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Corona-Exit in Kitas und SchulenUnlogisch und unverantwortlich!

Ralf Pauli
Kommentar von Ralf Pauli

Wissenschaftler:innen der Leopoldina empfehlen, Schulen demnächst wieder zu öffnen. Das wäre aber zu früh.

Leider kein guter Vorschlag: die Kitas jetzt schon wieder zu öffnen Foto: Jens Büttner/dpa

Z ugegeben: Es ist eine Steilvorlage für zynische Kommentare, wenn eine Arbeitsgruppe aus 24 Männern und 2 Frauen empfiehlt, die Kitas bis zu den Sommerferien geschlossen zu halten – die baldige Wiederöffnung von Läden und Gasthäusern hingegen für unbedenklich hält. Den Wissenschaftler:innen der Nationalen Akademie Leopoldina, die am Montag in einer Ad-hoc-Stellungnahme einen möglichen Corona-Exit-Fahrplan skizziert haben, scheint offenbar entgangen (oder gleichgültig) zu sein, welchem der beiden Elternteile diese Empfehlung eine bis zu dreimonatige Zwangspause im Beruf bescheren dürfte. Entsprechend ist die Stimmung im Netz.

Dabei ist die Argumentation der Leopoldina gegen baldige Kitaöffnungen durchaus stichhaltig. Kleine Kinder halten sich nicht an Abstände und Hygienevorschriften, also ist eine Öffnung von Horten und Kindertagesstätten – gesamtgesellschaftlich – unverantwortlich. Umso verwunderlicher ist es, dass dasselbe Argument bei den älteren Kitakindern (fünf bis sechs Jahre) und bei den Grundschüler:innen plötzlich keine Rolle mehr spielt.

Die nämlich sollen baldmöglichst wieder unterrichtet werden, zwar in kleineren Gruppen, zeitversetzt und mit Mund-Nasen-Schutz. Wie das aber – allein personell – umgesetzt werden soll, bleibt das Geheimnis der Leopoldina. Zumal auch schwer vorstellbar ist, dass eine Klasse mit „nur“ 15 Drittklässler:innen auch nur eine Stunde den gebotenen Abstand wahren könnte.

Paradoxerweise sollen dafür ältere Schüler:innen und Studierende, die sich sehr wohl an entsprechende Schutzregeln halten können, zunächst weiter zu Hause lernen, Studierende sogar noch das ganze Sommersemester über. Logischer wäre es genau andersherum: Zunächst sollten die weiterführenden Schulen öffnen, dann die Grundschulen und zum Schluss die Kitas. Sinnvoll ist aber auch das nicht. Die richtige Empfehlung wäre, bei den momentanen Infektionszahlen alle Schulen weiter geschlossen zu halten.

Muss ein Jugendlicher ernsthaft selbst abwägen, ob er die Schule schwänzen oder seinen Vater in Lebensgefahr bringen möchte?

Denn wie viele Schüler:innen, Lehrer:innen, Eltern und Großeltern zur Risikogruppe gehören, ist den Behörden gar nicht bekannt. Und selbst wenn sich das schnell ermitteln ließe: Muss ein Jugendlicher ernsthaft selbst abwägen, ob er die Schule schwänzen oder seinen Vater in Lebensgefahr bringen möchte? Wenn die Schulen jetzt wieder öffnen, dürften eigentlich nur mehr die kommen, die wirklich niemanden gefährden können. Allein diese Benachteiligung verbietet eine rasche Wiedereröffnung der Schulen.

Man kann also nur hoffen, dass sich die Ministerpräsident:innen, die am Mittwoch mit Kanzlerin Merkel über erste Corona-Lockerungen beraten, nicht den Empfehlungen der Akademie für den Bildungsbereich folgen. Das jedoch muss man befürchten. Zumindest sprach Bildungsministerin Anja Karliczek von einer „exzellenten Beratungsgrundlage“ für die anstehenden Bund-Länder-Gespräche. Auch wenn sich die Länder selbst bisher mit Ankündigungen, was nach dem 19. April passiert, bedeckt halten.

Wahrscheinlich läuft es wie vor den flächendeckenden Schulschließungen im März: Die Länder konferieren und einigen sich – Stichwort Abiturprüfungen – auf ein gemeinsames Vorgehen, und dann macht jedes Land, was es für richtig hält.

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Ralf Pauli
Redakteur Bildung/taz1
Seit 2013 für die taz tätig, derzeit als Bildungsredakteur sowie Redakteur im Ressort taz.eins. Andere Themen: Lateinamerika, Integration, Populismus.
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74 Kommentare

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  • Die ‘Expertise’ der Leopoldina, die so großen Einfluß auf die Politik hat, ist fragwürdig. Sie betreibt keine eigene Forschung, und es gibt i. ü. bisher auch “gar keine Forschung zu dem, wovon nun die Professoren dreist behaupten, sie hätten einen Begriff davon: die Wiederinbetriebnahme des öffentlichen Lebens. Tatsächlich versammelt ihr Text fast nur Allgemeinplätze, Wertebeschwörungen und wohlfeile Forderungen, die von Theologen, Werkstofftechnikern, Katalyseforschern und Sozialhistorikern unterschrieben worden sind”, so der FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube.

    www.faz.net/aktuel...etze-16723553.html

    Der Spiegel stellt die notwendigen Fragen:

    “Was bedeutet es zum Beispiel genau, die "Neuinfektionen auf einem niedrigen Niveau stabilisieren"? Einen konkreten Wert geben die Wissenschaftler nicht an.”

    “Welche Schule ist so ausgestattet, dass sie erstens funktionierende Seifen- und Papierhandtuchspender auf den Toiletten hat und zweitens ausreichend Klassenräume, damit nur 15 Schülerinnen und Schüler im selben Raum lernen? Wie geht man mit Lehrerinnen und Lehrern um, die zur Risikogruppe gehören? Und wie mit entsprechenden Schülern?”

    “Wo sollen die vielen nötigen Masken herkommen, die eine Maskenpflicht in der Praxis erst ermöglichen würden?”

    “RKI-Chef Lothar Wieler erklärte dagegen bei seinem Pressebriefing am Dienstag, Baumwollmasken seien nicht geeignet, die Ausbreitung einzudämmen.”

    “Bis heute ist nicht klar, wie viele Menschen eigentlich am Coronavirus erkrankt sind. Antikörpertests sollen das Problem lösen. Laut Robert Koch-Institut sind dazu mehrere Studien in Deutschland geplant, die zeitnah starten und im Mai erste Ergebnisse liefern sollen. Und ohne diese Daten kann es eigentlich keine politischen Beschlüsse zur Lockerung geben”

    www.spiegel.de/wis...-97f4-7dc44d3d0a81

  • "unlogisch und unverantwortlich". Ich finde, mittlerweile sollte klar sein, dass alle Entscheidungen dazu auf Basis einer Abwägung stattfinden müssen. Es ist fast schon eine tragische Situation: schuldig wird man immer, egal wie man enstcheidet. Insofern finde ich solche platten Sprüche wie in dieser Überschrift völlig daplaziert und dem Ernst der Situation eben nicht angemessen.

  • Es ist schon arg merkwürdig, was dort empfohlen wird und leider kann man wohl davon ausgehen, daß sich unsere Bundesregierung auf die Einschätzung der Leopoldina stützen wird - worauf auch sonst? Gesunden Menschenverstand & Logik? Das könnte schwierig werden... .

    Generell muß ich sagen, daß unsere Bundesregierung in puncto Corona einen tollen Job macht - das ist jetzt nicht ironisch gemeint! Es ist allerdings allgemeinhin bekannt -und an den Folgen bereits ersichtlich-, daß Bildungsministerien und Landesschulbehörden nicht gerade die „hellsten Kerzen auf den Torten“ beschäftigen, die zudem auch nicht gerade praxiserfahren zu sein scheinen. Leider wirft das kein besonders beruhigendes Licht auf zukünftige Entscheidungen, wenn Inkompetenz mitentscheiden darf/soll.

    Ich selbst habe 2 Kinder in der ersten Klasse und meine Frau ist Lehrerin an dieser Schule im ländlichen Niedersachsen. Zwangsläufig bekomme ich also einiges mit und wenn ich dann diese Empfehlungen lese, läuft es mir kalt den Rücken herunter - im Übrigen auch den Lehrkräften... .

  • Ich hatte letzte Woche mein erstes schwieriges und recht emotionales Gespräch bei dem sowohl mein Gegenüber als auch ich ein Lätzchen vor dem halben Gesicht hatten.



    Um es vorsichtig zu sagen: Das hat die Sache nicht leichter gemacht. Und das war ein vernünftigter Erwachsener.

    Sollte ich bald wieder in der Schule arbeiten, dann graut es mich vor der Interaktion mit den Kindern, vor allem jenen, die im besten beamtendeutsch einen emotional-sozialen Förderschwerpunkt haben.

    Für Kitas stelle ich mir das noch schwieriger vor. Meine Erfahrung ist: Je jünger, desto wichtiger ist die nonverbale Kommunikation.

    Da hilft wohl nur noch die Flucht nach vorn: www.youtube.com/watch?v=8Uv1bqf5Cko

    Humanismus war nichts für uns Menschen - vielleicht ist es ja der Transhumanismus...

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @pitpit pat:

      Was das 'Lätzchen' angeht: in dem Kaff, in dem ich wohne, habe ich außer mir nur noch einen radfahrenden Menschen 'Oben mit' gesehen. Alle anderen sind 'Oben ohne' unterwegs.

      Zum Glück spielt in meinem Alter Eitelkeit eine untergeordnete Rolle. Wichtiger ist, dass man gut aussieht. :-)

      Was mir zuweilen zu schaffen macht, ist die Atmung unter der Maske. Da ist noch Übung notwendig. Bis 03. Mai soll ja noch Zeit sein.

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Atmen macht oben ohne tatsächlich mehr Spaß. Ich trage den Schutz allerdings auch nur beim Einkaufen, in der U-Bahn und anderen geschlossenen Räumen. Auf der Straße versuche ich vorausschauend meinen Mitmenschen aus dem Weg zu gehen und gehe insgesamt wenig vor die Tür.



        Bei diesen Streifzügen treffe ich hier in Neukölln auf ca. 10 bis 15 % Maskenträger, mit leicht steigender Tendenz. Ich gebe zu: Am Anfang war es mir auch etwas unangenehm, als hätte ich mir 'Hypochonder' auf die Stirn geschrieben.

        Bleiben Sie gesund! Ich werde mir damit auch etwas Mühe geben.

        • @pitpit pat:

          Und bei welchen Gelegenheiten tragen Sie die Ohren?

          • @Jim Hawkins:

            Beim nächsten Blind Date.

            • @pitpit pat:

              Das wird ein Heimspiel.

              Bekommen tut man sie gerade nur bei amazon.us und kosten tun sie 99 Dollar.

              Aber es sind schließlich auch Hirnwellen-Ohren.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @pitpit pat:

      Dann besser so



      www.amazon.de/QINY...8471&s=toys&sr=1-8

      • @4813 (Profil gelöscht):

        oder so: tinyurl.com/yxyhdwq4

        • 0G
          05158 (Profil gelöscht)
          @pitpit pat:

          Jut, jut.



          Ein Teil meines Lebens durch Ex- Schwiegervater mit Bienen zugebracht.



          Un och noch aus dem erzkatholischen Eichsfeld.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @05158 (Profil gelöscht):

            Da wollen wir mal mit der Ostalgie nicht übertreiben ...

            Meine Empfehlung: Ganzkörperkondom. :-)

  • "Wenn derzeit die Zahlen der Neuinfektionen nicht mehr so dramatisch klingen, dann kann dies auch sehr trügerisch sein. Die Spanische Grippe vor 100 Jahren verlief in drei größeren Wellen. Es war nicht die erste, die die meisten Opfer forderte."

    www.tagesspiegel.d...htig/25737632.html

  • „Die Politik muss dafür Sorge tragen, dass Schutzmasken flächendeckend zur Verfügung stehen, bevor Erleichterungen im öffentlichen Leben erfolgen – und der persönliche Schutz eine der Bedingungen für diese Lockerungen ist.“

    Kai Vogel, Gesundheitsexperte des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (VZBV)

    • @Weber:

      Reicht doch derzeit nicht mal angemessen für die Krankenhäuser.

      Aber das konnte ja auch wirklich niemand ahnen. Auch nicht, dass ein pfennigartikel plötzlich teurer wird, wenn er knapper, aber begehrter wird... *seufz*

    • @Weber:

      Ohne die garantierte kostenlose Versorgung mit Schutzmasken sind alle Überlegungen auch zum vorsichtigen Exit unverantwortlich.

    • @Weber:

      Auch mein Reden seit Wochen schon.

  • Die Helmholtzgesellschaft "hat ein Team renommierter Epidemiologen durchrechnen lassen, was passiert, wenn die Politik die seit drei Wochen geltenden Kontaktsperren in naher Zukunft lockert.

    Das Ergebnis ist – trotz der begrenzten Datenlage – so eindeutig wie ernüchternd. Eine deutliche Lockerung führt in wenigen Monaten in die Katastrophe(...)"

    Die Gegenvorschläge der Epidemiologen sind hier nachzulesen:

    www.tagesspiegel.d...kern/25740726.html

    "

    • @Weber:

      Die Katastrophe wäre es, diesen Exit weiter heraus zu schieben.



      jede weitere Absenkung der Neuinfektionen bedeutet für jemanden wie mich, aus der Risikogruppe: kein Impfstoff = mehr als 3 Jahre einigeln und die Wohnung nicht verlassen. Ist besser Alte und Kranke die nächsten 4-5 Jahre wegzusperren, findest du nicht? Bei den derzeitigen Neuinfektionen dauert es bereits etwas 2,5 Jahre bevor für Kranke langsam alles sicher wird. Es sei denn es gibt eine Impfung, aber die wird an"normale" chronisch Kranke frühestens in 1,5 bis 2 Jahren verteilt werden können. Jetzt ist doch das die Frage: Wen sperren wir länger ein? Kranke und Kinder zusammen und dann die Kranken umso länger oder nurKranke und die Kinder, die fast nie Auswirkungen haben lassen wir zur Schule gehen. Schwere Frage, außer für chronisch Kranke.



      Davon abgesehen bin ich froh, dass meine Kinder inzwischen erwachsen sind. Den Zirkus würde ich nicht ertragen.



      Aber dass ältere Schüler sich besser an einen Sicherheitsabstand halten als Grundschüler entspringt dem Traum eines Ultranaiven. 😂

    • @Weber:

      Man muss das einfach auf lokaler Ebene entscheiden. Es gibt Regionen in Deutschland mit ein paar Infizierten pro 100000 Einwohnern, da stehen die Krankenhäuser komplett leer, warten mit ihrer Zusatzkapazität auf die Pleite und der räumliche Abstand zwischen Menschengruppen ist groß. Dort spricht in meinen Augen nur wenig gegen eine Lockerung, zur Not hat man ja genug Puffer, um die Zügel wieder anzuziehen, falls die Anzahl an intensiv zu betreuenden stark zunimmt.

  • Leopoldina, ein eingetragener Verein mit langer Geschichte, deren Mitglieder mehr oder weniger NaturwissenschaftlerInnen sind, fast immer älter als 50 Jahre, hat sich vor einigen Jahren für die Schließung mehr als der Hälfte der deutschen Krankenhäuser ausgesprochen. Und zwar aus ökonomischen Gründen, die allerdings dann mehr oder weniger gesundheitspolitisch verbrämt wurden.

    Eigentlich reicht schon dieses Wissen, um öffentliche Verlautbarungen von diesem Verein mit größter Skepsis zu begegnen. Erst recht nach der Lektüre des neunzehnseitigen Papiers, das letztendlich auch nur sehr allgemeine Ratschläge bereit hält. Nichts, dass für konkrete Maßnahmen hinreichend gesichert ist.



    Das aber reicht schon für Herrn Laschet, aber auch für Herrn Habeck und Frau Bearbock, sich der Forderung nach rascher Öffnung der Schulen anzuschließen.



    Ein wirklich wissenschaftlich fundiertes Szenario für eine vorsichtige Zurücknahme der Kontaktrestriktionen existiert aber nicht. Das öffnet die Pforten für Populisten.

    • 0G
      05158 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Frau Bearbock, Herrn Habeck und Herrn Laschet, scheinen sich aus der Schockstarre ihrer politischen Ambitionen zu befreien. Herr Laschet muß Herrn Söder einfangen und die beiden Grünen haben bisher außer heißer Luft nichts gebracht.



      Jetzt wird auf alles gehüpft, was Prozente bringt. Inhalte sind nicht so wichtig. Also wie immer.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Das Alter der in der Leopoldina organisierten Menschen sagt nichts über die Qualität ihrer Elaborate aus.

      Hilfreicher ist da der Hinweis auf die Dominanz der Naturwissenschaften.

      Was Schulen und Kitas angeht, könnte es den Betroffenen dort nicht schaden, wenn bei weiteren Empfehlungen Lehrer und andere Pädagogen zu Wort kämen.

      Es sei denn, man begibt sich auf das Niveau eines gewissen Herrn von Hassel, der Anfang der 1970er schwadronierte, die tägliche Lektüre einer gewissen Boulevard-Zeitung ersetze ein Pädagogik-Studium.

      Die Empfehlungen der Leopoldina knüpfen nahtlos daran an.

  • Diese ominöse Leopoldina klingt nicht nur wie eine bayrisches Prinzessin von Anno Tobak - sie wollte 2016 drei Viertel der Krankenhäuser schließen: deutsch.medscape.c...kelansicht/4905431



    Nunja, dieses italienisches Experiment hätte wenigstens die Bestattungsindustrie angekurbelt...

  • Ist mir zu viel schwarz-weiß-Malerei. Zwischen "Alles schließen und "alles wie vorher" gibt es Zwischenstufen.

    Bei der Leopodina heißt es: „Lerngruppen müssen dabei konstant bleiben, um das Ansteckungsrisiko zu vermindern.“ Das muss dann aber auch auf Seite der Lehrer gewährleistet werden. Wenn z.B. drei (verkleinerte) Schulklassen von einem festen Team von fünf Lehrern betreut würden, würde ein etwaiger Virusausbruch im Zweifel und in Bezug auf die Schule worst-case auf eben diese drei Klassen beschränkt bleiben. Die Beachtung der Lehrerseite ist auch deshalb besonders wichtig, weil die Infektion bei den Schülern häufig symptomlos durchgemacht wird, also vor allem die Lehrer als Indikator dienen können. Dass diese (z.B. fünf) Lehrer der drei Klassen dann von den übrigen Lehrern des Kollegiums bestmöglich getrennt blieben, ist vielleicht nicht das wichtigste, sie sollen ja auch untereinander Ansteckungen vermeiden, erleichtert es aber, die Schließung nach Erkrankung eines Lehrers eben auf diese drei zugehörigen Klassen zu beschränken.

    Eltern sollten auch ihren Gesundheitszustand kommunizieren, um im Bedarfsfall diese Klassen schnell "aus dem Verkehr zu ziehen".

    Bei Kita-Erzieher*n und in der Altenpflege gilt das entsprechend: Kleine Gruppen der „Klient*en“, aber auch eine feste Zuordnung des Personals zu einer Gruppe, und ein Zusammentreffen zwischen dem Personal jeweils verschiedener Gruppen vermeiden. In der Kita sollte also die (einzige) Betreuerin einer 5-Kinder-Gruppe den Kontakt mit allen Kolleg*en meiden, in einem Altersheim sollten ein paar Pfleger* mit verschiedenen Qualifikationen je eine Gruppe alter Leute betreuen, aber nicht zwischen Stationen wechseln und Kontakt mit den Mitarbeitern anderer Stationen meiden.

    Wenn mit ausreichenden und vor allem schnellen Testungen dann einige Ausbrücke erkannt werden, haben sie nur eine begrente Zahl von Kontaktpersonen erreicht.

    Grundschüler haben in der Regel weniger Außenkontakte, sind daher risikoärmer.

    • @meerwind7:

      Liest sich gut.



      Wenn ich die Erfahrungsberichte der Lehrkräfte (Grundschule bis sekII) und Krankenpflege dazu in relation setze...



      Vergiss' es.

      'Wir machen das mit den Fähnchen...'

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Nachdem, was von der Akademie Leopoldina vorgeschlagen wird, kommen starke Zweifel in mir hoch. Da bin ich lieber in - seltener - Harmonie mit dem hessischen Ministerpräsidenten, der zuerst die höheren Klassen wieder beschulen möchte.

    Seine Motive dafür kenne ich nicht. Aber gelegentlich kann man auch aus falschen Motiven das Richtige tun.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @76530 (Profil gelöscht):

      Der Mann hat Kinder, im Gegensatz zu den Experten, wie ich vermute. Der weiß wie die drauf sind.



      Auch bei der CDU beschäftigt sich der Mann inzwischen mit dem Gedöns, wie Kanzler Schröder das nannte.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @4813 (Profil gelöscht):

        Mer waas es net.

        Es sollen auch schon zwischen dem Reinhardswald im Norden und dem Odenwald im Süden von Hessen Experten mit Kindern gesichtet worden sein.

        • 0G
          05158 (Profil gelöscht)
          @76530 (Profil gelöscht):

          Det is wie Kreuzworträtsel für mir.



          Erst versuche ich den Dialekt zu vastehen.



          Reinhardswald und Odenwald och noch nich jehört. Wobei? War da nich was mit'ner Waldschule?

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @05158 (Profil gelöscht):

            Wolle Infos?

            + Odenwald:

            - Odenwald-Schule



            - Reformpädagogik



            - Sprösslinge bekannter Eltern, die später selbst bekannt wurden



            - Sexueller Mißbrauch im 'großen Stil'



            - Schließung vor wenigen Jahren.

            + Reinhardswald:

            - Nordhessen



            - nördlich von Kassel



            - Urwald



            - Sababurg



            - Trendelburg



            - Märchengegend (Gebrüder Grimm).

            Ende des - vorzugsweise - Betreuten Denkens.

            • 8G
              80576 (Profil gelöscht)
              @76530 (Profil gelöscht):

              Man kennt sich aus in der Region. Wie schön.

            • 0G
              05158 (Profil gelöscht)
              @76530 (Profil gelöscht):

              Hadd du gut gemacht!



              +Muddu weiter machen.!

              +Haddu doch Möhrchen gehabt!

              (Einfaches ,Sinn befreites Denken ;-))

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @76530 (Profil gelöscht):

      Aus den falschen Motiven? Ich denke, dass es darum geht, den Schülern der oberen Klassen den möglichst geordneten Schulabschluss zu ermöglichen. Ausserdem dürften die älteren Schüler eher in der Lage sein, sich an Hygienemaßnahmen zu halten, als das bei Erstklässlern zu erwarten ist.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      die großen kannst problemlos länger mal digital beschulen, selbstständig was erarbeiten lassen, in kleineren Gruppen im Schichtdienst abfertigen...

      die Kleinen sind die die wir heute verlieren... das holt man später nie wieder auf.

      • 4G
        4813 (Profil gelöscht)
        @danny schneider:

        Das ist Quatsch. Dazu müsste es einen digitalen Unterricht geben. Gibt es aber nicht. In Mathe und Physik gibt es Übungsaufgaben als Foto über Whatsapp. Neuer Stoff wird nicht vermittelt. In Deutsch lesen sie ein langweiliges Buch. Was fehlt ist die Erklärung durch den Lehrer, die Diskussion.



        Die verhungern ohne Bildung.

        Die Grundschüler darf man auch nicht vergessen. Aber da der Sommerurlaub für alle dies Jahr gestrichen, können die in den großen Ferien entzerrt von Grund-, Real. und Gymnasiallehrern unterrichtet werden. Platz wä#re dann genug. Nur die Stühle und Tische müssten transportiert werden.

  • Übertragungen von Kleinkindern auf Erwachsene sind wohl selten.

    Schulöffnung bedeutet nicht unbedingt Schul- und Präsenzpflicht.

    DIe Familiengröße spielt auch eine Rolle. Sind es z.B. alleinerziehende mit einem Kind, würden Infektionen "aus der Kindergruppe" nicht zu vielen anderen Familienangehörigen weitergetragen. Umgekehrt hat auch das Kind selbst dann weniger Kontakt zu Famlienangehörigen, bei denen es sich anstecken kann.

    Jedes zusätzliche Haushaltsangehörige vermehrt natürlich die Zahl der Außenkontakte über Beruf, Schule und private Kontakte, durch die der Virus eingetragen werden kann.



    Wenn es sich im Extremfall um 15 Kindern von Alleinerziehenden handeln würde, die alle Home-Office machen, und der Unterricht nur beim Klasenlehrer* stattfindet, bliebe ein etwaiger Eintrag zunächst mal auf diese 15 plus Lehrer* beschränkt, selbst wenn sich alle munter begrabbeln.

    Zwischen Jungen und Mädchen wird in der Grundschule tendenziell auch Abstand gelassen, dann sind es nur noch acht je Klasse.

    • @meerwind7:

      "Zwischen Jungen und Mädchen wird in der Grundschule tendenziell auch Abstand gelassen" - das mag prüdes Wunschdenken der ditib sein, hat aber mit dem prallen Leben keine Übereinstimmung.

  • bin auf die Reaktionen gespannt, wenn das erste Kind ernsthaft erkrankt, auch das wird es geben. Kinder werden zwar nicht als Risikogruppe gehandelt, aber Ausnahmen gibt es auch da.

    • @nutzer:

      Fällt dann auch nicht weiter auf. Wahrscheinlich wird nicht einmal untersucht, ob die Schule nacheliegende Schutzvorkehrungen getroffen hat.

      Besser wäre allerdings für die PR, so etwas passiert bei optionalem, d.h. freiwilligem Schulbesuch.

  • "den gebotenen Abstand wahren könnte"



    Mal abgesehen davon das der Abstand mehr oder minder willkürlich festgelegt wurde,



    es geht hier primär um die wichtigsten Entwicklungsjahre von Kindern. Das Kinder sich geistig gut entwickeln ist zig Millionen mal wichtiger als ein minimales Risiko eines schweren Verlaufs durch Corona.

    • @danny schneider:

      Können Kinder sich nur in der Schule oder in der Kita 'geistig gut entwickeln'? Vielleicht sind ja die neuen Erfahrungen während den Coronamaßnahmen für etwas gut: zum Beispiel Geduld lernen, lernen daß man nicht immer alles zu jeder Zeit haben kann, Genügsamkeit, sich selbst beschäftigen können?

    • @danny schneider:

      "Mal abgesehen davon das der Abstand mehr oder minder willkürlich festgelegt wurde"



      Also das stimmt nicht, man kann ja messen, wie weit die ausgehustete Luft kommt z.B. Sichtbarmachung durch Schlierenverfahren

    • @danny schneider:

      Es stimmt nicht, dass der Mindestabstand einer Willkür entsprungen ist. Was soll diese Behauptung?

  • Meine Frau ist Erzieherin, wir haben heute früh schon viel gelacht bei der Vorstellung, wie im Kindergarten und in der Kindergrippe die Abstandsregeln und die Maskenpflicht umgesetzt werden kann...

    Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es darum die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten und so die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten.

    Klar für Kleinkinder besteht kein Risiko, aber anstecken können sie sich trotzdem, und dadurch dann die Eltern, Grosseltern und Erzieher/innen.



    Wenn man die Kindergärten wieder normal öffnet, dann können wir gleich alle Massnahmen sein lassen....

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Aymen:

      Gerne stimme ich der Grundrichtung Ihrer Ausssagen zu.

      Mein Eindruck ist, dass sich hier Menschen Gedanken gemacht haben, die vom Wesen und Bewegungsdrang älterer Kitakinder und Grundschülern keinen blassen Schimmer haben.

      Distanz kann in wissenschaftlichen Debatten hilfreich sein. Aber nur dann, wenn sie nicht ZU gross ist, dass der Erkenntnisgegenstand unsichtbar wird.

      Diese Voraussetzung erfüllen die Vorschläge der Akademie Leopoldina leider nicht.

  • Und wie, wenn die Kindergartenkinder dann irgendwann 2021 wieder völlig desozialisiert in den Kindergarten gelassen werden, wie sollen die dann auf einen Schlag eingewöhnt werden?



    Bedenkt bitte, der soziale Schaden bei den Kleinsten ist am Größten, die haben auch ihren Freundeskreis, der ihnen nun verwehrt wird, die Betreuung ist für viele ein zweites Zuhause!

  • 8G
    80576 (Profil gelöscht)

    Tja, und wie soll das gehen? Schule geschlossen und beide Eltern berufstätig. Der Schulstoff wird nach Hause geschickt zur eigenständigen Bearbeitung durch die Kinder mit Unterstützung der Eltern. Das kann keine Lösung sein. Oder will man plötzlich zurück zur Hausfrauenehe?

  • Ich bin mir nicht so sicher, ob man da die richtigen gefragt hat.

    Vor vier Jahren schlug die Leopoldina das hier vor:

    www.sueddeutsche.d...fluessig-1.3221646

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      Ich bin mir sicher, dass man da NICHT die Richtigen gefragt hat.

    • @Jim Hawkins:

      Die Debatte wurde aber auch in der Taz vor ein paar Monaten abgehalten. Ein großer Teil jener, die die Reduktion des Gesundheitswesens forderten, sind nun glühende Anhänger autokratischer Handlungsweisen.

      • @Hampelstielz:

        Die Reduktion der krankenhausbetten. Das Gesundheitswesen drum rum ist bereits reduziert...



        ;)

    • @Jim Hawkins:

      Wir bei uns auf dem Dorf habe ja mittlererweile jeder sein eigenes Krankenhaus. Es ist uns lieber in den Händen unserer paar Ärzte zu sterben, die jeder vom Dorffeste her kennt und die wirklich jeden Behandlungstrick drauf haben wie ausm FF (üben ja täglich wegen Patientenmangel auch im Stall) als da ... wo warn mer stehn geblieben .. ach ja, als da 50 Kilometer Kilometer in son Hi Teck Dings zu fahren wo sie die Knies am Fließband operieren, als wenn se sonst nicht zu tun haben.

      Oder anders rum Deutschland hat das meiste medizinische Personal pro Kopf, mit die wenigsten Pfleger und, siehe ihr Link, schlicht die schlechteren Krankenhäuser.

      Oder noch kürzer: Klasse statt Masse!

    • @Jim Hawkins:

      Sie haben mE recht, danke für den Link.

  • Leopoldina ´Experten´wollten 2016 noch 1300 Krankenhäuser schließen, ähnlich wie die neoliberale Bertelsmann Stiftung oder ein gewisser Hr.Spahn.www.change.org/p/b...md0CHYxff6WHFwldds

    • @conny costa:

      Ihr "wollten 2016 noch" impliziert, dass die Experten es heute nicht mehr wollen. Ist das so?

    • @conny costa:

      Stimmt :-).

      • @Gerhard Krause:

        Aber sie wollten Krankenhäuser ohne moderne Aussstattung schliessen.

  • Mit einem Schmunzeln: Um die Wirtschaft wieder hochfahren zu können, ist es zwingend erforderlich, dass die Kinder der Produktivkräfte dem nicht im Wege stehen.

    Ohne schmunzeln: Nennt sich Primat der Ökonomie. Nicht der Logik! Es wäre absurd, den 24 Männern und 2 Frauen die Fähigkeit des logischen Denkens abzusprechen. Studien, die von der Politik mit einem konkreten politischen Ziel vorgeben werden, dürfen sich nicht mit logischer Konsistenz belasten. Prinzip: Das Ziel bestimmt den Weg. Logik ist dabei eher hinderlich!

    • @Drabiniok Dieter:

      Die Arbeit zeigt den Weg.

      Zumindest im Handwerk funktioniert das...

    • @Drabiniok Dieter:

      Richtig, wo kämen wir denn hin, wenn auf einmal Vermögende, so richtig Vermögende, etwas real bezahlen müssten - obwohl... Zahlen ist ja dann hier leider nur Verzicht auf Zuwachs bei weiterhin bestehendem obszönen Reichtum. :-)

  • Die Tatsache, dass die Initiative um die Leopoldina eine PR-Agentur engagiert stinkt für mich zum Himmel.

  • Ungeklärt ist auch, wie die Schüler zur Schule kommen sollen - bei uns sind morgens/mittags die Busse heillos überfüllt. Absolut unpraktikabel in der derzeitigen Situation.

    Wirklich praxisnah sind sie nicht, die Vorschläge der Leopoldina.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @gyakusou:

      Och, im Zweifel mit dem SUV.

    • @gyakusou:

      DIe Leopoldina hat auch eine zeitliche Entzerrung (wengstens der Pausen) gefordert, geht dann auch bei der Uhrzeit des Schulbeginns.

    • @gyakusou:

      Mindestens wäre jetzt Tempo 30 in der Stadt bei deutlich erhöhten Bußen angebracht, damit die Kinder gefahrenärmer zur Schule kommen können.

      • @meerwind7:

        Ich frag mich echt, wie ich früher™ den Schulweg überleben konnte...

  • Man könnte es auch anders herum betrachten: gefährdet sind v.a. alte Männer.

    Die einschneidenden Folgen der "Prävention" tragen vor allem Kinder und Jugendliche, die selbst kaum ein Risiko zu befürchten haben.

    Zufällig sind die alten Männer die Entscheidungsträger - dann wird doch sicherheitshalber die ganze Gesellschaft lahmgelegt.

    Was wäre denn umgekehrt?



    Wenn lauter Kinder von einer Infektion bedroht sind?



    Würden dann die alten Männer sicherheitshalber auch nicht mehr in die Cubs und Kneipen gehen?



    Oder würden vielleicht eher die Kinder isoliert?

    • @mensch meier:

      Die Leopoldina entscheidet überhaupt nichts. Die Unterstellung, das die nur Vorschläge zu ihrem eigenen Wohlergehen machen, führt auch ins Leere. Die richtige Risikogruppe ist noch deutlich älter.

      Was wäre die Alternative? 10-15 jährige sollen über das Verhalten der Gesellschaft entscheiden?

      Dann könnten die ihre "einschneidenden Folgen", was immer das sei, abmildern.

    • @mensch meier:

      "gefährdet sind v.a. alte Männer"

      Die Kids würden halt nur zur (meist stillen) Verbreitung beitragen. Dumm gelaufen...

      • @tomás zerolo:

        Immerhin gut kontrollierbar. Kinder müssen ja nicht unbedingt zu Oma & Opa und die Kinder wären dann immerhin immun, ohne dass es denen was ausmacht

        • @MaR:

          Kids leben selten allein in einem Haushalt. Somit sind sie die idealen Virenshuttles.

          Nicht sehr überzeugend.