CDU-Politiker stört Berichterstattung: Pressefreiheit kurz unterbrochen

Der CDU-Politiker Thomas Hornung bedrängt eine SWR-Reporterin, bis sie die Liveschalte abbricht. Das ist nicht nur ein Angriff auf die Pressefreiheit.

Zwei Männer reden auf eine Frau mit Mikrofon ein, diese verschließt die Augen

Umzingelt: SWR-Reporterin Natalie Akbari Foto: SWR; screenshot: taz

„Das kannten wir bisher nur von AfD-Veranstaltungen“, sagt SPD-Generalsekretär Sascha Binder. Er meint folgenden Vorfall: Die SWR-Reporterin Natalie Akbari, umzingelt von zwei mittelalten CDU-Männern, muss ihren Livebericht vom Kreisparteitag in Mannheim vorzeitig abbrechen.

Die Journalistin war am Freitag in der TV-Sendung „SWR Aktuell Baden-Württemberg“ zugeschaltet. Es wurde über die Verstrickung der Kreis-CDU in die Geschäfte des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Nikolas Löbel debattiert.

Akbari berichtet darüber, worum es auf dem Parteitag geht, als Satzfetzen einer männlichen Stimme zu hören sind. Es fällt das Wort „Unverschämtheit“ und „Ich bin selbst ausgebildeter und gelernter Journalist“. Thomas Hornung, CDU-Stadtrat und ehemaliger Büroleiter Löbels, redet vor laufender Kamera auf Akbari ein.

Ein weiterer Mann kommt ins Bild und beschwert sich mit den Worten „das stört immens“. Schließlich beendet die Journalistin die Übertragung. Der frühere Mannheimer CDU-Bundestagsabgeordnete Nikolas Löbel, bekannt aus der Coronamaskenaffäre, war im Sommer zurückgetreten.

Manterruption ist bekanntes Phänomen

Es ging um Provisionen von rund 250.000 Euro für Löbels Firma. Seither ist die Stimmung bei den Mannheimer Christdemokraten aufgeheizt. Im Vorfeld des Kreisparteitags gab es laut SWR Diskussionen, welche Rolle der Kreisvorstand bei der Aufarbeitung des Falls Löbel spielt und ob er entlastet werden sollte. Einige Mitglieder glaubten, der Vorstand wolle etwas vertuschen.

Dass ein Politiker, der Löbel nahesteht, die Berichterstattung einer Journalistin verhindert, ist ein Angriff auf die Pressefreiheit. Hornungs Einwand, es sei in dem Moment live berichtet worden, als die kommissarische Kreisvorsitzende in ihrem Rechenschaftsbericht auf die Vorwürfe in der Sache einging, ändern daran nichts.

Denn: „Der Ort der Liveschalte war mit dem Kreisvorstand abgesprochen und genehmigt. Die Schalte dauerte zwei Minuten“, twitterte Akbari später. Neben der Verhinderung freier Berichterstattung lässt sich hier noch ein anderes Muster beobachten, das in der Summe der Einzelfälle ein bekanntes Phänomen ergibt: „Manterruption“. Frau spricht, Mann unterbricht. Hätte Thomas Hornung bei einem männlichen Ü50-Reporter genauso respektlos gehandelt?

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