Frauentagsführung für Männer: Shopping und Säbelzahntiger

Immer schon so gewesen? Die Archäologin Tosca Friedrich kratzt an angeblich unumstößlichen Geschlechterklischees.

drei Menschen in Fellkleidung in einem Supermarkt

Auch Werner (r.) shoppt: Teilnehmer*innen eines Camps im Steinzeitpark Albersdorf Foto: Carsten Rehder/dpa

Ist schlechtes Einparken mit der Steinzeit erklärbar? Wenn es nicht gleich die Evolutionsbiologie ist, dann muss gerne die Archäologie herhalten: zur Rechtfertigung angeblich immer schon so gewesener Unterschiede zwischen den Geschlechtern. „Sagen wir: Da kommt eine 5. Klasse zu uns“, erzählt Tosca Friedrich, Leiterin des Bereichs Bildung und Vermittlung am Oldenburger Museum Natur und Mensch. „Dann frage ich: ‚Wie haben die Menschen in der Steinzeit gelebt?‘. Die Kinder melden sich und sagen: ‚Die Männer sind auf die Jagd gegangen, die Frauen haben gesammelt.‘“

Das sei, was sie in der Schule beigebracht bekommen, was in ihren Steinzeit-Bilderbüchern zu sehen ist. Aber im Fach, der Archäologie, sei es „längst nicht mehr gang und gäbe“, so Friedrich. „Dass etwa die Frauen nicht hätten jagen dürfen: totaler Blödsinn. Dass aber Kinder das noch beigebracht bekommen – das erschüttert mich. Das ist ja eigentlich ein Weltbild aus den 1950er-Jahren.“

Die Frauen haben genäht, während die Kerle Keulen schwingend jagten: Aus derlei Pseudo-Gewissheiten leiten Interessierte bis heute angeblich unterschiedliche Eignungen von Männern und Frauen ab. Ein Dabei zeigen archäologische Funde ein deutlich differenzierteres Bild über die Geschlechterverhältnisse in diesem Zeitabschnitt.

Führung „Das war schon immer so. Geschlechterrollen seit der Steinzeit?“ mit Tosca Friedrich: So, 8.3., 11.15 Uhr, Landesmuseum Natur und Mensch, Oldenburg.

Für nicht männlich Sozialisierte kostet die Teilnahme 3 Euro (zzgl. zum Museumseintritt)

Das möchte Friedrich am Internationalen Frauentag, diesem Sonntag zeigen: mit einer Sonderführung durch die archäologische Ausstellung. Sie wolle zeigen „dass die Geschlechterrollen nicht so festgelegt waren, wie es in den Medien gerne vermittelt wird“, so Friedrich zur taz. „Ich ziehe dabei die Kunst der Altsteinzeit mit ihren vielfachen Darstellungen von Frauen und weiblichen Attributen als Beispiele heran, sowie einige aussagekräftige Gräber, die durch ihre Beigaben anzeigen, dass auch Frauen eine Führungsposition innerhalb ihrer Gesellschaft inne hatten.“

Der Clou: Zwar müssen am Sonntagvormittag auch Männer (respektive „männlich Sozialisierte“) den Museumseintritt entrichten. Die Teilnahmegebühr für die Führung in Höhe von drei Euro aber wird ihnen erlassen: „im Sinne der Aufklärungsarbeit“.

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Dieser Text ist Teil der Sonderausgabe zum feministischen Kampftag am 8. März 2024, in der wir uns mit den Themen Schönheit und Selbstbestimmung beschäftigen. Weitere Texte finden Sie hier in unserem Schwerpunkt Feministischer Kapmpftag.

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