Deutsche Bahn legt Gehaltsspanne offen: Lokführer verdienen bis 56.000 Euro
Die Deutsche Bahn zahlt ihren Lokführern nach eigenen Angaben im Jahr 45.000 Euro bis 56.000 Euro inklusive Zulagen. Die GDL dementiert das nicht.
![Streikende Lokführer mit Pfeiffen und grünen Westen Streikende Lokführer mit Pfeiffen und grünen Westen](https://taz.de/picture/6789438/14/34521174-1.jpeg)
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), die das Unternehmen in der aktuellen Tarifauseinandersetzung gerade bestreikt, dementierte die Zahlen der Bahn nicht. Die GDL verwies nur auf einen Tarifvertrag, der Grundgehälter und Zuschläge beziffert, jedoch nicht die tatsächliche Spanne des Gesamtgehalts. Die Zulagen machen einen erheblichen Teil des Einkommens aus.
Das obere Ende der Spanne liegt nur knapp unter der Höhe des durchschnittlichen Bruttojahresverdienstes von Vollzeitbeschäftigten im Jahr 2022 in der Gesamtwirtschaft: 56.334 Euro hat das Statistische Bundesamt errechnet. In diesem Durchschnitt sind AkademikerInnen ebenso enthalten wie ArbeiterInnen. Um Lokführer bei der DB zu werden, ist nach einem Hauptschulschluss eine 3-jährige Berufsausbildung nötig.
Mitarbeitende im Zugbegleitdienst, zum Beispiel KundenbetreuerInnen im Nahverkehr, ZugbetreuerInnen oder ZugchefInnen, verdienen laut Bahn 38.000 bis 53.000 Euro im Jahr. Auch das ist inklusive aller Zulagen, wie es sie beispielsweise für die Arbeit am Wochenende gibt. MitarbeiterInnen in der Bordgastronomie kommen demnach auf 35.000 bis 43.000 Euro inklusive der Zulagen. Die GDL ließ auf Anfrage der taz offen, wie viel diese Berufsgruppen ihren Daten zufolge insgesamt verdienen.
Mehr Lokführer als Zugbegleiter und Bordgastronomen
Sie wollte auch nicht die Frage beantworten, wie viele aktive Lokführer und Zugbegleiter sie vertritt. Deshalb bleibt unklar, ob es hauptsächlich LokführerInnen oder die schlechter bezahlten Berufsgruppen sind. Laut Bahn gibt es im Unternehmen allerdings mehr Lokführer (20.500) als Zugbegleiter (9.100) und Bordgastronomen (3.000).
Ein GDL-Sprecher schrieb der taz aber: „Der DB-Vorstand kassiert für unfassbare Schlechtleistungen schamlos Boni, die er sich mit der Erbringung völlig eisenbahnfremder ‚Leistungen‘ auf übelste Weise erschleicht.“ Allerdings fallen sie im Vergleich zum Gesamtumsatz kaum ins Gewicht: Die Vorstandsriege erhielt 2022 laut Geschäftsbericht zusammen 9 Millionen Euro inklusive aller Boni. Das sind 0,02 Prozent des Konzernumsatzes in Höhe von 56 Milliarden Euro.
Die den MitarbeiterInnen angebotenen Entgelterhöhungen würden unter Berücksichtigung der Laufzeit noch nicht einmal die Inflation decken, so die GDL weiter. „Man sollte einmal den Blick auf die Machenschaften der Manager richten, statt die Mitarbeiter anzugreifen, die unter vom Vorstand verursachten Mängel Tag und Nacht den Betrieb aufrechterhalten.“
Es sei absurd, dass in jüngster Zeit sogar der Klimaschutz gegen die Streiks in Stellung gebracht werde. „Hier beißt sich der Umweltschutz mit den berechtigten sozialen Forderungen. Doch nur wenn das Eisenbahnsystem durch die von der GDL angeregten und mit 18 Unternehmen abgeschlossenen Tarifverträge ertüchtigt wird, hat die klimafreundliche Schiene eine Zukunft“, erklärte die Gewerkschaft.
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