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Der Rechtsruck und die ArbeiterklasseReaktionäre Hinterwäldler?

In den populären Rechtsextremismus-Analysen steckt viel Verachtung für die arbeitenden Klassen – und eine Verniedlichung des Faschismus.

„Man hat Probleme, aber die interessieren niemanden mehr“: Protest gegen die Hartz-Reform in Erfurt im August 2004 Foto: Martin Schutt/picture-alliance

G elegentlich kommt es vor, dass Probleme, die lange verdrängt wurden, nicht mehr ignoriert werden können. „Endlich“, denkt man sich dann. Und allmählich schleicht sich dennoch ein Unwohlsein ein, das Gefühl, dass auch das Richtige leider auf die falsche Weise erzählt wird. Das Gefühl, dass das auch wieder nicht so stimmt. Auch wieder falsch ist, nur auf andere Weise.

So ähnlich geht es mir seit einiger Zeit, wenn die Rede auf „die Arbeiterklasse“ kommt. Die ist seit einigen Jahren wieder in aller Munde. Jahrzehntelang hatte man die Verwundungserfahrungen der arbeitenden Klassen ignoriert, deren Empfindung, nicht mehr als zentral wahrgenommen zu werden, sondern als randständig. An Warnungen hat es nicht gefehlt.

Da stauen sich Kränkungen auf, materielle Bedrohungen und Abstiegserfahrungen. Und andererseits ein emotionaler Groll durch das Gefühl: Man hat Probleme, aber die interessieren niemanden mehr, weil ja jetzt alle „neue Mitte“ sein wollen, die modernen urbanen Aufsteigersegmente.

Wurde „man“ analysiert, fühlte sich das wie eine Beleidigung an, man wurde „Modernisierungsverlierer“, „Abgehängte“, oder sonst etwas genannt und es wurde über einen im Tonfall eines inneren Kolonialismus geredet. Die, die nicht mehr mitkommen; die, die halt nicht beweglich und flexibel genug sind, sich schnell genug aus ihren Welten davonzumachen.

Das Image der Arbeiterklasse orientiert sich an Rentnern

Man hat, grob gesagt, zwei Jahrzehnte lang ignoriert, welch ein explosiver Groll sich da zusammenbraute, bis es dann auch der letzte Ignorant begriff, was spätestens mit dem Brexit-Votum und der Trump-Wahl der Fall war. Plötzlich waren die „politisch Vergessenen“, die „White Working Class“, die einheimische Arbeiterklasse das große Thema. Autorinnen und Soziologen schwärmten aus, sie zu ergründen wie eine fremde Ethnie.

Es ging sofort mit neuen Falschheiten einher. Arbeiterklasse, die wurde da erst recht homogenisiert, der prototypische „Arbeiter“ ist in diesen Analysen der hinterwäldlerische Redneck oder der Wutbürger. Aber die „arbeitenden Klassen“ (besser, wir halten uns an den Plural), sind in Wirklichkeit vielgestaltiger. Das beginnt schon bei der simplen Soziologie: Es sind nicht alle Männer und nicht alle Beschäftigte im produzierenden Gewerbe.

Arbeiterklasse, das sind ja alle, sagen wir es einmal ganz grob, die ihre Arbeit nicht im Homeoffice erledigen können und bei denen es wirtschaftlich knapp ist, das können vom Regalschichter über die Kassiererin, den Lkw-Fahrer, die Montage­arbeiterin am Fertigungsband alle möglichen Menschen sein, vom Elektroinstallateur bis zu den Leuten, die die Glasfaserkabel verlegen.

Hinzu kam: Im phantasmagorischen Bild, das hier häufig gezeichnet wird, ist die „abgehängte Arbeiterklasse“ von weißen, älteren Männern repräsentiert, die allesamt konventionelle Werte aus den fünfziger Jahren haben. Das Image des Arbeiters wird an Leuten modelliert, die meist Rentner sind.

Schon Vance' Klassenanalyse in Hillbilly-Ellegie war wirr

Die arbeitenden Klassen bestehen aber heute nicht unwesentlich aus Zwanzigjährigen, Dreißigjährigen, Vierzigjährigen und Fünfzigjährigen, die ganz unterschiedliche Werte haben. Doch im populären Phantombild sind sie alle rechts, kulturell konservativ, antiwoke, antifeministisch, homophob usw. Alles ziemlich grob holzschnittartig.

Die Milieus sind weit heterogener. Manche sind reaktionär, manche progressiv und manche teils-teils. Manche innerlich frustriert, viele auch nicht. Die einen prekär, die anderen einigermaßen wohlsituiert.

Ein begrüßenswerter, ja sogar in gewissem Sinne „progressiver“, „linker“ Vorgang, nämlich das wachsende Augenmerk auf die Verwundungserfahrungen und Krisen der arbeitenden Klassen, bekam eine rechte Schlagseite, indem man die arbeitenden Klassen zum Bollwerk des Reak­tionären stilisierte. Man las J. D. Vance’ Bestseller „Hillbilly-Elegie“ als eine Klassenanalyse, die die Augen öffnet, und wundert sich jetzt, dass der ­gleiche Vance zum völlig wirrköpfigen Running Mate von Donald Trump wurde. Womöglich steckt aber schon in der „Klassenanalyse“ Wirrköpfigkeit drin.

Paradox ist, dass man uns bis heute erklärt, dass es Klassen gar nicht mehr gäbe, wenn man aber dann das Wählermilieu der Rechtsextremen analysiert, dann kommt „die Arbeiterklasse“ wieder, aber sie kommt nur als „enttäuschte Masse“, als „anonyme Unterschicht“ (Thomas Köck) vor. Die Arbeiterklasse – mal existiert sie nicht, mal wird sie zum Monster stilisiert.

Wer rechtsextrem wählt, ist Rechtsextremist

Halbwahrheiten werden zu Ganzfalschheiten. Im Grunde beruht die gesamte „Grundphilosophie“ des „Bündnisses Sahra Wagenknecht“ auf diesen richtigen Falschheiten oder falschen Richtigkeiten. Neue Fragwürdigkeiten werden in die Welt gesetzt. Es hat sich beispielsweise eingebürgert, dass die Wähler und Wählerinnen rechtsextremer Parteien als verwundete Vergessene beschrieben werden, die aufgrund ihrer Frustratio­nen und auch wegen ihrer Tölpelhaftigkeiten Faschisten wählen, aber eigentlich nicht wissen, was sie tun. So als wären sie nicht geschäftsfähig.

Daran ist schon einmal bemerkenswert, dass dieselben Leute, die die Herablassung gegenüber den „einfachen Leuten“ berechtigterweise anprangern, sie oft schon im nächsten Satz als einfältige Kleinkinder zeichnen, die nicht checken, dass sie Faschos wählen. Mal soll man „Sorgen“ ernst nehmen, aber die Handlungen der Menschen werden nicht ernst genommen. Mir scheint ja, das ist die eigentliche Verachtung der Arbeiterklasse und zugleich eine Verniedlichung des Faschismus.

Wer Leute wie Björn Höcke oder in Österreich Herbert Kickl wählt, wer Leute wählt, die von „wohltemperierten Grausamkeiten“ schwadronieren, und wer bei jeder bösartigen verbalen Entgleisung und Gewaltrhetorik in ekstatischen Jubel ausbricht, der will das, was er kriegt. Wer Rechtsextremisten wählt, ist ein Rechtsextremist und in der Regel kein besachwalteter Depp.

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Robert Misik
Geboren 1966, lebt und arbeitet in Wien. Journalist, Sachbuchautor, Ausstellungskurator, Theatermacher, Universaldilettant. taz-Kolumnist am Wochenende ("Der rote Faden"), als loser Autor der taz schon irgendwie ein Urgestein. Schreibt seit 1992 immer wieder für das Blatt. Buchveröffentlichungen wie "Genial dagegen", "Marx für Eilige" usw. Jüngste Veröffentlichungen: "Liebe in Zeiten des Kapitalismus" (2018) und zuletzt "Herrschaft der Niedertracht" (2019). Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik 2009, Preis der John Maynard Keynes Gesellschaft für Wirtschaftspublizistik 2019.
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71 Kommentare

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  • Moderation , Moderator

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  • Ich frage mich woher auf einmal die Verwunderung kommt, es volkstümlich auszudrücken, dass Kind in den Brunnen Gefallen ist.



    Auf einmal sind die Arbeiter wieder wichtig, da sie ja sonst das "falsche" wählen könnten. Ich erinnere nur an die Ignoranz, teilweise Verachtung die das links intellektuelle Milieu den Menschen teilweise entgegengebracht hat.



    Ich erinnere nur an die Aussage, dass die Braunkohlearbeiter sich halt einen anderen Job suchen sollen. Oder auch hier gerne im Forum genannt, die Abschaffung der Pendlerpauschale, was bei den Menschen auf dem Land extrem gut ankommt.



    Diese liste ließe sich beliebig fortsetzten.



    Alles schön für das eigene Großstädtische Wohlbefinden. Man/frau ist ja links, umweltbewusst und weltoffen. Die anderen sind halt nur zu dumm um es zu verstehen. Nun dann kommen die Leute die angeblich die Lösung haben, obwohl es nicht stimmt, und ziehen die Menschen leider auf die rechte Seite.



    Ich möchte damit ausdrücken, weniger Ignoranz auf beiden! Seiten würde guttun und ich glaube so gewinnt man/frau die Menschen zurück.

  • Inklusive der Bundestagswahl 2021 hat die AfD zuvor bei etlichen Wahlen teils kräftig verloren, sie waren auf dem absteigenden Ast. Für ihren jetzigen Aufstieg interessiert also nicht mehr was zuvor war sondern nur die aktuelle Politik dieser Ampelregierung. Jetzt dem Wähler daran die Schuld zu geben ist eine reine Umkehrung der Ursachen.

  • In einer Gesellschaft die im Wesentlichen aus Büroangestellten und Dienstleistern besteht von Arbeitern zu sprechen erscheint leicht anachronistic.

  • "Ihr "stramm rechtes Weltbild" war z.B. offizielle Gesellschaftspolitik der DDR und wäre in den 1990er auch noch in der CDU/SPD mehrheitsfähig gewesen"

    --> Und genau hier liegt das Problem: Ein "stramm rechtes Weltbild" ist (vielleicht) moralisch verwerflich, bewegt sich aber ebenso im politisch-demokratischen Spektrum, wie ein "stramm linkes Weltbild".

    Erst beim rechtsradikalen bis rechtsextremen Weltbild verlässt man den Bereich der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.

    Das Problem ist, dass Wählerpotentiale mit einem "stramm rechten Weltbild" derzeit von einer Partei des freiheitlich-demokratischen Spektrums kein Angebot mehr gemacht wird. Deswegen wählten diese Menschen früher mit aufgeklapptem Messer in der Hosentasche die Union, oder eben gar nicht. Mittlerweile ist deren - tatsächlicher oder imaginierter - Schmerz so schlimm, dass sie lieber Rechtsextreme wählen (ohne selbst rechtsextrem zu sein) als noch mehr Boden nach links zu verlieren.

    Der Wähler kommt sich nämlich zunehmend verschaukelt vor: Er wählt immer mehr konservativ bis rechts und bekommt immer linkere Regierungen. Das kann auf Dauer nicht gut gehen.

  • Ich bin mir hier nicht sicher, ob der Autor seine Kritik an einem Denkfehler so überspitzt, dass er einen anderen macht. Es stimmt ja: wer Rechtsextreme wählt, ist in der Regel rechtsextrem. Die Stimme für die AfD ist kein Hilfeschrei, sondern eine politische Positionierung. Die Frage bleibt aber, warum Milieus, die vorher eher zur Linken tendiert haben, nun immer weiter nach rechts tendiert. Der Rechtsextremismus ist ernst gemeint, aber ist kein Geneffekt, sondern das Ergebnis eines Politisierungsprozesses, in dem Abstiegsängste und Deklassierung durchaus eine Rolle spielen. Es ist also nicht verkehrt, wenn man versucht, solche Milieus wieder gezielt von links anzusprechen - nur darf man sich keine Illusionen machen: selbst im besten Fall wird das ein Generationenprojekt.

    • @O.F.:

      Das ist bei den allermeisten eben keine „politische Positionierung“ aufgrund innerer Überzeugung. Das ist Opportunismus, Wut und was weiß ich. Aber das ist keine Entscheidung die nach dem Studium der Parteiprogramme und wochenlangem hinstarren Nachdenken getroffen wurde…

  • Wahrscheinlich hat die Beliebtheit der AFD eine stark irrationale Komponente im Sinne eines Sich-Gekränktfühlens und einer Nichtanerkennung der Lebensleistung der Ostler.



    Da kommt es dann zu diesen fatalen und letztlich kindischen Trotzreaktionen, die die Allgemeinheit ausbaden muss.

    • @cazzimma:

      Bei 20% AgD bei der Europawahl in einem Dorf im Westen, mit kaum Arbeitslosen und kaum armen Rentnern und einer Eigenheimquote von 90%, kann ich mir das auch kaum erklären. Ich vermute fast eine Art Langeweile von verwöhnten Idioten, die mal an der Diktatur schnuppern wollen.

  • Teil der wahrgenommenen Diskrepanz könnte sein, dass das Konzept von "Klassen" die aktuelle Gesellschaft nicht mehr differenziert genug abbildet und deshalb z.B. in der Mehrheit der Sozialwissenschaften nur noch im historischen Zusammenhang verwendet wird. Heute wird etwa in Soziale Milieus (z.B. Sinus-Milieus), Soziale Lagen und Soziale Schichten etc. differenziert, was ein deutlich vielschichtigeres gesamtgesellschaftliches Bild ergibt.

    Die Spekulationen zum AfD-Wahlverhalten widersprechen den Ergebnissen des Allensbach-Instituts: "....daneben gibt es unter den derzeitigen AfD-Anhängern allerdings einen beträchtlichen Anteil, der keine ausgeprägt rechten politischen Positionen einnimmt. Bei diesen ist ein wesentliches Motiv, sich der AfD zuzuwenden, der Protest gegen die etablierten Parteien."(www.ifd-allensbach...natsberichte.html)



    Dieser Protest mag wirklich gefährlich sein, und er mag uns nicht gefallen. Aber er sollte wirklich ernst genommen werden. Das ist das, was das BSW offenbar ernsthaft in einer Alternative zu AfD und etablierter Politik versucht und weit entfernt von einer "Verachtung der Arbeiterklasse (sic!)".

  • Die gesellschaftlichen Großkonflikte sind zumindest in Europa seit mehren Jahren bekannt. Stichwort Umweltschutz und ökologischer Umbau der Industriegesellschaft.



    Wurde zugunsten kurzfristiger Lösungen bzw Besitzstandswahrung verzögert. Macht man heute immer noch so, läuft aber nicht mehr so richtig. Probleme greifen teilweise ineinander und müssen jetzt offensiv angesprochen und bearbeitet werden. Auch mit der guten alten Umverteilung von Oben nach Unten bzw. in wirksame Maßnahmen. Umweltschutz kann z. B. Fluchtursachen zumindest verringern und Arbeitsplätze schaffen.

    • @aujau:

      Sollte eine Antwort an NAFETS REHCSIF werden. Funzt die Antwortfunktion nicht?

  • Warum wählt ein Arbeiter den dann ausgerechnet eine Partei die im Grundsatz marktliberal ist.



    Gerade die AfD ist als westdeutsche Wirtschaftspartei gegen den Euro gegründet worden. Wären 2014 fast wieder weg gewesen und dann hat man 2015 gemerkt das mit "Gegen Ausländer" Stimmung machen kann.



    Den geht es auch nicht um den Arbeiter.

    • @Garum:

      Es mag nicht um den Arbeiter gehen, aber die AFD begann als gewissermaßen Antiglobalisierungspartei zumindest einige dieser Aspekte der europäischen Verschmelzung der Märkte usw. wurden infrage gestellt. Heute setzt sich die AFD für ein Ende der Freizügigkeit der Migranten ein bzw. für eine deutlich schärfere Sanktionierung und dahingehend bestehen für bestimmte Menschen durchaus berechtigte Hoffnungen auf schutz vor Konkurrenten auf dem Arbeits- Wohnungs- Bildungs- und Sozialhilfemarkt. Das ist keine Phantasie wie insbesondere der Wohungsmarkt zeigt, es gibt Knappheit und wenn mehr Leute rein wollen hat es Auswirkungen für Preise, Freizügigkeit und Qualität öffentlicher Güter für Staatsbürger. Inwiefern die AFD konsistent ist und nach wie vor gegen Globalisierung etwas ausrichten will ist nicht wahrscheinlich bzw. nicht klar, aber gegen gewisse Aspekte der Globaliserung ist sie sicher. Manche versprechen sich davon besseren sozialen Schutz und man kann schwer leugnen dass die Öffnung der Kapitalmärkte soziale Probleme mitverursacht hat und am Laufen hält.

      Zuletzt widerspreche ich mit anderen Kommunarden dem Blick auf die AFD als Wiederkehr der NSDAP. Das ist vielfach falsch.

    • @Garum:

      Weil es in erster Linie eben nicht um eine rationale Entscheidung geht. Das sieht Mensch such daran dass sie gerade da gewählt wird, wo sie am radikalsten ubd irrationalsten Auftritt.

      Die AFD agiert konsequent auf der emotionalen Ebene. Spielt mit Ängsten, bedient Stereotypen, bietet ein einfaches Weltbild an, bedient eine Sehnsucht zum Autoritarismus etc.

      Deswegen fruchten auch die Aufklärungskampangen, Faktenchecks, welche an die Vernunft appellieren nicht wirklich.

  • "Die Milieus sind weit heterogener. Manche sind reaktionär, manche progressiv und manche teils-teils. Manche innerlich frustriert, viele auch nicht. Die einen prekär, die anderen einigermaßen wohlsituiert."



    Nun, nach der Feststellung, dass bei einem näheren Blick auf den Souverän dessen Bild immer verpixelter, seine Motivlage unschärfer und der Klassenbegriff als solcher unklarer werden, soll die Quintessenz darin bestehen:



    "Wer Rechtsextremisten wählt, ist ein Rechtsextremist."



    Aber ist das wirklich so? Machen wir den Gegen-Check: "Wer B90/Grüne wählt, ist Grüner".



    Man muss weder Meinungsforscher noch Soziologe sein, um beim vergleichenden Blick auf die Wahlergebnisse von 2021 und 2024 zu erkennen, dass unsere These bestenfalls eine Hypothese ist, vulgo: Grünwählen irgendwann mal en vogue war und keine Überzeugungslage repräsentiert.



    Ich würde schließen, dass Parteien einen recht stabilen Prozentsatz unverbesserlicher Stammwähler erreichen. Die anderen entscheiden sich, je nach Lage, für das aus ihrer Sicht kleinste zu wählende Übel, ohne gleich "besachwaltete Deppen" zu sein.



    Was die potenzielle Gefahr, die von der AfD für die Demokratie ausgeht, nicht kleiner macht.

  • Ein toller Artikel, danke!



    Ich bin kein Wissenschaftler, aber "afd" WählerInnen kommen ja auch aus dem Mittelstand und einige Großkapitalisten unterstützen sie auch.



    Doch das nur am Rande.



    Es dürfte jedoch aufgefallen sein, dass die Zeiten, als Arbeiter überwiegend links waren, Geschichte ist.



    Daher erstaunt mich manchmal, wie mit Verve für diese Gruppe "gestritten", sprich Forderungen gestellt werden.



    Da steht sie, die alleinerziehende Mutti, mit einer Hand die Windel wechselnd und mit der anderen die Landmaschine reparierend...



    Also in meiner direkten Nachbarschaft gibt es zwei von der Sorte, allerdings die ohne Schraubenzueher Fraktion, die auf die Gelder vom Erzeuer wartend, schlicht rechtsextrem sind.



    Und wer jetzt glaubt, mit mehr Sozialstaat sei das zu ändern, der irrt!



    In einem anderen Taz Artikel wurde kürzlich über das "Einrichten im Jammertal " berichtet.



    Obwohl Löhne und Rente im Osten angeglichen werden, ist man/ frau an die Ungerechtigkeit gewöhnt, so dass gar nicht auffällt, wenn sie verschwindet.



    Was mich echt nervt, ist das Jammerlappige.



    Ich kenne Leute, die sich aus eigener Kraft aus dem Sumpf gezogen haben. Das sind Helden, über die berichtet werden sollte.

  • Danke! Ich kann es auch nicht mehr hören: das sind doch nicht alle Nazis, die AfD wählen! Dazu sag ich nur: auch die Nazis waren nicht alle Nazis. Von den 31,x %, die 1933 NSDAP gewählt haben, hat sicherlich nur ein Teil ein geschlossenes NS-Weltbild gehabt. 12 Jahre später waren trotzdem 70 Mio Menschen tot.

  • Eine "Verniedlichung des Faschismus" ist es, Rechtspopulisten mit Rechtsextremen gleichzusetzen. Die "wohltemperierte Grausamkeit" ist übrigens ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat von Peter Sloterdijk.

    Was die Arbeiterklasse angeht: Die Klassen-Definition bezieht sich auf das Eigentum an Produktionsmitteln (sonst ginge es um Schichten o.ä.). Im heutigen Privatismus (Kapitalismus) mit seinen Investmentfonds und Rentenkassen sind wir alle mindestens indirekt "Eigentümer", insofern ist der Klassen-Begriff stumpf geworden.

    • @bestrosi75:

      Sloterdijk hat den Begriff "wohltemperierte Grausamkeit" im gleichen Zusammenhang verwendet, wie es Höcke tut: Es geht in beiden Fällen um die Begrenzung von Migration. Da es sich aber um einen dehnbaren Begriff handelt, kann Sloterdijk wie so oft seine Hände in Unschuld waschen: Schon bei der Binsenweisheit, dass nicht alle Flüchtlinge aufgenommen werden können, ist schließlich ein sublimer Rest an Grausamkeit im Spiel. Andererseits fehlt auch nicht viel zu einer drastischeren Formulierung: "Nur Barbaren können sich verteidigen", meint ein gewisser Kubitschek. Dessen sogenanntes "Institut für Staatspolitik" wurde übrigens kürzlich in die Unternehmergesellschaft "Menschenpark" umbenannt - auch ein von Sloterdijk geprägter Begriff.

      Mir erschließt sich nicht, inwieweit es sich bei indirekten Anlagen in Investmentfonds über Rentenkassen um Produktionsmittel handelt. Eher noch würde ich diese Kategorie für gerechtfertigt halten, wenn es darum geht, ob jemand eigene Kenntnisse und Fähigkeiten selbstbestimmt in den Arbeitsprozess einbringen kann. Bei dieser Betrachtungsweise besteht dann kein großer Unterschied mehr zwischen Arbeitern und Beschäftigten im Dienstleistungssektor.

      • @Waldgaenger:

        Es geht Bestrosi75 darum, dass die Interessen vieler Anleger qua ihrer Anlage und deren Verzinsung die Kapitalseite unterstützen. Denn die Kapitalseite erwirtschaftet letztlich Profite auf dem Rücken arbeitender Schichten genauso wie ein Immobilienbesitzer der vermietet seine Profite aus der Arbeit anderer zieht. Es ist zwar so, dass im Falle der Anleger keine direkte Machtausübung im Produktionsprozess stattfindet, im Gegenteil, aber durch das Verlangen und Sanktionieren der profitabelsten Anlagen wird dieser Renditedruck letztlich auf den Angestellten und Arbeitern der Firmen aufgebaut und daran sind breite Schichten beteiligt. Es ist kompliziert und das sagte Bestrosi auch, viele Menschen sind in beiden Rollen zu finden; man kann aber schon fragen, welche Rolle überwiegt und bei sehr vielen Menschen ist es das Arbeitseinkommen, was bedeutet dass ihre Arbeitskraft unbarmherzig für Profite vor allem der besitzenden Schichten ausgebeutet wird.

  • Ich weiß nicht, ob es noch Sinn macht, den Begriff Arbeiter zu verwenden. Wohin gehören dann die Leute im Home-Office mit Mindestlohn, wohin die im Haushalt Tätigen?

    Vielleicht wäre es sinnvoller, die Klassen nur noch anhand von Einkommen und Bildung zu gliedern.

    • @Birdman:

      Bei den Klassen geht es nicht um Einkommen oder gar Bildung (das ist echt ne witzige Idee), es geht um Macht!



      Oberschicht: < 0,1% so ab 100 Mio Nettovermögen, bestimmen die Politik, Bsp. Frau Springer.



      Mittelschicht: < 20% Haben Einkünfte hauptsächlich aus anderen Quellen als Erwerbsarbeit oder sind von Oberschicht an Positionen gesetzt. Bsp untere Mittelschicht: Friedrich Merz.



      Unterschicht: Ca 80% Leben von ihrer Arbeitskraft mit höchstens kleinen Beimischungen.



      Bedenke, 60% der Bevölkerung ist am Ende vom Monat wieder bei 0,- auf dem Konto.



      Und die politische Kunst ist es, jemanden mit 4.000 EUR netto denken zu lassen, er sei fast schon Oberschicht.

    • @Birdman:

      Im Haushalt Tätige sind doch Arbeiter:innen.

    • @Birdman:

      Den Begriff "prekär" finde ich sinnvoll.

      Es leben sehr, sehr viele Menschen mit sehr wenig Geld in Deutschland.

      Die nicht so auffallen.

      Z. B. gestern als ich mein Fahrrad am Rand an einer Fußgängerzone an einem Pfahl festmachte, checkten innerhalb der kurzen Zeit drei Menschen einen nahegelegenen Mülleimer.

      Kürzlich sah ich vor einem kleinen Supermarkt in einer Nebenstraße ein alten Mann stehen, der grade ein paar Einkäufe in den Korb an seinem Rollator legte.

      An dem Rollator war ein Schild und eine kleine Spendenbox befestigt, wo der Mann eine kurze Rechnung über sein Einkommen Rente und etwas Geld vom Sozialamt auflistete. Die Mieten für kleine Wohnungen längst brutal.

      Zum Leben blieb da fast gar nichts.

      So ein netter älterer Mann, habe mich eine Weile mit ihm unterhalten.

      Ich kann das nicht vergessen. So wie ihn gibt es mittlerweile sehr viele.

      Zu wenig zum Leben, zu viel zum Sterben.

      Rechtsextrem war der sicher nicht. Aber ganz gewiss auch nicht glücklich mit den Regierungen der letzten 20 Jahre.

      Früher haben so Menschen SPD gewählt, doch diese Partei hat ganz andere Sachen im Kopf, die den Prekären hier nur schaden.

  • Mit dem Geist des Artikels geh ich mit. Aber woher nehmen Sie Ihre Analyse der Arbeiter:innenklasse? Ganz klassisch besteht sie aus allen Menschen, die Mangels Kapital ihre Arbeitskraft verkaufen müssen. Das gilt auch im Homeoffice und nicht nur für das produzierende Gewerbe... Und genau diese Bandbreite macht diese Klasse ja aus. Und da teile ich die Einschätzung. Hier ist man ideologisch teilweise so verblendet, dass man entweder nur die "Armen" meint, oder eben den männlichen Bauarbeiter.

    • @RosaLux:

      Man zählt sich ungern zur Arbeiterklasse, weil CDU und FDP ja schon immer versucht haben zu spalten und dem kleinen "Angestellten" einzureden, er sei was Besseres als der kleine Arbeiter und müsste sich ja auch nicht mehr in der Gewerkschaft sein.



      Sich selbst als Arbeiter, als Zugehöriger zur Arbeiterklasse zu bezeichnen ist ja eher bei linken Aktivisten in Mode, sonst verstehen viele die Bezeichnung als Abwertung.

  • Tatsächlich kann ich mich auch gut erinnern, Merkel beschwören zu hören, wir lebten in einer klassenlosen Gesellschaft. Wie sie angesichts der Realität darauf kam, blieb sie schuldig.

    Mit Ausnahme der Oberschicht stimmt es ja tatsächlich: Ob man 400+ Euro monatlich für die gesetzliche Krankenversicherung zahlt oder 0 Euro, die Versorgung ist gleichermaßen schlecht. Ebenso haben auch Menschen mit überdurchschnittlichem Einkommen regelmäßig keinen Zugang zu sinnvoll dimensionierten Wohnraum, Kinderbetreuung, hochwertiger Schulbildung für ihre Kinder, öffentlichen Schwimmbädern, Sportplätzen oder zuverlässigem Nahverkehr.

  • "Wer Rechtsextremisten wählt, ist ein Rechtsextremist und in der Regel kein besachwalteter Depp."

    Womit wir dann bei der Definition angekommen wären, bei der die "Arbeiterklasse" der Feind ist...

    Die Genese wäre einmal interessant. Die Soziologen schwärmten aus als die AfD bei 5-10% lag, jetzt liegt sie bei teilweise >30%... Und das trotz soziologischer Rundumbetreuung.

    Wie auch immer, auch diese Analyse führt ins Nirwana, weil auch sie hilft nicht bei der Frage: Was nun?

    Es gibt gesellschaftliche Großkonflikte in der Identitätspolitik, beim Umgang mit Migration, in der Umweltpolitik, usw... Diese Konflikte müssen befriedet werden, ansonsten landen wir bald bei 60% "Rechtsextremisten"...

    Die Gemeinsamkeiten zwischen den Indern die auf Modi schwören, den Arabern die sich seit Jahrzehnten zunehmend dem reaktionären Islam zuwenden, den Briten die für den Brexit waren, den Italienern die Meloni wählen, den MAGA-Amis und dem gemeinen deutschen minderbemittelten Proll sind mE der Schlüssel.

    Das als nationales Problem aufzufassen und auf Hitler zu verweisen mag ja Bonuspunkte im akademischen Seminar bringen, aber es erklärt halt doch nichts...

  • Eines der zentralen Themen überhaupt.

    Die vielgeschmähte Wagenknecht hat in "Die Selbstgerechten" die wohl beste deutsche Gesellschaftsanalyse der letzten 20 Jahre abgeliefert. Sauber recherchiert, Kritiker haben keinen Punkt gefunden, dem sie sachlich widersprechen konnten.

    Innenpolitisch stimme ich in fast allen Punkten mit Wagenknecht überein. Die ärmere Hälfte wird völlig ignoriert und verachtet. Die SPD taugt nur noch als Lobby der Islamverbände.

    Da den Linken das Proletariat spätestens mit dem Fall der Mauer abhanden kam und damit ihr Ego, musste ein neues her.

    Proletarier aller Länder versammelt euch. Hier.

    Nun, auf das Open-Border-Zeugs möchte ich nicht weiter eingehen, hätte man Gutes tun wollen, wären 10-Milliarden-Dollar-Schecks jeweils an die Welthungerhilfe, UNHCR und diverse globale Hilfe-zur -Selbsthilfe-Projekte weitaus sinnvoller und zig mal effektiver gewesen.

    Vorsicht! Wir sind jetzt bei real vier Millionen Arbeitslosen.

    Was wird wenn die Boomer mal keine Jobs mehr vererben, dafür KI die repetitiven Jobs wegdigitalieren wird? Und was ist nicht repetitiv?

    Hitler kam bei sechs Millionen Arbeitslosen an die Macht. Das kann ruckzuck gehen.

    Wake up!

    • @shantivanille:

      "Kritiker haben keinen Punkt gefunden, dem sie sachlich widersprechen konnten."

      Dem würde ich widersprechen. Die Rezessionen zum Erscheinungstermin 2021 von "Die Selbstgerechten" waren alles andere als positiv.

      Nachfolgend eine kleine Auswahl, die sich beliebig erweitern ließe um Faz, Tagesspiegel, Zeit oder Deutschlandfunk. Immerhin" Der Freitag" hat die Schrift zum Buch der Woche gekürt.

      taz Artikel - Früher war alles besser



      taz.de/Neues-Buch-...enknecht/!5764480/

      Frankfurter Rundschau



      www.fr.de/meinung/...inke-90469654.html

      • @Sam Spade:

        Habe die beiden Kritiken gelesen.

        Nichts Substanzielles sondern nur das übliche Gemeckere.

        Bleibe bei meiner und Wagenknechts Meinung.

        Wenn ich Wagenknecht kritisieren möchte, dann ihre Außenpolitik, Israel und Ukraine.

    • @shantivanille:

      Die 6 Mio waren damals aber fast 27% Qute

      • @Altunddesillusioniert:

        Das war mir noch nicht bewusst.

        Danke für die Info.

  • Schön wurde das Problem erkannt, das die AfD und BSW so stärkt.



    Die "Arbeiterklasse" fühlt sich von vielen etablierten Parteien ignoriert, verar*cht, ausgenutzt, für dumm erklärt, oberlehrerhaft und von oben herab behandelt. Und das in den letzten 15 Jahren so stark wie noch nie.



    Oder anders formuliert: Viele Parteien haben schlicht vergessen, dass gerade auch heute die sog. Arbeiter ein immenses Wählerpotential haben. Man hat sich zu sehr auf den vergangenen Erfolgen ausgeruht. Wer damals noch von der SPD als Malocher oder Kumpel wahrgenommen wurde, stirbt heute weg.

    Diese Bevölkerungsgruppe ist am härtesten betroffen von den Folgen der Politik der letzten 15 Jahre.



    Wer trotz Berufsausbildung zwei prekäre Jobs hat um über die Runden zu kommen und sich überlegt, ob Bürgergeld nicht besser wäre, der sorgt sich nicht um die Gleichstellung von Geschlechtern, die Klimakrise oder den Krieg in der Ukraine.



    Wer die Miete kaum mehr zahlen kann, hat kein Verständnis für die Energiewende. Oder dafür, dass fremde Menschen den Wohnraum kriegen, den er so gerne hätte.

    Würde man die Probleme dieser Menschen ernst nehmen, würde die AfD wie die Reps in der Versenkung verschwinden.

  • Wenn Arbeiterklasse alle sein sollen, bei denen es „wirtschaftlich prekär“ ist, dann fällt niemand darunter, der „einigermaßen wohlsituiert“ ist. Und wenn im Artikel begriffliche Unschärfe angeprangert wird, sollte man sich solche Unschärfe verkneifen.



    Klassisch ist das Proletariat dadurch gekennzeichnet, dass seine Angehörigen ihre Arbeitskraft verkaufen müssen, um zu überleben, da nicht genug Eigentum an Produktionsmitteln vorhanden ist, um nur davon leben zu können. Das Gegenteil ist die Gruppe der bourgeoisen Kapitalrentner.



    Davon abgesehen kann ich jedoch den Rest des Artikels unterschreiben: Wer Faschos wählt, ist selbst ein A... Dem kommt man nicht mit Sorgen ernstnehmen bei, sondern es fehlt an Klassenbewusstsein, weshalb das Proletariat oft gegen seine Überzeugungen wählt. Das ist der alte Vorwurf an die Sozialdemokratie, dass sich die sozialistische Gesellschaft auf demokratisch-repräsentative Weise erst nach Schaffung des nötigen Klassenbewusstseins verwirklichen lasse.



    Der leninistische Ansatz, dann eben mit Gewalt die sozialistische Gesellschaft zu schaffen und das Klassenbewusstsein dem Proletariat einzuprügeln, ist aber vollkommen verfehlt. Also doch Sozialdemokratie

    • @Zangler:

      Aber was hilft denn das ganze Klassenbewusstsein, wenn die Sozialdemokratie und die Linken gar keine Klassen mehr kennen, sondern nur noch Identitäten?

    • @Zangler:

      Haben Sie nicht eine wichtige Gruppe vergessen, nämlich die der kleinen und mittleren Selbständigen, die ohne Produktionsmittel (von Schreibtisch, Strom und Rechner abgesehen) mehr oder weniger gutgehende Gewerbe betreiben?

      Also z.B. Makler, Influencer, Online-Shop Betreiber, Webdesign und SEO-Agentur Inhaber, Freelancer....

      Welcher Klasse gehören die an? Was für Klassenbewusstsein soll sich dort entwickeln? Nicht jeder von diesem kann von seinem Kapital leben, aber ihre Arbeitskraft müssen sie auch nicht an Dritte verkaufen.

      Die Welt ist schon lange nicht mehr so einfach wie sie noch vor 50 Jahren war.

      • @Tom Tailor:

        Wir verwirren halt gerne die Begriffe. Proletariat klingt akademisch abgehoben nach Elfenbeinturm und entsprechend arrogant gegenüber uns Proletarier:innen. Arbeiter, die sich abends mit der Lohntüte in die Schlange stellen und sich ihr Entgelt in bar auszahlen lassen, gibt es auch schon lange nicht mehr, aber sie prägen immer noch das Bild der Arbeiterklasse und gaukeln Angestellten, Kl-/Scheinselbständigen und anderen Geistesarbeiter:innen vor, sie seien was Besseres.



        Und das ist das Problem mit dem Klassenbewusstsein: SPD, Linke, auch Grüne, kriegen es nicht klar, dass irgendwo zwischen 90 und 98% der Wähler:innen gleichartige Interessen haben und durch entsprechende Politik ein besseres Leben führen könnten, z.B. mit einer negativen Einkommensteuer. Stattdessen werden die Scheindebatten der reaktionären Kräfte geführt, z.B. über das „traditionelle“ Familienbild oder die Kirchensteuer, Bratwurstverbot oder Steuerfreibeträge, wo die Interessen ganz verschieden erscheinen.



        Es bleibt trotz alledem die Erkenntnis von Brecht: „Unsere Herren, wer sie auch seien, sehen unsere Zwietracht gern, denn solang sie uns entzweien, bleiben sie ja unsere Herren.“

      • @Tom Tailor:

        Das waren klassischerweise die Kleinbürger bzw. petits-bourgeouis...



        Für mich differenziere ich zwischen den progressivbesteuerten (ESt.-Zahlern) und den flatgetaxted, die von Kapitalerträgen leben. Beide gibt es in prekär und in abgesichert, bei der ersten Gruppe sind die Abgesicherten im Wesentlichen die Staatskaste, die gegenüber anderen enorme Privilegien genießt. Inzwischen ist fast jede privatwirtschaftliche Anstellung oder Kleinunternehmung in dem Sinn "prekär", dass sie keine wirkliche Sicherheit mehr bietet. "...ich schaff' beim Bosch" u.dgl. sind nicht mehr die vergleichsweise "guten" Lohnabhängigkeiten, die sie einst waren. Die Möglichkeit des Absturzes ist für alle vom (beispielhaft) Paketboten bis zur Leiterin der Rechtsabteilung real, für ersteren auf dauerhafte, zermürbende Weise präsent. Natürlich ist es zu sehr vereinfacht, die Summe der staatsfernen Werktätigen als Arbeiterklasse zu definieren, aber ich sehe da schon den Ansatzpunkt.

  • "Wer Rechtsextremisten wählt, ist ein Rechtsextremist"



    Hoffe, Sie liegen da falsch..wüsste auch nicht, wo sich diese wirklich vielen Rechtsextremen die ganze Zeit vorher versteckt haben sollen.



    Ich halte die Wahlerfolge der AfD eher für ein Ergebnis der Gleichheit im Output aller anderen Parteien.



    Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs, was ja den Endsieg des kapitalistischen Systems über alle anderen Staatsformen bedeutet, wurde ständig eine umgekehrter Robin Hood Politik betrieben und zwar von ALLEN anderen Parteien. CDU FDP haben die Sozialkassen geplündert seit der Wiedervereinigung, Vermögensteuer ausgesetzt und die Umsatzsteuer erhöht. SPD Grüne haben Harz 4 eingeführt, die Umsatzsteuer erhöht und als Ausgleich Die Kapitalertragssteuer halbiert und den Spitzensteuersatz um 10% gesenkt. CDU SPD (Merkel) wieder USt erhöht etc.



    Bei gleichzeitiger Weigerung der Linken das zu adressieren.



    Jetzt gibt es eine Partei, wenn man die wählt, ärgern sich die obigen und die Medien, die die letzten 30 Jahre auch nur zugesehen haben..



    Schlimm, aber solange keine der anderen Parteien ihre Politik ändert, fürchte ich, geht das so weiter bis zur absoluten Mehrheit für die AfD.

    • @Altunddesillusioniert:

      "Bei gleichzeitiger Weigerung der Linken das zu adressieren."

      What? Wo waren Sie die letzten 15-20 Jahre? Von PDS bis Die Linke waren dies IMMER deren Themen.

      Und abgesehen davon - all die von Ihnen geschilderten Probleme sind korrekt aufgezählt. Und welche politischen Konsequenzen zieht der überwiegende Teil des Wahlvolkes daraus? Wählt man also Parteien, die höhere Steuern für Wohlhabende will? Wählt man die Parteien, die diese soziale Schieflage korrigieren wollen?

      Nein, man wählt (noch) mehrheitlich CDU, die die Verteilungsfragen niemals angeht und eine Politik für die Besitzenden in diesem Land macht, und immer mehr wählt man nun auch due AFD, die in diesen Fragen noch krasser aufgestellt ist und zudem die Verantwortung für die sozialen Probleme bei den Ausländern sieht.

      Ist das logisch?

      Entweder sind die Wähler politisch unreif - oder die von Ihnen geschilderten Probleme sind gar nicht die, die die Arbeiterschaft in diesem Land WIRKLICH interessieren.

    • @Altunddesillusioniert:

      Ich denke nicht, dass alle Parteien eine gewisse Gleichheit im Output haben. Aber Ihre restliche Analyse trifft aus meiner Sicht den Nagel auf den Kopf:



      Viele Wähler, die sich bei anderen Parteien aus den verschiedensten Gründen (zu viel Zuwanderung, keine Aufarbeitung Corona etc) nicht wiederfinden, haben bemerkt, dass sich die großen Parteien nur in dien ihnen genehme Richtung bewegen, wenn sie AfD wählen. Bis zu einem gewissen Grad kann ich das auch nachvollziehen: man wählt die Partei, von der man sich den höchsten Nutzen verspricht. Natürlich ist das in gewisse Weise auch ein Versagen der großen Parteien, derart große Themen unbespielt zu lassen.

  • Vollständige Zustimmung. Wenn man sich die Wählerschaft der Rechtsextremen unvoreingenommen ansieht, fällt auf das diese zwar meistens deutlich schlechter gebildet sind als der Durchschnitt, gleichzeitig aber auch reicher und deutlich privilegierter als der Durchschnitt sind.

    Auch würde ich die bereits benannte Definition der Arbeiterklasse erweitern: Jeder der gezwungen ist sich durch Arbeit seinen Lebensunterhalt zu verdienen und vom Wohlwollen seines Arbeitgebers stark abhängig ist, gehört zur Arbeiterklasse.

    Zum modernen Proletariat gehören auch junge Wissenschaftler die sich, trotz Studiums, für den Mindestlohn von einer befristeter Anstellung zur nächsten hangeln müssen. Zum modernen Proletariat gehören auch die Menschen, die die großen sozialen Medien nicht verbotenen Material durchforsten müssen und davon oft eine PTSD davontragen.

    • @Tannenzapfen:

      ".. fällt auf das diese zwar meistens deutlich schlechter gebildet sind als der Durchschnitt, gleichzeitig aber auch reicher und deutlich privilegierter als der Durchschnitt sind."

      Können Sie das näher erläutern oder die Studie nennen?

      Laut Statista erhöht sich das durchschnittliche Lebenseinkommen mit jedem höheren Bildungsabschluß um ca. 300 bis 500 tausend Euro.



      Weshalb mich Ihre Aussage verwundert.

  • Bin als Schichtler in der Chemieindustrie voll Arbeiterklasse und in Eigeneinschättung eher der linksdrehende Teils Teils Typ...kurzum fühle mich in diesem Beitrag vol an und aus dem Herzen gesprochen.

  • Die gut gemeinte Betreuung der „Minderbemittelten“ war schon immer das Problem der (selbsternannten) Eliten. Ein Vorgehen, dass sie überigens in der Regel bei der Aufarbeitung eigener Defizite in der Regel streng ablehnen würden.

  • Bin auch frustriert, gekränkt und sonstwas.



    Arbeite im Homeoffice mit Mindestlohn. Wenn ich aber meine Lage wirklich wirksam verändern will, organisiere ich Sitzstreiks vorm Kanzleramt oder sowas. Den Nationalisten hinterher zu rennen ist absolut gegen meine Interessen. Sollte ich bei allem Frust und so weiter doch erkennen können. Wenn ich denn will.

    • @aujau:

      Und was machen Sie, wenn der Kanzler rauskommt sagt:" ich hab sie verstanden, Menschen wie sie haben mehr Respekt und Würdigung verdient für ihre Leistung. Die hart arbeitenden Menschen sollen auch ihr Leben anständig bestreiten können"

      Sie stehen auf und gehen und der Kanzler erhöht erstmal die Lkw - Maut, welche die sitzenden überproportional trifft und gibt Intel und tsmc und deren Aktionären erstmal 15 Milliarden Euro. Dann senkt er die Lohnsteuer, erhöht andere Abgaben, sodass die die vor dem Kanzleramt gesessen haben noch weniger haben und die profitieren welche protestsitzen nicht nötig haben.

      Setzten sie sich wieder vor das Kanzleramt und lassen sich anlügen?

      Ich finde das nicht weniger Demokratiefeindlich, vllt sogar noch schlimmer, da es das Vertrauen in die Demokratie, die Parlamente und unser komplettes politisches System zerstört.

  • Das Problem vernachlässigter Arbeiter ist noch deutlich vielschichtiger als einfach nur "die werden nicht Ernst genommen". So gab es - jedenfalls vor der Gründung des BSW - keine deutsche Partei, die sich auf die Working Class bezog und dies nicht nur folkloreartig tat und meinte.

    Die SPD ist seit ihrer ungesunden Fixierung auf die Rückgängigmachung der Agenda 2010 von der Partei der Arbeiter zur Partei der Nicht-Arbeiter (Bürgergeld- und Rentenpartei) geworden. Als Opium fürs arbeitende Volk gab es immerhin (folkloreartig) noch die Mindestlohnerhöhung, die jeden Facharbeiter aber rein gar nichts bringt.

    Die Linke hat sich gleich ganz von Arbeiterpolitik verabschiedet und rennt lieber ist Messer großstädtischer Identitätspolitik (Open-Borders, LGBTQ-Rechte, Gendern, etc.). Kein Wunder, dass das Wählerklientel Arbeiter auf dem Land sie nicht mehr wählt, noch dazu wo Wagenknecht sich mit den letzten Reminiszenzen von Arbeiterpolitikern abgespalten hat.

    Und die Grünen waren noch nie eine Arbeiterpartei, sondern immer eine Partei der Besserverdienenden, deren Wähler im Einkommen gleichauf mit denen der FDP liegen. Der Arbeiter ist etwas auf den der Grüne herabschaut.

    • @Kriebs:

      Danke für diesen Beitrag! Er trifft ins schwarze. Als traditionell Links orientierter Mensch hat sich mein politisches Dilemma in den letzten 15 Jahren verschärft wie nie zuvor.

      Die LINKE und die SPD besteht auf so vielen Ebenen nicht aus Arbeitern sondern mehrheitlich privilegierten Menschen die studieren und die Zeit haben, sich mit Identitäspolitik zu beschäftigen. Und die Arbeiter haben dank immer schlechterer Bedingungen noch weniger Zeit und Lust, sich politisch zu engagieren.



      Klar, wenn ich nach Feierabend in den zweiten Job starte, ist mir meine Zeit zu wertvoll um darüber zu diskutieren, ob man nun genderkonform kommuniziert.

  • n den populären Rechtsextremismus-Analysen steckt viel Verachtung für die arbeitenden Klassen – und eine Verniedlichung des Faschismus.



    ---



    In den 70ger, Astasitzung, Thema: "Sind Studierende "Bürgerlich oder Arbeiterklasse?"



    Nach 2 Std Diskussion einstimmige Abstimmung: Arbeiterklasse!"



    Bierpause!



    Danach begann der Voritzende den 2 Teil mit den Worten:



    " WIR müssen den Arbeitern beibringen...."



    Da warf der Einzige mit Facharbeiterbrief in dieser Runde seine Bierflasche an die Wand & ging sich betrinken! :-(



    Fazit: Ich dachte DAS Thema hätte sich in den letzten 50 Jahren erledigt! :-(((



    Die Faschos sind andere Baustelle, aber wenn "Mitte/links" deckungsgleich über "Mitte/Rechts", Liberale nur noch an (IHRE) Knete denken, Grüne, mal rechts/mal links, aber Weltmeister im Kröten schlucken sind ....



    Was tun?(c) Lenin NEP.



    Fazit: Arbeiterklasse? Wer hat die verraten? Also mMn. sehr viel mehr als nur die SPD! Von den Linken bis zur CDA, sogar im DGB usw. hat doch kaum noch jemand Kontakt & Wissen zu diesen nicht mehr homogenen Gruppe! :-(((



    Ps. Wenn auf dem "Parteitag" die Funktionsträger ein "Textblatt nicht nur zum Lied" brauchen, kann das DEUTLICHER nicht gezeigt werden! :-(

  • Ich habe aus Hillbilly Elegy überhaupt nicht rausgelesen, dass die working class besonders reaktionär wäre, sie scheint mir eher als "politisch und moralisch verwahrlost" beschrieben. Da scheint mir schon die Motivation dahinterzustecken, aufgrund der späteren Karriere des Autors die Dinge passend zu machen.

    • @Meister Petz:

      "politisch und moralisch verwahrlost"

      Das erscheint gar nicht mal so abwegig. Jedenfalls liefert es für mich eine deutlich plausiblere Erklärung, warum immer mehr Menschen der Meinung sind, man müsse die Ukrainer für das eigene Wohlbefinden über die Klinge springen lassen, oder wieso immer mehr Menschen keinerlei Mitgefühl mehr für Menschen aus anderen Teilen dieser Erde empfinden können, die nicht so wohlhabend, komfortabel und sicher leben können wie wir.

  • Absolut richtige Analyse, wer AfD wählt wählt nicht „Protest“, sondern hat auch ein stramm rechtes Weltbild. Da Frage ist: warum wählen im Osten 30% der Wahlberechtigten diese Leute, während, während die gleichen Leute vor gut zehn Jahren Merkel, die NPD (okay, ein sehr kleiner Teil) oder gar nicht gewählt haben? Die Leute waren damals auch nicht anders drauf als heute, was hat die Wut, die Angst derart hochgetrieben?



    Darauf hat die akademische, auch die großstädtisch-liberale, Welt keine plausible Antwort, fehlt es doch offenbar an Empathie. Wer sich den unfassbaren Rotz, die Lügen, die offensichtlich in der Praxis untauglichen, moralisch völlig inakzeptablen “Vorschläge“ der AfD ansieht, der kann deren Wähler für doof oder schwer gestört halten.



    Über die Logik ist das Phänomen auch nicht zu packen, es geht über die Gefühlsebene, die AfD verspricht etwas, was die Leute möchten: den kleinen bescheidenen Wohlstand, ohne schlechtes Gewissen Verbrenner fahren, in Urlaub fliegen, Fleisch essen, Eine übersichtliche Welt, weiße Gesichter auf den Straßen, Weihnachten und kein Zuckerfest, wer hier ist richtet sich nach mir. Eine Illusion, ja, aber eine sehr mächtige.

    • @Bambus05:

      In all den besorgten liberalen und linken Analysen des Rechtsrucks ist es offensichtlich ein Ding der Unmöglichkeit, 30% der Bevölkerung "für doof oder schwer gestört zu halten" - es kann nicht sein, was nicht sein darf. Daher die langsam ins lächerliche gehende, verzweifelte Suche nach "vernünftigen" (optimalerweise der eigenen Agenda entsprechenden) Gründen, Faschisten zu wählen. Es kann nur am Sozialabbau liegen!

    • @Bambus05:

      In Ihren Augen ist das eine Illusion. In manchen Ländern hingegen (immer noch) Wirklichkeit, z.B. in Japan.

      Sind die Japaner jetzt auch alles Faschos, weil sie Einwanderung im größeren Stil negieren (und wenn, dann höchstens asiatische Menschen aus den Nachbarländern) und ihren Lebensstil sowie ihre Kultur weiterhin uneingeschränkt pflegen?

    • @Bambus05:

      Da Frage ist: warum wählen im Osten 30% der Wahlberechtigten diese Leute, während, während die gleichen Leute vor gut zehn Jahren Merkel, die NPD (okay, ein sehr kleiner Teil) oder gar nicht gewählt haben?

      Damals hatte sich für die wenigsten die Frage nach der Wahl einer anderen Partei als der CDU gestellt.



      Es gab im Osten wenig Zuzug von Ausländern und die CDU galt als konservativ bzgl der Einwanderungspolitik. Da war für die meisten alles i.O.



      Jetzt kann die CDU sich nicht mehr von den anderen Parteien beim Thema Einwanderung abheben und es bleibt die Afd.

    • @Bambus05:

      Sie fassen sogar schön zusammen, was das Problem ist, ohne dabei ihre eigene Ignoranz zu bemerken:



      Die Leute (die Wähler, das Volk) möchten etwas! Genau das ist es, was der politische Wille von 30% des Volkes, dem Souverän, ist.

      Wenn die gewählten Politiker diesen Willen des Volkes nicht mehr in die Parlamente bringen, wählt sich das Volk in einer funktionierenden Demokratie eben andere Politiker.

      Die gewählten Politiker müssten eben eine Politik machen, die auch diese 30%, oder zumindest 20-25% abholt.

      Die verbleibenden ~5%, das sind dann die Extremisten.

      Aktuell versuchen die Politiker aber dem Volk zu erklären, warum sein Wille falsch ist. Überspitzt gesagt will sich die Politik also ein anderes Volk wählen.

      • @Bernd Lauert:

        Hoffentlich ist es nicht Ihrerseits Ignoranz, wenn Sie hier vergessen aufzuzählen, WAS es denn nun ist, was die Leute möglicherweise wollen: Abbau demokratischer Institutionen nämlich beispielsweise, einen starken Mann an der Spitze, der nicht von Medien und Justiz gebremst wird, hartes Durchgreifen gegen Unerwünschtes und Unerwünschte, Menschenrechte egal. Was machen wir nun? Uns ganz demokratisch eine gewalttätige Diktatur wählen lassen?

      • @Bernd Lauert:

        Wieso bin ich jetzt ignorant? Im Übrigen sind die 30% alles andere als eine Mehrheit, zumal diese 30% jetzt auch nicht in Stein gemeißelt werden. Warum sollen diese 30% bestimmen wie es etwa in der Migration läuft, die Tyrannei der laut krakeeldenden Minderheit ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss.

        • @Bambus05:

          Solange diese 30 Prozent keinen Koalitionspartner finden, bestimmen sie rein gar nichts. Eben weil sie keine Mehrheit sind.

    • @Bambus05:

      Weihnachten und kein Lichterfest oder Winterfest

      • @Paul Anther:

        Das Zuckerfest finden diese Leute aber auch doof, und der Mohrenkopf soll weiter Mohrenkopf heißen und das Zigeunerschnitzel weiter Zigeunerschnitzel. Ich weiß ,ich weiß, da hängt wirklich alles von ab. Und wehe eine/r gendert oder sagt er oder sie weiß nicht ob wirklich zu 100% Mann oder Frau ist. Dann ist aber was los...

    • @Bambus05:

      "...während die gleichen Leute vor gut zehn Jahren Merkel, die NPD (okay, ein sehr kleiner Teil) oder gar nicht gewählt haben?"

      Da geht bei Ihnen die im Artikel kritisierte Mythenbildung doch schon los.

      "Die Leute" im Osten sind in ganz erheblichem Maß auch von der Linkspartei zur AfD gewechselt als diese immer westdeutsch-studentisch-migrantischer wurde. Und diese (ostdeutschen Rentner) wechseln jetzt zum BSW.

      Und diese "gleichen Leute" haben auch nicht die Merkel-CDU gewählt, sondern sich wegen der Merkelpolitik von der CDU abgewandt und begonnen AfD zu wählen.

      Ihr "stramm rechtes Weltbild" war z.B. offizielle Gesellschaftspolitik der DDR und wäre in den 1990er auch noch in der CDU/SPD mehrheitsfähig gewesen

      Alles sehr kompliziert, nicht wahr?

      • @Chris McZott:

        Wir haben es generell mit einer sehr konservativen Bevölkerung zu tun, nicht umsonst gibt es eine strukturelle Mehrheit für die Union, deutschlandweit. Also unterm Strich: geht alles viel zu schnell, wieso was ändern? Ist doch alles prima. Das Problem: der Rest der Welt ist vielleicht nicht so drauf und vielleicht auch nicht die nichtkonservativen Mitbürger.

        • @Bambus05:

          Und was ist die Schlussfolgerung? Wenn die "strukturelle Mehrheit" konservativ ist, dann sind die "Nichtkonservativen" im Umkehrschluss eine Minderheit, die sich Ihrer Meinung nach (entschuldigen Sie bitte, wenn ich es missverstanden haben sollte) aber durchsetzen soll/muss, weil es "der Lauf der Welt" ist? Damit ist also die Demokratie in aktueller Form hinfällig ... was kommt dann, eine Diktatur der progressiven Avantgarde, die über diese "strukturelle Mehrheit" gezwungenermaßen mit Gewalt drüberfährt? Da wären wir wieder bei Lenin...

        • @Bambus05:

          Und vielleicht noch zur Ergänzung: Der Rest der Welt mag nicht so drauf sein. Aber der Rest der Welt ist auch nicht das deutsche Volk. Allein letzteres wählt in Deutschland. Allein letzteres muss als Souverän die Politik in Deutschland bestimmen können.

        • @Bambus05:

          Ich denke in dieser Beziehung irren Sie sich. Der "Rest der Welt" ist teilweise viel konservativer.

  • Sehr gut. DANKE.