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Israel beim Eurovision Song ContestHurricane in Malmö

Jan Feddersen
Kommentar von Jan Feddersen

Bald singen Künst­le­r:in­nen beim ESC in Malmö. Die südschwedische Hafenstadt droht dabei zum Hotspot antiisraelischer Proteste zu werden.

Propalästinensische Demonstranten im April vor Malmös Stadthalle Foto: Johan Nilsson/ap

O lle Lönnaeus, politischer Kommentator und Analyst der Zeitung Sydsvenskan, des wichtigsten Blatts Schwedens jenseits der Hauptstadt Stockholm, prognostiziert aktuell dies für die nächsten knapp zwei Wochen in Malmö: „Judenhass, Krawalle und Terror.“ Gemeint ist damit, dass die südschwedische Hafenstadt der Hotspot der antiisraelischen Proteste werden wird.

Der Grund: Am 11. Mai, übernächsten Samstag, findet in deren Arena der Eurovision Song Contest statt, der größte Popwettbewerb der Welt – und weil Israel an ESCs wegen seiner Mitgliedschaft im Netzwerk öffentlich-rechtlicher Rundfunkhäuser der Eurovision seit 1973 teilnehmen darf, fokussiert sich das antiisraelische Netzwerk BDS (Boycott, Divestment and Sanctions) weltweit intensiv auf dieses Event.

Die Malmöer Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen freilich, so lässt sich die Aufmerksamkeit für ihre Stadt knapp zusammenfassen, sind verzweifelt: So hat man sich das nicht vorgestellt! In der Innenstadt bis zur Hallenarena nahe der Öresundbrücke alles geschmückt, auf Eurovisionstourismus getrimmt, sehr schmuck das alles, aber – am Ende will die Protestmeute nur einen Skalp, und das ist der der israelischen Sängerin Eden Golan, die am Dienstag ihre erste Bühnenprobe für ihren Auftritt absolviert.

Israelischer Geheimdienst vorort

Und was auch immer sich diese Chanteuse, Kind jüdisch-russischer Einwanderer, zu diesem Land im Norden ausgedacht haben mag: Sie wird es so gut wie nicht kennenlernen dürfen. Der israelische Geheimdienst Schin Bet hat die Stadt und ihre Sicherheitsvorkehrungen intensiv gecheckt, auch während der Malmöer Probentage wird die israelische Delegation umfassend Sonderschutz in Anspruch nehmen müssen.

Der deprimierend stimmende Clou: Eden Golan soll ihr Hotelzimmer während ihrer Tage in Schweden nicht verlassen, allzu prekär sei die Situation. International markiere Israel beim ESC die Chance auf Äußerungen des Hasses schlechthin, lokal ist Malmö ohnehin seit Jahrzehnten dafür bekannt, seinen jüdischen Bür­ge­r*in­nen kaum bis gar nicht Support zu geben – und das liegt auch, aber nicht allein an den muslimischen Einwanderern in Malmö, in deren Vierteln, etwa Rosengard am Stadtrand, sehr viele, gerade junge Männer sich schwerkriminellen Banden und Islamistenzirkeln angeschlossen haben.

Eine Israelis willkommen heißende Stadt, eine, die die spezifische Bedrohtheit von Jüdinnen und Juden überhaupt ernst nimmt, gibt es in Schweden ohnehin keine, Malmö wäre die allerletzte, die für dieses Prädikat geeignet wäre.

Offen ist auch, ob sich die israelische Delegation mit ihrer Sängerin an der Willkommensgala am kommenden Sonntag beteiligen wird: Allzu groß könnte nicht nur die Gefahr sein, dass Pro-Hamas-Demonstrationen für schlechte Bilder sorgen, sondern, so sagen Menschen aus dem Umfeld jüdischer Organisationen, es könne kaum riskiert werden, dass Malmö zu einem Ort des Massakers wie München bei den Olympischen Sommerspielen 1972 wird.

Damals überfiel ein Trupp palästinensischer Terroristen im olympischen Dorf das israelische Team und ermordete elf der vierzehn Sportler. (Dieses Attentat war im Übrigen der Grund für Israels TV-Sender, sich um eine ESC-Teilhabe zu bemühen: Israels Popkünstler wollten nach Europa, weil sie in ihren Nachbarschaften isoliert waren.)

Im Pop dämonisiert

Gut ist allerdings, dass Israels TV-Kette KAN sich nicht einschüchtern lässt. Israel wird teilnehmen, auch wenn das Lied ausgetauscht werden muss, statt „October Rain“ singt Eden Golan nun „Hurricane“. Aus einigen Ländern des ESC-Teilnehmerfelds gab es Aufrufe an die European Broadcasting Union (EBU) in Genf, der Zentrale der Eurovisionskette, Israel wegen seines Krieges gegen die Hamas vom Wettbewerb auszuschließen.

Auch ein Dutzend der Künstler*innen, kurioserweise einige, die sich als nonbinäre Personen verstehen und also im Gazastreifen kaum länger als zwei Sekunden ungedisst und ungehated blieben, auch der Schweizer Mitfavorit Nemo, gingen in die Knie und forderten „Waffenstillstand“, ohne den „7. Oktober“ auch nur zu erwähnen. Die EBU aber wies alle Forderungen zurück, denn der ESC sei – formal korrekt, aber konkret offenkundig absurd – nicht politisch.

Möglich, dass von diesem 68. ESC seit 1956 vor allem dies als Überlieferung übrig bleibt: Der intensive, streckenweise gelungene Versuch, Israel auch auf dem Feld des Pop zu dämonisieren – und viele aus einer Künstlerschar, die nach Drohungen in den Social Media wie so viele aktuell in den globalen Kulturszenen opportun das befolgen, was ihre Fans sagen.

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Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin,und des taz Talks, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders des Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan, aktuell auch noch Bayer-Leverkusen-affin. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
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69 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Kommentare, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Ungeheuerlich, ein Alptraum. Dass es diese Ausmaße von BDS und in der gesamten westlichen Welt geben würde - ich erinnere nur an die Diskussionen über Mbembe, BDS, documenta 15 vor kurzen - hatte ich mir nicht vorstellen können. „Judenhass, Krawalle und Terror.“



    Am Anfang stand historisch ja Schwedens Solidarität mit der anti-Apartheids-Bewegung in Südafrika. Eine solche Transformation vom Soweto 1976 zu Hamas We love your rockets, too."

  • "Die Täter von damals nannten sich Nationalsozialisten, ..."



    Aus meiner Sicht ist es bedeutungslos, ob und welchen Namen sich die handelnden Personen gaben oder wir ihnen geben. Die Täter auf "Nationalsozialisten" zu beschränken, finde ich verharmlosend.



    Außerdem verstellt es den Blick auf das, was vielleicht in manchen von uns oder unseren Mitmenschen auch heutzutage schlummert, weil "Nationalsozialist" ist ja so weit weg, hat nichts mit "uns" zu tun.

    "... trugen überwiegend Uniformen und waren alles andere als "normale" Bürger.""



    Des Weiteren bin ich tatsächlich der Meinung, dass das "ganz normale" Bürger waren und ich gehe auch nicht davon aus, dass alle Täter Uniform trugen. Es gab damals auch so etwas wie Mob, Trittbrettfahrer und Profiteure. Sie kamen meiner Meinung nach aus allen Bevölkerungsschichten und Berufen, hatten Familien und Kinder, waren Eltern und Großeltern, einen vermutlich durchschnittlichen Lebenslauf usw.



    Also, ich bleibe dabei, "ganz normale Leute".

    "... werden sie zu der Erkenntnis kommen, dass nicht alle weggeschaut haben und erst recht nicht fanden es alle "in Ordnung."



    Ja, es gab Widerstandskämpfer. Ebenso Menschen die versucht haben jüdische Mitbürger zu schützen.

    "Das ist eine sehr eindimensionale Betrachtungsweise die sie hier betreiben."

    Wenn Sie Zeit und Lust haben, zeigen Sie mir gerne die anderen Dimensionen auf.

    "Und die Parallelen die sie hier ständig zwischen '33 und heute ziehen sind ebenso wenig zutreffend wie unangebracht."

    Das sehe ich anders. Offiziell sind jüdische Menschen in Deutschland durch Gesetze geschützt, aber sie werden auch in Deutschland wieder verfolgt, ihre Gebetshäuser müssen unter Polizeischutz stehen, sie werden auf offener Straße, sofern sie als jüdische (nicht einmal israelisch, das sieht man ja nur in den Ausweisdokumenten) Bürger erkennbar sind, angespuckt, angegriffen, verfolgt, es gibt "Kauft-nicht-bei-Juden"-Initiativen (ich weiß, es wird heuzutage anders genannt) ...

    • @*Sabine*:

      Ich bin bei ganz vielem bei Ihnen, und es ist eine Schande, dass seit 1945 immer wieder v.a. Rechtsextreme Synagogen angriffen. Und die in Brownings Buch beschriebenen "ganz normalen" damaligen Deutschen sind bekannt.



      Das Aber?



      Gegen Besatzung darf man natürlich auch dann sein, wenn es Israel ist. Boykott von Produkten aus solchen Siedlerbetrieben ist ebenso legitim wie dazu aufzurufen.



      Das sollte man dann wohl auch mit Phosphat aus der Westsahara machen, aber Sie sehen den Punkt. Das wäre sonst eine historische Parallele zu viel.

      • @Janix:

        "Gegen Besatzung darf man natürlich auch dann sein, wenn es Israel ist. "

        Eben.

        Und es ist schon seit Jahrzehnten keine einfache Besetzung mehr. Ein großer Teil der jüdischen israelischen Bevölkerung hat Ländereien von Palästinensen illegal angeeignet und wird dabei vom israelischen Staat unterstützt.

        Israel ist als ganz Land angekommen, das wie jedes andere Land in der Welt, das Ungerechtigkeiten begeht, dafür kritisiert wird. Mit dem einen Unterschied vielleicht, das die jahrzehntelange Kritik am israelischen Kolonialismus rein gar nicht gefruchtet hat,.

        • @Rudolf Fissner:

          Ich trenne gedanklich, vermutlich im Gegensatz zu den meisten anderen Kommentatoren, Gaza, Westjordanland (Gebiete A, B, C) und Palästina voneinander. Weil ich der Ansicht bin, das Gesamtproblem ist so komplex, dass erst einmal Teillösungen für die einzelnen Probleme gesucht werden sollten, damit in dieser Region leichter Frieden geschaffen werden kann.

          Bei Gaza anzufangen erscheint/erschien mir am einfachsten. Wenn sich Gaza (auf Wunsch seiner Bürger) gut entwickelt, also sich nach dem Krieg vielleicht doch zu einer Art "Singapur oder Paris des Nahen Osten" oder einer islamischen Entsprechung entfaltet, dann strahlt das, meine Hoffnung, auf die anderen palästinensischen Gebiete aus und eröffnet auch dort Möglichkeiten des friedlichen und gedeihlichen Miteinanders.

          Mit Gaza als "normalem" Stadt-Staat, das seinen Nachbarn nicht ständig beschießt oder überfällt, kann, so ist meine Hoffnung, auch das Westjordanland kurz- bis mittelfristig befriedet werden ... vielleicht sogar dahingehend, dass jüdische und arabische Bürger nicht getrennt werden und Land zurückgegeben werden muss, sondern friedlich zusammenleben können. (Mit den 20% arabisch-stämmigen Menschen in Israel scheint das ja auch zu funktionieren.)

          Ich hoffe, Gaza entscheidet sich nach dem Krieg für einen anderen Weg als 2005.

        • @Rudolf Fissner:

          "...es ist schon seit Jahrzehnten keine einfache Besetzung mehr. Ein großer Teil der jüdischen israelischen Bevölkerung hat Ländereien von Palästinensen illegal angeeignet..."



          Ich frag mich immer noch, wo sich die jüdischen Landaneigner im Gaza-Streifen versteckt halten, so dass die Hamas sich gezwungen sah, stattdessen völlig andere Israelis (nicht nur Juden, nebenbei bemerkt) abzuschlachten.



          Rätsel der Welt.

  • Trennen wir Judentum und Israel sauberer, als es etwa Netanyahu gerne hätte.



    Zwar fällt es mir sehr schwer, einem ESC das Etikett "Kultur" verleihen. Doch sollte man wohl berechtigte Kritik an der Besatzungspolitik und Kriegsführung der israelischen Regierung doch erst mal bei der abladen und bei der Wirtschaft, wie bei Südafrika. Das "Graceland"-Album hat eher Gutes bewirkt.

    • @Janix:

      Nur wird das von vielen der sogenannten Kritikern*innen nicht gemacht oder es werden diejenigen ignoriert/wegegeredet die dies nicht tun.

      Zudem ist eine "saubere" Trennung von Israel und Judentum ist eben nicht möglich und wird in der Praxis der "Kritik" auch nicht gemacht, auch wenn sich das manche gerne herbeifantasieren.



      Das zeigt sich u.a im Bedrängen und Attackieren von jüdischen Mitbürger*innen oder in der Verwendung Antisemitischer Symbole, Metaphern und Narrativen usw.

      Hier wird die Kritik aber konkret bei einer einzelnen Künstler*in/Person bzw in der Kultur abgeladen und eben nicht bei der israelischen Regierung oder Wirtschaftsprodukten(aus den Siedlungsgebieten).

  • "Der intensive, streckenweise gelungene Versuch, Israel auch auf dem Feld des Pop zu dämonisieren – und viele aus einer Künstlerschar, die nach Drohungen in den Social Media wie so viele aktuell in den globalen Kulturszenen opportun das befolgen, was ihre Fans sagen."

    Ich bekomme eine immer bessere Vorstellung davon, wie das mitleid- und anteilnahmslose Töten von ca. sechs Millionen jüdischen Menschen, bei denen die Täter ja auch als "ganz normale" Bürger erschienen, bei uns ermöglicht wurde und alle wegschauten oder zustimmten oder das in Ordnung fanden.

    Frau Eden Golan ist Sängerin, es ist ihr Beruf zu singen, aber sie darf ihr Hotelzimmer in Malmö nicht verlassen, weil sie sonst vielleicht getötet wird ... von "ganz normalen" Menschen; einfach nur, weil Frau Golan die falsche Religion und/oder die falsche Staatsbürgerschaft hat.

    Was ich für absolut unmöglich und ausgeschlossen hielt, wird wieder möglich.

    • @*Sabine*:

      "bei denen die Täter ja auch als "ganz normale" Bürger erschienen.. "

      Die Täter von damals nannten sich Nationalsozialisten, trugen überwiegend Uniformen und waren alles andere als "normale" Bürger. Annähernd 80 Millionen deutsche Einwohner zu der Zeit sind nicht gleichbedeutend mit 80 Millionen Nationalsozialisten.

      Und wenn sie sich etwas intensiver mit den Hintergründen beschäftigen, werden sie zu der Erkenntnis kommen, dass nicht alle weggeschaut haben und erst recht nicht fanden es alle "in Ordnung."

      Das ist eine sehr eindimensionale Betrachtungsweise die sie hier betreiben. Und die Parallelen die sie hier ständig zwischen '33 und heute ziehen sind ebenso wenig zutreffend wie unangebracht.

      • @Sam Spade:

        Die Sorgen von @*Sabine* sind schon berechtigt. Die Täter von damals trugen Uniform, sie waren aber auch liebenswerte Söhne, Ehemänner und Familienväter, gingen im Zivilleben ganz normalen Berufen nach (ich bin hier wieder bei Eichmann und der “Banalität des Bösen” von Hannah Arendt).



        Das Erschreckende ist doch, dass die Tünche der Zivilisation so dünn ist, dass jederzeit und an jedem Ort ganz “normale” Menschen potentiell zu solchen schrecklichen Barbareien fähig sind.



        Davor die Augen zu verschließen, wäre fatal.

      • @Sam Spade:

        Die deutschen "Normalbürger" waren in der Nazizeit in ihrer ganz überwiegenden Mehrheit Anhänger des Regimes. Das weiß eigentlich jeder, der etwas älter ist und die Leute, die damals im Erwachsenenalter waren, noch kennengelernt hat. Natürlich gab es auch Nazigegner, aber das war eine Minderheit, die sich nicht offen äußern konnte, weil sie ständig Angst vor Denunziationen durch "Normalbürger" haben musste.

        • @Budzylein:

          Zwischen Anhänger und Täter liegt noch einiges dazwischen. Da wäre dann die Bezeichnung "das Volk der Täter" passender. Und das jeder Uniformträger auch ein Bürger ist versteht sich von selbst.

          Täter ist per Definition jemand der eine Straftat selbst begeht oder sich als unmittelbarer Täter zur Tatausführung als Tatwerkzeug eines anderen Menschen bedient.

          Und das waren nicht der Bäcker an der Ecke, der Metzger oder der Lokführer. Also ganz "normale Bürger" sondern SS, Gestapo, Wehrmachtsangehörige etc. in Uniform.

          Der deutschen Bevölkerung in dieser Zeit kann man alles mögliche Vorwerfen oder unterstellen, aber nicht das der "normale Bürger" der Täter gemäß obiger Definition war.

          Und dann wäre da noch der Unterschied zu klären zwischen Anhänger und Mitläufer. Muss aus Platzgründen leider entfallen, gibt es aber auch Studien en masse drüber.

          • @Sam Spade:

            “Und das waren nicht der Bäcker an der Ecke, der Metzger oder der Lokführer.”



            Doch, es waren die Lokführer, die die Deportationszüge nach Auschwitz fuhren und es waren Beamte in Zivilverwaltungen, die mit für den reibungslosen Ablauf dieser monströsen Vernichtungsmaschinerie sorgten.



            Es waren auch normale Wehrmachtsangehörige - nicht bloß die Männer der SS und der Sondereinsatzkommandos - , die an den barbarischen Verbrechen an der Ostfront und in deren Hinterland beteiligt waren. Und 1990 (!) noch mussten - im Zuge der damaligen Wehrmachtsausstellung - intensive Debatten über den Mythos der “sauberen” Wehrmacht geführt werden.



            Vor allem aber waren es unsere Väter und Großväter - denn wer unter uns kann schon für sich beanspruchen, dass sein Altvorderer den Widerstandskreisen gegen Hitler angehörte.



            Ich verstehe Ihre Argumente - nur glaube ich nicht, dass wir dem Thema mit einer rein juristischen Fachdebatte über die Definition von Täterschaft gerecht werden können.

            • @Abdurchdiemitte:

              Es ist eine Frage der Definition. Daher auch meine Ausführung hinsichtlich des Begriffes Täter. Die von ihnen aufgeführten Gruppen waren ins System eingebunden, dass ist etwas anderes als mit dem System verstrickt zu sein.

              Ihre Herangehensweise zu dem Thema erinnert mich an die Entnazifizierung der jungen Bundesrepublik, mit dem Unterschied das da der Umkehrschluss konsens war. Alle waren Opfer, keiner Täter und gewußt hat eh keiner was. Zu einer historische Aufarbeitung gehört es nuneinmal sorgfältig zu differenzieren.

    • @*Sabine*:

      "Ich bekomme eine immer bessere Vorstellung davon, wie das mitleid- und anteilnahmslose Töten von ca. sechs Millionen jüdischen Menschen, bei denen die Täter ja auch als "ganz normale" Bürger erschienen, bei uns ermöglicht wurde und alle wegschauten oder zustimmten oder das in Ordnung fanden."

      Wo und warm sehen sie den Zusammenhang zwischen der Bombardierung von unbeteiligten Zivilisten, tausenden Kindern, Frauen, Alte, Kinder, dem Verhungernlassen von Mensche und dem Holcaust?

      Ich halte ihren Vergleich für völlig daneben. Man kann das Vorgehen Israels nicht damit Vergleichen und man kann es ganz sicher auch nicht damit rechtfertigen.

      • @Rudolf Fissner:

        - Ups, falscher Knopf gedrückt, hier geht’s weiter:



        … gegenüber den Palästinensern meint, diese Kritik sei unzulässig - oder die Solidarität mit Israel müsse vorbehaltlos sein.



        Das ist nämlich genau die falsche „Lehre“, die aus der Shoa gezogen wird - richtiger wäre es, genau so für die Würde und das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser einzutreten, für Frieden und Sicherheit in Nahost. Sowie: KEINE deutschen Waffen an irgendeine der Konfliktparteien!!!



        Und nicht einer Kriminalisierung jeglicher Proteste und deren Denunziation als Antisemitismus das Wort zu reden.

        • @Abdurchdiemitte:

          100% richtig. Ihre Ausführung sollten eigentlich Allgemeingut sein. Die Lehre aus den verschiedenen Genoziden sollte es sein, die enrechtete Gruppe zu schützen und keine Kriege zu fördern.

        • @Abdurchdiemitte:

          Die Konsequenz aus dem Holocaust kann meiner Auffassung nach nicht Äquidistanz gegenüber beiden Seiten sein. Jedenfalls nicht, wenn das Ziel der einen Seite die Auslöschung des jüdischen Staates und seiner Bewohner ist. Da reicht es eben nicht, die historischen Verpflichtungen auf ein paar wohlklingende Formeln zu reduzieren. "Würde und Selbstbestimmungsrecht", Frieden und Sicherheit", schön und gut, aber das gilt doch wohl für den Rest der Welt und nicht exklusiv für Israelis und Palästinenser? Mit spezifischen Lehren aus dem Holocaust hat das aber nichts mehr zu tun, es sei denn, man möchte diese Lehren komplett banalisieren.

          Und machen Sie sich doch bitte ehrlich: "KEINE deutschen Waffen an irgendeine der Konfliktparteien". Soll irgendwie nach Neutralität klingen, aber meines Wissen erhalten weder die Hamas, der Islamische Dschihad, die PFLP, die Hisbollah, Syrien, der Iran oder wer sonst auch immer Israel vernichten will, deutsche Waffen. Was Sie tatsächlich meinen, ist doch: "KEINE Waffen an Israel". Mal ganz abgesehen vom pazifistischen Kinderglauben, ohne Waffen gäbe es keine Kriege: Wenn Israel sich nicht mehr verteidigen kann, dann wird es vernichtet. Und wir sollen dann dabei zuschauen? Das ist unsere Schlussfolgerung aus dem Holocaust?

          • @Schalamow:

            Es ist ja nicht der “pazifistische Kinderglauben”, der die Welt in die verzweifelte Lage gebracht hat, im der sie sich befindet. Mir kommt die aktuelle Debatte um die globalen Folgen von Militarisierung und Aufrüstung so vor, als ob ausgerechnet die Mahner, die Überbringer schlechter Nachrichten “hingerichtet” werden sollen, nämlich diejenigen, die vor dieser Entwicklung warnen, nicht diejenigen, die sie verursachen.



            Und was konkret den Konflikt in Nahost betrifft; wenn Sie mir unbedingt Äquidistanz vorwerfen wollen, dann in dem Sinne, dass ich nicht der Meinung bin, dass das ehemalige, für die Shoa verantwortliche Täterland noch durch Waffenlieferungen in die Region - auch nicht an Israel (!) - Öl lins Feuer gießen sollte.



            Das hatte doch immer mehr mit “Freikaufen von Schuld” als mit Verantwortungsübernahme gegenüber der eigenen Vergangenheit zu tun - und das lehne ich entschieden ab. Deutschland kann in diesem Konflikt eine andere Rolle spielen und diese Verantwortung wird außenpolitisch sträflich vernachlässigt. Man kann nicht vor der Weltgemeinschaft Israels Krieg in Gaza verurteilen und zur Mäßigung aufrufen, dann aber doch Waffen liefern. Oder wie die USA dann doch wieder vor der UNO zu einer Veto-Politik zurückkehren.



            Wie das zusammengehen soll, müssen Sie mir erklären.

        • @Abdurchdiemitte:

          Es gibt 195 Länder auf dieser Welt. Da müssen nicht gerade wir, die wir 2/3 der jüdischen Bevölkerung weltweit ausgelöscht haben, uns mit Kritik hervortun oder Israel sogar, indem wir keine Waffen liefern, im Stich lassen, was im schlimmsten Fall die Vernichtung Israels bedeuten würde.

          Und tatsächlich kann ich nicht nachvollziehen, was das Problem daran sein soll ganz deutlich zu kommunizieren, wir stehen in der Schuld jüdischer Menschen/Israels (siehe oben) und werden uns deshalb nicht auf der gegnerischen Seite positionieren, bitte wenden Sie sich an die anderen 194 Länder auf dieser Welt.

          Vermutlich bin ich wirklich ein schlichtes Gemüt, aber ich sehe das Problem einfach nicht. Gäbe es nur Israel, Deutschland und die Gaza-Hamas-palästinensische Seite auf dieser Welt, wäre das anders, aber außer uns gibt es noch 194 Länder, die sich auf der Gaza-Hamas-palästinensischen Seite positionieren können und das größtenteils ja auch tun. Aus meiner Sicht müssen die sechs Millionen von uns ermordeten jüdischen Menschen, die auf unserem/meinem Gewissen lasten, ausreichen.



          Vermutlich denke ich zu schlicht für linke Intellektuelle.

          Selbstverständlich kann man die jüdische/Israel-Seite kritisieren, aber nicht jetzt, wo sich das Land im (Mehrfronten-)Krieg mit einem Gegner befindet, der das Land und jegliches jüdische Leben (weltweit!) auslöschen will.

          Das Pogrom des 07.10.23 soll mehrfach wiederholt werden, das wurde von der gegnerischen Kriegspartei oft genug kommuniziert und ich persönlich ziehe es vor, dass dies von der jüdischen/Israel-Seite unterbunden wird.

      • @Rudolf Fissner:

        Nein, @“Sabines” Vergleich ist nicht “völlig daneben” - es werden nur die falschen Rückschlüsse gezogen, wenn man meint, mit Verweis auf die Shoa, das Existenzrecht Israels oder die besondere, historisch hergeleitete deutsche Verantwortung gegenüber den Juden und Israel argumentieren zu müssen, Kritik an der israelischen Politik gegenüber den pa lässt

      • @Rudolf Fissner:

        Es ging mir in meinem Kommentar nicht um den Gaza-Krieg.

        "Eden Golan soll ihr Hotelzimmer während ihrer Tage in Schweden nicht verlassen, allzu prekär sei die Situation."

        Es geht mir darum, dass sich niemand (auch hier?) daran zu stören scheint, dass eine Sängerin, die zu einem Sänger-Wettbewerb reist, ihr Hotelzimmer nicht verlassen soll, einfach nur weil sie jüdisch/israelisch ist. Sonst ist dieser jungen Frau vermutlich nichts vorzuwerfen; sie ist jüdisch/israelisch und nur deswegen besteht die Gefahr, dass sie getötet wird.

        Das einfach so hinzunehmen, werte ich als schleichenden Beginn von etwas Schlimmerem. Wir haben uns an die Polizeiautos vor Synagogen gewöhnt, aber im Prinzip hat es damit bereits begonnen.

        • @*Sabine*:

          @*Sabine*



          Das ist ja das perfide. Hinter "Israelkritik" getarnt, würden Teile der heutigen Linken wie früher daneben stehen und zuschauen, wenn Synagogen brennen.

          Jedenfalls solange sich das Ereignis aufgrund des Täterprofils nicht eindeutig im "Kampf gegen Rechts" instrumentalisieren lässt.

        • @*Sabine*:

          DANKE VIELMALS!

  • Ich bin erschreckt von dem Antisemitismus in Schweden. Man muss doch differenzieren zwischen: Rassistischen israelischen Siedlern, der Mehrheit in Israel, der isr. Regierung, den Pro-Israel Juden und den Pro-Frieden Juden in der Diaspora. Sie alle in einen Topf zu werfen ist verwerflich.

    • @Elias-Nathan Stern-Herrmann:

      Was sie schreiben ist ein guter Punkt. Ich erlebe auch häufig, dass die Irgun, welche mit Waffen von relevanten Gründungsteilen der IDFs bekämpft worden ist, zu den Bild allen israelischen stilisiert wird. Das ist wie die antisemitische Propaganda funktioniert. Kollektiv wird in Haft genommen, denn Antisemitismus ist das Gerücht über den Juden.

      • @KonservativBürgerlich:

        Das stimmt. Die Potestierenden in Malmö behaupten ja wohl auch, dass jeder Israeli indirekt für die Greultaten in Gaza durch die IDF verantwortlich sind, weil sie sich nicht gegen das Netanyahu Regime mit deren rechtsextremistischen Parteien stellen. Mitverantwortung sozusagen.

      • @KonservativBürgerlich:

        Das ist doch garnicht der springende Punkt in der historischen Betrachtung der Ereignisse um die Staatsgründung Israels, dass die von Irgun ausgehende Gewalt und der Terror in Israel selbst oder auch bei uns übermäßig Beachtung geschenkt wird. Das ist in der palästinensischen Rezeption der Ereignisse so, aber ansonsten findet doch eher eine Heroisierung der israelischen Taten statt.



        Selbst über den mörderischen Anschlag auf das King-David-Hotel wird großzügig hinweggegangen, handelte es sich bei den Opfern doch um Angehörige der britischen Mandatsmacht.



        Das festzustellen hat ja nichts mit Antisemitismus zu tun. Wir sind noch lange nicht an dem Punkt - und die israelische wie auch die palästinensische Gesellschaft erst recht nicht - den Schmerz der anderen anzuerkennen, der sich aus dieser Geschichte ergibt. DAS aber wäre notwendig, um zu Frieden, Gerechtigkeit und gegenseitiger Versöhnung zu kommen.

  • Hoffentlich ist dieses "Hurricane" ein unwiderstehlich gutes Lied, sodass sich alle schämen müssen, die Israel aus politischen Gründen keine Punkte geben werden! Warum nutzt man dieses Format nicht zur Entpolitisierung und Versöhnung?! Warum bemüht sich Palästina nicht um eine Teilnahme? Lasst Musik und Heiterkeit die Menschen verbinden!

    • @miri:

      Es gibt keinen Staat Palästina, zumindest keinen, der von allen Staaten der Erde anerkannt wird. Folglich kann es auch keine Teilnahme des Staates Palästina am ESC geben.

      @Fran Zose: Gaza ist nicht gleich Hamas. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass auch dort Menschen leben, die, gäbe es Frieden und Freiheit für sie, singen und tanzen würden.

    • @miri:

      Eine schöne Idee, nur für ich hat man bei der Hamas mit Musik und Heiterkeit grundsätzlich wenig am Hut. Passt schlecht zum mittelalterlichen Weltbild mit Geschlechtertrennung und selbstverständlich ohne LGBTQ.

  • Der Kommentar wurde entfernt. Bitte halten Sie sich an unsere Netiquette: taz.de/netiquette

    Die Kommune

  • Ich finde es gut, dass auch das israelische Team teilnehmen kann, das ja nicht aus Europa, sondern aus ASIEN kommt. Es zeigt die Weltoffenheit des ECS.

    • @Elias-Nathan Stern-Herrmann:

      Die Teilnahme beim ESC hängt nicht, und hing nie, vom Ort, sondern stets von der Mitgliedschaft in der EBU, sowie dem Besitz eines eigenen staatlichen Fernsehsenders, ab.

    • @Elias-Nathan Stern-Herrmann:

      Deshalb heißt er ja auch EUROVISION und nicht EUROPA Song Contest. Es sei auch an die Teilnehmer Russland (gut, derzeit grad nicht), Türkei und Australien erinnert.

      • @Encantado:

        … und Aserbaidschan! Weiß nicht, ob die noch dabei sind, habe mir den ESC seit Jahren nicht mehr angeschaut.

  • Antisemitismus hat viele Gesichter - und jedes ist hässlich.

  • Ein etwas kruder Meinungsartikel mit Skalpierungsphantasien. Der ESC ist nicht ganz so unpolitisch wie er sich gibt: zum Beispiel wurde Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine ausgeschlossen. Die Europäische Rundfunk-Union hätte Israel schon vor Jahren ausschließen können. Gründe für einen Ausschluss gibt es genug: die Annexion Jerusalems und der Golanhöhen oder die völkerrechtswidrige Besiedlung des Westjordanlandes. Auch bei einer scheinbar harmlosen Veranstaltung wie der des ESC zeigen sich die doppelten Standards des “Westens”: Die Expansionspolitik Russlands wird zu Recht als Verstoß gegen das Völkerrecht angeprangert, die Annexionspolitik Israels oder Marokkos (oder die Besetzung nordsyrischer Gebiete durch die Türkei) wird dagegen nicht als Grund angesehen, irgendwelche Konsequenzen zu ziehen.

    • @Kölner Norden:

      Haben Israel, Türkei, Marokko ihre Politik auch explizit als Auftakt einer imperialistischen Kampagne zur Herstellung einer Hegemonie über Europa angekündigt und dies mit atomaren Vernichtungsdrohungen untermauert?

      Oder anders herum: Warum gibt es im Nahen Osten eigentlich keine Boykottkampagnen gegen Russland?

    • @Kölner Norden:

      Man versucht wohl Leser eines großen Verlagshauses aus Hamburg zu gewinnen.

    • @Kölner Norden:

      "...Annexionspolitik ... Marokkos..."



      Marokko ist beim ESC? Seit wann?

      • @Encantado:

        Marokko hat nur einmal, nämlich 1980, beim ESC teilgenommen.

      • @Encantado:

        Marokko nahm bisher nur ein einziges Mal im Jahr 1980 teil, und wurde in dem Jahr Vorletzter. Die Sängerin hieß Samira Bensaïd und sie sang das Lied Bitakat hob (deutsche Übersetzung: Eine Nachricht der Liebe).

    • @Kölner Norden:

      Russland hat auch nach der Annexion der Krim noch teilnehmen dürfen am ESC, im nachhinein vielleicht ein Fehler. Das es jetzt ausgeschlossen wurde liegt daran, dass es einen Angriffskrieg führt. Wenn Sie hier unredlicher Weise versuchen Israel in die gleiche Ecke zustellen, dann verbreiten Sie schlicht eine Lüge: Die Hamas hat Israel angegriffen und nicht umgekehrt. Wenn man jetzt Israel ausschlösse, dann müsste man folgerichtig auch die Ukraine ausschließen. Soviel zu Ihrem Vorwurf der Doppelstandards. In Bezug darauf kann der Westen im übrigen viel von den arabischen Staaten lernen: Wenn Israel nach einer präzedenzlosen Terrorattacke gegen die Terroristen vorgeht, dann ist das Geschrei groß. Ansonsten interessieren die Palästinenser ihre arabischen Brüder allenfalls in wohlfeilen Sonntagsreden und wenn einer der ihren Machthaber sein eigenes Volk niedermetzelt wie in Syrien oder Sudan, dann übt man sich gerne in vornehmem Schweigen und hofft allenfalls heimlich darauf, dass der Westen es schon regeln wird.

      • @Fran Zose:

        Ich habe nicht behauptet, dass Israel die Hamas angegriffen hätte. Ich habe auch gar nicht über den jetzigen Krieg im Gazastreifen geschrieben, sondern über den grundlegenden Koflikt um das Land und über völkerrechtswidrige Annexionen.

    • @Kölner Norden:

      Die Ukraine ist ein friedliches Land das niemanden angegriffen hat. Das kann man von der Hamas nicht behaupten.

    • @Kölner Norden:

      Kann ihnen da nur voll und ganz zustimmen. Dieses alles über einen Kamm scheren und der Mangel an Differenzierung ist in diesem Konflikt überhaupt nicht hilfreich. Zudem ist es auch undifferenziert alle eventuell stattfindenden Proteste sofort als antiisraelisch abzustempeln, dies bedeutet dann eben auch, das Proteste die legitime Kritik an der israelischen Regierung üben israelfeindlich sind.



      Aber eine Aussage ist mir noch sehr unangenehm aufgefallen: "die sich als nonbinäre Personen verstehen und also im Gazastreifen kaum länger als zwei Sekunden ungedisst und ungehated blieben"(...). Nonbinäre Personen dürfen laut des Autors also nur für einen Waffenstillstand eintreten, für Menschenrechte, für das Einhalten des Völkerechts oder was auch immer, in Ländern die sie als nonbinäre Personen akzeptieren würden? Das impliziert ja ein Stück weit, das ich mich als nonbinäre Person für nichts interessieren darf und für nichts eintreten darf was über meine Geschlechtsidentität hinausgeht. Darf ich mich als Frau dann auch nur noch für irgendwelche Sachen in Ländern einsetzen in denen Frauen gleichberechtigt sind? Zumal sich der Autor eventuell mal in der rechtsextremen Koalition von Netanjahu umschauen sollte, die ja auch nicht gerade ein Beispiel von Toleranz sind was dieses Thema angeht. Natürlich sind die nicht mit Hamas zu vergleichen, aber so zu tun als wären alle Israelis dem Thema Geschlechtsidentitäten positiv eingestellt zeigt eben nur wieder eines: fehlende Differenzierung.

      • @Momo Bar:

        Es wird von Federsen nicht impliziert, dass Mensch als queere Person dass nicht darf, nur ist kurios dass sich mit Islamisten solidarisiert wird, deren Taten und deren Einfluss nicht erwähnt werden , obwohl die einen bei der nächsten Gelegenheit vom Dach werfen würden.



        Mensch könnte seine Kritik ja auch mit einer Kritik der Hamas verbinden, dass wird aber nicht gemacht.

        In Bezug auf Israel bleibt festzuhalten, dass die Queer Community da die Rechte, Privilegien einer Demokratie genießt, die mitnichten perfekt sind im Vergleich mit dem Rest der Region aber als fortschrittlich gelten können . Selbiges gilt auch für deren Akzeptanz in der israelischen Bevölkerung.

      • @Momo Bar:

        Nun bisher konnte man bei den Protesten keine große Differenzierung erkennen. In der Aussendarstellung wirken sie gegen Israel gerichtet und nicht einzig gegen die Regierung.

        Wenn die Proteste einzig gegen die Regierung gerichtet wären könnte man das klar kommunizieren und die Künstlerin bräuchte sich dann auch nicht mehr bedroht zu fühlen, sie singt ja nicht für die Regierung sondern für ihr Land.

        Von diesem Standpunkt aus sind ihre Argumente für mich leider nicht besonders überzeugend.

      • @Momo Bar:

        Mangel an Differenzierung gilt wohl eher für die "eventuell stattfindenden Proteste": Diese haben sich auf der ganzen Welt allzu bereitwillig von der Fraktion "From the river to the sea" kapern lassen. Die Proteste an US-Universitäten zeigen, wo leider wahrscheinlich auch in Europa die Reise geht.

  • Ich frage mich, was passieren würde, wenn die Sängerin ‚spontan‘ den Originaltext sänge? Man würde sie wohl kaum von der Bühne zerren. Schlimmstenfalls würde sie disqualifiziert. Es wäre auf jeden Fall ein starkes Statement.

    „Someone stole the moon tonight



    Took my light



    Everything is black and white



    Who’s the fool who told you



    Boys don’t cry

    Hours and hours and flowers



    Life is no game for the cowards



    Why does time go wild



    Every day I’m loosing my mind



    Holding on in this mysterious ride

    Dancing in the storm



    We got nothing to hide



    Take me home



    And leave the world behind



    And I promise you that never again



    I’m still wet from this october rain



    October Rain

    לא נשאר אוויר לנשום



    אין מקום



    אין אותי מיום ליום



    כולם ילדים טובים אחד אחד

    (There’s no air left to breathe



    There’s no space



    I’m gone day by day



    Everyone is good kids one by one)“

    • @Klabauta:

      "Ich frage mich, was passieren würde, wenn die Sängerin ‚spontan‘ den Originaltext sänge? Man würde sie wohl kaum von der Bühne zerren."

      Das würde sich erst zeigen, wenn sie es versuchen würde. Ob Israel für den Fall versteckte Militärs zur Sicherheit dabei hat? In der Stadt wären Antisemiten ja in der Überzahl

  • Eine israelische Künstlerin kann nur noch unter Polizeischutz auftreten - soviel zur Behauptung, BDS sei gewaltfrei. Dass der notorische Antisemit Roger Waters, mit dem BDS wirbt, selbstredend für den Malmö-Boykott ist, passt da perfekt ins Bild. Aber die notorischen BDS-Verharmloser wird auch das nicht stören.

  • "Antiisraelische Proteste....Antisemitismus...



    muslimische Einwanderer...schwer kriminelle Banden...."..die Aneinanderreihung dieser Keywords könnten auch dem Bayernkurier oder der BZ entstammen. Der Autor weiss genauso wie der Leser, dass es keine unpolitische Kunst gibt. Schon lange nicht in diesen Zeiten.

    • @Rinaldo:

      Mal ganz kurz ab vom ESC und Israel. Ich bezieh mich mal nur auf den Nebensatz, dass es keine unpolitische Kunst gäbe.



      Das wird zwar oft behauptet, ist aber per Definition vollkommen falsch.



      Kunst an sich, ist -im Gegensatz zu Design- erstmal völlig frei und unterliegt keinem äußeren Zweck oder Streben.



      Sie ist freie schöpferische Gestaltung, aus sich selbst wachsender Ausdruck von Intuition und Emotion. Erkenntnis oder Reflektion entstehen durch die Auseinandersetzung des Betrachters mit der dem Werk selbst.



      Künstler können zwar politische Themen verabeiten. Wenn diese aber zur bestimmenden Triebfeder der kreativen Arbeit werden und dem Publikum politische Werte vermitteln sollen, ist es eigentlich politisches Design. Und wenns ganz plakativ daherkommt einfach nur Propaganda.

      www.crafted.at/b/w...chen-kunst-design/

    • @Rinaldo:

      Nun, auch im Bayernkurier steht nicht kategorisch die Unwahrheit.

    • @Rinaldo:

      Keywords also.

      Ihre Keywords sind Bayernkurier, den es gar nicht mehr gibt und die BZ.

      Na schön, ist die Tagesschau genehm?

      www.tagesschau.de/...dengewalt-100.html

      Oder die FR?

      www.fr.de/panorama...smus-90051482.html

      Tante Tagesspiegel?

      www.tagesspiegel.d...aktiv-8626393.html

      Das hat nur ein paar Sekunden gedauert.

      Ach ja, darf man eigentlich sagen, dass Al Capone aus Italien stammte?

      Und noch ein Schmankerl aus der Jungle World, das ist so etwas Ähnliches wie der Bayernkurier:

      "In der gegenwärtigen Verwendung hat sich der Begriff erst in den letzten Jahren durchgesetzt. International ­jedoch ist er in Bezug auf kriminelle Strukturen relativ verbreitet. Aus meiner Sicht ist das nicht abwertend gemeint, sondern ein naheliegender Begriff, den man aus der Soziologie und Anthropologie für bestimmte Formen familienbasierter Kriminalität übernimmt."

      "Ich will das Rassismusproblem nicht kleinreden, aber es ist gefährlich zu ­sagen, der Diskurs sei per se rassistisch. Man ignoriert so bedeutende Probleme oder tabuisiert sie, so dass man sich nicht mehr vernünftig damit auseinandersetzen kann. Damit macht man das, was man verhindern will, und stärkt den rechten Diskurs darüber. Hier geht es um nicht legitimierte Machtstrukturen und ich wundere mich, warum das gerade von links in Abrede gestellt wird."

      www.jungle.world/a...te-machtstrukturen

      • @Jim Hawkins:

        Al Capone wurde in Brooklyn geboren. Er war Amerikaner und hat Italien nie bereist.

    • @Rinaldo:

      ""Antiisraelische Proteste....Antisemitismus... muslimische Einwanderer...schwer kriminelle Banden...."..die Aneinanderreihung dieser Keywords könnten auch dem Bayernkurier oder der BZ entstammen."



      Wichtig dabei ist: entspricht es den Tatsachen?



      Die Reizworte, die Ihnen da gerade aufstoßen - verweisen sie auf Nichtvorhandenes?



      Worte sind erstmal nur Worte.

    • @Rinaldo:

      "dieser Keywords könnten auch dem Bayernkurier oder der BZ entstammen. " Das mag so sein , aber was genau kritisieren sie jetzt inhaltlich ?

    • @Rinaldo:

      Wenn Kunst für Sie sie nie unpolitisch sein kann, warum sollte es dann Kriminalität sein?

  • Es ist einfach nur schlimm und beschämend was in Sachen Boykottaufrufen gegen Juden wieder möglich ist und die die dazu aufrufen tun es ohne Scham und wähnen sich als Kämpfer für eine gerechte Sache. Das ist so verrückt; wäre es nicht gleichzeitig so gefährlich müsste man lachen über so viel Absurdität.

    • @Fran Zose:

      Ja, ich schließe mich Ihrer Meinung an. Der einzige Trost, den ich finde ist, dass jüdische Menschen/Israel schon so lange verfolgt, angegriffen und vernichtet werden und werden sollen, dass es diese Menschen hoffentlich nicht mehr so kränkt und verletzt.

      Und, was mich wirklich sehr freut,, weil es auch von Überlebenswillen und "jetzt erst recht" zeugt:



      "Heute machen Juden ca. 0,2 % der Weltbevölkerung aus. 20% aller Nobelpreisträger sind Juden."

      D.h. für mich, dass in dem entsprechenden Komitee entweder keine Antisemiten vertreten sind oder die Leistungen der jüdischen Nobelpreisträger so herausragend sind, dass nicht einmal Antisemiten sie ihnen veweigern oder diese negieren können.

    • @Fran Zose:

      Gegen Israel.



      Nicht gegen Juden.



      Es wird nicht richtiger wenn man es ständig wiederholt.



      Interessant wäre, wie sich christliche oder muslimische Israelis dazu sagen.



      Oder kölsche Juden.

      • @Tz-B:

        Es wird auch nicht richtiger wenn Sie so tun als gäbe es die Gleichsetzung von Israel und Judentum nicht. Meinen Sie bei all den belegten Übergriffen in Bezirken wie Neukölln oder Wedding bei denen Menschen angegriffen wurden weil sie entweder jüdische Symbole getragen oder Hebräisch gesprochen haben hätten sich die Angreifer vorher versichert, dass es sich auch wirklich um Israelis handelt und nicht um Juden? Kommen Sie, so naiv können sie nicht sein und falls doch finde ich es erschreckend.

        • @Fran Zose:

          Auch die Angriffe auf jüdische Restaurants oder Läden richten sich gegen die jüdischen Inhaber und nicht gegen Israel.

  • Danke für diese ungeschminkte Bestandsaufnahme.



    Es ist erschreckend, und ich hoffe sehr, dass es nicht zum Äussersten kommt.



    Leider ist das Wasser auf die Mühlen der AfD, wenn man betrachtet, woher der Hass kommt.