piwik no script img

Angriff auf die Krim-BrückeDie Bombe als stumpfes Schwert

Kommentar von Klaus Hillenbrand

Dass Vergeltung aus Russland für den Brücken-Angriff ausbleibt, hat einen Grund: Putin hat sein schwerstes Geschütz bereits aufgefahren.

Nach der Explosion ist nicht nur die Brücke auf die Krim beschädigt Foto: ap

D er Angriff auf die Krim-Brücke ist für die russische Kriegsmaschine ein schwerer Schlag. Dass das Putin-Regime nun den Eindruck zu vermitteln versucht, als sei der Verkehr nur kurz unterbrochen worden, passt ins Bild einer Regierung, die ihre Untertanen über den wahren Stand des Kriegs belügt. Dass auf den Angriff bisher kein Gegenschlag auf ukrainische Infrastruktur erfolgt ist, ist da schon überraschender.

Tatsächlich hat Wladimir Putin sein schwerstes Geschütz längst aufgefahren. Es ist die Drohung mit dem Einsatz von Atomwaffen, mit der er sich den Westen in diesem Krieg gefügig machen wollte. Schon diese Drohung überschreitet eine Grenze, die selbst im Kalten Krieg Beachtung gefunden hat. Doch sie zeitigt nun ein Problem: Wenn die Ukraine und der Westen sich davon weitgehend unbeeindruckt geben, wird sie zum stumpfen Schwert. Denn eine gewaltigere Kampfansage geben die russischen Militärarsenale nicht her.

Die Ukraine hat schon mehrfach Gebiete angegriffen, die Russland nach seiner fantasievollen Interpretation zum eigenen Territorium zählt. Russlands Logik geböte es, darauf mit größtmöglicher Gewalt zu reagieren. Das ist bisher nicht geschehen.

Nun wäre es fatal, einfach anzunehmen, Russland würde es deshalb auch in Zukunft bei seiner atomaren Rhetorik belassen. Wir wissen schlicht nicht, ob man dort mit der Bombe mehr als nur spielt. Was wir wissen, ist, dass Putin zunehmend in die Enge getrieben wird. Der Krieg verläuft für ihn anders als gedacht. An der Heimatfront mehren sich kritische Stimmen von Ultranationalisten. Das birgt die Gefahr irrationaler Entscheidungen.

Andererseits: Wenn sich die Helfer der Ukraine von der Atomdrohung beeindrucken ließen, wäre die interna­tio­nale Ordnung des Planeten künftig nicht vom Gleichgewicht des Schreckens bestimmt, sondern vom Gewicht des atomaren Imperialismus. Gingen Demokratien auf solche Atomerpressungen ein – es wäre über kurz oder lang ihr eigener Untergang.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

taz-Autor
Jahrgang 1957, ist Mitarbeiter der taz und Buchautor. Seine Themenschwerpunkte sind Zeitgeschichte und der Nahe Osten. Hillenbrand ist Autor mehrerer Bücher zur NS-Geschichte und Judenverfolgung. Zuletzt erschien von ihm: "Die geschützte Insel. Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin", Hentrich & Hentrich 2024
Mehr zum Thema

90 Kommentare

 / 
  • Für all jene, die in den Kommentaren den strategischen Wert von Angriffen auf die Krim herausstellen: Ja, vom militärischen Standpunkt und im Zuge der ukrainischen Operationen im Süden hat das selbstverständlich seine Logik.



    Dennoch argumentiere ich dagegen: Die Krim und ihre logistischen Anbindungen sollte, wenn überhaupt, in einer Spätphase des Krieges angegriffen werden. Da muss vorher noch viel anderes passieren. Eigentlich muss alles andere an Rückeroberung vorher passieren. Je nach gesetzten (End-)Zielen.



    Die Krim, mit ihrem extrem hohen symbolischen und militärischen Wert für Putin, und ich denke, er hat da die überwiegende Mehrheit aller Russen emotional bei dieser Einschätzung völlig auf seiner Seite, kann nicht beschädigt oder von Invasion bedroht werden, ohne dass Putin mit äußerster Härte und Brutalität reagiert. Sein unmittelbares politisches Überleben hängt schlicht davon ab, er kann gar nicht anders. Und die Reaktions-Mittel, die er zur Verfügung hat, sind einfach zu monströs, ungeachtet seiner weitgehend dysfunktionalen Territorialarmee.



    Zum Glück hat man im Westen verstanden, dass eine flächendeckende Luftabwehr nach State of the Art genau das ist, was der Ukraine u.a. entscheidend hilft, Städte und Infrastruktur zu schützen. Aber Raketen und Marschflugkörper aus der Luft holen ist nunmal ein wesentlich weniger Aufsehen erregender Job als spektakuläre Einzel-Schläge, letztere gegebenenfalls begleitet von verbaler Kraftmeierei.

  • "Ich verstehe das ein wenig so, dass wir lieber einen Atomkrieg riskieren sollten, als eine wie auch irgend geartete Lösung, die keine zu 100 % Niederlage Putins wäre, die er nämlich nicht annehmen würde."



    Was wäre denn eine entsprechende Lösung, die den gestarteten Angriffskrieg nicht belohnen und zu ähnlichen Aktionen dieser Art verleiten würde?

  • Der kluge Timothy Snyder hat ein paar Gedanken darüber notiert, wieso ein nuklearer Angriff zwar nicht ausgeschlossen, aber doch eine sehr unwahrscheinliche Angelegenheit ist: im Kern geht es darum, dass es auch aus Putins Sicht viel naheliegendere bzw. dringendere Fortgänge gäbe: zum Beispiel Konzentration aufs Inland, um Herausforderer seiner Macht in Schach zu halten.



    Hier ist der Artikel, man muss sich (kostenlos) registrieren um ihn zu lesen:



    snyder.substack.co...usso-ukrainian-war



    Für alle, die nicht mehr ruhig schlafen können, sehr empfehlenswert.



    Wenngleich die angesprochenen anderen Entwicklungen auch nicht total beruhigend klingen: Machtkampf zwischen Kadyrow, dem Wagner-Chef und Putin - was wünscht man sich da eigentlich für einen Ausgang?

  • Wunschdenken. Heute Nacht wurden große Städte in der Ukraine mit Raketen beworfen. Man sollte Russland nicht unterschätzen und uns glauben machen, der Krieg würde ohne schnelle Verhandlungen wegen Russlands Schwäche zu Ende gehen.

    • @resto:

      "Wunschdenken. Heute Nacht wurden große Städte in der Ukraine mit Raketen beworfen. Man sollte Russland nicht unterschätzen und uns glauben machen, der Krieg würde ohne schnelle Verhandlungen wegen Russlands Schwäche zu Ende gehen."



      Und? Damit ihr Argument trägt, müssten Sie noch erläutern, inwiefern diese Angriffe Einfluss auf die Situation an der Front haben.



      Ich mache das für Sie: Gar keinen.



      Sie sollten das auch nicht als Stärke interpretieren. Die Russen versuchen vergeblich, wie schon seit 8 Monaten, ihre militärischen Misserfolge durch diese Terrorangriffe zu kompensieren.

      • @Barbara Falk:

        Es war vollkommen klar, dass Putin nach dem Brücken-Desaster wieder verstärkt Terror-Angriffe befehlen würde. Wie Sie richtig sagen, ohne Wirkung auf die Entwicklung der Kampfhandlungen an der Front.



        Aber das nachfolgende Opfer der Zivilisten in den Städten war der spektakuläre Angriff auf die Brücke Wert?



        Ich hätte sie nicht angegriffen, schon gar nicht zu einem Zeitpunkt, zu dem es an der Front zu meinen Gunsten läuft, und das offenbar mittlerweile nachhaltig.



        Man sieht, auch die ukrainische Führung ist anfällig für strategische Fehler und schwört auf die Kraft der Symbolhandlungen.

        • @Wolf Haberer:

          Ich halte das nicht für eine Aktion die nur Symbolwert hat. Die vollständige Zerstörung der Brücke wäre militärisch wichtig gewesen. Die Brücke ist ein strategisches Ziel dass den russischen Truppen den Nachschub in den Süden erschwert.

        • @Wolf Haberer:

          Boh ej, die sind im Krieg miteinander. Wenn die Ukraine Nachschublinien in die Luft sprengt, geht das völlig in Ordnung. Eine Bombe im Kreml wäre es sowieso.



          Nur weil sie Angst haben, kann man nicht 40 Millionen Ukrainer in die russische Barbarei schicken.

        • 0G
          06455 (Profil gelöscht)
          @Wolf Haberer:

          Da kann ich nur zustimmen!

        • @Wolf Haberer:

          "Ich hätte sie nicht angegriffen, schon gar nicht zu einem Zeitpunkt, zu dem es an der Front zu meinen Gunsten läuft, und das offenbar mittlerweile nachhaltig."



          Die Brücke, bzw. ihr Fehlen hat aber eine ganz zentrale Bedeutung für den weiteren Kriegsverlauf. z.B. treffen die Ukrainer schon seit Wochen Vorbereitungen, um vom Norden des Gebietes Zaporizhzhja aus einen Korridor bis zum Azowschen Meer zurückzuerobern (z.B. Richtung Melitopol, oder Berdyansk. Wenn das gelingt, und die Krimbrücke unbenutzbar ist, gibt es für die Einheiten westlich dieses Korridors keinen ausreichenden Nachschub mehr. Und (perspektivisch) auch nicht für die Einheiten auf der Krim selbst. Der Fährverkehr kann den Ausfall der Bahnbrücke nicht ersetzen.



          Also keine Symbolhandlung, sondern eine strategische Maßnahme, deren Bedeutung sich erst noch zeigen wird.

          • 0G
            06455 (Profil gelöscht)
            @Barbara Falk:

            Und dafür opfern wir zigtausend Zivilisten!



            Lässt sich sehr leicht aus der Entfernung solche menschenverachtende Zustimmung zu geben.



            Das kann und möchte ich nicht verstehen!

            • @06455 (Profil gelöscht):

              Ich hätte da mal eine Frage. Wann hat sich die Ukraine eigentlich zu dem Angriff bekannt?



              Wieso eigentlich jemanden Vorwürfe machen wenn wir gar nicht wissen wer genau das war?

            • @06455 (Profil gelöscht):

              Es ist ja kein Naturgesetz dass auf einen Angriff auf ein strategisch wichtiges Bauwerk unter anderem mit Terror gegen die Zivilbevölkerung "geantwortet" wird. Das entscheidet immer noch das Regime im Kreml.

            • @06455 (Profil gelöscht):

              Da war nichts menschenverachtend, das war richtig. Es war nicht die Ukraine, die ihre Städte zerbombt, es ist Putin. Da ist die Brücke egal, die war nur seine Ausrede. Er lässt sich schon seit Monaten Frauen und Kinder vergewaltigen, Zivilisten foltern und ermorden, verschleppt Kinder und interniert Männer.

            • @06455 (Profil gelöscht):

              Zigtausende Zivilisten sind doch gar nicht gestorben, sondern drei.

              Der Rest ist das Werk der russischen Armee.

              Weshalb tun Sie so als hätten die russische Armee keine Verantwortung und treffe keine Entscheidungen?

              Sind dann auch deutsche Massaker im 2. Weltkrieg eigentlich Schuld der Partisanen in den besetzen Ländern?

              Das möchte ich gerne verstehen.

              • 0G
                06455 (Profil gelöscht)
                @rero:

                Auf solche absurden Vergleiche möchte ich nicht antworten.



                Alles Gute für Sie.

                • @06455 (Profil gelöscht):

                  Anschließe mich.

  • Ach wenn´s doch nur so einfach wäre.

    Putin droht mit dem Einsatz atomarer Waffen ... alle westlichen Länder sagen: nöö, interessiert uns garnicht .... darauf Putin: na gut, wenn ich euch damit keine Angst mehr machen kann, dann lasse ich das bleiben.

    Über so dünnes Eis würde ich nicht gehen wollen.

    • @Bürger L.:

      Das Problem ist einfach: Entweder wir lassen uns durch Atombomben erpressen oder eben nicht.

      Falls wir uns nicht erpressen lassen sind wir im Status Quo

      Falls wir uns erpressen lassen macht dieser Umstand eigene Atomwaffen zu einer notwendigen Bedingung für Freiheit. Also den Atomwaffensperrvertrag kündigen und eigene entwickeln. Besser noch umgekehrt.

      Ich für meinen Teil mag Option 1 lieber

      • @Questor:

        "Falls wir uns nicht erpressen lassen ..."

        "Falls wir uns erpressen lassen ..."

        Wer ist denn "Wir" und "uns"?

    • @Bürger L.:

      Wie sollte man denn Ihrer Auffassung nach auf die inflationären Atomwaffendrohungen aus Russland reagieren?

      • @Barrio:

        Das ist spieltheoretisch sehr einfach zu beantworten (in der Praxis und angesichts der komplexen und widerstreitenden Interessenlage bei allen Akteuren natürlich sehr schwierig umzusetzen, da mache ich mir keine Illusionen, aber die grundsätzlich sinnvolle Richtung ist meine ich klar): Es ginge darum, der russischen Führung die Gründe zu nehmen, mit Atomwaffen zu drohen, indem man ihr einen Ausweg aus ihrem (selbstgestrickten) Dilemma anbietet. Gegenüber den mafiaartigen Erpressern und skrupellosen Mördern, aus denen die russische Führung besteht, ist das nicht einfach, aber eben alternativlos, wenn man die scheinbar "einfache", populistische Lösung vom "Endsieg" als Chimäre erkannt hat.

        Der Fehler der Hardliner bei den Ukraineunterstützern (im Grunde derselbe wie bei den Russen) ist halt, eine schwarz-weiße Welt zu zeichnen, in der man sich entweder zum Sklaven Putins macht oder dessen Atommacht einfach ignoriert und ihn "besiegt". In diesem Schwarz-Weiß-Szenario gibt es nur "Sieg oder Tod", so lautet ja auch die klassische Kriegslogik aller Zeiten. Deshalb tun sie so, als bedeute jeder Kompromiss svw. "Kapitulation" und jede Vereinbarung "Unterwerfeung". Das ist aber eben nur die klassische ukrainisch-nationalistische Sicht der Dinge.

        • @Günter Picart:

          Anschließe mich. Die alte Kriegslogik ist lebendiger denn und kostet mehr und mehr Menschenleben u.a.

        • @Günter Picart:

          Schöne, hohle Worte: welche Alternative können Sie denn Russland anbieten, damit dieses sein meint sein Gesicht gewahrt zu haben? Sie bezichtigen die Ukraineunterstützer des Schwarz-Weiß Denkens und ergehen sich selbst im Wunschdenken, wenn Sie denken es gäbe eine Alternative die Russland akzeptieren würde die nicht einer totalen Unterwerfung der Ukraine gleich käme.

        • @Günter Picart:

          Ich stimme Ihnen zu.

        • 0G
          06455 (Profil gelöscht)
          @Günter Picart:

          DANKE, so sehe ich das auch!

        • @Günter Picart:

          Dafür, dass das "sehr einfach zu beantworten" ist, drücken Sie sich aber ziemlich verklausuliert aus.



          "Es ginge darum, der russischen Führung die Gründe zu nehmen, mit Atomwaffen zu drohen, indem man ihr einen Ausweg aus ihrem (selbstgestrickten) Dilemma anbietet."



          Der ultimative Grund für das Verhalten von Putin und Co scheint mir zu sein, dass sie große Angst davor haben, was mit Ihnen persönlich geschehen wird, weil sie den Krieg verloren haben. Jetzt nennen Sie dafür mal konkrete Lösungsvorschläge (die auch berücksichtigen müssen, dass die innenpolitische Dynamik, die sich durch den verlorenen Krieg in Russland entfaltet, sich der Beeinflussung durch den Westen weitestgehend entzieht).

          • @Barbara Falk:

            Was Putin und die russische Kriegsmafia betrifft, sehen Sie das m.E. zu blauäugig. Klar geht es da um eigene Existenz und den Machterhalt, aber dennoch glauben die auch wirklich an die eigenen Ideologien und Verschwörungstheorien und meinen tatsächlich, historisch im Recht zu sein und das alles für Russland tun zu müssen.

            Der wichtigste "Lösungsvorschlag" ist die Änderung der grundsätzlichen Logik. Weg von der Alternative "Sieg oder Tod". Das ist den Ukrainern bzw. den dortigen Patrioten allerdings schwer zu vermitteln, weil sie genauso verbohrt sind wie die russischen "Patrioten" und sich die Siegfriedenslogik, je länger der Krieg dauert, immer tiefer in die Köpfe frisst (Letzteres ist nicht Schuld der Ukrainer, das ist bei Kriegen immer so).



            Es wenigsten zu versuchen (den Ukrainern das zu vermitteln) und von der Blankoscheckpolitik gegenüber der Ukraine Abstand zu nehmen, wäre also der erste Schritt. Den Rückeroberungsplänen der Ukraine klare Grenzen setzen, notfalls mit Druck, entweder ihr macht Zugeständnisse oder es gibt keine Waffen mehr, in diese Richtung.



            Gleichzeitig den militärischen Druck auf Russland aufrechterhalten, das ist ja der Trumpf, den die Ukrainer im Moment haben, da bin ich ganz auf Ihrer Seite und finde auch den Angriff auf die Brücke richtig. Nur müsste die Ukraine die Schwäche der Russen dann auch nutzen - nicht dafür, immer großspurige Rückeroberungstöne zu spucken, sondern Angebote zu machen, die Putin aus der Patsche helfen.

            • @Günter Picart:

              Können Sie mir verraten warum man Ihrer Argumentation Beachtung schenken soll, wenn Sie klare Falschaussagen wie "Blankoschekpolitik" gebenüber der Ukraine von sich geben?



              Sie haben eine andere Meinung, gut ok, aber deswegen müssen Sie nicht für die Nuancen der Situation blind werden. Sie werfen Anderen eine "Scharz-Weiß-Mentalität" vor, tun aber genau das selbe, indem Sie behaupten ein Lager wäre hier dominant und hätte all das Sagen. Die fehlende Fähigkeit zu erkennen wie hitzig die Debatte ist und wie gemischt die Reaktionen zum Beispiel der deutschen Politik sind, beweist das Sie einen großen Blinden Fleck haben.

            • @Günter Picart:

              „sondern Angebote zu machen, die Putin aus der Patsche helfen“.



              Das hatte ich an anderer Stelle schon mal gesagt: Das ukrainische Angebot, das es ja gab, sich auf die Linien vom 24. Februar zurückzuziehen, ist mit der Gebietsannektion vom September nichtig, und dafür können die Ukrainer nichts. Werfen Sie mal einen Blick in die russische Verfassung, die Möglichkeit der Sezession von Föderationssubjekten ist dort nicht vorgesehen. Das ist keine juristische Spitzfindigkeit. Das Ganze wurde nicht nur öffentlich mit großem Pomp zelebriert, sondern blitzschnell durchs Gesetzgebungsverfahren gejagt. Und ich bin sicher, Putin hat das mit voller Absicht so gemacht, warum auch immer (vollendete Tatsachen schaffen, magisches Denken, die Erwartungen der eigenen Anhänger erfüllen). Aber es gibt keinen juristischen Weg auch nur der teilweisen Rückabwicklung dieses Vorgangs, und schon gar keinen, der für Putin vor dem heimischen Publikum und der eigenen Elite gesichtswahrend wäre.



              Welche Zugeständnisse der Ukrainer wären denn in dieser Situation denkbar, und erfolgversprechend? Antworten Sie doch einfach mal konkret.

              • @Barbara Falk:

                De-jure mag das alles sein, dass Putin von der russischen Verfassung in etwa ebensoviel hält wie vom Völkerrecht dürfte klarer werden, dass die russiche Verfassung einstmals auch nur zwei Amtszeiten für Präsidenten vorsah.

                • @Ingo Bernable:

                  Sie haben ja recht, aber für meine Frage an @Günther Picard, was könnten die Ukrainer Putin überhaupt als „Kompromiss“ vorschlagen, ist ja einzig die ukrainische Auffassung von Recht und Völkerrecht relevant. Die Ukrainer müssten im Vorfeld darauf bestehen, dass die Annektionen genauso formell und rechtskräftig aufgehoben werden, wie sie juristisch ratifiziert wurden. Das ist IMO selbstevident. Sonst gibt es Verhandlungen egal über was a la: „Wir verhandeln jetzt was, und vertrauen einfach darauf, das Putin und alle russischen Regierungen der Zukunft sich dran halten werden. In der russischen Verfassung steht zwar was anderes, aber das macht nichts, denn die Russen halten sich ja eh nie an Verträge und Gesetze.“



                  Die Annektionen sind nichts, worüber man großzügig hinwegsehen kann, weil der kleine Wladimir nun mal schlecht verlieren kann.



                  Deswegen ist die Position der Ukrainer, die sie im September festgelegt haben, nicht nur richtig, sondern die einzig mögliche: Sie werden mit Putin nicht mehr verhandeln, erst mit einem anderen Präsidenten.

              • @Barbara Falk:

                Das ist jetzt konstruiert. Niemand verlangt von Selenski, die russischen Annexionen anzuerkennen, um verhandeln zu können. Natürlich war das eine Eskalation Putins, um in seiner Welt vollendete Tatsachen zu schaffen, aber das ändert ja nichts an der militärischen Lage und auch nicht viel an der inneren Situation in Russland, die für Putin eng werden könnte. Es sind auch keine endgültigen Zugeständnisse nötig, um Verhandlungen zu beginnen, auch das Ergebnis braucht nicht im Voraus festzustehen, sondern es braucht nur die Bereitschaft zu einem Waffenstillstand und zur Akzeptanz internationaler Vermittler, wenn Putin bestimmte Bedingungen erfüllt und einhält, und die muss man ihm halt immer wieder kommunizieren und gleichzeitig militärisch weiter Druck machen, solange die Ukraine das kann. Zu sagen, wir erobern 2023 die Krim zurück und verhandeln erst dann mit Putin, ist jedenfalls Quatsch. Konkreter muss ich dabei nicht werden, es geht ja um die grundsätzliche Bereitschaft zu so einem Prozess, schon die ist ja in der Ukraine nicht oder immer weniger vorhanden.

                • @Günter Picart:

                  Das ist nicht konstruiert. Ich nehme jetzt einfach mal zur Kenntnis, dass Sie der Ansicht sind, es sei möglich, mit Putin Bedingungen und Vereinbarungen auszuhandeln, die er dann einhält. Ihre Einschätzung ist falsch, an diesem Punkt werden wir nicht zusammenkommen.



                  Was mit Putin so alles über die diplomatischen Kanäle kommuniziert wird, wissen wir außerdem nicht.

                  • @Barbara Falk:

                    Jetzt verkennen Sie den Denkansatz.



                    1. Spieltheoretisch gedacht hält sich natürlich auch der Bösewicht an Regeln, wenn es ihm nützt. Belegbar durch Getreidedeal, Gefangenenaustausch usw. Man muss eben (immer flankierend zu der milit. Verteidigung) Bedingungen setzen, die ihm nützen könnten, und sei es nur, um sich an der Macht zu halten. Die Stimmung in Russland wird immer kritischer, die Eliten wissen, dass Russland den Krieg nicht gewinnen kann, nur nicht, wie man es Putin sagen und die Brutalofraktion bändigen soll ( www.tagesspiegel.d...ewtab-global-de-DE )



                    2. Putin als Verhandlungspartner auszuschließen, halte ich (wie vorgestern schon gesagt) an sich für eine taktisch richtige Reaktion auf die Annexionen, weil das den Druck verstärkt und Putins intern angeschlagene Lage verschärft. Ob man das letztlich durchzieht, ist eine andere Frage, im Endeffekt verhandelt man mit wem auch immer, und evtl. ist ein angeschlagener Putin dann sogar besser als irgendein Chaot, der ihm nachfolgt.



                    3. Knackpunkt im Hier und Jetzt ist nicht die Verhandlungsbereitschaft Putins, die sich nicht beeinflussen bzw. nur durch anhaltenden Druck (Waffenhilfe, Sanktionen usw.) verbessern lässt, sondern die Verhandlungsbereitschaft der ukrainischen Patrioten, die ihre Maximalziele militärisch erreichen und Russland "eliminieren" wollen. Das ist der Punkt, wo vonseiten der Freunde der Ukraine anzusetzen wäre.



                    4. Der milit. Druck soll helfen, aus einer Position der Stärke heraus verhandeln zu können, nicht Rache zu üben oder den Feind zu vernichten. Natürlich muss die Ukraine dabei internationale Vermittlung akzeptieren, alleine kann sie das nicht.



                    Die Mahnung, noch konkreter zu werden, zieht nicht, solange die Vertreter der Siegfriedensfraktion nicht selbst eine realistische Alternative aufzeigen.

                    • @Günter Picart:

                      „Verhandlungsbereitschaft der ukrainischen Patrioten, die ihre Maximalziele militärisch erreichen und Russland "eliminieren" wollen.“



                      Solche Leute regieren ihrer Ansicht nach gerade die Ukraine? Ernsthaft? Da sie sowas nicht zum ersten Mal behaupten, benennen Sie doch bitte diese Personen.

                      • @Barbara Falk:

                        Das Zitat mit dem "eliminieren" ging doch gestern breit durch die Presse, stammt von Melnyk. Was die ukrainischen Verhältnisse und die Ziele der Kriegsfraktion bzw. die Situation Selenskyjs betrifft, hatten wir und ja vor zwei Tagen schonmal unterhalten, da hab ich meine Sicht glaube ich relativ differenziert dargelegt.

                        • @Günter Picart:

                          Ja. Und ich glaube, dass ihre Sichtweise falsch, bzw. zu pessimistisch ist und der Selensky-Administration unrecht tut. Wir werden es ja erleben. Selensky wird höchstwahrscheinlich die nächsten Wahlen gewinnen, aber wie die ukrainisch-russischen Nachkriegsbeziehungen aussehen werden, wird natürlich auch, bzw. vor allem davon abhängen, was in Russland nach dem verlorenen Krieg passiert.



                          Aber nochmal zu ihrer Spieltheorie: Verbalinjurien (von Melnik oder sonst wem) scheinen mir keine potentieller Trigger für einen etwaigen Atomschlag zu sein. Wenn das reichen würde, dann bräuchte es gar keinen Trigger (vermutlich ist das so), denn seine Feindbilder generiert Putin per Kopfkino.



                          Die einzigen Trigger von außen, denen ich tatsächlich potentielle Wirkmächtigkeit zugestehen würde (wobei ich das für äußerst unwahrscheinlich halte), wären militärische Ereignisse, insbesondere Rückeroberungen. Und da solche mit Symbolwert. Liman, Izjum, 450 befreite Dörfer, die keiner kennt, das sind keine Trigger. Ein Angriff auf die Krimbrücke auch nicht, wie man sieht. Angriffe auf Dzhankoj und Saki auf der Krim auch nicht. Die Ukrainer machen sich IMO viele Gedanken im Vorfeld ihrer Operationen und haben natürlich geheimdienstliche Erkenntnisse darüber was ihre Aktionen jeweils auslösen. Und dabei tasten sich dabei ständig vor. Eine Art Zermürbungstrategie, die Operationalisierung des eigenen Erfolgs zu unendlich vielen kleinen Niederlagen für den Gegner, die der seinerseits bislang mühelos wegrationalisiert ("dieses Dorf lag sowieso strategisch ungünstig", "Umgruppierung", "Geste des guten Willens").



                          Die Rückeroberung von Cherson z.B., das ist ja ein Ereignis, das demnächst "ansteht". Sie wird IMO so ablaufen, dass die meisten russischen Soldaten dort auf- und sich in Gefangenschaft begeben, oder ohne ihre Ausrüstung über den Dnepr rudern. Zumindest tun die Ukrainer seit Monaten sehr viel dafür, dass es so ablaufen wird. Das wird kein Bild sein, was bei Putin Gegenschläge provoziert.

                          • @Barbara Falk:

                            Das ist ein schöner Abschluss, denn hier sind wir uns wieder einig. Wenn die Russen Cherson auf so eine Art verlieren, wie Sie das vorzeichnen, wäre das in jeder Hinsicht sehr positiv.

        • @Günter Picart:

          Danke, genau das wäre meine Antwort.

        • @Günter Picart:

          "Es ginge darum, der russischen Führung die Gründe zu nehmen, mit Atomwaffen zu drohen, indem man ihr einen Ausweg aus ihrem (selbstgestrickten) Dilemma anbietet."

          Das wäre natürlich großartig. Aber haben Sie denn auch eine Idee, wie solch ein "Ausweg" aussehen könnte, der für beide Seiten akzeptabel wäre? Glauben Sie wirklich, Russland würde auf die besetzten Gebiete verzichten?

      • @Barrio:

        Vielleicht ernst nehmen?

        • @Edda:

          Und dann? Abgesehen davon, dass jeder die Drohung ernst nimmt: Was soll denn die Folge einer "ernst genommenen atomaren Drohung" sein?

        • @Edda:

          Sie werden doch ernst genommen. Ich hatte aber nach einer Reaktion gefragt.

          • @Barrio:

            Genau dafür gibt es ja Verhandlungen und Diplomatie! Das kommt von Handeln, was widerum bedeutet, dass beide Seiten, egal wer eigentlich im Recht oder Unrecht ist, zur Beendigung und Deeskalation der Situation, die nun mal da ist, einen Kompromiß eingehen müssen. Und der wird immer faul sein, ganz klar!



            So bringt man es sogar jedem sich prügelndem Kind bei, statt ihm noch einen Schlagring in die Hand zu drücken, weil er im Recht ist und deswegen den anderen erst recht so richtig blutig schlagen kann!

            Den Kompromiss muss man nun mal in Kauf nehmen für etwas viel Wichtigeres, als prinzipielle Ansprüche auf Territorium! Außerdem sollen ja beide Seiten, also auch Russland Zugeständnisse machen müssen.



            Hier hört sich jeder Grund zur Verweigerung von Verhandlungen so an, als ob nur die Ukraine Land abtreten soll soll, Russland der Ukraine nichts zugestehen müsste und das wärs.



            Da ist zusätzlich zu Territorialansprüchen, vor wirtschaftlich zwischen beiden Ländern, noch eine ganze Menge Verhandlungsbasis!

            Und jetzt bitte nicht wieder das Standardgerede von "wenn Putin aber das bekommt, wird er erst recht jenes wollen", denn das sind erstmal nur Spekulationen, die schon nur den Versuch einer Verhandlung im Keim ersticken und zweitens, wenn dem tatsächlich so sein sollte, kann man dann immer noch sagen, jetzt keine Verhandlungen mehr und hätte mindestens als Erfolg, Russland vorgeführt und sogar wahrscheinlich dann mehr globale Unterstützung für Sanktionen.

            Hätte man auf all die Völkerrechtsbrüche, die Kriegsverbrechen und die Zerstörung in Syrien, die Russland schon gleichermaßen dort verübt hat, genauso reagiert, wie jetzt auf den Angriff auf die Ukraine, hätte man sich das vielleicht heute sparen können und Putin hätte, wissend was ihm blüht, sich fünfmal überlegt, ob er die Nummer nochmal durchzieht und politisch und wirtschaftlich überleben kann.

            Wenn uns syrisches Leben genausoviel wert gewesen wäre, wie ukrainisches!

  • Deutschland spielt in dem Club der Atommächte nun mal nicht mit. Daher kommt wohl auch die Zurückhaltung bei Panzerlieferungen. Solange keine amerikanischen "Abrams" geliefert wurden, wird Deutschland ganz bestimmt keine Leopard liefern.

    Eine glaubhafte Abschreckung kann nur von den westlichen Atommächten kommen. Die USA versuchen das zumindest. Von Frankreich und UK hört man zu wenig. Das wäre aber nötig um deutlich zu machen, dass der Westen zusammensteht und Putin maximale Konsequenzen drohen, falls er zur Atombombe greift.

    • @Winnetaz:

      Eine Reaktion auf den Einsatz taktischer Nuklearwaffen wird vermutlich eher konventionell erfolgen. Dass NATO-Staaten als Reaktion ebenfalls taktische Nuklearwaffen einsetzen, ist nicht sehr wahrscheinlich.

      Frankreich und UK besitzen übrigens ohnehin nur strategische Nuklearwaffen und solche wird auch Russland nicht einsetzen.

      • @Barrio:

        Das westliche Land möchte ich sehen, das Atomwaffen gegen Russland einsetzt und damit Russische Zivilisten tötet.

        • @Pepi:

          Eben, deshalb schrieb ich ja, dass eher mit einer konventionellen Reaktion zu rechnen ist, die gezielt gegen die russischen Streitkräfte gerichtet ist, zB die Schwarzmeerflotte.

      • @Barrio:

        Abschreckung funktioniert nur, wenn auch maximale Szenarien zur potentiellen Drohkulisse dazugehören. Putin darf sich niemals sicher sein, ob die Reaktion des Westens ihn nicht vielleicht sogar persönlich das Leben kostet. In dieser Unsicherheit über die Größe der Keule ("flexible response"), mit der die USA ggf. zurückschlagen, liegt die beste Garantie, dass Putin sich eben nicht traut, seine "Spezialoperation" atomar zu eskalieren.

  • Sicher können wir nicht vorhersagen, zu welchen Aktionen sich die russischen Aggressoren noch hinleiten lassen. Sichtbar wird allerdings, das die russische Machtstruktur stark schwächelt. Der Anschlag auf die Brücke ist nur ein weiteres mehrerer spektakulärer Ereignisse, die den Krieg durchgängig begleiten.

    So darf es gestattet sein, darüber zu sinnieren, wer hier die eigentlichen Spieler im Hintergrund sind, solche Ereignisse zu planen und durchzuführen. Einer ukrainischen Armee und Staatsführung hat man eine derartige Kriegsführung sicher nicht zugetraut. Hier wird auf fast schon arrogante Weise einer russischen "Weltmacht" vor aller Augen wiederholt mit der Faust ins Gesicht geschlagen.

    Und wenn Sie nicht endlich nach Hause gehen, wird es den nächsten Punsh geben. Die russischen Machthaber wissen das sicher sehr gut. Im Ränkespiel der Mächte hat Russland sich von China vorführen lassen und entwickelt sich augenscheinlich zum tragischen Bauernopfer in einem größeren Spiel.

    Leider wird es noch viel zu viele Menschenleben kosten, bis wieder Frieden einkehren kann.

    • @Gorch:

      Wer sein Militär einsetzt, ermöglich seinen Feinden, dessen Schlagkraft objektiv zu bewerten.



      Das kann sehr nachteilig sein...

      • @mensch meier:

        Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

  • Derjenige der Atombomben hat, dem darf nicht Recht gegeben werden nur weil er sie hat und damit droht.



    Jedoch kann man das nicht einfach ignorieren und so tun als lägen die nur irgendwo zufällig und nutzlos im Weinkeller rum.



    Mal daran arbeiten wie wir da einen Themenwechsel hinkriegen fände ich schon hilfreich, trotz der Figur Putin.

  • Ich verstehe das ein wenig so, dass wir lieber einen Atomkrieg riskieren sollten, als eine wie auch irgend geartete Lösung, die keine zu 100 % Niederlage Putins wäre, die er nämlich nicht annehmen würde.

    Der Autor sollte bedenken, dass es auf dieser Welt viele Menschen und Tiere gibt, die gerne weiter leben wollen ohne Atomkrieg.

    Die Drohung einfach als stumpf zu bezeichnen, weist auf eine gefährliche Fahrlässigkeit hin. Macht sich der Autor Gedanken darüber, was wäre, wenn seine Einschätzung falsch wäre?

    • 3G
      39538 (Profil gelöscht)
      @PolitDiscussion:

      Sie versteigen sich da in apokalyptische Phantasien, werter Herr Kollege. Würde P. auch nur die geringste Atomwaffe einsetzen, nicht einmal vernichtender als konventionelle Waffen, dann hätte er eine rote Linie überschritten, und das Ganze würde zuallererst für ihn den Super-GAU bedeuten: Er würde international endgültig zum Paria, der unter keinen Umständen jemals wieder als Verhandlungspartner akzeptiert würde.

    • @PolitDiscussion:

      Zwei Mal wurde Appeasement versucht: im Donbass und an der Krim.



      Hat nicht funktioniert.



      Sondern nur den nächst größeren Krieg ausgelöst.



      Dann sollte man es vielleicht kein drittes Mal probieren...

    • @PolitDiscussion:

      Was verstehen Sie unter einem "Atomkrieg"? Selbst wenn Russland taktische Nuklearwaffen einsetzt, hätte das nicht automatisch einen "Atomkrieg" zur Folge, wie Sie ihn sich offenbar vorstellen.

      • @Barrio:

        Bereits der Einsatz taktischer Nuklearwaffen wäre ein Atomkrieg und könnte die Schwelle für einen weltweiten Atomkrieg senken. Es ist bewundernswert, wenn Sie und andere dies offenbar ausschließen können und einfach davon ausgehen, dass die Drohungen stumpf sind. Ich fürchte, dass sie nicht stumpf sein könnten und ich denke, dies sollte absolut jeder so sehen, der Verantwortung übernimmt, und z.B. Biden sieht es auch so.

        Momentan sieht es nach einer weiteren konventionellen Eskalation aus. Die Vermutung, dass Vergeltung ausbleibe, ist nun bereits leider widerlegt - und ich frage mich schon, wie der Verfasser zu solch einer unbegründeten Vermutung kommen konnte.

        Grundsätzlich ist doch davon auszugehen, dass jedes einzelne Ereignis auch wieder eskalierende Konsequenzen nach sich sieht. Ich sehe jedenfalls keine Argumente dafür, dass Russland künftig im Sinne des Verfassers auf Vergeltung verzichten würde - der aktuelle Raketenterror auf Städte spricht dagegen.

        • 3G
          39538 (Profil gelöscht)
          @PolitDiscussion:

          Es ist bemerkenswert, wenn Sie offenbar einfach davon ausgehen, dass die Atomwaffen-Drohungen ausgerechnet dadurch entschärft würden, wenn man sich durch sie erpressen lassen würde.

    • @PolitDiscussion:

      Alle Länder des Planeten unterwerfen sich sofort dem großen Führer Putin und es wird Frieden geben bis in alle Ewigkeit. Wären sie dafür?

    • @PolitDiscussion:

      "eine wie auch irgend geartete Lösung" lässt sich leicht fordern, aber man sollte in einer so ernsten Lage wenigstens umrissartig beschreiben können wie eine solche aussehen könnte. Sicher ein kurzfristiger 'Frieden' liese sich sicher erkaufen indem man Russland Zugeständnisse macht und den Bruch des Völkerrechts ebenso beschweigt wie die immer zahlloseren Kriegsverbrechen. Nur das tat man eben auch schon nach zwei Tschetschenien-Kriegen, ebenso in Georgien und zulezt auf der Krim. Putin hat seine Vorstellungen, Ziele und Gebietsansprüche wirklich oft genug ausgebreitet. Wie also sollte eine Lösung aussehen, die nachhaltig Frieden und Stabilität garantieren kann und nicht lediglich das Feld dafür bereitet, dass sich die russischen Kräfte konsolidieren können um dann zur nächsten Expansion zu schreiten? Zumal Putin dann ja wüsste, dass er nur mit dem Atomkoffer zu winken braucht um wirklich jedes Zugeständnis erpressen zu können.

      • @Ingo Bernable:

        Brüche des "Völkerrechts" oder der Menschenrechte bei Verbündeten des Westens werden doch immer wieder "beschwiegen" / übersehen. Die USA erkennen die Zuständigkeit des internationalen Gerichtshof für ihre Bürger nicht an."Demokratie und Menschenrechte" sind oft genug (meistens?)der Deckmantel für die eigenen politischen Interessen. Diese eigene Verlogenheit , die Anwendung verschiedener Maßstäbe, die man bei sich selber ignoriert bzw. gar nicht erst wahrnimmt ,dafür bei anderen aber umso heftiger kritisiert,wird von den Kritisierten sehr wohl erkannt und entsprechend eingeordnet: Propaganda.Gegen welche man eben die eigene setzt.



        Solange man die "westlichen Werte" nicht konsequent, sondern opportun anwendet, wird man immer unglaubwürdig bleiben.

        • @Mustardmaster:

          Das Sternben in der Ukraine und die Drohung mit Atomschlägen dürfte derzeit wohl ein größeres Problem sein als die Glaubwürdigkeit.

          • @Ingo Bernable:

            Das Sterben in der Ukraine und die Drohung mit Atomschlägen ist eine Folge der Unglaubwürdigkeit.

        • @Mustardmaster:

          Verletzungen des Völkerrechts durch westliche Verbündete sind aber kein Grund, Putins barbarischen Angriffskrieg widerstandslos hinzunehmen.

          • @Barrio:

            Da haben Sie Recht. Ich frage jedoch, ob wir uns z.B. bei dem völkerrechtswidrigen Angriff auf den Irak ebenfalls mit dem Opfer solidarisiert haben, Waffen zur Selbstverteidigung geliefert haben, täglich über alle Vorgänge Informationen erhielten? Menschenleben zählen halt nicht gleich, manche sind gleicher - ja nach Interesse unseres "Wertewestens".

            • @resto:

              Sie bemängeln also, dass wir die Diktatur Saddam Husseins nicht mit Waffenlieferungen unterstützt haben? Wenn das Ihre Maßstäbe sind, wundert mich Ihre Haltung zum sogenannten "Wertewesten" nicht.

              • @Barrio:

                Es geht um einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. Der dort ebenfalls stattfand. Ganz egal, was für ein System in einem Land installiert ist; man kann das nicht einfach überfallen und 100.000e Menschen töten, weil es einem nicht passt. Übrigens hat die Ukraine auch Demokratie- und Pressefreiheitsprobleme, ganz zu Schweigen von der Korruption.

                • @resto:

                  Deshalb hat Deutschland sich am Irakkrieg ja auch zurecht nicht beteiligt.

                  Im Übrigen gilt das bereits gesagte: Verletzungen des Völkerrechts durch westliche Verbündete sind kein Grund, Putins verabscheuungswürdigen Angriffskrieg widerstandslos hinzunehmen.

                  Selbst wenn Ihr Vorwurf der Doppelmoral also berechtigt wäre (was er nicht ist), wäre dies kein Grund, die Ukraine jetzt nicht mit Waffenlieferungen zu unterstützen.

                  • @Barrio:

                    Sehr treffende Replik, danke dafür.

                    Unabhängig davon, dass der Irakkrieg der Amerikaner (nicht der NATO!) im Jahr 2003 geopolitisch irrsinnig und völkerrechtswidrig war, besteht bei sachlicher Betrachtung trotzdem noch ein Unterschied zu dem, was gerade in der Ukraine passiert. Lügen wie "die Amerikaner haben 100.000e Iraker umgebracht" können darüber nicht hinwegtäuschen.

                    • @Bussard:

                      Sorry, das sind keine Lügen. Schätzungen reichen von 100.000 bis 1.000.000 Opfern www.sueddeutsche.d...ak-krieg-1.1795930. Aber das will man halt kleinreden, weils nicht in die eigene Welt passt.

                      • @resto:

                        Ihre Behauptungen werden durch den von Ihnen verlinkten Artikel nicht gestützt.

                        Zu den übrigen Punkten können oder wollen Sie sich anscheinend nicht äußern.

                      • @resto:

                        Wieviel davon wurden von den Amerikanern umgebracht? Die meisten starben doch durch sunnitische und schiitische Banden. Und im Irak herrschte schon Krieg Saddam gegen Schiiten, kurden, die Amerikaner haben diesen Krieg (der weitaus mehr Opfer forderte als was danach kam) nur beendet.

        • @Mustardmaster:

          Einfache Frage auf diese unmäßige Grenzwertbetrachtung: Möchten Sie lieber in den USA oder lieber in Russland leben?

      • @Ingo Bernable:

        "Immer zahlloser" gibt es nicht; aber die Wortwahl zeigt, daß Sie sich in Rage bringen wollen.



        So viel irrationaler als andere Politiker ist P. wohl auch nicht (da fallen bestimmt auch Ihnen welche ein - mir nämlich auch).



        Und zu welchem "Ende" würden denn Sie gerne kommen?

        • @Fail Again:

          Sie bezeichnen Massaker an der Zivilbevölkerung und Kriegsverbrechen als rationale Politik?



          "Und zu welchem "Ende" würden denn Sie gerne kommen?"



          Wiederherstellung der ukrainischen territorialen Integrität, internationale Isolation Russlands oder regime change in Moskau um der internationalen Ordnung wieder Geltung zu verschaffen. Und sie? Abschaffung von Völker- und Menschenrechten?

          • @Ingo Bernable:

            Ich sagte, P.s Politik sei nicht irrationaler als die westliche. Wenn Sie das nicht glaben bleiben nur Jodtabletten. Was nützen dann Völker- und Menschenrechte, an die sich eh keine Seite hält. Wenn Sie glauben, Moral sei die treibende Kraft hierbei, sind Sie schief gewickelt.

            • @Fail Again:

              Wenn die Verhältnisse also amoralisch sind und Völker- und Menschenrechte eh keine Rolle spielen, müsste man daraus ja schlussfolgern Russland in genau diesem Modus entgegenzutreten. Vergessen wir das mit der regelbasierten Ordnung also am Besten setzen ganz auf die Hard Power der militärischen Überlegenheit, das hat ja im letzen Jahrhundert auch schon so super funktioniert.

    • @PolitDiscussion:

      So verstehe ich es auch. Und mit einer solchen Drohung darf NIEMAND Erfolg haben. Nicht den kleinsten.



      Wenn damit Erfolge erzielt werden können ist es abzusehen, dass die Erpressung damit weitergeht und sogar Nachahmer findet. Es gibt ja noch andere einige Länder die über Atomwaffen vefügen.



      Die Gefahr eines Einsatzes von Atomwaffen ist also nicht gebannt indem man Moskau nachgibt. Sie bleibt bestehen solange es diese Waffen gibt.

  • Das ist gerade nicht der Fall, zumal die Drohung mit Kernwaffen heute bestenfalls noch ein Mundgeschütz ist, und auch dort ist es sehr staubig geworden. Ich weiß dass es wenig Aussicht hat, sich an tiefliegenden psychologischen Strukturen abzuarbeiten, aber das ist eine Technologie der 1940/50er-Jahre. 1945, als nur ein Land die Bombe hatte und damit begann, Japan zu bedrohen, da war das ein Geschütz. Heute ist es eine P-Verlängerung für kleine und mittlere Diktatoren und Autokratenmännchen einerseits und eine allein daraus resultierende störende (teure) Notwendigkeit für eine Hand voll Weltpolizisten andererseits, die derart verdammt sind, ein Museum mit sich rumzuschleppen. Die Bestände, quantitativ wie qualitativ, aller westlichen Atommächte kennt seit Jahrzehnten nur eine Richtung, nach unten. Man könnte sich zumindest mal fragen, warum das wohl so ist. Und insb. (westl.) Militärs i.A. am ehesten darauf drängen.

    Es gibt davon abgesehen eine ganze Palette davor, oder überhaupt vor dem - unter diesen Umständen sinnfreien und immer kontraproduktiven - Einsatz sog. Massenvernichtungswaffen (Krieg ist Massenvernichtung), nämlich in etwa die halbe Eskalationsleiter, die Moskau außerdem noch nicht beschritt. Sie hätten beispielsweise die ukr. Regierung ausschalten, die Propaganda-, Befehls- und Entscheidungszentren gezielt angreifen können. Eigentlich so mit das Erste, was man - in der Absicht die sie augenscheinlich zunächst hatten - tun würde, es ist nie geschehen. Wird es auch höchstwahrscheinlich nicht mehr. Und auch das ist nicht so überraschend, erinnert nur daran, dass es wie so oft in Wahrheit ein paar mehr rote Linien gibt, als uns das verraten wird. Die Tötung etwa Selenskyjs wäre wenn nicht unerlässlich aus russ. Sicht moralisch aber auch praktisch für die Ukraine ein ganz schwerer Schlag gewesen, das hätten die USA sofort ausgleichen müssen und das hätten sie getan. Kann ja jeder überlegen wie das wohl. Russland weiß es.

    • @Tanz in den Mai:

      Selsnzky und seine Familie zu töten war doch geplant - sie haben es einfach nur nicht geschafft

    • @Tanz in den Mai:

      "Die Bestände, quantitativ wie qualitativ, aller westlichen Atommächte kennt seit Jahrzehnten nur eine Richtung, nach unten."



      Das ist bestenfalls die halbe Wahrheit. Zum Gesamtbild gehören neben Milliardenschwere Modernisierungsprogramme auch Neuentwicklungen von etwa 'Mini-Nukes' die die Schwelle zum Einsatz noch weiter absenken, ebenso wie das ersatzlose Auslaufen verschiedener Abrüstungsabkommen.

      • @Ingo Bernable:

        "auch Neuentwicklungen von etwa 'Mini-Nukes' die die Schwelle zum Einsatz noch weiter absenke"



        Neuentwicklung?



        Sorry - aber die Dinger sind Uralt kalter Kaffee.In den 50-60ger Jahren wollte man die in Deutschland an den Grenzen als Minen einsetzen.Hinzu kamen "Rucksack Bomben"(Atomar).Oder auch Werfer wie die David Crocket.

        • @Garp:

          Wozu werden dann Milliarden in Entwicklungsprogramme gesteckt, wenn es doch gar nichts neues, sondern kalter Kaffee aus den 50ern ist?

          • @Ingo Bernable:

            Armbrueste sind Uralt - wurden weiterentwickelt.Machen Sie das zu etwas neuem?



            Hier kannst du nachlesen warum die "Dr.Seltsams"das wieder aufgegriffen haben



            www.aspistrategist...e-with-mini-nukes/

  • 6G
    656279 (Profil gelöscht)

    "Die Bombe als stumpfes Schwert"

    Klar, aber in einem ganz anderen Sinne als hier vom Autor unterstellt. Auch Biden & Co. sind keine Selbstmörder, ist die nach wie vor und auch hier gern (hämisch?) registrierte, militärische Zurückhaltung Russlands durchaus Teil des größeren Ganzen.

    Das eigentliche Schlachtfeld - sogar von Baerbock erkannt - ist die Ökonomie, diejenige und zunehmend, gar anhaltend ohne russische Rohstoffe.

    • @656279 (Profil gelöscht):

      anschließe mich - ja - wo Klaus Hillenbrand draufsteht - ist meist auch Klaus Hillenbrand drin - leider.

      • 6G
        656279 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        Ich lese hier zu wenig mit, um die Spezifika der einzelnen Autoren zu kennen, orientiere mich primär an deren Inhalten.

        • @656279 (Profil gelöscht):

          Keep cool - das wird!;)