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Zugchef zum Bahnstreik„Die Stimmung ist am Boden“

René Bäselt verteidigt den mehrtägigen GDL-Streik. Er fordert die 35-Stunden-Woche – gerade wegen der gestiegenen Arbeitsbelastung.

Eine Zugbegleiterin bei der Abfertigung eines ICEs im Frankfurter Hauptbahnhof Foto: Schoening/picture alliance
Raoul Spada
Interview von Raoul Spada

taz: Herr Bäselt, die GDL fordert von der Deutschen Bahn mit Nachdruck eine 35-Stunden-Woche. Warum?

René Bäselt: Unsere Forderung ist berechtigt. Wir finden so kaum noch Nachwuchs. Dazu haben wir junge Leute, Mitte zwanzig, die nicht mehr durchhalten und mit Burn-out aussteigen. Teilweise arbeiten wir sechs Tage am Stück, dann machen wir einen Tag frei, dann geht’s wieder los. Im Schichtdienst mit bis zu 12 Stunden. Irgendwann hält der Körper das einfach nicht mehr aus.

Wie geht das mit dem Schichtdienst eigentlich, wenn der Zug mal Verspätung hat?

Laut Arbeitszeitgesetz dürfen wir nur bis zu 10 Stunden am Tag arbeiten, am Wochenende auch bis zu 12 Stunden. Bei Verspätungen kann so eine Schicht aber schon auch mal bis zu 14 Stunden lang werden.

Dementsprechend ist auch die Stimmung bei Ihnen?

Ja. Die Stimmung des Zugpersonals ist am Boden, komplett miserabel. Gerade jetzt, wenn sich der Vorstand Boni zuschustert und dabei seine selbst gesetzten Maßstäbe ignoriert: Fahrgastzufriedenheit, Pünktlichkeit … Das war ja alles nichts. Und der Bahnvorstand steckt sich dafür einfach 5 Millionen extra ein. In den jetzigen Verhandlungen wollen sie dann weiterhin auf 11 Prozent über 32 Monate hinaus. Wenn man das herunterrechnet, sind das nur 3,7 Prozent im Jahr – aber nicht bei der Inflation, die wir gerade haben. Und für das Jahr 2022 wurde mit der EVG sogar eine Nullrunde verhandelt.

Bei den jetzigen Verhandlungen geht es der GDL aber insbesondere um die Arbeitszeiten, oder?

Die Bahn sagt immer, dass wir die Viertagewoche fordern würden. Aber das stimmt gar nicht. Wir fordern eine Fünftagewoche und ­danach zwei Tage frei, so wie es für alle anderen im Büro auch geht. Sie hat Verhandlungsbereitschaft zu den Arbeitszeiten angekündigt, aber das, ohne über Lohnausgleich sprechen zu wollen. Das ist für uns nicht akzeptabel. Der Arbeitgeber geht damit gegen uns vor, und zwar nicht nur gegen die Gewerkschaft, sondern gegen­ die eigene Belegschaft. Man muss ja immer darüber nachdenken, wer hinter der Gewerkschaft steht. Das sind wir hier unten, die Mitarbeiter.

Hat sich die Arbeit an Bord in den letzten Jahren gewandelt?

Früher sind wir in festen Teams gefahren: neben den Bordgastronomen ein Zugchef, drei Zugbetreuer. Mittlerweile sind wir bloß noch zu zweit im Zug unterwegs oder selten auch zu dritt, wenn es mal gut läuft. Das alles in Zügen, in die zum Teil fast 1.000 Leute passen – mit nur noch zwei Verantwortlichen. Natürlich ist man dann gestresster, oft auch einfach überfordert.

Im Interview: René Bäselt

Jahrgang 1970, ist Zugchef im Fernverkehr der Deutschen Bahn und bei der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) aktiv.

Wie oft sind denn die Züge so voll?

Ob es bei uns im Fernverkehr so voll ist wie vor der Pandemie, das ist schwierig zu beurteilen. Aber die Preisgestaltung der Bahn hat zur Folge, dass die Züge auch unter der Woche schon voll sind, nicht nur von Freitag bis Sonntag. Ich weiß ja nicht, ob man Leute jeden Tag mit Super-Sparpreis für 17,50 Euro von Berlin nach München schicken muss …

Die Kunden, die profitieren, dürften das anders sehen …

Ja, aber die Züge müssen ja auch gewartet werden. Zum Teil müssen wir auf den Zügen selbst schon Hand anlegen und kleine Mängel selbst reparieren. Auch die Übergriffe auf Mitarbeiter nehmen immer noch zu. Mehr Arbeit und weniger Zeit. Das sind alles so Sachen, dazu macht sich erst mal niemand einen Kopf. Etwa, ob ich das Personal und die Züge habe für die großen Entscheidungen. Da müsste auch der Gesetzgeber mal sagen: Also, das geht so nicht! Aber wir sind wieder mal die Blitzableiter.

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47 Kommentare

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  • @MATT GEKACHELT

    "... Also mindestens 2/3 der Bevölkerung..."

    Cooler Trick. 2/3 der *parlamentarischen* Bevölkerung wollten Sie sagen.

    Durchschnittseinkommen über 120k/Jahr.

  • Man muss bei der Bahn einfach mal anerkennen, dass diese nicht rentabel betrieben werden kann, wenn sie ordentlich funktionieren soll.

    Mit dem Sparen hat man es ja bereits sehr weit getrieben und das Ergebnis ist ein absoluter Graus. Früher gab es an Bahnhöfen mal komfortable Wartehallen, kostenfreie Toiletten in sauberem Zustand, vernünftige Gastronomien, eine Gepäckaufgabe, funktionierende Abläufe... also all das was es auch heute noch an Flughäfen gibt. Warum das aufgegeben wurde ist mir ein Rätsel, so wie es jetzt ist beginnt der Graus vor der Bahnreise bei mir schon Stunden bevor ich überhaupt den Zug erreiche.

    Und dann ist da natürlich auch noch die eigentliche Fahrt, die Unzuverlässigkeit, das überlastete Personal, die Maroden und langsamen Strecken, fehlende Ausweichrouten,... es ist einfach nicht auszuhalten. Und schaut man dann in andere Länder, in denen die Bahn funktioniert dann merkt man ganz schnell, dass es nicht so sein muss. In Ländern wie der Schweiz wird relativ gesehen allerdings auch etwa dreimal so viel in die Bahn investiert. Diese Differenz bekommt man auch mit der besten Strategie nicht wegdividiert.

    Das was aus der Deutschen Bahn geworden ist ist ein Zeugnis politischen Versagens mit unglaublichen Ausmaßen und beteiligt haben sich daran alle relevanten Parteien. Erst kaputt sparen, dann das Deutschlandticket einführen, ohne vorab auch nur die notwendigen Sanierungen und Kapazitätserhöhungen geplant zu haben,... eigentlich bin ich immer recht optimistisch aber bei der Bahn sehe ich für die nächsten 5 bis 10 Jahre nur noch Schwarz.

  • Diese Herren tun so, als würde der öPNV nicht zur infrastrukturellen Daseinsvorsorge zählen, oder sie nutzen dies, um ihre persönlichen Interessen zulasten anderer besser durchsetzen zu können.



    Nicht umsonst waren ehemals die Bahnbediensteten Beamte, die nicht streiken durften, da dies zur funktionalen und existenziellen Daseinsvorsorge gehörte.

    Man muss sich doch nicht wundern, dass die Menschen unter diesen Verhältnissen nicht auf ein Auto verzichten können. Da dies bis 2070 nach Angaben der Bahn nicht besser wird, wird man auf Autos auch nicht verzichten können, und diese auch nicht abschaffen können, egal wie teuer man dies gestaltet.



    Normalbürger sind wie immer gezwungen dies alles zu bezahlen.

  • Man kann viel wünschen und das ist auch alles berechtigt. Aber im Kapitalismus muss sich alles auch rechnen und kostet 💰 und wir haben ja die "Schuldenbremse" sogar mit 2/3 Mehrheit in die Verfassung geschrieben. Also mindestens 2/3 der Bevölkerung will es nicht anders und glaubt an dieses selbstmörderische System!

  • taz: "René Bäselt verteidigt den mehrtägigen GDL-Streik. Er fordert die 35-Stunden-Woche – gerade wegen der gestiegenen Arbeitsbelastung."

    35-Stunden-Woche? So etwas geht natürlich nicht, denn dann könnten die Bahnmanager sich ja nicht noch zu ihrem hohen Gehalt auch noch „Fantasie“-Boni auszahlen. Die Bahnmanager - die seit Jahren nur Murks machen - bekommen ein Jahresgehalt von 2.000.000 Euro und der kleine Zugbegleiter oder der Lokführer (die für die Unfähigkeit des Bahnmanagements nichts können) bekommen den aufgestauten Frust der Bahnkunden ab. Mit so einem Bahnmanagement wird es natürlich auch mit der Mobilitätswende nichts werden. Weshalb ist die Deutsche Bahn (DB) eigentlich eine Aktiengesellschaft, obwohl sie doch zu 100 Prozent im Staatsbesitz ist und in erster Linie für die Bürger in diesem Land da sein sollte, aber sicherlich nicht für die Aktiengewinne einiger Aktionäre? Und weshalb bekommen Bahn-Manager bei der "DB-AG" ein Jahresgehalt von zwei Millionen Euro, obwohl die DB-Züge seit vielen Jahren nicht pünktlich ankommen und auch nicht pünktlich abfahren?

    Es schaut so aus, als ob man aus der Deutschen Bahn (DB) eine Aktiengesellschaft gemacht hat, damit unfähige "Führungskräfte" ordentlich viel Geld verdienen können. In was für einem Land leben wir eigentlich, wo die kleinen Arbeitnehmer verheizt werden und inkompetente Manager sich 'dumm und dämlich' verdienen?

    • @Ricky-13:

      Sehe ich auch so. Als die Bahn noch ein richtiger Staatsbetrieb war, bei dem Beamte arbeiteten und die Leitung keine Millionengehälter verdiente, fuhren die Züge zuverlässig und pünktlich. Hitze oder Schnee waren kein Problem, und Hindernisse wurden schnell beseitigt. Heute kommt alles schon viele Stunden lang zum Erliegen, wenn es mal friert oder ein Baum aufs Gleis fällt.

      Die Zeit der Beamten ist vorbei. Aber wenn die Bahn ihre notwendige Funktion erfüllen soll, braucht sie ausreichend qualifiziertes Personal, und das gewinnt man mit guten Arbeitsbedingungen für die Leute, die die Arbeit machen, und nicht mit 6stelligen Boni für Vorstände für die Erreichung irgendwelcher unsinnigen Ziele. Die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen, die u. a. bonifiziert wurde, ist keine wirkliche Managementleistung, dafür muss man nur Frauen auf solche Positionen setzen, und das kann jeder. Die einzige wesentliche Managementleistung wäre, dass der Laden läuft. Dafür bekommt der Vorstand allerdings schon sein Grundgehalt.

    • @Ricky-13:

      👍👍👍👍👍👍

  • @HEFRA1957

    Ich wünsche Ihnen einen besseren Job. Nein, in Akademia läuft es auch nicht gut.

    Aber Ihnen (als Wissenschaftler!) sollte klar sein, dass uns Solidarität eher weiterbringt als Fressneid.

  • Unterstützte den Arbeitskampf, aber er hat nicht ernsthaft gesagt, dass die Bahn zu billig sei, oder?

    • @brechtstange:

      Doch, hat er. Zu recht, wie ich finde. Provokant könnte man auch sagen, dass der Preis des Tickets zeigt, wieviel einem die Bahn wert ist.

    • @brechtstange:

      Bitte richtig lesen, es ging um die Supersparpreise, 17,50 € von Berlin nach München im ICE ist zu billig.

  • 4G
    48798 (Profil gelöscht)

    „Die Stimmung ist am Boden“

    Ja, allerdings auch bei den Kunden der DB.

    Das dieser Streik zeitgleich mit den Strassenblockaden des Bauernverbandes stattfindet, ist eine sicherlich kein Zufall und eine schäbige Geste gegen die eigene Kundschaft.

    Dafür habe ich als Bahnfahrer kein Verständnis mehr.

  • Ja - der Lokführer hat ja viel mehr Stress wenn der Zug voll ist! Da ist man nach einer üblichen Arbeitszeit total gestresst und kann seine Freizeit nicht mehr genießen.

    Leute, die Lage im ganzen Land ist derart prekär, dass jeder Abstriche machen muss. Aber man ist ja privilegiert und kann alle Forderungen durchsetzen! Ich habe im Gegensatz zu anderen Kommentatoren überhaupt kein Verständnis dafür, dass ihr die Nation zu euren Geiseln macht. Wer das befürwortet muss einfach alles, was die Nation runterbringt, gut heißen!

    • @fvaderno:

      Ich stimme Ihnen voll und ganz zu, nicht umsonst durften die Bahnangestellten früher (bevor die kritische Infrastruktur neoliberalisiert wurde und der Spekulation an den Börsen Preis gegeben wurde) auch nicht streiken, weil es hier um Nahversorgung, Daseinsvorsorge, kritische Infrastruktur und Mobilitätsversprechen geht.



      Gerade dies nun dazu zu benutzen, den egoistischen Interessen mehr Gewicht zu verleihen, ist schon unanständig (und ich nehme den Bahnvorstand davon nicht aus), v.a. den Menschen gegenüber, die auf die Bahn angewiesen sind, also die ärmeren oder Klatsch ambitionierteren Bvökerungsschichen!

    • @fvaderno:

      Ich warte jetzt schon sehr lange drauf, dass diejenigen, die Unternehmen besitzen, auch mal Abstriche machen. Scheint aber nicht zu passieren

    • @fvaderno:

      Sie haben schon mitbekommen, dass hier ein Zugbegleiter interviewt wurde?

      Und dass mit den Abstrichen, die "jeder" machen müsse ist ja wohl ein Witz. Ich würde, um in ihrem Bild zu bleiben, eher sagen, der Vorstand der Bahn nimmt mit seiner Gier und Unfähigkeit die Nation in Geiselhaft.

      • @Helmut Fuchs:

        ...sehe ich auch so, der Vorstand ist das Übel



        & überhaupt diese ganze Tendenz zum Neoliberalismus bringt uns noch alle auf die Straße...

  • Mitarbeiter im ÖPNV hier.

    Ganz offen und ehrlich: Ich presse die mir zustehende Kohle aus dem AG mittlerweile aus, wie das Energie-, Lebensmittel-, und Wohnungskonzerne auch mit mir machen. Und das ziemlich rücksichtslos. Ich kann verstehen, dass Kund:innen deswegen in keiner Weise begeistert sind, und ich finde schade, dass meinen Kolleg:innen und mir kein anderer Weg bleibt.

    Aber letztlich ist das Kapitalismus nur umgekehrt: Gute Arbeit, gutes Geld; genauso wie gute Produkte einen Preis haben. Erst, wenn die Verteilung von unten nach oben aufhört, können auch AN zu milderen Mitteln greifen. So einfach ist das.

  • bin vollsolidarisch - besonders für die forderung der 35-stundenwoche.



    vor 40 jahren organisierte ich zur 1. tarifrunde der igm mit der forderung nach 35-stundenwoche sog. bürgerkomitees zur unterstützung der igm aus der bevölkerung.



    das hat supergut geklappt. in der ganzen brd.



    wurde dann danach fortgesetzt (lief nicht automatisch, mußte ich wieder organisieren), bei weiteren igm-tarifrunden + tarifrunden anderer dgb-gewerkschaften.



    übrigens bekam ich dafür weder von igm noch von anderen gewerkschaften je 1 mark oder zumindest einen feuchten händedruck.



    die vostände waren ja dagegen. also gegen die 35-stundenwoche. aber das ist eine andere geschichte.



    vor jahr +tag machten einige peoples in HH am hauptbahnhof soli-aktionen, war ich auch mit bei.



    jetzt bin ich alt+krank + kann sowas nicht mehr organisieren.



    unsere enkel fechtens besser aus? - nö, banane.

  • "Er fordert die 35-Stunden-Woche – gerade wegen der gestiegenen Arbeitsbelastung."

    Gestiegene Arbeitsbelastung gibt es auch in der Kranken- und Altenpflege, bei Kitas, im Einzelhandel, dem Transportwesen, den Paketdiensten und vielen weiteren Berufen.



    Wenn jetzt alle die 35 Stunden Woche fordern wo eh schon erheblicher Personalmangel herrscht, dann kommen schlimme Zeiten auf uns zu.



    Dann bekommt man gar keinen Kita- oder Pflegeplatz mehr, Arzttermine dauern noch länger und Handwerker bekommt man gar nicht mehr zu sehen wenn man sie braucht.

    • @Rudi Hamm:

      ....weniger Arbeitszeit = mehr Zeit seine Kinder selber zu erziehen = mehr Zeit sich um die Pflegefälle in der Familie selber zu kümmern - weniger Arbeitszeit = weniger durch Stress durch Überlastung erkrankte Arbeitnehmer = mehr Kapazitäten bei den Ärzten = weniger Arbeitszeit = mehr Lebensqualität.



      Noch Fragen ?

    • @Rudi Hamm:

      Das wäre auch was für KI. Aber wie sollte susgechnet die Bahn als Quasimonopolist das hin bekommen? Und warum? Die Vorstände bereichern sich, egal wie der Laden läuft

    • @Rudi Hamm:

      Die Arbeitnehmer sollen also alles ausbaden und auf Lohnerhöhungen und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen verzichten? Wie im Artikel steht hat keiner mehr Lust auf diese Bedingungen wodurch der Nachwuchs fehlt. Wir müssen solidarisch sein und den Streik unterstützen, anstatt den Leuten in den Rücken zu fallen. Ansonsten ändert sich nichts.

    • @Rudi Hamm:

      Überlegen Sie mal, was passiert, wenn die Arbeitsbedingungen so mies sind, dass da niemand mehr arbeiten möchte. Na? Wer kriegt dann noch einen KiTa- oder Pflegeplatz? Wer kriegt nich einen Arzttermin oder einen Handwerker? Richtig! Die wenigen Leute, die dafür angemessen bezahlen wollen und können.

  • Die Lokführer sind zweifellos nicht die



    einzigen Schichtarbeiter auf der Welt,



    aber sie tun so, als wäre das eine



    Ausnahmesituation.

    • @Hubertus Behr:

      Nein, das tun sie nicht. Sie haben sich in einer starken, kämpferischen Gewerkschaft organisiert - sollte jeder Lohabhängige nach Möglichkeit tun - und kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen. Anders geht es nicht. Freiwillig gibt der Bahnvorstand nicht nach.

    • @Hubertus Behr:

      Nö. Sie sagen was kacke ist und wie sie es besser haben möchten. Dürfe alle anderen Schichtarbeiter:innen ja auch.

      • @LeSti:

        jenau. ;-)

  • Ich habe volles Verständnis für die Bahnmitarbeiter. Ich wünsche allen viel Erfolg.

  • Ich finde das Wort "Lohnausgleich" immer sehr missverständlich, wenn es bei Arbeitszeitreduktion verwendet wird. Die Leute arbeiten jetzt 40h und wollen auf 35h reduzieren. Die Bahn will also nur 35/40stel des bisherigen Lohns zahlen. Der Lohn wird also ausgeglichen, nämlich nach unten.

    Was die Angestelten eigentlich meinen ist "Arbeitszeitreduktion ohne Lohnausgleich" und damit eine einmalige Gehaltserhöhung um 14,29% (das kommt raus, wenn man für 5h weniger pro Woche den gleichen Lohn weiter bekommt). 14,29%! Das ist doch verrückt.

    • @Graustufen:

      Was ist daran "verrückt"? Die Wirtschaft hat doch auch kein Problem mit Preissteigerungen von weit mehr als 14%! Lebensmittel, Mieten, Strom, Gas...Da wird um weit mehr erhöht, als 14%.

      Warum sollen Arbeitnehmer immer verzichten oder sich mit Mini-Erhöhungen zufrieden geben, während sich die Reichen oben die Taschen füllen?

  • Also: Kunde hier. Auf die Bahn für Fernstrecken angewiesen, da führerscheinfrei.

    Liebes Bahnpersonal, liebe Lokführer*innen -- ich drücke Euch für den Streik die Daumen, und bin gerne bereit, auch Unannehmlichkeiten dafür in Kauf zu nehmen.

    • @tomás zerolo:

      Volle Zustimmung!

    • @tomás zerolo:

      Genau die richtige Einstellung.

      Deutschland ist schon fast so ein kaputtgespartes Land wie Großbritannien. Unter den Zuständen bei der Bahn und anderswo leiden alle, Fahrgäste und Personal.

      Nur die sich Boni für nichts genehmigenden Vorstände nicht. Wie ist das überhaupt möglich bei einem öffentlich (mit-)finanziertem Unternehmen?

      Nur wenn sich die Beschäftigten endlich massiv wehren, kann es besser werden.

  • Ich arbeite 28h an 5 Tagen...zumindest auf dem Papier. Tatsächlich sind es eher 50h. Und natürlich macht man mal kleine Reparaturen selbst...sonst dauert das ja Wochen und Monate, bis endlich einer kommt, um zwei Schrauben festzuziehen.



    Bin ich Lokführer oder sowas? Nein, Wissenschaftler in ungewollter Freizeit, weil der Staat kein Geld hat, um die Arbeit zu zahlen, die ich tatsächlich leiste...oder zumindest einen Teil davon.



    11% mehr Lohn für weniger Arbeit? Ja, träum weiter. Wie wäre es mit 10000€/Monat für 30min täglich? Weniger Arbeitszeit, weniger Geld. Wenn Dir drin Job nicht mehr gefällt oder der Stress zu groß wird...wechseln. Streiken ist Unsinn, wenn man absurde Forderungen stellt. Immer schön auf dem Teppich bleiben.

    • @Hefra1957:

      Wie kann das passieren? Selbstausbeutung? Spannender Job? Angst vorm Wechsel? Andere versuchen ihre Situation zu ändern. Dazu gehört halt auch der Arbeitskampf.

    • @Hefra1957:

      Man kann die eigene Tristesse viel besser aushalten wenn die anderen auch nicht meckern dürfen.

      Fassen Sie sich ein Herz - Sie sind es wert!

    • @Hefra1957:

      Machen Sie das auch im Schichtdienst?

      Sind Sie am Ende Ihrer Schicht auch immer häufiger nicht am geplanten Zielort?

      Werden Sie auch immer wieder in Nachtschichten stundenlang aufgehalten, weil immer häufiger Stellwerke Nachts nicht besetzt sind und Sie deswegen nicht weiterkommen?

      Sind Sie auch dauernd mit aggressiven Kunden konfrontiert, die die Unzuverlässigkeitshölle die Politik und das Management der Bahn angerührt haben nicht mehr geduldig ertragen und das bei permanenter Unterbesetzung und erratischen Schichtplänen?

      Für mich klingt das was Sie schrieben nach: Weil’s mir nicht gut geht, darf es anderen nicht besser gehen. Vielleicht sollten sich Wissenschaftsarbeitende halt auch mal besser organisieren – nach meiner Erfahrung funktioniert aber leider Teilen und Herrschen im Wissenschaftsbetrieb besonders gut.

      Und von wegen absurden Forderungen: Absurd ist m.E. die Haltung des Managements! Seit Jahren ist bekannt, dass Personal fehlen wird. Personalgewinnung wurde zu spät angeschoben. Die Lücke wird stetig größer. Und es gelingt der Bahn, dort wo Schicht gearbeitet wird, zu selten, gewonnenes Personal auch zu halten. Irgendwann sollte man auch im Management mal auf die Idee kommen, dass es dafür gute Gründe gibt. Geld ist das eine – die Arbeitsbedingungen sind das andere.

      • @Helmut Fuchs:

        Das sehe ich genauso wie Sie.

        Und auf ungerechte Zustände mit "Na und? Mir gehts doch auch schlecht" zu reagieren, hat noch nie etwas geändert.

        Der Wissenschaftsbetrieb in Deutschland ähnelt einem Hofstaat, wo die Untergebenen vor lauter Angst versuchen, die herrschende Person gegen andere Untergebene auszuspielen. Und gleichzeitig irgendwie einen Moment flüchtiger Gunst für sich zu erhaschen.

      • @Helmut Fuchs:

        Ihre Darstellung ist einseitig.

        Haben sie jemals erlebt, was man Alten- und Krankenpflegern im Schichtdienst zumutet, welchen Stress Kita-Mitarbeiterinnen haben, wie Handwerker sich die Knochen kaputt arbeiten?



        In den meisten Berufen ist die Arbeit kein Zuckerlecken, nicht nur bei den Lokführern.

        • @Rudi Hamm:

          Man kann einen Arbeitskampf nicht die Legitimation absprechen nur weil es in anderen Berufen auch nicht zum besten steht. Bei dem letzten Arbeitskampf der Erzieher würde sich auch in großen Teilen der Bevölkerung darüber aufgeregt. Anstatt Solidarität zu zeigen wird gemeckert. Politik und Kapital lachen sich eins ins Fäustchen.

        • @Rudi Hamm:

          Kein Wunder, wenn die Generation Z da keinen Bock drauf hat und lieber Jura, BWL oder Politikwissenschaft studiert oder irgendwas mit Medien oder Digitalisierung machen will. Aber Strom und Geld kann man nicht essen..

        • @Rudi Hamm:

          Ja. Habe ich.

          Meine Darstellung bezieht sich auf den Arbeitskampf der GDL, in dem Lokführer und andere Personale organisiert sind und ist eine Replik auf HEFRA1957.

          Und dass in anderen Branchen eine ähnlich hässliche Melange aus Arbeitsverdichtung und schlechten Arbeitsbedingungen gebraut wurde, heißt nicht, dass die GDL keinen Punkt hat.

          Warum ist es denn so schwierig Personal für die von Ihnen genannten Arbeiten zu finden?

          Warum ist es im Gegenteil so leicht, z.B. die Bürostühle im Bahntower (bzw. der aktuellen Ausweichquartiere) zu füllen?

          Die Schere zwischen "leichten" und "schweren" Jobs geht immer weiter auseinander.

  • Und welche Rolle spielt hier das 9 Euro und das 49 Euro Ticket? Wäre doch mal eine Frage wert gewesen.

    • @Gerald Müller:

      Das 49€-Ticket hat keinen Einfluss, da die Betreiber vom Staat ihre Einnahme Ausfälle voll erstattet bekommen.

      Verstehe solche Gedankengänge auch nicht, hier geht's um schlechte Arbeitsbedingungen und nicht um ÖPNV - Tickets.

    • @Gerald Müller:

      Im Fernverkehr spielen die beiden Tickets überhaupt keine Rolle.

    • @Gerald Müller:

      Das wird sich von den Auswirkungen her mit den Supersparpreisen des Fernverkehrs ähneln. Immer mehr Fahrgäste bei gleichbleibendem bzw. sinkendem Personalstand und rollendem Material. Kann das auf Dauer gutgehen ? Nein, das System fährt auf Verschleiss, man müsste jetzt den Bestand in beiden Bereichen aufstocken.



      Ist es wirtschaftlich sinnvoll einen Zug voll auszulasten und ihn bis zum Anschlag mit Fahrgästen zu füllen ? Selbstverständlich. Die Zeiten leerer Fernzüge und damit verbundener lockerer Schichten fürs Begleitpersonal ist nun mal vorbei.

      Ich als langjähriger Pendler im Nah- und Fernverkehr muss mit Hinblick auf die Situation beim ÖPNV allerdings sagen: Gut das ich da raus bin und meinen Arbeitsweg inzwischen mit dem Auto fahren kann. Diesen Stress tue ich mir nicht mehr an.