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Anschlag in SolingenVerhasste Vielfalt

Gastkommentar von Sadiqu Al-Mousllie

Islamistische Extremisten und Rechtsradikale hassen gleichermaßen gesellschaftliche Vielfalt. Es sind zwei Seiten einer Medaille.

Schock und Trauer nach dem Anschlag auf das Stadtfest in Solingen Foto: Thomas Banneyer/dpa

N ach dem furchtbaren Attentat auf einem Volksfest in Solingen am vergangenen Freitag ist es besonders wichtig, uns klarzumachen, dass die Vielfalt, die unsere Gesellschaft in Deutschland prägt, von IS-Terroristen ebenso angeprangert und angegriffen wird wie von Rechtsradikalen. Es sind zwei Seiten einer Medaille.

Der sogenannte Islamische Staat ist eine Ansammlung von irregeführten Individuen mit psychopathischen Zügen. Die sind realitätsfern, weder islamisch noch staatlich und haben wie alle Extremisten – religiöse oder politische – das Ziel, die Gesellschaft zu entzweien, um ihre kranke Ideologie zu legitimieren.

Sadiqu Al-Mousllie

ist Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Niedersachsen.

So gehen alle Extremisten vor, egal ob es sich um rechtsradikale, linksradikale, muslimische, christliche oder jüdische Attentäter handelt. Sie wollen Chaos, um dem Rest der Gesellschaft sagen zu können: „Wir haben es euch ja gesagt!“

Unsere Antwort auf sie und alle anderen Extremisten muss ein entschiedenes „NEIN“ gegen jegliche Entzweiung sein. Unsere Gesellschaft ist stark genug, diese Extremisten zu isolieren und ihnen den Nährboden für ihren Hass zu entziehen.

Die Gesellschaft ist stärker als wir denken

Noch wichtiger ist in der jetzigen aufgeheizten Debatte jedoch, sich gegen eine Instrumentalisierung dieses brutalen Anschlags zu stellen. Denn ein Teil der Atheisten und areligiösen Menschen machen immer wieder die Religionen für alles Böse auf der Welt verantwortlich. Das ist inakzeptabel.

Die im Grundgesetz festgeschriebenen demokratischen Werte sind bei den Menschen im Land verankert. Sie können die zerstörerische Wirkung derer, die solche Anschläge wie in Solingen und anderswo zu instrumentalisieren versuchen, neutralisieren. Denn wir sehen die unantastbare Würde aller Menschen, und Extremisten wollen diese Würde angreifen und herabsetzen.

Die tiefe Trauer über diejenigen Menschen, die bei dem Attentat ermordet oder verletzt wurden, darf nicht dazu führen, dass es zu Verallgemeinerungen kommt und sich Hass und Hetze gegen andersgläubige Menschen verbreiten.

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43 Kommentare

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  • "Denn ein Teil der Atheisten und areligiösen Menschen machen immer wieder die Religionen für alles Böse auf der Welt verantwortlich. Das ist inakzeptabel."

    Nein, sondern leider wahr. Im Namen einer Religion oder eines Gottes wurden weltweit schon immer die meisten Verbrechen verübt.

    • @Tom Tailor:

      Ich finde diesen Absatz auch höchst fragwürdig. Mehr oder weniger alle Religionen entstammen aus oder sind durch patriachiarle, autoritäre Strukturen geprägt. Selbst aus einer vermeintlich friedlichen Religion wie dem Buddhismus konnten die Nationalsozialisten Anleihen nehmen und auch radikale Buddhisten haben schon Menschen wegen ihrer Religion in Südostasien vertrieben und Progrome verübt (um mal nicht die belasteten, monotheistischen Religionen in und um Europa zu nehmen). Einfach mal googlen.

      Wenn der Tenor "verhasste Vielfalt" ist, finde es höchst fragwürdig die Religion(en) auszuklammern und freizusprechen, denn gerade in unserem tatsächlich nicht sekulären Land, darf die Kirche Menschen diskriminieren, die nicht ihren Werten entsprechen und hat mit dem Kirchenrecht ein Mittel, dass bzgl. Diskrimierung sogar im Widerspruch zum Grundgesetz zu tun. Hier einfach mal die kirchliche Lehre bzgl. LGBTIQ+, Frauen, geschiedenen Personen etc. angucken oder im Kirchenrecht wer alles nicht in kirchlichen Einrichtungen eingestellt werden darf und wie das in Persönlichkeitsrecht von Menschen eingreift

    • @Tom Tailor:

      Ich sehe es so, dass Rechtsextremismus und Islamismus mit all ihren üblen Begleiterscheinungen die zwei Seiten einer einzigen Medaille sind … so gibt es beispielsweise keine Rechtfertigung der Messerattacke auf Michael Stürzenberger, gleichwohl nenne ich ihn einen islamophoben Hetzer. Genau genommen hat die „Medaille“ noch weitaus mehr „Seiten“: Atheismus, Agnostizismus, Christentum, Sozialismus usw. … . Aus all diesen „Religionen“ sind allerdings auch mutige Kämpfer gegen Hass und Intoleranz hervorgegangen.



      Diese EINE „Medaille“ heißt: Menschenfeindlichkeit.

  • Gewalttäter suchen entweder Unterwerfung (aus Überzeugung oder Angst) oder Kampf (Krieg). Die Inhalte, die gewaltsam durchgesetzt werden sollen, sind sehr verschieden. Im Falle der Rechtsextremen die "Rettung" des "deutschen Blutes" vor der "Umvolkung"; im Falle der Islamisten die Unterwerfung und Beseitigung der "Ungläubigen". Beide genannten Gruppen suchen Anknüpfungspunkte (Palästinakrieg/Taten wie in Solingen und Illerkirchberg), um bei (in deren Augen noch) nicht völlig Überzeugten Verständnis zu finden.Der Mehrheitsgesellschaft bleibt nur, sollches Verständnis konsequent zu verweigern, um nicht in einen verhängnisvollen Strudel gerissen zu werden.



    Angesichts der von rechten Forderungen dominierten politischen Debatte einerseits, der mangelnden Verurteilung der Hamas durch einige Islamverbände und Linke andereseits, mache ich mir jedoch ernsthaft Sorgen.

  • Was ich mir ja in solchen Fällen wünschen würde:



    Vertreter der Islamischen Welt, die sich laut und offen gegen diese Auslegung positionieren.



    Die diese Menschen aktiv ausschließen, Fatwen verhängen.



    Damit meine ich nicht die gut integrierte Goethe-Moschee, die Ahmadiyya oder diesen Zentralrat, der eigentlich nur sich selbst vertritt.

    Sondern die Imame der großen Gemeinden wie in Köln, Duisburg oder Berlin. Die großen Religionsverbände, Ditib etwa.

    Oder Demonstrationen von diesen Menschen gegen diesen radikalen Islam. Ausreichend groß ist die Ummah in Deutschland ja.

    Aber das passiert nicht. Es heisst nur gebetsmühlenartig "Der Islam ist friedlich". Und unter diesen Bedingungen kann dieser radikale Islam florieren.

  • Universalismus für alle Menschen macht manche unruhig: Islamisten und Deutschnationalisten. Man muss doch was Besseres sein, irgendwie.



    Herauskommen dann Halle im Falle der Rechtsextremen und Solingen im anderen Falle.



    Es gibt weitere -ismen, die schon Menschen zu Brutalität brachten. Sollen wir's mal ohne Abwertung probieren?

  • Der islamische Staat beruft sich auf den Islam und legt diesen fundamentalistisch aus. Dass aus der muslimischen Community wieder die Aussage kommt, dies habe nichts mit dem Islam zu tun, war zu erwarten. Es ist leider bequemer, die Problematik von sich zu schieben und sich nicht mit den Radikalisierungen innerhalb der eigenen Gemeinden beschäftigen zu müssen. Gleichzeitig führt eine zunehmend islamophobe Stimmung in Deutschland und Europa dazu, dass sich viele Muslime bestätigt fühlen, hier nicht willkommen zu sein. Das nutzen gerade extremistische Strömungen aus, sorgt es doch dafür, das Muslime nicht Gefahr laufen, zu "verwestlichen". Dass es dann wiederum teilweise linke sind, die Hijab und Nikab* als feministisches Tool zu Ermächtigung feiern und viele bedenkliche und extremistische Ansichten ausklammern (Propalästinensische Proteste) und Kritik pauschal als diskriminierend brandmarken, verhindert eine sachliche Debatte darüber, wie wir alle zusammen leben wollen.

    *das geht nicht gegen das tragen eines Kopftuches an sich. Mit Blick auf den Iran muss es für die dortigen Frauen jedoch ein Schlag ins Gesicht sein, wenn das Kopftuch im Westen als feministisch gefeiert wird.

    • @Platanebanane:

      "Dass aus der muslimischen Community wieder die Aussage kommt, dies habe nichts mit dem Islam zu tun, war zu erwarten."



      Das ist menschlich.



      Manche deutsche reagieren genauso, wenn rechtsextreme Täter einen Anschlag verübt haben. Es hat schließlich nichts mit Deutschsein im allgemeinen zu tun. Nun könnte man sagen, das ist keine Religion. Wenn ich mir das krampfhafte Klammern auf die Rückbesinnung auf christlich-abendländische Werte, die manche fordern, anschaue, sehe ich es aber anders. Konservativismus schafft die Vorraussetztung für Rechtsextremismus, weil der Bezug zum christlichen Glauben



      zunehmend abhanden kommt.



      Zurück bleibt ein rein materialistisches Denken des Eigennutzes.

    • @Platanebanane:

      Bei vielem bei Ihnen. Es wird auf Spaltung gezielt. Was aber soll, Nebenpunkt, falsch sein, Rechte von Palästinensern eben auch zu sehen?

      Vielleicht meinten Sie nur einzelne Parolen? From the river wurde dabei auch schon auf Likud-Parteitagen umgekehrt gebraucht gesehen.

  • Das ist im Ergebnis auch nur so eine Art linke Hufeisentheorie. Klar gibt es gewisse Überschneidungen in den Vorstellungen von Teilen(!) der politischen Rechten mit islamistischen Vorstellungen. Sie bleiben trotzdem vor allem Todfeinde.

    • @HugoHabicht:

      Schauen wir durch das Gestrüpp der gegensätzlichen, verfeindeten Ideologien hindurch, bleibt vor allem Verbindendes übrig: Todeskult und Menschenverachtung. Und sie alle reklamieren die „wahre Lehre“ exklusiv für sich.

    • @HugoHabicht:

      "Sie bleiben trotzdem vor allem Todfeinde."



      In wiefern widerspricht das der Aussage des Artikels?



      Es geht darin nicht um Überschneidungen in den Vorstellungen, sondern um die Übereinstimmung darin zu glauben, dass es "das Richtige" gibt und deshalb alles andere vernichtet werden muss.



      Natürlich sind sie deshalb Todfeinde.

      Eigentlich adelt es Islamisten und Rechtsextreme, diese Namen zu bekommen, weil es ihnen so einen Platz auf der Welt, der ihrer Identität entspricht, zugesteht. Besser sollten alle unter einem zusammenfassen Label kategorisiert werden, dass ihren gemeinsamen Charakter hervorhebt, nämlich den Willen, die alleinige Macht zu übernehmen.



      Wie wäre es mit etwas Neutralem, das diesen Wunsch ausdrückt, wie z.B. "Autokratiebefürworter" oder noch besser "Autokratiebefürwortende" (um sich die Gendersternchen, die manchen aufstoßen könnten, zu sparen)

  • Es hat noch nie geholfen, wenn man sich eigene Erzählung zurecht legt, andere zu kranken erklärt und dann noch möglichst viele in die gleiche Schublade steckt.



    Jedes Attentat ist eine Gewalttat und somit eigentlich rechtswidrig. Allerdings werden einige Attentate auch von VertreterInnen des Rechtsstaates, z.B. wenn es um den Kampf gegen den Terrorismus geht, nicht verfolgt.



    Was AttentäterInnen zur Tat treibt, können wir ohne Kenntnisse zur Person und deren Geschichte nicht sagen. Attentate werden nicht selten gut vorbereitet und im vollem Bewusstsein ausgeführt. Wären alle AttentäterInnen irregeführt und tendenziell Psychopathen, würde das auch für die Hitler-Attentäter gelten?



    Sogenannte Extremisten unterscheiden sich nach Zielen, Methoden und Organisationsgrad erheblich voneinander und diese Unterschiede sollten bei der Bewertung ihrer Taten eine Rolle spielen.



    Empathie für Opfer und Hinterblieben auszudrücken und Beileidsbekundungen sind angebracht. Diese mit vorschnellen Forderungen nach Maßnahmen zu verknüpfen, die die eigenen oder populäre Vorurteile bedienen und am Ende nichts nützen, ist aber mindestens grob fahrlässig und meistens politisches Kalkül.

  • 6G
    619501 (Profil gelöscht)

    „Laut Studie stimmen mehr als zwei Drittel (67,8 Prozent) der muslimischen Schüler dieser Aussage zu: »Die Regeln des Korans sind mir wichtiger als die Gesetze in Deutschland.« Von den Befragten erklärten 45,8 Prozent, ein islamischer Gottesstaat sei für sie die beste Staatsform. www.juedische-allg...-deutsche-gesetze/

    Aaaaber die Atheisten!

    • @619501 (Profil gelöscht):

      Nur das die Studie selbst sagt das sie nicht repräsentativ ist.



      "Die Auswertungen für Islamistische Einstellungen können nicht als repräsentativ für muslimische Schüler*innen in Niedersachsen gesehen werden."



      Seite 160 der Studie!



      kfn.de/wp-content/...2024/06/FB_169.pdf

  • @HECHTMAUS

    "... wer zu uns kommt..."

    Warum nur schaudert es mir bei solchen Worten.

    • @tomás zerolo:

      Weil Sie es falsch interpretieren bzw. es falsch interpretieren möchten. Wenn ich mit den Gedanken spiele in ein anderes Land zu gehen, dann lerne ich die Sprache und respektiere die Kultur der Menschen vor Ort. Und wenn Ich mit der dortigen Kultur nicht klar komme (z.B. Diskriminierung von Minderheiten), dann ist es kein Land für mich. So einfach, so simpel.

  • Sollten wir nicht vergessen: Wie es anfing und warum.



    www.zeit.de/gesell...nge-ibrahim-berlin



    Viele sind jetzt integriert als Deutsche, haben Arbeit, sind SteuerzahlerInnen, engagieren sich sozial.



    Ein Einzelner desavouiert jetzt das ganze Bemühen um die sehr erfolgreiche Hilfe, die sich sinnvollerweise entwickeln konnte, als in Syrien das Chaos ausbrach. Die Zusammenhänge jetzt nicht unzulässig zu verdichten und die Ursachen nicht demagogisch zu vermischen wegen kurzfristiger Erwägungen im deutschen Landtagswahlkampf, das ist aktuell erneut eine humanitäre Verpflichtung aller DemokratInnen.

  • "Unsere Antwort auf sie und alle anderen Extremisten muss ein entschiedenes „NEIN“ gegen jegliche Entzweiung sein".

    Es sind längst nicht nur die Extremisten, die die Gesellschaft entzweien. Entscheidend ist: All diese Ideologien sind *die* Grundlage für Spaltung. Religionen definieren eine klare Abgrenzung, hier wir und da die anderen - man kann nicht mehreren Religionen angehören. Und so oft gehört auch eine Wertung dazu.

    Religionen beanspruchen viel zu weit gehende Sonderrechte und bekommen sie oft genug auch. Das geht so weit, dass sie teilweise über dem Gesetz stehen und das auch noch richtig finden - in Deutschland die Kirchen bspw beim Arbeitsrecht und bei der Nicht-Aufarbeitung ihrer Verbrechen.

    So kann sich je nach Naturell leicht eine Abwertung anderer Menschen ergeben, die nicht dem eigenen Religionsverein angehören. Dazu muss man kein Extremist sein, Intoleranz reicht schon.

    Man muss sich nur mit den Evangelikalen in USA befassen, um zu sehen, wie weit das geht. Ex-Staatschefs wie G. W. Bush oder Bolsonaro oder Kacynski könnte man als Extremisten bezeichnen. Aber diese Leute brauchen eine Basis, und die haben sie auch durch Religion und deren Anhänger.

    • @uvw:

      Sie haben recht insofern, als dass Islamismus und christilicher Fundamentalismus beide sehr gruselig sind und anti-demokratisch.

      In Deutschland wurde das Christientum in langen Kämpfen aus der Politik weitgehend verdrängt. Vom Islam müssen wir das Gleiche verlangen, sonst holen wir uns die hier eigentlich längst besiegte Vergangenheit der Klerusherrschaft zurück.

    • @uvw:

      Natürlich kann und sollte man Missstände in Zusammenhang mit Religion diskutieren und versuchen zu lösen.

      Aber in diesem Artikel geht es um religiös motivierten Mord.

      Jetzt das Arbeitsrecht der Kirche da ins Spiel zu bringen hat welchen Zweck?

      Ausserdem führt nicht nur Religion zur Ausgrenzung.

      Der NSU (wie wohl die meisten Neonazis) waren Atheisten.

      Ebenso ist der Antisemitismus weit verbreitet in Linken Kreisen, welche bekanntlich ebenfalls oft keiner religiösen Konfession angehören.

      Wo hingegen die Kirche seenotrettung im Mittelmeer unterstützt

      www.ekd.de/faqs-zu...trettung-49588.htm

      Erstaufnahmestellen in Italien werden oft von der Kirche betrieben. Diese Menschen tun jeden Tag Gutes im Namen ihrer Religion #Nächstenliebe

      Und das obwohl Christen die am meisten verfolgte Religionsgemeinschaft der Welt sind und oft in den Ländern verfolgt werden, aus denen die Menschen stammen, denen sie im Mittelmeer helfen.

  • Der Feind meines Feindes kann auch meiner sein. Und nur weil unsere endemischen Reaktionäre vor lauter rassistischer Verblendung ihresgleichen nicht erkennen sobald sie ihre Frauen Kopftücher tragen lassen, gibt es keinen Grund für Linke sich für sie einzusetzen.



    Dumm ist die Koalitionsreaktion, denn populistischen Schnellschüsse (Ejaculatio verbalis praecox) und Placebopolitik für geBILDete verhindert keine weiteren Opfer. Also statt Messerstände zu schließen (welcher jihadöse Amokist kauft sich sein himmlische Jungfrauen Garantierungswerkzeug erst auf auf dem Platz?) oder nach Gesetzesverschärfungen zu rufen um Machertum zu simulieren, sollten endlich mal die bestehenden Regelungen umgesetzt werden, denn der Mörder hätte gar nicht in D sein dürfen und wie der schnelle Fahndungserfolg zeigt geht es doch auch ohne Gesichtserkennung, Totalüberwachung, geheime Wohnungsinfiltrationen. Und Lebenslänglich mit SV kriegt er wie die letzten Attentäter eh.



    Leider ist enge psychosoziale Betreuung von Immigranten für Rechte genauso unsexy wie für Linke die Einsicht, dass Orientale Reaktionäre genau so wenig wie Oxidentale in eine moderne Gesellschaft integrierbar sind.

  • Gebraucht wird jetzt keine Verteidigung von Religion, sondern eine klare Zurückweisung von nationalistischen, rassistischen und religionsnationalistischen Machtansprüchen. Diese muss von allen Teilen der Bevölkerung erbracht werden, am Besten in Zusammenarbeit. Probleme müssen angesprochen und bearbeitet werden. Nur so kann Instrumentalisierung entgegen gewirkt werden. Einfach nur Generalverdacht beklagen reicht nicht.

  • Ich teile diesen Beitrag inhaltlich ganz überwiegend (einziger Dissens ist der unnötige Seitenhieb auf fundamentale Religionskritik, die aus meiner Sicht absolut legitim sein muss). Dennoch frage ich mich, ob diese Art der Antwort, dieses defensive von-sich-weisen etwaiger Vorwürfe, strategisch sinnvoll ist.

  • So zu tun, als seien Islamisten nicht islamisch, ist natürlich etwas billig.

    Wenn man Nazis zu Nichtdeutschen erklärt, wird Herr Al-Mousllie das auch ein bisschen dünn finden.

    Mich erinnert das immer an ein Meme, das im Klassenchat meiner Tochter in der 7. Klasse rumging.

    Es lautete ungefähr:



    "Die Christen töten Muslime.



    Die Juden töten Muslime.



    Die Buddhisten töten Muslime.



    Die Atheisten töten Muslime.



    Der IS tötet Muslime.



    Wenn die Muslime nicht so friedliebend wären und sich wehrenwürden, würde viel Blut fließen. "

    Die Kernbotschaft des Artikels hier ist jedoch: "Wir sind nicht wie die." und "Wir wollen mit Euch zusammenleben. "

    Das ist es, was im Augenblick gebraucht wird.

    Deshalb Dank an Herrn Al-Mousllie.

  • Im wesentlichen ist dem Kommentar zuzustimmen, allerdings werden zwei Tatsachen übersehen. Je mehr Menschen aus der arabischer Welt zu uns kommen, um so größer ist das Risiko, dass auch häufiger solcher Attentäter dabei sind.



    Zudem ist vielen muslimischen Menschen unsere säkulare Haltung zu Religion und Gesellschaft fremd.

    • @Detlef Wend:

      Die These ist theoretisch richtig, faktisch aber irreführend, weil sie übersieht, dass der IS einen erheblichen Zulauf von Menschen hatte, die in Mittel- bzw. Westeuropa geboren wurden.

    • @Detlef Wend:

      Dies ist traurig aber wahr. Wenn man sich mit einigen Menschen aus der osteuropäischen Community unterhält ist die Sache für diese oft klar.

      Wir wollen keine Muslime aufnehmen, weil wir solche Anschläge fürchten (bei Ukrainern sind die Länder z.B. sehr offen) und schon genug eigene Probleme haben. Und Tatsächlich gab es in den letzten 100 Jahren nicht einen islamistischen Anschlag in Polen, Tschechien, Litauen usw. Alles Länder mit einer kleinen, aber dafür gut integrierten muslimischen Gemeinschaft. Die Tataren, eine alteingesessene muslimische Gruppe in Osteuropa, hat sich sogar gegen die Aufnahme von Muslimen 2015 ausgesprochen.

      Es ist schwer diese Menschen von der Bereicherung zu überzeugen, die eine Aufnahme von Menschen aus Syrien oder Afghanistan sein kann.



      Insbesondere nach solchen Anschlägen.

      Und wie man nach solchen Terroranschlägen sieht, verfestigt sich hier auch immer mehr dieses Denken.

      Ich hoffe die Politik findet eine Lösung, damit weiter Vielfalt zelebriert werden kann und die Stimmung hier nicht gänzlich kippt.

    • @Detlef Wend:

      Kann nur zustimmen.



      In obigem Artikel wird die Religion wieder ge- und beschützt.



      Allein die Frauenrechte sollten bei uns schon geachtet werden. Haben viele Frauen extrem dafür gekämpft

    • @Detlef Wend:

      Eins ist natürlich klar. Wer zu uns kommt, muss unsere Demokratie, mit all ihren Gesetzen, anerkennen, und darf sich keine Parallelwelt aufbauen. Das bedeutet aber auch, unsereseits die Voraussetzungen dazu zu schaffen. Ghettoisierung, Absonderung und Ähnliches dieser Menschen geht absolut nicht. Was ist noch notwendig? Konsequent Sprachkurse, die Möglichkeit, sich den Lebensunterhalt auf menschenwürdige Weise selbst zu verdienen, sprich schnellstmöglich in Arbeti bringen entsprechend der bereits vorhandenen Qualifikation. Und klar machen, wie unsere Demokratie funktioneiert, welche Rechten und Pflichten dazugehören. Nur haben viele Einheimische hier inzwischen ein merkwürdiges Verständnis von Demokratie, da viel zu schnell gemeckert wird, ohne sich selbst aktiv am politischen Leben zu beteiligen. Demokratie ist eben anstrengend, da ständig alle möglichen Dinge ausgehandelt und entschieden werden müssen. Niemand ist alleine auf der Welt und kann seine Ansichten zu 100% durchsetzen. In einer Gesellschaft, wo wir aufeinander angewiesen sind, muss jeder von uns Kompromisse eingehen.

      • @hechtmaus:

        Was machen wir aber, wenn einer oder eine (wobei, meistens sind es Männer), der oder die zu uns kommt, die Demokratie ablehnt und in einer Parallelwelt lebt? Gehirnwäsche wie in Uhrwerk Orange scheidet aus.

        • @Offebacher:

          Da gibt es immer noch die Möglichkeit der Abschiebung. Aber vorher sollten erst mal alle Dinge greifen, die ich oben geschrieben habe. Ich bin mir sicher, dann sähe die Welt schon deutlich anders aus.



          Und was viel zu oft ignoriert wird ist, dass sich die meisten Menschen integireren wollen, ihnen aber viel zu viele Hürden in den Weg gelegt werden.

      • @hechtmaus:

        Ihre Forderungen nach Schaffung von Voraussetzungen zur Integration sind korrekt, müssen aber von der Bevölkerung konsequent eingefordert werden. Da sind wir jetzt alle gefragt.

  • Zweifellos gibt es rechtsextreme Gewalttäter in Deutschland. Aber heute? Heute geht es um Solingen. Das waren keine Rechtsextremen. Ausgerechnet jetzt dieses Fass aufzumachen, ist schon ein bisschen schräg. Man stelle sich umgekehrt vor, die taz hätte in Anbetracht der Morde von Hanau den islamistischen Terror thematisiert. Das hätte niemand verstanden, und zwar völlig zu Recht.

  • Es wird auch zu profen sein, seit wann der Täter Kontakt mit dem IS hat und ob evtl. eine problematische 'Behandlung' ihn erst dazu gebracht hat, mit dem IS KOntakt aufzunehmen. Im Übrigen erlebe ich gerade, wie vor Allem die gewählten Politiker aus Angst vor dem Mob aus dem Netz, der zusammen mit der AfD unsere Demokratie aus den Angeln heben will, immer mehr rechte Sprüche klopfen, um weiter gewählt zu werden. Wer sich hier treiben lässt zum Beispiel mit Vorschlägen eines Messerverbots wie es Habeck sogleich ins Gespräch gebracht hat, muß aufpassen, damit nicht gleichzeitig Wahlkampf für AfD, Söder oder BSW zu machen, die an dieser Stelle viel lauter auftreten. Wir sollten aus unserer Geschichte lernen: Panik nützt den Demokratie-Verächtern, auch ein 'Wettbewerb der Demokraten' untereinander, wie er sich zwischen dem Ampelparteigängern zusammen mit der Opposition abspielt, ist angesichts der Skepsis eines großen Teils der WählerInnen gegenüber dieser Ausführung des Parlamentarismus wenig hilfreich. Da habe ich letzte Woche bessere Reden von den Obamas oder Clinton gehört, die wohl die ganze Gesellschaft einen möchten, statt immer 'nur' als Erste im Theater auftreten zu wollen.

  • Da ist es wieder, dieses "Das hat nichts mit dem Islam zu tun", mit dem Vertreter der muslimischen Gemeinschaft seit Jahren so tun, als ginge sie das alles nichts an.

    Ich glaube Herrn Al-Mousllie sein Entsetzen, seine Trauer und seine Sorgen. Aber wer, wenn nicht die muslimischen Gemeinden, kann denn direkt auf Gläubige einwirken, die in Richtung Fanatismus und Radikalität abdriften? Wer diesen Weg beschreiten will, läßt sich von "Ungläubigen" doch erst recht nichts sagen.

    Und es wäre auch schön zu hören, daß der Zentralrat in Niedersachsen - und seine Pedants in anderen Bundesländern - auf Imame und Gemeindevorsteher einwirken, damit die einschreiten, wenn irgendwelche Eiferer Gemeindemitglieder bedrängen, weil deren Töchter sich angeblich "unislamisch" verhalten.

  • Da werden die Frösche befragt, ob man den Teich trockenlegen sollte

    • @Bist Du wahnsinnig:

      Ich danke Ihnen sehr. Sah mich gerade genötigt einen ellenlangen Text zu schreiben, aber Sie haben es kurz und prägnant auf den Punkt gebracht.

      Für mich ist dieser Artikel Religionswerbung, verbunden mit Kritik an nicht-religiösen Menschen ("... Atheisten und areligiösen Menschen machen immer wieder die Religionen ...)", und ich frage mich, was der Artikel in der taz bewirken möchte.

  • Im Ansatz richtig, aber in der Folgerung.....?

    Die Nazis können wir leider nicht abschieben. Das wäre schön, geht aber nicht. Wir müssen aber keine bekannten Nazis reinlassen.



    Islamisten kommen zumeist allerdings garnicht aus Deutschland, sondern reisen vorher ein. Auch hier können wir alle abschieben die kein Asyl bekommen können und werden, oder besser noch: Garnicht erst reinlassen. Hier passiert aber weder das eine noch das andere.

    So gesehen können wir die einen nicht loswerden, und die anderen wollen wir scheinbar nicht loswerden. Das Problem ist also tatsächlich die Gesellschaft. Vorangehend die Politk. Ausser im Sprüchekloppen von Durchhalteparolen passiert .... nichts.

    • @F. Tee:

      " Wir müssen aber keine bekannten Nazis reinlassen."

      Nicht einmal den Martin Sellner kann man draußen halten, also: doch, irgendwie schon.

  • 6G
    619501 (Profil gelöscht)

    Ah ja. Die Atheisten und Areligiösen.

  • Die Religion ist für viele Grausamkeiten verantwortlich.



    Mord, Folter, Frauenverbrennung, Tötung anders Gläubiger, Ausgrenzung und Tötung sexuell anders orientierter Menschen. Kindesmissbrauch.



    Wer das leugnet und immer noch Religion verharmlost, ist ebenso unbelehrbar.



    Muss ja höflich bleiben.

    • @D. MEIN:

      "Die Religion ist für viele Grausamkeiten verantwortlich."

      Ja. leider. Aber das bedeutet nicht, dass alle Muslime davon träumen, "Ungläubige" zu meucheln, oder alle Christen von Bücher-, Hexen- und Ketzerverbrennung.

      Darauf hinzuweisen und sich dagegen zu verwahren, in jedem gläubigen Menschen einen potentiellen Mörder zu sehen, ist für mich kein "Verharmlosen" von Religion.

      Dass Herr al-Mousllie aber wieder so tut, als hätte das Verbrechen von Solingen und andere ähnliche Taten, nichts mit der Religiosität der Täter zu tun, schon.