Privatjetflüge aus Vergnügen: Superreiche reisen klimaschädlich
Offiziell reisen Superreiche oft „geschäftlich“ im Privatjet. Eine Greenpeace-Studie zweifelt das an – und weist auf die hohen CO2-Emissionen hin.
„Das sind keine Geschäftsflüge“, sagt Lena Donat, Verkehrsexpertin bei Greenpeace, „sondern überwiegend extrem klimaschädliche Reisen zum privaten Vergnügen“. Privatjetflüge würden oft als zeitkritische Geschäftsreisen gerechtfertigt. Der Anstieg in der Feriensaison widerlege diese Rechtfertigung, sagt Greenpeace. „Die Auswertung entlarvt den rücksichtslosen und klimaschädlichen Lebensstil weniger Superreicher“, betont Donat.
Die rund 118.000 untersuchten Flüge haben mehr als 526.000 Tonnen CO₂-Emissionen verursacht, schreiben die Autor:innen der Studie. Damit sei der CO₂-Ausstoß pro Sitzplatz zwei- bis neunmal so hoch wie bei einem Linienflug. Allein durch die 8.870 Privatjets, die von Deutschland aus in Richtung der 45 Urlaubsziele starteten, sei so viel Kohlendioxid entstanden wie durch 19.500 Verbrennerautos in einem Jahr.
Außerdem habe ein gutes Drittel der Privatflieger weniger als 500 Kilometer zurückgelegt – Strecken, die oft einfach mit dem Zug gefahren werden könnten. „Wir erleben, wie Überflutungen Häuser zerstören, wie Hitzewellen alte und kranke Menschen bedrohen“, mahnt Lena Donat. „Und eine kleine Gruppe sehr Reicher steigt auch auf kürzesten Strecken in den Privatjet.“
Fliegen schadet dem Klima und der Gesundheit
Fliegen ist die klimaschädlichste Art, sich fortzubewegen, und macht in Europa rund 4 Prozent aller Treibhausgasemissionen aus. Hinzu kommen die sogenannten Nicht-CO2-Effekte des Fliegens: Aus Rußpartikeln aus den Triebwerken entstehen Kondensstreifen. Die heizen die Klimakrise noch stärker an und gefährden unmittelbar die Gesundheit.
Laut der Umweltorganisation T & E leiden Hunderttausende Menschen, die im Umkreis der 32 verkehrsreichsten Flughäfen in Europa leben, an Bluthochdruck, Diabetes oder Demenz – unter anderem wegen der Partikelemissionen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier von Christian Lindner
Eine gefährliche Attacke
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Felix Banaszak über das Linkssein
„Für solche plumpen Spiele fehlt mir die Langeweile“
Nach Ausschluss von der ILGA World
Ein sicherer Raum weniger
Nach Diphtherie-Fall in Berlin
Das Problem der „Anthroposophischen Medizin“
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben