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Vom Kult des Sieges zum Kult des KriegesPutin ist der zweite Stalin

Der Kremlchef hat eine neue Ideologie für Russland im 21. Jahrhundert geschaffen. Sein Kampf gegen den Faschismus ist scheinheilig – wie alles, was er tut.

Der Kremlchef lässt nur die Meinung zu, dass Russland großartig ist Illustration: Katja Gendikova

Die Novaya Gazeta musste nach Attacken und Zensur Russland verlassen. Auf Initiative der taz Panter Stiftung und aus Solidarität hat die taz der Novaya Gazeta Europe am 9. Mai 2022 Platz für Texte – plus Übersetzungen – in Form einer Beilage zur Print-Ausgabe der taz zur Verfügung gestellt, damit das Team seine Arbeit fortsetzen konnte. Alle Artikel der Beilage haben wir auch online veröffentlicht. Die Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der taz-Redaktion wieder. Auf diesen konkreten Text von Julia Latynina erschien in der taz eine Replik von Stefan Reinecke.

In Putins Russland ist in den vergangenen 20 Jahren ein regelrechter Kult um den 9. Mai, den „Tag des Sieges“ entstanden. Dieser Kult hat mit der realen Geschichte des Zweiten Weltkrieges nichts zu tun. Dieser Kult lässt sich wie folgt zusammenfassen: Das russische Volk ist Jesus Christus, der sich für die ganze Menschheit geopfert und die Welt von den Schrecken des Nazismus befreit hat. Doch die undankbare Welt – Amerikaner, Briten, Polen, Esten, Ukrainer und andere – erkennt dieses Opfer nicht an und will sich dem russischen Volk nicht beugen. Deshalb müssen alle bestraft werden.

Diese zentrale Position des Kultes ist der Haltung der orthodoxen Kirche gegenüber den Juden entlehnt. Christus hat sich geopfert und die Sünden der Menschheit auf sich genommen, aber die Juden haben das nicht anerkannt. Deshalb müssen sie sterben. Dieser Kult ist nicht der Vergangenheit, sondern der Gegenwart zugewandt. Er ist eine Rechtfertigung für die schrecklichsten Handlungen gegenüber einer Welt, die dieses Opfer des russischen Soldaten weder anerkennt, noch zu schätzen weiß.

Novaya Gazeta Europe in der taz

Am 9. Mai 2022 jährt sich zum 77. Mal der Sieg der Roten Armee im „Großen Vaterländischen Krieg“ über Nazi-Deutschland. Diesen Tag beging schon die Sowjetunion, und Russland feiert das Kriegsende heutzutage mit einer großen Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau. Doch was hat der Kreml in diesem Jahr zu feiern? Seit 24. Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der Kampf tobt aber auch an der Heimatfront: Opfer sind vor allem die unabhängigen Medien, die versuchen der staatlichen Propaganda etwas entgegenzusetzen. Mit allen Mitteln wird versucht diese Stimmen zum Schweigen zu bringen.

Auch eine der letzten Bastionen des unabhängigen Journalismus, die Novaya Gazeta, ist von diesen Repressionen betroffen. Das Team der Novaya Gazeta Europe hat das Land verlassen, um die Arbeit fortsetzen zu können und denjenigen eine Stimme zu geben, die den Krieg niemals akzeptieren und nie unterstützen werden.

Angesichts von Zerstörung, Flucht, Elend, Tod und wachsendem Hass braucht es ein Zeichen der Solidarität. Auf Initiative der taz Panter Stiftung bringen wir zum Jahrestag Texte der Novaya Gazeta Europe heraus auf Deutsch, Russisch und Ukrainisch. Die Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Alle Texte erscheinen in der taz vom 9. Mai 2022 und online hier.

Das ist der Kult eines neuen russischen Totalitarismus, dessen Ideologie sehr einfach ist. Die Russen sind die beste, aufopferungsvollste, menschlichste Nation. Diejenigen, die das nicht sehen wollen, sind Nazisten. Und diese Nazisten müssen gnadenlos und vollständig ausgerottet werden.

Stalin hat seinerzeit in der Ukraine gegen Nazisten und Bandera-Leute gekämpft und Putin tut das heute wieder. Putin ist der zweite Stalin. Es ist unmöglich, diesen Kult zu bekämpfen, ohne radikal die wichtigsten Propaganda-Klischees zu überdenken, die sich im Westen noch aus der Zeit des Krieges hartnäckig erhalten haben. Damals war „Onkel Joe“ noch ein Verbündeter der USA und Großbritanniens.

Verbündeter Hitlers

Amerikanische Politiker, Zeitungen und Filme gaben sich alle Mühe, ihre Verbündeten in einem möglichst günstigen Licht erscheinen zu lassen und Hitler als einzigen Schuldigen am Krieg zu entlarven. Dabei wurde sogar vergessen, dass Stalin in den beiden ersten Jahren des Krieges ein Verbündeter Hitlers gewesen und dieser Krieg eine Woche nach der Unterzeichnung des Molotow-Ribbentrop-Paktes ausgebrochen war.

Die tatsächliche Geschichte des Zweiten Weltkrieges ist, dass Stalin diesen Krieg geplant hatte, der die ganze Welt erfassen und erst enden sollte, wenn auch noch die letzte argentinische Sowjetrepublik ein Teil der UdSSR geworden sein würde. Er hatte diesen Krieg geplant – lange bevor Hitler an die Macht kam.

Während dieses Krieges verwandelte sich die ganze Sowjetunion in eine Waffenfabrik. Dieser Prozess wurde unter der Bezeichnung „Industrialisierung“ bekannt. Er begann 1929, lange vor Hitlers Machtergreifung, und er hatte mit der wirklichen Industrialisierung einer Agrargesellschaft nichts gemein.

Die Sowjetunion produzierte nur Waffen. Sie produzierte Panzer, Stahl für die Herstellung von Panzern oder Strom, der benötigt wurde, um den Stahl zu schmelzen, aus dem dann Panzer hergestellt wurden. Zu Beginn des Krieges hatte Stalin allein vom Typ BT mehr Panzer, als alle anderen Länder zusammen. Um für diese Panzer und die Fabriken zu bezahlen, ließ Stalin Bauern in Kolchosen zusammentreiben, ihnen ihren gesamten Besitz wegnehmen und zig Millionen Menschen verhungern.

Monatelange Stellungskämpfe

Die Verarmung der Bauern hatte noch etwas anderes zur Folge. Diese Entrechteten, Gedemütigten und aller Dinge Beraubten füllten von nun an die Reihen der Stalin’schen Armee auf – einer Massenarmee, die die uneinnehmbaren Befestigungen des Feindes überwinden sollte. Die Generäle hatten sich schon immer auf den ultimativen Krieg vorbereitet, Stalin war da keine Ausnahme. Das Hauptmerkmal des Ersten Weltkrieges waren monatelange Stellungskämpfe, was der Unmöglichkeit geschuldet war, die uneinnehmbaren Befestigungen des Feindes entlang der Frontlinie zu überwinden.

Stalin kam zu einer einfachen Schlussfolgerung: Diese uneinnehmbaren Befestigungen müssen mit Körperkraft durchbrochen werden. Dafür gilt es eine Armee aufzubauen, in der die Soldaten eine entrechtete Masse sind, die zu Abertausenden in den Tod geschickt werden. Gleichzeitig muss das administrative Rückgrat der Truppe von den Soldaten getrennt sein.

Genau eine solche Armee hat Stalin geschaffen. So beschreibt Nikolai Nikulin, Mitglied der Russischen Akademie der Künste und leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter der Eremitage, die Verluste unter den Soldaten, die 1941 in der Nähe des Bahnhofes Pogostije gegen die deutschen Befestigungsanlagen bei Leningrad Sturm laufen mussten.

„Als im Frühling der Schnee schmolz, kam alles zu Vorschein, was darunter gewesen hatte. Auf dem Boden lagen Tote in Sommeruniformen, mit Uniformjacken und Schuhen. Das waren Opfer der Herbstkämpfe 1941. Da türmten sich die Leichen von Marinesoldaten in Cabanjacken und ­weiten schwarzen Hosen. Sibirier in Schaffellmänteln und Filzstiefeln, politische Kämpfer mit Steppjacken und zerfetzten Hüten. Auf ihnen Körper in Mänteln und Tarnmänteln, mit und ohne Masken auf dem Kopf.“

Zufälliges Treffen

Im Zweiten Weltkrieg waren amerikanische Generäle dabei, als ihre Truppen anlandeten. Japanische Generäle kämpften an der Seite ihrer Truppen. Guderian und Rommel führten die Schlacht direkt an. Nicht so die sowjetischen Generäle.

Nikulin beschreibt ein zufälliges Treffen mit demselben General, der all diese Menschen, deren Leiber übereinander lagen, in den Tod geschickt hatte, wie folgt: „Ich spähte durch den Spalt eines halboffenen Regenmantels, der die Tür ersetzte. Im Licht einer Öllampe erblickte ich einen betrunkenen General, entspannt und mit einer aufgeknöpften Tunika. Auf dem Tisch stand eine Flasche Wodka, daneben Speck, Wurst, Konserven, Brot. Berge von Lebkuchen, Krapfen, Honiggläser – gerade erst angekommene Geschenke aus Tatarien für die tapferen und heldenhaften sowjetischen Soldaten, die an der Front kämpften. Am Tisch saß auch eine halbnackte Frau, sie war ebenfalls betrunken.“

Wenn sowjetische Soldaten auf ein Minenfeld stießen, griffen sie an, als ob es keine Minen gäbe, hatte General Georgi Schukow dem erstaunten US-General und späteren Präsidenten Dwight D. Eisenhower seinerzeit erklärt.

Diese Haltung gegenüber den eigenen Soldaten ging mit Terror gegen die einheimische Bevölkerung einher. Stalins Terror war gnadenlos, massenhaft und vor allem effektiv. Der größte Teil der stalinistischen „Partisanenbewegung“ hinter den deutschen Linien und besonders in der Ukraine war genau der Terror von Stalins Saboteuren, die hinter der Front bleiben mussten oder während des Rückzugs hinter den deutschen Linien zurückgelassen wurden. Zudem richtete sich dieser Terror in erster Linie nicht gegen die Deutschen, sondern gegen die örtliche Bevölkerung.

Sabotageakte inszeniert

Unter der Androhung, ihre gesamte Familien zu vernichten, wurden Bauern mit Gewalt von den Partisanen rekrutiert. Nachdem eine solche Geisel an mehreren Überfällen und sogar Massakern teilgenommen hatte, wurde sie ein vollwertiges Mitglied der Partisanenabteilung, aus der es kein Entkommen mehr gab.

Sehr oft inszenierten die „Partisanen“ Sabotageakte absichtlich in der Nähe eines Dorfes, weil sie wussten, dass die Deutschen dieses Dorf daraufhin angreifen würden. Personen, die verdächtigt wurden, Sympathisanten der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) zu sein, wurden die Haut abgezogen und die Augen ausgestochen. Sie waren unmenschlicher Folter ausgesetzt und ihre Familien wurden getötet.

Aber selbst dieser äußerst grausame und wirksame Terror, dessen Grundprinzipien die chinesischen Kommunisten und Kämpfer des Vietcongs später übernahmen, war nichts im Vergleich zu dem Blutvergießen, das die Rote Armee nach ihrem Einmarsch in der Ukraine anrichtete. Dörfer, die mit OUN-Kämpfern sympathisierten, wurden niedergebrannt.

Manchmal vollbrachten Stalins Henker wahre Wunder an Einfallsreichtum. In den Archiven des damaligen Geheimdienstes NKWD finden sich Fälle, wonach NKWD-Brigaden, die sich als Bandera-Leute verkleidet hatten, in ein Dorf kamen und von Anhängern der Unabhängigkeit der Ukraine freudig empfangen wurden. Diese Leute wurden erschossen und dann zu „Verrätern“ erklärt, die für Moskau gearbeitet hätten.

Als Kanonenfutter verheizt

Der ganz normale Soldat, von den Generälen als Kanonenfutter verheizt, ließ seinen Zorn an der Bevölkerung aus. Auf deutschem Staatsgebiet vergewaltigten sowjetische Soldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft geratene russische Frauen und befreite KZ-Häftlinge.

In dem Roman „Die 25. Stunde“ des rumänischen Schriftstellers Constantin Virgil Gheorghiu sind die Massenvergewaltigungen und -morde, die die Stalin’schen „Befreier“ auf dem Gebiet Rumäniens begangen haben, sehr genau beschrieben. Auf diesem Fundament aus Knochen, Blut und Fleisch baut Putin seinen Kult des 9. Mai auf – den Kult des Großen Vaterländischen Krieges.

Schon die Bezeichnung dieses Krieges im Russischen spricht für sich. Für die russischen Propagandisten existiert der Zweite Weltkrieg nicht, der Krieg, der am 1. September 1939 begann und in den Stalin an der Seite Hitlers eintrat. Im Verlauf dieses Krieges eroberte Stalin einen Teil von Polen, Litauen, Lettland, Estland, den Westen der Ukraine, einen Teil Rumäniens und Finnlands. Dort wurde überall sofort die Terrormaschine in Gang gesetzt.

Insgesamt besetzte Stalin in den ersten beiden Jahren des Zweiten Weltkrieges als Verbündeter Hitlers Gebiete mit 23 Millionen Einwohnern. Der Große Vaterländische Krieg begann am 22. Juni 1941, als Hitler Stalin angriff. Wenn wir also Putins Strategie und Taktik mit Stalins Strategie und Taktik vergleichen, dann erkennen wir zweifellos Ähnlichkeiten – nicht mit dem propagandistischen Bild der „Befreier Europas vom Nazismus“, sondern mit der realen Praxis des Stalinismus. Putin verkörpert sowohl Hitler als auch Stalin gleichzeitig. Putins Armee ist immer noch Stalins Armee.

Angst und Hass

Die Generäle verschwenden immer noch das Leben der Soldaten. Diese Soldaten kommen aus den untersten Schichten der Gesellschaft. Ihre Angst und ihren Hass lassen diese unterdrückten, demotivierten und zu Tode erschrockenen Menschen an der Zivilbevölkerung aus. Sie vergewaltigen ukrainische Frauen mit den Worten: „Du bist eine Bandera-Anhängerin, du brauchst das.“

Gleichzeitig diskutieren sie eifrig mit ihren Ehefrauen, was sie sonst noch stehlen könnten, um die Sachen bei der russischen Kleinanzeigen-Webseite Avito zu verkaufen und den Gewinn anschließend mit den Kommandanten zu teilen.

Doch es werden auch Unterschiede sichtbar. Der augenfälligste ist, dass die Grundlage des stalinistischen Systems der Totalitarismus war, die Grundlage des Putin-Systems hingegen sind Fakes und Diebstahl. Sogar Putins Faschismus ist ein Fake, wie alles, was er tut. Stalin verstand wirklich etwas von Waffen. Er ließ tatsächlich mehr Panzer bauen als alle anderen Armeen der Welt zusammen.

Putins Gefolgschaft jedoch hat nur Paläste und Jachten gebaut. Auf den Schlachtfeldern sehen wir weder den gepriesenen T-14-Panzer noch irgendeine andere Wunderwaffe, die russische Propagandisten in den höchsten Tönen loben und die nur auf den TV-Bildschirmen existiert.

Hühnerställe beschießen

Die Iskander-Raketen gehen aus, stattdessen werden veraltete Boden-Boden-Raketen verwendet. Russland lässt Tu-95-Bomber mit strategischen Ch-101-Raketen in die Luft aufsteigen. Diese waren schon zu Sowjetzeiten unglaublich teuer und veraltet. Sie sind dazu bestimmt, Atomsprengköpfe zu transportieren. Jetzt werden sie verwendet, um Hühnerställe zu beschießen, weil die Raketen (wie auch die Truppen) mit veralteten Karten unterwegs sind.

Putin hat es geschafft, seinen eigenen Lügen zu glauben. Er glaubte, eine kampfbereite Armee mit Wunderwaffen zu haben – doch es gab weder eine Wunderwaffe noch eine kampfbereite Armee. Darauf baute er eine militärische Kampagne auf.

Stalin war es gelungen, eine totalitäre Ideologie zu schaffen, an die die Menschen glaubten und für die sie bereit waren, ihr Leben zu geben. Im Wesentlichen ist dies das Hauptziel jeder totalitären Ideologie. Aber Putins Propaganda hat diese Kraft nicht. In Russland stehen keine jungen Männer vor Rekrutierungsämtern Schlange, um sich von unwissenden Generälen zum Abschlachten schicken zu lassen. Und dieselben Nationalgardisten, die Freude daran haben, Demonstranten gegen den Krieg zu verprügeln, beantragen in Scharen ihre Entlassung, sobald sie in die Ukraine geschickt werden sollen.

Noch etwas. Stalin hat es geschafft, die ganze freie Welt zu seinem Verbündetem zu machen. Dies war der wichtigste Faktor für den Sieg. Die ganze Welt half der Sowjetunion beim Kampf gegen Hitler, verschloss jedoch die Augen davor, wer Stalin war, sein Regime und seine Armee. Jetzt hilft die freie Welt der Ukraine und niemand wird mehr wegsehen.

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53 Kommentare

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  • Moderation , Moderator

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen. 

  • Bemerkenswerter Text. Gibt es in der taz einen Maulwurf, der für die Veröffentlichung gesorgt hat?



    Da macht sich Beklemmung beim erschrocken-verwunderten Leser breit.

  • Hier:



    taz.de/Archiv-Such...&SuchRahmen=Print/

    Schrieb die TAZ noch Folgendes:

    "Die Journalistin Julia Latynina wird als mutige Putin-Kritikerin verehrt, führt aber ebenso einen Kreuzzug gegen Linke, Migranten, Menschenrechtler und das allgemeine Wahlrecht."

    Heute darf sie in der TAZ Hitler entlasten.

    Es reicht eben nicht, wenn jemand gegen Putin ist. Man muss schon schauen, was die Person sonst noch von sich gibt.

  • Liebe taz-Redaktion,



    das muss man erstmal schaffen, dass ich mich gleich nach dem Aufwachen über die Zeitung von gestern ärgere.



    Bitte reagiert angemessen auf diesen Artikel (löschen?) und unterzieht künftige Novaya Gazeta- Artikel einer Qualitätsprüfung.







    Im Editorial zu diesem unsäglichen Artikel steht tatsächlich sowas "...Die Novaya Gazeta ist zuallererst die Idee von einer Zeitung, die nicht von der russischen Zensur kontrolliert wird und die Wahrheit schreibt..."







    Man könnte allerdings auf den Gedanken kommen, dass hier Zensur das kleinere Übel ist.

    • @Nansen:

      anschließe mich cum grano salis.

      Dank geht an Andreas Speit & hoffentlich nicht allein.

      kurz - Da sinds scheint’s alle Sicherungen durchgebrannt.



      &!



      Hie wie da & vielfältig in der Polit&MedienKakophonie feiert der Gestalt-Satz fröhliche Urständ:



      “Was frauman bekämpft - wird frauman auch.“



      Bitter - aber wahr. Losgerissene steuerlose Kanonen sind 🔥gefährlich •

      Na Mahlzeit - Manichäertum - gern mit vorgehaltener Waffe. Kalter Krieg 2.0



      🔥 genug ist er schon allemal.



      Odyssee - Udo laß gehn -



      m.youtube.com/watch?v=Aab2yWBYJac



      …& keiner weiß - wohin die Reise geht“

      unterm——servíce—



      de.wikipedia.org/wiki/Manich%C3%A4ismus



      “…und jeder Manichäer - ist auch ein Grobian…“ - wiedermal - der Alte aus Wiedensahl - 🙀🥳 - recht hett hei.

  • "Die tatsächliche Geschichte des Zweiten Weltkrieges ist, dass Stalin diesen Krieg geplant hatte, der die ganze Welt erfassen und erst enden sollte, wenn auch noch die letzte argentinische Sowjetrepublik ein Teil der UdSSR geworden sein würde. Er hatte diesen Krieg geplant – lange bevor Hitler an die Macht kam."

    Wie viele Tankwagen braunen Lackes muß man zu sich nehmen um so eine Nazi-Legende ernsthaft in einer deutschen Tageszeitung am Tag der Befreiung abzudrucken?!?

    Oder hat die Junge Freiheit Server und Layout der TAZ erobert?

  • Jetzt bin ich doch erschüttert. Verstehe ich den Artikel richtig, dass Hitler im Grunde gar nicht schuld am Krieg war? Kann es sein, dass die Sachlage des brutalen Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine nun zu einer kompletten Geschichts- und Bewertungsrevision führt, auch in der taz? Wurde Hitler also falsch eingeschätzt? Ist dies die Lektion aus diesem Krieg, die nunmehr ernsthaft salonfähig wird?

  • Geschichtsrevisionismus der allerübelsten Sorte - da freuen sich die Herrschaften vom ganz weit rechten Rand jetzt aber drüber. Ihr seid wohl übergeschnappt?!

  • Ich bin von diesem Artikel schockiert. Nicht weil er gegen Putin gerichtet ist - dass das von ihm (mit-) geschaffene System faschistoide Züge aufweist, ist sonnenklar - sondern weil die Journalistin in ihrem antisowjetischen Furor historische Fakten verbiegt und Narrative bedient, die tatsächlich bislang nur rechte Wirrköpfe absonderten. Das betrifft vor allem die seltsame These von Stalins ab 1929 entwickelten Kriegsplänen, denen Hitler nur zuvor gekommen sei. Nur weil Stalin ein Verbrecher war (dem auch und gerade unzählige Kommunist:innen zum Opfer fielen!) muss man ihm nicht noch den Zweiten Weltkrieg anhängen und auf diese Weise die deutsche Verantwortung für das massenhafte Töten relativieren. Vor allem die These der forcierten Aufrüstung ab 1929 und der Vorbereitung eines weltweiten Eroberungskrieges ist irritierend. So kann man sich nicht nur fragen, wie Stalin gleichzeitig die Welteroberung vorbereiten und im Zuge der 'Säuberungen' zahllose Offiziere der Roten Armee (bis in die Spitze) hinrichten lassen konnte, sondern auch, weshalb die Deutschen die angeblich gigantisch aufgerüstete sowjetische Armee bis kurz vor Moskau vor sich hertreiben konnte. Schon im sog. Winterkrieg mit Finnland hatte sich der katastrophale Zustand der sowjetischen Armee bewiesen. Warum spielen solche Fakten keine Rolle für die Journalistin?



    Und wozu der absurde Tapferkeitscheck der Generale? Rommel als Kriegsheld an der Spitze seiner Truppe - was für ein Vorbild!



    Verstörend auch die Neubewertung des Partisan:innenkampfs: Sie werden bei ihr zu "Terroristen". Ein Narrativ, dass den absurdesten Entgleisungen deutscherDebatten in nichts nachsteht (die roten Kapos von Buchenwald" usw.): Nicht die von den Nazis geschaffenen unmenschlichen Verhältnisse sind problematisch, sondern das Verhalten der Opfer.



    Hoffentlich bleibt den Leser:innen so ein Quark künftig erspart.

  • Also erst haben die Nazi und die Sowjet Diktatur, die Polen unterjocht, da war sich das jeweils im eigenen Sinn verblendete Pack, noch von Herzen einig. Dann hat die Nazi Diktatur, als erste die Sowjet Diktatur überfallen, haben ja eh nur einander aufgelauert. Da aber die Nazis zuvor schon Europa in Brand gesetzt hatten und den Sowjets der Arsch direkt auf Grundeis ging, konnte man im „Westen“ nicht einfach nur zusehen, wie die Zwei sich zerfleischen, sondern verband das Unangenehme mit dem Nützlichen. Mit Hilfe der Kapitalisten haben die Bolschewiken dann die Nazis mit bezwungen, während den Nazis dabei aber dauerhaft die Hörner gestutzt wurden, haben die Sowjets nie kapiert, dass sie bis 1989 immer noch genau die scheiss Diktatur geblieben waren, die schon 1939 in tiefer Eintracht mit den Nazis, Polen überfallen hatte. Wenn ich die zugänglichen Rechtfertigungen der russischen Zivilgesellschaft so höre, wähnt man sich auf einer Familienfeier in den 70ern, nachdem der Enkel gefragt hat, ob er damals Hitler gewählt hat.

  • Perfekt! Genau so ist es. Sehr gut präsentiert.



    Anmerkung: E es gibt ein privates Gespräch von Hitler in Finnland, darin gibt er total überrascht zu, dass er keine Ahnung davon hatte, dass die Soviets über eine derartig grosse Menge von Panzern verfügte.

    • @Friedrich Helmke:

      Wieso hat er dann vorher seinen Angriff u.a. mit den vielen sowj. Panzern begründet? Hitlers Lügen scheinen heute wieder Konjunktur zu haben.

  • Hat eigentlich irgendjemand bei der taz diesen verquasten Kram gelesen bevor er an die Öffentlichkeit gelangt ist ? Wie Nansen schon richtig sagte : man, man, man !

    • @London 4:

      Ich befürchte, ja. Das ist das eigentlich üble.

  • Der Text sorgt mittlerweile auch redaktionsintern für Kopfschütteln:



    twitter.com/Andrea...523674766195838977



    Die taz hätte wissen können, welcher Rechtspopulistin sie hier Auslauf gewährt: taz.de/!5545369/

  • "Die tatsächliche Geschichte des Zweiten Weltkrieges ist, dass Stalin diesen Krieg geplant hatte, der die ganze Welt erfassen und erst enden sollte, wenn auch noch die letzte argentinische Sowjetrepublik ein Teil der UdSSR geworden sein würde. Er hatte diesen Krieg geplant – lange bevor Hitler an die Macht kam."

    Ich bin ja bereit zu lernen und hinterfrage mich auch häufig. Aber bevor ich glaube, dass nicht der Führer den Weltkrieg ersonnen hat, hatte ich schon gern Fakten.

    Und bitte:



    Schluss mit Nazivergleichen und Schluss mit Stalinvergleichen.

    • @Nansen:

      Da krieg ich glatt Bluthochdruck. Man man man. Was kommt als nächstes? Buchenwald war nur eine KdF-Filiale? Sender Gleiwitz nicht gelogen? Die Tschechen haben Heidrich missverstanden?



      Wahrscheinlich war Hitler nur eine Erfindung Stalins

  • Danke für diese Geschichtsstunde insbesondere über die stalinistischen Verbrechen und wie diese heute noch verklärt werden, nicht nur in Russland, auch in Deutschland.

    • @Dorian Müller:

      Ist das Ihr Ernst? Oder Sarkasmus? - Das ist Geschichtsverfälschung!

  • Ich bin ziemlich fassungslos, dass in "meiner" taz solch ein Artikel ... egal von wem ... erscheinen kann: "Die tatsächliche Geschichte des Zweiten Weltkrieges ist, dass Stalin diesen Krieg geplant hatte, der die ganze Welt erfassen und erst enden sollte, wenn auch noch die letzte argentinische Sowjetrepublik ein Teil der UdSSR geworden sein würde. Er hatte diesen Krieg geplant – lange bevor Hitler an die Macht kam."

    Das hätte kein rechtsextremer Geschichtsrevisionist besser formulieren können!



    Ich habe befürchtet, dass nach dem Angriffskrieg Russlands, der in allerschärfster Form abzulehnen ist, nationalistische und militaristische Positionen wieder auftauchen würden. Dass die taz in dieser Form (!!!) daran mitwirken würde, hätte ich nicht für möglich gehalten!



    Die elitäre und antidemokratische Weltanschauung der Autorin ist übrigens von der taz vor einigen Jahren aufgedeckt worden!



    Lest Ihr Eure eigenen Artikel nicht mehr?



    taz.de/Auf-Leserei...en-Islam/!5545369/

  • "Putin ist der zweite Stalin"

    Dann gewinnt er den Krieg :-)

    Man sollte halt mit Vergleichen vorsichtig sein...

  • Etwas gekürzt:



    Kann dieser Artikel einem Faktencheck unterzogen werden?



    Hier werden massive Behauptungen aufgestellt, die bisher in den allgemein zugänglichen Geschichtsbücher nicht so zu finden waren.



    Ich würde mich sehr über Quellen zu den erschreckenden Behauptungen freuen - denn dies spiegelt in einigen Punken nicht das bisherige Gechichtsbild wider.

    • @Oliver Korn-Choodee:

      Das würde ich in der Tat auch gerne wissen … der Autor greift an dem Punkt an, wo die konservative Historikerzunft schon 1986/87 versuchte, der Geschichtsrelativierung eine Bresche zu schlagen und die deutsche Schuld am nazistischen Völkermord, Krieg und der Shoa als Reflex auf die stalinistische Barbarei umzumünzen … der bolschewistische Rattenkäfig lässt schön grüßen.

    • @Oliver Korn-Choodee:

      Gegenfrage: Was - ganz konkret - bezweifeln Sie denn?

      • @Kaboom:

        Ich habe Zweifel an der These, dass Stalin seit 1929 einen Weltkrieg vorbereitet hat.



        Ich habe Zweifel daran, dass "die gesamte Industrialisierung" der Militarisierung gegolten hat.



        Wie hätte sonst Hitler das Land überfallen können, ohne dass Mareial für eine Verteidigung vorhanden war?



        Ich habe daran Zweifel, dass Angehörige der Roten Armee KZ-Insassen missbraucht haben.



        Und ich habe Zweifel an den Darstellungen zu den Bandera-Angehörigen.



        Und ich habe Zweifel an einigen der expliziten Gräuel-Schilderungen.



        Ich will hier nicht Stalin entschuldigen! Das war ein Massenmörder! Jede revisionistische Erzählung - siehe Putin - ist absurd.



        Aber hier werden einige Anklagen erhoben, die ich nicht für ausreichend belegt halte.



        Das gilt noch für eine ganze Reihe weiterer Punkte, die hier aber den Rahmen sprengen würden.



        Ich möchte mich gern eines Besseren belehren lassen - aber ich hätte dazu gern einige Quellenangaben...

        • @Oliver Korn-Choodee:

          Zustimmung - das Wissen über alle Graeuel der Stalinschen, wie auch der Putinschen Diktatur sollten nicht dazu fuehren, dass wir Ernst Noltes kalten Kaffee wieder aufwaermen...

        • @Oliver Korn-Choodee:

          Da gibt es Musial, der Historiker zitiert, wenn es in seine Argumentation passt und den anderen als Beleg vorwirft, dass die der sowjetischen Propaganda auf den Leim gegangen seien. - So haben ja genügend Nazis behauptet, Hitler sei nur Stalins Angriff zuvor gekommen. Irritierend, dass die taz das unkommentiert druckt.

          • @Lieblich:

            Irritierend? Ich finde es unerträglich, dass hier versucht wird, die deutschen Kriegsverbrechen in der Sowjetunion auf der Folie des aktuellen Kriegs in der Ukraine derart zu relativieren.



            Und ich hoffe doch mal, dass hier in der taz noch ein Contra-Statement zu diesem unsäglichen Artikel erscheint.

    • @Oliver Korn-Choodee:

      Bemerkenswert, oder? Wir werden regelmäßig vor Fake-News und Geschichtsverfälschung aus Russland gewarnt - aber gleichzeitig nehmen wir es mit der Wahrheit auch nicht so genau, wenn es gerade der eigenen Agenda dient.

  • Machtspiele, Schachfiguren, Verleumdung - Lug und Trug.

    Nicht nur der Reichstagsbrand, massig offen und oder - dabei versteckte Geheimdienstwurschteleien und Indoktrinierungen von Wahn und Totalismus. Die Welt - Geschichte ist so ein gutes Depot an Ideen und Möglichkeiten.

    Heilige Kriege, gegen irgendwas störendes oder um des Vorteils Willen. so schnell zusammengebastelt und dem Volk verkauft - unterstützt oder eingesetzt.

    Jeder totalitäre Herrscher will der Menschheit seinen eigenen Stempel aufdrücken. Putin will grösser sein als Stalin - grösser in der Macht - einzigartig.

    Er ist sich bewusst dass er von allen gelernt hat und Lernen konnte. Von allen ... auch von Hitler von Mossulini von Castro ... vom Geheimdienst und besonders - von der Macht über andere Menschen .... deren Angst und Wertlosigkeit wenn sie nicht optimierend wirken - gesteuert im Dienste seiner Sache.

    Vielleicht haben wir alle Glück, dass aufgrund der schönfärberei - der Selbstüberheblichkeit und Unfehlbarkeitswahn im eigenen Gottbild ... der aktuelle Hochmut zu Fall kommt.

  • Putin ist KEIN zweiter Stalin, auch kein Hitler, weder ideologisch noch nach seinem "Führungs"stil.



    Eine Stalinisierung Putins ist ein nützliches Narrativ, diese Person der Linken zuzuschustern. Er ist aber in seiner machochauvinististischen, klerikal-völkischen Ideologie ein lupenreiner Faschist. Auch wenn das Sowjetnostalgiker gern übersehen - in Russland hat die Konterrevolution gesiegt. Auch der Führungsstil, die Korruptokratie, sein Verbandelung mit dem Klerus und vor allem die totale Überschätzung der eigenen kleptokratiezerfressenen Truppen erinnert an den Duce, sein Herrschaftsanspruch ist nicht sozialaideologischer noch (Nazi)rassistischer Natur, sondern originalfaschistisch aus dem Recht des Stärkeren, aus der Faktizität der Herrschaft und dem faschismustypischen Minderwertigkeitskomplex zu alter imperialer Größe zurück kehren zu wollen.

    • @Euromeyer:

      Stalin war ebenso ein Faschist.

  • Alles was man im Vorfeld der Rede zum Sieg über Nazideutschland spekuliert hatte, ist nicht eingetreten. Jedoch hat Wladimir Putin für den Angriff auf die Ukraine die alten Rechtfertigungen, die mit der Realität nichts zu tun haben wiederholt. Das war zu erwarten.



    Die Ukraine muss in die Lage versetzt werden, sich wirksam verteidigen zu können.



    Wir haben aber auch zu respektieren, dass es viele Menschen in Russland gibt, die hinter ihrer Regierung stehen. Menschen, die etwa in der Wolga Region oder in der riesigen Region Krasnojarsk leben, haben völlig andere traditionellen Werte als wir. Den Respekt vor dem Glauben und die traditionellen Werte, die Bräuche dieser Völker und Kulturen haben wir zu wahren.



    Wenn wir die Augen verschließen, dass viele Menschen in einem so großen Land völlig andere Sorgen, andere Vorstellungen über dass gesellschaftliche Zusammenleben haben als wir, werden WIR es ebenso sein, die den Karren an die Wand fahren.



    Wir sollten nicht überhören, wenn Putin betont, dass es ein Vermächtnis des Sieges über den Nationalsozialismus ist, dass sich das Grauen eines globalen Krieges nicht wiederholen darf. Das sind andere Töne als noch am 24. Februar. Daran anknüpfend müssen wir Russland einen Weg ebnen, gesichtswahrend aus dem Schlamassel raus zu kommen, damit das Blutvergießen in der Ukraine endlich aufhört.

  • Sehr treffender Artikel.

    Ergänzen möchte ich noch ein paar Überfälle Russlands bzw. der SU auf das Gebiet der Ukraine:

    Zweite Teilung Polens 1793, von der westlichen Hälfte der heutigen Ukraine kamen große Teile ab knapp hinter Kiew an Russland.

    Frühjahr 1920: Die rote Armee eroberte das zeitweilig von Polen besetzte Kiew zurück und drang weit nach Westen vor, einschließlich des Gebiets der zeitweiligen westukrainischen (Volks-) Republik, das vor dem 1. Weltkrieg zu Österreich gehörte.

    September 1939: Besetzung der Westukraine durch sowjetische Truppen, insbesondere der ehemals österreichisch-ungarischen Gebiete, die bis auf die kurze Episode 1920 zu Österreich und dann zu Polen gehört hatten.

    Nach Einnahme durch die Wehmacht 1941 folgte ca. 1944 die erneute Eroberung durch die Rote Armee.

    2014 und 2022 sind bekannt.

    • @meerwind7:

      Sie haben vergessen zu erwähnen, wie Polen zur westlichen Hälfte der Ukraine kam.

      Geschichte ist eben doch kompliziert.

    • @meerwind7:

      Treffend, wenn treffend bedeutet, dass dieser historisch falsch ist.

  • 6G
    655170 (Profil gelöscht)

    "Putin ist der zweite Stalin."



    Stimmt.



    Stalin war ein monströses Monster.



    Putin ist ein kleineres Monster.



    Aber auch ein kleines Monster ist ein Monster.

  • P.S. Weil in dem Artikel so unreflektiert von der "freien Welt" gesprochen wird: die Bestand aus einem Amerika der Rassentrennung und aus den Kolonialmächten FR und UK; auch Churchill müsste, wenn wir unsere eigenen Maßstäbe ernst nehmen würden, in die Galerie der großen politischen Verbrecher des 21. Jahrhunderts aufgenommen werden. Aber in dem dumpfen Manichäismus, der gegenwärtig wieder propagandiert wird, ist für solche Details wohl kein Platz mehr... Wir sind die Guten, alles andere ist ein Whataboutism oder Putin-Versteherei... Hübsch, in welcher ideologisch verblendeten Ecke wir mittlerweile angekommen sind.

    • @O.F.:

      Es handelt sich um den Artikel einer russischen Journalistin von einer russischen Zeitung an russische Leser.

      Ihre Kommentare wirken so, als sei Ihnen das entgangen.

      Sie und ich sind hier keine Guten.

      Wir sollten davon ausgehen, dass die Autorin Putin wirklich besser versteht, als die Leute in Deutschland.

      Wenn Sie von Hemmungen, Putin-Versteherei oder Linksliberalismus sprechen, passt das alles nicht zu diesem Artikel.

      Versuchen Sie mal, auch dieser Deutschlandzentriertheit raiszukommen.

      "Wir" sind nämlich nicht der Nabel der Welt.

      • @rero:

        "Es handelt sich um den Artikel einer russischen Journalistin von einer russischen Zeitung an russische Leser."



        Verstehe. Dann kann man natürlich stumpf den letzten Müll drucken. Liest ja eh niemand.



        Gute Nacht

      • @rero:

        In dem Moment, in dem der Artikel auf Deutsch in einer deutschen Zeitung gedruckt wird, richtet er sich (auch) an ein deutsches Publikum - die Frage, weshalb es HIER ein Bedürfnis nach solchen historisch übrigens nicht haltbaren Einlassungen gibt, ist also mehr als berechtigt und hat nichts mit "Deutschlandzentriertheit" zu tun.



        Dass eine Russin (die übrigens schon länger im Exil lebt - ich rate dazu, sich über die Autorin kundig zu machen...) kompensiert keine argumentativen Schwächen.

    • @O.F.:

      Den bösen USA, F und GB mit Rassentrennung, Kolonien etc. stand eine UDSSR gegenüber, wo Stalins "Säuberungen" 20 Millionen Leuten das Leben gekostet hatten. Dazu kommen die Millionen Opfer des Holodomor , die Millionen in den Gulag Verschleppten, etc. pp.



      Ihre Relativierung ist also schlicht lächerlich.

      • @Kaboom:

        Nee, das mit der „freien Welt“ ist echt keine Relativierung. Zu der Zeit stand noch fast ganz Afrika unter der Knute der Kolonialmächte. Wo ebenfalls viele Millionen Leute massakriert wurden, wenn auch großteils ein paar Jahrzehnte früher.

      • @Kaboom:

        Wenn Du jetzt einer derjenigen gewesen wärest, denen wegen ihrer Hautfarbe in den USA die Menschenrechte verweigert wurden, würdest Du es dann auch so sehen, dass wir von einer freien Welt sprechen dürfen, wenn Menschen anderer Hautfarbe keine vollen Menschenrechte haben? Kannst Du verstehen, dass es aus Sichtweise der Opfer wie ein Hohn, von einer freien Welt zu sprechen, wenn Schwarze niedergeknüppelt wurden, wenn sie für ihr Wahlrecht kämpften? Würden wir auch von "freier Welt" sprechen, wenn die Opfer Weiße gewesen wären? Darf der Begriff der Freiheit mit systematischem Rassismus verbunden werden, schließt Rassismus die Freiheit nicht aus? Warum findest Du, dass der Verweis auf den systematischen Rassismus in den USA, der mit dem Begriff der Freiheit unvereinbar ist, die Verbrechen Stalins relativiert? Kein Verbrechen der einen Seite rechtfertigt ein Verbrechen der anderen Seite und relativiert es auch nicht. Der Begriff der freien Welt ist nach meiner Einschätzung rassistisch, wenn er auf Länder angewandt wird, in denen Rassismus herrscht. Dass vorwiegend Weiße diesen Begriff auf Länder anwenden, in denen Schwarze unterdrückt werden, hat sicherlich seine Bedeutung.

      • @Kaboom:

        Nicht ich bin hier derjenige, der relativiert - in dem Artikel wird ein moralischer Dualismus beschworen ("freie Welt" - die Frage, um wessen Freiheit es ging, stellt man sich lieber nicht), den ich hinterfragt habe: eben weil diese angeblich freie Welt selbst ein Blutspur durch die Geschichte gezogen hat (und nach wie vor zieht). Dass man nur (und historisch nicht einmal adäquat) über sowjetische bzw. russische Verbrechen sprechen will, den Hinweis auf die eigene Gewaltgeschichte aber mit wütender Polemik ("schlicht lächerlich" ist kein Argument) abtut, sagt aber einiges über die hier kultivierte Doppelmoral aus.

  • Es ist schon erstaunlich, wie im gegenwärtigen Russland-Diskurs alle Hemmungen fallen: die Mär, dass Stalin den Krieg ohnehin geplant hätte und Hitler ihm bloß zuvorgekommen ist, hat man jedenfalls bis vor kurzem nur in weit rechten, geschichtsrevisionistischen Kreisen gehört - mittlerweile ist sie ihm offiziösen Linksliberalismus angekommen. Man könnte das ekelhaft finden...

    • @O.F.:

      Geschichtsrevisionistische Kreise? Sie meinen gewiss die Silowiki im Kreml.

    • @O.F.:

      Die Hälfte Polens und das Baltikum hat er einfach mal mitgenommen, weil die herrenlos rumlagen?

      • @Thomas L.:

        Zu den unangenehmen Seiten digitaler Diskussionskultur gehört das strategische Mißverstehen von Aussagen. Falls Sie den Artikel gelesen haben, sollte klar sein, dass ich mich auf folgende Aussage bezogen habe:



        "Die tatsächliche Geschichte des Zweiten Weltkrieges ist, dass Stalin diesen Krieg geplant hatte, der die ganze Welt erfassen und erst enden sollte, wenn auch noch die letzte argentinische Sowjetrepublik ein Teil der UdSSR geworden sein würde. Er hatte diesen Krieg geplant – lange bevor Hitler an die Macht kam."



        Das ist ganz offenkundig falsch, hundert mal widerlegt und purer Geschichtsrevisionismus, der die kriegsverursachende Rolle des nationalsozialistischen Deutschlands relativiert; Polen und das Baltikum hat sich Stalin tatsächlich erst in dieser Konstellation unter den Nagel gerissen - übrigens (auch das wird gerne übersehen) erst nachdem der Versuch eines Bündnisses mit den Westmächten gegen Deutschland gescheitert war.

    • @O.F.:

      Die Begriffe Weltrevolution und Komintern sind Ihnen aber schon geläufig?

      • @meerwind7:

        Ja, sind sie, aber erstens ist die Unterstützung revolutionärer Bewegungen in anderen Ländern nicht dasselbe wie eine kriegerische Expansion (oder führen wir Krieg gegen jedes Land, in dem wir die Opposition unterstützen?), und zweitens hat die UdSSR hier schon recht früh eher gebremst (etwa durch die Volksfrontpolitik).

      • @meerwind7:

        Ja, sind sie, aber erstens ist die Unterstützung revolutionärer Bewegungen in anderen Ländern nicht dasselbe wie eine kriegerische Expansion (oder führen wir Krieg gegen jedes Land, in dem wir die Opposition unterstützen?), und zweitens hat die UdSSR hier schon recht früh eher gebremst (etwa durch die Volksfrontpolitik).