Pläne zur Cannabis-Freigabe: Cann a bisl gefährlich sein
Die Ampel will Cannabis legalisieren. Doch die Pläne gehen zu weit, sie blenden Gefahren für junge und suchtgefährdete Menschen aus.
E inem Medienbericht zufolge arbeitet die Bundesregierung intensiv am Gesetz zur Cannabis-Legalisierung. Vorgesehen ist, dass Menschen ab 18 Jahren künftig nicht bestraft werden, wenn sie bis zu 20 Gramm Gras kaufen oder bei sich haben.
Für manche ist dieser Vorstoß, den Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schon letztes Jahr angekündigt hat, allerdings eine Zumutung und eine Gesundheitsgefährdung.
Denn: Cannabis kann abhängig machen – zumindest psychisch. Für suchtgefährdete Menschen kann eine Legalisierung bedeuten, dass sie sich weniger gut schützen können, auch weil sie häufiger mit der Droge konfrontiert würden. Ganz ähnlich, wie das bereits beim Alkohol der Fall ist. Während man bis dato die im Untergrund angesiedelte Kifferszene noch aktiv verlassen, also „aussteigen“ kann, wäre die Droge in Zukunft omnipräsent. Zudem kann Cannabis Psychosen auslösen. Das ist gut erforscht und stellt insbesondere für junge Menschen eine Gefahr dar.
Die Kritik an den Legalisierungsideen lässt sich nicht als konservative Rückwärtsgewandtheit abtun, ist sie doch auch Gegenstand aktueller Forschung: Führende deutsche Suchtgesellschaften fordern in einem Positionspapier sehr klare Reglementierungen und Vorgaben und warnen vor Gesundheitsfolgen.
Da sich das Gehirn noch bis zum 26. Lebensjahr in der Entwicklung befände, sei eine Cannabislegalisierung ab 18 potenziell gefährlich. So könne der Konsum zu einer Hirnreifungsstörung mit Auswirkungen auf kognitive Leistungen und zu einem erhöhten Risiko für die Entwicklung psychischer Erkrankungen führen sowie negativ auf das Immunsystem wirken. Nach gegenwärtigem Wissensstand solle die Altersgrenze nicht unter 21 Jahren liegen. Des Weiteren fordern die Expert*innen eine begrenzte Abgabe von Cannabis. Zumindest diese ist nun Teil des Entwurfs.
Im Zweifel sollte der Schutz Einzelner Vorrang haben. Genussaspekte und wirtschaftliche Vorteile wiegen die Nachteile einer völligen Legalisierung nicht auf. Eine Entkriminalisierung, also die Straffreiheit bei Besitz, oder eine Legalisierung ab frühestens 21 Jahren hingegen wären denkbare Konzepte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung
Serpil Temiz-Unvar
„Seine Angriffe werden weitergehen“