Im Gegenteil: Die Zahl der Bankrotte sank."

    Ein Großteil der aktuellen Insolvenzen sind seit 2 Jahren aufgeschobene Insolvenzen.

    • @Ajuga:

      Genau. Das Gesetz zur Insolvenzaussetzung (COVInsAG) hat da Hannes Koch mal kurz vergessen.

  • Maischberger: "Rechnen Sie mit einer Insolvenzwelle am Ende dieses Winters?"

    Habeck: "Nein, das tue ich nicht. ... Ich kann mir vorstellen, dass ... ähm ... bestimmte ... Branchen ... einfach erstmal aufhören zu produzieren, nicht insolvent werden, aber, ich meine, [plappert, stottert dümmliches Zeug über Bäcker, Discounter und Blumenläden] dann sind die nicht insolvent, automatisch, aber sie hören vielleicht auf, zu verkaufen, und das ..."

    Maischberger: "Wenn ich aufhöre zu verkaufen, verdiene ich kein Geld mehr, dann muss ich die Insolvenz anmelden [...].

    Habeck: "Man würde dann insolvent werden, wenn man mit der Arbeit immer größeres Minus macht"

    Maischberger: "Aber wie wollen Sie denn kein großes Minus machen, wenn Sie Leute bezahlen, aber nichts mehr verkaufen ... Also wie soll man, also ich habs nicht verstanden"

    …. Und so weiter

    • @Der Cleo Patra:

      Maischberger hat auch wenig Ahnung von Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft.

      Wenn der Staat Firmen mit Kurzarbeitergeld und ähnlichem unterstützt, kann er seine Kosten stark senken, und so Zeiten mit wenig Umsatz überbrücken.

      Und der Staat wird das so machen. Selbst Lindner will das so machen. Weil es am Ende weniger kostet als die Firmenpleiten und Jobverluste.

    • @Der Cleo Patra:

      Ja, da hat Habeck so stotternd und stammelnd einen Blödsinn von sich gegeben, dass es an Peinlichkeit kaum zu überbieten war. Schader drum, dabei kann er Dinge gut erklären, wenn er sich darauf vorbereitet.

    • @Der Cleo Patra:

      Danke für den Text zur Erläuterung. Manche dieser einschlägigen TV-Formate mit Getöse und heißen Stühlen hatten früher als Sammelkategorie das Etikett "Krawall-Fernsehen". Talkshows etc. wurden bei mir 'aus dem Programm gestrichen', wegen der sehr ungünstigen Zeitökonomie und des mangelnden Erkenntnisgewinns.



      //



      taz.de/Politik-ist...d-langsam/!836981/

  • Der feine Unterschied ist, dass der Minister Habeck nicht Nationalökonom (VWLer) ist, sondern Philosoph. Das, was er sagt, begreifen die Menschen, weil keine böhmischen oder potemkinschen Dörfer und Kulissen gebraucht werden. "Hören auf, zu verkaufen". Das trifft exakt die Situation meiner morgendlichen Anlaufstelle Familienbetriebbäckerei, in der an (!)364 Tagen im Jahr der Ofen nicht ausgeht. Für wen sollen sie (das gealterte Inhaber:innenpaar) "unrentabel" morgens aufstehen, wenn andere vom Feiern nachhause kommen? In vielen Handwerksbetrieben fehlt die Nachfolge. Wer es sich leisten kann, macht vielleicht jetzt einen Cut. Schade, wegen der hohen geschmacklichen Qualität. Großzügige Unterstützung oder gar unmoralische Angebote bekommen in der Regel sowieso andere als die Unternehmer:innen in kleinen Inhaber-geführten Betrieben.



    //



    www.welt.de/wirtsc...-Chef-Grupp.html//



    //



    Respekt, wenn nicht die Devise vorherrscht: Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren.

  • 4G
    44733 (Profil gelöscht)

    Als Fußballtrainer wäre Habeck jetzt weg.

    • @44733 (Profil gelöscht):

      Er ist aber kein Trainer.

    • @44733 (Profil gelöscht):

      Als Fußballtrainer hätte er schon bei Antritt seines Jobs keine vollständige Mannschaft mehr. "Innerhalb von zehn Jahren hat ein Drittel dieser Unternehmen aufgegeben, darunter viele kleine Betriebe, die oft über Jahrzehnte geführt und von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Ein gewaltiger Umbruch also im deutschen Lebensmittelhandwerk." www.deutschlandfun...-ist-geil-100.html

  • Ich möchte hier anmerken, dass eine Insolvenz nur die öffentlich sichtbare Version des Unternehmenssterbens ist. Gerade viele kleine Unternehmen sterben leise. Dienstleistungsbetriebe, Einzelhandel, kleine Handwerker etc schließen oftmals auch ohne oder bevor es zu einer Insolvenz kommt. Insolvenzen werden erfasst, darüber gibt es Statistiken. Über den Bäcker, der dichtmacht weil es sich aufgrund der Energiepreise nicht mehr lohnt, berichtet höchstens die Lokalzeitung (wie in meinem Nachbarort gerade geschehen).

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    verheddert, verplappert, "versuchte zu erklären, was in einer Bäckerei passiert.."

    "Der Philosoph, der tritt herein



    Und beweist Euch, es müßt' so sein:



    Das Erst' wär' so, das Zweite so,



    Und drum das Dritt' und Vierte so,



    Und wenn das Erst' und Zweit' nicht wär',



    Das Dritt' und Viert' wär' nimmermehr.



    Das preisen die Schüler aller Orten,



    Sind aber keine Weber [Bäcker] geworden...."



    - und auch so manchem "Koch" fehlt schon die Energie

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Dem Philosophen zueigen ist die Bewertung, dass ein Problem, wenn es definitiv gelöst ist, keine wirlich relevante Fragestellung an die Philosophie mehr darstellt. Es gibt aber erstaunliche Phänomene der medienaffinen Gesellschaft und Politik.



      'Gesetz der zunehmenden Penetranz negativer Reste':



      //



      www.sueddeutsche.d...obleme-1.4034658-2



      //



      Reset-Taste geht nicht, aber Neujustierung.



      Das wirklich große Problem, der ELEFANT IM RAUM, ist die Ära mehrerer Regierungen vor der Ampel. Deren Altlasten schultert die jetztige BR.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @95820 (Profil gelöscht):

      (Goethe - Faust I, Mephistopheles) leicht ergänzt

      • @95820 (Profil gelöscht):

        ... Goethe wusste zumindest wovon er sprach ...

      • @95820 (Profil gelöscht):

        ... wie gut das unsere Kinder schon schlafen waren- UNGLAUBLICH - als Wirtschaftsminister disqualifiziert und von uns Bürgern nicht mehr zu verantworten !

  • Tja, da wäre der Talk bei mehr Schlagfertigkeit und besserem Briefing durch sein Betaterteam die Chance gewesen dem Porschefahrer zu mehr Geldmittel für dessen Klientel zu drangen und den Schuldigen für eine Insolvenz vom Wirtschaftsminister auf den Finanzminister zu steuern. Die Energiepreise auf altes Niveau zu bringen wird in den nächsten zwei Jahren nicht gelingen. Aber kurzfristige finanzielle Unterstützungen für die Mittelständler durch den Finanzminister auf Drängen des Wirtschaftsministers trotz der bisherigen Weigerung des Finanzministers zusatzliches Geld dem Haushalt zur Verfügung zustellen.



    Da hatte Harbeck beim Mittelstand punkten können. Da fehlte wohl das richtige Briefing für die Sendung. Vielleicht sollte Habeck über eine Erneuerung seiner Berater nachdenken. Da ist zu wenig Wachsamkeit am Schreibtisch.

    • @Sonnenhaus:

      Sehr cool. Das sehe ich auch so. Die Berater machen keinen guten Job und Habeck ist leider nicht genug Ökonom, um das trotzdem schlüssig zu erklären. Leider wird auf diese Weise immer Munition zum politischen Gegner getragen. Schade das!

    • @Sonnenhaus:

      Wenn ein großer Mineralölkonzern seine Quartalsgewinne in diesen Zeiten fast verdoppelt, sollte es möglichsein, die Energiepreise wieder auf ein Niveau zu bringen, dass es allen erlaubt, sie auch bezahlen zu können.

    • @Sonnenhaus:

      ... Die Darstellung eines Finanzminister scheitert nicht nur an Unkenntnis wirtschaftlicher Zusammenhänge , nein zudem auch noch an Dilitanttismus...