Bundesweite Friedensbewegung: Weiter marschieren für Frieden

Die Ostermärsche sind im zweiten Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine. Gegen Unterwanderung von rechts versuchen sie sich abzugrenzen.

Teilnehmerin eines Ostermarsches trägt eine Flagge mit einer Friedenstaube

Teilnehmerin eines Ostermarsches in Stuttgart 2022 trägt eine Flagge mit einer Friedenstaube Foto: Christoph Schmidt/dpa

BERLIN taz | Zwischen Hoffen und Wünschen bewegen sich kurz vor Beginn der Ostermärsche die Vorstellungen der Mitorganisierenden in Berlin am 8. April. Damit dürfte es ihnen kaum anders gehen als den Initiativen in den mehr als 100 weiteren deutschen Städten, in denen dezentrale Aktionen der Friedensbewegung am langen Osterwochenende geplant sind.

Mit bundesweit „mehreren 10.000“ Teilnehmenden rechnet Kristian Golla, Sprecher des Netzwerks Friedenskooperative in Bonn. Die größten Aktionen soll es laut Golla in Hamburg, Frankfurt am Main, Stuttgart und Nürnberg geben. „Wir sind auf alles gefasst, auf viele und auf wenige“, sagte Laura von Wimmersperg von der Berliner Friedenskoordination am Dienstag bei einer Pressekonferenz. „Wir wollen, dass die Waffen so schnell wie möglich schweigen, und wir finden, dass die Regierung nicht unsere Interessen vertritt“, so von Wim­mers­perg.

Sie hoffe auf viele Teilnehmende. Unter dem Motto „Den Frieden gewinnen – nicht den Krieg“ soll im Stadtteil Wedding demonstriert werden. Traditionell werde der Berliner Ostermarsch nicht im Stadtzentrum, etwa am Brandenburger Tor, veranstaltet, sondern dort, „wo die Menschen leben“, berichtete Jutta Kausch-Henken von der Friedenskoordination Berlin. Sie wünsche sich mindestens so viele Teilnehmende wie im Vorjahr. Da seien rund 2.000 Menschen mitgelaufen.

Keine Abgrenzung von Sahra Wagenknecht

Michael Müller, Bundesvorsitzender der Naturfreunde, der beim Ostermarsch in Berlin sprechen soll, sagte, es bestehe die Möglichkeit, dass „die Ukraine in einem brutalen Stellungskrieg ausblutet“. Damit verwendete der frühere SPD-Bundestagsabgeordnete Müller ähnliche Worte wie Peter Brandt, Sohn des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt. Der Historiker hatte einen von zahlreichen SPD- und Gewerkschaftsmitgliedern unterzeichneten Aufruf verfasst, in dem er Bundeskanzler Olaf Scholz aufforderte, sich mehr für einen Waffenstillstand im Ukrainekrieg einzusetzen.

Müller forderte die deutsche Regierung dazu auf, große Länder wie China, Indien und Brasilien zu ermutigen, eine Rolle in einem Friedensprozess zwischen Russland und der Ukraine zu übernehmen. Lühr Henken vom Bundesausschuss Friedensratschlag kritisierte die Lieferung von Waffen aus Deutschland an die Ukraine. Er sagte: „Die Spirale der Eskalation wird weitergedreht.“ Henken befürchtet für die Zukunft, dass eine „Konfrontation in Europa viel stärker sein“ könne.

Von Rechtsextremen, die den Ostermarsch als Plattform nutzen könnten, distanziert sich die Initiative. Laura von Wimmersperg sprach von „Leuten“, „die in unserem Sinne mitdiskutieren“. „Wir grenzen uns nach rechts ab“, ergänzte ihre Mitstreiterin Kausch-Henken. Es gebe ein „Ordnerkonzept“, durch das verhindert werden soll, dass rechte Organisationen wie die Identitäre Bewegung oder die Querdenkenszene offen Flagge bei dem Ostermarsch zeigen könnten. „Völkisches Denken und Friedensbewegung schließen sich aus“, sagte Michael Müller.

Von der „Bewegung“ der Linken-Bundespolitikerin Sahra Wagenknecht, die gemeinsam mit Frauenrechtlerin Alice Schwarzer durch ihre umstrittene „Aufstand für Frieden“-Demo in die Schlagzeilen geriet, würde sich die Berliner Ostermarsch-Initiative dagegen bewusst nicht abgrenzen, sagte Laura von Wimmersperg. Als Rednerin hätte ihre Initiative Wagenknecht jedoch nicht angefragt. Die Linken-Bundestagsabgeordnete Zaklin Nastic soll beim Berliner Ostermarsch sprechen. „Die Linke ist die einzige Friedenspartei“, sagte Kausch-Henken.

Korrigiert am 5.04.2023 um 11:00 Uhr. Die Demonstration ist am 8. April, nicht am 9. wie es im Artikel zuvor fälschlich hieß. d. R.

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