piwik no script img

Bremer Linkensprecher über Wagenknecht„Nicht in dieser Partei“

Am Wochenende treffen sich Partei- und Frak­ti­onschefs der Linken aus Bund und Ländern. Christoph Spehr hält Sahra Wagenknechts Eskapaden für nicht mehr hinnehmbar.

Betreibt mit ihren Auftritten Antiwerbung für die Partei, Sahra Wagenknecht Foto: Pascal Beucker
Pascal Beucker
Interview von Pascal Beucker

taz: Herr Spehr, die Linkspartei befindet sich in einem desaströsen Zustand. Welche Erklärung haben Sie dafür?

Christoph Spehr: Ich glaube, es gibt zwei unterschiedliche, aber zusammenhängende Probleme. Zum einen haben wir einen Kreis von Leuten in wichtigen Positionen, die ständig erzählen, dass diese Partei schlecht sei, die soziale Frage verraten würde und man eigentlich mit ihr nichts mehr anfangen könne. Das kann der Partei nicht guttun. Zum anderen habe ich den Eindruck, dass die internen Aus­einandersetzungen viel Kraft gebunden haben, sodass es einfach jede Menge Fragen gibt, mit denen wir uns zu wenig beschäftigt haben. Da gibt es einen großen Nachholbedarf.

Mit diesen Leuten, die die Linkspartei schlechtreden, meinen Sie Sahra Wagenknecht und ihren Anhang, oder?

Ja, das ist so. Wenn du ein sehr prominentes Mitglied der Bundestagsfraktion hast, das mit seinen Auftritten Antiwerbung für die Partei betreibt, dann hast du ein ziemlich massives Problem. Das gilt beispielsweise für die fatale und falsche Denun­zia­tion der Linken, ihr sei die so­zia­le Frage wurscht geworden. Das ist nicht länger hinnehmbar. Das kann man finden, aber eigentlich nicht in dieser Partei.

Die Linke
Im Interview: Christoph Spehr

geboren 1963, war von 2008 bis 2015 und ist seit 2019 wieder Landessprecher der Linken im rot-grün-rot regierten Bremen.

Wie kann dieses Problem gelöst werden?

Es muss eine Verständigung darüber geben, dass jemand, der dauernd bekundet, mit dieser Partei nichts mehr anfangen zu können, nicht für diese Partei oder deren Fraktion sprechen kann. Wer darüber spekuliert, eigentlich eine andere Partei zu wollen, muss erst mal sein Verhältnis zur Linken klären. Das muss man klarmachen. Und wenn eine solche Person merkwürdige Sachen erzählt, muss ihr eindeutig und deutlich öffentlich widersprochen werden.

Welche merkwürdigen Sachen meinen Sie?

Nehmen wir nur einmal den Ukrainekrieg: Wenn ein Land ein anderes angreift, gilt unsere Solidarität den Menschen in dem Land, das angegriffen worden ist. Da darf es keinen Zweifel geben. Ein anderes Beispiel: Es funktioniert nicht zu sagen, der Hauptfeind seien die Grünen, das sei die gefährlichste und schlimmste Partei. Das ist nicht nur falsch, sondern heißt auch: Wir sig­nalisieren, dass wir nicht wissen, wo wir im Parteienspek­trum stehen. Das halte ich für verheerend.

Aber ist Wagenknecht wirklich das einzige Problem der Linkspartei?

Nein, leider nicht. Eine Reihe ganz stabiler identitätsbildender Punkte für die Linke, wie die Erinnerung an die rot-grüne Regierung Gerhard Schröders mit ihrer Agenda 2010, sind in die Jahre gekommen und reichen nicht mehr aus. Es gibt einfach nicht mehr genug Leute, die dich aus Protest gegen das wählen, was früher mal SPD und Grüne gemacht haben. Das schwitzt sich aus.

Sie meinen, Protest alleine reicht nicht mehr?

Das ist es nicht allein. Zur Identität der Partei gehörte es immer auch, dass sie so etwas wie das fleischgewordene schlechte Gewissen von SPD und Grünen war. Von dieser Funktion kannst du jedoch nicht ewig leben. Genauso wie du im Osten nicht ewig davon leben kannst, dass du als ein Resonanzboden und auch in gewissem Maße als ein Problemlösungsinstrument erschienen bist für all die extrem schwierigen Prozesse der Vereinigung. Beides war sehr identitätsbildend, schwächt sich jedoch ab und ist irgendwann nicht mehr ausreichend.

Was folgt daraus?

Die Linkspartei wurde 2007 gegründet, unser Grundsatzprogramm stammt aus dem Jahr 2011. Seitdem ist viel passiert in Deutschland und der Welt. Da ist zum einen natürlich die Dringlichkeit der Klimafrage, der wir stärker Rechnung tragen müssen. Zum anderen sehen wir eine Vielzahl an sozialen Ero­sions­prozessen, die anders beantwortet werden müssen als früher. Es gibt objektive Prozesse, die die untere Einkommenshälfte der Gesellschaft seit Längerem in den Abstieg drängen. Da musst du etwas Aktives dagegensetzen. Dafür eine Gegenstrategie zu ­formulieren ist nicht ganz einfach und erfordert auch mehr als nur ökonomische Umverteilung.

Sehen Sie denn noch eine Perspektive für Ihre Partei?

Der Laden hatte immer schon Krisen, die potenziell existenzbedrohend waren. Es gab auch früher Punkte, wo es auch sehr schwierig war, die Kurve zu kriegen. Nur passiert es heutzutage sehr viel schneller, dass du bei Wahlen unter die Wasserlinie gedrückt wirst, weil Stammwählerschaften keine Bank mehr sind. Das macht die Situation kritisch. Aber auch wenn es angesichts der aktuellen Krise seltsam klingen mag, war im Grunde die Entwicklung der Partei in den letzten Jahren positiv: Für eine Außenpolitik im Stil der DKP, ein offenes Anknüpfen an rechtspopulistische Versprechungen, ein unkritisches Zurück zum idealisierten nationalen Klassenkompromiss des Fordismus, für Feldzüge gegen neue Milieus, Sympathie mit autoritären Regimen oder für das Ausrufen der Grünen zum Hauptfeind der Arbeiterbewegung gibt es in der Linken keine Mehrheiten. Das ist vernünftig und fortschrittlich.

Glauben Sie, dass es eine Parteispaltung geben wird?

Ich glaube nicht, dass es eine Parteispaltung im Sinne eines größeren Risses geben wird. Nach meinem Eindruck ist die Bereitschaft, Sahra Wagenknecht bei irgendeiner eventuellen Neugründung zu folgen, sehr gering. Aber dass alle Mitglieder der Bundestagsfraktion ihr auch noch bis zum Ende der Legislaturperiode angehören werden, würde mich wundern.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

66 Kommentare

 / 
  • Paula , Moderatorin

    Vielen Dank für Eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.   

  • Im September 22 hat sich die LINKE in einem Mitgliederentscheid für das Bedingungslose Grundeinkommen ausgesprochen (www.die-linke.de/s...n-grundeinkommen/).



    Dieses ist, Stand heute, das einzige Konzept, das in der Lage ist, Armut wirksam zu bekämpfen bzw. abzuschaffen. Bedürftigkeitsgeprüfte Sozialtransfers erreichen schlicht nicht alle Bedürftigen, außerdem sind sie stigmatisierend und damit menschenrechtlich problematisch.



    Wagenknecht ist gegen das BGE (www.youtube.com/watch?v=ek6kUDM6a_w), sie redet dem Primat der Erwerbsarbeit das Wort.



    Als Betroffener von erst "Hartz IV" und heute Grundsicherung bei Erwerbsminderung finde ich ihre Sprüche, die LINKE kümmere sich nicht um die Soziale Frage, vor diesem Hintergrund extrem zynisch. Auch ihre geäußerte Sorge um die Bevölkerung des Globalen Südens ist hochgradig verlogen. Wer diesen Menschen helfen will, gibt ihnen Geld, damit sie sich selbst etwas aufbauen können.



    Sahra Wagenknecht ist es, die sich nicht um die Soziale Frage kümmert. Sie kümmert sich nur um ihre eigene Show und es wird Zeit, dass sie das nicht mehr in der Linkspartei tut.

    • @Eric Manneschmidt:

      Im Gegensatz zu ihrer Meinung finde ich es richtig und angemessen den betroffenen Menschen alle mögliche Unterstützung , d.h. materiell und auch mit Zuwendungen der gesellschaftlichen Teilhabe , zukommen zulassen. Allerdings mit der Einschränkung nur solchen Bürgern die nicht selbst für ihren Unterhalt sorgen können. Mit dem Renteneintrittsalter ist es ähnlich. Wer nicht mehr arbeiten kann, gesundheitlich angeschlagen ist, sollte ohne Abschläge seine Rente genießen. Bei Beamten selbstverständlich genauso. Eine grundliegende Neuordnung unseres Rentensystems ist mit keiner im Bundestag vertretenen Parteien zu realisieren.



      Unser Rentensystem ist auf Dauer nicht mehr zu finanzieren.

  • Keinerlei Einsicht, dass Wagenknecht vielleicht Recht haben könnte .. und das obwohl sie zweifellos Diejenige ist, der die Linke die Stimmen zu verdanken hat, die sie noch bekommt ... denn noch mehr Möchtegernlinke, die einen Scheiß auf die Lösung realer Probleme geben und sich mit Bullshit wie Gendern beschäftigen; die braucht kein Mensch! Dafür haben wir ja die Grünen.

    Na, dann viel Spaß weiterhin beim Sterben, oh Linke!

    • @LaCucaracha:

      Die Linke hat in NRW, wo Wagenknecht auf der Landesliste stand, bei der Bundestagswahl DIE HÄLFTE ihrer Stimmen gegenüber 2017 verloren. Was ein größerer Verlust war als in Gesamtdeutschland. Das sagt doch längst alles darüber, wie bedeutent diese Frau für die Partei ist.



      Und natürlich gibt es hier keine Einsicht das sie vielleicht Recht haben könnte. Wenn man einer komplett anderen Meinung ist, wüsste ich nicht warum man plötzlich jemandem Recht geben müsste. Das machen Sie doch sicher auch nicht, oder warum können Sie nichtmal differenzierte Aussagen der "anderen Seite" etwas abgewinnen, die nicht müde werden zu wiederholen das Ihre Einschätzung der Linken völlig falsch ist?



      Wagenknecht-Anhänger lieben es ihre Führerin online zu verteidigen. Deswegen wirkt es auch als seien sie so viele, aber wie so oft ist es nur eine laute Minderheit, gestützt von Störern von Rechts, die keine Gelegenheit auslassen werden diese Konflikte anzuheizen.

    • @LaCucaracha:

      Whow, dass ist mal eine Ansage, die ich voll und ganz unterstütze.

      Ohne Abgrenzung von den Grünen sackt die Linke ins dunkelste Loch.



      Mit Fr. Wagenknecht würde das Gegenteil gelingen. Die Heuchelei und Unfähigkeit der Grünen wird immer offensichtlicher.



      Aber leider wollen zu viele Möchtegernpolitiker in ihrer Parallelwelt bleiben.

      Schrödingers Katze ist tot.

    • @LaCucaracha:

      Rechthaben ist das Problem. Rechthaberei ist der Motor des Populismus. Darum ist es bequemer, Pop-Bücher zu schreiben und sich als Pop-Politikerin zu inszenieren, als zu den bräsigen Parteiversammlungen zu gehen oder bei super unpoppigen Abstimmungen im Bundestag anwesend zu sein und angestrengt eine Hand zu heben. "Aufstehen" auch nur, solange der Glanz und Glitzer der Stehenden auf einen fällt, wenn dann aber kleinteilige, zermürbende Arbeit draus wird, ist man ganz schnell total angeödet, und alle dürfen sich wieder setzen.



      Ob sie recht hat oder nicht, sagt euch gleich das Licht ...

    • @LaCucaracha:

      "Dafür haben wir ja die Grünen". Dumm nur, dass man schon vorher wissen konnte, dass die Grünen an viel zu vielen Stellen vor der FDP einknicken würden, so dass eine Stimme für die Grünen eine gegen die Verkehrswende würde und damit gegen den Klimaschutz!

      Und noch dümmer, dass wir umgekehrt für Wagenknechts Positionen ja die AfD haben! Wohin sozialistische National(!)-Ökonomie führen kann, sieht man hier: de.wikipedia.org/w...Eugen_D%C3%BChring

      • @Zangler:

        Tut mir leid, aber irgendwann wird es albern - den Unterschied zwischen SW und der AfD nicht sehen zu wollen, ist unsachlich genug, aber ihren eher altmodischen Keynesianismus mit Dühring, einem antisemitischen NS-Vordenker in Verbindung zu bringen, ist eine unsägliche Diffamierung. Sozialistische Nationalökonomie (die nichts mit "Nationalismus" zu tun hat - das Ausrufezeichen ist also deplaziert) in der Wagenknecht'schen Form führt nicht zum NS, sondern zum klassischen europäischen Sozialstaat. Ob man dessen Erneuerung für realistisch - und Keynes für einen geeigneten Stichwortgeber für die heutige Linke - hält, sei dahingestellt, aber das ist kein Grund für solche verbalen Ausfälle.

    • @LaCucaracha:

      Also, als Bullshit würde ich eher die Erzählung ansehen, dass die Linkspartei "Gendern" eine wichtigere Rolle zuschreiben würde als die der sozialen Frage. So wollen es Rechte allerdings gerne sehen. Die Rechten versuchen sich als wahre Vertreter*innen des "kleinen Mannes" zu inszenieren. Nach Darstellung der Rechten wäre die Linkspartei abgehoben und hätte den "kleinen Mann" verraten.



      Desweiteren tut die Linkspartei gut daran, progressive feministische Positionen zu vertreten. Schließlich sollten alle Menschen als gleich angesehen und entsprechend behandelt werden. Es sollte selbstverständlich sein, dass bspw. nicht nur Männer und Hereros ein Recht zur freien Entfaltung ihrer Persönlichkeit haben. Außerdem suggeriert das Gegeneinanderausspielen von "Gendern" und der sozialen Frage fälschlicherweise, dass es unter Arbeiter*innen und Ärmeren keine FLINTA[1]gäbe.



      [1] de.m.wikipedia.org/wiki/FLINTA*

      • @Uranus:

        Ergänzung - Zusammenhang Armut und trans:



        "Auch beim Zugang zum Arbeitsmarkt und bei Karrierechancen werden trans* Personen benachteiligt. Sie sind deutlich häufiger von Arbeitslosigkeit und Armut betroffen und erfahren Benachteiligungen im Beruf – z.B. Gehaltskürzungen nach erfolgter Geschlechtsangleichung oder Hindernisse beim beruflichen Aufstieg."



        www.antidiskrimini...ns/trans-node.html

    • @LaCucaracha:

      "mit Bullshit wie Gendern"



      Ja, pfeiffen sie nur auf all die 'obskuren Minderheiten' während sie selbst zu einer werden weil sie einfach nicht wahrhaben wollen, dass sich die gesellschaftlichen Realitäten längst geändert haben und mit der deutschen Arbeiterklasse einfach keine Mehrheiten mehr zu holen sind weil das wirkliche Proletariat schon lange divers ist.

      • @Ingo Bernable:

        ... ach, da haben Sie es zwischenzeitlich bereits geschrieben, was ich schreiben wollte. Doppelt hält besser! ;-)

  • Nun will die Linkspartei wohl die halbe Bundestagsfraktion aus der Partei ausweisen. Wer wird der/die Nachste sein? Sevim Dağdelen?

  • Folgende Fragen, die mir leider nie Unterstützer der jetzigen deutschen Aussenpolitik ernsthaft erklären können:

    - Warum musste der Westen auf wirtschaftlicher Ebene eine Aussendersetzung anfangen? Bei anderen schlimmen Kriegen, die sogar eine vielfache höhere Zahl von zivilen Opfern haben bzw hatten unterscheiden wir ja auch zwischen wirtschaftlichen und militärischen Auseinandesetzungen.

    - Warum Sankionen deren Auswirkungen, besonders die europäische Unterschicht und der globale Süden tragen muss?

    - Warum hat man im März als es fast ein Friedensabkommen gegeben hat Selenski nicht unterstützt als er von einigen Lädern aus dem Westen zum Abbruch gedrängt würde? Ja, die Nato-Mitgliedschaft wäre nicht drin gewesen. Aber alle andere Punkte wären doch geklärt gewesen...und niemand hätte sein Gesicht verloren. Und wie viel Leid wären vielen Menschen auf dieser Welt erspart geblieben...

    Ich danke, dass Frau Wagenknecht mit oben erwähnten Themen wichtige Punkte anspricht, unabhängig ob sie mag oder nicht.

    • @Alexander Schulz:

      Diese Fragen wurden Ihnen sicherlich schon tausendmal beantwortet, aber Sie lieben es sicherlich, sie einfach immer wieder zu fragen und so zu tun als gäbe es diese Antworten nicht.



      Warum man die Ukraine unterstützt? weil die Ukrainer kämpfen wollen. Weil es ein Land in er Nachbarschaft ist. Mehr muss man eigentlich auch nicht mehr dazu sagen. Es wurde alles bereits gesagt, wer es bis jetzt noch nicht gehört hat, will es einfach nicht hören.

    • @Alexander Schulz:

      Guten Tag HerR Schulz, es fällt mir schwer, auf ihre Fragen ohne einen Hauch Verachtung einzugehen, weil diese Dinge seit Monaten immer und immer wieder begründet wurden und es aus meiner Sicht dann schon fraglich ist, ob sie sie nicht verstehen wollen, aber ich versuche es ruhig.

      Anmerkungen nach ihren Anstrichen:



      1) Weil dieser Krieg nicht wie jeder andere Krieg ist und er findet in Europa statt. Der Krieg ist deswegen nicht wie jeder andere, weil er mit der Annektionsabsicht die internationale Ordnung zerstört - womit Putin schon Jahre vorher begann, wo man es noch schleichend zuliess - und weil der Angriffskrieg Russlands (Nicht meine Meinung sondern von T. Snyder Historiker Yale derzeit ein hochangesehener Kommentator) genozidale Züge trägt was u.a. darin begründet ist, dass er einem anderen Land (der Ukraine) und damit auch dem dort lebenden Volk das Existenzrecht abspricht. Das hat auch nicht jeder beliebige Krieg. Ausserdem - ich schrieb es bereits indirekt - findet er bei uns vor dre Haustüre statt und da haben wir selbstredend ein Interesse, dass das aufhört und zwar auf eine Weise, dass er nicht eskaliert und nicht neu aufflammt. Das ist freilich sehr schwer zu erreichen.

      2) Diese Frage ist berechtigt, aber nicht zu handeln (was sie nahelegen) ist aufgrund von 1) nicht möglich. Wenn 1) Schule macht, haben wir eine weitere Katastrophenperiode wie 1914-1945 vor der Nase, dagegen sind die derzeitigen unschönen Folgen noch sehr gering.

      3) Das ist nicht wahr und Putin ist nachweislich nicht an Verhandlungen interessiert, die nicht auf dem Totalsieg beruhen, der - siehe 1) - sowohl völkerrechtlich (Angriffskriege für Gebietsannektionen sind ein extremer Bruch) als auch moralisch (für die meisten Menschen in der Ukraine) nicht tragbar ist.

      • @JK83:

        -?-Der Krieg ist deswegen nicht wie jeder a n d e r e, weil er die internationale Ordnung zerstört-?-



        Was daran soll denn in diesem Kontext a n d e r s sein? Wer kennte nicht auch andere Staaten und Politiker, welche ihrerseits in der letzten Zeit derartige internationale Ordnungsrahmen brachial " zerstört " haben? Es gibt deswegen sogar einschlägige Hohe Gerichtsurteile gg bestimmte westliche Politiker- was diese aber nicht weiter schert.



        Das bringt uns doch nicht weiter wenn hier andauernd so getan werden soll, als ob nur Putin und Putin allein einen völkerrechtswidrigen Krieg gg ein anderes Land auf sich geladen hätte. Die Nato sowie auch D haben jeweils auch eine eigene Nase, an die sie sich mal fassen könnten.- Was nicht heißen soll, dass Russland nun seinerseits einen Freibrief haben sollte.-Keineswegs!



        Aber man kann doch hier nicht einfach behaupten, dass aber nun nur hier in diesem Fall " die internationale Ordnung zerstört " worden sei. Ich habe ganz einfach keine Lust mehr auf solche fragwürdigen Spielchen, wo moralische Maßstäbe des Wahrheitsempfindens dreist nicht beachtet werden sollen.

    • @Alexander Schulz:

      Echt nicht?

      Ihre Fragen wurden in mehreren Artikeln hier in der Taz und von mehreren Foristen des Öfteren beantwortet.

      Auch in anderen Zeitungen war zu Ihren Fragen Artikel zu lesen.

    • @Alexander Schulz:

      Wer das nicht versteht, versteht die Welt nicht. Die Geografie existiert immer noch. Hätte Putin die Mongolei angegriffen, hätte vermutlich China geantwortet. Wäre mir lieber gewesen.



      Der Westen reagiert massvoll, aber Diktatoren können nicht nachgeben, weil sie damit nicht nur ihre Amt, sondern auch ihr Leben auf's Spiel setzen.

  • „Zur Identität der Partei gehörte es immer auch, dass sie so etwas wie das fleischgewordene schlechte Gewissen von SPD und Grünen war. Von dieser Funktion kannst du jedoch nicht ewig leben.“

    Jooo… In einer Regierungskoalition musst die Position halt fast zwangsweise aufgeben… Man kann ja schlecht das schlechte Gewissen der „eigenen“ Politik sein.



    Das zusammenrücken der „echten Demokraten“ im Angesicht der AfD kommt da noch oben drauf.

    Wie auch immer, wenn man nicht mehr das schlechte Gewissen von SPD und Grünen ist, hat das dann nicht doch etwas mit der Vernachlässigung der sozialen Frage zu tun?

    Dass „man etwas formulieren muß“ im Angesichts des Abstiegs der unteren Einkommenshälfte, ist das nicht ungefähr das was Wagenknecht auch meint?

    Also ich lese da viel implizite Bestätigung für Wagenknechts Ansichten…

  • Der letzte Einbruch bei Wahlen war auch wegen der Missbrauchgeschichte / Sexismus in der Linkspartei. Da hat Wagenknecht nichts mit zu tun.

    • @Rudolf Fissner:

      Es gibt Vorwürfe des Wegschauens und fehlender Unterstützung für Opfer gegen sie. Was da dran ist weiß nicht nicht, aber es ist schonmal nicht "nichts".



      Mal abgesehen davon das dies sowieso egal ist, weil das nicht der Hauptgrund für den EiInbruch bei den letzten Wahlen war und das wissen Sie sehr wohl Herr Fissner.

  • Frau Wagenknecht ist ein Problem der Partei Die Linke, aber nur ein besonders krasses. Daneben gibt es viele andere, denen ideologische Positionen und der interne Machtkampf wichtiger sind als die Interessen ihrer Wähler*innen. Das schwächt linke Politik in D insgesamt. Ist logisch, dass einer Partei, der interne Grabenkämpfe und historisch überholte Positionen in der Aussenpolitik wichtiger sind als die Umsetzung praktischer Politik, die Wähler*innen wehlaufen.

    • @moonwatcher:

      Da gehen die Meinungen aber weit auseinander denn Sarah Wagenknecht legt den Finger genau auf die Wunden die von den Linken schon laenger einfach ignoriert wurden. Die in-die-Jahre gekommenen SPD und Linken Anhaenger hatten wenigstens noch einen Plan, die aktuelle Linke NICHT und ist damit in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht.Manchmal denke ich die Linken sitzen nur noch im Bundestag um ihre Sitzungsgelder einzuheimsen. Da bleibt vielen nur noch die AfD um vom Ampel Morast freizukommen.

      • @campat:

        Die, denen angeblich nur noch die AfD bleibt, werde ich nie verstehen.

        • @moonwatcher:

          Klar, ma könnte auch die KPD wählen.. und damit sicherstellen, dass man nicht das Geringste bewirkt, denn die Deutschen kapieren es einfach nicht, weuil sie ein Haufen asozialer, narzisstischer Heuchler sind. Doppelmoral ist des Deutschen höchstes Gut!

  • Herr Spehr, möglicherweise ist die Partei in diesem Zustand, weil sie tatsächlich die soziale Frage verrät und mit ihr nichts mehr anzufangen ist?!

  • Da stellt sich mir als Wähler doch die Frage, wen kann man überhaupt noch wählen?



    Linke - zerfleischt sich; SPD - "Wer hat uns verraten....", CDU - völlig aus der Diskussion; FDP - lächerlich. Grüne - jein, aber keinesfalls die Berliner Grünen.

    • @Herry Kane:

      Nichtwählen ist aber auch scheiße.



      Gibt's noch die bergpartei in Berlin? Diese hat ein gutes Wahlprogramm.

    • @Herry Kane:

      Wenn linksvölkischer Populismus als solcher nicht gekennzeichnet wird, dann ist die Linke schlicht nicht diskursfähig. Das die Argumente von Wagenknecht und Weidel die selben sind (Wirtschaftskrieg, Grüne, Migration) muss das als solches benennen. Ob es nun rechter oder linksvölkischer Populismus ist egal.

      • @jens richter:

        Nun ist die Argumentation von SW nicht "linksvölkisch"; vielleicht recherchieren Sie einmal, was der Begriff "völkisch" bedeutet; in dessen Zentrum steht nämlich ein biologisch-rasstistsches Konzept von Nation (das sich unter anderem in einem militanten Antisemitismus äußerte). Mir ist nicht bekannt, dass SW die deutsche Staatsbürgerschaft per Ahnenforschung vergeben wollte; dass sie die Open-Border-Politik einiger Linker nicht mitträgt, kann man richtig oder falsch finden, mit "völkisch" hat das nun aber nichts zu tun; auch der Unterschied zu Weidel ist offensichtlich, wenn man einmal zuhört, wie beide ihre Standpunkte begründen. Man muss SW nicht mögen, aber diese diffamierende, hasserfüllte Polemik ist einfach billig.

        • @O.F.:

          Die Kategorie 'völkisch' dürfte tatsächlich unpassend sein, Ausfälle in denen sie Migrant*innen und Geflüchtete (und andere 'obskure Minderheiten') gegen die 'deutsche Arbeiterklasse' ausspielt, statt Verbindendes zu benennen, finden sich aber zuhauf. Und auch wenn das kein Antisemitismus ist, ist es mindestens xenophob und bietet zumindest Anschluss für rassistische Diskurse.



          Und Begrifflichkeiten wie "Open-Border-Politik" gegen das (ohnehin seit ´93 schon stark eingeschränkte) Grundrecht auf Asyl, das für Linke eine humanitäre Selbstverständlichkeit sein sollte, in Stellung zu bringen ist wohl auch kaum etwas Anderes als eine diffamierende Polemik die ziemlich nahtlos an rechte (und falsche) Erzählungen anknüpft.

  • Auch wenn mir Frau Wagenknecht nicht sympatisch ist, finde ich viele Kritik an ihr unberechtigt.



    Bei den vielen populistischen Spitzenpolitikern (Frau Baerbock ist da ja nur das extremste Beispiel), finde ich Politiker wie sie erfrischend die auch unbequeme Wahrheiten aussprechen, sich nicht verbiegen und ihren Überzeugungen treu bleiben. Gut gefällt mir bei Ihr, dass sie anders als inzwischen viele Politiker faktenbasierend argumentiert und nicht emotional. Leider muss ich zugeben, dass Sie in vielen Punkten Recht hat. Die Linke täte gut darin ihr mehr zuzuhören anstatt der AFD das Feld zu überlassen.

    • 0G
      06455 (Profil gelöscht)
      @Alexander Schulz:

      DANKE vielmals!



      Da sehe ich auch so.



      Diese ganzen Forderungen, ich nenne es Mobbing, finde ich sehr verstörend.



      Wie der jetzige Aufruf zum Berufsverbor für AdDler. Wo soll das anfangen, wo enden!

      • @06455 (Profil gelöscht):

        Sie finden rechte antisemitische und rassistische Menschen die den Staat und Demokratie ablehnen als Richter, Polizisten, Lehrer oder Bundeswehrangehörige ok?

    • @Alexander Schulz:

      Wenn Frau Wagenknecht aus Ihrer Sicht überzeugend wirkt, würde ich dagegenhalten, dass das in erster Linie damit zu tun hat, wie sich sich “verkauft” … also, selbstsicheres und eloquentes Auftreten, stilsichere, auf den Punkt gebrachte Argumentation, polemische Spitzen geschickt platzieren. Das kann man ihr ja nicht absprechen und deshalb vergöttert ihre Fanbase sie regelrecht. Und natürlich sehen alle ihre innerparteilichen Gegner*innen blass dagegen aus und es kann ihnen somit spielend leicht das Kainsmal des Niedergangs der Linkspartei angeheftet werden.



      Entkleidet man die Wagenknechtschen Inhalte jedoch ihrer Rhetorik, zeigt sich schnell der populistische Wolf im linken Schafspelz … da liegt Spehr mit seiner Kritik am linkskonservativen Kurs des Wagenknecht-Lagers völlig richtig. Mit rückwärtsgewandten Ideologien und Konzepten lassen sich die Probleme der Gegenwart nicht lösen … um das zu sehen, muss man Wagenknecht nicht einmal als “Poststalinistin” diskreditieren, was sie definitiv auch überhaupt nicht ist.*



      Die offene Flanke der Linken (in der Auseinandersetzung mit Wagenknecht) ist halt, dass die eigenen programmatischen Konzepte angesichts der drängenden Gegenwartsfragen nur rudimentär (wenn überhaupt) entwickelt sind … das räumt Spehr ja auch im Interview ein, wenn man mal zwischen den Zeilen liest.



      * Übrigens würde ich Linkskonservatismus/ -populismus a la Wagenknecht/Lafontaine nicht mit dem Pedant auf der rechten Seite (AfD, Teile von CDU/CSU) gleichsetzen … das wäre nicht seriös. Wenn die “Hufeisen”-Theorie als Erklärungsansatz für extremistische Positionen überhaupt taugt, dann an der Schnittstelle zwischen Union und AfD (dann ist es allerdings kein Hufeisen mehr😉).

      • @Abdurchdiemitte:

        Danke, guter Beitrag

  • Wenn S.W. die Grünen quasi zum Hauptfeind der Arbeiterbewegung macht (wo ist die eigentlich die Arbeiterbewegung?), dann ist es mehr als verständlich dass aus dem grünen und hippen Milieu die Ablehnung der S.W. entsprechend drastisch ausfällt. Das beweist allerdings noch nicht, dass S.W. keine überzeugende Linke ist, nur weil sie keine politische Perspektive linker Politik unter Beteiligung der Grünen sieht. Immerhin lehnen viele Linke die Politik der Grünen ab. Wo gibt es denn eine wirklich linke Opposition? Und wo gibt es denn eine berechtigte linke Kritik an den Grünen?

    • @Rolf B.:

      So ist es, danke

    • 0G
      06455 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Auf den Punkt gebracht!

    • @Rolf B.:

      Eine wirkliche linke Opposition und auch linke Kritik an den Grünen sehe ich nur bei Wagenknecht. Generell wirkt die Linkspartei schon fast wie Grüne als Light Version...aber das braucht doch niemand. Dann kann man auch das original wählen.

      Die Grünen bestimmen momentan einen wesentlichen Teil der kathastrophalen Aussenpolitik von Deutschland mit...und die Linkspartei schweigt bzw verteidigt die Aussenpolitik!

      Neben Kritik an einer Sanktionspolitik bei der vor allen Dingen die Entwicklungsländer den Preis zahlen müssen, hätte ich mir Kritik auch an Baerbocks populistischen Auftreten gewünscht. So gab es im März zb eine realistische Chance auf Frieden, aber anstatt Selenski in seinen Bemühungen zu stärken hat sie die Scharmacherin gegeben... hätte Deutschland da wieder mit Frankreich zusammen gearbeitet, hätten wir wohl schon wieder Frieden. Aber dieser neue brandgefährliche grüne Populsimus kommt ja leider bei vielen gut an und wird ja leider kaum kritisiert.



      Im Gegenteil, häufigerweise wird er sogar als Pragmatismus bezeichnet!

      • @Alexander Schulz:

        Ich denke auch, dass die derzeitige Außenpolitik sehr populistisch ist, weil sie eine Empörungshaltung bedient, die kaum zur Problemlösung beitragen kann. Hinzu kommt, dass weder die Menschen in der EU und auch nicht in der Ukraine befragt werden und damit auch nicht mit bestimmen dürfen, welche Wege zum Frieden erfolgversprechend sind.



        Es wäre in meinen Augen ein Erfolg, wenn zumindest die Debatte darüber von den Falken nicht schon als Kapitulation vor dem Bösen denunziert würde.

        Was Wagenknecht betrifft, fühle ich mich als Linker noch von ihr vertreten, auch wenn ich einiges anders sehe. Auch wenn die Gegner der Wagenknecht keine Mühe scheuen, auch die Menschen als Fanboys zu denunzieren, die in vielen Fragen mit ihr überein stimmen. Meine Zustimmung zu S.W. als Ökonom ist geprägt durch eine große Übereinstimmung bei ökonomischen Analysen. Ja, ich erkenne auch die Widersprüche. Nicht nur bei mir.

    • @Rolf B.:

      Genau das ist der Punkt.



      Und die Äußerungen von Christoph Spehr zeigen mir eigentlich nur, dass man sich mit S.W. gar nicht konstruktiv auseinander setzen möchte. Sie wird es die Partei in ein paar Jahren nicht mehr geben.



      Damit das nicht zu schnell passiert: Ja, die Linke ist Klasse, immer weiter so!

      • @Schängel:

        kann man hier nicht editieren?

        also



        noch Nicht "Sie wird" - "So wird"



        und mit "die Linke" ist die Linkspartei gemeint.

      • @Schängel:

        Und welche Persönlichkeiten dort verkörpern genau diese ausgelobte "Klasse"?

    • @Rolf B.:

      Sic! Es ist ja nicht so, dass RRG-Bündnisse ein Naturzustand ist, auf den alle Politik auszurichten ist - man kann sich, ganz legitim, die Frage stellen, ob die Grünen überhaupt noch eine linke Partei sind, oder nicht viel mehr eine liberale, wessen Interessen sie im Auge haben (eher die des Bildungsbürgertums), ob man ihre (recht bellizistische) Außenpolitik mittragen möchte etc. Man kann diese Fragen bejahen - aber ich finde es ein wenig denkfaul, die Zweifel daran reflexhaft zu skandalisieren, statt sich auf eine Debatte darüber einzulassen.

      • @O.F.:

        RRG ist/war aber auf lange Zeit die einzige halbwegs realistische Option überhaupt konkrete linke Projekte umsetzen zu können. Sicher nicht so unumschränkt wie in einem Ein-Parteien-System, aber Politik ist eben die Kunst des Möglichen. Auch darüber ob eine Koalition mit auch liberalen Position, also einer links-liberalen Politik zwangsläufig schlecht sein muss oder ob man doch lieber im Alleingang eine illiberale linke Politik machen sollte kann man wohl geteilter Meinung sein.

  • Die Linkspartei braucht man nicht schlechtreden, die Linkspartei ist zur Zeit schlecht. So schlecht, dass sie von einer Wahl zur anderen aus den Parlamenten fliegt.



    Wer Schuld hauptsächlich bei Wagenberg sucht, hat noch immer nicht verstanden, dass das Hauptproblem die Partei in sich selbst ist.

    • @Rudi Hamm:

      Die Partei hat viele interne Probleme, das ist richtig, es ist nicht Wagenknecht allein.



      Aber Wagenknecht ist das offensichtlichste und schädlichste der Symptome dieser Probleme.

    • @Rudi Hamm:

      SEHR WAHR:

      ... dass das Hauptproblem die Partei in sich selbst ist.

      "Ich wünsche unseren Abgeordneten die Fähigkeit, sich auch selbst kritisch zu hinterfragen, welchen Beitrag zur Stärkung linker Politik man in der Öffentlichkeit noch leistet."



      (Erklärung von Fabio De Masi vom 24.02.2021)

  • Ich stimme dem Herrn inhaltlich in fast allen Punkten zu, fürchte aber (auch wenn ich sie selbst nie wähle) das die Linke aus dieser Krise nicht mehr mittelfristig rauskommt und bundespolitisch in den nächsten ein bis zwei Legislaturperioden keine Rolle mehr spielen wird.

  • Wagenknecht und das Problem mit der Linken, das ist das Eine, aber nicht das Wichtigste. Viel schlimmer ist, dass Wagenknecht insgesamt der Politik in Deutschland schadet, weil sie mit ihren irren, vollkommen realitätsfremden Aussagen - anders kann man sie nicht nennen - viel zu viele in den Schlepptau mitnimmt, quasi als Rattenfängerin von Jena (das ist sie geboren). Ihre Behauptung, sie sähe das so, lässt an ihren intellektuellen Fähigkeiten extrem zweifeln. Es gibt Tatsachen und Meinungen. Frau kann aber nicht meinen, Wasser gefriere bei 10°C, genau so wenig wie, Deutschland hätte einen beispiellosen Wirtschaftskrieg vom Zaun gebrochen.

    • @Sarg Kuss Möder:

      "Nein, leider nicht. Eine Reihe ganz stabiler identitätsbildender Punkte für die Linke, wie die Erinnerung an die rot-grüne Regierung Gerhard Schröders mit ihrer Agenda 2010, sind in die Jahre gekommen und reichen nicht mehr aus."

      Dieser Irrglauben ist das Problem der Linken !

      Die Agenda 2010 beinhaltet nicht nur Hartz IV sondern auch das privatisieren staatlicher Monopole (Energiekonzerne, Krankenhäuser etc) und damit der Verlust von staatlichen Steuerungsmechanismen. Dies bekommen wir gerade jetzt besonders zu spüren.



      Weitere Auswirkungen, wie Altersarmut durch Einführung der Leiharbeit, Riesterrente und Absenkung des Rentenniveaus werden auf die Gesellschaft noch zukommen und überrollen.



      Ich teile Wagenknechts Ansichten in Bezug auf die Ukraine und Corona nicht.

      Aber sie ist die einzige die in der Sozialpolitik den Finger in die Wunde legt.

    • @Sarg Kuss Möder:

      Ich finde es generell befremdlich, andere Meinungen mit Vokabeln wie "irre" zu belegen - das Pathologisieren von Andersdenkenden steht in keiner guten Tradition. Hier liegen Sie aber auch sachlich falsch: denn den Wirtschaftskrieg hat tatsächlich Deutschland (bzw. die EU) begonnen - Russland hat die Ukraine angegriffen, nicht die Bundesrepublik; letztere hätte sich auch neutral verhalten bzw. auf eine rhetorische Verurteilung beschränken können - wie bei etlichen anderen Konflikten auch. Nun kann man gerne der Meinung sein, dass die Sanktionen - trotz der Folgen für Deutschland - eine richtige Entscheidung waren. Das muss man aber auch begründen, statt es einfach als nicht rational bezweifelbare Tatsache in den Raum zu stellen.

      • @O.F.:

        Ich glaube schon, dass man die Aussage bezgl. des „Wirtschaftskriegs“ als sachlich falsch zurückweisen kann, ob die Frau an sich dann als „irre“ bezeichnen ist, bzw. deren Aussagen steht auf einem anderen Blatt.



        Zunächst ist dies kein „Wirtschaftskrieg“, sondern eine Abfolge von Sanktionen. Es wird ja in Teilbereichen immernoch Handel u.ä. mit Russland betrieben. Und die Sanktionen wurden nicht grundlos erlassen, sondern eben auf Grund der militärischen Eskalation. Das eine Reaktion in dieser oder ähnlicher Weise kommen würde wusste Russland mit Sicherheit und hat dieses in Kauf genommen. Hier dann zu behaupten, dass ein Konflikt von Deutschland, bzw. der EU gegenüber Russland provoziert wurde empfinde ich dann tatsächlich ebenfalls als weltfremd. Man kann diese Haltung natürlich trotzdem haben, muss im öffentlichen Diskurs (den Frau Wagenknecht ja bewusst sucht) mit den entsprechender Kritik zurechtkommen.

      • @O.F.:

        Ich glaube schon, dass man die Aussage bezgl. des „Wirtschaftskriegs“ als sachlich falsch zurückweisen kann, ob die Frau an sich dann als „irre“ bezeichnen ist, bzw. deren Aussagen steht auf einem anderen Blatt.



        Zunächst ist dies kein „Wirtschaftskrieg“, sondern eine Abfolge von Sanktionen. Es wird ja in Teilbereichen immernoch Handel u.ä. mit Russland betrieben. Und die Sanktionen wurden nicht grundlos erlassen, sondern eben auf Grund der militärischen Eskalation. Das eine Reaktion in dieser oder ähnlicher Weise kommen würde wusste Russland mit Sicherheit und hat dieses in Kauf genommen. Hier dann zu behaupten, dass ein Konflikt von Deutschland, bzw. der EU gegenüber Russland provoziert wurde empfinde ich dann tatsächlich ebenfalls als weltfremd. Man kann diese Haltung natürlich trotzdem haben, muss im öffentlichen Diskurs (den Frau Wagenknecht ja bewusst sucht) mit den entsprechender Kritik zurechtkommen.

        • @Gregor von Niebelschütz:

          Ja, aber sehen Sie, das ist doch genau der Punkt, um den es mir ging: man kann über diese Frage sachlich diskutieren. SW muss, wie alle Politiker, damit leben, dass ihre Aussagen kritisiert werden. Entscheidend ist hier das "wie". Und hier scheinen mir im Umgang mit Wagenknecht allzu oft alle Hemmungen zu fallen.



          Was die sachliche Seite angeht: die Aussage war natürlich zugespitzt (ob man von einer nur wenige Minuten langen Rede im Bundestag etwas anderes erwarten sollte, sei dahingestellt), aber sie macht doch auf einen wichtigen Punkt aufmerksam: es gab keinen Automatismus, Sanktionen zu verhängen, das war eine bewusste Entscheidung der deutschen Regierung - und dass die Eskalation durchaus auch vom Westen vorangetrieben wurde, ist eine Einschätzung, die man nicht nur bei RT hören konnte.



          Im Grunde geht es mir hier auch um die Art, wie über solche Konflikte gesprochen wird: es gibt in der deutschen Öffentlichkeit eine breite Fraktion, die diesen (und einige andere) Konflikte als einen Endkampf zwischen Gut und Böse deutet, in dem maximale Härte die einzige diskutable Lösung ist. Abgesehen davon, dass man die Qualität einer solchen Einschätzung bezweifeln kann, hat der damit einhergehende Habitus etwas antidemokratisches: schließlich lebt eine Demokratie davon, dass Alternativen formulierbar und diskutierbar sind. Insofern geht es mir bei SW nicht einmal primär darum, ob sie recht hat - allein die Tatsache, dass sie sich der gegenwärtig mit erheblichen Konformitätsdruck eingeforderten Mehrheitsmeinung entgegenstellt, tut diesem Land gut, auch wenn das nicht alle bemerkens. Dissens hat manchmal einen Wert an sich.

      • 0G
        06455 (Profil gelöscht)
        @O.F.:

        Kann Ihnen nur zustimmen!



        Leider wird das nicht so kommuniziert!

      • @O.F.:

        @ Q.F: ich finde es erfrischend Mal wieder einen sachlichen Kommentar zur Sanktionspolitik zu lesen und schließe mich Ihnen vollkommen an.

        Ich kann das Bedürfnis vieler Sanktionsbefürworter nach einer einfachen Lösung zwar verstehen, aber wir leben in einer komplizierten Welt.



        Und das man sich mit den sozialen Folgen dieser Politik auf Europa und vor allen der Entwicklungsländer beschäftigt hat nun wirklich nichts mit Sympathie für Putin zu tun.

  • ...Für eine Außenpolitik im Stil der DKP, ein offenes Anknüpfen an rechtspopulistische Versprechungen, ein unkritisches Zurück zum idealisierten nationalen Klassenkompromiss des Fordismus, für Feldzüge gegen neue Milieus, Sympathie mit autoritären Regimen oder für das Ausrufen der Grünen zum Hauptfeind der Arbeiterbewegung gibt es in der Linken keine Mehrheiten...



    Dann schmeißt sie doch raus! Oder erhöht den Druck so, das sie nicht bis 2024 warten.



    Die Wagenknechte, die Wagenknechte, die haben nicht immer Recht...

    • @Ringelnatz1:

      Pikante Geschichte vom rechten Rand:

      Das Titelblatt der Dezemberausgabe des Nazi-Magazins "COMPACT" macht mit einer großen Porträtaufnahme Wagenknechts auf.

      Text:

      "Die beste Kanzlerin. Eine Kandidatin für Links und Rechts"

      Honi soit qui mal y pense.

      • @Jim Hawkins:

        Auch eine kaputte Uhr zeigt zweimal am Tag die richtige Uhrzeit...und der AFD sollte man nun wirklich nicht in der Ukraine Politik das Feld überlassen!

        • @Alexander Schulz:

          Dann gibt es ihnen gar nicht zu denken, dass Elsässer und viele seiner Nazi,-Kameraden regelrechte Fans von Wagenknecht sind?

          Nur ein verrückter Zufall?

          Auf einer Montagsdemo im Osten haben sie:



          "Sahra, Sahra, Sahra" skandiert.

          Wohl, weil ihnen der Vorname so gut gefällt.

          Regelmäßig wird Wagenknecht von der AfD beklatscht, in der Jungen Freiheit gefeiert und auf Tichys Einblick gelobt.

          Ich würde da ins Grübeln kommen.

    • @Ringelnatz1:

      Tja, die Hürden für einen Parteiausschluss sind allerdings sehr hoch, wie man z.B. an mehreren Versuchen bei Wagenknecht und Dehm sieht. Deshalb mal ein anderer Vorschlag: Sollen doch die ganzen Kritiker gehen. Können doch Grün2 oder USPD gründen. Dann wär doch auch Ruh. Und auch Sie könnten sich endlich beruhigen.