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Böllerverbot zu SilvesterLinksbürgerlicher Kulturkampf

Jörg Wimalasena
Kommentar von Jörg Wimalasena

Wieder ist Feuerwerk verboten. Oberflächlich gesehen wegen Corona – doch in Wahrheit wollen Teile des Bürgertums die proletarische Sitte weghaben.

Silvesternacht 2020/21 in Leipzig Foto: Sebastian Willnow/dpa

W er zu Silvester böllert, bekommt es mit der Polizei zu tun. Allein in Berlin gilt an mehr als 50 Orten ein Versammlungs- und Feuerwerksverbot. Auseinandersetzungen mit Bürgern über Feuerwerksbagatellen sind nicht nur in der Hauptstadt vorprogrammiert. Die Begründung für das Verbot: Weil die Notaufnahmen wegen der Coronapandemie ohnehin überlastet sind, sollen zusätzliche Unfälle mit Feuerwerk vermieden werden.

Zwar gab es etwa in Berlin 2020 – als bereits ein Böllerverbot bestand – einen Rückgang schwerer Verletzungen im Zusammenhang mit Feuerwerk, dennoch sprechen sich Experten gegen ein Verbot aus. Der Leiter der Notaufnahme im Dortmunder Klinikum Nord sagt etwa: „Diejenigen, die wirklich böllern wollen, besorgen sich dann beispielsweise illegale Böller aus dem Ausland.“

In der Tat: Statt rigoros reglementierte Feuerwerkskörper aus deutschen Supermärkten werden zu Silvester gefährlichere Knallkörper etwa aus Polen gezündet, in denen mehr „Nettoexplosivmasse“ enthalten sein darf. Und genau dieses Feuerwerk kann zu deutlich schwereren Verletzungen führen.

Vor allem die Grünen und Umweltverbände kämpfen seit einigen Jahren für ein generelles Böllerverbot für Privatpersonen. Die Deutsche Umwelthilfe begründete ihren Vorstoß vor Beginn der Coronakrise unter anderem mit den Umweltauswirkungen und Belastungen für Haustiere. Nun soll also die Pandemie als Rechtfertigung herhalten.

Der Verdacht liegt nahe, dass das großstädtische Öko-Milieu die Coronakrise dazu nutzen will, um sich eines Brauchs zu entledigen, den es kulturell ohnehin ablehnt. Böllern auf der Straße ist eine Bastion proletarischer Feierkultur, mit dem das gesittete Bürgertum schon immer wenig anfangen konnte. Um nicht mit dem Silvesterkrach belästigt zu werden, soll dann auch die sonst oft kritisierte Polizei einschreiten. Für die Akzeptanz notwendiger Corona­maßnahmen ist der linksbürgerliche Kulturkampf rund um das Böllern allerdings komplett kontraproduktiv.

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46 Kommentare

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  • Das Recht, sich die Finger oder die Sehkraft wegzusprengen muss wohl in Pandemiezeiten zur Entlastung der Krankenhäuser auch mal zurückstehen. Die Aussicht, nicht mit Böllern beworfen oder diese an den Kinderwagen zu bekommen, begrüßen sicher auch so einige.

  • Ob man nun tatsächlich alles so plattbügeln sollte, dass es in eine steil konstruierte Klassenkampf - These passt? Böllern als "proletarischer Brauch"? Ich denke wir sollten uns doch lieber um den Mietendeckel und ungerechte Besteuerung kümmern, als uns in solche doofen Scheingefechte zu begeben. Wer als "Proletarier" (auch ich wurde in eine Arbeiterfamilie geboren) keine anderen Sorgen hat, als sich durch das Böllerverbot drangsaliert fühlen zu müssen, der hat's wohl irgendwie geschafft!

  • "Das großstädtische Öko-Milieu" will also die Coronakrise für seine finsteren Zwecke wie Umwelt- und Tierschutz nutzen. Auch die taz stammt ja eigentlich aus diesem bösen Milieu. Und ihre Redakteure sollten vielleicht doch ab und zu aus ihrer HomeOffice-Blase herauskommen und so manche Artikel mal vor Veröffentlichung in einer Redaktionssitzung diskutieren oder was man im proletarischen Journalistenmilieu sonst so macht tagsüber...

  • Ein schönes, orchestriertes Höhenfeuerwerk finden die Meisten schön. Behaupte ich jetzt mal so ohne statistische Grundlage.

    Die Extremböllerrei, also "geballte Ladungen" (gerne auch aus Polen-unabhängig davon, was man hier so kaufen kann oder nicht), in Briekästen, Mülltonnen oder aus dem Hinterhalt wie Haustürnischen vor die Füße von Passant:innen zu werfen ist eher so ein vor- und spätpubertäres Jungsding. Die Spätpubertät reicht dann manchmal bis zum Beginn des letzten Lebensdrittels.



    Sag ich jetzt auch einfach mal so aus meiner subjektiven Wahrnehmung und Erfahrung heraus.

    Eine speziell "proletarische Feierkultur" kann ich dabei eventuell graduell, aber nicht grundsätzlich erkennen.

    Für Kleinkinder und z.B. Hunde ist, weniger oder gar kein Böllern ein Segen. Es wird ja auch irrsinnig viel Müll dabei hinterlassen.

    Andererseits fällt dadurch der zünftige Jahreswechsel weg. Eigentlich ist es ja auch gut, das alte Jahr der nicht immer glücklichen persönlichen Entscheidungen und vielem "dumm gelaufen" mit krawalligem Getöse hinter sich zu lassen und den Blick nach vorne zu richten.

    Es ist jetzt bereits das dritte Thema in kurzer Folge, in der sich Herr @Wimalsaena an einer aus seiner Sicht saturierten, ignoranten und kulturell übergriffigen "Linken" abgearbeitet hat. Bin gespannt auf den nächsten Knaller! :-)

  • Wenn man die unterschiedlichen Kommentare von Herrn Wimalasena so liest, kann man nur hoffen, dass das nicht seinem Weltbild entspricht sondern lediglich provozieren soll.....



    Böllern, proletarisch? Echt jetzt?



    Angesichts der Riesensummen, die in diesem Land gewöhnlich für Feuerwerk ausgegeben werden, stellt sich dann schon die Frage wer sich das überhaupt leisten kann.



    Und wenn sich das "Proletariat" das leisten kann, dann ist es okay die Umwelt zweimal zu verpesten? Nämlich einmal mit dem Konsum von Qual- und Billigfleisch, den Herr Wimalasena ja gestern zum Menschenrecht erklärt hat und mit Böllern?



    Es ist ja beileibe nicht nur der "Krach" den das "Mittelschichtsmilieu" nicht mag sondern zu Recht auch die damit verbundene Luftverschmutzung und den ganzen hinterlassenen Dreck - den im Übrigen wer wegputzt?



    Vom Geld ganz zu schweigen. Unfassbar angesichts der Tatsache, dass das Welternährungsprogramm der UN jetzt die Hungerrationen kürzen muss, weil es an Geld dafür fehlt.



    Böllern über die eine Rakete zur Begrüßung des neuen Jahres hinaus ist pure Dekadenz - eigentlich nicht gerade etwas, was man "Proletariern" nachsagt.



    Und am Ende setze ich noch einen drauf: Ist es nicht eher eine Art klassenunabhängiges, altmodisches Männlichkeitsritual mit Sprengkörpern zu kokettieren?

    • @Life is Life:

      "Man" sollte seine rosarote Brille abnehmen, wenn man nicht auch und gerade im "proletarischen" Mindset das Bedürfnis erkennen kann, an der Dekadenz der Bourgeoisie angemessen beteiligt zu werden... ;-)

  • Wenn mir die Böller und Bombendetonationen als Radfahrer nicht um die Ohren fliegen und ich nicht durch Glasscherben einen Platten kriege, bin ich sehr froh.



    Ich bin schon lange dafür, dass es an 5 zentralen Stellen einer großen Stadt Feuerwerke zur Anschauung gibt und dass es nirgends mehr Böller zu kaufen gibt.



    Und das Rauchverbot tut auch den Proletariern gut.

  • Ich böllere nie, sondern kauf' mir für das Geld lieber ein paar Bierchen. Das hält länger vor. Wenn andere meinen, ein bisschen Krach machen zu müssen: Bitte sehr!



    Ich wünsche der taz einen schönen Jahreswechsel und: Dann böllert mal schön!

  • Dem Kommentar-Verfasser der taz könnte ich zu einer Silvesterwoche in einem Wohnbereich raten, in dem es a) viele Haustiere, insbesondere Hunde gibt b) viele Jugendliche nachts durch die Straßen ziehen und c) die Böller vorzugsweise nicht abseits von a) sondern mit Vergnügen tage- und nächtelang bei b) gezündet werden, sodass d) die Woche nach Silvester Gehsteige und Grünanlagen von den Resten des Feuerwerk befreit werden müssen. b) beteiligt sich übrigens nicht. Daher Lösung e): BROT STATT BÖLLER, das ist nicht bürgerlich, das ist brüderlich.

  • Ja Herr Wimalasena, so scheint es in der Tat zu sein.

    Umfragen zu dem Thema zeichneten dazu unlängst ein klares Bild. Die Grünen sind bei diesem Verbot (wen wunderte es) wieder ganz vorne dabei, als primärer Stellvertreter der neuen, akademischen und urbanen Mittelschicht.



    Anschließend kamen SPD und dann Die Linke oder anders gesagt: Je progressiver die Wählerschaft einer Partei ist desto eher befürworten sie diese Maßnahme.



    Zum Verhältnis zwischen alter und neuer Mittelschicht kann ich nur „Das Ende der Illusionen“ von Andreas Reckwitz empfehlen. Ein sehr aufschlussreiches Buch.

  • Die Böllerei ist nur an bestimmten Orten verboten - aber der Verkauf ist generell verboten.



    Absolut unsinnige Regelung, da dadurch mehr Menschen sich in Polen oder Tschechien mit "ungetesteten" gefährlichen Böllern eindecken und gute Nebenverdienste im illegalem Verkauf erzielen.



    Interessant ist, dass die Diskussion "für oder gegen Böller" völlig die Umweltschädlichkeit und die Schäden bei Wild-und Haustieren außer Acht lässt. Die heutige Technik kann sehr schöne Lasershows bieten, ohne dass Schäden bei Umwelt, Menschen und Tieren entstehen können.

  • Ich finde die Verve, mit der Herr Wimalasena das Recht des Proletariats auf Billigfleisch und Böllern verteidigt, ja wirklich bemerkenswert und das Ansinnen, dieser von unserer Politik vernachlässigten Bevölkerungsgruppe mit solchen Kommentaren zu Aufmerksamkeit zu verhelfen, wirklich nobel. Allerdings halte ich die Art und Weise, in der die Probleme wie hohe Lebenshaltungskosten (beim Thema billiges Essen) oder Verbot von Freizeitangeboten (wie jetzt im Kontext des Böllerverbots) angesprochen werden, für problematisch, weil so maximal die Symptome und nicht die Ursachen der Marginalisierung bekämpft würden und stattdessen zwei vollkommen gerechte Sachen, nämlich Sozialpolitik und Umweltpolitik, gegeneinander ausgespielt werden.

    Warum geht es also immer nur darum, den Zugang relativ armer Menschen zu billigsten Waren und Aktivitäten erhalten zu wollen, anstatt Ihnen höherwertige Waren und bessere Unterhaltung ermöglichen zu wollen? Sollte man solche Themen nicht mal ganzheitlich denken, anstatt progressive Vorhaben vorn vornherein zu verteufeln, weil man der Verteidiger des kleinen Mannes ist? Wenn sich inzwischen sogar die CDU nicht zu doof dabei vorkommt, die sozialen Folgen solcher Maßnahmen zu betonen, dann sollte man deren eigentliches Ziel, nämlich den sozialpolitischen Status Quo bloß nicht zugunsten niedriger Einkommen zu verändern, immer im Hinterkopf behalten. Wer dann unkritisch in die Kritik an Özdemir oder dem Böllerverbot einstimmt, gibt der CDU nur Argumente, warum alles so bleiben muss, wie es vermeintlich schon immer war.

  • 9G
    90118 (Profil gelöscht)

    Wenn jemand, der nicht selbst dazu gehört, für die Arbeiterklasse spricht, läuten bei mir alle Alarmglocken.



    Immer wieder war die Argumentation für die Arbeiterklasse das Mittel für einen anderen Zweck.

    • 9G
      97627 (Profil gelöscht)
      @90118 (Profil gelöscht):

      Dem hab ich nix hinzuzufügen.

  • 9G
    90118 (Profil gelöscht)

    Auf die Wiedereinführung der Arbeiterklasse warte ich schon seit 1989.



    Seither ist alles Dienstleistung, was also ist proletarisch?



    Marx lesen hülfe...

  • Na, da hat es den Kommentator aber richtig erwischt. Zu viel geböllert? Zu viel Krach um die Ohren? Sind die Rechercheergebnisse in die Luft geflogen? - Seit Jahren weist die Silvesternacht die mit Abstand höchsten Feinstaubbelastungen des Jahres auf. Im letzten Jahr fehlte dieser massive Anstieg zum ersten Mal, Folge des Böllerverbots im Rahmen der Pandemie. Über die gesundheitlichen, ökologischen und sonstigen Wirkungen der Ballerei sollte ein Inlandsredakteur eigentlich informiert sein. Das Ganze als "Bastion proletarischer Feierkultur" zu feiern ist schon originell. Schon mal was von "Proletkult" gehört?

  • Es könnte ja Großfeuerwerke stattfinden, wäre gut für die Hersteller und die Stimmung. Gefahr für Verletzungen gäbe es auch nicht. Jedoch, daran scheint man offensichtlich nicht interessiert, was die These des Autors bestätigt.

  • finde böllern toll ...

    doch die damit heute einhergehende vermüllung des öffentlichen raumes kann ich nicht mehr akzeptieren.

    dann lieber die bittere pille der untersagung.

  • Brot und Spiele für das Volk. Und der Autor geht dem auf den Leim.

  • Da man mit ein wenig Recherche einige Städte und Länder findet, in denen privates Feuerwerk, inkl. Böllern verboten sind und das obwohl dort keine grünen linken Großbürgertüme an der Macht sind, bricht die These schnell zusammen.

    • @fly:

      Ihnen ist schon klar, dass es einen Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität gibt?

  • Wirklich überraschend guter Artikel für die taz

  • Klingt überzeugend.

  • geht´s noch ne spur tendenzioeser?



    daneben ist der artikel auch noch schlecht recherchiert, aber das passt dann wohl nicht in das bild des autors.



    was ist mit der feinstaubbelastung in den staedten? ist ne katastrophe. aber ist luftqualitaet auch nur ein linksliberales luxusproblem? vielleicht mag der autor der vollstaednigkeit halber einfach alle linksliberalen luxusprobleme auflisten, dann weiss ich endlich bescheid.

    • @the real günni:

      Hier noch ein linksliberales Luxusproblem: überfüllte Notaufnahmen und seit Monaten am Rand des Burnouts schuftendes Personal.

    • @the real günni:

      Lass stecken. Ist einmal im Jahr und wenn das jetzt entscheidend ist, wird ehh nichts aus dem sozialökologischen Umbau…

    • @the real günni:

      Es ist ein Kommentar, na sicher ist er tendenziös.

      Der Sachartikel kam bereits und hat darauf hingewiesen, dass die Feinstaubbelastung ein Verbot genauso wenig hergibt wie die Krankenhausbelastung.

      Dort finden Sie auch die Recherche.

      Ich denke, Herr Wimalasena hat durchaus recht mit seiner Analyse.

      Nebenbei ein weiterer Hinweis, dass auch die Linke keine Arbeiterpartei mehr ist.

    • @the real günni:

      Ja was ist denn mit der Feinstaubbelastung?



      Die wird, wie längst bewiesen vom Feinstaub des Feuerwerks kaum beeinflusst

  • Es gibt noch viele andere schlechte Bräuche. Sollen diese nun alle beibehalten werden, damit man bloß keinen Brauch ändert?

  • Es gibt Menschen, die finden Böllern toll und es gibt Menschen, die es verabscheuen. Eine Korrelation mit der Klassenzugehörigkeit existiert meines Wissens nicht. Sollte es dafür Evidenz geben, immer her damit! Bis dahin verbuche ich das als substanzlose Behauptung.

    Die Leidtragenden der Böllerei sind jedenfalls überwiegend Stadtbewohner/innen, egal ob proletarisch oder kleinbürgerlich, egal ob Mensch oder Spatz.

    • @Io Jap:

      Naja die Gruppe die ihren eigenen Lebensstil verpflichtend machen will sind aber eben schon linksliberale Kleinbürger aus Altona, Friedrichshain und Ehrenfeld. Ich zumindest hab noch nie was von Currywurst, Jogginghose und Feuerwerkspflicht gehört

      • @Oskar:

        Sollte es dafür Evidenz geben, immer her damit! Bis dahin verbuche ich das als substanzlose Behauptung.

  • Man muss das Bürgertum auch verstehen. Die ganzen Raketen kommen ja irgendwo wieder runter und bis man die dann alle im großen Garten eingesammelt hat dauert das. Und wenn sich das Reitpferd erschrickt und verletzt, dann kostet das auch wieder unnötig Geld. Und Gott bewahre, was wenn so eine Rakete auf Dach des neuen Stromers fällt?

    Also das Risiko für die Umwelt ist ja offensichtlich, wenn einem die halbe Umwelt gehört halt.

    Außerdem ist es für verbitterte Besserverdiener unerträglich wenn sich arme Minderleister amüsieren. Das Geböllere ist also auch eine echte Belästigung.

    Was allerdings etwas schäbig ist, ist der Umgang mit den Leuten in der Feuerwerksbranche. Aber schäbig war das Bürgertum ja schon immer, das geht also wohl. Nix neues halt.

  • Ich habe nichts gegen ein Böllerverbot, aber vorgeschobene Corona-Gründe beschädigen die Glaubwürdigkeit jener, die sie vorbringen. Dann braucht man sich auch nicht zu wundern, wenn anderen, sinnvollen Maßnahmen ebenfalls mit Skepsis begegnet wird.

  • Jeder und jedem steht es frei, sich einen Kopfhörer aufzusetzen, um sich Böllerschüsse direkt aufs Gehör zu feuern!



    Aber lasst gefälligst andere mit dem Dreck in Ruhe!

  • als landproletarisches kind hatte ich ja sehr viel spaß am böllern, aber bei erwachsenen find ich das eher unreif als klassenkämpferisch

  • Wikipedia sagt Das Wort Böller kommt aus der mittelalterlichen Kriegsführung. Also ich weiß nicht, ob Kriegsführung und Salutschüsse als proletarisch bezeichnet werden können.



    Und selbst eine »proletarische Kultur« (was immer das im 21. Jhdt. sein mag) könnte ja in der Lage sein, sich weiterzuentwickeln.

    • @Birdman:

      Na und? Es gibt Beifall auf Twitter von Schwurblern die SARS-CoV-2 für frei erfunden halten, von gutverdienenden Facharbeitern aus dem IT-Sektor (aber immerhin lohnabhängig, also "Proletarier"), und von Springer-Journaillen.

      Und das ist, worauf es ankommt.

  • Meiner Erfahrung nach sind es hauptsächlich prahlende Mittelschichtjungs, die darauf wert legen überteuerte Böller aus Polen und Tschechien zu kaufen. Die können auch mal verzichten und das Krankerpflegerproletariat freut sich um einen Patienten weniger in der Notaufnahme.

  • 'Bastion proletarischer Feierkultur'. Schön. Ich mag das.

    • @Jochen Laun:

      Ja. Ich bin auch ein Freund von unbeabsichtigter Real-Satire.

      • @Christian Lange:

        Ich auch...

  • Bin ja mal gespannt wie es dieses Jahr läuft. Nach meinen Eindrücken heute in Zgorzelec haben die polnischen Händler das Geschäft ihres Lebens gemacht. Ob die Polizei in Sachsen die Einhaltung des Verbots dann auch durchsetzen wird, wage ich ernsthaft zu bezweifeln.

  • Mit Klassenkampf kann man alles und nichts begründen...

    Die Sache ist doch die: Erst durch die völlig durchkommerzialisierte Verfügbarkeit von spottbilligen und immer ausgefeilteren Feuerwerkskörpern ist das so derartig ausgeartet in den letzten Jahrzehnten. Ein paar Knaller und Raketen sind eine Sache, aber die ausgefeilten und geradezu militärisch anmutenden Böller- und Raketenbatterien zu Spottpreisen in jedem Supermarkt haben das zu diesen Bürgerkriegszuständen werden lassen, die es jeden Jahreswechsel zu bestaunen gibt.

    Man kann auch ohne sowas Krach machen zum Jahreswechsel. Die Böllerinflation ist purer Kapitalismus ohne Rücksicht auf Verluste. Krach machen mag Tradition sein, aber DAS ist keine Tradition. Und eine Riesensauerei ist es ohnehin.

    So oder so: Einen guten Rutsch euch allen!

    • @Mustardman:

      Ist einmal im Jahr. Und ich habe verstanden, dass Sie sich stören. Was nun?