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Krise der GrünenDas linksgrüne Dilemma

Lukas Wallraff
Kommentar von Lukas Wallraff

Der Richtungsstreit droht die Grünen zu zerreißen. Eine linke Abspaltung? Schwierig. Nützen dürfte das Ganze den Konservativen.

Kitschige Familien­zusammenführung: Friedrich Merz und Angela Merkel beim 70. Geburtstag der früheren Bundeskanzlerin in Berlin Foto: Kay Nietfeld/dpa

E s ist zum Verzweifeln, aber immerhin leicht zu erklären, warum sich die Konservativen im Kampf um die Macht viel leichter tun als die progressiven Kräfte. Ihre bewährte Zauberformel heißt „Geschlossenheit zeigen“. Während sich die Rechtsorientierten meistens zusammenraufen, wenn es darauf ankommt, neigen alle irgendwie links Orientierten seit jeher zur Spaltung, wenn es schwierig wird. Selten wurde dieser Kontrast so deutlich wie in dieser Woche bei den Grünen und der CDU.

Hier heilloses Chaos, dort eine kitschige Familien­zusammenführung: Am selben Tag, an dem die Grünen-Parteispitze ihren Rücktritt und die Führung der Grünen Jugend ihren Austritt verkündeten, zelebrierte die CDU ihre Versöhnung mit Angela Merkel. Frisch gestärkt durch seine Kür zum Kanzlerkandidaten überwand sich Friedrich Merz endlich, die Verdienste der Ex-Kanzlerin halbwegs angemessen anzuerkennen, und bekam dafür ein Geschenk, mit dem er wohl selbst nicht mehr gerechnet hatte: die öffentliche, uneingeschränkte Unterstützung seiner Erzrivalin.

Wer’s glaubt, dass die beiden sich jetzt lieb haben, wird mit den netten Bildern selig. Aber für die Union reicht es, dass sich auch die verbliebenen Merkelianer brav hinter Merz einreihen.

Bei den Grünen sind sie sich nur in einer banalen Analyse einig: So wie bisher in der Ampel kann es nicht weitergehen. Zähneknirschend mitzuregieren, aber wenig durchzusetzen und bei jedem Kompromiss laut aufzustöhnen, hat zum endlosen Ampelstreit und zum Absturz aller Beteiligten geführt. Doch daraus ziehen verschiedene Grüne verschiedene Konsequenzen, die alle nachvollziehbar, aber miteinander kaum zu vereinbaren sind. Linke Grüne wünschen sich mehr Mut.

Die Regierungsgrünen rund um Robert Habeck wollen aber künftig noch weniger mit den Zähnen knirschen und mit Blick auf schwarz-grüne Machtoptionen noch kompromissbereiter werden. Rein wahltaktisch ist Habecks Strategie naheliegend. Nie waren die Grünen so stark wie mit dem Ultrarealo-Kurs in Baden-Württemberg und Hessen. Doch er reißt links eine Lücke auf.

Vielen ökologisch und menschenrechtlich Engagierten dreht sich jetzt schon der Magen um. Sie könnten wie die Grüne Jugend den Grünen den Rücken kehren. Nur wohin? Der Bedarf für eine standhaft sozialökologische Partei links von den Grünen ist zweifellos da. Aber bis zur Bundestagswahl wird die Zeit knapp. Jetzt noch die Linkspartei wiederzubeleben oder eine neue Formation zu bilden, die über 5 Prozent kommt, ist nicht unmöglich, aber schwierig. Leider ist zu befürchten, dass von einer Grünen-Spaltung eher die geschlossenen Konservativen profitieren.

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Lukas Wallraff
taz.eins- und Seite-1-Redakteur
seit 1999 bei der taz, zunächst im Inland und im Parlamentsbüro, jetzt in der Zentrale. Besondere Interessen: Politik, Fußball und andere tragikomische Aspekte des Weltgeschehens
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47 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschossen.

  • Dass die Linken bei den Grünen keine Heimat mehr haben ist doch schon seit Petra Kelly bekannt.

    Seitdem hat sich daran nicht viel verändert.

    Die eigentliche Frage ist daher doch, wieso links denkende Personen nach wie vor meinen konnten, die Grünen seien links.

  • In was für lausigen Zeiten wir leben, kann man daran sehen, was die Grüne Jugend als links postuliert.

    Es sind Forderungen, wie sie etwa im Ahlener Programm der CDU standen oder in Strategiepapieren der SPD in den 80-er-Jahren. Die wollte damals ja noch einen demokratischen Sozialismus.

    Für Leute wie etwa Palmer ist das alles schon viel zu viel, er sieht allen Ernstes Marxismus am Werk.

    Jede noch so kleine Idee, dass vieles ganz anders sein könnte, muss eben stante pede eliminiert werden.

  • Ich persönlich hätte ja schon immer gerne eine konservativ-grüne Partei gehabt. Also traditionelle Werte was Familie, Bildung, Wirtschaft etc. angeht, aber Umweltschutz, Artenschutz, Verkehrswende, Engergiewende usw. Warum gibt es sowas nicht!?

    • @pinsley:

      Wo vertreten die Grünen realpolitisch denn keine traditionellen Werte bei den genannten Themen

    • @pinsley:

      Für Sie könnte die ÖDP interessant sein, die deckt das in weiten Teilen ab.

      • @Phili:

        Die ÖDP sind ja die Konservativen die eigentlich die Grünen (Vorläufer) gegründet haben und dann von den Linken vertrieben wurden.

  • "Doch er reißt links eine Lücke auf."

    Diese Lücke mag es für Leute geben, die sich in Parteien als Funktionäre betätigen wollen, aber bei der Wählerschaft dürfte sie ziemlich klein sein. Die Linkspartei hat es schon vor der BSE-Abspaltung nicht mehr auf 5% geschafft und kommt jetzt zum Teil nicht mal mehr in ihren Stammländern auf diesen Wert. PDS und Linkspartei wären wahrscheinlich in den vergangenen Jahrzehnten ohne Protestwähler, Ostalgiker, alte Stasileute, SEDler und andere DDR-Profiteure, die nicht wirklich inhaltlich links waren, auch nicht über 5% gekommen. Es gibt einfach gar nicht genug Linke in Deutschland für eine erfolgreiche Partei links der ziemlich bürgerlichen Grünen und der ziemlich mittigen SPD. Da helfen auch neue linke Organisationen nichts.

    Die Grünen müssen jetzt schauen, dass sie Wähler aus dem bürgerlichen Lager ansprechen, denen Merz habituel und inhaltlich zu rechts und zu rückwärtsgewand und Lindner zu unseriös ist.

    • @Ruediger:

      Tja Ruediger,



      bleibt man hübsch auf der Erscheinungsebene. Ist von jeglicher Kritik der Massenpsychologie im durchökonomisierten und immer am Schluss marketing orientierten...sogenannten "Wettbewerb" unberührt,

      dann redet man sowas betriebswirtschaftlich, durchökonomisiertes: Es gibt kein "Markt" für "Linke" und weil das geheimnisvolle Wesen, das Subjekt Markt ja am Ende immer Recht hat, kann das Linke genauso verschwinden wie das Wählscheibentelefon an 3m Kabel.

      Das geht von einem merkwürdigen Volksgemeinschaftsinteresse aus. In dem doch alle mittig-bürgerlich-demokratisch-pragmatisch vereint seien.

      Ausser irgendwas mit "rechtem oder linkem Rand"



      Und eigentlich auch nicht so viele irgendwas mit Ausländer. Im volksgemeinschaftlich-nationalen Interesse.

      Nur ist das Linke gar kein Label. Kein Produkt an dem man Eigentum erwirbt.



      Es sind Hoffnungen und Bedürfnisse die Welt anders zu organisieren, als mit den Blut- und Knochenmühlen die derzeit als pragmatisch gelten. Zudem man ähnlich der Atombombe heute weiss: Das ganze auch noch mit dem Ergebnis, dabei die Erde für alle so hinzurichten, dass es nachher niemand mehr, nicht mal der Anständigste wieder richten kann.

  • Ich finde es sehr vernünftig, dass linke Grüne hinschmeißen und sich neu orientieren. Auch eine geschlossene grüne Partei hat nach der Ampelphase erst mal kaum Chancen auf Wahlerfolge. Wozu sollte man sich also weiter verbiegen, wenn die aktuelle Grünen-Linie den eigenen Überzeugungen immer stärker widerspricht? Tatsächlich ist die Schnittmenge zwischen der Linken und den linken Grünen sehr viel größer als zwischen linken und konservativen Grünen. Wenn sie schlau sind gründen sie gemeinsam eine neue Partei.

  • Wieder einmal um das Grundsätzliche drumrumgeschrieben. Dabei steckt das ganze Dilemma in der Unterzeile. In einer Wahlrepublik geht es nicht um Inhalte, die sogenannten besten Lösungen für die Menschen und das Land, es geht um die Macht im Staat. PolitikerInnen und ihre Parteien streben danach (i) die 5%-Hürde zunehmen, (ii) Koalitionsfähig zu sein, (iii) Koalitionspartner zu werden und (iv) als regierender Mehrheitsführer den/die KanzlerIn zu stellen. In diesem Streben stehen sie in Wettbewerb zu den anderen Parteien und müssen sich profilieren, um am Ende dann doch Kompromissfähigkeit beweisen. Das Wichtigste für PolitikerInnen ist ihre zirkusreife Gelenkigkeit: sich wie Kontorsionisten verbiegen und in den unglaublichsten Positionen noch ein Lächeln zeigen. Der berühmte WählerInnenwillen reicht dabei gerade einmal dafür aus, den Artisten und Akrobatinnen die Bühnenpässe auszustellen und sich dann überraschen zu lassen.

    • @Stoersender:

      Ihre Alternative? Die Diktatur?

  • "Ihre bewährte Zauberformel heißt „Geschlossenheit zeigen“..."

    ZU JEDER ZEIT: GESCHLOSSENHEIT



    Ist das taz-Bild ein Symbol?



    Aussage darüber wohl,



    Dass Herr Merz prüft die Manschetten,



    Ob sie vielleicht Spielraum hätten,



    Merkels Gatte legt sie bloß



    Lässig, locker in den Schoß.



    Und wieder mal bei den Bossen



    Schenkt Frau Merkel, hoch geschlossen,



    Merz ihren lächelnden Blick:



    Blickt in Milde jetzt zurück?



    /



    taz.de/Warum-Merz-...r-eignet/!5659590/



    /



    Auch über "Opferkultur"



    Ließ sich aus nicht nur Herr Nuhr.



    Herren sind aalglatt rasiert,



    Fehlende wurden barbiert.



    Ich denke bei dieser Feier



    Mal zurück an Laurenz Meyer,



    Und im Fokus ist erneut:



    Die Geschichte aus Bayreuth ❗



    /



    www.spiegel.de/pol...-0000-000031699513

  • Die guten Umfragewerte der CDU sind nur der schlechten Performance der Ampel zu verdanken und nicht einer erhöhten Zustimmung für die CDU. Das ist so ähnlich wie in Brandenburg mit Herrn Woidke und der SPD.

  • Konservative lassen den Menschen in Ruhe leben, Linke wollen den Menschen umerziehen. Das ist schon in der ddr gescheitert

    • @NorbertKa:

      "Konservative lassen den Menschen in Ruhe leben, Linke wollen den Menschen umerziehen. Das ist schon in der ddr gescheitert"

      Richtig. Wenn wir schon in diesem pubertären Selbstbild der "Konservativen" bleiben wollen.



      Denn als pubertär kann man das bezeichnen und begreifen, was sich "konservativ" nennt, um es nicht idiotisch, bescheuert, absurd und aberwitzig nennen zu müssen.



      Was einem in Haltungen, Handlungsweisen und Argumentationsspiralen Pubertierender ja nur allzu bekannt ist.



      Nur sind die Entschuldigt. Ihr Gehirn befindet sich biologisch-chemisch-hormonell im grössten Umbau. Da funktioniert manches nicht. Oder muss sachfremd eskaliert werden, weil es auf der Subebene um ganze Themen geht (Selbstständigkeit, Verantwortung probieren, sich selbst zum Entscheider machen...)

      "Konservative" die zudem "nicht umerzogen werden" wollen sind dem Wesen und der Struktur nach spätpubertierende Lümmel, die im Angesicht rationaler Fakten und Anforderungen an ihre soziale Kompetenz auf Krawall schalten.

      Der "Konservative" lässt also nicht "in Ruhe leben" Er will in Ruhe gelassen werden beim naturgesetzlichen raffen. Und alle für die das keine Ruhe ist, zu Unruhestiftern erklären

    • @NorbertKa:

      Konservative wollten mir die längste Zeit vorschreiben wen ich heiraten darf, wollen mir immer noch vorschreiben welches Geschlecht ich haben soll, ob ich bei schwerer Krankheit mich fürs freiwillige Ende entscheiden darf, wollen am liebsten Frauen zum austragen von ungewollten Schwangerschaften zwingen und und und...

      Wenn die mich wirklich in Ruhe lassen würden hätte ich nichts dagegen, aber leben lassen die nur solche Leute die sich sauber in ihr eigenes Weltbild einfügen.

    • @NorbertKa:

      Konservative bzw Rechte machen Politik mit teilweise problematischen Spätfolgen. Mit einem ruhigen Leben für die Menschen hat das selten was zu tun.

      Linke arbeiten sich - durchaus auch fehlerhaft- an diesen Spätfolgen ab.

  • Ist das letztlich nicht doch ein wenig zu schlicht, einzig in Dichotomien zu denken und zu argumentieren: "progressiv" vs. konservativ, links = mit Hang zur Spaltung vs. rechts gleich mit Hang zum Zusammenraufen, "sozialökologisch" bzw. "links" vs. Realo?

    LeserIn "Bussard" hat das doch bereits sehr gut auf den Punkt gebracht: Die größte Breitenwirkung bzw. Akzeptanz bzw. Wählerschaft hatten die Grünen, als sie von Leuten geführt wurden, die durchaus Forderungen, Wünsche, Ideale, Ziele hatten (haben?), die ziemlich breit in "linken" Kreisen mehrheitsfähig waren (sind?), aber die eben auch nicht nur auf ihrem "besseren" Wissen beharr(t)en, sondern auch versuch(t)en, tatsächlich Politik zu machen.

    Schon Münte wusste doch auch: Opposition ist Mist. Aber wennse lieber vor allem Recht haben als vor allem auch die Möglichkeit haben wollen, Dinge dank genug Macht aktiv beeinflussen zu können, dann sollnse halt gehen, die sozialökologischen progressiven "Linken". Nur dann sollse bitte nicht nachher rumheulen, warum u.a. durch ihre Schwächung der Bewegung die Rest-Grünen gar keine Gestaltungsmacht mehr haben!

  • Die Etikettierung linker Dogmatiker als "progressiven Kräfte" ist lächerlich. Wer sich selbst als Vorreiter inszeniert sollte sich von Zeit zu Zeit einmal umsehen, ob ihm überhaupt jemand folgt (oder folgen will); womöglich galoppiert er auf einem Irrweg.

  • Konservativ ist so wenig wie möglich zu ändern, und wenn man sich doch mal dazu durchringt, dann eben nur so, dass alles (Übrige) so bleiben kann wie es ist. Da braucht man kein Programm und keine Inhalte, somit auch keine inhaltlichen Leitplanken.



    Progressiv („fortschrittlich“, vgl. „Fortschrittskoalition“) ist, Dinge besser zu machen, damit diejenigen, denen der Status Quo mehr schadet als er nutzt, eine bessere Zukunft erwartet. Dazu braucht man viele gute Ideen, einen Plan, und muss sich bei der Umsetzung dann auch grob an den Plan halten.



    Diese Selbstverständlichkeiten werden von der Politik (und den Medien) komischerweise nie gesehen. Eine progressive Partei, die konservative Geschlossenheit zeigte, wenn ihr Spitzenpersonal das Programm in die Tonne tritt und alle Leitplanken umreißt, wäre per definiotem konservativ, und nicht mehr progressiv, denn wenn der Plan für eine bessere Zukunft aufgegeben wird, nützt das in jedem Fall nur den Apologeten des Status Quo.

  • Die CDU will regieren. Ist man nicht an der Regierung, betrachtet man es wie der FC Bayern als einen Betriebsunfall, wenn mal der Meistertitel ausbleibt. Man freut sich gerade zu und kann nicht oft genug betonen „Oppositionsführer“ zu sein. Maximal vier Jahre, is klar und dann is aber Schluss mit der Anarchie.



    Und die Grünen? Mir ist mal beruflich ein Gründungsmitglied begegnet. Der hatte folgende Eigenschaft: Er verstand immer alle, kämpfte in jeder Konfliktsituation unermüdlich um den Platz zwischen den Stühlen -die Grüne Version von „Reise nach Jerusalem“ – und hatte dabei stets einen ähnlich leidenden Habitus wie der Herr Habeck. Nachdem man ihm vorgeworfen hatte (ich war es nicht!), dass es ihm und seinem Ego allein darum ginge, überall mit seiner Nase dabei zu sein, reagierte er wie ihn Bert Brechts berühmten Aphorismus:



    „Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: ›Sie haben sich gar nicht verändert.‹ ›Oh!‹ sagte Herr K. und erbleichte.“

  • Vielleicht sind die Konservativen auch einfach nur intelligenter und somit besser organisiert als die ideologisch verblendeten Links-Grünen.

  • Diese ganzen machtstrategischen Gedankenspiele - gääähn.

    Die wahre Krise, die wahre Kernschmelze, die den GRÜNEN bevorsteht, ist dadurch gegeben, dass die "80% EE", die wir anstreben, nur 80% des STROMS darstellen, nicht aber von der gesamten Endenergie, die wir benötigen, und die FÜNF MAL SO GROSS ist.

    Im Klartext: Unsere Reduktionsziele springen in grotesker Weise zu kurz.

  • Links ist ja schon gespalten, je nach Wertung halbiert oder kleinteiliger. Die Drohung der CSU war niemals so realistisch wie vollmundig, wenn der bundesweite Auftritt in Aussicht gestellt wurde. Das war Kalkül.



    Aber eine veritable Zweiteilung der Kontrahent:innen links hatte das bittere Zerwürfnis der "Troika" zur Folge:



    "Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte Lafontaine mit dem Sieg von Rot-Grün 1998, den er als Nachfolger Scharpings neben Schröder maßgeblich mitprägte. Und später machte er als Vorsitzender der Linken seiner früheren Partei erfolgreich das Leben schwer, weil er die klassische Klientel der Sozialdemokraten, kleine Rentner und Arbeitnehmer, zur neuen Gruppierung führte."



    Aus rp-online.de



    Geschichte wiederholt sich, muss aber nicht.



    Frankreich zeigt einen anderen Trend.



    nzz.ch als Quelle:



    "Die französische Linke greift vor den Neuwahlen tief in die sozialistische Trickkiste



    Rentenalter mit 60 Jahren, Preisbindungen für Nahrungsmittel und ein höherer Mindestlohn. Kann die neu vereinte französische Linke mit so einem Programm den Sieg der extremen Rechten vereiteln?"



    Und wie wird das getauft? "Vereinigung zur neuen Volksfront"



    Die haben Mut und Humor gleichzeitig.

  • Naja, das kommt daher, dass sich Linke in der Regel klar inhaltlich positionieren, während die Konservativen inhaltlich vollkommen opportunistisch sind und es ihnen nur um Macht geht.



    Markus Söder würde den Sozialismus einführen, wenn er dafür Kanzler werden würde.

    Und jetzt die Brücke zu den Grünen: Bei den Grünen gibt es halt zwei Strömungen. Die opportunistischen Realos, die jeden Kompromiss eingehen, wenn Sie dafür mit Posten und Macht ausgestattet sind und der "Linke" Flügel, die noch ein paar Ideale haben.



    Solange die Partei erfolgreich war, haben die Linken die Klappe gehalten.



    Da aber unter der Stammwählerschaft der Grünen sehr viele Menschen mit klaren inhaltlichen Vorstellungen sind, die möchten, dass die Partei sich für Umweltschutz und Menschenrechte einsetzt, stürzen die Grünen gerade ab.

    Denn das, was sie an der Stammwählerschaft verlieren, kriegen sie beim ignoranten/egoistischen Bürgertum nicht wieder rein.

  • Die Grünen sind schon seit langem keine linke Partei mehr, sondern erstens eine Partei großstädtischer akademischer Milieus, zweitens eine Klientelpartei der Erneuerbare-Energien-Industrien, die zu einem Wirtschaftsfaktor und zu einem korporativen Akteur geworden sind.

    Insofern läge es in der Natur der Sache, wenn die Grünen auf ein linkes Label verzichten und sich eher als bürgerlich-großstädtische Partei in Konkurrenz zur CDU zu behaupten versuchen.

    Die linken Grünen und die verbliebene Linkspartei wären sich recht nahe und könnten zusammen eine eigenständige ökosozialistische Kraft bilden, sie müssten dabei nicht mehr die Milieus zu erreichen versuchen, die Kretzschmann auf der einen und Wagenknecht auf der anderen Seite erreichen.

    Eine solche Fusion/ Neugründung wäre nicht die Partei meiner Wahl. Aber es wäre vielleicht nicht schlecht, wenn es sie im politischen Spektrum gäbe.

  • links geht es halt immer darum, ob das Komma oder der Punkt, wirklich korrekt sitzen, so wie man es selbst für richtig empfindet.



    Konservativ (um nicht rechts zu sagen) da geht es um Macht haben, wie und mit wem ist egal.



    Das ist charakterlich, das lässt sich im privaten, im unpolitischen auch sehr gut beobachten, bekommt man dann zufällig mit, wie die Wahlpräferenzen sind, passt das auffällig oft.

    • @nutzer:

      In Linken geht es, für jedes Individuum maximale Freiheit zu geben, dafür auch die ökonomische oder politische Macht Einzelner zu beschränken. Hinzu kommt, dass da Debatten gerne auch akademischer geführt werden.

      Konservative definieren ohnehin gesellschaftlichen Zusammenhalt über eher emotional oder moralisch aufgeladene aufgeladene Begriffe: Nation, Religion, Kultur oder Familie. Theorie wird da eher so machtpolitisches Handwerkszeug gesehen.

      • @vøid:

        Maximale Freiheit des Einzelnen ist eher der politischen Strömung des Liberalismus (FDP explizit ausgeschlossen ;)) zuzuordnen. Klassisch links geht es vorallem um Gerechtigkeitsfragen. Die Vorstellungen davon sind halt sehr unterschiedlich beid en einzelnen linken Gruppen.

    • @nutzer:

      könnte was mit den kapital-, sprich machtverhältnissen zu tun haben.

    • @nutzer:

      "links geht es halt immer darum, ob das Komma oder der Punkt, wirklich korrekt sitzen,"

      Ich sehe auf den ersten Blick drei Satzzeichenfehler und drei Groß-/Kleinschreibungsfehler in ihrer Zuschrift.

      So weit kann es also mit der Genauigkeitsliebe von Links nicht her sein.

  • Ohne die auch nur noch halbherzig bedeckte Mahnung oder ominöse Andeutung wie hier gern am Ende weil wohl besonders effektiv geglaubt, geht's wohl nicht, aber von mir aus kann man sie das sich das inzw. sparen. Ist ungefähr so alt geworden wie's durchschaubar ist. Und eben genau wie für die Mutterpartei, die ja Vorlage liefert, *offensichtlich* komplett selbst-entwaffnend, kontraproduktiv, um nicht zu sagen geradezu schräg in der Anmassung, quasi jene für rechte und regressive Triebe in Verantwortung zu ziehen, die sich gerade angewidert davon abstossen; das muss man sich erst mal ausdenken. Interessant auch bei angebl. "sozialökologischen" Lücken und solchen für Menschenrechte, was ja schon mal putzig ist, als erstes an die sog. Linkspartei zu denken, die's lange nicht mehr gibt (wie WASG). Gemeint ist die Formation, die noch gestern selbst ihre Felle eher von Migranten bedroht sah als von Rechten, und sagen wir mal diverse Meinungen zu Putler-Russland pflegt. Na dann kann's ja losgehen. Indes konsequent auszublenden, dass es eine sozialliberale, europäische Bewegung gibt, die bei der EU-Wahl teilw. knapp hinter sog. Grünen lag (Linkspartei??), ist da schon wie Werbung.

  • Ja, der Spaltpilz ist schon sehr alt und auch sehr typisch. Links orientierte Menschen sind in der Regel ausgesprochene Individualisten und von ihren Ansichten zutiefst überzeugt. Der Weg dorthin war meist mühsam und anstrengend. Sowas gibt man nicht so leicht auf. Man ringt darum. Und man bricht sogar mit Freunden. So sind Linke. Nicht attraktiv für normale Menschen. Das aber merken sie meist nicht. Wagenknecht weiß schon warum die Mitglieder des BSW handverlesen sein müssen. Selbst große Krisen können sie nicht davon abhalten zu spalten. Deshalb ist die Linke im Grunde genommen tot. Sie dreht sich nur um sich selbst. Und deshalb ist es gut für die Grünen, wenn Linke sie verlassen.

  • Die einen lügen, die anderen versuchen ihren Grundsätzen treu zu bleiben. Und mein Eindruck als Exwählerin der Grünen: die Menschen haben 2019 nicht die Realos gewählt, sondern die Utopie die Grünen würden wirklich sozialgerecht diese Erde retten. Wenn ich die Politik haben möchte, die die Bundesgrünen heute machen, wähle ich CDU. Bleibt im Moment leider nur die Linke.

  • Die Ampel hatte ihre Chance.



    Egal welche der drei Farben jetzt erlischt.



    Am Ende des Tages wird in der Mitte das Licht mahnend blinken.

    Ich weiß nicht woher es kommt ... aber irgendwie schaffen es gerade die Roten und die Grünen immer wieder, den Wähler so zu vergrätzen dass Scharen in die konservative Ecke (oder nach weiter) abbiegen.

    Das Kabinett Schröder mit der "Agenda 2020" ist so ein Beispiel.

    Oder liegt es gar daran, dass wir hier im Lande eine eher schwarz-konservative Presse haben ?

  • Die Grünen per se als Links zu bezeichnen ist irgendwie falsch. Die Grünen sind und waren schon immer eine Partei, mit zwei teils sehr unterschiedlichen Lagern. Manchmal hat man das Gefühl, dass es sich um zwei verschiedene Parteien unter einem Dach handelt. Diese internen Lagerkämpfe haben die Partei stets geschwächt und schienen für eine sehr kurze Zeit überwunden. Nun brechen sie halt wieder auf.

    Nach dem Untergang der Linken gibt es eine Lücke. Diese könnte vom linken Flügel der Partei ausgefüllt werden. Dafür wäre die Spaltung der Partei jedoch unumgänglich.

  • Die kleinen Parteien der Ampel sind die großen Verlierer.



    Die Grüne Spitze ist im Laufe der Jahre von moderat links weit in die Mitte gerutscht, ich würde sie sogar als moderat konservativ bezeichnen. Die Basis führt seit Jahren einen Realo versus Fundo Konflikt aus. Mit der eher konservativen grünen Spitze, im Besonderen Habeck, welcher in der Ampel extreme "ungrüne" Kompromisse einging, ist das Fass übergelaufen. Nun wird ein heftiger interner Richtungskampf folgen, an dem sich Partei und Basis aufreiben. Und je nachdem wie er ausgeht, werden die Grünen ihre Realo- oder ihre Fundo-Wähler verlieren. In jedem Fall kommt jetzt erst mal ein Fall der Grünen. Ähnlich wie bei der FDP, wo sich auch viele Wähler enttäuscht abgewendet haben.

  • Seid froh, dass Frau Appuhn und Frau Stolla ausgetreten sind.



    Nun fallen deren abstrusen Aussagen in Talk-Shows nicht mehr auf die Partei der Grünen zurück.



    Die Veränderungen von gestern machen den Weg frei für die Wahl eines einzigen Parteivorsitzenden - idealerweise Boris Palmer.

  • Ich erzähle den jüngeren Menschen in meinem Bekannten und Verwandten Umfeld schon seit vielen Jahren, das der Klimawandel, die höchste Priorität hat. Wenn wir diese Erde vor die Wand fahren, spielt es gar keine Rolle, ob und wie viele Migranten in Deutschland gelebt haben. Aber dieses Argument zieht nicht. Für die junge Generation sind andere Prioritäten wichtiger. Vor allem weil das systematische verleugnen des Menschen gemachten Klimawandel aus der rechten Ecke verfängt. Es ist ja auch viel leichter mit dem Gefühl zu leben, dass man selber keine Schuld hat und dass alles was beim Klima passiert ganz normal ist. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass Deutschland eine national grüne Partei benötigt. Denn nur so kann man der AfD wieder wichtige Stimmen wieder wegnehmen und dabei ein stärkeres Verantwortungsgefühl für diesen Planeten erreichen. Wenn die Jugend das Gefühl hat, dass dieses Land wieder Ihnen gehört, dann legen Sie eher auch Wert darauf, es zu bewahren. Dazu braucht man natürlich die richtigen Influencer. Ich bin immer noch der Meinung, dass der Menschen gemachte Klimawandel, die höchste Priorität hat, Auch wenn man extreme Rechte dazu für sich gewinnen muss!



    So sad!

  • Die größten Wahlerfolge (20% Europa, 14% Bund) hatten die Grünen, als die Parteivorsitzenden Habeck und Baerbock hießen. Nur mal so als Erinnerung bei der Suche nach neuen Parteivorsitzenden und der Diskussion um die Ausrichtung.

    • @Bussard:

      Jeder "Dahergelaufene" beschimpft die Grünen und Ihre Arbeit. Das ist ganz einfach. Etwas anders machen aber nicht. Die Partei steht in der Beliebtheit noch vor islamistischen Fanatikern und der AfD. Letztere haben den Vorteil das sie von der Hetze leben und Stimmen generieren.



      Habeck und Baerbock würden auch das nicht wuppen.

    • @Bussard:

      Nur damals waren sie relativ neu, unverbraucht. Außerdem sind und waren sie zu dieser Zeit die absoluten Lieblinge der Medien. Jetzt nach drei Jahren, sagen wir mal bei nicht so guter Arbeit als Minister, ist der Lack ab.

    • @Bussard:

      die größten wahlerfolge (20% europa, 14% bund) hatten die grünen, als sie nicht mit einem wirtschaftsminister habeck und einer außenministerin baerbock in regierungsverantwortung waren.

    • @Bussard:

      Die größten Wahlerfolge hatten die Grünen, als es durch "Fridays for Future" einen gesellschaftlichen, außerparlamentarischen Impuls gab. FFF hat die Aufmerksamkeit auf die Grünen gelenkt, damit erschienen die Grünen als Kompetenzpartei.

      Dieser Impuls einer sozialen Bewegung kann nicht endlos bestehen. Andere Bewegungen und Krisen nehmen diesen Raum ein.

      Baerbock und Habeck haben in dieser Zeit, Versprechen nach eines Sozialen-Grünen-Wandels wiederholt und wiederholt gebrochen. Das führt zu einer Enthöhlung und Vertrauensverlust.

    • @Bussard:

      Die Grünen haben damals einen ungerechtfertigten Höhenflug dank der Klimabewegung und der allgemeinen Frustration mit dem Stillstand der Merkeljahre erlebt. Deswegen wurden sie auch von den Medien gehyped. Dazu passten Habeck und Bärbock als eher junge und unverbrauchte Politiker innen.

      Ich habe denen aber schon damals nicht meine Stimme gegeben, weil es klar war, dass das alles nur eine billige Fassade war.

      Wie der Artikel schon sagt: Das Land braucht eine neue linke Partei welche Natur, Umwelt, und die Gemeinschaft in den Vordergrund stellt. Der Kapitalismus ist ohnehin ein Auslaufmodell, welches früher oder später in sich kollabieren wird. Eine kapitalistische Partei wie die Grünen kann hier keine Lösungen bieten.

    • @Bussard:

      Diese Wahlerfolge waren wohl nicht so sehr den damaligen grünen Parteivorsitzenden zu verdanken als viel mehr der Bedeutung, die die WählerInnen dem Klimaschutz zumaßen. Heute sind offenbar viele WählerInnen vom komplexen Thema Klimaschutz genervt und wünschen sich einfache "Lösungen" ohne Veränderungen.