Datenschutz im Alltag: Die Bequemlichkeitsfalle

Wir brauchen technische Lösungen zum Schutz unserer Privatsphäre. Was aber auch nicht schadet: dass wir selbst ein bisschen Verantwortung übernehmen.

Ein Smartphone in einer Wasserdichten Hülle

Wir brauchen Mittel, um die geltenden Verbraucher- und Datenschutzregeln auch durchzusetzen Foto: Imago

Der Fußballverein kommuniziert via Whatsapp. Arzttermine werden online via Doctolib gebucht. Auf der Arbeit läuft die Kommunikation per Slack, und private Fotos landen in der Google-Cloud. Das ist nur ein kleiner Ausschnitt der Dienstleister, die Nut­ze­r:in­nen den Alltag komfortabel machen und bei denen sie gleichzeitig ein gutes Stück ihrer Privatsphäre abgeben. Denn: Es ist doch alles so bequem hier.

Und: Wer hat die Zeit, die Fotos auf Smartphone und Kamera lokal zu speichern und sie regelmäßig auf verschiedenen externen Festplatten zu sichern? Wer hat die Zeit, sämtliche Cookie-Banner durchzulesen oder zumindest so lange zu suchen, bis man einen „Alles ablehnen“-Button gefunden hat? Wer hat die Zeit, einen Kampf mit seinem Arbeitgeber zu führen und ihn vom Vorteil datenschutzfreundlicher Alternativen zu überzeugen?

Die datensaugenden Dienste sind mittlerweile so tief verankert im Alltag, dass es einem Vollzeitjob gleichkommt, sie zu umgehen. Und selbst wer das schafft und dann nur einen Moment zu lange vor dem Kolosseum in Rom oder im Hochsommer am Flaucher in München verweilt, wird kaum verhindern können, ungewollt in einer Insta-Story oder auf Facebook aufzutauchen.

Und nun? Es gibt drei Lehren, die sich daraus ziehen lassen. Erstens: Wir brauchen technische Lösungen für einen besseren Schutz. Der Datenschutzverein noyb hat, gemeinsam mit dem Sustainable Computing Lab der Wirtschaftsuniversität Wien, gerade eine solche vorgestellt und zwar für – oder eher gegen – die problematischen Cookies und das damit verbundene Datensammeln.

Vernünftig ausgestattete Aufsichtsbehörden

Zweitens: Wir brauchen Mittel, um die geltenden und okayen Verbraucher- und Datenschutzregeln auch durchzusetzen. Vernünftig ausgestattete Aufsichtsbehörden, schlagkräftige NGOs.

Und drittens: Wir brauchen trotzdem den Willen, selbst Verantwortung zu übernehmen. Es muss nicht sofort gleich um alles gehen. Aber kleine Schritte. Sich mal im Browser durch die Datenschutzeinstellungen klicken beispielsweise und dort alles an Tracking ausstellen, was ausstellbar ist. Das Schöne: Es dauert keine fünf Minuten.

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schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.

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