Ende des Brics-Gipfels: Guterres diskreditiert die Vereinten Nationen
Der UN-Generalsekretär hat sich von Putin einladen lassen und mit ihm friedlich vor Kameras posiert. Damit hat er den Westen verraten.
![Putin und Antonio Guterres schütteln sich die Hände Putin und Antonio Guterres schütteln sich die Hände](https://taz.de/picture/7316964/14/36851068-1.jpeg)
O b in Kasan die Häppchen besser schmecken als woanders? Süßer, sahniger, deliziöser als in der Schweiz? Dorthin, auf den Bürgenstock, wo in diesem Juni knapp 60 Staaten zusammenkamen, um über Wege aus dem Krieg in der Ukraine zu beraten, hat sich der UN-Generalsekretär Antonío Guterres nämlich nicht begeben. Wie auch der, der diesen Krieg überhaupt in Gang gesetzt hatte: Russlands Präsident Wladimir Putin. Er bezeichnet diesen Krieg, bei dem die russische Armee seit fast 980 Tagen sein Nachbarland zerstört, weiterhin als „militärische Spezialoperation“.
Nun treffen sich Guterres und Putin aber in Kasan. Der höchste Repräsentant des Völkerrechts kostet tatarisches Süßgebäck bei einem Verächter des Völkerrechts. „Ja, schmeckt“, nickt er. Was für ein Geschenk für Putin! Zumal Guterres ganz vertrauensselig in die Kameras blickt und seinen Sprecher ausrichten lässt, es sei „Standardpraxis“, zu Brics-Gipfeln zu reisen. Schließlich kämen in Kasan wichtige Staaten zusammen.
Standardpraxis, das Völkerrecht ad absurdum zu führen? Standardpraxis, den völkerrechtswidrigen Krieg, den Putin gegen die Ukraine führt, mit seinem Besuch am runden Tisch der Brics-Gruppe in Russland zu normalisieren? Damit hat Guterres die UN diskreditiert. Er findet offenbar nichts dabei. Und er findet nichts dabei, wenn Staaten wie Iran, China und Russland auf offener Bühne vom „diktatorischen Westen“ faseln, wenn sie verlogen von einem „demokratischen wie transparenten System“ sprechen, das „Menschenrechte fördert“, und welches sie innerhalb der Brics-Gruppe aufgebaut hätten.
Er findet offenbar nichts dabei, dass die Ukraine in der Abschlusserklärung noch weit hinter dem Schutz von Großkatzen auftaucht. Er sitzt da, bohrt sich im Ohr und sagt: „Wir brauchen Frieden.“ Kein Staatenlenker, der am Tisch in Kasan Platz nimmt, der fröhlich mit dem Fuß wippend den Klängen von „Kalinka“ im Kasaner Kreml zuhört, verurteilt Putin für das, was der Diktator der Ukraine und auch seinem eigenen Land antut. Auch Guterres tut das nicht, mag er auch auf die UN-Charta samt territorialer Integrität aller Länder hinweisen. So spielt er das Propagandaspiel Putins mit und lässt sich von staatstreuen russischen Medien vorführen.
Guterres liefert autoritären Staaten, die sich in der Putin-Show sonnen, die Bestätigung für all das, was diese Staaten ohnehin genüsslich von sich geben: Der Westen sei am Ende. In Kasan wird dem Westen demonstrativ die Tür gewiesen. Und der einzige anwesende Vertreter des Westens lässt sich das gefallen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
Überraschung bei U18-Wahl
Die Linke ist stärkste Kraft
Ukraine-Verhandlungen in Saudi-Arabien
Wege und Irrwege aus München
Krisentreffen nach Sicherheitskonferenz
Macron sortiert seine Truppen
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen