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Debatte um Berliner SilvesterkrawalleEin rassistischer Haufen Mist

Timm Kühn
Kommentar von Timm Kühn

Klar: Angriffe auf Rettungskräfte sind eine rote Linie. Doch der Diskurs über die Berliner Silvesterkrawalle ist völlig entgleist.

Berlin, in der Silvesternacht, Sonnenallee: der Reisebus war von Unbekannten angezündet worden Foto: dpa/Paul Zinken

D ie Debatte über Böllerverbote gehört in Berlin ja zur Neujahrs-tradition dazu wie „Dinner for One“ und Jugendliche, die sich gegenseitig mit Raketen abschießen. Jedes Jahr, die Pandemie ausgenommen, entdecken irgendwelche Kom­men­ta­to­r:in­nen oder Po­li­ti­ke­r:in­nen eine neue Stufe der Eskalation. Die Rufe nach Böllerverboten folgen dann stets auf dem Fuße. Der Ton dieser Debatte ist meist rau, denn alle Argumente sind längst ausgetauscht und die Fronten verhärtet. The same procedure as every year.

Diesmal wurde aber tatsächlich eine neue Eskalationsstufe erreicht. Allerdings nicht unbedingt hinsichtlich der Ausschreitungen in der Silvesternacht, obwohl die heftig waren: Be­am­t:in­nen wurden verletzt, Barrikaden brannten, ein Reisebus brannte aus, nicht nur die Polizei, auch Rettungskräfte wurden auf das Heftigste mit Pyros beschossen. Die Feuerwehr redet von Hinterhalten, die Rettungskräfte konnten wohl teils nur unter Polizeischutz Löscharbeiten leisten. Ein Jugendlicher warf einen Feuerlöscher auf einen Krankenwagen, sodass die Scheibe zerbarst.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Ganz klar: Angriffe auf Rettungskräfte sind eine rote Linie, die Konsequenzen nach sich ziehen müssen. Aber dieses Jahr hat sich der Diskurs so schnell in einen rassistischen Haufen Mist verwandelt, dass man sich übergeben möchte. Unisono sprachen sich Boulevardzeitungen, bürgerliche Presse, rechte Po­li­ti­ke­r:in­nen bis hin zur SPD und vermeintliche Ex­per­t:in­nen Mut zu, die „unbequeme Wahrheit“ auszusprechen: Die Krawalle seien ein „Migrationsproblem“, so Bild.

Der Fokus verengte sich sofort

Geredet wurde quasi sofort nur noch über den migrantisch geprägten Bezirk Neukölln, nicht etwa über die Ausschreitungen im Stadtrandkiez Lichtenrade, wo Vermummte (unbekannter Herkunft) die Feuerwehr mit Latten und Pfefferspray attackiert haben sollen.

Ignoriert wurde, dass die Zahl der Menschen, die tatsächlich vorsätzlich Rettungskräfte attackierten, nicht größer als einige Hundert gewesen sein dürfte. Dass, wie die taz aus gut informierten Kreisen weiß, durchaus auch weiße Stu­den­t:in­nen aus bürgerlichen Verhältnissen mit Schreckschusswaffen und Pyrotechnik hantierten. Der Fokus verengte sich sofort, in den Worten des CDU-Politikers Christoph de Vries, auf den „Phänotypus: westasiastisch, dunklerer Hauttyp“.

Viel gefährlicher als jede Böllerei ist diese Gesellschaft, in der ein solch widerlicher Rassismus längst bis in die Mitte hinein sagbar geworden ist. Zufall ist die völlige Entgleisung dieser Debatte aber nicht. Auf die bösen Ausländer zu zeigen, wenn es eigentlich um Klassenfragen geht, ist schließlich eine Kernstrategie des reaktionären Bürgertums. Denn geballert und randaliert wird zumeist in abgehängten Vierteln – in „sozialen Brennpunkten“, wie man so hässlich sagt –, die, so ist es im rassistischen Kapitalismus nun mal, migrantisch geprägt sind.

Für manche mag schockierend sein: Menschen, die sich ihr Leben lang mit einem ihnen gegenüber übermächtigen System herumschlagen müssen – mit Lohnarbeit, Miethaien, Ausländerbehörden, Jobcentern –, können es als Befreiung empfinden, mit einer Schreckschusspistole herumzuballern und etwas hochzujagen. Das macht die Randale weder politisch im engeren Sinne noch entschuldigt es Angriffe auf Rettungskräfte.

Aber wie heißt es in einem alten Lied der Hausbesetzerszene: „Leute seht genau hin / woher kommt denn die Gewalt / am Anfang war doch nicht der Pflasterstein“.

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Timm Kühn
Redakteur
Schreibt seit 2020 für die taz über soziale Bewegungen, Arbeitskämpfe, Kapitalismus und mehr.
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67 Kommentare

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  • „Ganz klar: Angriffe auf Rettungskräfte sind eine rote Linie…“ - einverstanden.



    Aber was ist mit Personen, die keine Rettungskräfte sind, zB Polizei, und andere? Gibt’s da keine rote Linie? Sind Angriffe da ok? Den Eindruck könnte man fast bekommen…

    • @DocHolyday:

      Angriffe auf die Polizei sind aus der Sicht des Autors kein Problem.



      Das paßt zu der Verharmlosungsstrategie, die darauf verweist, "dass die Zahl der Menschen, die tatsächlich vorsätzlich Rettungskräfte attackierten, nicht größer als einige Hundert gewesen sein dürfte". Und dann gab es auch weiße Studenten aus bürgerlichen Kreisen, die mit Schreckschusspistolen hantiert haben.



      Also keineswegs nur die >bösen Ausländer < .

      Timm Kühn schreibt am 09.08. in der Diskussion über seinen Artikel, wie vorzugehen wäre, um zukünftig Angriffe auf Rettungskräfte zu vermeiden.



      "Soziale Missstände bekämpfen,



      mehr Jugendarbeit etc. ... Der Weg zu weniger Gewalt führt nur über eine gerechtere Gesellschaft."



      Dem kann kann ich voll und ganz zustimmen.

      Allerdings in keinster Weise seiner Haltung zur Gewalt gegen Polizisten.



      Pflastersteine, Schreckschusspistolen, Silvesterböller etc. sind nicht die richtigen Waffen im Klassenkampf in einer demokratischen Gesellschaft.

  • Ich würde der taz einmal empfehlen, über den Tellerrand zu schauen: www.emma.de/artike...es-eisbergs-340041

    • @resto:

      Vielleicht sollten Sie das mal der "Emma" empfehlen.

  • Dieser Reflex auf das „falsche Benehmen“ migrantisch gelesener Männer hat schon einen langen Bart: „Entindividualisierung“, Kulturalisierung, Homogenisierung, Klassifizierung, Rassialisierung…. Große Teile der Bevölkerung brauchen dieses Ritual für die Selbstbestätigung und Legitimation für Ab- und Ausgrenzung. Daher sind Gewaltexzesse der Silvesternacht nicht nur vielen Entscheidungsträger*innen willkommen: Der Teufel bekommt einen Namen. Und da man bekanntlich gegen den Teufel nur schwer ankommt, helfen auch keine politischen und sozialen Maßnahmen. Man braucht selbst keine Verantwortung für die Ursachen übernehmen. Prävention heißt dann den Eigenschutz möglichst optimieren. Bald heißt es wieder wie in den 1980er und 90ern an: Abschieben, abschieben, abschieben!!!



    Dem Autor stimme ich völlig zu!!

  • „….in den Worten des CDU-Politikers Christoph de Vries, auf den „Phänotypus: westasiastisch, dunklerer Hauttyp“ ….“



    Die Worte eines solchen Politikers sind wohl kaum der Maßstab dafür, wie man diese Vorkommnisse sehen muss/kann/sollte.



    Aber das, was sich da in immer katastrophalerer Weise Bahn bricht, sollte man endlich ernster nehmen und nicht durch Abschiebung auf das Rassissmus-Gleis relativieren.



    Ja, es ist ein Sozialproblem (durch alle Nationalitäten) und Prävention hat zu häufig versagt und braucht weiterhin Ideen und Anstrengungen. Aber für diejenigen, die man bis an diesen Punkt verloren hat, müssen die Entschuldigungen, „mildernde Umstände“ ect. endlich aufhören, und da darf auch keine Nationalität oder Hautfarbe verschwiegen werden.



    Und die Diskussion über „Böllerverbote“ ist überfällig. Es ist nicht zu begreifen, warum Feuerwerksmaterial, das 36O Tage des Jahres in die Hände von Fachleuten gehört, plötzlich von den „dämlichsten“ Menschen ge- und missbraucht werden darf (von Luft-und Umweltverschmutzung mal ganz abgesehen). Warum schwingt sich nicht jede Stadt/Gemeinde zu einem zentralen Ereignis an sicherer Stelle, gezündet von Fachleuten auf? Es könnte neben einem Grundbetrag ja durch Beiträge der Ortsansässigen an Pracht gewinnen.

  • Hier noch mal ein Artikel, damit wir nicht immer um dieselben Textproduzenten kreisen:

    jacobin.de/artikel...-linus-westheuser/

  • "Ignoriert wurde, dass die Zahl der Menschen, die tatsächlich vorsätzlich Rettungskräfte attackierten, nicht größer als einige Hundert gewesen sein dürfte."

    Mehr Querdenker waren auch nicht am Reichstag und nicht einmal gewalttätig - doch war der Aufschrei zu Recht - gewaltig.

    Es ist doch egal, wer die Demokratie gefährdet, ob Nazis, Linke, Islamisten oder testoterongesteuerte Machos. Die müssen aufgehalten werden.

  • Wenn wir akzeptieren, dass die Nationalmannschaft bunt ist, dann müssen wir es wohl auch umgekehrt zu Kenntnis nehmen, dass Randalierer aus allen Teilen der Gesellschaft kommen. Integrationsunwillen und Integrationsverweigerung kann man auch Schichten in Deutschland vorwerfen, deren Eltern Deutsche sind und, wie es ein Forist hier schreibt, Karl-Heinz oder Dagmar mit Vornamen heißen.

  • Corona hat doch gezeigt, daß es ohne (privates) Feuerwerk geht. Es handelt sich dabei um Waffen, die da für ein paar Tage an jedermann völlig legal zum Verkauf stehen. Worum?? Feiern und Krach machen könnte man auch anders. Aber es stehen die Arbeitsplätze in der Pryoroindustrie auf dem Spiel oder besser gesagt die Profite in dieser Branche. Das dadurch andere Berufe übermäßig belastet und unnötige Arbeit haben? Geschenkt.Augen auf bei der Berufswahl!

    • @Matt Gekachelt:

      Corona hat doch gezeigt dass es auch mit Ausgangssperre geht. Zumindest war die Kriminalitätsrate nächtens in Bayern niedriger als ohne.



      Nicht jeder Vergleich funzt, manch einer hinkt auch.

  • Die Eskalation dieser gewaltvoll-niederträchtigen Debatte - in der Aufzählung fehlt übrigens noch das ewige Murmeltier von den "1.Mai-Krawallen in Berlin" -

    zeigt vor allem die abgrundtiefe Integragionsunfähigkeit und -unwilligkeit weiter Teile der veröffentlichten Öffentlichkeit, politischer Parteien und ihrer Akteure. Von dem inzwischen digitalisierten Mob gar nicht zu sprechen, der seine Fähigkeit ob des Internets Lynchparolen weit und tief in die Gesellschaft zu verbreiten, mit Legitimität verwechselt.

    Ja Überraschung! In einem Einwanderungsland heisst der Randalierer nicht nur Karl-Heinz mit Vornamen und seine Geschichte ist nicht bloss die der sozialen Verwahrlosung, wie sie in den Einfamilienhäusern vorherrscht, deren Eigentümer Dieter und Dagmar heissen.

    Völlig blinder Fleck dazu - dass eine vollkommen überwiegend, unbestreitbar mehrheitliche Mehrheit von Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die von diesen Integrationsverweigerern als "Menschen mit Migrationshintergrund" gelesen und beschrieben werden, wie jede gutbürgerlich Mitte die Exzesse verurteilen und verabscheuen und deutliche, vor allem wirksame Massnahmen fordern.

    Das wird höchstens einmal rassistisch-wohlwohlend-paternalistisch erwähnt - als gehörten auch die nicht zur "deutschen" Gesellschaft. Was im Kern bedeutet: Man nimmt als in eine Einwanderungsgesellschaft nicht-integrierter Bio-Deutscher nicht diese Normalität wahr, sondern findet sich selbst richtig toll, dass man das mal erwähnt. Es gäbe ja auch Migranten die die Randale verurteilen. Als wäre DAS nicht die Normalität. Ist also damit genausowenig in die Tatsache integriert, das Deutschland ein Einwanderungsland ist.

    Im Grunde muss man den Randalierern für die radikale Aufklärung über diesen Sachverhalt dankbar sein.



    Der ist nämlich viel bedeutender als Gewalttaten, denen man mit den vorhandenen Gesetzen und Regeln ziemlich einfach und gut begegnen kann.

  • "Diesmal wurde aber tatsächlich eine neue Eskalationsstufe erreicht. Allerdings nicht unbedingt hinsichtlich der Ausschreitungen in der Silvesternacht, obwohl die heftig waren:"

    Ich kann solche zynischen Kommentare langsam nicht mehr ertragen. Ich bin selber in der Freiwilligen Feuerwehr und Familienvater.



    Wir stehen wen es sein muss um 2 Uhr Nachts bei Minus 5°C auf, um anderen Menschen zu helfen. Da hat es keiner verdient in den Lauf einer Waffe blicken zu müssen.



    Das sind rote Linien die hier überschritten worden sind und das kann man auch nicht runterspielen!

    Wir haben durch Corona und eine zunehmen Entsolidarisierung eh schon Probleme Nachwuchs zu finden der zweimal im Monat Übungen mitmacht und dann Einsätze zu fahren, wo andere schlafen oder auf der Couch liegen.



    Ich kann es aber auch keinem verübeln der nach solchen Auswüchsen seine Uniform an den Nagel hängt und lieber andere ins Messer laufen lässt-

    • @FalscherProphet:

      Sie beschreiben genau das Problem, das eigentlich so offensichtlich ist. Es macht hilflos, dass es überhaupt nötig ist, das Offensichtliche zu benennen, so wie Sie es tun. In der Folge halte ich auch den Rückzug aus Polizei und Rettungskräften als übrig bleibende und legitime Konsequenz. Timm Kühn und Martin Kniffke bestätigen hier wieder, dass es ihnen um etwas ganz anderes geht. Timm Kühn wünscht sich eine gerechtere Gesellschaft als Lösung allen Übels und Martin Kniffke hält Ihnen vor, dass Sie sich ja immerhin nicht rechtfertigen müssen. Unterm Strich ist jedem klar, dass keinem Feuerwehrmann und keiner Polizistin mit dieser künstlichen Rassismusdebatte auch nur im Ansatz geholfen werden wird. Einfach nur traurig für alle Beteiligten, wie man schwerwiegende Probleme durch falsche Debatten verlagern und ignorieren kann.

    • @FalscherProphet:

      So ist es, mich empört der Umgang mit Ihnen und allen Beschäftigten der helfenden Berufsstände zutiefst. Und wenn nicht endlich „die Beschützer“ geschützt werden, möchte ich mir die Folgen für die Gesellschaft kaum ausmalen.

    • Timm Kühn , des Artikels, Redakteur
      @FalscherProphet:

      Es ist mir wichtig darauf zu antworten. Ich hatte gehofft, dass im Text klar wird, dass es mir wirklich gar nicht darum geht, Angriffe auf Rettungskräfte zu relativieren. Es geht um den Diskurs darüber, was die Ursachen dieser Angriffe sind. Und da ist der rassistische Haufen Mist die inzwischen von bis in die SPD vertretene Überzeugung, die Gewaltbereitschaft ließe sich aus der Herkunft (der Kultur, der Natur?!) der Täter:innen ableiten - und nicht aus der unterschwellig vorhandenden Wut über Unterdrückung (rassistischer, ökonomischer Art). Es geht darum, wie solche Attacken auf Sie und Ihre Kolleg:innen verhindert werden können, und da stehen jetzt 2 Ansätze im Raum. Salopp gesagt: Härter zuschlagen und Repression erhöhen oder soziale Missstände bekämpfen, mehr Jugendarbeit etc. Ich prophezeihe Ihnen, dass uns der Law-and-Order-Ansatz nicht weiterbringen wird. Der Weg zu weniger Gewalt führt nur über eine gerechtere Gesellschaft.

      • @Timm Kühn:

        "Und da ist der rassistische Haufen Mist die inzwischen von bis in die SPD vertretene Überzeugung, die Gewaltbereitschaft ließe sich aus der Herkunft (der Kultur, der Natur?!) der Täter:innen ableiten"

        Na die Aussagen aus der SPD, dass sich die Gewaltausbrüche allein von der "Kultur/Natur" von Migranten ableiteten lassen, würd ich gern mal zitiert sehen. Und nein, es gibt eben nicht nur 2 Ansätze. Wie kommt man darauf?

        Integration ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und das gibts ne Menge Ansatzpunkte. Man muss soziale Mißstände beseitigen, Beteiligung schaffen, Ghettoisierung vermeiden, Rassismus bekämpfen und gleichzeitig aber auch dafür sorgen, dass Rettungskräfte vor Gewalttätern geschützt werden und Gewattaten nicht als Zeichen einer vermeintlichen Stärke glorifiziert werden. Da gibts nicht nur schwarz und weiß.

        Ein nicht geringer Teil der angegriffenen Einsatzkräfte in Neukölln hat selbst Migrationshintergrund. Und Rettungskräfte sind keine Polizisten, von denen man womöglich Repressionen fürchten muss. Sie gezielt brutal anzugreifen und daran zu hindern, Anderen zu helfen ist eben nicht nur verständliches Aufbegehren gegen eine diskriminierende Staatsmacht.

      • @Timm Kühn:

        Warum positionieren Sie sich nicht auch gegen die Übergriffe auf die Polizei?

        • @Rudolf Fissner:

          Brauchen Sie eine Zeichnung, oder wie kann man Ihnen dabei helfen, dass der Autor dies tut?

          Zitat aus dem obigen Text:



          "Ganz klar: Angriffe auf Rettungskräfte sind eine rote Linie, die Konsequenzen nach sich ziehen müssen."

          Muss man da für Sie auch noch "Polizei" einfügen? Vielleicht auch noch "Taxifahrer" und "BSR-Bedienste" ?

          Denken Sie einmal über die Bösartigkeit Ihrer Gedankenwelt nach. Statt sie auf andere zu projizieren.

          Ich habe nicht ein Sekunde nach dem Lesen des Textes gedacht - hier würde Randale oder Gewalt beschönigt oder gar gerechtfertigt.

          • @Martin Kniffke:

            Rettungsdienst bei Wikigedöns: de.wikipedia.org/wiki/Rettungsdienst - Da taucht die Polizei nicht bei auf.

            Von daher - um bei ihren weiteren Beispielen zu bleiben- ja, es muss Taxifahrer und Bäcker heißen. Bäcker sind keine Taxifahrer.

            Vor allem auch deswegen, weil bei Übergriffen auf Rettungsdienste und Polizisten, Polizisten den allergrößten Batzen ausmachen.

            Ich habe den Eindruck, dass eine schriftlich geäußerte Positionierung gegen Gewalt gegen Polizisten vielen schwer fällt.

    • @FalscherProphet:

      Keine Frage. Geht auch nicht darum Übergriffe, Gewalt gegen Rettungskräfte zu rechtfertigen.

      Aber denken Sie mal drüber nach, weshalb Sie sich nicht rechtfertigen müssen - also nicht aktiv ansagen müssen, es handele sich nicht um Ihren Nachwuchs oder Ihre Verwandtschaft.



      Ihr Kollege der als "Migrationshintergrund" gelesen wird, muss das aber ständig.

      DAVON ist die Rede.

      Also auch für Sie - mal nicht von Ihrer Normalität ausgehen, sondern begreifen was diese Integrationsverweigerer aus der Perspektive Ihres Kollegen anrichten, der mit Vorname Ali, Mehmed oder Orkan heisst.

      Und falls Sie das wundert: Ja - das sind die eigentlich Integrationsunwilligen und Integrationsverweigerer, die bei jeder Gelegenheit skandalisieren, das Deutschland ein Einwanderungsland ist, in dem Diebe, Mörder, Vergewaltiger, Randalierer, Betrüger nicht nur Karl-Heinz oder Dagmar mit Vornamen heissen.

      Hat also nichts damit zu tun, dass selbstverständlich die Gewalt, die Respektlosigkeit in dieser Gesellschaft insgesamt unerträglich ist.

      Und übrigens - Respektlosigkeit die ja auch für Sie als Feuerwehrmann sehr bedeutend strukturell noch ganz anders stattfindet: In der mangelnden personellen Ausstattung, Bezahlung, in mangelndem Budget in jeder Hinsicht.

  • Solange solche Meinungen bei linken Journalisten verbreitet sind, wird es niemals eine realistische Annäherung an das Thema geben.

    Ja, von rechts wird rassistisch argumentiert - Die Zuwanderer sind anders als wir und prinzipiell böse.



    Das ist nicht nur fremdenfeindlich, sondern auch sozialogischer Müll.

    Nur sollte man auch als sogenannter Anti-Rassist sich mal ernsthaft die Frage stellen, warum die Deutschen als solche so stark angefeindet werden (Rettungsdienste!!). Die Antwort ist zum erheblichen Teil, dass wir in erster Linie eine Einwanderung aus den ungebildeten und rechtsgerichteten Bevölkerungsteilen der Herkunftsstaaten hatten und haben. Die Silvester-Randalierer sind schlicht die nahöstlichen Entsprechungen der deutschen Nazischläger und Hooligans.

    Grundsätzlich müsste jeder, der "Rassenmerkmale" ablehnt meinen, dass die Fremdenfeindlichkeit der Deutschen und die Fremdenfeindlichkeit gegenüber Deutschen EXAKT gleichgroß ist. Die überproportionale Delinquenz von Migranten ist schlicht in der negativen Sozialauswahl bei der Einwanderung begründet. An sich benehmen diese sich nicht anders, als man es auch von deutschen Nazis und Kriminellen erwarten würde. Dies ist in der Sozialforschung vielfach belegt.



    Gegenbeispiele sind Zuwanderungen die eher Positivselektionen waren - z.B. aus Persien/Iran der 1980er, die tendenziell eher dem, von den Mullahs unerwünschtem, Bürgertum angehörten. Eine kulturelle Komponente gibt es nicht (Rassismus ohne Rassen).



    Dummerweise ist man leider auch von linker Seite häufig von einer "Andersartigkeit" deutscher/westlicher/"weißer" Menschen überzeugt.

    Das ist meiner Meinung nach das Kernproblem bei der deutschen Migrationspolitik - effektiv holt man zusätzlich zu deutschen Nazis noch überproportional ausländische hinzu. Wie das zu einem friedlichen Miteinander führen soll, ist mir unklar.

    • @Chris McZott:

      Moment. Hast du dazu eine Quelle über die Anzahl an rechtsextremen Migranten? Ich würde ja eher von Einzelfällen sprechen. Menschen, die in ein Land wie Deutschland migrieren machen das i.d.R. nicht um rechtsextreme oder nationalistische Gewalt zu bringen.



      Nationalisten bleiben aus Logik und aus Prinzip in ihrem Heimatland.



      Nein, in erster Linie handelt es sich um Menschen, die nach Demokratie und Menschenrechte sehnen. Sonst würden diese nicht migrieren.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Tut mir leid, aber das ist völlig fernab jeglicher Realität. "Einzelfälle" hehe, das kommt einem bekannt vor. :)

        Die Türken hier z.B. sind ganz offensichtlich weitaus "konservativer" (bei Deutschen würde man "rechtsradikaler" sagen) als die Türken in der Türkei. Siehe Wahlergebnisse für Ergogan, siehe die Anzahl der Kopftücher im Vergleich zu türk. Großstädten, siehe die Mitgliederzahlen der rechtsextremen Verbände in Deutschland. Trotz der größeren Bevölkerungsanteile, hat kein deutscher Nazi-Verein soviele Mitglieder wie die Grauen Wölfe und Co.

        www.bpb.de/themen/...on-in-deutschland/

        Das wird auch von den deren hiesigen Interessenverbänden zugegeben. Als Ausrede kommt dann meist ein "das ist nur eine Reaktion auf den dt. Rassismus".

        "Nationalisten bleiben aus Logik und aus Prinzip in ihrem Heimatland."



        Ach was!? Das heißt Kolonialismus und imperiale Expansion sind garnicht rechts-nationalistisch, sondern entspringen einem weltoffenem Kosmopolitismus?



        Sind sie auch der Meinung dass die europäischen Kolonisten sich aus der links-liberalen Avantgarde rekrutiert haben z.b im Apartheid-Südafrika oder frz. Algerien? Das gibt ja eine ganz neue Perspektive auf Hitlers "Generalplan Ost" Sorry, für die Polemik. Die musste raus ;)

        "Nein, in erster Linie handelt es sich um Menschen, die nach Demokratie und Menschenrechte sehnen"

        Damit widersprechen Sie jeder Argumentation der Pro-Flüchtlingsbewegungen, die ja gerade sagen, dass Krieg und Armut Menschen, die vorher nie an Auswanderung gedacht haben, zur Flucht zwingen.

        Bei stark selektiver Einwanderung (Australien etc) mögen Sie wohl recht haben. Die deutsche Einwanderungspolitik hat dagegen traditionell auf ungebildete Menschen (abgehängte, traditionsverhaftete Landbevölkerung) gesetzt.

        Asyl für überzeugte Demokraten ist in der Praxis ein Minderheitenphänomen. Mehrheitlich geht es im Wirtschaftsmigration.

        • @Chris McZott:

          Und was soll nun der Verweis auf die Grauen Wölfe bezwecken? "Seht her, die sind auch rechtsradikal!" Nazis schön bashen wollen (was gut ist), aber gleichzeitig mit dem Finger auf andere draufzeigen. Eine ablenkende Strategie mit Whataboutism und Marginalisierung, die den AfD-Mann als Leser in der taz sicherlich zustimmend finden wird. Und solchen Leuten wollen wir sicherlich keine Häppchen vorwerfen.

          Und was soll der unvergleichbare Ausritt in die Kolonialgeschichte? Möchte die Türkei oder Syrien oder Afghanistan ihr Territorium erweitern? Mit Menschen, die als Flüchtlinge eingewandert sind? Das geht schon stark in das deutschnationalistische Narrativ "Balkanisierung" (ex-Jugoslawien) oder "Islamisierung". Wenn du dir den rechten Schuh anziehen willst um ins Fettnäpfchen zu treten, dann gerne. Ich verzichte.

  • "Menschen, die sich ihr Leben lang mit einem ihnen gegenüber übermächtigen System herumschlagen müssen – mit Lohnarbeit, Miethaien, Ausländerbehörden, Jobcentern –, können es als Befreiung empfinden, mit einer Schreckschusspistole herumzuballern und etwas hochzujagen." (Timm Kühn)

    Sorry, aber ich habe mich auch mein Leben lang mit diesem übermächtigen System (Lohnarbeit, Miethaie, Jobcenter, Ämter und Behörden) herumschlagen müssen. Aber auf die Idee dass ich die Befreiung mittels Herumballern mit Schreckschusspistolen oder Böllern gesucht und gefunden hätte, auf den Schwachsinn bin ich einfach nicht gekommen.



    Hört endlich auf asoziales kriminelles Verhalten als "Klassenkampf" zu bemänteln.



    Und dieser abartige Tanz geht weiter:



    www.berliner-zeitu...beworfen-li.305163

    • @LittleRedRooster:

      Auch und gerade für Sie habe ich oben einen Artikel verlinkt, der Sie vielleicht etwas selbstkritisch über Ihr soziales und Bildungskapital nachdenken lässt, über das andere eben nicht verfügen.

      jacobin.de/artikel...-linus-westheuser/

      • @Martin Kniffke:

        "(...) über Ihr soziales und Bildungskapital nachdenken (...)" (Martin Kniffke)



        Ach Gott, oh Gott!



        Ich kann Ihnen schon sagen was mein soziales Kapital betrifft: Als Flüchtlingssohn: Nullkommanix. Alles was mir meine lieben Eltern hinterlassen konnten waren ihre besten Glückwünsche und eine Erziehung zu einem sozial verantwortlich agierenden Wesen. So ist das halt, wenn man von ganz Unten kommt.



        Und mein "Bildungskapital": All das, was ich mir durch eine ganz gewöhnliche Schulkarriere, Berufsausbildung und lebenslanges eigenaktives, autodidaktisches Lernen und Fortbildung aneignen konnte.



        Irgendwie ist mir dabei aber wohl die Lerneinheit "Böllern für die Freiheit" komplett entgangen. Sowas wird halt auch in Gewerkschaftsseminaren nicht angeboten. Warum wohl?

      • @Martin Kniffke:

        Ähm ... in dem von Ihnen verlinkten Artikel ist nicht von "Klassenkampf" sondern von "Klassenzimmern" die Rede. Ich glaube Sie verwechseln da was. 😜

    • @LittleRedRooster:

      Ganz genau das habe ich mir auch gedacht.

    • @LittleRedRooster:

      Das müssen wir im Prinzip alle.

      Die Frage ist doch, auf welcher Treppenstufe diese Auseinandersetzungen stattfinden und welche Macht Miethaie, Jobcenter und Ämter dabei über einen selbst haben.

      Ich denke da gibt es brutale Unterschiede, insbesondere wenn das Aufenthaltsrecht im Hintergrund mitschwingt.

      • @Sonntagssegler:

        "(...) brutale Unterschiede, insbesondere wenn das Aufenthaltsrecht im Hintergrund mitschwingt." (Sonntagssegler)



        Jaja, da haben Sie schon Recht. Allerdings erscheint es mir gerade angesichts dieser Bedrohung nicht gerade folgerichtig mit dissozialen Verhalten zu "glänzen". Ihre Überlegungen über vermeintliche "Treppenstufen der Auseinandersatzung" können Sie sich bei mir getrost sparen. Ich komme auch von ganz Unten.



        Sollte nun aber, da mittels der Verlautbarungen der Polizei ja klar zu sein scheint, dass von all den 145 Festgenommenen "nur" 38 wegen dieser Böllerattacken geschappt wurden und überdies davon anscheinend die Mehrzahl Deutsche sind, nicht endlich diese "Migranten-Debatte" dahin gelenkt werden wo sie hingehört: In eine Debatte um die Rolle von Medien, deren manipulativen Charkter und was das mit uns macht?!?

  • @Rudolf Fissner



    Eiskalt gelogen!! Zitat aus dem von Ihnen verlinkten Wikipedia-Artikel:



    "Deutschland ist seit der Flüchtlingskrise in Deutschland ab 2015 das Land mit der vierthöchsten Anzahl an internationalen Flüchtlingen sowie an Asylbewerbern."

    • @Ano Nym:

      Ach Gottchen. Sie rechnen die aufgenommen Asylbewerber heraus und schreien auch noch "Lüge". Existieren für Sie jeine politischen Flüchtlinge?



      Irgendwie peinlich das.



      de.wikipedia.org/w...nalen_Flüchtlingen

  • Wer von Neuankömmlingen keinerlei Anpassung verlangt, zeigt ihnen nur, dass er sie nicht in die Gesellschaft integrieren will. Wenn man sich reibt, entsteht Wärme, nicht wenn man sich in Ruhe lässt. Das macht ausgerechnet Bayern besser als Berlin.

  • @MAESTROBLANCO

    Was erzählen Sie da für einen Unsinn.

  • Ich wünschte mir die gleiche Verve, wenn Hooligans wöchentlich auf Polizisten losgehen, dass die Untätigkeit der Ermittler gegen die rassistischen Brandanschläge in Neukölln angeprangert wird, dass die regelmäßigen Brandanschläge auf Flüchlingsheime aufgeklärt werden, dass über mangelnde Integration von 30% Ostdeutscher rechtsextremer Wähler geredet wird, dass Straftaten von Querdenkern und Pegida nicht verfolgt werden, dass rechtsextreme Netzwerke in Polizei und Justiz ausgehoben werden etc.

  • "Denn geballert und randaliert wird zumeist in abgehängten Vierteln – in „sozialen Brennpunkten“, wie man so hässlich sagt –, die, so ist es im rassistischen Kapitalismus nun mal, migrantisch geprägt sind."

    Stadtpanung wird nicht von Kapitalisten betrieben. Das sind kommunale Aufgaben. Das ist noch schönes altes Staatsgedöns, Hsrdcore-Neoloberale würden es als kommunistisch bezeichnen . Und dass die RRG-regierung in berlin eine rassistsiche sei ist auch eine Fake-News.

    Die schlichte Logik dahinter ist schlicht die, dass Flüchtlinge und Arbeitsmigranten sich aufgrund fehlender finanzieller Resourcen (Assad, Putin & co. bezahlen keine Ausreisegelder) die billigsten Wohnungen in den entsprechenden Vierteln leisten können.

    Was allerdings übel ist, ist dass diese Viertel in Punkto Bildung u.ä. nicht speziell vom Land Berlin (und auch anderwo) unterstützt werden.

    • @Rudolf Fissner:

      "Stadtpanung wird nicht von Kapitalisten betrieben. Das sind kommunale Aufgaben. Das ist noch schönes altes Staatsgedöns"

      Schon seit Jahrzehnten nicht mehr, zumal in Großstädten.

      • @Ajuga:

        Seit 1996 sind Mitglieder der Linkspartei oder der SPD in Berlin die politisch verantwortlichen für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, ergo z.B. auch für die Verteilung des Sozialen Wohnungsbaus in Berlin.

        Das die Linkspartei Kapitalisten sein sollen ist doch lächerlich!

        Warum finden sich die meisten Sozialwohnungen mit in Neuköln ( www.morgenpost.de/...rlin-226859065.jpg ) ? Warum streut die Rot-Rot-Grüne Regierung diese nicht verstärkt in anderen besser situierten Stadtteilen?

    • 0G
      04405 (Profil gelöscht)
      @Rudolf Fissner:

      Entschuldigung, aber das ist Unsinn. Mietverträge werden in Deutschland von Vermietern abgeschlossen, es gibt keinen Kontrahierungszwang - und es ist gut dokumentiert, dass Migranten am freien Mietmarkt diskriminiert und behindert werden.

      Sie müssen also das nehmen, was sie kriegen können - man könnte auch sagen das, was ihnen zugewiesen wird. So und nicht anders entstehen soziale Brennpunkte.

  • Integration für Alle!



    Es soll ja eine nicht unwesentiche Zahl an Menschen in Deutschland geben, zuletzt so etwa 45 Millionen, die der LOHNARBEIT ihr Leben lang nachgehen, ohne kriminell zu werden. Eigentlich überraschend.



    Wer Menschen, die Anderen Menschen helfen, beleidigt oder gar verletzt und in Ihrer Arbeit behindert, agiert gegen die Gesellschaft.



    Wer sich eine lebendige, vielfältige, integrative Gesellschaft wünscht, muss auch Probleme erkennen und benennen. Ursachenforschung ist ein weiterer Schritt aus dem Lösungsansätze entwickelt werden können.



    Das Ignorieren problematischer Entwicklungen ist lösungsfern.

  • Ich habe auch einen arabischen Hintergrund und finde es auch nervig, wenn gesagt wird, dass es kein Migrationsproblem sei. Es ist sehr wohl eins. Dieses ständige mit-Samthandschuhen-anfassen bei Migrationsthemen finde ich auch strange.

    • @jaui:

      Nur dass es hier eben KEIN Migrationsproblem ist.

      In mehreren Orten Baden-Württembergs haben in der Neujahrsnacht alteingesessene Schwaben randaliert.



      In Borna reinrassige Sachsen von aechtem teutschen Bluthe.



      In Berlin vorwiegend irgendwelche Afghanischstämmigen.



      In dem westfälischen Kaff, wo ich Silvester war, waren es wohl (den Feuerwerks-Großeinkäufern an der Supermarktkasse nach zu urteilen) vorwiegend russischstämmige Baptistenkids - also nicht nur "volksdeutsch" und "zugewandert", sondern auch noch evangelikal - die Radau gemacht haben.

      Es war dieselbe Randale, egal wer die Täter waren. Gemeinsamer Nenner ist lediglich: es waren Männer zwischen 15 und Ende 20.

      Deutschland hat also zweifelsohne ein angry-young-men-Problem. Junge Männer, die, aus verschiedensten Gründen perspektiv- oder sozial haltlos, ihren berechtigten oder unberechtigten Frust über ihre Lebensrealität in gemeingefährlicher Weise sublimieren. Und warum denn auch nicht? Dass das Zünden großer Mengen Sprengkörper in diesem unserem Lande geradezu Menschenrechtsstatus hat, haben FDP und Konsorten ja nun wochenlang öffentlich breitgetreten.



      Im Übrigen haben auch die Schlägermacker mit den Russlandfähnchen und steroidgeschwollenen Stiernacken, die im Namen des Weltfriedens ukrainische Geflüchtete zusammenschlagen, keinerlei arabische Vorfahren. Und von den Jungmännern, die im August 2020 das Parlament stürmen wollten, auch die allerallerwenigsten.

      Und wie sich diese Art Jungmänner-Problem politisch auswirkt - darüber gibt es ganze Regale voll Fachliteratur.

      • @Ajuga:

        So ist es halt mit dene junge Kerle. Stürmisch sind‘s eben in der Pubertät.

  • Irgendwie scheint Kritik an Migranten oder Flüchtlingen ein absolutes Tabu zu sein. Egal was sie machen oder tun. Ich rede hier von Einzelpersonen und sehe das Thema auch nicht pauschal. Ich weiss nicht warum man zu Migranten oder Flüchtlingen freundlicher sein muss als zu "Deutschen". Wer Gesetze bricht gehört bestraft. Und jeder darf das Land verlassen wenn es ihm hier nicht gefällt oder seine Erwartungen nicht erfüllt werden.

    • @maestroblanco:

      Inwiefern die Gewalt wirklich nur von "Migranten oder Flüchtlingen" ausging, wie Sie implizit unterstellen, ist Gegenstand des Artikels, den Sie anscheinend nicht verstanden haben.

    • @maestroblanco:

      Die Kinder sind hier geboren und gehören zu unserer Gesellschaft, sie können "das Land" ebenso wenig verlassen wie Sie.

  • Dem Kommentar kann ich weitestgehend zustimmen. Die Aggression sehe ich auch als einen Spiegel der Gesellschaft und nicht als ein Problem der Sylvester Ballerei sowie der Migration. Angriffe auf Rettungskräfte sind seit geraumer Zeit en Jour. Bisher plakativ auf Autobahnen, aber längst nicht darauf beschränkt. Und dort vermutlich nicht als Migrationsproblem. Die Bundesliga hat Konkurrenz bekommen. Oder macht es einen Unterschied wöchentlich Polizisten zu versohlen und Waggons der DB zu ruinieren?

  • @TOMPHSON, @JIM HAWKINS

    Ach, Leute: kriegt Euch doch ein. Ist doof gelaufen. Wenn wer erwischt wird, dann kriegt er/sie Stress, ganz normale Polizeiarbeit.

    Ansonsten muss sich die Gesellschaft (das sind wir) fragen, was wir denn besser machen können. Und wir können [1].

    Das Gegeifere der Einschlägigen ist lediglich eine widerliche Instrumentalisierung der Situation. Nach Gesetzesverschärfungen zu rufen fehl am Platz -- so weit können wir uns einig sein, oder?

    [1] taz.de/Streetworke...n-Berlin/!5903913/

    • @tomás zerolo:

      Wieso verweisen Sie dann auf einen Artikel, der mehr Sozialarbeit fordert, wenn es doch nur "doof gelaufen" ist und Beschuss mit Raketen und das Werfen von Böllern in besetzte Wagen nur "ganz normale Polizeiarbeit" ist?

      Aus ihrer Position ergibt sich null Handlungsbedarf.

    • @tomás zerolo:

      ganz toll, Ihre Relativierungen und die Wortwahl: Instrumentalisierung. Fehlt nur noch der Generalverdacht. Vergleichen Sie mal Silvesterkrawalle in Berlin mit 35% Migrationshintergrund - München mit 46% Migrationshintergrund. Und was kommt da raus?

  • Wär richtig cool, wenn Hr. Kühn jetzt Stellung zu den Kommentaren von Thomphson & Hawkins nimmt... Von mir ein Like an die Kommentatoren für ihre Denkanstöße.

  • Auch wenn man prekär lebt, kann man anständig bleiben und nicht zur Gewalt greifen. Warum wird mmer wieder diese Erklärung bemüht.

  • 15- bis 25-jährige Heranwachsende mit Migrationshintergrund haben in DLand verdammt gute Gründe das 'System' zu verachten.



    Ansonsten ist Gewalt nicht sinnlos, sondern erfüllt verschiedene psychische und soziale Funktionen, macht auf Probleme aufmerksam und hilft bei der Selbstinszenierung.

    • @Ceebee:

      Können Sie erklären, warum? Abgesehen von einem der weltweit besten Sozialsystem und dem kostenlosen Schul- und Ausbildungssystem gibt es erheblich mehr Freiheiten, als in vielen der Herkunftsländer. Im übrigen handelt es sich um junge Männer. Ist dann bei den jungen Frauen alles okay?

    • @Ceebee:

      "... verdammt gute Gründe das 'System' zu verachten."

      "Das System" dass Sie verachten, nimmt zufälligerweise weltweit mit am meisten Flüchtlinge auf. Und das auch schon vor dem Ukrainekrieg de.wikipedia.org/w...hteter_Bevölkerung

      Dieses System verachten gemeinhin nur AfDler und andere rechte Knalltüten

  • Ein bisschen wirr der Kommentar. Erst heißt es:



    Der Fokus verenge sich auf den migrantisch geprägten Bezirk Neukölln. Dann aber sagt der Autor selbst, dass geballert und randaliert werde, vor allem in abgehängten, migrantisch geprägten Vierteln.



    Da ist die Analyse des Autoren von der des CDU-Politikers Vries nicht weit entfernt. Meine Schlussfolgerung:



    1) Die Mehrheit derjenigen, die Feuerwehr, Polizei und Rettungskrägte angriffen hatten migrantischen Hintergrund



    2) Das kann man als Migrations- oder Integrationsproblem bezeichnen

    Daraus kann man rassistische Lösungsvorschläge herleiten, muss aber nicht! Eine Diskussion um ein Böllerverbot oder eine Verschärfung des Waffenrechts (Stichwort: Schreckschusspistolen), ist sicher kein Rassismus...

    • @mlevi:

      "Das kann man als Migrations- oder Integrationsproblem bezeichnen"

      Wenn es bei Tätern mit Migrationshintergrund also ein "Migrations- oder Integrationsproblem" sein soll, ist es dann bei Tätern ohne Migrationshintergrund ein "Eingeborenen- oder Deutschenproblem" oder wie erklären Sie sich das?

  • "Diesmal wurde aber tatsächlich eine neue Eskalationsstufe erreicht. Allerdings nicht unbedingt hinsichtlich der Ausschreitungen in der Silvesternacht, obwohl die heftig waren"

    "heftig"... na dann viel Spass, wenn Sie demnächst einer Schreckschusspistole gegenüberstehen.



    Wenn es nicht so flach wäre: da hat der Autor den Schuss nicht gehört.

  • Ich wiederhole mich hier: Wir haben in Berlin ein Problem der Umsetzung bestehender Regeln:



    Habe Anfang Dezember in Berlin abends an einer belebten Straßenkreuzung miterleben dürfen, wie Jugendliche mehrere Böller gezündet haben. 10 Meter davon entfernt stand ein Polizeiauto bei Rot an der Ampel, Reaktion exakt “Null”, sowohl bei Polizei als auch den fehlbaren Jugendlichen.

  • "Menschen, die sich ihr Leben lang mit einem ihnen gegenüber übermächtigen System herumschlagen müssen – mit Lohnarbeit, Miethaien, Ausländerbehörden, Jobcentern –, können es als Befreiung empfinden, mit einer Schreckschusspistole herumzuballern und etwas hochzujagen. "

    " ihr Leben lang " ? - Inwiefern trifft das die Lebensverhälnisse afgahnischer und syrischer Flüchtlinge in Afghanistan?

    Der Artikel geht nicht auf die Lebenssituation der Täter ein. Es wird aus dem hohlen Bauch heraus behauptet, dass die Täter eine solche Vita gehabt haben.

  • "Ganz klar: Angriffe auf Rettungskräfte sind eine rote Linie, die Konsequenzen nach sich ziehen müssen. "

    Rettungskräfte Sicher doch. Aber Böller in Bereitschaftswagen der Polizei zu werfen ist dann doch wieder lustig?

  • Dass, wie die taz aus gut informierten Kreisen weiß ...

    Wow, so genau wollten das die Leser auch nicht wissen!



    Auch ich bin kein deutscher und dennoch werde selbst manchmal zum "Rassist", wenn ich so manche Szenen in den Großstädten erlebe. Es ist absolut richtig, die Dinge bei Namen nennen und nicht ständig mit den Vollidioten umzugehen, wie mit rohen Eiern!

  • "Die Rufe nach Böllerverboten folgen dann stets auf dem Fuße. "



    Und warum? Weil man das Problem nicht löst und immer weiter in den Sumpf gerät. Die "Kampftruppen" Berlins werden immer dreister! Also sollte man dagegenhalten!

    "Die Krawalle seien ein „Migrationsproblem“, so Bild." Das gilt es zu beweisen.



    Aber man rückt mit den Vornamen der Festgenommenen nicht raus. Grund, hierdurch könnte recht einfach festgestellt werden, woher diese Bürschchen kommen. Totschweigen, um ja keine Migrationsdebatte zu befeuern?



    Was ist, wenn z.B. die Hälfte dieser Leute arabischstämmig sind?

    Ach ja, muss man Verständnis haben oder was?



    Wie wäre es mit der Wahrheit, klare Transparenz?

  • Wie passt eigentlich der weiße Student aus bürgerlichen Verhältnissen zur Klassenfrage?

    Ansonsten haben wir hier einen Kommentar der Sorte, was nicht sein darf, das kann auch nicht sein.

    Erhellender wird es, wenn man jemanden von der Front befragt. Baris Coban, Neuköllner Feuerwehrmann:

    "Das war eine ganz andere Klientel als zum Beispiel beim ersten Mai. Das waren keine Linksautonomen, die ein Problem mit dem System haben. Das waren 15- bis 25-jährige Heranwachsende, die allermeisten mit Migrationshintergrund. Und das sage ich nicht leichtfertig, ich bin selber türkischer Herkunft und kämpfe mein ganzes Leben gegen Vorurteile an. Aber man muss die Dinge auch beim Namen nennen. Und ich kann mir vorstellen, dass man als Feuerwehrmann auch irgendwann seine Neutralität verliert."

    www.berliner-zeitu...erletzen-li.303342