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Sie haben sich aus der Nische gekämpft, um hier anzukommen: das Kanzleramt in Berlin-Mitte Foto: imago-images

Die Ökopartei und die MachtWenn die Grünen regieren

Baerbock und Co wollen nach der Wahl an die Macht. Sechs Thesen, wie sie dahin kommen, was eine grüne Regierung ändern würde – und was nicht.

S tellen wir uns ein Szenario vor, das bislang als unwahrscheinlich gilt. Annalena Baerbock wird im Dezember 2021 als erste grüne Kanzlerin der Republik vereidigt. Was würde sich ändern?

Erst mal weniger, als viele denken.

Flugzeuge landen weiter im Minu­tentakt in München oder Frankfurt, der Verkehr rauscht über Autobahnen wie eh und je, an der Beliebtheit der SUVs, dieser übermotorisierten Stadtgeländewagen, ändert sich nichts. Die Menschen legen im viel zu heißen Sommer 2022 Nackensteaks aus dem Discounter auf den Holzkohlegrill, als gäbe es kein Morgen. Sie bestellen Sushi aus überfischten Meeren, das in einer absurd überdimensionierten Plastikbox nach Hause geliefert wird. Viel zu viel CO2 entweicht in die Atmosphäre, unsichtbar, aber tödlich, weil es die Erde noch mehr erhitzt.

Direkt nach Baerbocks Vereidigung nehmen die Grünen ihre Amtsgeschäfte auf. Die Kanzlerin kündigt in einer Rede im Parlament eine ökologische Politik „mit Maß und Mitte“ an. Als erste Amtshandlung lässt sie auf dem Balkon des Kanzleramts Bienenstöcke aufstellen. Ganz vorn in ihrem Sofortprogramm „Gut und grün leben“ steht ein Tempolimit von 130 Stundenkilometern auf Autobahnen. Die meisten Deutschen bekommen von der Reform nichts mit, da auf fast allen Strecken sowieso schon eine Geschwindigkeitsbegrenzung gilt. Selbst der ADAC hat nichts dagegen.

In der Sozialpolitik bleibt die neue Regierung hinter den Erwartungen der Sozialverbände zurück. Die mitregierende Union, die bei der Wahl knapp hinter den Grünen lag, verhindert eine groß angelegte Hartz-IV-Reform, auch alle Wirtschaftsverbände und wichtige KonzernchefInnen sind dagegen. Statt auf Sanktionen gegen Arbeitslose zu verzichten und eine völlig neue Grundsicherung einzuführen, wie es die Grünen im Wahlkampf verlangten, werden die Regelsätze um 30 Euro erhöht.

Rufe nach mehr Geld wehrt Finanzminister und Vizekanzler Armin Laschet mit Verweis auf die „angespannte Haushaltslage“ ab. Überhaupt, das Geld fehlt überall, auch weil Grün-Schwarz an der Schuldenbremse festhält. Die Ausgaben während der Pandemie waren immens, die Wirtschaft hat sich noch nicht erholt. Und die Koalition tut sich schwer, dem Staat neue Einnahmen zu verschaffen, weil die Union eine Vermögensteuer und eine Reform des Ehegattensplittings blockiert.

Grüner Lifestyle ist angesagt. Tüten und Strohhalme aus Plastik werden verboten. Fliegen wird teurer, Bahnfahren günstiger. Der ganze Stolz der neuen Regierung ist die schnelle Erhöhung des CO2-Preises auf 70 Euro pro Tonne Kohlendioxid. WissenschaftlerInnen und Fridays-for-Future-AktivistInnen fordern wegen der Dramatik der Klimakrise einen größeren Aufschlag, werden aber geflissentlich überhört.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

„Ökologische Reformen“, betont Baer­bock, „müssen von der Mehrheit akzeptiert werden.“ Radikal zu sein heiße, realistisch zu bleiben. Die Deutschen fahren so viel Auto wie zuvor.

So oder so ähnlich sähe es wohl aus, das grüne Deutschland. Was von den üblichen Verdächtigen gerne als angebliche Ökodiktatur diskreditiert wird, wäre in Wirklichkeit eine behutsame Modernisierung. Annalena Baerbock und Robert Habeck sind keine Revolutionäre, auch wenn sie bei seltener werdenden Anlässen wie welche wirken wollen.

Eine grüne Kanzlerin ist möglich

So unwahrscheinlich es klingt: Es gibt tatsächlich eine kleine Chance, dass Ende dieses Jahres eine Grüne oder ein Grüner im Kanzleramt sitzt. Die Gründe liegen in den äußeren Umständen, die für alle Parteien völlig neu sind – und in der für ihre GegnerInnen schwer angreifbaren Aufstellung der Grünen.

Aber von vorn.

Entscheidend ist, dass wir auf die erste Bundestagswahl seit 1949 zusteuern, bei der die oder der amtierende Bundeskanzler nicht mehr antritt. Dass Merkels Ära endgültig endet, werden viele Menschen erst im Laufe der Zeit realisieren, wenn klar wird, dass jetzt dieser nette, aber unauffällige Herr Laschet die Republik regieren will, von dem man in der Coronakrise nie genau wusste, ob ihm das Wohl der ostwestfälischen Küchenindustrie wichtiger ist oder das der Menschen in Nordrhein-Westfalen.

Der Amtsbonus, der ein entscheidender Faktor ist, fällt weg. Außerdem wird die von Merz gebeutelte, innerlich zerrissene CDU Zeit brauchen, um sich zu sortieren und ihren Wahlkampf auf den neuen Kandidaten zuzuschneiden.

Die Grünen akzeptieren die Ambivalenzen des modernen Individuums auf eine fast schon penetrant empathische Weise

Von alldem profitieren am ehesten die Grünen. Sie sind die politische Kraft, die für die ökoaffine, bürgerliche Mitte attraktiv ist. Die CDU kann sich glücklich schätzen, dass ihr mit Merz ein Chef mit mangelnder Affektkontrolle erspart geblieben ist, aber eine Frage bleibt: Wen wählen Leute, die Merkel gut, die CDU aber altbacken finden? Den Bergmannssohn Laschet? Oder doch Habeck oder Baerbock?

Man weiß es nicht, und wichtige Landtagswahlen, etwa in Bayern oder Hessen, haben gezeigt, wie stark die Grünen im konservativen Revier zu wildern vermögen. Markus Söder, der seither Bäume umarmt, hat das verstanden.

Der Effekt für die Zukunft des Landes ist nicht zu unterschätzen, auch wenn die Grünen verlieren. Sie zwingen die träge Union, endlich in einen ernsthaften Wettbewerb um besseren Klimaschutz einzutreten.

Noch etwas spielt den Grünen in die Karten. Die politische Lage ist so volatil wie schon lange nicht mehr. Die Gunst der WählerInnen ist flüchtig, alles kann sich schnell ändern. Heute liegen CDU und CSU in Umfragen 13 bis 18 Prozentpunkte vor den Grünen.

Das alte Klischee, die Grünen seien verklemmte Ökopietisten, perlt an Annalena Baerbock ab Foto: Leon Kügeler, Reuters

Man vergisst es so schnell, aber vor eineinhalb Jahren waren beide beinahe gleichauf, irgendwo in den guten Zwanzigern. Immer mehr Menschen akzeptieren, dass die Klimakrise die große Menschheitsaufgabe im 21. Jahrhundert ist. Für den Wettbewerb um die besten Rezepte dagegen sind die Grünen gut gewappnet, sie sind die Partei, der die BürgerInnen am ehesten engagierten Klimaschutz zutrauen.

Es ist also möglich, dass die Grünen in Umfragen wieder näher an die Union heranrücken. Und auch ein anderes Szenario mit den Grünen als stärkstem Koalitionspartner ist nicht ausgeschlossen. Führende Parteimitglieder beteuern, dass sie auch ein Mitte-links-Bündnis eingehen würden, wenn die Mehrheit da wäre. Für die Grünen und das Kanzleramt gilt deshalb: Sag niemals nie.

Grüne Themen zählen mehr denn je

Es mag zynisch klingen, aber die Grünen sind gerade wegen der drohenden Katastrophe vom Glück geküsst. Das Klima, ihr Herzensanliegen, ist zum alles überwölbenden Thema geworden. Vieles, was früher im Verdacht stand, postmaterialistisch zu sein, ist längst eine harte Währung. Natur- und Klimaschutz sowieso, aber auch Diversität und Teilhabe. Oder die Idee, dass es wieder ein menschliches Maß in der allgegenwärtigen Verwertungslogik geben müsse.

China, ein wichtiger Absatzmarkt für deutsche Autofirmen, hat große Spritfresser verboten und eine Produktionsquote für Elektroautos eingeführt. VW, Daimler oder BMW müssen stärker auf emissionsfreie Antriebe setzen, wenn sie nicht ins Hintertreffen geraten wollen. Sie tun es längst so schnell und konsequent, dass sich die grüne Beschlusslage, ab 2030 nur noch emissionsfreie Neuwagen zuzulassen, beinahe von allein erfüllt. Ähnlich ist es in anderen Wirtschaftszweigen und bei anderen Themen.

Die meisten Unternehmen haben verstanden, dass sie grün produzieren müssen, wenn sie eine Zukunft haben wollen. Klimaschutz wird zum ökonomischen Marktvorteil. Umgekehrt suchen die Grünen die Nähe zu den Firmen, nicht die Konfrontation. Sie wollen mit Wasserstoff produzierten Stahl nicht gegen den Willen von Thyssenkrupp durchsetzen, sondern zusammen mit den KonzernchefInnen und Gewerkschaftern.

Auch um andere Themen, die die Grünen früh exklusiv beackerten, kommt der Mainstream heute nicht mehr herum. Welcher CEO eines DAX-Konzerns würde noch abstreiten, dass Teams besser funktionieren, wenn vielfältige Sichtweisen vertreten sind? Wenn also Frauen dabei sind, BIPOC, Junge und Alte? Wer würde in Abrede stellen, dass man sich stärker um die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie kümmern muss? Dass Beschäftigte sich eine flexiblere Zeitpolitik wünschen?

Anders als CDU und CSU denken die Grünen seit Jahren über solche Fragen nach. Sie haben gegenüber der Union einen intellektuellen Vorsprung. Das ist in einer Zeit, in der die ehemaligen Volksparteien ratlos und überfordert wirken, sehr hilfreich.

Wichtig ist auch, wie sich die Coronalage bis zum Spätsommer entwickelt. Bei der Bewältigung dieser Krise kommen die Grünen kaum vor. Sie haben keine größeren Einwände gegen Merkels Kurs und verlegen sich – die Regierungsbeteiligung schon im Kopf – auf Applaus und Detailkritik. Je weniger die Pandemie den Wahlkampf dominiert, desto besser für die Grünen.

Barack Obama ist das Vorbild

Die Grünen verfolgen im Spannungsverhältnis zwischen physikalischer Realität der Klimakrise und dem politisch Machbaren eine kluge Strategie: Sie versuchen, die Geschichte einer guten Zukunft zu erzählen. Keine, die abschreckt oder verstört, sondern eine, die hoffen lässt – und auf die sich das aufgeklärte Bürgertum von konservativ bis linksliberal einigen kann.

Mit einer einladenden Sprache setzen Annalena Baerbock und Robert Habeck der allgemeinen Empörungsbereitschaft einen republikanischen Mach-mit-Pragmatismus entgegen. Die Grünen tragen ihre Ideen so geschlossen vor, dass führende CDUler neidisch sind. Und sie adressieren die ganze Gesellschaft, reklamieren also offensiv Hegemoniefähigkeit für sich. Das hat Chuzpe und wirkt manchmal etwas bemüht, aber ohne große Klappe wird man in der Politik nichts. Manchmal funktioniert sie wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.

In Robert Habecks 2010 erschienenem Buch „Patriotismus. Ein linkes Plädoyer“ kann man nachlesen, von wem das inspiriert ist. „Obama kombiniert scheinbar Widersprüchliches: Pathos und Unangepasstheit“, schreibt Habeck da, beeindruckt vom Wahlkampf des damaligen US-Präsidenten. „Den Geist der Veränderung nicht zu einer Frontstellung aufzubauen, sondern zu einem Gemeinschaftswerk, das irritiert die Erwartungen, und genau damit schafft er den Schritt aus Griesgrämigkeit und Rückzugsszenarien heraus.“

Habeck und Baerbock nutzen Pathos in einem für Deutsche gerade noch erträglichen Maß, der eine mehr als die andere. Auch der Gedanke, Widersprüchliches zu vereinen, zieht sich durch. Die Grünen wollen radikal und staatstragend zugleich sein, die demokratischen Institutionen schützen, sie aber auch verändern. Obama verfolgte einen moderaten Mitte-links-Kurs, was ihm von manchen Linken vorgeworfen wurde. Als er 2009 an die Macht kam und die Verwerfungen der Finanzkrise eindämmen musste, ging er große Schritte auf die Republikaner, die vermeintlichen Gegner, zu.

Sie gehen über die Schmerzgrenze

Auch die Grünen gehen bei der Kompromissfindung manchmal über die eigene Schmerzgrenze hinaus. Als die CDU-Fraktion in Sachsen-Anhalt im Alleingang eine Gebührenerhöhung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk verhinderte und damit einen Herzenswunsch der AfD durchsetzte, hätten die Grünen eigentlich aus der Regierung austreten müssen. Sie blieben zähneknirschend, weil sie eine Staatskrise vermeiden wollten. Angesichts der sich zuspitzenden Coronalage habe man eine Verantwortung, hieß es damals in der Bundespartei. Und: Man dürfe die CDU nicht in eine Minderheitsregierung mit der AfD treiben.

Die Anekdote aus dem kleinen Landesverband steht pars pro toto. Auch Habeck und Baerbock ticken zentristisch, auch sie versuchen, die Gesellschaft zusammenzuhalten. Angesichts dieser Seriösität – und angesichts von elf Regierungsbeteiligungen in Bundesländern – wirkt es unfreiwillig komisch, dass liberalkonservative Vordenker nach wie vor suggerieren, man dürfe den Grünen das Land nicht anvertrauen.

Die Frage ist: Glaubt die Bio kaufende Merkel-Wählerin, dass die nette Frau Baerbock eine Gefahr für Deutschland ist? Meine These ist: Nein, tut sie nicht. Stattdessen fragt sie sich, aus welcher Realität diejenigen, die das behaupten, zu ihr sprechen.

In seinem neuen Buch wägt Habeck den Gedanken, wie man Mitte und gleichzeitig vorn sein kann. Gelänge den Grünen das, wäre es etwas grundsätzlich Neues. Ein Charakteristikum der Ära Merkel war ja, dass sie die Dinge gerne laufen ließ. Nur in Krisen rang sie sich zu dringend nötigen Veränderungen durch, siehe Fukushima oder Corona. Baerbock und Habeck sagen, sie wollten proaktiv vor Krisen handeln, statt ihnen hinterherzuhecheln, auch deshalb haben sie den Gedanken der Vorsorge im grünen Grundsatzprogramm so stark gemacht.

Ob das angesichts des Beharrungsvermögens einer komplexen Gesellschaft gelingt, ist eine offene Frage. Aber falsch ist der Ansatz vor dem Hintergrund gleichzeitig eskalierender Krisen nicht.

Die Grünen können Ambivalenz

Entscheidend ist auch ihr versöhnlicher Gestus. Die Grünen von heute sind keine Partei der Besserwisser mehr. Stattdessen akzeptieren sie die Ambivalenzen des modernen Individuums auf eine fast schon penetrant empathische Weise. Nicht nur, dass Robert Habeck und Annalena Baerbock bei jeder Gelegenheit betonen, dass nicht dem Einzelnen die Verantwortung für Klimaschutz aufgebürdet werden darf, sondern dass die Politik einen neuen Rahmen setzen muss.

Auch habituell machen sie vieles richtig. Der Philosoph Habeck sagt zu seinem Redetalent, er „sabbele halt in Mikros“ rein, und erwähnt beiläufig, Dosenbier zu trinken oder bei Aldi einzukaufen. Die bei Hannover geborene Baerbock trägt im bayerischen Bierzelt mit einer Selbstverständlichkeit Dirndl, als sei sie als Kind über Almwiesen gehüpft. Keine Predigten mehr, keine Zeigefinger, stattdessen Bescheidenheit und eine einfache Botschaft: Alle sind bei uns willkommen.

Orientiert sich an Barack Obamas Stil: Parteichef Robert Habeck Foto: Lars Reimann/imago

Damit kopieren die Grünen ein Konzept, das Konservative lange exklusiv zu haben glaubten. Adenauers Satz, man müsse die Menschen nehmen, wie sie sind, denn andere gebe es nicht, haben die Grünen von heute verinnerlicht. An ihnen perlt das von ihren Gegnern bemühte Uralt-Klischee ab, Grüne seien verklemmte Ökopietisten, die den Deutschen ihren Lebensstil aufdrücken wollen.

Anders gesagt: Christian Lindner muss sich etwas Neues ausdenken, er weiß es nur noch nicht.

Grüne Politik wird nicht reichen

Allerdings haben die Grünen eine offene Flanke. Seit 1972 steht die These im Raum, dass die Menschen nicht immer mehr konsumieren können, ohne den Planeten zu zerstören. Die Studie „Die Grenzen des Wachstums“ des Ökonomen Dennis Meadows wies nach, dass bei fortschreitendem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum die Weltwirtschaft noch vor dem Jahr 2100 zusammenbricht, weil Rohstoffe und Nahrung knapp werden und die Umwelt verwüstet ist. Bisher liegt Meadows im Großen und Ganzen leider richtig.

Was tun? Die Grünen beantworten die Wachstumsfrage mit einem optimistischen Narrativ. Sie wollen das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch und vom CO2-Ausstoß entkoppeln. Grünes Wachstum, nachhaltiges oder qualitatives Wachstum sind die dafür bekannten Schlagworte. Das Narrativ ist verführerisch, weil es im Kern bedeutet, dass die Deutschen in der sich zuspitzenden Klimakrise so weitermachen könnten wie bisher.

Fleisch essen ist okay, aber von glücklichen Biorindern aus artgerechter Haltung. Autofahren auch, nur eben elektrisch. Fliegen geht ebenfalls, aber klimaneutral, mit synthetisch hergestellten Kraftstoffen. Überschüssiges CO2 holen wir einfach mit einer noch nicht ausgereiften Technik aus der Atmosphäre. Kurz: Technologiesprünge werden die Welt vor dem Klimakollaps retten – und Wohlstand für alle garantieren.

Das Problem ist nur: Es gibt Zweifel, dass diese Story stimmt. Der weltweite CO2-Ausstoß steigt von Jahr zu Jahr, trotz großer Fortschritte bei ökologischen Technologien. Und für die These, dass sich Wachstum vom Ressourcenverbrauch entkoppeln lässt, fehlt bisher ein Beleg.

Ob es die Messungen für Rohstoffextraktion, Entwaldung, Verlust von Biodiversität oder Plastikmüll sind: Überall zeigten die Kurven nach oben wie ein Hockeyschläger, schreibt die Ökonomin Maja Göpel in ihrem Buch „Die Welt neu denken“. Sie fordert, das Wachstumsparadigma zu hinterfragen. „Solange die Menschheit an der Vorstellung festhält, dass wirtschaftlich immer mehr produziert werden muss, wird jeder Fortschritt, den sie an der einen Stelle für sich und die Umwelt erreicht, an einer anderen Stelle mehr als zunichtegemacht.“

Ein Grund ist der in der Politik unterbelichtete Rebound-Effekt. Jener besagt, dass Effizienzsteigerungen durch mehr Konsum konterkariert werden. Wer sich ein spritsparendes Automodell kauft, gönnt sich mit dem gesparten Geld vielleicht eine Flugreise nach Mallorca – oder fährt weitere Strecken.

Ökologisch orientierte Politik müsste unser westliches Wohlstandsmodell deshalb radikaler hinterfragen, als die Grünen es tun. Ist Fleisch essen, im weltweiten Maßstab gedacht, angesichts der ökologischen und ethischen Probleme überhaupt vertretbar? Können wir munter überallhin fliegen wie bisher? Ist das E-Auto, zwei Tonnen Stahl für einen Menschen, wirklich die Lösung?

Solche Fragen tippen die Grünen an, stellen sie aber nicht in letzter Konsequenz. Sie fürchten den Liebesentzug der WählerInnen. Unendliches Wachstum wird von WissenschaftlerInnen in Frage gestellt, aber von keiner einzigen Partei in Deutschland.

Durch ihr Veggieday-Trauma haben die Grünen gelernt, dass es in Deutschland hart bestraft wird, lieb gewonnene Konsumgewohnheiten zu hinterfragen. Sie wissen, dass sie von der Bild, der FAZ oder der Welt als Degrowth-Schrate bezeichnet würden, die sich ein Deutschland voller Waldhütten wünschen. Das Letzte aber, wohin die Grünen wollen, ist die Nische. Aus der haben sie sich ja 40 Jahre lang rausgekämpft.

Eine bittere Wahrheit lautet deshalb, dass grüne Politik wahrscheinlich nicht ausreicht, um die eskalierenden ökologischen Krisen – es sind ja mehrere – in den Griff zu kriegen. Aber dieses Dilemma nimmt nur eine Fachöffentlichkeit zur Kenntnis oder die wissenschaftlich versierten AktivistInnen von Fridays for Future. Für die Mehrheitsgesellschaft funktioniert das Narrativ des grünen Wachstums perfekt. Klimaschutz, ohne Verzicht zu üben, wer will das nicht.

Damit wären wir wieder bei unserem Szenario einer grün geführten Regierung. Der unaufgeregte, nüchterne Stil Baerbocks kommt gut an bei den Deutschen. Ihr nächster Bundestagswahlkampf steht unter dem wolkigen, aber in Tests für gut befundenen Motto: „Für ein gutes Morgen“. CDU-Herausforderer Jens Spahn, der den glücklosen Laschet längst an der Parteispitze abgelöst hat, wirke „im Vergleich zu ihr beinahe wie ein Leichtgewicht“, schreibt die FAZ. Ende 2025 beginnt die zweite Amtszeit der grünen Kanzlerin.

Ulrich Schulte ist Leiter des Parlamentsbüros der taz. Am 26. Januar erscheint sein Buch „Die grüne Macht. Wie die Ökopartei das Land verändern will“ im Rowohlt Verlag. 224 Seiten, 16 Euro.

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83 Kommentare

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  • Eine absolut überzeugende Analyse, wie dieses Land tickt! Der Mainstream ist linksliberal, ökologisch, antirassistisch und divers. Bis weit in die Union und die Wirtschaft hinein. Und das ist gut so, auch wenn längst nicht alles gut ist. Stichwort Konsumgesellschaft als "offene Flanke". Auch dafür meine volle Zustimmung. Nur ein Szenario könnte verhindern, dass es so kommt, wie der Autor es ausmalt. Und das wäre eine schwere Wirtschafts- und Finanzkrise. Auch nicht so unwahrscheinlich.

    • @Running Man:

      Genau. Deutschland ist linksliberal. Aus diesem Grund regierte auch die CDU insgesamt 52 von 72 Jahren seit Bestehen der Bundesrepublik. Linksliberale wählen eben gerne konservativ, oder?

  • Gut geschriebener Artikel, jedoch teile ich den Optimismus zum weiteren Aufstieg der Grünen Richtung Volkspartei nicht. Eher denke ich an den Werdegang der Marginalisierung der SPD über Koalitionen mit der CDU. Auch stößt mir und meinem Umfeld weiterhin sauer auf, das Baerbock ua. Verteidigungsausgabensteigerung unterstützt, Grüne in Hessen den Autobahnausbau als alternativlos beurteilen, die Volksabstimmung nicht mehr zu den Zielen der Grünen gehört usw. Damit ruiniert man sich sein Fundament. Die Grüne als Bio-FDP ist weit verbeitete Wahrnehmung. Was wenn es noch ein paar neue Parteien gibt und vielleicht endlich mal etwas mehr Diskussion im Bundestag, vielleicht die Abgeordnetenzeit auf zwei Legislaturperioden begrenzt und der Fraktionszwang aufgehoben wird? Dann sieht vieles anders aus, bunt statt grün-schwarz.

    • @hendrik flöting:

      Ich stimme Ihnen zu. Wir müssen unbedingt mehr Demokratie wagen und sie nicht -wie die Grünen auf ihrem letzten Parteitag- noch mehr einschränken wollen.

  • 0G
    02612 (Profil gelöscht)

    ... die grundlegende Frage die sich einem doch stellt, ist wann sind die deutschen Wähler für eine direkte Demokratie soweit sozialisiert, dass sie verantwortungsvoll aus der repräsentativen Demokratie entlassen werden könnten? Da waren wir vor dem Mauerfall schon einmal weiter. Der Westen hat es versäumt, seine Brüder und Schwestern dahingehend zu begleiten. So verharren wir nun selbstverschuldet in dieser " Blase " der repräsentativen Demokratie, in der auch der Ausstieg aus der Nato kaum gelingen dürfte. So gesehen, leider keine Weiterentwicklung unseres Landes in Sichtweite, weder mit den Grünen noch mit einer anderen Regierung der repräsentativen Demokratie.

  • War bisher eher ein Wähler der Grünen, würde sie aber jetzt nicht mehr wählen. In den 70zigern habe ich mit den ersten Grünen den Wald, der für die Startbahn West des Rhein Main Flughafen geopfert werde sollte, mit geschützt. Heute muss ich erleben das der grüne Wirtschaftsminister in Franfurt den weiteren Ausbau des Frankfurter Fluhafen, Terminal 3, mit unterschrieben hat. Ein absolutes no go in einer dermaßen stark belasten Region. Jüngste Äusserungen der Grünen, man könnte sich eine Annäherung zur Gentechnik vorstellen haben mich nur noch erschreckt. Es geht wie überall nur um die Macht und steht erst einmal der Audi vor der Tür, wissen wir schon garnichts mehr...!

  • Eine äußerst realistische Zukunftsvision, alle Wetter!



    Realistisch, weil SPD und LINKE nicht darin vorkommen...

  • taz: "Annalena Baerbock wird im Dezember 2021 als erste grüne Kanzlerin der Republik vereidigt."

    Realistischer ist wohl eher, dass die Grünen in einer CDU/CSU-geführten Koalition den Juniorpartner spielen und alles mitmachen was diese wirtschaftsnahe Partei möchte.

    Dass das klimaschädliche Wirtschaftswachstum auch nach Corona so weitergehen soll, ist doch mit dem Rettungsfonds von 600 Milliarden Euro (Steuergelder) von unserer CDU/CSU-geführten Regierung schon beschlossen worden. Der ("Rettungs")-Geldhahn für große Unternehmen wurde kräftig aufgedreht, und das obwohl die großen Firmen selbst in der Corona-Krise noch Dividenden für ihre Aktionäre ausschütten. Bei Schwarz-Grün würde es doch nicht anders aussehen. Die Schornsteine der Kreuzfahrtschiffe und die Turbinen der Flugzeuge sollen auch in den nächsten Jahren kräftig weiter "rauchen". Gerade wurde die Lufthansa mit 9 Milliarden Euro Steuergelder "gerettet" und der weltgrößte Tourismuskonzern TUI bekam 3 Milliarden Euro Staatshilfe, damit diese Unternehmen nicht in der Corona-Krise untergehen und sie das Klima auch in den nächsten Jahren zerstören können, denn der Klimawandel freut sich sicherlich über noch mehr CO2 in der Atmosphäre, was durch gerettete Reiseunternehmen und Fluggesellschaften jetzt ja auch garantiert wurde. Haben die Grünen da irgendetwas zu gesagt oder sogar protestiert? Ich habe jedenfalls nichts gehört.

    Die Wahrheit ist doch, dass nach Corona das Wirtschaftswachstums sogar noch mehr ansteigen soll, damit die Verursacher des Klimawandels ihr "Monopolyspiel" weiterhin spielen können; auch wenn die CO2-Konzentration in der Atmosphäre jetzt schon bei 418 ppm ist. Die Grünen werden das alles brav mitmachen, wenn sie mit der CDU/CSU in der Regierung sitzen, denn als die SPD sich damals die soziale Ungerechtigkeit in Deutschland mit der Reform-Agenda-2010 ausgedacht hatte (inklusive das menschenverachtende Hartz IV) wurde das ja auch von etwa 90 Prozent der Grünen im Jahr 2003 "mitgetragen".

  • Ökologische Politik ist nur in Verbindung mit einer linken Sozialpolitik vertretbar. Zu beidem sind die Grünen als neo-bourgeoise Partei weder fähig noch willens. Sie werden einen zahmen Juniorpartner geben, wie in Hessen. Bunte Sonnenblumen auf die Flugzeuge malen, das ist grüne Politik heute.

    • @hessebub:

      meine Meinung

  • Ich bin in den 25 Jahren nach der Zeit meiner nicht selbstbestimmten Reisebereitschaft kein einziges mal geflogen. Ich brauche keine Flugzeuge, wenn es denn nicht gerade über den großen Teich gehen muss. Stattdessen fliegt man 190 Kilometer und wäre mit dem Wagen auch nicht schneller oder langsamer gewesen als bei der Abfertigung am Flughafen. Ich halte Fliegen für 75% überflüssig. Und die Elektromobilität halte ich für einen Trugschluss. Wo soll denn bitte schön der Strom beim heutigen Strommix herkommen? Und wenn er da ist, dann glaubt Ihr doch nicht, dass das die regenerativen schaffen. Das Stromnetz steht diesbezüglich ja jetzt schon zur Disposition und Scheuer hat die Aufgabe bekommen für Ladeinfrastruktur zu sorgen. Was dabei raus kommen wird, kann man sich ja schon ausmalen. Versandende Steuer - frag Andi Scheuer.



    Wenn man den Klimawandel stoppen will, muss man etwas tun, was keiner in der Wirtschaft bereit ist. Die Verschwendung beenden. Bewusste Entscheidungen treffen. Und sich das ein oder andere mal auch mal zurücknehmen können. Frühe basierte unsere Wirtschaft auf Wachstum und hat diesbezüglich immer neue Potentiale erschlossen. Heute fehlen diese Märkte und unser Wachstum basiert nur noch auf Verschwendung. Wir müssen das nicht bezahlen, die Kosten tragen zu meist andere Länder und deren Sklaven, die wir dann auch noch schräg angucken wegen ihres hohen CO² Ausstoßes. Verstand, Vernunft und bewusste Lebensweise sind die einzigen Faktoren, die dies ändern können. Und wenn die Politik nicht dazu bereit ist diesen Schritt zu machen, warum sollten es dann die Bürger.

    In diesem Sinne - Land unter.

    • @Sven81:

      > Und die Elektromobilität halte ich für einen



      > Trugschluss. Wo soll denn bitte schön der



      > Strom beim heutigen Strommix herkommen?

      Das Geheimnis ist leicht zu erraten: morgen haben wir nicht den Strommix von heute, sondern den Strommix von morgen. Der Strommix wird jedes Jahr 3-4 Prozentpunkte grüner, aktuell sind wir schon bei 50% Strom aus erneuerbaren Energien. Das klappt sogar trotz der aktuellen CDU-Regierung, denn Solar- und Windstrom ist inzwischen einfach preiswerter als Kohlestrom.

    • @Sven81:

      Absolut richtig! Ohne dass die Menschen in den Industrieländern ihren Lebenstil radikal ändern und die Menschen in den Entwicklungsländern ihre Reproduktionsrate verringern, wird es nicht funktionieren. Die Grünen behaupten man könne mit einer Umgestaltung der Wirtschaft nach ihren Vorstellungen den Lebensstandard halten und ökologisch nachhaltig wirtschaften. Das stimmt nicht. Es geht nur mit Verzicht. Das kann aber kein Politiker, der gewählt werden möchte, sagen.

    • @Sven81:

      So isses. Deshalb hilft nur noch deep adaptation, Anpassung an und Umgang mit dem Unvermeidlichen, d.h. dem globalen Kollaps unserer Zivilisation in den nächsten Jahrzehnten.

  • Und sie adressieren die ganze Gesellschaft..!!! Solidarität ist kein leeres Wort!!

  • 1G
    13566 (Profil gelöscht)

    Die Grünen machen keine Poltik für die "kleinen Leute".



    Denjenigen, die richtig Geld auf der Naht haben ist es egal wer regiert. Sie haben ihre Steuerberater.



    Denjenigen, die jeden Euro 2xumdrehen müssen ist es nicht egal.



    Sie können sich die grüne Zukunftspolitik nicht leisten. Ihre Arbeitsplätze in der Industrie und im Handwerk werden verschwinden.



    Die Grünen sind die Partei der saturierten Staatsdiener: Beamte, Lehrer, öffentlicher Dienst, Verwaltung. Vielleicht noch ein paar Anwälte. Alles Leute, die in unproduktiven Bereichen arbeiten und sich von denjenigen Durchfüttern lassen, die mit ihrer Arbeit den Mehrwert schaffen, von dem der Staat lebt.



    Es werden mehr Migranten ins Land gelassen, überall Ouoten eingeführt. Für Frauen, für Migranten, für LSBQ.



    Die Quoten gelten natürlich nur für Bereiche/ Berufe, wo der reiche, weiße Mann fett drin sitzt. Nicht für Berufe, wo der arme, weiße Mann gefangen ist (und die arme Frau ebenfalls).



    Es wird Elfenbeinpolitik betrieben werden, die nicht mehr weiß, wo das Geld für die Gesellschaft, für den Staat überhaupt verdient wird.



    Diese Entwicklung gibt es auch schon ansatzweise bei CDU/CSU und bei der SPD seit ca. 15 Jahren.

    • @13566 (Profil gelöscht):

      Sorry, das ist AfD Geschwätz.

      • @hessebub:

        Danke.

    • @13566 (Profil gelöscht):

      Wow... So viel Schwachsinn habe ich schon lange nicht mehr gelesen... Soziale Berufe wie Lehrerinnen und Lehrer sind "unproduktiv"? Ob Sie es glauben oder nicht, ohne die Fähigkeit, lesen, schreiben und rechnen zu können, kann niemand in der Gesellschaft "Mehrwert" schaffen...

      Ganz abgesehen davon, dass Lehrerinnen und Lehrer außerdem von der Gesellschaft die Aufgabe erhalten haben, junge Menschen zu mündigen Bürgerinnen und Bürger zu erziehen. Aber man sieht ja deutlich, dass Sie sich darüber keine Gedanken machen, wenn man den Rest Ihres Kommentars ansieht...

  • @ROLF_B. du machst mir gerade die grünen fast schmackhaft mit der aufrüstung unserer unterfinanzierten Armee und der stärkung der Kirche.

    XD

  • "Fliegen wird teurer, Bahnfahren günstiger. Der ganze Stolz der neuen Regierung ist die schnelle Erhöhung des CO2-Preises auf 70 Euro pro Tonne Kohlendioxid."

    Dann müsste es korrekterweise heißen, dass ALLES teurer wird, denn am Anfang einer jeden Produktionskette wird CO2 freigesetzt, sei es durch Transport oder Verarbeitung. Sämtliche Lebensmittel, selbst frisches Gemüse, wird preislich merkbar teurer werden.

    • @John Farson:

      Wäre es so schlimm, wenn sich die Lebensmittelpreise etwas erhöhen? Wir Deutschen geben durchschnittlich nicht einmal knapp 20% unseres Nettoeinkommens für Lebensmittel aus, in anderen Ländern sind es 50%. Bei Aldi kostet das Kilo Bananen 1,09, selbst 2 Euro pro Kilo wären noch sehr wenig, dann würden wir immer noch weniger als andere Länder für unsere Ernährung ausgeben. Außerdem könnte unsere Lebensmittelindustrie eine starke Preiserhöhung abwenden, wenn die Supermärkte sich selber nicht so eine hohe Marge in die Tasche stecken, die nicht mal an die Mitarbeiter weitergegeben wird, denn von diesen 1,09 Euro landet nur sehr wenig letztendlich beim Produzenten.

      • @Kristin H:

        Die Schuldigen an den niedrigen Preisen sind nicht die Agrarindustrie, die Lebensmittelindustrie oder Discounter, sondern einzig der mündige Bürger, der den ganzen Industriedreck kauft und sich dann wundert, wenn er nicht mehr auf Antibiotica reagiert, weil seit Jahren billiges Industriefleisch isst.



        Wer jetz sagt, dass Vegan besser ist, SOLL SICH MAL DIE zUTATENLISTE seiner Tofubratwurst durchlesen.

        Die Industrie deckt nur den Bedarf den der Kunde schafft.

        • @Münchner:

          Ich lebe nicht vegan, ich schaue beim Fleisch nur nicht so sehr auf den Preis, sondern mehr auf Herkunft und Haltung der Tiere. Die Käufer sind natürlich mit daran Schuld, dass die Preise so niedrig sind, aber ich arbeite in der Lebensmittelindustrie und glaube Sie mir, wenn ich sage, dass der Discounter alles andere als unschuldig und großzügig ist, auch wenn sie in den Medien manchmal so dargestellt werden.

      • @Kristin H:

        Ich denke, wenn Sie das Geld haben, ist dies für Sie persönlich kein Problem. Nur gibt es in dieser Republik so einige, die einen Schock bekämen, wenn teilweise Lebensmittelkosten von 1,09 auf 2€ ansteigen würden.



        Daher ist Ihre Aussage viell. nett gedacht, aber vollkommen realitätsfern in Punkto Realisierung und ... Akzeptanz

        • @KnallImAll:

          Ich selber verdiene unter dem deutschen Durchschnitt, ich habe aber für mich selber beschlossen, dass mir qualitativ hochwertige Lebensmittel wichtig sind und gebe daher auch mehr Geld für mein Essen aus. Und dass die Leute einen Schock bekämen, wenn die Preise steigen würden, ist klar, aber das liegt daran, dass die Preise in unserer Lebensmittelindustrie unglaublich tief sind (und die Qualität teilweise auch)

  • Was denn, Cannabis immer noch nicht legalisiert? Dann hoff ich doch auf die, öh, Jamaika-Koalition.

  • 0G
    04970 (Profil gelöscht)

    Leider wird in dem Artikel auf drei wesentliche Punkte zur Einschätzung jeder Partei überhaupt nicht eingegangen:



    1.



    Die Haltung der Grünen zu USA und NATO bzw. China oder Russland unterscheidet sich nur marginal von derjenigen von CDU/CSU, FDP und SPD: demnach geht von Russland bzw. China Gefahr für Friede, Freude, Eierkuchen in "unserem" Land aus, weshalb "unsere" lieben Freunde USA es aufopferungsvoll für uns verteidigen - wofür sie selbstverständlich unbedingt die NATO brauchen.



    Was davon zu halten ist, haben Rammstein in ihrem Song 'Amerika' sehr schön dargestellt:



    www.youtube.com/watch?v=Rr8ljRgcJNM



    2.



    Die Haltung der Grünen zu Missständen im Staatsapparat selbst, also z.B. zu willkürlich agierenden Staatsanwälten, rechtsbeugenden Richtern, prügelnden bzw, gar mordenden Polizisten etc. pp: Die unterscheidet sich, kaum dass die Grünen in der Regierung sind, in keinster Weise von der Haltung von CDU/CSU, FDP und SPD: sowas wird auf dem Amtsweg (also durch mutwillig dilettantische Ermittlungen, Anklagen und Urteile) "beseitigt", auf dass es sich quasi in Luft auflöse. Auch die Rechtfertigung für derartiges Gebaren ist die gleiche wie bei den Uralt-Parteien: Laut Annalena Baerbock (2020, bei Anne Will) muss das im Interesse der "Staatsräson" so gemacht werden ...



    Wer will, dass das auch so bleibt, kann also getrost "Grün" wählen ...



    3.



    In den (Führungs)-Gremien der Grünen sitzen bzw. saßen schon immer etliche (Führungs)-Kader der Evangelischen Kirche (z.B. Antje Vollmer und Katrin Göring-Eckardt).



    Wer will, dass der absurd hohe Einfluss der notorisch selbstbestimmungsfeindlichen Kirchen auf das politische Handeln der BRD reduziert wird und deren völlig ungerechtfertigte Privelegien beseitigt werden, hat von den Grünen folglich wenig bis gar nichts zu erwarten.

    • @04970 (Profil gelöscht):

      Auch die Vorsitzende der Heinrich Böll Stiftung ist ev. Pfarrerin, die sich ja bekanntlich für Aufrüstung und atomare Abschreckung einsetzt.



      Der preußisch protestantische Militarismus kann also durchaus als grüne Philosophie bezeichnet werden.



      Für Menschen, die eine völlig andere Vorstellung von Friedenspolitik haben, sind die Grünen eine echte Bedrohung für den Frieden.

  • Die "schnelle" Erhöhung des CO2-Preises auf 70 Euro pro Tonne Kohlendioxid würde immerhin auch die Kohleverstromung sofort beendigen - wenn der Preis auch dafür gelten würde, was bei dem nationalen CO2-Preis der GroKo nicht der Fall ist.

    Es ist wohl wünschenswerter, die Grünen würden auf dem zweiten Platz bleiben, weil sie damit zu härten Verhandlungen besser motiviert wären.

    Ob die FDP als dritter im Bunde den Klimaschutz sogar stärken würde - weil sie andere Lieblingsprojekte der Grünen ablehnen, und weil sie den CO2-Preis in den Mittelpunkt stellen wollen - möglich wäre es.

  • Was die Grünen ändern würde ... siehe Fischer - Schröder , siehe Österreich .. nix würden die grünen ändern wenn sie mal am Futtertrog sitzen ..

  • WUNDERBAR...



    wenn uns nun auch die den grünen wohlgesonnene taz die erwartung verdirbt, mit machtgeilen grünen würde sich auch nur ein deut der "politik der mitte" ändern; den kaffeekränzchen mit liza mohn und frieda springer wird sich auch annalena baerbock nicht versagen.

  • Berlin - we have a Problem.

    Lauter schwache Kandidaten schwirren um den Orbit der Macht im Kanzleramt.

    Fast möchte ich Gerd zitiern - hol mal ne Flasche Bier..

    • @Justin Teim:

      Das ist schon eine besondere Leistung, dass bei dieser doch sehr schwach besetzten Regierung die Grünen als Opposition nicht auffallen.

  • Toll!! Sie regieren und keiner wird was merken! Außer die Geldbeutel der Posteninhaber.

  • "Die Gesellschaft kann sich die Grünen nicht leisten!"

    Einspruch. Ein Teil der Gesellschaft kann sie sich nicht leisten. Und zwar diejenigen, die zu viel Geld haben um zu sterben und zu wenig, um zu leben. CO2 Steuer und die damit verbundenen Preiserhöhungen zwingen diese Menschen ganz marktradikal, den Gürtel enger zu schnallen.



    Der wohlhabende Rest zahlt die Preiserhöhungen aus der Portokasse.

    • @Rolf B.:

      War eine Antwort an @OSKAR.

  • Herrlich, der ironische Unterton des Artikels von Ulrich Schulte ... bitte mehr davon, bis dem letzten bräsig-selbstzufriedenen und -gerechten Grünen (ich weiß, wieder so ein Klischee!) die Ohren nur so klingeln.



    Bienenstöcke auf dem Dach des Bundeskanzleramts finde ich übrigens gut, ehrlich!



    Oder ist es doch keine Ironie?

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Abdurchdiemitte:

      Sollen die Bienen am Beton saugen?



      Oder geht es ihnen nur um den Honig?



      Bienen und Wildtiere ist wie Ziegen und Elefanten

  • Naja also was da fehlt ist das es denjenigen denen es jetzt schlecht geht deutlich schlechter gehen wird mit den Grünen.



    Sinkende Löhne, Sozialabbau, Privatisierungen und gleichzeitig Konsumsteuern und massiv steigende Preise. Die Gesellschaft kann sich die Grünen nicht leisten!

  • Wenn ich mir die Meinung zu weiteren Erdgasimporten (NS2) anschaue, muss schon noch der Realitätsblick bei Frau B. ertüchtigt werden.



    Man kann noch soviel Solar und Windenergie hinzubauen, dass man in Summe alles abdeckt. Aber aktuell haben wir so wenig Speicher, dass wir nicht mal 1 Tag überbrücken können, geschweige denn mehrere Prozent des Jahresbedarfs als Lücke bei Sonne und Wind im Winter. Zur Zeit holen wir uns den Strom bei Bedarf aus dem Ausland (ob der dann „Grün“ ist interessiert da niemand). Aber das wird in Zukunft schwieriger und teurer.



    Gaskraftwerke können da mit den geringsten CO2 Werten kurzfristig ausgleichen. Übrigens das Speicherproblem ist nachzulesen im FfF Bericht vom Wuppertal Institut. Aber diese vielen Seiten zu lesen, die gegen die eigene heile Energiewelt sprechen ist auch nicht zumutbar.

    • 0G
      06438 (Profil gelöscht)
      @Westried:

      Bei stetig wachsendem Anteil von erneuerbaren Energien geht der Anteil von Gasenergie, Kernenergie, Braun- und Steinkohle am Energieträgermix der deutschen Stromversorgung zurück.

      Bei derzeit sinkendem Brutto-Inlandsstromverbrauch und steigendem Stromexport in den europäischen Stromverbund - bei derzeitiger Abschaltung von Windkraft im Grundlastbetrieb wird



      Northstream 2 definitiv nicht benötigt.

      Speicherprobleme lassen sich über die Herstellung von Wasserstoff lösen.

    • @Westried:

      Bei 70 Euro/Tonne wird Solar tagsüber gegenüber Gaskraftwerken wettbewerbsfähig. Um das auch zu anderen Zeiten zu erreichen, muss der CO2-Preis wesentlich höher sein.

  • 0G
    02612 (Profil gelöscht)

    ... die Geister die ich rief ...

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch schlenztein:

    “ Schupfnudel-Krise bei der taz. taz.de/Die-Oekopar...ie-Macht/!5743776/



    "Sagen Sie jetzt nichts." (© Loriot) de.wikipedia.org/wiki/Schupfnudel

    kurz - Sacht Uli Schulte all nich viel!



    Ihm is wie den poli-tazis - VOLATIL - 😂

    unterm——— servíce —- 🧐 -



    VOLATIL - “ steht für:

    statistisch schwankend, siehe Volatilität



    flüchtig in der Chemie, siehe Flüchtige organische Verbindungen



    eine Gruppe von Anästhetika, siehe Inhalationsanästhetikum #Volatile Anästhetika



    volatile, ein Qualifizierer in Programmiersprachen, siehe Volatile (Informatik)

    Das als Informatik soll mal genügen.



    Mehr könnte weite Teile der pol-tazis schwer verunsichern - 😩 -

    Na Mahlzeit - 🐟 🥔 🍳 -

  • Danke für diesen sehr realistischen und unaufgeregten Beitrag. Sehe ich genauso -- die parlamentarische Demokratie kann alleine die riesige Aufgabe nicht lösen.

    Da müssen wir alle ran.

  • Mal ehrlich, hätte es die Grünen 2020 nicht gegeben, wäre es uns nicht aufgefallen. Anderes wäre auch nichts gelaufen.

  • @FLOCKE, @JULIUS ANDERSON, @BEOWULF:

    Macht's besser, Ihr Schlaumeier!

    Aber jetzt im Ernst: wir wissen doch alle, dass Parteipolitik und Regierungsarbeit nur ein (kleiner) Teil der Sache ist.

    Und dass in einer Demokratie die Gesellschaft nicht dazu gezwungen werden kann "das richtige zu tun".

    Die richtige Arbeit ist Überzeugungsarbeit. Und die ist "da draussen".

    Also: nicht meckern, machen!

    • @tomás zerolo:

      Die richtige Arbeit ist in der Tat da draussen und nach mehr als 10 Jahren ehrenamtlicher Arbeit da draussen muss ich sagen: die ganze Überzeugungsarbeit da draussen kann man sich schenken solange die grundlegenden Strukturen sich nicht ändern, denn in grossen Masse wird das Verhalten der Menschen durch diejenigen gesteuert, die ein Interesse am 'business as usal' haben, gerne verziert mit ein paar grünen Girlanden denn dadurch bleiben diesen Gruppe ihre Macht und ihre Gewinne erhalten.



      Hier sind insbesondere die diversen Industrieverbände, wirtschaftsnahe und durch sehr vermögende Personen und Gruppen finanzierten Stiftungen und Think Tanks sowie auch Teile der Gewerkschaften zu nennen. Das beste Beispiel für den Einfluss und die Arbeitsweise dieser Organisationen ist die INSM (Initiative neue Soziale Marktwirtschaft), die eine riesiges Einflussnetz in Politik, Medien und Wissenschaft gesponnen hat.

      Wer sich mit den neurowissenschaftlichen Grundlagen von erfolgreichen Veränderungen des menschlichen Verhaltens beschäftigt, wird schnell erkennen dass die Zivilgesellschaft mit ihren Mitteln da nicht weit kommen kann.



      Was nützt es jemand in einem Gespräch davon zu überzeugen, dass ein verringerter Konsum erforderlich ist, wenn noch am gleichen Tagen mittels Werbung 100 Aufforderungen zum Konsum auf ihn einprasseln (und jeden weiteren Tag immer wieder aufs Neue)?



      Wie soll Überzeugungsarbeit in Gremien und der Öffentlichkeit zu Veränderungen führen, wenn die Vertreter des Business as Usual über immense finanzielle und damit auch personellen Ressource verfügen und informellen Zugang zu Entscheidern haben, den die zivilgesellschaftlichen Organisationen nicht haben. Man schaue sich nur die Mittel an, die Konzerne und Verbände für Werbekampagnen in allen Medien und Lobbyarbeit auf allen politischen Ebenen aufwenden.



      Ich bin inzwischen leider zu dem Schluss gekommen, dass wir einen 'Change by Desaster' erleben werden, einen 'Chanbe by Design' verhindern Machtstrukturen.

    • @tomás zerolo:

      Aha, d.h. wir gehen zu board meetings von VW, Daimler, RWE, Nestle usw. usf. und erklären den mal, wo der Hase rennt? Ah Mist, da kommt man nicht so einfach rein.

  • Zitate:



    (1) kluge Strategie: Sie versuchen, die Geschichte einer guten Zukunft zu erzählen.



    Frage:



    Und was ist mit den Wähler*innen (WuW), denen die Probleme HEUTE die Luft nehmen?

    (2 Die Grünen .... adressieren die ganze Gesellschaft, reklamieren also offensiv Hegemoniefähigkeit für sich.



    Frage:



    Aber s-o. doch nur die >Zukunftsgesellschaft

  • Ein wesentlicher Themenbereich fehlt im Artikel: Die Cannabislegalisierung, die Verbesserung des Zugangs zu medizinischem Cannabis und die Förderung von Nutzhanf.

    • @Zapatista:

      Interessiert die meisten nicht.

  • nun auch die Grünen werden in irgenteinem Bereich Abstriche machen müssen sie stellen ja nicht die Absolute Mehrheit.Klima Soziales Migration..... wo werden wohl die Prioritäten gesetzt werden.



    Am Ende wird es darauf hinauslaufen das mit viel Geld nee menge Ökozeug gefördert wird bisl was von der Straße auf die Schiene umgeleitet wird damit kann auch die CDU leben.Dann a zuckl für die Eigenheimbesitzer das die PV-Anlage defakto umsonst kommt für Mieter wird sich das bisl hinziehen bis da eine Rechtssichere Möglichkeit gefunden wird und ma braucht ja noch futter für die nächste Wahl.



    Dafür werden im Bereich Soziales und Migration die Füße stillgehalten evtl nen paar Green Cards oder so das wars dann.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Allerdings haben die Grünen eine offene Flanke.

    Seit 1972 steht die These im Raum, dass die Menschen nicht immer mehr konsumieren können, ohne den Planeten zu zerstören. Die Studie „Die Grenzen des Wachstums“ des Ökonomen (..) Meadows wies nach, dass bei fortschreitendem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum die Weltwirtschaft noch vor dem Jahr 2100 zusammenbricht, weil Rohstoffe und Nahrung knapp werden und die Umwelt verwüstet ist.



    Bisher liegt Meadows im Großen und Ganzen leider richtig.""

    ==

    Was Ulrich Schulte als offene Flanke der Grünen beschreibt - ist das nicht eher eine offene Flanke der Weltbevölkerung? Wachstum ist der zentrale Motor der Wirtschaft - ohne den kein wirtschaftlich arbeitender Betrieb funktioniert.

    Verschuldung, Investition und die darauffolgende Schaffung von Dienstleistungen und Gütern mit jährlichen Zuwächsen - das ist das gegenwärtige Wirtschaftsprinzip.

    Also alles nach Schulte noch einmal zurückschrauben bis nach dem 30jährigen Krieg? (deswegen bitte dieses Mal gleich mit der Europäischen Union) und noch einmal von vorn anfangen?

    Gehe mal davon aus das mit den Grünen ein deutlicher Rückbau der Umweltverwüstung einsetzt -- und Mechanismen gesetzlich umgesetzt werden, welche der Verschleuderung von Rohstoffen und Nahrungsmitteln entgegen wirken. (Hälfte aller Nahrungsmittel werden derzeit weggeworfen. Dem Verschleiss von Rohstoffen lässt sich entgegen wirken indem nicht auf Verschleiss produziert wird - Ende der Wegwerf - Gesellschaft - und Produkte am Ende des Lebenszyklus zu 100% wieder verwertet werden)

    Also Meadows auf einmal in einer Revolution umsetzen zu wollen endet zweifelsohne im Chaos, Hunger und in der Abschaffung der Demokratie.



    (siehe Pol Pot - der hat etwas ähnliches versucht)

    Schlage also Meister Schulte vor erstmal mit den Grünen zu beginnen -



    während der Kanzlerschaft von Baerbock kann er ja immer noch mit Meadows die Revolution einläuten um die Habecks dieser Welt links zu überholen.

  • "Sie versuchen, die Geschichte einer guten Zukunft zu erzählen. Keine, die abschreckt oder verstört, sondern eine, die hoffen lässt – und auf die sich das aufgeklärte Bürgertum von konservativ bis linksliberal einigen kann."

    Dem stimme ich mit der Einschränkung zu, dass die gute Zukunft ausschließlich dem gehobenen Bürgertum gehört, das sich eine marktradikale Klimapolitik über Preiserhöhungen leisten kann. Die Gesellschaft wird noch mehr gespalten. Die wenig Wohlhabenden zahlen die Zeche. Von den Armen nicht zu reden.

    Da der Klimawandel notgedrungen autoritäre Regierungen begünstigt, könnte das den Grünen zugute kommen. Hinzu kommt, dass die Grünen eine harte, militaristische Außenpolitik bevorzugen würden. Das wirkt sich hinsichtlich der globalen Probleme äußerst negativ aus.

    Was man den Grünen nicht vorwerfen kann ist die Tatsache, dass im Gegensatz zu früheren Zeiten heute kaum ein Ministerposten mit Fachleuten besetzt wird. Da spielen Parteikarrieren eine wesentlich größere Rolle.



    Keine einzige Landesregierung mit grüner Beteiligung unterscheidet sich wesentlich von anderen Landesregierungen.

    • @Rolf B.:

      Die Grünen wollen keine "marktradikale Klimapolitik", sonder eine Mischung verschiedener Instrumente. Das wird sie in den Koalitionsverhandlungen voraussichtlich vieler Möglichkeiten berauben.

      Ein Beispiel steht ja schon im Artikel: Die Grünen fordern ein Tempolimit; marktradikal wären Spritpreise, die allein schon dazu führen, dass fast alle Autofahrer unter 130 km/h bleiben. Der "marktradikale" Ansatz ist wesentlich effektiver, denn das Tempolimit betrifft nur die, die schneller fahren würden, höhere Spritpreise drängen den Autoverkehr in allen Situationen zurück und begünstigen sparsamere, kleine Fahrzeuge.

  • 0G
    02854 (Profil gelöscht)

    "Als die CDU-Fraktion in Sachsen-Anhalt ... hätten die Grünen eigentlich aus der Regierung austreten müssen."

    Vorallem, hätten Sie erst einmal Ihre Zusage aus dem Koalitionsvertrag einhalten müssen.

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    "Dennis Meadows wies nach, dass bei fortschreitendem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum die Weltwirtschaft noch vor dem Jahr 2100 zusammenbricht" Hier haben die Grünen eine offene Flanke weil sie aus Angst von Rechten zuspruch zu bekommen nicht über Bevölkerungswachstum sprechen wollen, global muss die Bevölkerung schrumpfen. Die Grünen müssen hier Konzepte entwickeln (Freihandelsverträge nur mit Ländern die uneingeschränkten Zugang zu Verhütungsmitteln gewähren, etc. 500 Millionen Menschen könnten ein Leben in Luxus und Glück führen ohne den Planeten zu töten, 12 Milliarden Menschen werden auf einer sterbenden Erde um Brotkrummen kämpfen.

  • Seit die Grünen sich über ihre Stiftung für die Beibehaltung der atomaren Abschreckung einsetzen sind sie für einen überzeugten Linken endgültig nicht mehr wählbar.

    • @Thomas Müller:

      Naja...die „überzeugten Linken“ damals in der Sowjetunion haben bei der atomaren Abschreckung ja auch mitgemacht...

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Das grüne Duo präsentiert sich gut durchgestylt, rhetorisch und visuell, wie durch eine Top Werbeagentur vermarktet. Darin gleicht das Paar den Obamas.

  • 8G
    80198 (Profil gelöscht)

    Verzicht ist doch nicht so schwierig. Z.B. am WE waschen um Stromspitzen zu vermeiden oder auch ohne Auto vom Homeoffice zum Bäcker gehen. Wenn nicht mal diese einfachen Dinge funktionieren , sind wir ohne nachhaltige Zukunft

    • @80198 (Profil gelöscht):

      Das beruhigt das Gewissen, wird aber keinen messbaren Effekt haben.

      • @Christof Abt:

        Für die Nutzung von Solarstrom statt von schmutzigen Gaskraftwerken kann so eine Verschiebung des Wäschewaschens durchaus bedeutsam sein.

  • Was ist das für eine eingefahrene Demokratie in welcher jetzt schon Klar ist das "Schwarz-Grün" im Herbst gewählt werden wird?! Kommt mal klar und nutzt eure Suggestivpower um andere Möglichkeiten realistisch erscheinen zu lassen... Ich schreibe ab jetzt unter jeden Politiker-Fanboy-Artikel in der Taz so einen Kommentar, bis ihr es begriffen habt..

  • “Eine bittere Wahrheit lautet deshalb, dass grüne Politik wahrscheinlich nicht ausreicht, um die eskalierenden ökologischen Krisen – es sind ja mehrere – in den Griff zu kriegen. “. Genau das ist der Punkt! Grüne Politik dient der Beruhigung des Gewissens, hilft aber nicht in der Umsetzung. Die wirksame, globale Lösung der ökologischen Probleme geht nur über eine rasche, weitestgehend dekarbonisierte Energieversorgung und Wirtschaft. Die Optionen dafür mit konsequenter und globaler Nutzung von Solar- und Windstrom und einer Wasserstoffwirtschaft sind verfügbar, man muss sie halt politisch wollen und umsetzen. Grüne Politik hingegen ist in erster Linie Symbolpolitik. Tempo 130 ist hierbei der Klassiker. Wenn das umgesetzt ist scheint ja die Welt endlich zu für die Grünen in Ordnung zu sein während die wirklichen o. a. Technologien nicht von Grün bunter stützt und vorangetrieben werden.

    • @Flocke:

      Ohne hier die Grünen verteidigen zu wollen - Tempo 130 ist ja nicht deren einzige Forderungen. Tempobegrenzungen machen im Rahmen einer Reduzierung von Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen Sinn. Weiter unten wies ich bereits darauf hin, dass Tempolimits nur so effizient sind, wie umfangreich und in welcher Höhe sie angesetzt werden. Klar ist auch, dass Tempolimits nur ein Teil des Ansatzes ausmachen können Energieverbrauch und Treibhausgasemissionen zu senken. Regenerative Energieerzeugung ist begrenzt. Entsprechend muss der Verbrauch sinken und damit auch verursachender Konsum und Produktion.

  • "Der Philosoph Habeck sagt zu seinem Redetalent, er „sabbele halt in Mikros“ rein, und erwähnt beiläufig, Dosenbier zu trinken oder bei Aldi einzukaufen."



    Anbiederei! In der Politik muss man sich ganz schön ranwanzen, wenn man "was werden" will. Und danach immer den Populismus der anderen Parteien kritisieren...

  • Es ist interessant wie Herr Schulte hier doch recht realistisch aufzeigt wie groß die Unterschiede zwischen vollmundiger Oppositionsarbeit und Regierungsbeteiligung sind. Doch ich glaube dabei wird unterschätzt wie viel oder wenig die Bürger von den genannten Maßnahmen mitbekommen.



    Die Grünen sind eine Lifestyle Partei, die nur das zur Verbindlichen Regelung vorschlägt was ihr Klientel ohnehin im Privaten freiwillig tut oder gern tun würde (wenn man nur die Disziplin aufbringen könnte). Doch abseits der grünen Blase gibt es viele Menschen die z.B. ein Tempolimit von 130 durchaus sehr störend fänden. Am stärksten würde wohl der identitäre Einschlag der Grünen, sowie deren Hang zum Autoritären negativ auffallen. Grade ersters stößt ja bereits jetzt auch schon vielen Linken auf.

    Das es in absehbarer Zeit zu einer Kanzlerin Baerbock kommt darf jedoch bezweifelt werden. Höhenflüge sind für die Grünen genauso normal wie der anschließende Absturz. Damit die Grünen durch die Decke gehen braucht es ein Fukushima oder eine Bewegung wie FFF. Doch danach kam stets der Absturz und die CDU hat den Grünen bereits das Atom-Thema genommen, was der Partei damals kräftig zugesetzt hat.



    Wenn sie nicht aufpassen passiert das gleiche mit dem Klimaschutz. Und wenn das passiert war es das mit den Grünen, denn über dieses Thema hinaus trauen die Wähler der Partei kaum etwas zu. Mit Quoten, Verboten und „Diversität“ allein gewinnt man eben keinen Blumentopf.

    Fast genauso schlimm wäre für die Grünen RGG auf Bundesebene. Ein Blick nach Berlin hilft um hier einen Eindruck davon zu erlangen was das bedeuten würde. Inkompetenz im politischen Tagesgeschäft, öffentliche Uneinigkeit und verfassungswidrige Gesetze am laufenden Band. Darüber hinaus wäre RGG auf Bundesebene auch das Ende des bürgerlichen Images, was langfristig wieder Stimmen kostet.

    • @Julius Anderson:

      Klimaschützer ohne Verzicht zu üben funktioniert nicht. Ich lebe seit meiner Geburt in BW. Dass jetzt Grün an der Macht ist, merkt kein Mensch. Grüne wollen weltoffen sein. Das können sie, da ja Länder wie Griechenland die Drecksarbeit machen und dabei auch schon mal Schusswaffen einsetzen. Eine Situation wie im Sommer 2015 wäre Gift für die Grünen.

    • @Julius Anderson:

      Nur hat das "Zutrauen" nicht wirklich was mit Kompetenz derer zu tun, denen man etwas zutraut. Das basiert eher auf den Stereotypen, die tattäglich durch Medien gefüttert werden.

      Ähnlich läuft das mit dem Tempolimit, denn wie der Artikel es schon beschreibt, wäre in der Praxis nicht viel davon zu merken, die genannten Zeitungen würde natürlich trotzdem aufschreien.

      "Inkompetenz im politischen Tagesgeschäft, öffentliche Uneinigkeit und verfassungswidrige Gesetze am laufenden Band" - Das ist jetzt bei der CDU geführten Koalition nicht anders. Mittlerweile gehört es da auch zum guten Ton verwassungswidriges selbst in Korrekturen zu Gerichtsurteilen durchzupeitschen, weil man es dann sowieso für Jahre anwenden kann.

      • @Hans Schnakenhals:

        Das Zutrauen hat aber viel damit zu tun wie wählbar eine Partei ist. Die Medien haben sicher einen relevanten Einfluss, den darf man aber auch nicht überschätzen. Die Grünen werden ja i.d.R. mit einer vergleichsweise wohlwollenden Berichterstattung versehen.

        Ob das Tempolimit unbemerkt bleibt hängt sehr davon ab wen Sie fragen. Ein erheblicher und steigender Anteil der Neuzulassungen sind Dienstwagen und wer beruflich viel fahren muss der wird von dieser Beschränkung schon sehr deutlich etwas mitbekommen. Grade wenn man mehrere hundert Kilometer am Stück zurücklegen muss ist es undankbar diese mit geringer Geschwindigkeit abzureißen.

        Es ist zutreffend das sich keine Partei, die an einer Bundesregierung beteiligt war von verfassungswidrigen Gesetzen hat abbringen lassen. Ich kann mich allerdings nicht daran erinnern das irgendeine Landesregierung dies mit der Frequenz und Unbelehrbarkeit hinbekommen hätte wie man es nun in Berlin erleben darf. Der nächste Hieb gegen die Verfassung, die sogenannte Migrantenquote, ist ja bereits in der Diskussion.

  • Die GRÜNEN sind nur eine weitere Bürgeliche Partei. Der Unterschied ist nicht der ökologische Anstrich, sondern das Durchschnittsalter.



    Ich hoffe sie bekommen die Mehrheit, vier Jahre halte ich das aus. Allerdings sieht man dann deutlich, dass ausser Geschwurbel nicht viel kommt.

  • Sie haben schon gezeigt, was sie können und was sie wollen...

    Die "Grünen" haben ja schon mal mitregiert (Schröder-Fischer). Was kam dabei raus?



    Hartz Iv, Deregulierung der Finanzmärkte, Steuererleichterungen für Superreiche. Daher ist es besser für uns alle und unser Land, wenn die "Grünen" nicht regieren.

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Hartz:

      So ist es.



      Als neueste Posse wollen die Grünen für ganz Berlin Tempo 30 einführen.



      Die Berliner Verkehrssenatorin zeigt uns sein Jahren, was sie drauf hat.



      Für mich ist sie eine Tagträumerin. Wir brauchen aber Politiker, die Probleme lösen und nicht noch zusächtlich welche schaffen.

  • Dieser Beitrag ist ja ein halbes Buch! Und vieles ist richtig. Natürlich werden die Grünen die Klimakrise nicht stoppen können, das könnten sie auch nicht, wenn sie ganz so könnten, wie sie wollten und sollten. Dass sie als Koaltitionspartner der Union aber noch besonders viel Kreide fressen werden ist nicht wahrscheinlich, es wäre auch dumm.



    Die Menschen sind in Wirklichkeit schon sehr viel weiter, als viele Politiker glauben und andere glauben wollen. Die Grünen werden ganz sicher versuchen mit dem Hebel über die Bürger die Union alt aussehen zu lassen und mittels der öffentlichen Meinung vor sich her zu treiben und das kann auch ganz gut gelingen, weil bei der Union auch eine ganze Menge Leute endlich mal in unserem Jahrhundert ankommen wollen, statt sich von rückwärtsgewandten Folkloretruppen aufhalten zu lassen. Der innerschwarze Richtungskampf könnte vielleicht sogar mit Hilfe der von den Grpnen formulierten Notwendigkeiten entschieden werden. Die SOD hat duesbezüglich sehr viel liegengelassen. Es trifft sich gut, dass gleichzeitig auch die Grünen gejagt werden, von Fridays for future" und ähnlichen Bewegungen. Es spricht ja auch nichts gegen darazs folgende kräftige Diskussionen in einer schwarz- grünen oder grün- schwarzen Koalition. Der Bürger muss ja ohnehin entscheiden, also soll er auch, und dabei die Alternativen klar sehen können. Dieses Alleinstellungsmerkmal sollten sich die Grünen auch unbedingt erhalten: die Glaubwürdigkeit, das die Wahrheit sagen. Es gibt natürlich intelligente und innovative Umweltpolitik, schmerzlos wird aber auch die nicht werden. Auch das ist dem Bürger klar, auch wenn er es nicht so gerne hört. Im Bereich der bürgerlichen Wechselwähler mag es eine Menge Leute geben, die sich gerne von Union oder FDP belügen lassen, aber nicht von den Grünen.

  • Also auch nur Symbolpolitik wie 130 auf Autobahnen, was nix bringt. Kein dicken Bretter.

    • @BerlinerausBerlin:

      Das kommt auf die Höhe und den Umfang der Tempolimits an. So etwas wird u.a. von einem Bündnis u.a. von Umweltverbänden gefordert:



      "Als einziger Staat in Europa kann in Deutschland auf 70 Prozent der Autobahnen ohne jede Tempobeschränkung gerast werden. Hätten wir ein Tempolimit von 80 km/h außerorts sowie 100 km/h tagsüber und 120 km/h nachts auf Autobahnen, könnten sofort bis zu acht Millionen Tonnen des Klimagases CO2 vermieden werden. Innerstädtisch würde zudem eine Regelgeschwindigkeit von 30 km/h mehr Sicherheit und weniger Verkehrslärm bedeuten ...



      Wieviel CO2 kann durch ein generelles Tempolimit eingespart werden?



      Die Deutsche Umwelthilfe geht - auf Basis von Veröffentlichungen des Umweltbundesamts und der Niederländischen Umweltbehörde sowie Berechnungen der Agora Verkehrswende - davon aus, dass ein Tempolimit Einsparungen in Höhe von bis zu 8 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr ermöglicht. Das Umweltbundesamt hat im Februar 2020 neue Untersuchungen veröffentlicht, die bestätigen, dass bereits ein Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen eine jährliche Reduktion von 6,2 Mio. Tonnen CO2 bedeuten würden. Zu den Einsparungen eines Tempolimits auf Autobahnen kommen die momentan nur grob abschätzbaren CO2-Einsparungen bei Einführung eines Tempolimits von 80 km/h außerorts dazu."



      www.duh.de/tempolimit/

      • @Uranus:

        Das Schöne an deutschen Autobahnen ist, dass jeder sein Tempo frei wählen darf. Das kann auch 80, 100,130 sein. Wozu limitieren wenn man individuell wählen kann ?

        • @Flocke:

          Liberale Appelle/Selbst"verpflichtungen" sind das Ideal neoliberaler Politik, werden entsprechend von neoliberalen Politiker*innen gerne propagiert. In der Realität gibt es regelmäßig Beispiele, dass die vorgeblichen Ziele nicht erreicht worden sind. Nun hat Deutschland Klimaziele mit anderen Ländern vereinbart - darunter auch Länder, die bereits jetzt von Klimaerhitzung stärker betroffen sind. Klimaneutralität muss bis spätestens 2035 erreicht werden. Entsprechend braucht es auch Regeln, wie Treibhausgasemissionen eingespart werden können auch im Verkehrssektor. In meinem vorigen Kommentar gab ich ein Beispiel dafür an. Mittels Ihres Einwandes werden diese Einsparungen nicht erreicht.

    • 0G
      02612 (Profil gelöscht)
      @BerlinerausBerlin:

      ... Autobahnen sperren ? Wäre ja mal ein " dickes Brett " - oder was wären oppertune Konsequenzen ... für die konservative Wählerschaft sind die Günen einfach zu konserativ geworden - verspielt ist die Akzeptanz !

  • Man darf ja wohl noch träumen. Viel Spaß bei diesen Spinnereien mit einer grün angestrichenen CDU/CSU. Die bürgerliche Klasse setzt weiter auf Buckeln nach oben und Treten nach unten. Sonst hätte man ja gar keinen Feind mehr, der für alles verantwortlich ist in dem schönen Bullerby, was sich jene Politiker zurecht zimmern. Kommentator inclusive.