Archäologischer Fund: Jägerinnen in der Steinzeit
Jüngste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Menschen das mit der Gleichberechtigung in der Steinzeit besser hingekriegt haben als heute.
Sie war etwa 17 bis 19 Jahre alt und in ihrem Grab liegen Jagdutensilien aus Stein, darunter Pfeilspitzen. Forscher*innen um den Archäologen Randy Haas von der University of California haben das 9.000 Jahre alte Skelett einer Frau im peruanischen Andenhochland gefunden – zusammen mit einem Jagdset zum Erlegen von großen Tieren. Eine Urzeitfrau, die gejagt hat, Großwild sogar? Die Artefakte in ihrem Grab deuten darauf hin.
Als die Archäolog*innen die Gebeine der Jägerin ausgruben, raunten sie sich Kommentare zu wie „Oh, er muss ein großer Jäger gewesen sein, ein großer Häuptling“, berichtete Haas der New York Times. Offenbar scheint es in der anthropologischen und archäologischen Forschung völlig abwegig zu sein, dass eine Frau vor 9.000 Jahren eine große Jägerin war.
Die dominierende Meinung in der Forschung um unsere frühen Vorfahren ist, dass Frauen nicht jagten, weil sie schwanger wurden und sich dann um die Kinder kümmern mussten. Die Männer sorgten indes dafür, dass etwas Ordentliches zu essen aufs Lagerfeuer kam.
Zweifel an der Arbeitsteilung
In einer Welt, in der man sich für eine nahrhafte Mahlzeit mit Mammuts anlegen musste, scheint das sogar nachvollziehbar. Doch einige Wissenschaftler*innen widersprechen dem und gehen davon aus, dass diese Arbeitsteilung gar nicht oder nur bedingt existierte.
Randy Haas und seinen Kolleg*innen zufolge unterstützt ihr Fund diese These. Nachdem zweifelsfrei festgestellt worden war, dass es sich bei dem Skelett um ein weibliches handelt, untersuchte Haas weitere Skelette von Menschen, die vor 8.000 bis 14.000 Jahren große Tiere jagten. Von 27 Skeletten identifizierten die Forscher*innen 11 als weiblich – allerdings nicht zweifelsfrei. Trotzdem gehen sie davon aus, dass 30 bis 50 Prozent der Frauen damals Großwildjägerinnen waren. Währenddessen haben die Männer vielleicht Beerenbrei zubereitet.
Die Forscher*innen bekamen prompt Gegenwind, unter anderem von dem Anthropologen Robert L. Kelly. Die Anzahl der untersuchten Gräber sei zu klein, lautete seine Kritik.
Das mag stimmen, vielleicht ist die Methodik hinter der These nicht einwandfrei. Vielleicht ist aber auch schlicht die Vorstellung erschreckend, dass unsere frühesten Vorfahren das mit der Gleichberechtigung womöglich besser hingekriegt haben als wir modernen Menschen, die Roboter bauen und Lasagne kochen.
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