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Debatte ums 9-Euro-TicketUnbedingt verlängern

Marie Frank
Kommentar von Marie Frank

Der 9-Euro-Versuch hat zwar den Autoverkehr nicht deutlich eindämmen können. Das Ticket ist trotzdem ein Erfolg, denn es verschafft allen Mobilität.

Mobilität – eine Klassenfrage? Mit dem 9-Euro-Ticket durch Brandenburg Foto: Jürgen Ritter/imago

Was machst du denn hier, dich habe ich ja ewig nicht gesehen!“, ruft eine junge Frau ihrem Bekannten zu und die beiden umarmen sich innig. Die Antwort ist wenig überraschend: „9-Euro-Ticket“. Szenen wie diese aus Berlin sind keine Seltenheit. Immer mehr Leute sind dank des dreimonatigen ÖPNV-Rabatts unterwegs. Bundesweit besitzen rund 31 Millionen Menschen ein 9-Euro-Ticket.

Kein Wunder: Für umgerechnet 30 Cent pro Tag können sich nun auch Menschen mit wenig Geld einen Städtetrip oder Ausflug ins Grüne leisten. Dass die Zunahme des Bahnverkehrs bislang kaum auf Kosten anderer Verkehrsmittel wie des Autos stattfindet, tut dem Erfolg des 9-Euro-Tickets keinen Abbruch. Hier geht es um einen sozialpolitischen Fortschritt: In Zeiten explodierender Preise und stagnierender Löhne bleibt auch die breite Masse der Gesellschaft trotzdem mobil.

Mobilität ist schließlich noch immer eine Klassenfrage: Wer kein Auto hat und sich keine teuren Flüge oder Zugtickets leisten kann, musste bislang zu Hause bleiben. Reisen ist ein Privileg von Besserverdiener*innen. Profitieren von dem 9-Euro-Ticket dürften also vor allem arme und marginalisierte Menschen. Geflüchtete, die in einer Sammelunterkunft auf dem Land leben und nun ihre Freun­d*in­nen in der Stadt besuchen und sich dort Unterstützung holen können.

Obdachlose, die auf der Suche nach einem Schlafplatz quer durch die Stadt fahren müssen. Pendler*innen, denen nun mehr von ihrem geringen Einkommen bleibt. Familien, die ihre Verwandten in anderen Regionen des Landes besuchen können, ohne dafür ein Monatsgehalt zahlen zu müssen. Und nicht zuletzt: all die Menschen, die nun nicht mehr wegen Schwarzfahren im Gefängnis landen.

Das Auto muss von den Straßen verdrängt werden, keine Frage. Mit einer Verlängerung des 9-Euro-Tickets die Mobilität der armen Bevölkerungsschicht, zu der mittlerweile 13,8 Mil­lionen Menschen zählen, dauerhaft zu erhöhen steht dazu in keinem Widerspruch.

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Marie Frank
Leiterin taz.berlin
Leiterin taz Berlin und Redakteurin für soziale Bewegungen, Migration und soziale Gerechtigkeit. Hat politische Theorie studiert, ist aber mehr an der Praxis interessiert.
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30 Kommentare

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  • Ja. Ende der Debatte. Man muss nicht ständig das Schlechte im Guten suchen, um das Gute schlecht machen zu können.



    Das wusste schon Goethe. :)

  • Ich nutze seit Jahren die Kombi Fahrrad und ÖPNV, um auch längere Strecken zurückzulegen. Da mir diesen Sommer empfohlen wird, kein Fahrrad mitzunehmen, bin ich dieser Möglichkeit beraubt.



    Meine Begeisterung hält sich also in Grenzen, ich denke erstmal seit 20 Jahren wieder ernsthaft über ein Kfz nach...

  • Als langjähriger Besitzer eines ÖPNV-Tickets, bin ich viel mit dem ÖPNV unterwegs und dank des 9€-Tickets jetzt auch auf weiteren Strecken, wo vorher meist aus Kostengründen das Auto herhalten musste.



    Also, ich fahre jetzt noch weniger Auto als vor dem 9€-Ticket. Von vielen anderen bekomme ich mit, dass es ihnen ähnlich geht. Natürlich wird dieses Angebot auch zusätzlich genutzt, weil es günstig ist. Dies vielleicht sind das auch einige Schnäppchenjägern, doch der Großteil der neuen Fahrgäste kann sich in der Regel die normalen Fahrpreise nicht leisten! Was bedeutet, dass dies günstige Ticket einfach mal eine wirklich gute Sozialleistung ist, die es endlich auch Menschen mir geringen Einkommen und HarzIV-Empfänger ermöglicht kleine Reisen zu unternehmen. Es wird immer so sein, dass es Menschen gibt die Angebote in erster Linie zu ihrem Vorteil nutzen und andere die erst auf ihr Auto verzichten, wenn sie, aus welchem Grund auch immer, dazu gezwungen werden. Das sollte jedoch keine Begründung sein es den Menschen die es aus sozialen Gründen oder aus Umweltbewusstsein nutzen, diese Möglichkeit zu entziehen!



    Was bedeutet nicht das 9€-Ticket ist falsch, sondern den gut betuchten, sparsamen Autobesitzer fehlt das tiefere Verständnis. Vielleicht wäre es eine Lösung diese an der Finanzierung eines günstigen Nachfolgetickets stark zu beteiligen, z.B. über eine Sonderabgabe, Kfz-Steuer oder ähnlichem.



    Natürlich ist die aktuelle Situation nur ein Versuch, der uns zeigt es gibt noch viel zu tun um möglichst viele Menschen zu überzeugen. Mehr und besserer ÖPNV, teurere KFZ-Kosten sind nur ein paar Dinge die es zu ändern gilt. Doch die Abschaffung des 9€-Tickets wäre ein Rückschritt. Stattdessen sollte es in irgendeiner ähnlichen Form ein angepasstes, flächendeckendes, günstiges ÖPNV-Ticket geben.



    Mein Enkel ist gerade 8 Monate, und ich würde mir wünschen, dass er in seinem Leben nicht in absehbarer Zukunft mehr und mehr auf Dinge verzichten muss und sein Leben immer eingeschränk

  • Für Menschen, die sich Mobilität nicht leisten können, sollte das Ticket fortgeführt werden. Für Menschen, die bisher ausgeschlossen waren (und deshalb möglicherweise schwarz gefahren sind) ist das Ticket ein echter Gewinn und es gibt überhaupt keinen Grund, diese Menschen weiter auszuschliessen.

    Alle anderen Menschen sollten einen Preis zahlen, der zumindest zur Finanzierung des laufenden Unterhalts ausreicht.

    Dabei wäre es zu begrüßen, wenn ein Ticket deutschlandweit gilt und der Tarifdschungel beseitigt werden würde.

  • Was nutzt mir das schönste 9 Euro Ticket, wenn bei uns der Bus nur alle 2 Stunden fährt und am Sonntag gar nicht?

  • 6G
    656279 (Profil gelöscht)

    Wenn es gerade passte, dann haben wir den Schadstoffdiesel in den letzten Wochen schon mal stehen gelassen; nicht zuletzt auch um zu vergleichen, was wir an ihm haben.

    Mal kurz die Kinder/Enkel besuchen. Von Tür zu Tür mit dem Diesel 30 Minuten, mit dem Ticket (dreimal umsteigen) gut 90 Minuten.

    Wobei die hier vom RMV/VRN errechneten Umsteigezeiten schon knapp waren, einen Sprint vom Bahnhof zum Bus und das mit 70+ schon mal eingeschlossen. Und wenn der Sprint nicht reicht, dann können es - gerade am Wochenende - auch deutlich mehr als 90 Minuten werden; sagt mein Reiseplaner.

  • o.k., jetzt haben alle gelernt, dass es den ÖV gibt, also müssen jetzt die Parkgebühren erhöht werden, der Tankrabatt muss wieder weg und der öffentliche Verkehr muss massiv ausgebaut werden und zwar ganz schnell. Wissing, your job! Dann noch die Kilometerpauschale für das Radfahren erhöhen (gibt's in anderen Ländern ja auch ...), das Dienstwagenprivileg sukzessive einschränken ... man weiss ja gar nicht, bei welchen Fehlsteuerungen man aufhören soll.

    • @Albrecht Thomas:

      Die Steuerbefreiung beim Flugbenzin/Kerosin/schwerem Heizöl z.B. ist auch eine Fehlsteuerung die nicht unerwähnt bleiben sollte. Mit der Einführung von Steuern auf Flugbenzin/Kerosin/Marinedieselöl könnten ganz ganz viele Bahnstecken saniert/neu gebaut werden.

      Alternativ könnte natürlich auch ein 100 Mrd. Euro schweres "Sondervermögen Öffentliche Infrastruktur" aufgelegt werden. ;-)

      Müssen nur wollen... .

  • Für die hedonistische Meute, die unterbezahlt ist, ist das Neun-Euro-Ticket ein wahres Geschenk. Überzeugte Pkwler ignorieren das Ticket sowieso. ÖPNV mit Preisen wie im Kommunismus ist halt für die Masse.

  • Mobilität ist kein Wert an sich und als Immer- schon- Bahnfahrer kann ich gut auf meine neuen Mitreisenden verzichten. 9 Euro ist Quatsch, es hat überhaupt keine wirklichen Auswirkungen auf das Verhalten der Menschen. Das ist alles nur Ausflügelei. Es braucht viel mehr als eine Verbilligung des ÖPNV.

  • Mobilität für ALLE setzt nicht nur ein 9-Euro-Ticket voraus, sondern auch die Infrastruktur!



    Gruß vom Lande

  • ÖPNV bedingungslos kostenfrei für alle.

    ÖPNV massiv ausbauen. Höhere Frequenzen etc.

    Finanzierung über Straßenmaut und Steuern, direkt an die CO2-Emission gekoppelt sind.

    • @Phineas:

      Kostenfrei muss er nicht sein, ein 365€ Ticket, gerne auch monatlich bezahlbar/kündbar wäre schon ausreichend.



      Recht gebe ich Ihnen bei der Kfz-Besteuerung. Nicht der Besitz gehört besteuert, denn es ist schlicht für viele Menschen sinnvoll ein Auto für einige bestimmte Wege zu haben, bei denen ÖPV unpraktikabel/ineffizient ist, sondern die Benutzung. Sprit besteuern, Maut verlangen, Kfz-Steuer abschaffen. Wird aber nicht passieren. Der Staat hasst variable Einnahmen.

  • Das war mir der Kommentar in der gestrigen Ausgabe gegen das 9-€-Ticket besser begründet. Heute sind es ja nur Emotionen und keine Fakten.

  • Schön, dass das vielkritisierte Geschenk an die durch Preiserhöhungen betroffene Bevölkerung angenommen wird.



    Volkswirtschaftlich betrachtet dürfte klar sein, dass sich eine Weiterführung des Programms derzeit nicht finanzieren lässt.



    Da müssen krisenbedingt in nächster Zeit wohl noch einige Kühe vom Eis und finanziert werden.



    Was ich mir gut vorstellen könnte, wäre eine Neuauflage des Schöne Wochenende Tickets zu den ursprünglichen Bedingungen.



    Gab es ja schon zu DM Zeiten und umgerechnet sind 9 Euro da nah am Urspungspreis. Die Ursprünglichen Konditionen waren fahren im Nahverkehr an Samstag und Sonntag, mit 5 Personen auf einem Ticket.



    Fand ich super, es wurde viel genutzt und erfüllt das wozu das 9 Euro Ticket heute überwiegend genutzt wird.

    Ansonsten sind Investitionen in die Infrastruktur des ÖPNV wohl zufunftsweisender.

  • Ich halte den Vorschlag der Grünen, das 9€ Ticket zu einem 29€ Ticket zu verstetigen für absolut sinnvoll.

    Schon der momentane Hype um das 9€ Ticket zeigt wie groß das Potenzial (und der Wunsch) hin zu einer anderen Mobilität ist.

    Das 9€ Ticket ist nicht nur sozial und ökologisch sinnvoll. Es könnte bei konsequenter Weiterentwicklung des ÖPNV auch zum Startschuss für eine echte Mobilitätswende und der Anfang vom Ende des Autowahns werden...auch wenns da noch ein paar dicke Bretter zu bohren gibt...

    Und wenm sich irgendwann immer Autoprivatiers fragen, warum sie sich den "Arsch abarbeiten" für die Karre, obwohl sie es auch einfacher und bequemer haben könnten, dann kommt auch die Mobilitätswende endlich in Schwung.

    ...auf gehts...

  • "...denn es verschafft allen Mobilität." Wir wohnen im ländlichen Niedersachsen.



    Weit und breit kein öffentlicher Nahverkehr. 9€ Ticket? Wozu?

  • "Eine deutliche Mehrheit der Menschen in Deutschland befürwortet eine Verlängerung des 9-Euro-Tickets über den August hinaus. Bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa für „Bild am Sonntag“ gaben dies 70 Prozent der Befragten an. Dagegen waren 18 Prozent."



    rp-online.de/polit...erung_aid-71588873

    Das fordert die LINKE:



    "Das 9-Euro-Ticket sollte aus Sicht der Linken mindestens bis Jahresende verlängert werden"(ebd.)

    Anschließend:

    "Die Linken-Chefin schlug hierfür die Einführung eines 1-Euro-Tickets vor - also einer Tagesfahrkarte zum Preis von einem Euro. Damit bewegt sich der Vorschlag der Bundes-Linken auf dem gleichen Niveau wie das Modell der Berliner Grünen und Linken. Mittelfristig forderte Wissler sogar die kostenfreie Nutzung von Bus und Bahn im ÖPNV."



    www.merkur.de/poli...form-91661139.html

  • Doch warum nicht Autoverkehr eindämmen, indem Steuern fürs Autofahren massiv erhöht werden? Pendler auf dem Land könnten steuerlich entlastet werden. Dass hätte die erwünschte Lenkungswirkung.



    In Wahrheit ist es doch so: die meisten Deutschen, ob grün, schwarz oder gelb angehaucht, fahren auf Teufel komm raus mit dem Auto, weil es bequem ist und Spaß macht, und nicht, weil sie (bis auf die Pendler) es unbedingt müssen.



    Deshalb muss Autofahren unbequem und teurer werden und das aus Steuern zusätzlich gewonnene Geld muss sofort in den immer bequemer und besser werdenden kostenlosen ÖPNV investiert werden.



    Doch die jetzt in die Bahn und den ÖPNV investierten staatlichen Summen sind lächerlich, genauso lächerlich wie die Behauptung von Baerbock, beim Klimaschutz an der Seite der im Inselstaat Palau untergehenden Inselbewohner zu sein.



    Baerbock wäre an der Seite der Inselbewohner, wenn sie sofort machbaren massiven Klimaschutz (Tempo 100, Kilometerbegrenzung pro Autofahrer, höhere Kraftfahrzeugsteuern, etc.) im Verkehr einfordern würde und keine faulen Kompromisse mit der FDP in der Regierungskoalition machen würde. Angesichts des Elends, dass vielen Inselbewohnern droht.



    Aber die gern moralisch argumentierende Grüne zieht es vor, dem Teufel ihre Seele zu verkaufen, ist nicht einmal bereit, zu sagen, dass Deutschland bedrohte Inselbewohner im Ernstfall in Deutschland aufnehmen wird.



    Die Diskussion ums Neun-Euro-Ticket ist im Zusammenhang mit den vom Klima bedrohten Inselbewohnern im Inselstaat Palau deshalb eine Farce, dreht sie sich doch vor allem um unsere Bedürfnisse. Das war aus ökonomischen Gründen schon immer so, und wird erst enden, wenn sich Millionen Klimaflüchtlinge auf den Weg nach Europa machen.



    Der Teufel wird dann Minister Lindner im Porsche Targa einen Platz anbieten, damit Lindner in der Hölle beginnt, CO2 einzusparen. Doch für den Kirchensteuer vermeidenden Lindner sind Schuld und Sühne schon lange keine Kategorien mehr.

  • RS
    Ria Sauter

    Der Öffi sollte für Alle nutzbar sein!



    Für viel Unnützes ist Geld vorhanden. Es heisst doch immer D ist ein reiches Land.



    Endlich, endlich gibt es auch mal etwas für " die kleinen Leute im Land."

    • @Ria Sauter:

      leider nicht für die kleinen Leute VOM Land ...

  • "Bundesweit besitzen rund 31 Millionen Menschen ein 9-Euro-Ticket."

    Und hier kommen wir zum Problem bei Subventionen mit der Gießkanne.

    Ich hab auch ein 9 Euro Ticket, nicht das ich eins gekauft hätte, geschweige denn überhaupt in Deutschland wäre, aber ich habe ein Jobticket meines geschätzten Brötchengebers.

    Das wurde automatisch ein 9 Euro Ticket, die Bahn muss die Differenz an meinem Arbeitgeber zurückzahlen, der die natürlich behält, schwere Zeiten und so stand auf Yammer...

    Nun haben vor allem größere Unternehmen Jobtickets und denen geht es, aktuell zumindest noch, wie meinem Laden und unseren Kunden fabelhhaft. Und wir reden bei mehr als Zehntausend Arbeitnehmern über größere Beträge, die denen praktisch zu schenken ist meiner Meinung nach Stuß.

    • @Sven Günther:

      Werter Sven Günther. Ihre Sichtweise ist ein Luxusproblem und vernachlässigbar. Bei Leuten, die es sich schlichtweg ohne 9€-Ticket nicht leisten können, zu verreisen, kommt das bestimmt schlecht an.



      Ich verweise auch auf den Piraten 🏴‍☠️:



      " Licht und Schatten, ff", des weiteren auf Ihren Kommentar (zum Jahreswechsel?) zur Prämie für Hybridautos. Sinngemäss: "Ladekabel des Dienstwagens bleibt im Auto, ich hab ja die Firmentankkarte".



      Ebensolches Luxusproblem. Ein bisschen guter Wille hilft gewaltig, auch wenn's lästig ist.



      Ich hab mir deswegen kürzlich (ohne Prämie, weil Jahreswagen) meinen wohl letzten Dienstwagen als Plug-in gekauft. Lade ihn bei jedem Kunden (OK - jeden Tag in einem Autohaus). Er stinkt weniger, er verbraucht weniger und er kostet weniger (ich bin mein eigener Chef).



      Nichts für ungut...

      • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

        Das war auch kein Plädoyer, günstigen Bahnverkehr abzuschaffen. Dieses Gießkannenprinzip 9-Euro-Ticket halte ich aber für Unsinn.

        Aber da unsere Mittel begrenzt sind und die werden noch viel begrenzter, der Wohlstand Deutschlands beruht auf der industrieellen Basis und die wird einige harte Schläge einstecken, sollten wir staatliche Hilfe an Leute verteilen, die sie auch brauchen.

        Denn Sie haben völlig Recht, ich brauche kein 9-Euro-Ticket oder 300 EUR Energiegutschrift und ich kenne jede Menge denen es genauso geht.

        • @Sven Günther:

          Danke für's Feedback. Die Kritik an der Giesskanne habe ich schon verstanden, wobei der negative Nebeneffekt beim 9€-Ticket wohl deutlich geringer ist als beim hanebüchenen "Tankrabatt"!



          " ...staatliche Hilfe an Leute verteilen, die sie auch brauchen..." unterschreibe ich, ohne zu zögern!

    • @Sven Günther:

      Geht mir genau so.



      Ich profitiere mit dem automatisch abgesenkten Preis für mein Jobticket von einer Entlastung, die ich gar nicht benötige und im Bereich Mobilitätskosten, wo ich auch keine zusätzlichen Belastungen habe, denn ich habe kein Auto. Meine Mobilitätskosten sind auch mit regulären ÖPNV-Preisen unschlagbar niedrig.



      Systematisch ist das aber schon okay, denn warum soll ich mehr für ein Job-Ticket zahlen als ein schnäppchenjagender Kollege, der jetzt mal drei Monate für den Arbeitsweg seltener oder nicht das Auto nutzt und sich das 9€ Ticket zulegt.



      Das (unfreiwillig) gesparte Geld lasse ich dann lieber Familienmitgliedern und FreundInnen zukommen, die nicht so privilegiert sind oder gebe großzügigere Trinkgelder beim Friseur oder im Taxi.

    • @Sven Günther:

      Wie so oft gibt es auch hier Licht und Schatten.

      Im Contra-Thread schrieb ich über Nachbarn, die eher mit einem Plastiklöffel im Mund geboren wurden und nun reisen, was das Zeug hält.

      Allein deswegen ist das Ticket ein Ticket, zumindest zum kleinen Glück.

  • "Mobilität ist schließlich noch immer eine Klassenfrage: Wer kein Auto hat und sich keine teuren Flüge oder Zugtickets leisten kann, musste bislang zu Hause bleiben. Reisen ist ein Privileg von Besserverdiener*innen."



    Demnach müsste das 9€-Ticket auch für Flugreisen gelten, ebenso für das Reisen mit Privatjet und Superjacht. Wie soll es klappen den Planeten bewohnbar zu halten, wenn die Antwort auf die - völlig berechtigte - Klassenfrage immer nur noch mehr Konsum und Ressourcenverbrauch lautet?



    Für die wirklich drängenden Probleme von Obdachlosen oder Menschen die wegen Leistungserschleichung zu Haftstrafen verurteilt werden gibt es nun wirklich bessere Lösungen als ein 9€-Ticket. Für alle Anderen gilt, dass der Verbrauch fossiler Ressourcen und damit eben auch Mobilität reduziert werden muss.

    • RS
      Ria Sauter
      @Ingo Bernable:

      Flugtickets für 9 Euro? Das ist absurd, ebenso wie Ihre Argumentation.



      Es geht um Menschen mit wenig Geld und kleiner Rente.



      Diese sind schon froh, wenn sie kostengünstig von A nach B kommen. Zum Einkaufen, Freunde besuchen und kleine Ausflüge machen.



      Das geht jetzt wahrscheinlich nur 3 Monate für sie. Danach ist wieder Schluss. Wahrscheinlich dank Menschen, die so denken wie Sie.

    • @Ingo Bernable:

      Also hier starten Sie ja wirklich eine Scheindebatte. An keiner Stelle des Artikels wurde eine flächendeckende Versorgung mit Superyachten und Privatjets gefordert. Im Gegenteil, es ist ein eindeutiger Apell für soziale UND nachhaltige Mobilität.



      Das Vorliegen der ebenfalls von Ihnen angesprochenen, drängenden Probleme der Ärmsten und Schwächsten unserer Gesellschaft sind natürlich geradezu grotesk in einer der stärksten Volkswirtschaften der Welt. Dennoch ist der Verweis darauf im Zusammenhang mit Mobilität billigster whataboutism. Niemand versucht, das 9-Euro-Ticket als die Patentlösung für alle Probleme unserer Zeit darzustellen. Aber es löst zumindest ein Problem.