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Gespräche übers überflüssige GeschlechtAls echte Feministin musst du eigentlich Single bleiben

Bei einem ist auf Männer Verlass: Ihre Versprechen werden sie brechen. Wie also umgehen damit, hetero zu sein? Das ist die Frage der Stunde.

Hauptsache, sie können eine Sache unfallfrei in der linken Hand halten: Idealmänner bei einer Mister-Germany-Wahl Foto: Jens Büttner/dpa

I ch bin endlich dieser Frau entfolgt, die ständig ihren Typen postet!“, sagt die junge Frau am Nebentisch zu ihren Freundinnen und schüttelt den Kopf.

„War der so ugly?“ „Nee, aber das ist doch oberpeinlich, dass sie sich darüber wichtig macht. Kann sie nicht alleine glänzen?!“ „Stimmt, ich erzähl meist nicht mal, wenn ich Samstagabend mit meinem Boy abhänge, ich sag dann eher, ich mach Me-Time.“

„Wofür genau braucht man eigentlich noch einen Mann?!“ „Zum schwere Sachen tragen, Sex.“ „Akuter Hot Take: Als echte Feministin musst du eigentlich Single bleiben.“

Es ist halt alles tief verankert

„Weil Modemagazine das jetzt schreiben?“ „Nee, aber ist was dran, jeder Typ, egal wie cute, könnte es früher oder später sexistisch an die Wand fahren, was Cringes machen, und dann wissen alle, du hast mit dem geschlafen!“

„Ist jeder Mann irgendwie ein Schläfer in Sachen Peinlichkeit?“ „Die können ja nicht aus ihrer Haut, alles tief verankert, wird noch Generationen dauern, bis das auf allen Ebenen relativiert ist.“ „Ein Mann ist ein Mann.“ „Und wir sind hetero.“ „Shit happens.“ „Die Frage der Stunde ist, was man draus macht.“

„Solang das Patriarchat vorherrscht, kannste Straight Culture nicht lässig genießen.“ „Der Mann könnte vorm ersten Date versprechen, dass er stets bereit bleibt, an sich zu arbeiten, seine patriarchalen Muster reflektiert und abbaut.“ „Was versprechen und brechen, das ist ihr Klassiker, auf Männer kann man sich nicht verlassen.“

„Der Erste, der mich geghosted hat, war mein Vater.“ „Ohne Vertrauen kein genießbarer Kitsch.“ „Kitsch war schon immer heteropatriarchale Propaganda.“ „Die Leute müssen wieder Bock auf hetero kriegen und mit Leute meine ich Frauen.“

Den klassischen Gatten braucht kein Mensch mehr

„Für Frauen ist das zu lange ein Megascheißdeal gewesen.“ „Und die Transformation hat gerade erst begonnen.“ „Könnte der Mann nicht bis auf Weiteres ein sexy Statussymbol sein?“ „Not all man are sexy.“ „Die Single Cat-Lady ist das neue Sexy!“ „Deshalb posten auch so viele Typen halbnackt Cat-Content.“

„Den klassischen Gatten braucht kein Mensch mehr.“ „Das ist so obercrazycringe, dass der mal als Lebensziel für Frauen galt.“ „Aber kommt, Frauen, wir leben doll in der Großstadtemanzenblase!“ „Progressiv by Augenaufschlag.“ „Emanze ist das neue Independent-Royal-Hotness!“

„Aber da gibt’s ja schon auch so ’ne, ich sag mal, republikanischere Welle.“ „Ja, diese Frauen, die ihrem Mann dienen wollen.“ „Ich denk ja aus meiner Verwirrung heraus immer: Die haben da nur so ’nen Fetisch.“

Gibt es politisch unkorrekte Liebe?

„Tradwife-Dasein als sexuelle Vorliebe, quasi als permanentes Vorspiel?“ „Auch Frauen sind mal grundversaut.“ „Glaub, so bizarr einfach ist das leider nicht.“ „Aber Liebe ist nicht Unterwerfung.“ „Heteropessimismus und Fatalismus hin oder her, manchmal verliebt man sich eben.“

„Liebe kann nicht politisch unkorrekt sein, oder?“ „Auf jeden Fall manipulativ, und schwupps: Hat man einen manfriend an der Backe.“ „No risk no fun.“ „Man sollte ihn einfach rechtzeitig fragen, wer seine männlichen Vorbilder sind oder waren.“

„Und was wäre da adäquat?“

„Hm …“

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Jasmin Ramadan
Jasmin Ramadan ist Schriftstellerin in Hamburg. Ihr neuer Roman Roman „Auf Wiedersehen“ ist im April 2023 im Weissbooks Verlag erschienen. 2020 war sie für den Bachmann-Preis nominiert. In der taz verdichtet sie im Zwei-Wochen-Takt tatsächlich Erlebtes literarisch.
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34 Kommentare

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  • ...& echte Machos müssten dann in der Konsequenz nur noch Machos lieben, oder was soll die These über echte Feministinnen jetze ?

  • „Ist jeder Mann irgendwie ein Schläfer in Sachen Peinlichkeit?“

    Nur die Selbstoptmiertenn ohne Kanten, Ecken und Brüche sind nie peinlich. Die funktionieren immer und auch auf Abruf . Da gibt es keine Flachwitze und jeder Satz wurde dreimal qualitätskontrolliert. Die einzige Bedingung ist, dass auch die Frau gleiches bieten muss.

  • Als echte Feministin musst du gar nichts, sondern machst, was du für richtig hältst.

    • @Budzylein:

      Als echte Feministin darf man sich auch wieder für die Rolle als Mutter und Hausfrau entscheiden. Aber der Weg dahin ist steinig.

  • Hm…irgendwie ist mir dieses ganze Gespräch da zu cisnormativ, denn scheinbar gibts für diese jungen Frauen da wohl nur die Zweigeschlechtigkeit gaaanz alter Schule…was ist mit Transmenschen, Nonbinären, Agender, Pansexualität usw.?

    • @Saile:

      Da gibt es nie Peinlichkeiten und nur politisch korrekte Liebe Also auch nicht die besprochenen Probleme.

  • Schon der erste Satz ist einfach falsch: es muss "Menschen" heißen.

  • ... „und schwupps: Hat man einen manfriend an der Backe.“



    „Und was wäre da adäquat?“



    „Hm …“



    ----



    Tja, XX absolut wird doch wohl langweilig! No Risk no Fun!

    Doch auf Dauer ist es wohl die Lösung, die DAS größte Problem unseres Planeten wohl lösen wird! :-)

  • Hm... the new genderworld...



    Dann bleibt frau eben allein, fühlt sich stark, richtig und wichtig. Frauen sind die neuen Männer... (ist ein Lied von den Prinzen")



    Manchmal hab ich das Gefühl, vor lauter Feminismus und Emanzipation haben wir die Achtung vor "typisch weiblichen" Tugenden gleich mit über Bord gekippt.



    Mitfühlen, wirklich anpacken, mal zugunsten anderer bewusst verzichten, und sich von Herzen freuen zu können über glücklich tobende Kinder...



    Das stirbt irgendwie aus.



    Ich bin eine (berufstätige) mittelalte Mutter von mehreren Kindern mit demselben alten unperfekten Mann und hab ein buntes anstrengendes, abwechslungsreiches, lustiges, manchmal sorgenvolles und niemals langweiliges Leben... das Patriarchat schwächelt oft nach einem langen Arbeitstag... wir nehmens mit Gelassenheit und Humor.

    • @Nudel:

      Das Patriarchat schwächelt nicht. Es holt nur Popcorn.

  • Erstaunlich wie ernst der Text genommen wird, spätestens bei „Progressiv by Augenaufschlag“ konnte ich das nicht mehr. Mein männlich geprägter Eindruck ist, dass er, indem er Klischees aufgreift, nach beiden Seiten austeilt.

  • Alberta Cuon, gestern, 15:15 Uhr:



    "Schwer zu translaten und dann sind auch noch errors aufgetreten."

    xD Hast mir echt literally die answer aus dem mouth genommen!

  • Ich, 25, seit 6 Jahren verheiratet (ja, richtig gelesen), finde diesen Artikel einfach nur beleidigend. Ihr habt wohl einfach nicht die richtigen Männer kennengelernt. Ich habe meine Ehe zu einem Mann nicht einen Tag bereut, er ist der treueste und freundlichste Mann den es gibt. Ich komme aus einem christlichen Kontext, viele Paare heiraten hier jung und ich kenne in meinem ganzen großen Freundeskreis keine unglückliche Ehe. Und das, obwohl (oder gerade?) die meisten eher „traditionell“ leben.

  • Das ist ja eine grauenhafte Sprache! Reden Menschen wirklich so?

    Oder ist das eine ironisch-satirische Attacke auf eine bestimmte Gruppe, die ich nicht kenne?

    Das ist jedenfalls kein Deutsch - eher irgendeine Art Desperanto, oder?

    • @Oliver Korn-Choodee:

      Es ist viel Englisch dabei, weil das einfach moderner ist, so zu sprechen. Die vielen politischen Fachbegriffe sind aber normal in der queerfeministischen Szene. Smalltalk heißt nicht wie hübsch dieses und jenes Kleid ist, sondern dass Fast Fashion die emanzipatorische Freiheit von FLINTA verzerrt, indem subjektiv gut aussehende Kleidung nach zwei Wochen kaputt ist oder einfach out. Und aus 2 Minuten werden 20 Minuten.



      Daraus kann aber auch ein großer Intellekt abgeleitet werden, weil der Smalltalk nicht oberflächlich ist, sondern bereits tiefgreifend ist.

    • @Oliver Korn-Choodee:

      Ja, die reden so und die Gruppe heißt vielleicht "Deutschsprechende unter 50", mit Tendenz zur Vermehrung der Anglizismen je jünger und je mehr involviert in soziale Medien.

  • Kitsch war nie heteropatriarchale Propaganda, sondern ein konstitutives Element der frühen Schwulenbewegung.

  • Kann ja sein, dass manche mich hier für humorlos halten, aber eine Ansammlung von sexistischen "Zitaten" ist, egal in welche Richtung der Sexismus geht, heute wie schon vor 200 Jahren kein Humor. Was soll das sein? Ich als Mann empfinde diesen Text als extrem beleidigend, herabwürdigend und verletzend. Wer dafür kein Verständnis hat, möge sich bitte einen ähnlich gearteten Text, der die gleiche Herabwürdigung von Frauen formuliert, vorstellen. Wäre das Humor? Vor 200 Jahren wäre es das vielleicht gewesen, oder sogar ernst gemeint, aber sind wir nicht inzwischen etwas weiter? Feminismus habe ich anders verstanden, jedenfalls nicht als stupide und niveaulose Rache.

    • @Rolf Stude:

      Was veranlasst Sie zu der Vermutung, das sei Humor?

  • Selbstredend gestaltet sich eine heterosexuelle Beziehung zwischen Mann und Frau schwierig, da Männer und Frauen aufgrund der anderweitigen Gehirnstruktur (siehe die Bücher "Das weibliche Gehirn - Warum Frauen anders sind als Männer" sowie "Das männliche Gehirn - Warum Männer anders sind als Frauen" der US-Neurowissenschaftlerin Louann Brizendine) im Grunde genommen keine Kompatibilität auf geistig-spritueller Ebene aufweisen; das einzig verbindende Element ist (temporär) der Sexualtrieb, das natürlich eine schwierig zu verarbeitende Erkenntnis ist; trotzdem sind Mann sowie Frau füreinander bestimmt, das bedeutet, dass eine heterosexuelle Beziehung (dauerhaft) funktionieren kann, wenn beide Geschlechter die natürlichen Unterschiede des anderen Geschlechts, die jeweils geschlechtsspezifische Verhaltensweisen zeitigen, tolerieren, das bedeutet, dass sie lernen, damit umzugehen, sprich jene nicht als wesensfremd abwerten!

    • @Martin Kienzle:

      Nein, das würde nur heißen, dass Männer und Frauen es schaffen, sich fortzupflanzen zwecks Arterhaltung. Ob sie darüber hinaus dazu "bestimmt" bzw. in der Lage sind, dauerhaft zusammenzuleben, ist eher moralisch beantwortet - gesellschaftliches Wunschbild. Es gibt genug Beispiele in der Tierwelt, die nur für Paarung zusammenkommen oder in großen Gruppen zusammenleben, aber nicht in Zweierpärchen. Könnte man ja mal drüber nachdenken, ob der Mensch auch dazugehört.

  • Wenn unsere Schwestern jetzt noch lernen, dass ihnen die Heterosexualität auch nur durch das Patriachat ansozialisiert wurde....

    Ich hab mich ja schon immer gefragt, was heteros an Männern finden, dass sie nicht auch von Frauen und Enbys haben können. Penise? Gibts auch an anderen geschlechtern und Strap-Ons existieren ja auch.



    Vielleicht müssen unsere hetero-Schwestern auch mal ihre patriachalen Vorlieben reflektieren.

    • @Notyourgirl:

      Wenn die Sexuelle Orientierung als "ansozialisiert" bezeichnet wird, bekomme ich Angst.

      Das ist Wasser auf die Mühlen von Leuten, die Lesben und Schwule zur Umerziehung schicken wollen.



      Also bitte nicht weiter solche merkwürdigen Beiträge veröffentlichen. Ich fühle mich nämlich sehr wohl damit, auf Frauen zu stehen. Zwangssex mit Männern möchte ich nicht.

    • @Notyourgirl:

      "Wenn unsere Schwestern jetzt noch lernen, dass ihnen die Heterosexualität auch nur durch das Patriachat ansozialisiert wurde...."

      Vorsicht. Dementsprechend wäre wohl auch Homosexualität "therapierbar". Ich dachte, den Mythos hätten wir hinter uns.

    • @Notyourgirl:

      Absolut bei Ihnen. Hoffe, die Schwestern beeilen sich mal mit der Erkenntnis. Deren Freuden könnten sich potenzieren...

  • Schwer zu translaten und dann sind auch noch errors aufgetreten.

    • @Alberta Cuon:

      Safe! True dem alten buzzword „was der creator nicht kann translaten, kann der Reader nicht relaten!“

  • Das einzige, was am Artikel falsch ist, ist das "eigentlich" in der Überschrift.

    Ansonsten ist es bei den "echten" Feministen, wie bei allen echten "Isten", dass die abtrainierte Kompromissbereitschaft zur vollständigen Beziehungsunfähigkeit führt. Davon haben wir in Berlin ja hinreichend viele.

    Bleibt nur zu hoffen, dass sich die Autorin nicht noch (bewusst oder versehentlich) fortpflanzt, während sie so obercrazycrinch drauf ist.

    Aber was weiß ich schon als Ismuspessimistischer.

  • Als eher linker Mann (65 seit 30 Jahren verheiratet zwei Kinder zwei Enkel) habe ich herzlich gelacht über diese wunderschöne Ansammlung von irritierten Sätzen wohl eher junger Frauen.

  • Jo genau, spuky!



    Und die Gesellschaftsforschung wundert sich warum es so viele arme Alleinerziehende gibt!

  • Sie machen einen sehr glücklichen und ausgeglichen Eindruck. Frohe Weihnachten!

  • Mit 46 „“ auf den Punkt gebracht!

  • Uff. Was ein kringeliger Beitrag.

    • @Hannes Petersen:

      Antifeminismus ist kringelig.

      Ich finde diesen Artikel mutig. Im Feminismus muss es meiner Ansicht nach schon konsequent zugehen. Solange cis-Männer patriarchalisch erzogen werden, solange sollten heterosexuelle Frauen, die das Patriarchat hassen, lieber Single bleiben.