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Proteste bei SicherheitskonferenzFriedenswirrwarr in München

Wer ist die „Friedensbewegung“? Altgediente Anti-Siko-Protestierende geraten ins Hintertreffen, Pro-Ukraine-Demonstrant:innen auch. Rechte jubilieren.

Vor der Feldherrnhalle treffen die Anti-Siko- auf die Pro-Ukraine-Demonstrant:innen Foto: P. Beucker

München taz | Auf dem Königsplatz dröhnt am Samstagmittag Cat Stevens „Peace Train“, Marius Müller-Westernhagens „Freiheit“ und Nenas „99 Luftballons“ aus den Boxen. Dazwischen wechselt sich eine Kuhglockenkapelle aus der Schweiz mit einer bayerischen Trommeltruppe ab. An einem Stand gibt es Warnwesten mit der Aufschrift „Nein zur Impfpflicht“ und „Nehmt die Masken ab!“-Aufkleber.

Einen Fußweg von rund 15 Minuten von der Münchner Sicherheitskonferenz haben sich hier „Friedensfreund:innen“ ganz eigener Provenienz zusammengefunden. Denn organisiert hat das Event ein Bündnis von Gruppen aus der Corona-Leugner:innen- und der sogenannten Querdenken-Szene, die für sich inzwischen den Ukrainekrieg zum neuen Aktionsfeld auserkoren haben.

Klassizistisch umrahmt von der Glyptothek im Norden und der Antikensammlung im Süden wehen klassische Weiße-Taube-auf-blauem-Hintergrund-Friedens- neben Deutschlandfahnen. Nicht wenige Russlandfahnen sind ebenfalls zu sehen, ebenso „Ami go Home“-Transparente des Rechtsaußenmagazins Compact.

Zehntausende Menschen aus ganz Mitteleuropa, wie es Jürgen Todenhöfer angekündigt hatte, sind es zwar nicht geworden. Aber rund 10.000 dürften es schon sein, die sich die Reden des früheren CDU-Bundestagsabgeordneten und heutigen Kleinstparteigründers sowie Diether Dehm, dem Ex-Linken-Parlamentarier und Musikmillionär, anhören wollen.

Die Bühne, die vor der Propyläen aufgebaut ist, ziert ein Banner mit der Aufschrift „Macht Frieden!“. An wen sich das richtet, daran lassen sowohl Todenhöfer als auch Dehm keinen Zweifel. Denn für beide, wie auch für alle anderen auf dem Platz, ist klar, wer verantwortlich für den Ukraine-Krieg ist: die Nato im Allgemeinen und die USA im Besonderen.

Hetzrede gegen USA und Bundesregierung

Das Pentagon habe, so verkündet Dehm seine ganz spezielle Weltsicht, den Krieg „auf dem Rücken Europas“ mit Hilfe von „ukrainischen Killerbanden mit SS-Symbolen“ vorbereitet. Und die Bundesregierung habe als angeblich treuer Vasall der USA bei der Kriegsvorbereitung mitgeholfen: „Das Minsker Abkommen II des damaligen Außenministers Steinmeier entpuppte sich als reines Hinhaltemanöver der deutschen Regierung und der Nato, um den ukrainischen Nazifaschistenfreunden ihre Zeit zum Aufrüsten einzuräumen.“ Es ist eine Hetzrede.

Dehm gehört zum minoritären Wagenknecht-Lager in der Linkspartei, gegen ihn läuft ein Parteiausschlussverfahren. Hier in München wird er umjubelt. Das liegt auch daran, dass er nicht nur Putin verteidigt, sondern zielgruppenorientiert auch „die Freiheit, alternative Meinungen zu den Corona-Diktaten zu sagen“. Am Ende seiner Ausführungen fordert Dehm das Publikum auf, gemeinsam mit ihm sein neuestes Lied zu singen – und aus tausenden Kehlen erklingt: „Ami go home“. Das ist das, was alle hier verbindet.

Im Gegensatz zu ihm erwähnt der nachfolgende Todenhöfer in seiner knapp 40-minütigen Rede immerhin wenigstens an einer knappen Stelle wahrheitsgemäß, wer wen angegriffen hat. Allerdings nur mit einem Halbsatz, auf den sofort die Relativierung folgt, dass Russland ja provoziert worden sei. Auf Putin lässt hier niemand etwas kommen.

„Es ist ein sehr guter Auftakt für den Friedensfrühling in Deutschland“, schwärmt Compact-Chefredakteur Jürgen Elsässer in eine Kamera. Elsässer hatte zuvor bereits an einer kleinen AfD-Demo auf dem nahegelegenen Karl-Stützel-Platz teilgenommen und ist von dort weitergezogen. Nun freut sich Elsässer, dass er und seine extrem rechten Ka­me­ra­d:in­nen auch auf dem Königsplatz gern gesehen sind. Schließlich verstehen sich die Versammelten als „lagerübergreifend“, wie einer Veranstalter von der Bühne herab verkündet.

Die fehlende Abgrenzung nach Rechts ist der Grund, warum es diese Kundgebung überhaupt gibt. Denn ursprünglich hatten sich die Ver­an­stal­te­r:in­nen an der traditionellen Anti-Siko-Demonstration des linken Aktionsbündnisses gegen die Nato-Sicherheitskonferenz beteiligen wollen. Doch das lehnte dieses trotz ähnlich klingender Positionen in Sachen Ukraine-Krieg dankend ab. Mit Rechten marschieren wollten sie nicht.

Rund 19 Demonstrationen anlässlich der Sicherheitskonferenz

Den krassesten Gegensatz sowohl zu den Quer­den­ke­r:in­nen als auch den Anti-Siko-Aktivist:innen machte an diesem Samstag eine Kundgebung von Ukrai­ne­r:in­nen und deren Un­ter­stüt­ze­r:in­nen. Am frühen Nachmittag versammelten sie sich am Odeonsplatz vor der Feldherrnhalle, ganz zufällig in unmittelbarer Nähe des internationalen Pressezentrums der Münchner Sicherheitskonferenz. Und die Inszenierung der Soli-Demo ist perfekt, um den vielen Jour­na­lis­t:in­nen sendefähiges Material zu liefern.

Rund Tausend Menschen sind gekommen, die meisten mit Fahnen, Tüchern oder Mützen in den ukrainischen Landesfarben blau-gelb. Zu Beginn der Kundgebung singen sie gemeinsam die ukrainische Nationalhymne. Etliche Kinder halten Schilder mit der Aufschrift „Arm Ukraine Now“ in die Höhe. Es wird frenetisch gejubelt als ein ukrainischer Abgeordneter mit „Freedom, Freedom, Freedom“-Rufen die Menge anheizt – um schließlich damit zu enden: „Putin ist ein Killer. Er wird seinen Preis bezahlen.“

Während die deutsche Politik rumdruckst, wenn es darum geht, einen Sieg der Ukraine im Kampf gegen den Aggressor Putin klar zu benennen, ist die Lage für die De­mons­tran­t:in­nen an diesem Samstag eindeutig. „Ukrainische Armee + deutsche Waffen = Sieg für Ukraine“ heißt es auf Plakaten. Und sie werden nicht müde zu rufen „Danke Deutschland für deine Hilfe“. Es geht viel darum, nach einem Jahr Krieg zusammen zu stehen. Aber auch darum, die Solidarität der Weltöffentlichkeit aufrecht zu erhalten. Denn auch diese Sorge ist groß. Aufgetreten auf der Kundgebung sind zudem die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sowie der Grünen-Politiker Anton Hofreiter.

In Gesprächen mit einzelnen Teil­neh­me­r:in­nen ist immer wieder zu hören: Wie lange wird die Unterstützung andauern, wenn der Krieg noch Monate, wenn nicht Jahre dauert. „Ihr werdet bald vergessen, dass in der Ukraine Frauen vergewaltigt, Menschen gefoltert oder Kinder verschleppt werden“, sagt eine Frau mit dem traditionellen kranzförmigen ukrainischen Blumenschmuck auf dem Kopf. Auch deshalb ist sie heute nach München gekommen, um zu zeigen, dass der Krieg mit all seinen Grausamkeiten noch lange nicht vorbei ist.

Pro-Ukraine-Kundgebung auf dem Odeonsplatz: Schwarzer und Wagenknecht sind hier nicht gerade beliebt Foto: P. Beucker

Anti-Siko-Protest trifft auf Pro-Ukraine-Demo

Die ersten Redebeiträge sind gerade vorbei, als es auf einmal hitzig wird. Direkt an der Ukraine-Soli-Demo leitet die Polizei den Anti-Siko-Protestmarsch mit mehreren Hundert Menschen vorbei. Der Zug ist ein Sammelsurium der linken und friedensbewegten Szene. Pax Christi ist dabei, Ak­ti­vis­t:in­nen für ein freies Kurdistan, Gewerkschaften, die Linkspartei natürlich. Aber auch feministische und antifaschistische Organisationen unterschiedlichster Colour. Was sie eint, ist ihre Anti-Haltung zur Nato, sie sind per se gegen Waffenlieferungen, fordern Frieden jetzt und sofort – und vor allem Verhandlungen.

Obwohl die Pro-Ukraine-Aktivist:innen zahlenmäßig deutlich weniger sind, werden sie sofort laut und mitunter auch aggressiv, als die ersten Anti-Siko-Demonstrant:innen vorbei ziehen. „Lumpenpazifisten geht zu Putin“ und „Ihr unterstützt Terroristen“, dröhnt es den wütend linken Gruppen entgegen. Faschistenfreunde nennen sie sie. Aber auch die linken Ak­ti­vis­t:in­nen sind nicht nur freundlich. Eine junge Frau hat sich am Straßenrand mit einer ukrainischen Flagge in die Sonne gestellt.

Mitten aus dem Demo-Zug kommt ein Mann mit Schiebermütze auf sie zugerannt. „USA ist Nato. Nato ist Krieg“, schreit er die Frau an. „Wir wollen leben“, sagt sie. Dann reckt er noch die Faust und verschwindet schnaubend in der Menge des Protestmarsches. Getrennt durch Absperrgitter und viele Po­li­zis­t:in­nen bleibt bei der Begegnung im Großen und Ganzen alles friedlich.

Beide Gruppierungen wollen Frieden auf ihre Art und Weise. Zumindest formulieren dies etliche Menschen auf ihren Schildern. Nur eben mit entgegengesetzen Mitteln: Die Ukrainer und ihre Un­ter­stüt­ze­r:in­nen fordern schwere Waffen. Und die anderen? „Verhandlungen und humanitäre Hilfe“ sagt eine Lehrerin, die ihren Namen nicht nennen will. Auf der Anti-Siko-Demo trägt sie ein Schild mit einer Friedenstaube um den Hals, in der Hand hält sie eine Pace-Flagge. Auf die Bemerkung, dass es humanitäre Hilfe doch gebe und auch Verhandlungsansätze, entgegnet sie, dass man davon ja gar nichts hören würde. „Es geht hier doch nur um Waffen, mehr nicht.“

Keine laute Abgrenzung gegen rechts

Wenige Minuten später ist der Protestzug am Marienplatz angekommen. Die De­mons­tran­t:in­nen warten auf den langjährigen Organisator der Anti-Siko-Demo, Claus Schreer und natürlich die Hauptrednerin Sevim Dağdelen von der Linken. „Krieg darf kein Mittel sein“, sagt Schreer, fordert einen sofortigen Waffenstillstand, das Ende aller Waffenlieferungen, Schluss mit der Aufrüstung der Nato und die Rückkehr zu internationaler Zusammenarbeit. Der Jubel von der Menge, die die Polizei später auf rund 2.700 Personen beziffern wird, ist ihm sicher.

Dass parallel zur Anti-Siko-Demo fast 5 mal so viele Menschen an einem Protestzug mit ganz ähnlichen Forderungen – vor allem gegen die Nato und die USA – gespeist aus An­hän­ge­r:in­nen der Querdenker:innen-Szene und aus dem rechtsextremistischem Spektrum teilnahmen, will er nicht kommentieren. In Gesprächen bei den Anti-Siko-Leuten ist allerdings deutlich zu hören, wie „furchtbar“ das sei. „Zum Glück sind die ja nicht hier“, heißt es.

Und dann betritt der Star der Szene die Bühne: Die Linken-Bundestagsabgeordnete Sevim Dağdelen, die wie Dehm zum Wagenknecht-Lager zählt. Ihre Rede auf der Kundgebung ist quasi ein Heimspiel für sie. Die Sicherheitskonferenz hält sie für eine Kriegskonferenz, die Unterstützung für die Ukraine eher für Kriegspropaganda als glaubhaft, das ganze sowieso für einen Stellvertreterkrieg der USA gegen Russland. Denn: In Wahrheit geht es aus ihrer Sicht nicht um die Freiheit der Ukraine, sondern um deren autokratisch-nationalistischen Kampf gegen Russland.

Und auch die Bundesregierung geht sie mächtig an. Insbesondere Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. Sie und andere hätten gar kein Interesse daran den Krieg zu beenden, sondern „die gelangweilte Bourgeoisie hat Sehnsucht nach der Apokalypse.“ Es sind Sprüche, die ankommen.

Die De­mons­tran­t:in­nen – viele mit „Stop Ceta“-Buttons, mit Pace-Schals, Kirchentag und Ostermarsch erprobt, klatschen begeistert und rufen „Bravo, bravo“, wenn Baerbock und Co. bezichtigt werden, das Völkerrecht zu verraten und Russland eigentlich nur in einem Wirtschaftskrieg besiegen zu wollen. Von einer Verurteilung des russischen Angriffskriegs ist bei Dağdelen keine Rede.

Auf dem Königsplatz demonstriert die „Querdenken“-Szene gemeinsam mit Rechten für Russland Foto: P. Beucker

Sie nimmt sich den ukrainischen Vizeregierungschef Olexander Kubrakow vor. Der hatte am Freitagabend eine Zusage von den Verbündeten für die Lieferung von Streumunition und Phosphor-Brandwaffen gefordert. Zurecht hatte sein Wunsch nach völkerrechtlich geächtetem Kriegsgerät für Empörung und Aufregung gesorgt.

Während Außenministerin Baerbock am Samstag auf Nachfrage zu dieser Forderung eindeutig auf das Völkerrecht hinwies, suggeriert die Linken-Politikerin vor dem Anti-Siko-Publikum, dass die Bundesregierung zur Verteidigung der Ukraine zu allem bereit wäre. Im Publikum wird die Nachricht von der Streumunition-Forderung aufgefasst wie ein Offenbarungseid der Ampel-Koalition.

Sicherheitskonferenz geht am Sonntag zu Ende

Nach fast fünf Stunden neigt sich auch die Anti-Siko-Demo dem Ende zu. Geklebte Friedenstauben liegen am Boden, die Pace-Flaggen werden eingerollt. Die Ukrai­ne­r:in­nen und ihre Un­ter­stüt­ze­r:in­nen dagegen feiern sich geradezu am Odeonsplatz. Von schlechter Stimmung ist nichts spüren. Eher von starkem Zusammenhalt in furchtbaren Zeiten.

Die Münchner Sicherheitskonferenz geht am Sonntag zu Ende. Politische Ver­tre­te­r:in­nen aus rund 100 Staaten sowie internationale Si­cher­heits­ex­per­t:in­nen nahmen an der Konferenz teil. Wenige Tage vor dem Jahrestag des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine dominierte das Thema die gesamte Konferenz.

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32 Kommentare

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  • Sind die selbsternannten Linken wirklich so ahnungslos, dass sie nicht wissen, dass Putin im Westen Rechtsextremisten und die AfD unterstützt hat und Russland nichts mehr mit Sozialismus oder Antikapitalismus zu tun hat?

    Der alte Dualismus "Russland ist das Gegenteil der USA" gilt schon lang nicht mehr!

    Politisch ist das heutige Russland eine RECHTSpopulistische Autokratie, die (wie früher die USA) militärischen Imperialismus ohne Rücksicht betreibt.

    Also wie kann man "Links" sein und russischen Imperialismus und den rechten Unterdrückungsstaat von Putin OK finden?

    Kleiner Tipp: Intelligente Menschen können sowohl die USA als auch Russland kritisieren - ihr müsst also nicht zwangsläufig einem von beiden in den Arsch kriechen!

    • @tazzy:

      Das frage ich mich auch schon lange.

      Ich glaube hauptsächlich liegt das an dem westzentrischen Denken, nachdem alles nur eine Folge westlichen Handelns ist. Da nimmt Russland die Rolle eines Korrektivs wahr. Das ignoriert natürlich, dass China der Antagonist ist.

      Mögliche Erklärungen:



      - Trotz / gekränkte Eitelkeit...Die Europäer haben sich auf die Seite der Amis geschlagen und den "Realsozialismus" besiegt, dann sollen die jetzt zur Strafe auch waschechten Mafia-Kapitalismus aus Moskau kriegen

      - (Früh)demenz (Modrow z.B). Die klassischen Linke ist ja deutlich älter als der Durchschnitt. Da glauben einige wirklich, dass in Moskau der Sozialismus herrscht. Das sind die gleichen, die gerne vom deutschen Militarismus reden.

      - Überheblichkeit/Rassismus ggü. Russen: manche Linke scheinen echt zu glauben dass sie sich Russland als Objekt zur Herstellung revolutionsfreundlicher Bedingungen im Westen bedienen können. Eine echte Gefahr durch Moskau reaktionäre Ambitionen ("Internationale Rechte") sehen sie nicht. Völlig an den Machtverhältnissen vorbei

      - Migration/ ethno-demografischer Wandel. Die migrantische Linke, gerade aus dem Nahen Osten, hat die USA als unmittelbar bedrohlicher erlebt.

  • Nichts ist leichter, als sich über Demonstrierende lustig zu machen.

    Es gibt auch Nachdenklicheres, z. B. von Andreas Zumach (ist der eigentlich noch bei der taz?):



    "Es ist nur ein törichtes Missverständnis zu glauben, ‹Frieden schaffen ohne Waffen› hätte immer nur gemeint, in einer konkreten Situation, wo ein Konflikt bereits auf die Gewaltebene eskaliert ist und eine Seite Waffen einsetzt, zu sagen, wir setzen unsererseits keine Waffen ein.



    Ich bin alt genug, um mich daran zu erinnern, wie häufig bei früheren Gewaltkonflikten das auch über die jeweils andere Seite gesagt wurde. Das ging im Vietnamkrieg los. Bis sich in Washington diejenigen durchgesetzt haben, die gesagt haben, wir müssen mit den Kommunisten, die wir da angegriffen haben, verhandeln, hat es lange gebraucht. Weil es vorher hieß, mit denen kann man nicht verhandeln."

  • "die gelangweilte Bourgeoisie hat Sehnsucht nach der Apokalypse.“



    "USA ist Nato. Nato ist Krieg“



    Dieter Dehm, Jürgen Todenhöfer, Sevim Dağdelen . .



    "Ami go home"

    puuh . .



    ich muss mal wieder einen Zombiefilm gucken.

  • wollen wir oder wollen wir nicht ...

    uns eingestehen, daß wir auf eine ungeheuerliche konkursverschleppung zusteuern ?

    wir sind insolvent.



    massivst verspekuliert bei entspannungspolitik, handelspolitik, verteidigungspolitik.

    seit 2010, der münchener sicherheitskonferenz, in einer falschen blase gelebt.

    was bleibt uns übrig ?

    die ukraine der insolvenzmasse zuschreiben ?

    wir scheuen uns und investieren weiter und weiter.



    doch eine umkehr des großen knalls ist schwerlich zu glauben.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @adagiobarber:

      Putin ist nur ein Symptom. Die Krankheit der Welt heißt "US-amerikanischer Kapital-Imperialismus". Der kennt nur AfA, keine Insolvenz. [/sarkasmus off]

  • Frieden beruht auf Demokratie, Völkerrecht und fairen Handel. Das russische Reich hat das Völkerrecht gebrochen, stiftet weltweit Chaos, um die eigene Machtsphäre auszubauen und verwendet Gaslieferungen als Mittel der Unterwerfung. Das Ziel der NATO ist die Wiederherstellung der Souveränität eines sich zur Demokratie bekennenden Volkes gegen ein militaristisches Russland dessen Okkupation einem Genozid der Ukrainer ähnelt. Das Erreichen der Ziele würde die Friedensordnung stärken, da eine Demokratie geschützt, die Herrschaft des Völkerrechts durch Abschreckung gesichert, eine militaristische Macht entzaubert und ein Genozid verhindert würde. Siegt Putin, stehen wir vor einer neuen Weltordnung mit massiven Eskalationspotential: Eine junge Demokratie wäre militärisch vernichtet, das Völkerrecht untergraben zu Gunsten der Herrschaft durch nukleare Macht und Militarisierung würde sich als lohnend darstellen. Paradoxer Weise bedeutet die Bewaffnung der Ukrainer daher die internationale Rechtsordnung und Frieden zu schützen. Rechte aber haben natürlich ein Interesse Chaos und Anarchie zu stiften und ihrem Vorbild Putin in die Hände zu spielen.

    • @SK24 :

      dem Inhalt stimme ich zu, gehe aber davon aus, dass Sie im letzten Satz Anomie und nicht Anarchie meinen.



      Denn einen Herrscher wollen die Rechten schon ganz gerne einsetzen...

  • Habe ich jetzt gar nicht verstanden. Sind die Demonstranten jetzt für oder gegen Krieg oder war das nur ein Demo-Happening?

  • Keine Abgrenzung nach rechts? Ja, warum auch, wenn da gar keine Grenze ist. Was wir in München sehen ist keine Unordnung, sondern eine neue Ordnung. Es ist eine Klärung, darüber darf man sich sogar freuen, man muss nur die Konsequenzen ziehen.

    • @Benedikt Bräutigam:

      Exakt. Da wächst zusammen, was zusammengehört. Ich finds immer wieder erstaunlich, warum man sich bei jeder Gelegnheit neu wundert, dass da vermeintliche Gegensätze zusammen unterwegs sein. Antiwestliche Populisten sind das allesamt und keine politischen Gegner. Die Überschneidungen bei Themen wie Migration, Corona, Mnderheitenrechte, Ukraine sind doch offensichtlich. Wagenknecht wird regelmäßig von der AfD beklatscht. Dehm tritt auf Querdenker Demos auf. Elsäßer war früher auch ein Linker, jetzt ist er Rechtsextremist. Chrupalla hat seine Pazifistennatur entdeckt. Ewiggestrig, protektionistisch, autoritär. Nur in der Farbe der Fahnen unterscheiden die sich noch.

      • @Deep South:

        Also mein Freund. Ich bin gegen den sinnlosen Krieg und nicht rechts. Corona leuchtet mir als Arzt ein und die Afd sehe ich als neue Nazis. Wie passt das in ihr deutlich westlich isoliertes Gedankenbild?

        • @Christian Ziems:

          Ich hab dich ganz einfach nicht gemeint. Auch nicht Menschen, die sich gegen Krieg positionieren.



          Ich red von Leuten, die keine Probleme damit haben, sich mit den Köpfen der Rechten eine Bühne zu teilen, auf Corona Demos "Putin, Putin" brüllen, von "skurrilen" Minderheiten gnervt sind, die Wiederöffnung von NS2 fordern, ihren Pazifismus immer nur dann entdecken, wenn der Westen involviert ist. Genau die Zielgruppe, an der Leute wie Dehm und Wagenknecht bei jeder Gelegenheit herumbaggern.

  • Yo..die einzig geerdeten auf dieser Veranstaltung waren dann wohl die pro-Ukraine Demonstranten..

    Querdenker fand ich aus der Ferne betrachtet schon immer schreiend komisch..UnRechtsaußen Schwadronöre sind eh bloß Pappnasen..

    Nur dass sich jetzt auch noch die Linken unbedingt lächerlich machen wollen mit ihrer Neo-ewiggestrigkeits-Formel...

    Naja..is ja Karneval..

    hoch die Tassen ihr Pappnasen..

    • @Wunderwelt:

      "UnRechtsaußen Schwadronöre sind eh bloß Pappnasen.."



      Pappnasen deren Gewalt im Schnitt alle zwei Monate ein Todesopfer fordert, von Verletzten und Traumatisierten ebensowenig zu reden wie von einem Szenario in dem diese Pappnasen, die bereits heute in fast allen Parlamenten vertreten sind und in manchen Gegenden eine stabile Mehrheit haben, an die Macht gelangen sollten. Man sollte das ernst nehmen und nicht verharmlosen.



      www.amadeu-antonio...er-rechter-gewalt/

      • @Ingo Bernable:

        Uuuups...

        Also zur Klarstellung: inhaltlich sind das Pappnasen (den man nicht zuhören sollte).

        Dass deren Flügel Gewalttätig sind ist richtig.

        Also wie damit umgehen.?

        Sollen wir die Nazis jetzt ernst nehmen, weil sie gewalttätig sind..und ihnen deshalb zuhören.?? So verstehe ich ihre Worte..

        Die Strategie hat schon in den 30er funktioniert und aus irgendeinem Grund scheint der Trick auch heute noch zu funktionieren... auch bei klugen Menschen..

        Denn vielleicht ist es genau das was deren potentielle Wähler wollen: mit ihrem unterbelichteten Weltbild trotzdem ernst genommen werden..

        Denken Sie mal darüber nach..

        • @Wunderwelt:

          "Sollen wir die Nazis jetzt ernst nehmen, weil sie gewalttätig sind..und ihnen deshalb zuhören.?? So verstehe ich ihre Worte.."



          Ernst nehmen, bedeutet selbstverständlich nicht ihnen nachzugeben oder sich gar ihre Inhalte zu Eigen machen, das hatte ich als selbstverständlich vorausgesetzt. Ernst nehmen, heißt sie als Bedrohung ernst zu nehmen und entsprechend zu bekämpfen, so friedlich wie möglich, so entschlossen wie nötig.

  • Schön, da braucht man keinen Circus mehr

  • Sind alle Demonstrant/innen, die stets gegen die NATO demonstrieren vom Kreml bezahlt - Kostenstelle 4732 - oder nicht?



    Sind alle Befürworter der Ukrainischen Freiheit vom Pentagon bezahlt - Kostenstelle 0306 ?

    • @Land of plenty:

      Das ist das Problem beide Seiten handeln aus Überzeugung. Beide Seiten wollen Frieden, beide Seiten meinen auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen und beide Seiten meinen die Moral auf ihrer Seite zu haben.

  • "Friedensfreunde"



    Und se merken nicht, dass se für weit weniger regierungskritischen Inhalt in den von ihnen bewunderten Staaten schon längst für immer und ewig in irgendeinem "Ausbildungszentrum" verschwunden wären. Das "Manifest für den Frieden" ist also offiziell ein "Manifest für das ungehinderte Morden, Vergewaltigen etc russischer Soldaten in der Ukraine" geworden.



    Vielleicht haben se auch einfach ne Krankheit, die dazu führt, dass se immer NATO/USA und Russland miteinander verwechseln.

  • Wenn die kategorischen NATO-GegnerInnen diese handgemachten Plakate sehen "Zarenknecht, Schwarzer, Putin = Z", dann halten sie den Daumen hoch.



    Das heißt das Partisan Brain hat die Wahrnehmung der Welt vollständig eingeteilt in zwei Pole Freund und Feind.



    Ich erlebte das durchgängig bei den Gegenprotesten gegen die Pandemie-Eindämmungsgegner. Sie waren und sind unbeirrbar.



    Westen = Diktatur; Nordkorea = Freiheit.

    Es nehmen schon die meisten Leute wahr, dass es ein weltweites Agenda-Setting des Kreml gibt mit einer Aggression seiner Verbündeten: in Syrien wie in Mali und den falschen Beschuldigungen an den Westen.



    Diesen Massenmord-Herrschern zuzustimmen ("Aufhebung der Sanktionen", "Widerstand ist zwecklos") deute ich als Missgunst gegen das scheinbar erfolgreichere westliche "Modell", eine Kränkung über den Mißerfolg ihres Gegensystems.



    Nur eine sehr kleine Zahl von Menschen wollen eine ganz andere Welt aus transnationaler, antinationaler Unterstützung von unten gegen alle Herrschaft. Sie sind jetzt in München gar nicht präsent.

    • @Land of plenty:

      Demonstrationen richteten sich immer gegen die USA, aber nie gegen Moskau.



      Den Slogan "Waffen für El Salvador ist Selbstmord" gab es nie.



      Es gibt jedoch heute in Nicaragua genau solche Ausbürgerungen durch Diktator Ortega wie durch Ulbricht.



      Gerechtfertigt wird das z.B. auf amerika21.de



      Wenn solche Blockbildung als "Ost" und "West" eingeübt wird, dann verlangt das Gehirn nach Abschottung.



      Mit der Forderung "Assad soll herrschen" oder gegen die "Destabilisierung durch den Westen" - fordern diese Habituse den Tod der Demokratiebewegung in Syrien seit 2011.



      Dem imperialistischen Herrscher zuzujubeln spendet also ein großes Maß an Genugtuung wenn man so beleidigt ist, dass "die westliche Welt" besser funktioniert als die Diktaturen bei allen wesentlichen Vorgängen: Partizipation, Seucheneindämmung, Erdbebenhilfe, Kurskorrekturen, unabhängige Justiz...



      Umgekehrt versuchten sich SyrerInnen wie Ukrainer/innen in Selbstbehauptung und wundern sich über die Freiheitsgegner.

  • „die gelangweilte Bourgeoisie hat Sehnsucht nach der Apokalypse"

    Wer so etwas von sich gibt, hat sich aus jeder rationalen, demokratischen und sachlichen Debatte verabschiedet.

    Die Frau reproduziert eine paranoide Rhetorik gegen "die da oben", die sich vor lauter Dekadenz, wie Nero, eine Apokalypse herbeisehnen.

    Noch schlimmer ist die massive Präsenz von Nazis und Populisten.

    Das verheißt nichts Gutes für die "Friedensdemonstration" nächste Woche.

    • @Jim Hawkins:

      Nun waren die Rechten aber eben gerade nicht auf dieser Demo, wo Dagdelen über die Apokalypse sprach, sondern auf der anderen von Dehm und Todenhöfer. Die Demo nächste Woche ist in der Tat sehr problematisch. So viel Disziplin wie in München bei den Sikodemonstranten wäre toll, aber die Vorzeichen klingen leider tatsächlich anders.



      Toller Artikel übrigens, schildert das Durcheinander sehr anschaulich.

      • @Günter Picart:

        Also ist es kein Problem, wenn eine Politikerin der Partei Die Linke der Regierung dieses Landes unterstellt, sie hätte Sehnsucht nach der Apokalypse?

        Verstehen Sie die wahnhafte Irrationalität dieser Aussage?

        Anders gefragt, wie würden Sie diese Sehnsucht nach der Apokalypse, die ja etwas zutiefst irrationales, ja gestörtes ist, interpretieren?

        Ist die Regierung verrückt geworden, sollte man sie vielleicht entmündigen oder entmachten?

        • @Jim Hawkins:

          Also wenn sie mich fragen. Unsere Regierung vergisst den Klimawandel, stärkt den Arme-Reichen Konflikt und macht Krieg. Das sind jetzt nicht die besten Argumente für überlegtes Handeln, also hofft man fast. Den wenn das überlegt ist..... . Überspitzt verstehe ich die Formulierung mit der Sehnsucht nach der Apokalypse.

  • Die Frau auf dem Bild mit der Regenbogenfahne vor dem Natokriegsverbrecherplakat stößt mir besonders bitter auf. Weiß sie denn nicht wie Putin zu Fragen der Geschlechtervielfalt steht?

    • Pascal Beucker , Autor des Artikels, Inlandsredakteur
      @Suchender:

      Nun ja, wenn Sie genau hinschauen, können Sie erkennen, dass es sich um eine „andere“ Regenbogenfahne handelt: Die Bandiera della Pace ist seit 1961 das Symbol der italienischen Friedensbewegung und hat irgendwann ihren Weg nach Deutschland gefunden. Mit Geschlechtervielfalt hat sie also eher weniger zu tun.

      • @Pascal Beucker:

        Sehr geehrter Herr Beucker, Sie antworten an einer Stelle einer Demonstrantin, dass es Verhandlungsansätze gebe. Welche sind das? Das würde mich auch interessieren. Bisher habe ich keine diplomatischen Ansätze wahrgenommen, es würde mich aber etwas beruhigen, gäbe es diese.

        • @Walu:

          "Bisher habe ich keine diplomatischen Ansätze wahrgenommen"



          Sehen Sie, und das ist ein Offenbarungseid. Das kann nur heißen, dass Sie es nicht sehen wollen. Dann macht es wohl auch keinen Sinn, auf all die Besuche bei Putin in den Tagen vor Kriegsbeginn, die Treffen ukrainischer und russischer Unterhändler in Belarus (vor dem Bekanntwerden der Gräueltaten von Butscha), die Telefonate von Scholz und Macron usw usf hinzuweisen.



          Das passt dann wohl nicht in das Bild des kriegslüsternen Westens.

      • @Pascal Beucker:

        Okay, danke für die Rückmeldung, wieder was gelernt.:-)