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Bevor wir den Konsum wieder aufbeleben lassen, müssen wir mit dem Leerstand, der durch pleite gegangenen Kaufhäusern entstanden ist, erstmal neuen Wohnraum schaffen. Es soll legal sein, dass Obdachlose oder Flüchtlinge verlassene Kaufhäuser als Wohnquartier kostenlos benutzen dürfen. Dabei ist ein Zutrittsverbot der Polizei zu schaffen, um von der Gesellschaft und von der Politik kriminalisierten Gruppen zu schützen. Wohnraum ist schließlich keine Ware.
Und erst dann überlegt man sich, wie man 15-Minuten-Städte baut. Zuerst der Mensch, dann der Konsum.
@Troll Eulenspiegel Sie wollen Flüchtlinge und Obdachlose in Kaufhäuser verfrachten? Gestehen Sie diesen keine eigene Wohnung zu. Sind das Menschen zweiter Klasse für Sie.
Das Flüchlinge-Waren-Polizei-Konsum-Kaufhaus-Gedöns, dass Sie da zusammenrühren, ist eine üble und bestimmt nicht linke Suppe.
Was bezwecken Sie damit?
@Rudolf Fissner Selbstorganisation, Hausbesetzung, Kulturprojekt. Ohne dass Spekulanten oder die Polizei das Haus betreten dürfen. Hat also nix mit "verfrachten" zu tun.
Ein bisschen fehlt mir hier, dass die Veränderungen zum Guten ausbuchstabiert werden statt nur die globale Perspektive.
Wir brauchen in den Innenstädten Platz für Öffentliche Bibliotheken, Repair-Cafés und -Shops, offene Werkstätten, aber auch regionale Lebensmittel- und Handwerkermärkte, weil es ums Teilen und Tauschen, ums Lernen und Helfen geht, und weil das Abklappern der Hofläden auf dem Land zu lange dauert.
Und wir müssen die Lebens- und Aufenthaltsqualität steigern durch mehr Spielplätze, mehr Grün, das auch die Klimaveränderungen, die bereits unvermeidbar geworden sind, erträgt und den Aufenthalt in den Städten erträglich hält. Wahrscheinlich müssen wir auch veraltete Instrumente der Stadtplanung anpassen, insbesondere die BauNVO und die Denkmalschutzgesetze.
@Zangler 100 sternchen ...
Ein bisschen fehlt mir hier, dass die Veränderungen zum Guten ausbuchstabiert werden statt nur die globale Perspektive.
Wir brauchen in den Innenstädten Platz für Öffentliche Bibliotheken, Repair-Cafés und -Shops, offene Werkstätten, aber auch regionale Lebensmittel- und Handwerkermärkte, weil es ums Teilen und Tauschen, ums Lernen und Helfen geht, und weil das Abklappern der Hofläden auf dem Land zu lange dauert.
Und wir müssen die Lebens- und Aufenthaltsqualität steigern durch mehr Spielplätze, mehr Grün, das auch die Klimaveränderungen, die bereits unvermeidbar geworden sind, erträgt und den Aufenthalt in den Städten erträglich hält. Wahrscheinlich müssen wir auch veraltete Instrumente der Stadtplanung anpassen, insbesondere die BauNVO und die Denkmalschutzgesetze.
Also was soll in die Ladenlokale denn einziehen nach der Insolvenz? Der nette Fahrrad-selber-reparier-Shop, wo man 50€ bezahlen soll um Werkzeug für 3h zu leihen? Weil irgendwo muss die Miete für den Unterhalt des Gebäudes und der Lohn des Werkzeugverleihers (oder der Kreditzins für die Fertigung und Installation eines vollautomatisierten Werkzeugausgabe und Rücknahmesystems) ja herkommen. Oder soll das auch noch die Kommune finanzieren? Warum nicht? Wir wissen ja, dass Städt nicht von gewerblichen Steuern leben und alle sowieso Geld im Übermaß haben. :D
Der Artikel betrachtet das Problem leider mal wieder nur aus Sicht einer Großstadt wie Berlin. In der deutschen Realität leben allerdings 75% der Bevölkerung in Gemeinden mit weniger als 200.000 Einw. und 60% in Gemeinden mit weniger als 50.000 Einw. Die Frage der Stadt der kurzen Wege stellt sich dort nur bedingt und man ist froh, wenn es überhaupt Geschäfte gibt.
Meine Heimatstadt (220.000 Einw.) lebt extrem vom Umland (Einzugsgebiet 400.000 Einw). Kommt das Umland nicht mehr in die Stadt, ist diese Tod. Das kann man dann auch nicht mehr mit alternativen Nutzungsmöglichkeiten kompensieren. Großstädte wie Berlin haben da vielleicht noch mal andere Möglichkeiten, da man die Leute irgendwie bespaßen muss und eine entsprechende Einwohnerzahl hat.
@stefschu trotzdem ist das konzept der kurzen wege überlegenswert.
mieten sind auch in den kleineren großstädten sehr hoch, leute ziehen aufs land, wege zur arbeit werden weiter, menschen sind zuviele auf der straße mit autos unterwegs.
@Brot&Rosen Wenn Leute "aufs Land" ziehen würden, dann gäbe es nicht Regionen mit heftig viel Leerstand www.deutschlandatl...ungsleerstand.html
Die Menschen ziehen wegen der Arbeit in die Städte, insbesondere in die Metropolen. Und sie pendeln immer weitere Strecken, weil die Arbeit vor Ort fehlt.
Dabei pendelt man auch ncht vom Land in die Stadt, sondern von Stadt/Ort zur anderen Stadt/Ort In die Schlafstädte ziehen die Mensche wegen der Immobilienpreise.
Stadtplanung muss in größeren Zusammenhängen gesehen werden.
Der Wurm steckt in DE in der Binnenmigration und der extremen räumlichen Trennung von Arbeiten und Wohnen.
Raumplanung (Teil des Innenministeriums!) ist in DE seinen Namen nicht wert.
@Brot&Rosen Kurze Wege braucht es bei den Arbeitswegen.
Die drei Kilometer für den Klein- oder Großeinkauf sind vernachlässigbar. Und die Strecke für ein Shoppingtag darf auch ruhig mal länger sein.
„Eine Stadt muss keineswegs sterben, wenn Geschäfte schließen“ ist ein eigenartiges Plädoyer für die "15-Minuten-Stadt, bei der alles, was man zum alltäglichen Leben braucht … per Fuß oder Fahrrad erreichbar ist."
Die Entwicklung spiegelt leider die Abkehr eines klimafreundlichen Konsums wieder, da Viele sich über das Netz bestellte Ware nach Hause liefern lassen.
Frei werdende Gebäude in den Innenstädten, werden dann Büros und die Innenstädte verwaisen.
In Deutschland sind wir noch nicht auf dem negativen Stand anderer europäischer Großstädte.
@Philippo1000 "Klimafreundlich"
Sehe ich nicht so. Der Unterschied zwischen hundert Autofahrern, die zum Shoppen fahren und 100 Päckchen, die ein Bote liefert läßt das ökologische Pendel doch sehr in Richtung Online Shopping ausschlagen.
Ist schon ein wenig gestrig, Leben in den Innenstädten nur mit Konsum gleichzusetzen. Wenn man das allerdings zuende denkt, wird der eine oder die andere feststellen, dass es auf dem Land viel schöner ist...
Positiv zu bewerten wäre es tatsächlich , wenn das Ladensterben durch Konsumverzicht verursacht wäre, da wir diesen dringend bräuchten. Das zu glauben, finde ich leider naiv. Der Konsum findet nach wie vor statt, nur hat er sich aufs Internet verlagert. Mit negativen Auswirkungen, v. a. was den Verpackungsmüll betrifft (Läden werden häufig in Mehrwegbehältern beliefert)
Wenn es nur um den Abbau von Überkonsum (den man erstmal genau definieren müsste) ginge, bin ich einverstanden.
In meiner mittleren Großstadt stelle ich aber zunehmend fest, dass immer mehr Fachgeschäfte komplett fehlen. Als Innenstadtbewohner konnte ich bislang fast alle Waren mit wenigen Minuten Fußweg aussuchen und kaufen.
Nun muss ich sie online bestellen aufgrund von ein paar Bildern und kurzen Beschreibungen und darf dann zusätzlich fürs Verpacken und klimaschädliche Transportieren zu meiner Wohnung am Rand der Fußgängerzone bezahlen. Und falls die Beschreibung wie so oft unzureichend war (weil beispielsweise die haptischen Aspekte nicht online dargestellt werden können), sogar mehrfach.
@Biks Naja. Meiner unmaßgeblichen Erfahrung nach ist auch in den Fachgeschäften selten mehr Information zu bekommen als frei überall zugänglich ist. Und ökologischer ist es gleich garnicht.
@Samvim Was die sogenannte Fachberatung angeht stimme ich zu. Oft weiß ich über das spezielle Produkt mehr als der/die VerkäuferIn.
Produkte, mit denen ich körperlich in Berührung komme, möchte ich aber vor dem Kauf anfassen können. Neben Klamotten und Schuhen betrifft das auch Werkzeuge, Küchenarbeitsgeräte, Tastaturen, Mäuse usw. Wenn ich bereit bin, für ein gutes Produkt mehr Geld auszugeben, möchte ich auch, dass es gut zu meinen Händen passt. Und das bedeutet online zahlreiche Produkte hin- und herzuschicken, die ich im Laden früher direkt ausprobieren konnte.
Langfristig befürchte ich, dass die Haptik im Design immer weniger berücksichtigt wird ggü. einem guten Aussehen auf Produktbildern. Bei den Profi-Notebooks meines Arbeitgebers beobachte ich schon, dass die Tastaturen mehr auf Aussehen als auf Benutzbarkeit designt werden.
@Biks Leider können Läden nicht mit den Preisen und der schieren Größe des online Angebotes konkurrieren.
Wenn noch dazukommt, dass Leerstand für die Verwaltungsgesellschaft oft besser ist, als den Marktwert durch die erreichbare Miete zu reduzieren und Ärger mit den Anteilseignern zu riskieren, dann geht das Lädensterben weiter. Ein Vermietzwang könnte helfen, ähnlich wie er für Wohnungen in Paris herrscht.
An Popularität gewinnt vor allem die Vorstellung, sich alles nachhause liefern zu lassen. An Stelle des Einzelhandels treten Spielhallen, Spätis, Shisha-Bars und Billiggastronomie, die zunehmend von Auslieferungen lebt. Alles was man für den täglich Bedarf braucht, zu Fuß oder per Fahrrad erreichbar zu haben, das galt früher einmal. Und für die gelegentlichen Neuanschaffungen oder Reparaturen gab es eine überschaubare Zahl von Läden – in der Innenstadt. Heute ist es sogar schwierig einen Schuster zu finden, der mehr kann als ein Stück Gummi anzukleben.
"Raum frei wird für Alternativen zum Konsum"
Das nennt man auch Lockvogelangebote.
"Langlebigkeit von Produkten, mit dem Reparieren statt Neukaufen, mit dem Reduzieren des Überkonsums"
Damit wird es nichts, solange die Lobbyisten der Klimaschädiger bei den Politikern ein und aus gehen, während die Klimaschützer von der Straße gezerrt werden.
Teile die Sichtweise von Frau Bergt und bin oft sehr irritiert, wenn Mitmenschen "Leben" immer in Zusammenhang mit Ladenöffnungszeiten, Pkw Stellplätzen oder das grundsätzliche Konsumangebot bringen wollen.
Die Innenstädte werden sich verändern müssen. Wenn man dies als Chance begreift, dann muss es nicht zur Geisterstadt kommen.
Es ist viel effizienter, wenn ein Paketbote 100 Pakte transportiert, als wenn 100 Menschen 1 Paket transportieren.
Deshalb ist auch dieses populistische Argument falsch: "Die Kurierfahrzeuge verstopfen unsere Straßen."
@Dirk Karstädt Die Effizienz sinkt aber massiv, wenn man bedenkt, dass sich viele Waren online nicht gut beurteilen lassen, insbesondere im Bezug auf ihre Haptik.
Die Folge ist, dass viele Waren wieder zurückgeschickt werden. Aus einem persönlichen Weg zum Laden werden dann schnell mehrere Pakete in beiden Richtungen inkl. persönlichen Wegen zum nächsten Paketshop.
@Biks Das Argument ist schon richtig, aber wenn der Onlinehandel gut ist, wird er seine KundInnen entsprechend "erziehen" und sich Mühe bei der Beschreibung seiner Produkte geben. Ich beispielsweise handele mit gebrauchten Lederhosen, meist alte Hirschlederne - da ist genau das - das Haptische - sehr wichtig. Im Prinzip funktioniert das schon, aber man muß sich genau wie annodazumal erst einmal einen Ruf erarbeiten. Vertrauen ist extrem wichtig. Ist natürlich kein Massenhandel, erfreulicherweise.
Und nochmal zum Thema "langweilig". Die Innenstädte haben auch insofern ihr Gesicht verloren, dass es überall quasi die gleiche Ketten gibt, egal ob man nun durch Berlin oder Leipzig oder Heidelberg oder Freiburg latscht.
Ich kann aus Erfahrung eines sagen. Zu DDR-Zeiten war der Zustand der Einzelhandelsgeschäfte im Hinblick auf das Angebot - na sagen wir mal - ausbaufähig. Als dann aber der "Goldene Westen" kam, gab es zwar irgendwie alles" zu kaufen, aber die Innenstädte wurden in Bezug auf das Ladenprofil langweilig. Wo es früher noch Haushaltwaren-, Eisenwaren- und andere "normale" Läden gab, dominierten auf einmal teure Handtaschenläden und Ketten..
Passend dazu von Jan Böhmermann:
www.youtube.com/watch?v=l1hCf9J2pCM
Innenstädte :
"Bummeln zwischen Beton und Nagelbrettern | ZDF Magazin Royale"
Für viele Aktivist:innen in den USA ist Deutschland ein Beispiel dafür, wie Klimaschutz scheitern kann. Das prägt auch internationale Politik.
Prognose zur Zahl der Ladenschließungen: Städte müssen sich verändern
Tausende Geschäfte werden wohl in diesem Jahr schließen. Doch die Innenstädte sterben deswegen nicht, vielmehr können sie sich verändern – zum Guten!
Die Krefelder Innenstadt in Zeiten der Coronakrise Foto: Rupert Oberhäuser/imago
Ganze 9.000 Ladengeschäfte weniger – das ist die Prognose des Handelsverbandes Deutschland für dieses Jahr. Während der Pandemie waren die Schließungszahlen teilweise fünfstellig, aber der Lobbyverband schlägt dennoch laut Alarm: „Stirbt der Handel, stirbt die Stadt“, so der Verbandspräsident.
Nun: Nein, eine Stadt muss keineswegs sterben, wenn Geschäfte schließen. Vielmehr werden Innenstädte dann unattraktiv, wenn Handel – und auch Politik – hartnäckig ihre Augen vor den aktuellen und zukünftigen Entwicklungen verschließen und lieber daran glauben, dass es immer so weitergehen muss mit dem Konsum. Trotz Klimakrise, trotz Ressourcenknappheit, trotz Inflation, trotz Internet. Dabei ist das ganz klar nicht der Fall.
Man könnte sogar überlegen, ob das Konzept einer zentralen, konsumzentrierten Innenstadt nicht komplett obsolet sein müsste angesichts der Tatsache, dass die Wege dringend drastisch reduziert werden müssen. Die Idee der 15-Minuten-Stadt, bei der alles, was man zum alltäglichen Leben braucht, von Einkaufen über Schule bis zur Arztpraxis, innerhalb von 15 Minuten per Fuß oder Fahrrad erreichbar ist, gewinnt zunehmend an Popularität – von Paris bis Bogotá, von Wien bis Schanghai.
Wer um jeden Preis den Konsum retten will und weniger Bürokratie und eine Gründungsoffensive für den Handel fordert, verpasst damit eine wichtige Weichenstellung. Nämlich die zur Stadt der Zukunft. Wenn wir es ernst meinen mit der Langlebigkeit von Produkten, mit dem Reparieren statt Neukaufen, mit dem Reduzieren des Überkonsums, dann wird es ganz zwangsläufig weniger Läden geben müssen.
Die Fragen müssen daher vielmehr sein: Welche Art von Handel brauchen wir noch? Was können wir uns leisten als Gesellschaft angesichts der planetaren Grenzen? Wie sollte dieser Handel aussehen, welche Bedürfnisse er erfüllen, wo muss er angesiedelt sein, wie schaffen wir den Übergang? Dass in diesem Zusammenhang auch Raum frei wird für Alternativen zum Konsum, ist eher eine Chance. Nicht für den Kapitalismus, klar. Aber für die Gesellschaft.
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Kommentar von
Svenja Bergt
Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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